Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • Es gibt ja optische Gemeinsamkeiten der drei Hotels. InterCity Hotel, Meininger, Motel One. Schmale, optisch über zwei Etagen gestreckte Fenster, schlichte helle Fassade.


    Wenn man das auch bei den anderen um den Hauptbahnhof gruppierten Gebäuden durchhält hat man doch zumindest ein in sich stimmiges Gesamtbild geschaffen.

  • Unter dem Titel "Mehr Chaos am Hauptbahnhof" kritisiert die Berliner Zeitung im heutigen Feuilleton die Bebauung bzw. Bebauungspläne um den Hauptbahnhof. Es gibt kein quirliges Leben, keine ausgestrahlte Energie und kein mutiges Konzept. Planungsfehler lassen kaum auf Besserung hoffen.


    Zu wenig vorgesehene Wohnungen, dazu in die berlinüblichen Blöcke gebaut und streng von andern Bauten getrennt, die mit Büros und Geschäften gefüllt werden sollen. Dadurch wird keine Stadt, sondern verordnete Langeweile entstehen.


    Vergleiche mit anderen Haupstädten, die mutiger planen und ein Plädoyer für eine fast völlige Freigabe der architektonischen Planung komplettieren den Artikel.


    Zum Artikel der Berliner Zeitung

  • Die Frage ist nur, wie man die Lage am Hauptbahnhof verbessern kann.
    Mein Vorschlag wäre, dass man das ganze Areal als Städtebauliches Entwicklungsgebiet ausweist. Zugleich sollte eine öffentliche Debatte darüber beginnen, welche Nutzungen und Strukturen an dieser Stelle gewünscht sind. Mit einem Städtebaulichen Entwicklungsgebiet hätte das Land Berlin die Rechtsmittel in der Hand, um diese Zielvorstellungen auch umzusetzen. Bei der derzeitigen Rechtslage dagegen sitzen die Investoren am längeren Hebel und können der Stadt ihre Vorstellungen diktieren.

  • Backstein: Artikel in der Berliner Zeitung


    Ich finde, der Artikel spricht die richtigen Sachen an. Vor allem ergreift er explizit Stellung und ist nicht nur eine Problemfeststellung und ein Versuch der Problembegründung, wie die meisten anderen Artikel zu diesem Thema. Besonders der letzte Absatz gefällt mir.


    Am Gebiet um den Hauptbahnhof wird ein Problem deutlich, das auch in diesem Forum immer wieder diskutiert wird: der Diskrepanz zwischen einer in ihren Formen sich eher zurückhaltenden harmonisch-konsenten Stadtplanung und dem Wunsch individueller, mehr den Freiheitsaspekt betonender Gestaltungsformen. In beiden Fällen wird versucht urbane Wirkung zu regulieren und dadurch Kulturräume zu schaffen. Die Abwägung zwischen eher expressiver und eher harmonischer Planung ist auch deshalb schwierig, weil damit oft unmittelbar "kulturell", und damit meine ich auf eine bestimmte Idee hin, wirkende Gebäude assoziiert werden. Anders ausgedrückt, man erhofft sich von einer bestimmten Planung eine bestimmte Wirkung. Auf dieser Waage ist meiner Meinung nach der Bebauungsplan entwickelt worden. Man wünschte sich das Resultat einer positiv-harmonisch gelaufenen freien Entwicklung, also das, was auch in dem Artikel angesprochen wird. Und zwar durch im Nachhinein als Korsett empfundene Regulierung, die in den textlichen Festsetzungen zum Bebauungsplan deutlich wurde. Ich denke, das ist in Berliner Bebauungsplänen ein allgemeines Problem der letzten Jahre; es wird zu sehr versucht zu regulieren. Es tritt besonders zutage, wenn - wie hier - Wettbewerb und Investitionsdruck fehlen.
    Wenn ich die anderen Umstände beiseite lasse (was eigentlich nicht geht) und nur den Bebauungsplan anschaue, denke ich mir, dass eine leichte Lockerung dem Gebiet gut getan hätte. Z.B. durch eine Höhenabstufung der TF: 22m (MK 6,7), 33m (MK 4,5), 46m (MK 3), 56m (MK 1,2). Oder durch weniger strenge Festsetzungen mit der Gefahr der Büroansiedlung, oder durch einen Mix von Mischgebiet und Kerngebiet. Die strengen Regelungen hätte man durchaus für MK V1-V4 (unter den Gleisen) gelten lassen können. Spontane Ideen (Spielerei): Storage House in MK V4, Sportsbar in V3, "Travel Fitness" in V2, Taxi-Imbiss in V1.

