Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • ... am Ende ist es dann eben auch Geschmackssache. Aber was wäre denn für dich an diesem Ort ästhetischer? Ein modernes Bauwerk oder eine kahle Brache?


    Vielleicht kann man in diesem Strang auch interessantere Pro und Contras bezüglich der Kolonaden erlesen.

    Einmal editiert, zuletzt von notration ()

  • ^^wo hat denn auch nur ein Nutzer so argumentiert?


    Ich mag Kolonnaden, Naturstein, ionische Säulen und Symmetrie. 2.500 Jahre haben wir in Europa so gebaut, im 20. Jh. hat man uns gesagt, das sei jetzt nicht mehr "modern" und wie schon in "Des Kaisers neue Kleider", und weil man in Deutschland traditionell auf "Experten" hört, haben wir damit aufgehört. Das wäre als Modeerscheinung sogar verkraftbar, wenn nicht zugleich ein Krieg und ideologische Abrißaktionen danach soviel dieser Ästhetik, die mir gefällt, vernichtet hätte. Speziell in Deutschland und besonders in Berlin.


    Also freue ich mich über die Reko. Und das ist dann halt irgendwo auch Geschmackssache. Wenn die Architekten unserer Zeit nicht solch ein engstirniges Repertoire hätten fände ich auch einen Neuentwurf passend zum Ort gut. Wenn ich mich aber zwischen Wippe oder bestensfalls Chipperfield einerseits und einer Reko andererseits entscheiden muss, dann nehm ich halt die Reko.

  • Geschmacksache trifft es ganz gut denke ich. Wie wäre es denn mit ein er Grünfläche ggf. einem kleinen (nicht die alberne Wippe!) Einheitsdenkmal und ein paar Bänken.


    Muss es an der Stelle unbedingt monumental sein? Daran mangelt es nach dem Wiederaufbau des Schlosses (bzw. einer rekonstruierten Fassade) doch eigentlich nicht.


    Aber vielleicht sollten wir das hier beenden und es bei Geschmacksache bleiben lassen ... sonst kommen die Mods mit dem Papierkorb.

  • Überwältigen tut mich die Darstellung auch nicht, auch wenn ich es mir toll vorstelle, unter den Kolonaden über dem Fluss entlang zu laufen. Gerade vom Schloss aus gesehen wirken sie etwas plump und unvollständig. Ich würde sie dennoch definitiv der Obstschale oder einem leeren Podest vorziehen. Ich stelle es mir auch schwer vor, für diesen Ort eine ganz neue, überzeugendere Lösung zu finden. Es würde wohl wieder in so etwas wie einer Obstschale enden. Idealerweise würde man im Rahmen einer Rekonstruktion an Stelle des Reiterstandbildes eine moderne Ergänzung vornehmen, die als zentrales Element wirkt und dem Ganzen mehr Leichtigkeit verleiht. Ich stelle mir dort einen nach oben hin spitz zulaufenden gläsernen Pavillon vor, ein wenig wie die Pyramide des Louvres.

  • Dabei können wir es lassen. Jedoch noch der Hinweis, dass das Kolonnadenbauwerk größtenteils noch vorhanden ist. Bautechnisch waren die Säulen quasi nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Das Bauwerk ist denkmalgeschützt und zu erhalten, einige originale Mosaike sind auch noch vorhanden. Das legt es zumindest nahe, über eine Vervollständigung des Bauwerks und eine Rückkehr der gesicherten Mosaike sehr ernsthaft nachzudenken.

  • Ich habe im APH-Forum gelesen, dass die jetzige Schale des Neptunbrunnes gar nicht die originale ist, sondern größer ausfallen soll als das Original. Das ist eine Nachricht, die ich vorher nicht kannte und doch ein prima Kompromissweg.


    So könnte ich mir vorstellen, die jetzige Brunnenschale am Standort zu belassen. Für den Schlossplatz könnte man dann eine neue Schale in den historisch exakten Maßen anfertigen. Die Figuren würden dann nach der Restaurierung ans Schloss zurückkehren. Die Lücken am jetzgen Standort, die durch die fehlenden Figuren entsstehen würden, könnten durch neue, moderne Skulpturen oder etwas aus dem Depot ersetzt werden.


    Insgesamt fände ich die Lösung für alle Seiten sehr akzeptabel. Was haltet ihr davon?

  • Du liest im APH Forum mit?


