Museum der Weltkulturen (auf Eis)

  • Zitat GJM: Nur am Rande: das Technische Rathaus ist (war) von Bartsch, Thürwächter, Weber.


    Danke für den Hinweis. Ich habe gerade nochmal bei Wikipedia nachgeschaut. Bartsch, Thürwächter und Weber waren die Übeltäter. Ich entschuldige mich hiermit bei Herrn Eiermann für die falsche Verdächtigung.


    Das ändert nichts daran, dass der Klotz neben dem Kutscherhaus der Horror ist. Das wird Gott sei Dank von fast allen hier im Forum so gesehen. Ob er die Aufnahme in diese Galerie schafft, urteilt selbst: http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=1020393


    Das schreibt die FAZ heute über den Museumsanbau:
    http://www.faz.net/s/RubFAE83B…Tpl~Ecommon~Scontent.html

    Einmal editiert, zuletzt von Lucas 2011 () aus folgendem Grund: Bericht zum Thema in der FAZ gefunden

  • Eine Bürgerinitiative formiert sich gegen ...irgendwas!

    Wow! Was ne Überraschung!




    Ich finde zwar die Motivationslage des hier mal wieder explodierenden Spießbürgertums zum kotzen.


    Aber beschweren dürfen sich Architekten und beschlussfassende Gremien, die sich dachten, diesen Mist erfolgreich verkaufen zu dürfen, nicht!


    Da plant einer im wahrsten Sinne des Wortes einen unterirdischen Entwurf, und die Jury, die eigentlich Architektur zu bewerten hätte, klatscht - dem Wutbürger in Gehorsam vorauseilend - der Abwesenheit derselben Beifall!


    Ich habe mir neulich im Messeturm die Wettbewerbsausstellung angeschaut: Alle Entwürfe, die den Recall überstanden, und es in die Mottoshows geschafft haben, hatten in der beurteilenden Beschreibung der Jury ein Attribut gemeinsam, ohne welches man in Frankfurt scheinbar keine Hundehütte mehr bauen kann: „bescheiden“ AKA „zurückhaltend“.


    Die Entwürfe hatten stilistisch, organisatorisch, oder sonst wie nichts gemeinsam, außer, dass sie „bescheiden“ und „zurückhaltend“ waren. Dementsprechend hat der Entwurf gewonnen der dieses verquaste Paradigma am konsequentesten durch seine versuchte völlige Unsichtbarkeit umzusetzen versucht hat.
    Scheiße, kann ich da nur sagen!


    Wenn ich mir angeschaut habe, was da zur Auswahl stand, dann war das sicher nicht alles der Architektur letzte Weisheit, aber mindestens 5-10 Entwürfe waren wenigstens um ein vielfaches aufregender, origineller, oder zeichenhafter, als der Mist, der den Wettbewerb offensichtlich gerade wegen der Abwesenheit all dieser tollen Eigenschaften gewonnen hat.


    Wenn es eine Gelegenheit gibt, wo Städte noch Zeichen setzten dürfen, wo sie sich noch Einmaligkeit verschaffen dürfen, wo sie sich Wiedererkennungswert verschaffen dürfen, wo sie sich der Austauschbarkeit entgegenstemmen können, dann sind es Museumsbauten.
    Die Erweiterung des Städel war in ihrer jetzigen Form schon keine so tolle Idee, war aber verschmerzbar, weil das Städel mit seinem Kopfbau ein entsprechendes Entree hat, und es sich „nur“ noch um eine Erweiterung handelte, die auf lange Sicht von weiteren Flügeln eingerahmt werden wird.


    Aber dies trifft hier beim Museum der Weltkulturen nicht zu. Frankfurt hat eigentlich kein „Museum der Weltkulturen“. Frankfurt hat 3 mehr oder weniger schöne Villen, in denen Teile der Sammlung ausgestellt werden.
    Frankfurt hätte, wenn ich das in letzter Zeit in der Presse richtig mit verfolgt habe, eine Sammlung parat, um darum ein Museum zu bauen, welches Weltgeltung haben könnte!
    Anstatt eines entsprechenden Museumsbaus sollte es also weiterhin einen ein paar Handtücher großen Park geben, unter dem man kein Museum, aber Ausstellungsflächen geschaffen hat, schön bescheiden und zurückhaltend.


    Dass dafür trotzdem Bäume fallen müssen, ist denselben NIMBYS , die das auch für einen „richtigen“, oberirdischen Museumsbau nicht toleriert hätten also sauer aufgestoßen. Immer noch zu viel, um nicht dagegen sein zu können, soso! Dass man solchen Leuten gegenüber mit dem reichen des kleinen Fingers nicht den Rest der Hand behält, hätte aber klar sein müssen.
    Trotzdem kann ich nicht umhin, wenigstens in einer Hinsicht mich wenigstens im Ergebnis dem Protest anzuschließen: Ich für meinen Teil habe auch keine Lust, Millionenbeträge meiner Steuern für diesen nichtssagenden Mist unter der Erde verbuddeln zu lassen.


    Braucht Frankfurt also wieder ein „Symbol des Fortschritts?“
    JA!!!! Natürlich! ....Besser, als ein Symbol des Stillstands, des Passens, der Selbstzufriedenheit!


    Wenn dafür der Park zu schade ist, dann halt woanders! Dass der Versuch, sich vor dieser Entscheidung mit diesem Pseudo-Entwurf wegzuducken gerade schiefgeht, finde ich nur logisch.


    Ich sehe keine Notwendigkeit, warum man sich in der direkten Abwägung, welchen Gedanken man zu Ende verfolgt – Museumsufer oder Park- sich nicht für das Museumsufer entscheiden sollte.
    Das Museum ist aber, wenn man denn den Park unbedingt erhalten will, dort dann halt einfach nicht richtig platziert!