  • Das Problem des toten Viertels spätabends bis frühmorgens lässt sich ja nur dadurch lösen, dass dort auch wirklich Menschen wohnen. Von offizieller Seite wurde jedoch schon gesagt, dass es mehr Wohnraum nur mit vollständigem Bahnhofsdach gegeben hätte.
    Ich will jetzt nicht polemisch werden, oder argumentieren wie einfach das doch alles wäre, denn es ist teuer und bringt noch mehr Einschränkungen im Bahnverkehr mit sich. Ich bin aber trotzdem sehr dafür, dass die Bahn die restlichen Dachteile aus den Lagern am Ostbahnhof holt und das Dach am Hbf doch noch fertigstellt.

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    Ja, es hat mit dem Lärmschutz zu tun. Ich bin auch dafür dass man das Dach in ursprüngliche Länge bringt. Der Hauptbahnhof würde optisch noch mal dazu gewinnen und das Lärmproblem wäre damit auch gelöst, also könnte mehr Wohnraum entstehen, was die Gegend insgesamt wieder aufwertet.


    Man sollte sich nicht darin verlieren zu meinen es würde eine sehr lange Sperrung der Bahn voraussetzen. Klar muss man sperren....man kann aber alles gut planen und vorbereiten und mit ausreichend Manpower so kurz wie möglich halten. Und ausreichend Fernbahnhöfe zu denen man die Fernzüge umleiten kann haben wir in Berlin ja.

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    Ja, es hat mit dem Lärmschutz zu tun. Ich bin auch dafür dass man das Dach in ursprüngliche Länge bringt. Der Hauptbahnhof würde optisch noch mal dazu gewinnen .....


    Wenn er rundherum zugebaut ist fallen die unterschiedlich langen Dächer aber so oder so nicht mehr auf.;)


    Das Problem des toten Viertels spätabends bis frühmorgens lässt sich ja nur dadurch lösen, dass dort auch wirklich Menschen wohnen.......


    Ich wohne ja in der Nähe. Und wenn ich nachts mit dem Zug ankomme und dann nach hause gehe bin ich in gewisser Weise auch froh dass es eben kein typisches Bahnhofviertel ist.


    Außerdem werden die Anwohner nachts wohl nicht auf der Straße rumhängen. Wenn man wirklich eine Belebung nach Mitternacht möchte dann bräuchte es dazu Nachtbars, Straßencafes usw.. Da würden Anwohner nur stören da sie sich wegen des Lärms beschweren und gegebenenfalls dagegen klagen würden.


    In der direkten Umgebung der Bahnhöfe Zoo und Friedrichstraße gibt es doch eigentlich auch keine Wohnungen. Unabhängig davon fände ich es natürlich schön wenn in der Stadtmitte mehr Wohnungen gebaut würden.

    5 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

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    Hm, viel Anxiety scheint hier zu entstehnen, weil man immer davon ausgeht, daß hier für die Ewigkeit gebaut wird. Von welchem Shelflife geht man denn bei diesen Bauten aus? Wenn's wirtschaftlich funktioniert, bleibt's, wenn nicht reisst man's halt wieder ab und baut neu... schlimm?

  • Schlimm?

    Ja! So schlimm wie Gropiusstadt, Marzahn, Märkisches Viertel und und und...
    Architektur ist eben kein Autodesign, das man nach vier Jahren korrigiert.

  • Shelf-Life

    @ Cavendish: Eigentlich > 100 Jahre. Schau' Dir die Gründerzeitgebiete Berlin an, die stehen schon deutlich länger. Oder die unter UNESCO-Schutz stehenden Wohnsiedlungen der Moderne. Obwohl seinerzeit z. T. nur zweitklassige Baumaterialia verwandt wurden besteht kein Zweifel darüber, daß die Bauten ihr 100-jähriges erleben.


    Steuerlich beträgt die Abschreibung einer Immobilie 30 Jahre. Das wäre wie bei den Bauten aus den 70er - weg nach 30 bis 40 Jahren.


    Mit Vorsatz hat man so in Berlin nur in den 50ern gebaut. Da ging es um schnelle Wohnraumversorgung und manche Sünde begründete man mit dem nur vorübergehenden Charakter der Bauten. Seitens der Architekten war das allerdings seinerzeit wohl nicht ernst gemeit - Hauptsache bauen dürfen!

  • Der Washingtonplatz an der Südseite soll ja endlich begrünt und ansehnlicher werden. Bisher hat man nur den Asphalt aufgebrochen:




    Die "Hauptfassade" des Motel One mit der runden Ecke an der Ecke Invaliden-/ Lehrter Str. ist jetzt auch gerüstfrei zu "bewundern":



    Einmal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • Das Motel One sieht doch ganz manierlich aus. Nichts Besonderes, aber im Grunde solide.


    Gibt es eigentlich einen Namen für diesen Baustil? Gebäude wie Dussmann, Upper Eastside oder Kennedy Museum am Pariser Platz sind ja ähnlich vom Stil.

