Charité - Bettenhaus und Ambulanzzentrum (ATIZ)

  • ^ Dein Sarkasmus geht ins Leere, weil das OP-Gebäude schon nach den ursprünglichen Plänen keinen Sockel bekommen sollte, sondern eine Backstein-Vollverkleidung. Nachdem die gestrichen war, blieben als Gestaltungselemente horizontal umlaufende Bänder übrig, aber die wurden leider auch nicht gebaut.


    Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass diese Entscheidung nicht auf Frau Lüscher zurückgeht, die (natürlich dämonisch lachend) Schönheit hätte verhindern wollen, sondern auf das Charité-Management, das auf die Kosten geschaut hat und weder an Backstein noch an horizontalen Bändern ein übermäßiges Interesse entwickeln konnte.

  • ^ Ich denke auch, dass es ausschließlich Kostengründe sind. Der Anbau liegt ja auch nicht besonders exponiert, so dass man sich für einen minimalistisch (bzw. eigentlich gar nicht) gestalteten Zweckbau entschieden hat. Schon die peinliche Sockelverkleidung des Hochhauses ist ja bestenfalls eine Alibi-Gestaltung.


    Nur verstehe ich nach wie vor nicht, warum man nicht wenigstens FREUNDLICHERE Farben verwendet. Kostet gelbe/rote/blaue/grüne Farbe mehr als hellgraue? (Das gilt leider auch für sehr viele andere BV heutzutage.)

  • Nicht schön, aber für einen reinen Zweckbau, noch dazu in versteckter Lage, schon ok. Was ich mich aber wirklich frage: gestern lief eine ARD-Doku über Keime im Krankenhaus und die hysterische Angst von Ärzten und Schwestern vor Bakterien, Pilzen, etc., weil die heutigen Antibiotika oftmals nicht mehr anschlagen. Es wurde gezeigt, wie wirklich alles auf das Penibelste desinfiziert und keimfrei gehalten werden muss. Was macht man nun, wenn in zwei, drei Jahren die ganze Fassade des Hauses zu schimmeln anfängt? Hilft nachträgliches desinfizieren?

  • Pilze sind derzeit noch nicht die Hauptursache für derartige Erkrankungen. An Desinfektionsmitteln gibt es natürlich auch solche, die eine fungizide - sprich pilztötende - Wirkung haben. Die Schwierigkeit besteht darin, die Sporen von Pilzen dauerhaft zu entfernen und das ist selbst im Kühlschrank nicht möglich. Aus diesem Grund kann man auf Dauer allenfalls eine Reduktion der mikrobiellen Belastung erreichen, keine vollständige Sterilität.

  • Danke Schrottblock. Allerdings war die Frage eher rhetorischer Natur ;) Wollte eigentlich nur ausrücken, dass ich ungern in einem Krankenhaus liegen möchte, dessen Fassade von Schimmelpilz befallen ist... Soll ja der Gesundheit nicht so zuträglich sein.

  • Wenn ihr damit auf die bei WDVS häufig auftretenden Flecken hinaus wollt, das sind meist Algen und Mose und dergleichen, selten wirklich Schimmel.


    Bautechnisch ist es trotzdem eine ärgerliche Sparlösung, weil man hier auf Jahrzehnte die Chance verpasst hat durch Einbau einer Vollklimatisierung entscheidende Verbesserungen für Patienten zu realisieren. Im Sommer ist die Hitzebelastung für Krankenhauspatienten enorm, erst recht in einem exponierten Hochhaus. Im Winter ist die Heizungsluft auch alles andere als optimal. Es gibt ja längst, längst Klimaanlagen, mit denen sich die Luftfeuchtigkeit optimal einregeln lässt, dazu die Keim- Sporen- und Pollenbelastung gen 0 reduziert mit entsprechender Filterung. Gerade bei Großanlagen für ganze Gebäude ist das pro vollklimatisiertem Raum gar nicht besonders teuer (Skalierungseffekt).


    Leider werden Entscheidungen darüber bei uns nach wie vor laienhaft auf der Ebene "Ach, in Deutschland haben wir doch eh nie richtigen Sommer" aus dem Bauch heraus getroffen, "das hat früher doch auch ohne funktioniert". Ein mit mir befreundeter Krankenhausarzt, der in einem anderen Haus tätig ist, hat sich einmal ziemlich darüber echauffiert, dass man Unsummen für die Sanierung seiner HNO Station ausgegeben hat, inklusive mancher Geldverschwendung, aber die für seine Patienten entscheidene Verbesserungen der Aufenthaltsqualität (inklusive einem handfesten therapeutischen Wert von voll kontrollierbarer Raumluft bis hin zu Keimlast und genauer Luftfeuchtigkeit) hat keine Rolle in den Planungen gespielt und es muss wie Anno Dazumal mit archaischen Mitteln, wie kleinen Hängebehältern an den Heizkörpern in die regelmäßig Leitungswasser zur Verdampfung gekippt wird, versucht im Winter die Raumluft zu verbessern und im Sommer ist er recht hilflos gegenüber der Schwächung der Patienten durch hohe Raumtemperaturen, Schwitzen und entsprechendem Wasserverlust, obwohl frisch im Hals-Nasen-Ohr Bereich operierte Patienten kaum trinken können und man auch nicht literweise intravenös zuführen kann (und sollte).


