Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • ^ Diese 30 x 30 Platten werden nun mal oft bei neuen Straßen außerhalb geschlossener (Altbau-)Quartiere verwendet. Mit Mitte oder nicht Mitte hat das nicht unbedingt was zu tun. Es stimmt schon, dass die manchmal schlecht verlegt werden, aber das ist m. E. nicht die Regel. Hier an diesem Abschnitt der Invalidenstraße kann man m. E. gut damit leben. Es ist ja auch noch alles sehr "baustellig", die Bäume müssen noch gepflanzt werden usw. und einen Streifen Kleinpflaster gibt es immerhin parallel zur Bordsteinkante.


    An diesen hellgrauen Masten dürfte später die Oberleitung der Straßenbahn angebracht werden. An der Straße Alt-Moabit sehen die genauso aus (s. #655).

  • An diesen hellgrauen Masten dürfte später die Oberleitung der Straßenbahn angebracht werden.


    Die Masten bleiben also :( Gut, Bepflanzung fehlt noch, trotzdem versprüht das Foto eher den Charme eines Gewerbeparks..und das liegt vorallem an der Kombination Pflaster und Straßenbeleuchtung...

  • Durch historische Aufnahmen habe ich mal gesehen, dass diese Betonplatten mit dem typischen Bernburger Mosaik als Randpflasterung in Berlin spätestens ab den 1920er Jahren verlegt worden sind... Meine Vermutung wäre, dass die großen Granit-Gehwegplatten aus früheren Zeiten stammen und daher v.a. in Mitte und den angrenzenden Bezirken zu sehen sind. Vielleicht gibt es hier Denkmalpfleger, die uns aufklären können? :)

  • Die 30x30 cm Platten mit Mosaik-Seiten und Bordstein aus Granit sind DAS typische Berliner Pflaster und wie ich finde ein sehr schönes. Wobei es deutliche Unterschiede in der Qualität des Betons gibt. Ein relativ großkorniger Kiesanteil ist deutlich besser als ein sandiger, heller, homogener Beton.
    Natürlich ist die Charlottenburger Platte (Schweinebäuche) feiner, aber diese Platten sind wirklich nicht schlecht. Dass man jetzt hingegen oft Bordsteine aus Beton und andere Betonbauteile verwendet, ist doch etwas ernüchternd.


    Auf dem Bild ist es aber in Ordnung. Die Laternen sind natürlich nicht so schön, was jedoch ihrer Doppelfunktion geschuldet ist. Also m.E. kein Grund zur Aufregung, sondern recht ordentliche Arbeit.

  • Auf dem Bild ist es aber in Ordnung. Die Laternen sind natürlich nicht so schön, was jedoch ihrer Doppelfunktion geschuldet ist. Also m.E. kein Grund zur Aufregung, sondern recht ordentliche Arbeit.


    Ich gehe davon aus, dass zwar die Masten bleiben, die Lampen oben auf dem Mast aber wieder verschwinden werden, wenn die Oberleitung hängt.


    Ich vermute, die Fahrleitungsanlage wird mit Quertragwerken zwischen den Masten ausgeführt. An diesen kann man dann einzelne, nach unten strahlende Leuchten anhängen. Wie der Gehweg beleuchtet wird, muss man dann allerdings noch sehen.


    Gruß


    Thrax

  • von Gurke: Durch historische Aufnahmen habe ich mal gesehen, dass diese Betonplatten mit dem typischen Bernburger Mosaik als Randpflasterung in Berlin spätestens ab den 1920er Jahren verlegt worden sind...


    Nach längerem Suchen habe ich dieses schöne Bild aus der Zeit des Kapp-Putsches 1920 gefunden:
    http://www.dhm.de/magazine/fotografen/haeckel41.html


    Dürfte kein Copyright drauf sein - zur Sicherheit: Copyright by DHM/ Gebrüder Haeckel


    Wenn das 1920 bereits lag, liegt die Vermutung nahe, dass es diese Art Pflasterung bereits seit Kaisers Zeiten gibt.

  • Stimmt. Die Schweinebäuche gab es nur auf den prominenteren Straßen wie Unter den Linden etc. und din Charlottenburg, das vor der Eingemeindung nach Berlin 1920/1 die reichste Stadt Preußens war.

  • Fotoupdate...