    Es hat in der Frankfurter Geschichte schon mehrfach Relocationen von bedeutenden Museen gegeben. Soweit ich weiß gehört auch das Städel dazu. Das Senckenbergmuseum ist nach damaligen Maßstäben vor die Tore der Stadt gezogen, um riesige Räumlichkeiten einzunehmen, und platzt heute mitten in der Stadt aus allen Nähten.


    Mag sein, dass 2007 schon einmal eine Standort-Review negativ ausgefallen ist. Dann ist sie eben falsch ausgefallen.


    Es gibt Standorte en Masse, die nach einer Aufwertung schreien, und die dem Museum den Platz verschaffen könnten, den es brauchte.


    Die Molenspitzen der beiden Häfen, oder der Bockenheimer Campus sind da nur Möglichkeiten von vielen.


    (Jegliche Diskussion über missratene Nebengebäude könnte man sich da sparen, zusammenfassend: der Entwurf ist die scheußlichste Umsetzung der scheußlichsten Vorgaben, oder noch knapper zusammengefasst: :maddown:)

  • @Chewbacca, Rako
    Es wird hier eine Legende gestrickt, dass Architektur in Frankfurt nicht mehr wahrnehmbar sein darf. Aus Angst vor neureichen Wutbürgern und anderen Verschwörungen gegen den guten (also Euren) Geschmack werden Architekten angeblich drangsaliert und ihrer Kreativität geraubt. Dann wird noch generell auf andere Windmühlen eingedroschen wie "Political Correctness", Duckmäusertum, Spießbürgern ohne Geschmack (also natürlich Fans von Mäckler, wem sonst?), die den Status Quo in Stein meißeln wollen. Die Gegenseite lächerlich zu machen und als ahnungslose Laien zu diskreditieren, halte ich jedenfalls für kontraproduktiv.


    Zum Thema spektakuläre Architektur, frag ich mich, auf welchem Niveau hier gejammert wird. Habt Ihr etwa das MyZeil, den OpernTurm, den EZB Tower oder das Squaire vergessen, die übrigens alle sehr gelungen sind? Es ist doch viel eher so, dass moderne Architektur meistens auffällig und äußerst selten zurückhaltend ist. Der innovative Städel-Anbau ist da mal anders und wurde in diesem Forum völlig zurecht als architektonisches Highlight gefeiert. Übrigens kommt das neue "Historische Museum" wieder deutlich zeitgenössischer und markanter (d.h. wahrnehmbarer) daher.


    Zum Design des Weltkulturen-Museums: Wenn ich schon höre, dass die Gründerzeit-Villen drittklassige "Konfektionsware" sein sollen, scheinen die Eindrücke des Ist-Zustandes schon sehr subjektiv zu sein. Der jetzige Entwurf mag nicht euren Geschmack treffen, aber er hat gewisse Ähnlichkeiten zum Museum Folkwang in Essen Unterstes Bild. Ein "Landmark der Gegenwartsarchitektur" ist er nicht, aber warum müssen Museen immer in diese Schablone passen? Die Anziehungskraft sollte auch von der Wirkung der Exponate und Ausstellungen ausgehen und die Architektur sollte hierbei unterstützen. Man sollte es machen dürfen wie das benachbarte Museum für Angewandte Kunst von Richard Meier als "Leuchtturm" oder durch Städelsches "Understatement". Beide Herangehensweisen sollte man aushalten können.

    Einmal editiert, zuletzt von Golden Age ()

  • Chewbacca, herrlich erfrischend! :daumen:


    Ich war auch im Messeturm und habe mir die Wettbewerbsergebnisse angesehen. Bisher hatte ich keine Zeit, all die Aufnahmen hier einzustellen, und diese Zeit habe ich jetzt eigentlich auch nicht, aber was soll's...


    Alternativen:







    Schauder:































    Und nochmal der Gewinnerentwurf, der umgesetzt werden soll:







    Bilder: Miguel


    Wirklich auf Anhieb überzeugen konnte mich keiner der Entwürfe, etwas singulär Herausragendes war nicht dabei. Teilweise kommt einem das kalte Grausen. Von den gezeigten Entwürfen - die Auswahl der Bilder ist rein subjektiv und in der Reihenfolge meines Rundgangs - hat wohl einer der gefälligsten Entwürfe gewonnen, wenngleich er halt größtenteils unsichtbar ist - was einiges über den mangelnden Einfallsreichtum der Architekten aussagt.


    Was die Intention der Parkschützer-Bürgerinitiative angeht, habe ich bei meinem Ausstellungsbesuch etwas verlauten hören, was recht wenig mit Bäumen zu tun hat. Vielmehr gehe es den Herrschaften, einflussreichen Anwohnern aus der dahinterliegenden Metzlerstraße, in erster Linie um ihre Aussicht, die sie sich nicht verbauen lassen wollen, und natürlich um die Vermeidung von Baulärm. Typisch NIMBY. Auch typisch, dass die Bürgerinitiative mal wieder zu spät kommt. Nicht so spät wie in Stuttgart, aber zu spät allemal. Dass schon 2008 die Kompromissformel lautete, wir bauen den deutlich größeren Hafenpark und erweitern dafür das Museum der Weltkulturen, dem ein Teil des Museumsparks geopfert werden wird, sollte zumindest in interessierten Kreisen bekannt gewesen sein. Dass dieser Teil des Parks, der überbaut wird, zu groß sein soll, bzw. dass die Museumsbauten an sich zu groß seien, wie im oben verlinkten FAZ-Interview behauptet, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn das ein gescheites Museum werden soll, braucht man auch entsprechend Ausstellungsfläche und Flächenreserve, um nicht in wenigen Jahren wieder vor einem Kapazitätsproblem zu stehen.