  • ^ NBL - Neue Berliner Langweile ;)


    Aber ganz im Ernst, ich find es jetzt so schlecht auch nicht. Sicherlich hätte man ein wenig mehr Abwechslung in die Fassade bringen können, die Bodengeschosse hätten etwas höher und farblich abgesetzt sein müssen, aber "solide" trifft es doch ganz gut. Allerdings ist die Upper Eastside dann von der qualitativen Anmutung her schon noch eine andere Nummer.

  • Ich finde für einen Solitär hat das Gebäude eine seltsame Form, denn zur Gedenkstätte hin sieht es irgendwie zu offen aus. Und ich vermute mal, vor die Mauer eben dieser soll keine Bebauung mehr kommen, oder?

  • Hallo, alle zusammen! Bin schon seit langer Zeit aufmerksamer Leser dieses fantastischen und sehr interessanten Forums und habe mich nun entschlossen auch ein Teil davon zu sein. Ich wohne seit ca. 9 Jahren in Berlin (davor München) und habe schon immer eine gewisse Begeisterung für Architektur. Wohne derzeit ziemlich genau zwischen Rosenthaler Platz und Bernauer Str. und finde die bauliche Situation derzeitig sehr spannend, da sehr viel neues gerade in Planung, bzw. schon bereits in Bau ist.


    Zum Thema Hauptbahnhof und dessen Umfeld, muss ich sagen, bin ich sehr enttäuscht, wenn man in Betracht zieht, dass das Ding bereits 06 eröffnet wurde und bis heute, in solch einer vermeintlichen Toplage, nichts weltbewegendes geschehen ist. Die Tatsache, dass nach fünf Jahren nun ein Billighotel (welche auch danach aussehen) nach dem anderen gebaut wird, empfinde ich als erschreckend schwach, wenn man sich das prominente Umfeld einmal ansieht. Für mich macht sich Berlin, gerade hier, mal wieder viel kleiner als es ist. Zumindest baut nun TOTAL diesen "mächtigen" "Tower" (70 Meter) dort in die Wüste. Für mich hat das nichts mehr mit den ursprünglichen Planungen an dieser so aussagekräftigen Stelle Berlins zu tun.


    Na ja, mal abwarten, vielleicht kommt ja noch irgendwann was wirklich spektakuläres in Form von Berlins (erstem echten Hochhaus 150 Meter Plus), aber da müssen wir vermutlich noch lange warten... Gerade hier, nördlich des Hauptbahnhofs, würde ich mir etwas wirklich weltstädtisches, großzügiges und NICHT schon wieder diese kleinteilige, kleinstädtische Architektur wünschen. Es kann doch nicht sein, dass man in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel schon wieder beginnt, kleine Vorstadthäuschen (entlang des Kanals, siehe auch in der Lehrter Str.) zu bauen. Mal abgesehen vom Alexanderplatz fällt mir derzeit ein kaum besserer Platz für eine zukünftige Hochhausbebauung (Skyline und Wirkung auf das Umfeld) ein, als an dieser Stelle unserer Hauptstadt. Manchmal kommt es mir so vor, als hätten die Berliner lieber einen Bauernhof, samt Kühen und Liegewiese, anstelle von Neubauten, welche im besten Falle auch Arbeitsplätze schaffen(siehe zb. Mediaspree versenken), mitten in der Stadt.

    7 Mal editiert, zuletzt von mittemax ()

  • also so wünsche ich sie mir bestimmt nicht, die ecke am hauptbahnhof.


    jeder der den times square und die dortige gegend kennt weiß das das hier vor allem auf fotos beeindruckend aussieht. mit ausnahme einiger gelungener bauten ist hier alles ziemlich runtergewirtschaftet und nur mit dem schlimmsten gemisch billigster kommerzieller konsumtempel bestückt. auf den straßen dazu im grunde null aufenthaltsqualität dank starker verschattung an den kälteren tagen und übel riechend an den wärmeren. abgase und lärm tun ihr übriges.


    Manhatten hat ohne zweifel tolle ecken. aber der times square? jeder new yorker schämt sich für diese ecke wenn man ihn darauf anspricht.


    mir wäre eine entwicklung wie am Bryant Park da schon lieber. kommerz, kultur und ästhetik relativ (für NYC verhältnisse) versöhnt und mit aufenthaltsqualität.


    D.

  • Sheraton-Hotel geplatzt

    Die Berliner Morgenpost schreibt heute, das dass Sheraton-Hotel am Hauptbahnhof geplatzt sei. Zum einen lag die Genehmigung für den für das Hotel so wichtigen Skywalk zum Hauptbahnhof noch nicht vor, zum anderen gab es offenbar auch Finanzierungsprobleme - offenbar ist Sheraton aber weiterhin noch an dem Standort interessiert.


    Hier der Link zum Artikel in der Berliner Morgenpost