    Davor die Baugrube MK7:


    http://www.deutsches-architekt…7/steigenberger_hbf02.jpg


    CA Immo hat dazu heute eine Pressemitteilung veröffentlicht. Das Projekt trägt den Namen John F. Kennedy Haus :eek:


    Am Jahrestag des Mauerbaus und 50 Jahre nach dem berühmten Bekenntnis von John F. Kennedy zu Berlin und seinen Bürgern („Ich bin ein Berliner“) wurde heute u. a. in Anwesenheit der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher der Grundstein für das John F. Kennedy Haus gelegt.


    Grußwort R. Lüscher:

    „Ohne Regel keine Freiheit; die vier Bauten am Washingtonplatz bilden durch klare Regeln in Höhe, Farbe und Zuschnitt ein kleines Quartier, eine Einheit, die dem gläsernen Solist Bahnhof einen Rahmen gibt. Die Freiheit nimmt sich jeder der vier, in dem das übergeordnete Thema variiert wird. Das macht die Stadt aus, Regeln und Variationen der Regel.“


    Henrik Thomsen, Leiter der CA Immo Berlin erklärte: „Mit dem John F. Kennedy Haus setzen wir einen weiteren zentralen Baustein in der Europacity. Das sehr hochwertige Gebäude ist gleichermaßen der südliche Auftakt des gesamten Quartiers als auch eine wichtige Ergänzung zu dem hier von uns realisierten InterCityHotel und dem ebenfalls benachbarten Steigenberger Hotel.“


    Den hochtrabenden Worten wird der Entwurf m.E. nicht gerecht da die geplante Fassade in der heutigen Berliner Stadtlandschaft nun wahrlich nichts mehr Besonderes ist:



    (C) CA Immo Deutschland GmbH

  • Es ist immer wieder amüsant zu lesen, wie die leichte Variation des übergeordneten Themas "leicht vertikal oder horizontal gegliederter monotoner Klotz" schöngeschwafelt wird

  • Oh ja, sowas habe ich noch nie in Berlin gesehen und rundet das neuliche Ensemble vor der eigentlichen Dominate doch wunderbar ab.


    So, jetzt gehen mir doch glatt die positiven Worte für diesen doch wieder allzu, sagen wir mal trivialen Bau aus, aber wer hat denn was wirklich Tolles erwartet.


    Die Umbauung des Hauptbahnhofes wird doch herrlich austauschbar.

  • Regula sagts, wie es ist: "Das macht die Stadt aus, Regeln und Variationen der Regel.“
    Die Regeln sind im Fall Berlin die Standard-Traufhöhe und das Raster. In Berlin sind bereits so viele Variationen des Raster-Themas zu bestaunen, dass es eigentlich Zeit für einen Katalog wäre, der die Monotonie entlarvt.
    Vielleicht sind die Qualitäten des JFK-Hauses eher im Gebäude-Inneren zu suchen, es soll ja ein Green Building sein, wenngleich dazu nichts weiter erläutert wird in der Pressemitteilung. Würde mich nicht wundern, wenn am Ende einfach nur ein paar Wände grün gestrichen sind ;)

  • Die Anonymität und Homogenität des kleinen Quartiers erscheint mir kein Fehler, wird dadurch der Hauptbahnhof in seiner Wirkung als Monument der Infrastruktur doch nur gesteigert, zumal keinerlei prominente Nutzung in den kleinen Blocks untergebracht wurde. Enttäuschend finde ich allein die erbärmliche (Meininger) bis banale (alles weitere) Qualität in Material und Detail, die hier erzielt wurde. Gegenüber Projekten der 90er Jahre (Friedrichstraße, Potsdamer Platz etc.) wurde hier leider die Latte gerissen. Oder gleich drunter durch getaucht... Auch die weiteren Planungen am Humboldthafen verheißen leider nicht mehr Originalität. Tröstlicherweise haben Barkow & Leibinger mit der Fassade des Total-Turms gezeigt, dass etwas mehr auch hier und heute noch möglich ist.

  • @745, 746
    Ich verstehe auch nicht, warum man bei dieser exponierten Lage des J.-F-Kennedy-Hauses nicht die Gelegenheit genutzt hat, wenigstens etwas charakteristischer zu bauen. Z. Bsp.: Die abgeschrägte Ecke als Rundung ausbilden, versehen mit Südbalkonen für Suiten, ein aufgesetztes 9. Rundgeschoss, darauf als 10. Etage eine Glaskuppel für eine Skyline-Bar oder irgendsowas (ähnlich dem Eckhaus von One Goetheplaza in Frankfurt).