    Abgesehen von der Motivation der Parkschützer, kann ich mich aber dennoch mit den Zielen der Gegner dieses Erweiterungsbaus anfreunden. Zwar ist der Neubau recht unauffällig und greift bei weitem nicht so dramatisch in den Museumspark ein, wie die Gegner dies jetzt behaupten. Aber ich stimme Chewbacca zu, dass ein so viele Millionen teurer Museumsneubau - und es ist ja ein Neubau, im Gegensatz zum Städel eben keine bloße Erweiterung - auch sichtbar sein sollte. Mit einem derartigen Museum, zumal noch mit dem wohl vorhandenen großen Ausstellungsschatz, könnte Frankfurt eine weltweit bekannte Museumsikone schaffen, was mit diesem Entwurf definitiv nicht gelingen wird. Wenn ich ans Guggenheim, den Louvre, das Getty Center etc. denke, denke ich eben nicht (nur) an die letzte Ausstellung, sondern vor allem auch an die äußere Hülle. Wenn den Architekten also nichts Besseres einfällt, ein wirklich herausragendes Museumsgebäude an dieser Stelle zu schaffen, ohne dabei den Park ganz aufgeben zu müssen, dann muss das Museum eben an einer anderen Stelle gebaut werden. Wenn es zum Kulturcampus Bockenheim umziehen würde, um ein Beispiel zu nennen, würde darunter das Museumsufer an sich ganz bestimmt nicht leiden. Schließlich mangelt es auch benachbarten Museen an Ausstellungsfläche, die für eine Erweiterung ihrer Kapazitäten in den Villen, die jetzt das Museum der Weltkulturen beherbergen, dankbar wären.


    Beim Städel überzeugt mich die unterirdische Erweiterung, da fügt sie sich auch harmonisch an das Gebäude an und ergänzt es auf supermoderne, eindrucksvolle Weise, ohne das Hauptgebäude in den Schatten zu stellen. Die unterirdische "Erweiterung", die für das Weltkulturmuseum vorgesehen ist, erreicht diese Qualität schon längst nicht mehr, weil es eben zum einen nur eine Wiederholung ist und zum anderen - viel wichtiger - keinen zusammenhängenden Museumsbau schafft. Auch kann ich keine Campus-Atmosphäre erkennen, denn wo ist der bauliche Bezug zu den Villen? Von dem katastrophalen Nebengebäude an der Metzlerstraße reden wir noch gar nicht. Das sieht mir alles sehr nach zusammengewürfelten Einzelbauteilen aus, ohne eine vernünftige Einfassung oder einen erkennbaren Zusammenhang. "Das" Museum ist nicht erkennbar.


    Fazit: das, was jetzt auf dem Tisch liegt, ist für mich noch nicht die optimale Lösung.


    Ergänzung Golden Age: Klar, es gibt die Alternativen "Leuchtturm" und "Understatement", und es muss in der Tat nicht immer ein Leuchtturm sein. Aber das "Understatement" ist hier nicht wirklich überzeugend umgesetzt, schon allein, weil der ursprüngliche Museumsbau fehlt, dem sich der "Anbau" unterordnen könnte. Das diskreditiert die schönen, unbedingt zu erhaltenden Villen keineswegs.

    Einmal editiert, zuletzt von Miguel ()

  • Kurzes Intermezzo, denn das Folgende passt nicht zum aktuellen Thema Museumserweiterung. Dafür umso besser zum Thema mangelnde Überzeugungskraft: Eine Visualisierung dessen, was uns am Degussa-Areal erwartet hätte, wäre dort ein Neubau für das Museum errichtet worden.



    Bild: DIC


    Wir erinnern uns: Ein Leuchtturm-Projekt war für diesen Ort angekündigt worden ...

  • Neubaupläne des Erweiterungsbaus - Eine Chronik

    Die FNP hat heute eine anschauliche Zusammenfassung der Entwürfe und Debatten der letzten 40 Jahre erstellt. Es sind u.a. vergangene Entwürfe des Architekten Richard Meier zu sehen.


    1904 - Völkerkunde-Museum wird als zweites städtisches Museum gegründet. Es wird auch als Kolonialmuseum bezeichnet, zieht 1908 ins Thurn-und-Taxis-Palais und ist nach dem Krieg ohne Bleibe.
    1969 - Erste Überlegungen für einen Neubau existieren und 1973 bezieht man ein Gebäude am späteren Museumsufer.
    1987 - Eine gläserne Halle der Architekten Meiler, Vural und Partner sollte weit in den Museumspark hineinragen und 1988 fertig sein (mit DM 80 Mill. Baukosten). Allerdings scheiterte man an den Kosten und den 60 zu fällenden Bäumen (Bürgerinitiative mit Hilfe der CDU).
    1989 - Star-Architekt Richard Meier will zwei Bauwerke auf beiden Seiten der Metzlerstraße für DM 116 Mill. verwirklichen, die mit einer Brücke verbunden sind. Das damals noch nicht unter Denkmalschutz stehende historische "Kutscherhaus" an der Metzlerstraße abgerissen werden (sowie 33 Bäume, von denen schon einige gefällt wurden). Aus Geldmangel wird das Projekt 1992 nicht weiter verfolgt.
    2002 - Kämmerer Horst Hemzal (CDU) verkauft das Grundstück an der Metzlerstraße zum Preis von rund 1500 Euro pro qm. In dem dort errichteten Haus befindet sich eine der teuersten Wohnungen Frankfurts – für rund 12 000 Euro pro qm.
    2006 - Schwarz-grüne Koalition greift die Neubaupläne wieder auf. Für rund 60 Millionen Euro hätte ein privater Investor einen Neubau auf dem Degussa-Areal errichtet, die Stadt hätte 3,5 Millionen Euro Miete pro Jahr zahlen müssen. Das war den Stadtverordneten zu teuer und eine Bürgerinitiative protestierte mit einer Unterschriftensammlung – diesmal gegen den Umzug.
    2008 - Man entschliesst sich doch für einen Neubau im Museumspark und schafft im Gegenzug den Hafenpark. Der 6000 Quadratmeter große Neubau von Kuehn Malvezzi könnte aber noch signifikant höhere Kosten verursachen und das Projekt gefährden.