    Nun ja. Die Sache mit der Schale wäre mir wirklich neu. Wenn es dazu eine andere Quelle, als ein Post im APH Forum gibt könnte man darüber sicherlich diskutieren. Ansonsten kann man sich das aber sparen, da dann selbstverständlich die Originalteile zusammen bleiben müssen.


    Allgemein kann ich mir aber kaum einen scheußlicheren Kontrast vorstellen, als eine neobarocke Brunnenschale mit irgendwas zeitgeschmäcklerischem zu kombinieren. Figuren werden von Künstlern heute seltenst naturgetreu dargestellt, sondern meist abstrahiert, verfremdet, usw., ist ja alles schön und gut wenn der Kontext passt, aber zu einer neobarocken Brunnenschale passt das in etwa so gut, wie Putten an der Weltzeituhr.

  • Danke für die Quelle.


    Ja, in der Tat. Und ich muss sagen, im direkten Vergleich gefällt mir die alte auch besser, die Proportionen sind auf der alten Aufnahme ebenmäßiger. Kann mich da aber auch täuschen.


    Das ergibt wirklich einige offene Fragen, wie man damit umgehen soll, falls man umzieht. :confused:


    Zumal es sich ja nicht einfach nur um eine Art Nachbau der alten Schale handelt, sondern um ein ganz anderes Material. Das Original war aus rotem Marmor, die aktuelle Schale ist aus Granit. Beide Materialien wirken schon sehr verschieden.

  • Eben darum finde ich eine Diskussion sehr lohnenswert. Wenn die neue Schale 2 Meter größer ist wird sie sowieso für den alten Standort am Schloss zu groß sein und muss neu angefertig werden.


    So könnte die alte Schale nach der Restaurierung schon mal am Rathausforum bleiben. Es geht dann um die Frage, wie man am heutigen Standort den figürlichen Schmuck ersetzen könnte.


    Ich bin auch erst jetzt auf dieses Problem aufmerksam geworden und weiß gar nicht, ob man beim Bund und dem Land Berlin überhaupt über diese Besonderheit Bescheid weiß.


    Jedenfalls ergeben sich so ja ganz neue Fragen und Perspektiven für den Brunnen.

  • Die Berliner Zeitung meldet sich mal wieder in Gestalt eines Kommentars von einem Herrn Marcus Weingärtner, der "seit Ende der 90er in Berlin (...) und seit 2001 in Kreuzberg" lebt, in Schlossfragen zu Wort.


    Der Tenor ist (nicht wirklich überraschend) eindeutig negativ, die Wortwahl aber für eine dann doch renommierte Zeitung irritierend, zumal die Entscheidung gefallen und der "Wahlkampf" vorbei ist. Für den Autor ist das Schloss bzw. Humboldt-Forum eine "monströse Scheußlichkeit", "monumental abweisend, protzig und gleichzeitig komplett öde". Den Entwurf von Braunfels hätte er aber "charmant" gefunden und eigentlich überhaupt am liebsten den Palast der Republik behalten, denn das wäre "mutig" gewesen:


    http://www.berliner-zeitung.de…-scheusslichkeit-25144462

  • ^
    Erstens ist der Kernvorwurf, die Rekonstruktion des Berliner Schlosses würde bei Fertigstellung "unmodern" wirken, schon eine ziemliche Beleidigung für jeden denkenden Menschen - genau das wird ja bei Rekonstruktionen intendiert, eine zeitlos schöne Fassade jenseits von Mode.


    Zweitens ist das Attribut "renommierte Zeitung" wohl zu überdenken: das Blatt wird seit dem letzten Ersten von einer gemischten Redaktion von Berliner und der Knallerzeitung "Kurier" (die mit dem Straßenstrich im Anzeigenteil) gemacht und muss mächtig Kosten sparen. Für die zwei Bier, die man noch für eine Suada gegen das Schloß als Zeilengeld zahlt, gibt es eben keine Kommentare auf "Washington Post"-Niveau.

  • ^ Mit der Berliner Zeitung hast Du sicher Recht. Aber, und das hab ich immer im Hinterkopf, hab ich die Zeitung in der Böhme-Phase doch sehr gerne gelesen und zwei Jahre sogar im Abo. Und das lag nicht daran, dass ich ein Böhme-Fan gewesen wäre, sondern dass ich das Bemühen merkte, Journalismus zu machen und der darf dann bzw. muss dann auch kontrovers sein!


    Wenn aber das ehrenwehrte journalistische Institut des Kommentars mit einem "Ich kotz mal meine Meinung raus" verwechselt wird, braucht man sich über schwindende zahlende Leserschaft auch nicht zu wundern ...