    Alleine schon die hohe Raumtemperatur in den Sommermonaten verschlimmert Entzündungsprozesse und verlängert Schwellungen, sodass sich Heilung und Wohlbefinden von Patienten meßbar gegenüber einer auf Idealmaß heruntergekühlten Raumtemperatur quantifizierbar verschlechtert. Das geht bis dahin, dass er Patienten bei verschiebbaren Eingriffen dazu rät lieber noch etwas bis in den Herbst hinein abzuwarten, da sich dann die Heilung durch die niedrigeren Temperaturen verbessert. Sieht so moderne Medizin aus?


    Achja - und grundlegendste Hygienefragen hätten die Krankenhausplaner auch ignoriert, wie beispielsweise "selbstdesinfizierende" Türklinken aus Kupfer einzubauen, ein simpler aber wichtiger Beitrag im Kampf gegen MRSA. So eng wie die Budgetierung für dieses Projekt gestrickt ist würde mich nicht wundern, wenn man hier einfach Standardgarnituren einbaut (Kupfer ist ja so "teuer" im Vergleich zu V2A).


    Ich bin wirklich gespannt, wie das Urteil der Ärzteschaft ausfällt, wenn das Bettenhaus einmal fertig ist und eingeweiht wird. Bei einem Krankehaus ist mir der funktionale Aspekt wesentlich wichtiger als die Ästhetik. Wenn natürlich beides nicht das gelbe vom Ei ist...man wird sehen.

  • Danke Schrottblock. Allerdings war die Frage eher rhetorischer Natur ;) Wollte eigentlich nur ausrücken, dass ich ungern in einem Krankenhaus liegen möchte, dessen Fassade von Schimmelpilz befallen ist... Soll ja der Gesundheit nicht so zuträglich sein.


    Die Fassade ist das geringste Problem. Entscheidender ist, wie es drinnen aussieht. Und solange da weiterhin großzügig und billig mit Rigips & sonstigen hydrophilen Werkstoffen gebastelt wird, sind resistente Keimherde eine geradezu zwangsläufige Folge.

  • Am Bettenhochhaus werden Lichtspiele gezeigt- die wenigstens abends die Fassade in das richtige Licht setzen...:D


    leider gibt meine Cam nicht mehr Zoom her....:nono:

  • auch hier noch einmal einige Bilder- wahrscheinlich die letzten mit einem Kran...


    Der Dachaufbau ist fertig- auch den Schriftzug kann man erkennen.


    Gestern war der Turmdrehkran schon "herabgeklettert" und ein Mobilkran stand für den Abbau bereit.

  • Hier einfach mal ein paar weitere Bilder des Bettenhochhauses und des neuen Anbaus, aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen. Bei schönem sonnigen Wetter sieht es auf alle Fälle freundlicher aus als bei grauem Himmel.


    Von Süden aus gesehen:







    Der Eingangsbereich bekommt ein großes Dach:



    Die minimalistische Deko aus roten Streifen wurde auch an der Westseite angebracht:



    Der Anbau:




    Zum Glück kam das Gewitter doch nicht:



    Blick vom Robert-Koch-Platz aus nach Süden:


  • ^ Das ist schon ein fieser Klopper geworden, erinnert mich irgendwie fatal an Planungen der 40er Jahre der Generalbauinspektion für eine Hochschulstadt in Berlin-Grunewald.
    Ob man darin wohl genesen kann?

  • Ich finde es gar nicht schlecht. Hat durch seine grobe, durchaus an die 30er/ 40er-Jahre erinnernde Art etwas Gotham-City-mäßiges :daumen:


    Schade jedoch, dass die Umgebung so sang-und-klanglos untergeht :nono:

  • Das mit der Umgebung kann ich jetzt so nicht nachvollziehen.
    Es liegt in einem ziemlich schönen Campus und wenn die angrenzenden Bauten mal saniert sind - und das werden sie bestimmt in den nächsten Jahren, ist das ziemlich schön dort.


    Die Sanierung des Gebäudes ist okay, aber es ist einfach nur schade dass der Sockel nicht wie ursprünglich geplant mit roten Backstein verkleidet wurde, der Effekt und das Gebäude wäre wirklich um einiges besser geworden. Da wurde an der falschen Stelle gespart.

  • Ich finde das Ergebniss insgesamt auch mehr als überzeugend, die Fassade wurde deutlich aufgewertet. Klar es ist schade das der Sockel nicht die Backsteinoptik erhalten durfte, aber die Fernwirkung ist viel freundlicher geworden. Darum kann ich auch nicht nachvollziehen warum das jetzt auf einmal ein dicker Klopper geworden sein soll, dass war das gebäude ja wohl schon vor der Umgestaltung.

  • Gerade das war ja die Qualität vor der Fassadensanierung. Der Bau war groß und wuchtig und genau das wollte er sein. Die weiße Farbe macht doch einfach wieder eines dieser unzähligen "zurückhaltenden Gebäude" daraus.

  • Das Gebäude war und ist ein "Klopper", und ich finde diesen Begriff auch nicht prinzipiell negativ. Hier steht es für groß, imposant, wuchtig, mächtig usw.


    Die alte Gestaltung fand dich abwechslungsreicher und individueller. Die neue ist irgendwie beliebig und die Rasterfassade mit den schmalen Fensterschlitzen, naja, sagen wie mal Mainstream.


    Allerdings tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Allmählich kann ich mit der neuen hellen Fassade zunehmend besser leben, besonders bei Sonnenschein. Bei trübem Wetter sieht es aber sehr trist und einfach nur grau in grau aus.