  • Einen Stuttgart-21-Effekt sehe ich hier wirklich nicht. Bürgerinitiativen und Proteste von Anwohnern sind kein neues Phänomän. Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, daß der Bau des Campanile vor ca. 20 Jahren durch eine Klage einer einzigen Anwohnerin gestoppt wurde. Seitdem sind in Frankfurt mehrere Hochhäuser mit mehr als 150 m Höhe entstanden, ohne daß irgendwelche Protestler auf die Barrikaden gegangen wären. Auch sonst sind mir keine nennenswerten Protestaktionen gegen Bauprojekte bekannt, auch nicht bei Objekten die deutlich größer und bedeutender sind als der Anbau des Museums für Weltkulturen. Es gibt also keinen Grund, Bauwerke aus Angst vor Protesten unter der Erde zu verstecken. Gerade ein Museumsanbau sollte zwar zurückhaltend, aber auf jeden Fall wahrnehmbar sein.


    Ich bin seit fast 20 Jahren als Architekt tätig, in Spanien, Österreich und Deutschland, unter anderem auch in der Altbausanierung und bei Neubauprojekten im Umfeld historischer Gebäude. Die genauen Vorgaben für die Planung sowie die genauen Funktionen des Museumsanbaus sind mir nicht bekannt, und ich schließe die Möglichkeit nicht aus, daß einige Wettbewerbsteilnehmer die Gestaltung der Innenräume und den Funktionsablauf des Museums hervorragend gelöst haben. Ich kann hier nur die Gestaltung und die Integration in die Umgebung beurteilen. Unter diesen Kriterien kann ich nur sagen, daß kein Wettbewerbsentwurf wirklich gut ist, einige der Wettbewerbsarbeiten sind sogar so schlecht, daß mir die Tränen kommen. Da ist der Siegerentwurf noch das kleinste Übel.


    Nicht nur in Frankfurt, sondern auch in vielen anderen europäischen Großstädten sind viele Museen in den letzten Jahren aus allen Nähten geplatzt. Die beste Lösung wäre daher sicher ein Umzug des Museums. Am besten an einen Ort, wo auch die Möglichkeit zu weiteren Anbauten besteht, falls in einigen Jahren doch wieder die Grenzen der Kapazität erreicht sind.

  • Danke für den Bilderservice, Miguel.


    Erschreckend. Wäre es eigentlich so schwierig gewesen, einen den Raumanforderungen entsprechenden Entwurf in einer *traditionellen* Architektursprache zu finden? Das soll jetzt kein Kopieren des Bestandes bedeuten, aber eben Putzfassaden, normale Fensterteilungen und vor allem vernünftige Dächer? Die Entwürfe überschlagen sich mit Sichtbeton, riesigen Glasflächen und spektakulären Formgebungen, was an dieser Stelle eben wie die Faust aufs Auge passt. Man könnte meinen, die 1960er halten wieder Einzug.


    Aber nein, offenbar ergeben Stolz, Dogma und Ideologie zusammen eine Mischung, die es nicht erlauben, etwas ästhetisch ansprechendes zu entwerfen – bei der Masse an Einreichungen wirklich ein Armutszeugnis für die Zunft. Ich bin ganz ehrlich gesagt fassungslos, dass nicht einmal etwas im Sinne der Postmoderne dabei ist. Für dieses Unvermögen nun auch noch die FDP-Erfindung Wutbürgertum verantwortlich machen zu wollen, halte ich persönlich nur noch für peinlich.

  • Man verzeihe mir den unsachlichen Beitrag.


    Der Architekt, mit dem Beitrag Nr. 130 gehört aber wirklich erschlagen.

  • Schmittchen: Man muss zum Degussa-Areal fairerweise sagen, dass es sich bei der Visualisierung um nicht viel mehr als ein Massenmodell handelt, eine Architektur wurde aus verständlichen Gründen (keine Einigung mit der Stadt) noch nicht entwickelt.

  • Gerade dann ist es doch traurig zu sehen, dass ein "Massenmodell" wesentlich attraktiver wirkt als sämtliche Vorschläge die am sogenannten "Architektur"-Wettbewerb teilgenommen haben. Zu 90% handelt es sich dabei um einfache Würfel. Man muss keine Paläste wie zu des Kaisers Zeiten bauen, eine dezente Formsprache könnte Wunder wirken. Wieso kein Dach? oder abgerundete Ecken? Ein Giebel? Durch die einfachsten gestalterischen Mittel könnte man einem solchen Gebäude ein Gesicht geben.


    Da bin ich doch froh dass man sich für das geringste Übel entschieden hat, getreu nach dem Motto: Verlegen wir den Würfel unter die Erde, da sieht man ihn wenigstens nicht ...

  • Ich habe vor einigen Wochen ein Interview mit Frei Otto gelesen, dem früheren Architekten von Stuttgart 21, in dem er sagt „Maulwürfe gehören unter die Erde, Menschen brauchen Licht, Luft und Sonne.“ Darüber sollte man sich hier auch einmal Gedanken machen. Das traurige daran ist nur, daβ alle anderen Entwürfe noch schlechter sind.


    Zu Entwurf 130: Zwischen Saalhof und Nikolaikirche wartet eines der hässlichsten Gebäude von Frankfurt auf seinen baldigen Abriβ. Und da kommt tatsächlich einer an und präsentiert uns fast eine exakte Kopie davon. Da muβ man sich wirklich fragen, was im Hirn dieses Menschen vorgeht.