  • Es ist halt kein 4-Sterne-Hotel, was da gebaut wird, sondern ein stinknormales, anonymes Bürogebäude (Kanzlei, Zeitarbeitsagentur etc. als Mieter). Allerdings ist es schade, dass in so exponierter Lage nun gerade kein Hotel entsteht, was, wie Du richtig schreibst, mit unterschiedlichen Beherbungsräumen und dem entsprechenden drumherum, vielleicht zu etwas mehr gestalterischer Originalität Anlass geboten hätte.

  • Sorry. Da hatte ich wohl etwas falsch in Erinnerung. Aber sind solche Stilelemente nicht auch mit einem Bürogebäude kompatibel?

  • Grundsätzlich schon, aber eher in einer Konstellation, wo der spätere Nutzer schon zum Planungsbeginn feststeht oder gar der Bauherr ist. Leider ist das bei Bürobauten eher die Ausnahme. Beispiel Skybar - wollen die Nutzer so etwas, wer betreibt die, findet sich überhaupt ein Pächter dafür, wie ist die erreichbar von der Straße bzw. im Brandfall zu verlassen? Dafür wäre eine separate Erschließung nötig, die die Kosten in die Höhe treibt, ohne dass eine Nachfrage dafür zum Planungszeitpunkt bekannt ist. Möglicherweise wird auch für den Quadratmeter Bürofläche in der Lage mit höheren erzielbaren Preisen kalkuliert als für Gastronomie.

  • @Bato: Der Name JFK-Haus (in diesem Fall hätte ich den Anglizismus "JFK Building" vermutlich sogar vorgezogen) hat ja offenbar allein mit dem Standort zu tun. Ansonsten teile ich Deine Bestürzung aber völlig: Von der Funktion und vor allem der Architektur her wird nichts angeboten, das diesen Namen rechtfertigen würde. Da begeistert mich der Henry-Ford-Bau in Dahlem deutlich mehr, der ja auch eine eher funktionale moderne Formensprache aufweist und zugleich einen wichtigen amerikanischen Namenspatron hat (sonst ist die Funktion und der Zusammenhang aber natürlich völlig anders das ist mir wohl bewusst).


    Prinzipiell habe ich nichts gegen moderne Architektur und hier passt sie mE auch mal wirklich eindeutig hin. Aber dann leider so etwas von monoton und unambitioniert, da tut es einem ja fast schon weh. Die gelobte Variation ist hier jedenfalls mE kaum der Rede wert. Vielleicht wird es aber real doch noch etwas besser, als nach diesem kleinen Bild zu befürchten ist. Immerhin dürfte es aber so oder so ein recht wertiger Bau werden und städtebaulich ist es immerhin erfreulich, dass gerade solch exponierte Lücken nun langsam gefüllt werden.

  • Sicher kein großer Wurf aber auch nicht so schlimm. Die Fassade ist insofern schon etwas Besonderes,da sie klassisch geordnet ist. Ausnahmsweise mal keine versetzten Fassadenelemente, die Gleichmässigkleit wirkt beruhigend auf das Auge. Auch das Nebeneinander von horizontaler und vertikaler Gliederung wirkt m.E. recht ansprechend. Wenn die Materialauswahl und die Umsetzung qualitativ hochwertig werden, könnte das Gebäude halbwegs überzeugen.

  • ^Bezüglich dem Neubau und u.a. zur Materialwahl gibt es ein paar Aussagen in einem aktuellen MoPo-Artikel die mich teilweise doch überrascht haben. Hier eine kurze Übersicht (der Vollständigkeit halber teilweise auch mit redundanten Informationen):


    -Unter dem Titel John F. Kennedy-Haus wird bis Mitte 2015 für 70 Mio € ein 30m hoher Bürobau mit 8 Etagen hochgezogen
    -Die Fassade wird wie die Nachbarbauten aus hellen Natursteinen gefertigt
    -Die Fenster werden von Bronzebändern umrahmt
    -Die 7. und 8. Etage bekommen Loggien
    -Im EG wird es Cafés geben
    -Eine Tiefgarage soll bis zu 86 PKW und 121 Fahrräder aufnehmen (sogar separate Duschen für die Radfahrer sind geplant)
    -Die Anforderungen der Energiesparverordnung sollen um 20% unterschritten werden, sodass das Gebäude ein Zertifikat für nachhaltiges Bauen erhalten wird


    http://www.morgenpost.de/bezir…ssiges-Buerogebaeude.html