Wohin will man denn dann aber mit dem Rotlichtviertel?
Die immer mal wieder aufkommenden Rufe nach "aufräumen des Bahnhofsviertels" in all ihren Variationen, die sich mal gegen die Junkies, mal gegen die Puffs,und mal gegen die Ausländer richten interpretiere ich, wenn ich wohlwollender Laune bin so, dass man sich in Abwägung des einzigartigen Bahnhofsviertelbiotops vs. eine schöne alte neue Prachtmeile für die Prachtstraße entscheiden möchte.
Aus dem Verlangen heraus, sowas wie eine echte Prachtstraße, einen zusätzlichen mondänen Stadtmittelpunkt, der nicht die Zeil in ihrem derzeitigen Massenkommerzmakeup ist, durchaus verständlich, zugegeben!
Trotzdem kein gutes Geschäft, meiner Meinung nach!
1. Ist die Kaiserstraße keine besonders imposante Prachtstraße. Wird sie auch nicht! Sie ist eine einigermaßen imposante Allee, oder sowas.
Sie ist inzwischen auch ohne Frage wirklich schön und attraktiv, mit Straßencafes und Restaurants und Hans Jones und Franz Wang laufen da im Frack mit wichtigen Minen und Headset hinter grinsenden indischen amerikanischen oder japanischen Touristen hin und her und alles,also hör mer uff! Die Kaiserstraße ist schon sehr sehr lange, sehr sehr entschieden ihrem miesen Ruf entwachsen! Alles ganz klasse!
Keinesfalls aber hat sie das Zeug als Prachtstraße durchzugehen, der Begriff ist von anderen solchen im europäischen und weltweiten Kontext von Kalibern besetzt, dass sich hier keine Diskussion lohnt!
Vergleichsweise handelt es sich hier rein baulich um eine ca. einen halben Kilometer lange, schmale Straße!
Konkurrenten sind Kilometerlang oder mindestens doppelt so breit, oder haben wenigstens einen Wasserlauf in der Mitte, und Plätze mit Säulen in der Sichtachse, oder Triumphbögen, oder Schlösser, oder Parlamentsgebäude, oder ähnliche Gimicks an ihren beiden Enden. Ich argumentiere hier für eine fordernde Politik gegenüber dem UEC und seiner gestalterischen Verantwortung am Ende des Europaboulevards, weil das in dem Zusammenhang langfristig eine Chance wäre.
Was die Einzelhandels- und Gastronomiestruktur angeht, müsste man die Goethestraße und die Fressgass komplett hierherermuntern, um den Begriff einer x-beliebigen "Prachtstraße" irgendwie legitimieren zu wollen.
Mit anderen Worten, man wird hier, egal wie sehr es gelingt, immer nur etwas im Vergleich drittklassiges erreichen...- Schlimmstenfalls Mall-Charakter! -...dessen Einzelzutaten sowieso schon vorher in Frankfurt vorhanden waren.
-Und wird dafür ein Stück Stadt vernichten, welches so nicht so einfach per Ukas irgendwo jenseits der Ostzeil wiederersteht.
Ich glaube, das Zitat stammt sogar hier aus dem Forum, wenn nicht kann ich mich dem trotzdem nur voll anschliessen:" Hier ist Frankfurt wirklich Großstadt!".
Hier unterscheidet es sich noch mehr als durch die Skyline von ähnlich großen Städten in Deutschland.
Hier offenbart sich ein Frankfurter Alleinstellungsmerkmal, etwas ortsspezifisches, meiner Meinung nach. Liberaler Geist, wenn jetzt noch etwas professionelleres Ortsmarketing, und ein etwas breiteres Unterhaltungsangebot ergänzend dazu käme, dann wäre das Touritechnisch, und auch für die Eingeborenen allemal attraktiver, als Verdträngungstaktik. Mehr, statt weniger!
...Übrigens ist das Amsterdamer Rotlichtviertel auch inmitten der Altstadt (sogar einem baulich wesentlich geschlosseneren Viertel).
special feature: Puff next door to church!