    Ein Museum für Weltkulturen sollte auch die Baukultur der Stadt repräsentieren, in der es steht.


    Und einen Vorschlag für einen neuen Standort hätte ich auch noch, auch wenn das im Moment noch etwas unrealistisch ist: Wiederaufbau des alten Stadtarchivs neben dem Dom.

    Einmal editiert, zuletzt von Lucas 2011 ()

  • Weltkulturen

    Einige der Entwürfe ergeben ja noch einen Sinn wie etwa das verspiegelte Haus an Anfang der Fotoserie: Es wirkt faktisch unsichtbar und spiegelt den Park und die Umgebung wieder.


    Aber was mich sehr wundert ist, dass scheinbar niemand auf die Idee gekommen ist, den Namen des Museums zu "verbauen": Die Weltkulturen. Mich hätte es interessiert zu sehen, was die Architekten gemacht hätten, wenn die Aufgabe gewesen wären, von den größten Weltkulturen und Epochen Stilelemente zu verbauen. Ein Gebäude mit Elementen einer Pagode auf der einen Seite und einem Maya-Tempel auf der anderen. Oder afrikanische Baustoffe neben Indischen. Es wäre bestimmt spannend gewesen, die Weltkulturen nicht nur mit Exponaten zu dokumentieren, sondern wenn der Ort selbst die Kulturen dokumentiert.

  • 192 gefällt mir am besten, aber der passt dort einfach nicht rein, wie ausnahmslose alle anderen Entwürfe auch.
    Die Elemente der verschiedenen Kulturen in einem Gebäude zu vereinen fände ich auch am spannendsten ( PornoPuma), aber anscheinend sind die Architekten nicht drauf gekommen oder es war ihnen schlicht und ergreifend zu anstrengend. Bei einem verspiegelten Bau würde ich eher davon ausgehen, dass dieser ziemlich schnell dreckig wird und versifft.


    Ich hab aber auch einen großten Teil meiner Kindheit in diesem Park verbracht und er ist mit Sicherheit nicht der schönste und sauberste, ich hab ihn sogar ziemlich dreckig in Erinnerung mit Spritzen etc. im Gebüsch. Mit einem wertigen Bau unter Einbezug der Parkanlage wäre es die perfekte Gelegenheit diese Ecke aufzuwerten. Die verschiedenen Kulturen lassen sich sicher auch hervorragend in den Park integrieren durch verschiedene Pflanzen (soweit möglich), Skulpturen oder auch einen netten Pavillon auf dem kleinen Hügel.


    Ich hoffe hier tut sich noch viel.

  • ... niemand auf die Idee gekommen ist, den Namen des Museums zu "verbauen" ... (Mod: Zitat gekürzt. Für den gesamten Text das blaue Quadrat anklicken.)


    Der gleiche Gedanke geistert nach meinen Informationen auch gerade durch einige mehr oder weniger verantwortliche Hirne. Warum keine Anlehnung an Tempelbauten, Pagoden etc.? Warum kein zeitloses Gebäude, das ein wenig aussieht wie das stilisierte Unesco-Logo für Weltkulturerbe?

  • Golden Age: mir liegt es fern, irgendwelche Legenden zu stricken, das muss ich auch gar nicht. Ein Blick genügt doch! Ich beziehe mich hier auf Entscheidungen, die in letzter Zeit getroffen wurden. Die Begriffe „Duckmäusertum“, oder „Political Correctness„ habe ich nicht verwendet, und den „Spießern“ nicht ihren Geschmack abgesprochen, oder meinen als den besseren definiert (zumindest nicht mehr, als das hier sowieso mehr oder weniger jeder tut, und da gibt es hier wirklich penetrantere Beispiele! Sowohl, was die Häufigkeit der Wortmeldung, als auch, was die angenommene Selbstverständlichkeit angeht!). Insofern frage ich mich, wer hier gerne auf Windmühlen eindrischt. Ich habe aber sehr eindringlich und schlüssig dargelegt, was mir an deren Geschmack nicht passt, und warum ich mir andere Paradigmen bei der Beurteilung dessen, was „Guter Geschmack“ sein kann, wünsche. Und zwar ohne irgendwo eine Gegenseite lächerlich zu machen, oder als ahnungslose Laien zu diskreditieren.


    Zum Thema spektakuläre Architektur frage ich mich hingegen auf welchem Niveau hier schon Zufriedenheit herrscht. Nein, ich habe weder das MyZeil vergessen, noch den Opernturm; Ich bin für beide für Frankfurt sehr dankbar! Und um mal was Versöhnliches nebenbei zu sagen, ich bin mir durchaus bewusst, dass ich bei meinem „Gejammer“ die Ansprüche hochschraube. Aber sollte man das nicht auch???
    MyZeil, Opernturm und Squaire sind aber auch „Investorenarchitektur“, und haben nicht den gleichen Entscheidungsprozess durchlaufen, wie die hier zur Rede stehenden Museumsbauten. Diese drei sind von der Politik zwar letztendlich durchgewunken, nicht aber in der Form initiiert, oder wenigstens entscheidend zum Positiven hin beeinflusst worden. Der Opernturm ist darüber hinaus zwar eine echte Bereicherung, aber eher, weil er in jeder Hinsicht grundsolide Qualität ausstrahlt; das Attribut „spektakulär“ zählt nicht zu seinen Qualitäten.
    Insofern bitte ich zu unterscheiden, mir geht es hier um die Politik in Frankfurt, und was die zu entscheiden hat, geht meiner Ansicht nach gerade eher in die Beinkleider. (Die Wettbewerbserebnisse und die Besetzung der Juries mal aussen vor)


    Die EZB finde ich unter den zur Auswahl gestandenen Entwürfen übrigens auch eher konventionell, taugt also als Kronzeugin gegen meine These auch nicht.
    Und seit wann ist Moderne Architektur meistens auffällig, und äußerst selten zurückhaltend? Das möchte ich bitte etwas näher erklärt bekommen.


    Es hat auch keiner gesagt, dass ihm die drei Gründerzeitvillen nicht gefallen. Aber der Begriff „Konfektionsware“ drückt ja wohl auch nichts dergleichen aus. Trotzdem darf doch mal gefragt werden, ob diese Gebäude innerhalb ihrer stilistischen Range irgendetwas Besonderes darstellen, das ist doch keine Frage des persönlichen Empfindens! (abgesehen davon dass hier schließlich auch keiner deren Abriss gefordert hat, oder so was)


    Um noch mal wieder etwas mehr on Topic zu kommen, und die Frage zu beantworten, warum ein Museum „immer in diese Schablone passen muss“, ein „Landmark der Gegenwartsarchitektur zu sein“: Ich dachte eigentlich, ich hätte da weiter oben schon ein ausführliches Plädoyer gehalten, warum!
    Insofern kann man ja gerne Gegenargumente dagegen aufführen, aber die Frage als solche, als ob sie nicht schon beantwortet wäre, befremdet mich.


    Kurz also noch mal: „Wenn es eine Gelegenheit gibt, wo Städte noch Zeichen setzten dürfen, wo sie sich noch Einmaligkeit verschaffen dürfen, wo sie sich Wiedererkennungswert verschaffen dürfen, wo sie sich der Austauschbarkeit entgegenstemmen können“, dann hier!
    Das hat nichts mit einer Schablone zu tun, sondern mit der Chance, sich als Stadt nachhaltig nach innen und außen positiv wahrnehmbar, attraktiv und unverwechselbar zu machen! Das steht in keiner Weise dagegen, dass die Architektur die Exponate unterstützt. Aber besser wäre es doch, wenn beides ein Highlight wäre! Oder nicht? Der Richard Meier-Bau erfüllt diese Qualitäten übrigens durchaus auch. Er ist mindestens so Attraktiv, wie die Exponate darin ;)


    Ich erwarte ja keine begehbare Mickymaus für eine Kronenkorkensammlung, ich erwarte nur, dass die Verpackung dem Inhalt entspricht. Ich formuliere nicht einmal konkrete Ansprüche an die Architektur in dem Sinne, dass das Ergebnis so oder so aussehen muss: Ich formuliere nur Ansprüche an die Ansprüche!
    Das hier ist Frankfurt, verdammt noch mal!! Wer hat dieser Stadt eigentlich den Gedanken eingeimpft, sich permanent unter Wert verkaufen zu sollen??


    Ich kann auch, wie schon gesagt, Städelsches Understatement „aushalten“, aber lieber ist es mir wenn ich nichts „aushalten“ muss, sondern etwas mal so richtig spontan klasse finden darf, weil sich bei mir bei dem Anblick ein Funke der Begeisterung entzündet, und dafür geben die bergbauerischen Leistungen, die mir hier in letzter Zeit als Museumsarchitektur verkauft werden einfach nichts her! Den Entwurf des Museums der Weltkulturen als „gelungenen Entwurf“ zu bezeichnen, erscheint mir, als wenn mir jemand den Entwurf der Tiefgarage unter dem Rossmarkt als „gelungenen Entwurf“ bezeichnet. Hier in diesem Entwurf kristallisiert sich für mich eine Denkweise die derzeit in Frankfurt durchaus allgegenwärtig ist, und mich nervt!


    Auch rako schreibt (übrigens völlig unabhängig von mir, es ist auch hier keine Verschwörung im Gange so wahr mein Name C.T chew Guttenbacca ist): „Es scheint leider in Frankfurt zur Ideologie zu werden, Gebäude zu errichten, die keinerlei Eindruck hinterlassen“
    Ich befürchte, es ist sogar noch schlimmer. Es geht inzwischen schon generell darum, dass sämtliches Tun, welches die Stadt markant verändern könnte vermieden wird. Die „Dagegen-Partei“ sind doch längst nicht mehr nur die Grünen, es ist die angenommene öffentliche Meinung, der inzwischen auch schon genauso der Gehorsam der CDU vorauseilt.


    Attribute, wie „Kleinteilig“ „Grünfläche“, „Bescheiden“ oder auch „Bezug auf den historischen Grundriss“ sind inzwischen die Pflicht in einem jedem Entwurf, egal wo, und in welchem Maßstab! Wer bei dessen Präsentation nicht genug dieser Gagabegriffe, einflechten und dabei irgendwo hinzeigen kann, der ist doch offenbar schon raus. Die Idee, dass es zugunsten anderer, urbanerer Qualitäten auch mal anders zugehen könnte, ist doch scheinbar komplett verloren gegangen.


    Aus Angst, dass solche Ideen zu sehr zu Kontroversen führen könnten, versteckt man seine Museen jetzt also schon flächendeckend unter der Erde. Der Gedanke an einen richtungsweisenden, avantgardistischen, oder auch nur im besten konservativen Sinne repräsentativen Neubau für ein Museum ist im Frankfurt jenseits der 2000er Jahre doch offensichtlich gar nicht mehr denkbar. Scheinbar noch nicht mal mehr für eines, welches dadurch seiner Sammlung entsprechend zu Weltgeltung gelangen könnte!!
    Ebenso wenig scheint es noch denkbar, dass ein Museum, wenn es nun mal auf dem derzeitigen Areal nicht angemessen wachsen kann, seinen Standort wechselt. (Wie sind eigentlich noch mal Städel und Senckenbergmuseum zu ihren jetzigen Standorten gekommen?)


    Warum eigentlich? Ist eine Standortübergreifende Planung schon innerhalb einer Stadt zuviel verlangt? Erde an Frau Roth, bitte???? Und unentwickelte, oder neu zu entwickelnde Flächen, die in Frage kämen gibt es doch durchaus.
    Ob das jetzt der alte Bockenheimer Unicampus (halte ich übrigens auch für keine schlechte Idee) ist, oder man sich am Mainufer umschaut (Warum nicht an der Molenspitze des Westhafen?) oder sonst wo, die Stadt ist doch groß! Wie wäre als krönender Abschluss des Europaboulevards gewesen, nachdem sich keine privaten Investoren zur kulturellen Bespaßung des shoppenden Volks fanden?


    Frankfurt veralbert sich hier in dieser völligen gedanklichen Unflexibilität nicht nur selbst als Museumsstandort, sondern verschenkt hier eine von vielen Chancen, aus der Klasse der deutschen Städte jenseits der Halbmillionenstädte hinauszuwachsen.


    Selbst auf dem Riedberg wäre ein neuer Museumsstandort für mich denkbar, wenn man nur mal die Scheuklappen abnimmt. So rein Brehnschtormingmäßig: da wäre Platz, und es würde den Standort aufwerten, und es wäre relativ gesehen auch nicht weiter aus der aktuellen Innenstadt raus, als das Senckenbergmuseum zur Zeit seiner brutalen Dislocierung außerhalb der Innenstadt vor hundert Jahren. Und es wäre wieder mal ein Museum in der Nähe der Universität.


    Wenn man denn wirklich die Hülle „Museumsufer“ höher ansiedelt, als den Inhalt, dann kann man die drei Villen leicht anstatt mit einem drittklassigen Völkerkundemuseum mit drei anderen drittklassigen Museen füllen, dann hat man sogar gleich 2 drittklassige Museen mehr, also eine numerische Aufwertung. Wie wäre es mit der Umsiedlung des Hammermuseums, dazu noch die Umsiedelung des Struwwelpetermuseums, und die Neugründung des sensationellen, weil weltweit ersten „Museum für extrem uninteressanten Krempel“? Ich würde sofort Exponate stiften können!


    Kann sein, dass ich jetzt vor Ärger ungerecht bin, aber wer erinnert eigentlich sich noch an ein wirklich ambitioniertes, großes Projekt, das die Stadt angestoßen hätte, oder, wie im Falle des Umzugs des Museums Giersch ins Pallazzo Wallot nicht durch Kleingeistigkeit gleich im Keim erstickt hätte?
    Wäre das im Sinne zum Beispiel eines Walter Wallmann gewesen, der erkannt hatte, dass sich eine Stadt mit sich selbst, und ihren Highlights identifizieren will? frage ich mich, wenn ich ausgerechnet ans Museumsufer denke, und mir den Entwurf anschaue.


    Dieses reflexhafte Zurückzucken vor jeder noch so minimal mutigen Entscheidung, dieses Paradigma, dass eine Stadt glaubt, indem sie sich entscheidet, durch ein Mehr von „Weniger“, und „Durchschnittlicher“, ihre Attraktivität zu steigern, all das betrifft immer mehr Projekte, die der Stadt etwas hinzufügen könnten, anstatt ihr etwas zu nehmen, oder den Status Quo zu zementieren..
    Das geht los bei Hochhausrahmenplänen, deren „Qualität“ im rasemäherartigen Zurückstutzen von Höhenmetern besteht. Es geht weiter, indem ernsthaft darüber nachgedacht wird, wie man das Bahnhofsviertel, oder Sachsenhausen noch weiter verbürgerlichen kann. Bis hin zu der öffentlich geäußerten Feststellung, man habe nur noch Platz um 18000 Wohnungen zu bauen, wo einem ein Blick auf GoogleMaps eindeutig sagt, dass das nicht wahr sein kann, wenn man nur will.


    Daraus könnte man eine lange Liste machen, aber worauf hier in diesem Zusammenhang hinauswill:


    All das kumuliert in diesem Entwurf!
    Ich mag ihn nicht!

    3 Mal editiert, zuletzt von Chewbacca ()

  • Der Beitrag #137 von Chewbacca spricht mir so aus der Seele. Natürlich finde ich es gut, dass die Erweiterung des aus allen Nähten platzenden Museums endlich angegangen wird - aber doch nicht auf diese Art und Weise!


    Das ist m.E. Nicht-Architektur, das ist Verweigerung bzw. der Weg des Geringsten Widerstands. Man kann den Entwurf und die Idee noch nicht einmal schön finden oder ablehnen, denn es gibt ja einfach nichts. Wieder mal zeigt sich, wie wenig Antworten die heutige Architektur offenbar hat, dass sie das "Nichts" hervorholen muss, um Anerkennung zu erlangen. Wie Chewbacca auch schon sagte, war das beim Städel noch in Ordnung und eine gute Idee gewesen. Wenn eine ähnliche Idee jetzt bspw. in München an anderer Stelle verwirklicht worden wäre, dann hätte man auch noch sagen können: ja gut ok, ist weit weg, ist nett. Hier aber geschieht es keine 600 Meter von der urspr. Grund-Idee entfernt. Wie unendlich langweilig und kreativlos. Und das auch noch am spannenden Museumsufer, das zugegeben ein wenig in die Jahre gekommen ist.


    Ein Chance hätte sich hier aufgetan und mit diesem Entwurf lässt man sie verstreichen. Das ist schade ...

  • @Chewbacca: Keinesfalls sind hohe Erwartungen an gute Architektur illegitim oder sogar bevormundend. Das würde das Forum ja auch weniger spannend machen. Ebenso möchte ich den Eindruck vermeiden, moderne Architekten alle über einen Kamm scheren zu wollen und sie unter Generalverdacht der Effekthascherei zu stellen. Leider sind die gezeigten Entwürfe aus der engsten Auswahl aber so besorgniserregend schlecht und abgedroschen, dass man manchmal den Glauben an die Fähigkeiten eines ganzen Berufsstandes verlieren kann. Es wäre sicherlich interessant gewesen zu sehen, was Foster, Gehry, Koolhaas oder auch Chipperfield aus den Vorgaben der Stadt gemacht hätten. Leider sind aber auch Star-Architekten keine Garanten für die architektonische Einmaligkeit mit hohem Wiedererkennungswert, die sich hier so viele sehnlich wünschen.


    Die "Bilbao-Formel" mit einem spektakulärem Museum möglichst viel Eindruck zu schinden oder gar Weltgeltung zu erlangen, schraubt die Erwartungen in Sphären, wo Enttäuschungen leicht vorprogrammiert sind. Besonders bei einer Lage, im Hinterhof eines Parks den man nicht mal von der Strasse aus sehen kann, erscheint mir "Look at me" Architektur als ein zu gewolltes Patentrezept. Ich stimme daher zu, dass man über einen exponierten Standort wie die Mole am Westhafen (oder auch am Osthafen) ernsthaft nachdenken sollte um die Architekten zu besseren Leistungen zu inspirieren. Auch eine Bereicherung des Kultur-Campus Bockenheim hat seinen Charme. Es wird jedenfalls deutlich, dass diese Kontroverse einige Grundsatzfragen zu Planungsprozessen bei der Stadt, besonders bei der Standortsuche, aufwirft.


    Ich bin allerdings nicht der Meinung, dass sich Frankfurt bei solchen Projekten permanent unter Wert verkauft. Konsens-Architektur ist vielleicht besser als "Hoppla, hier komm ich" Architektur, die uns das Technische Rathaus und das Historische Museum geschenkt hat. Wer sich dem Konsens bei Planungsverfahren verschliesst und lieber eine ganz oder gar nicht Strategie fährt, brennt völlig ohne Not Brücken ab. Natürlich können demokratische Prozesse frustrierend sein, aber die Brechstange halte ich für ein ebenso wenig probates Mittel. Amerikas Ex-Präsident Lyndon B. Johnson sagte hierzu einmal passend "Wer nicht willens ist ein halbes Stück Brot zu akzeptieren, war noch nicht richtig hungrig".


    Eine vorhersehbare Zementierung des Durchschnitts muss sich aus Konsens übrigens auch nicht zwingend ableiten. So gibt es nicht wenige Beispiele für gelungene Stadtplanung in der jüngsten Vergangenheit. Die "neue Zeil", die Aufwertung des Mainufers, der Westend Campus oder die Umbauten im Bahnhofsviertel zeigen, dass die Stadt ganz sicher nicht auf dem falschen Dampfer ist oder permanent bei gestalterischen Fragen daneben liegt. Dass Frankfurt jetzt als teuerstes Wohnpflaster vor München liegt oder bei Übernachtungen stark aufholt, ist jedenfalls ein guter Indikator, dass die Attraktivität zu steigen scheint (Quelle Journal Frankfurt).


    Vielleicht regen wir uns hier auch zu sehr über ungelegte Eier auf. Scheinbar sind wesentlich höhere Kosten zu erwarten und eine Umsetzung des kontroversen Glaskubus mit "Underground" Museum ist somit noch in weiter Ferne oder bald ganz auf Eis. Die Stadt sollte sich ohnehin lieber aufs Wesentliche konzentrieren und das Areal am Technischen Rathaus und am Bahnhofsvorplatz auf niveauvolle Weise verbessern. Dort ist die städtebauliche Verbesserung viel dringender nötig und derzeit auch deutlich prestigeträchtiger.

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  • Kostenschätzung von 80 Millionen Euro / weitere Schritte

    Hinsichtlich des Gesamtkostenrahmens hat das Hochbauamt eine "Grobkostenschätzung" vorgenommen. Demnach ist einschließlich der Kosten für Museografie und Parkgestaltung von rund 80 Millionen Euro auszugehen. Allerdings wurden dabei lediglich "Kostenkennwerte" zu Grunde gelegt, das heißt Vergleichswerte aus ähnlichen Baumaßnahmen im Museumsbereich. Es "wurden das Museum Riedberg in Zürich mit Kosten von ca. 3.000 € pro m² Bruttogeschossfläche (BGF), die Fondation Beyerle in Basel mit 5.000 € pro m² BGF und der Städel Erweiterung mit ca. 6.000 € pro m² BGF herangezogen".


    Die Planungskosten bis zur Bau- und Finanzierungsvorlage sollen weitere 7,8 Millionen Euro betragen.


    Als Nächstes soll nun ein "unabhängiges Baumgutachten" in Auftrag gegeben werden, das "den Zustand der Bäume, die Möglichkeit des Versetzens, die Beeinflussung durch die Grundwasserabsenkung, die Sicherungsmaßnahmen und den genauen Sitz der Wurzeln untersuchen soll". Darüber hinaus ist ein "unabhängiges Baugrundgutachten" vorgesehen, "das die Qualität des Bodens und die Grundwasserströme untersuchen sowie eine Empfehlung zur Verbauart bezüglich der Wasserströme und des Baumschutzes sowie zur Gründung des Gebäudes geben soll".


    Nach dem Vorliegen und den Vorgaben des Baumgutachtens und des Baugrundgutachtens soll das Büro Kuehn Malvezzi den Entwurf aus dem Wettbewerb überarbeiten und anpassen.


    Dies ergibt sich aus einem aktuellen Magistratsvortrag (M 98/2011), dem die zitierten Textpassagen entnommen sind.