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    Erstens ist der Kernvorwurf, die Rekonstruktion des Berliner Schlosses würde bei Fertigstellung "unmodern" wirken, schon eine ziemliche Beleidigung für jeden denkenden Menschen


    Dann bsit du also der Meinung, dass die Rekonstruktion modern wirken wird!?
    Und bitte nicht immer von Beleidung sprechen, wenn jemand eine andere Meinung hat!


    eine zeitlos schöne Fassade jenseits von Moden


    Das Stadtschloss hat eine zeitlos schöne Fassade, aber im Ursprung ist sie eben nicht jenseits von Moden! Im Gegenteil: Das Schloss wurde im Laufe der Jahrhunderte immer im Stil der jeweiligen Mode erweitert. Modewellen gab es schließlich in der Architektur seit jeher - egal ob Barock, Historismus etc!

  • ... Wenn aber das ehrenwehrte journalistische Institut des Kommentars mit einem "Ich kotz mal meine Meinung raus" verwechselt wird ...


    Ungefähr so kommt das Kommentar rüber. Was heisst schon "die anderen Städte bauen Zukunft" - ein Schloss hat durchaus jede Hauptstadt Europas, darunter Warschau ein wiederaufgebautes. Wieso gerade dieses Gebäude dem Bau irgendwie vorgestellter Zukunft an irgendeiner anderen Stelle der Stadt hinderlich sein sollte, während der zeitweise dort stehende 0815-Bau helfen sollte, liefert die Ausko...ung keinerlei Erklärung.
    Dass die Ostfassade nicht unbedingt gelungen ist - statt der Hof-Öffnung hätte auch eine historische die Antwort sein können. In der Zeitung ist noch dieser Text verlinkt, nach dem die "abweisende Ostwand" irritiere und entsetze - da wünscht man sich im Osten die Renaissance-Überbleibsel mit dem noch älteren Grünen Hut (aus dem 13. Jahrhundert) zurück.

  • Dann bsit du also der Meinung, dass die Rekonstruktion modern wirken wird!?
    Und bitte nicht immer von Beleidung sprechen, wenn jemand eine andere Meinung hat!


    Nein, Du WILLST mich mißverstehen. Eine Wiederherstellung eines historischen Zustandes kann nicht "modern" sein. Das ist ein Widerspruch in sich und hat nichts mit Meinung zu tun. Es sei denn Du machst Rekonstruktionen als neuen Mode- und Architekturtrend aus, wofür es trotz vieler Einzelprojekte angesichts der Masse der Bauproduktion auf dem Kindergartenniveau keinen Anhaltspunkt gibt.


    Zudem ist natürlich das Schloß immer wieder wieder umgebaut worden. Hier geht es aber nicht um die Umbauten sondern um die Schlüterfassade mit der Kuppel des 19 Jahrhunderts. Diese Architektur entzieht sich selbstverständlich nicht der Einordnung in Architekturepochen jedoch den aktuellen Modetrends der Architektur, die eine ästhetische Halbwertszeit von unter 24 Monaten haben. Genau dies war und ist gemeint.

  • Nein, Du WILLST mich mißverstehen. Eine Wiederherstellung eines historischen Zustandes kann nicht "modern" sein.


    Da musst du mir kurz helfen! Wenn jemand behauptet, die Rekonstruktion würde bei Fertigstellung "unmodern" wirken, ist das für dich eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen.....Jetzt behauptest du, eine Rekonstruktion kann überhaupt nicht modern sein. Also liegt doch die Berliner Zeitung mit Ihrer Aussage gar nicht so falsch!?


    Hier geht es aber nicht um die Umbauten sondern um die Schlüterfassade mit der Kuppel des 19 Jahrhunderts.


    Bitte lese meine Kommentare nochmal richtig! Ich habe nicht von UMBAUTEN, sondern von ERWEITERUNGEN geschrieben, die im Laufe der Jahrhunderte immer im Stil der jeweiligen Mode erfolgten. Und dazu zählt nun mal die Schlüterfassade und die Kuppel!


    Diese Architektur entzieht sich selbstverständlich nicht der Einordnung in Architekturepochen jedoch den aktuellen Modetrends der Architektur


    Da willst du mich missverstehen! Die Architektur der Erweiterungen des Schlosses folgte immer den aktuellen Modetrends der jeweiligen Zeit.....Aus den damaligen Modetrends enstanden Architekturepochen! Barock:damals Modetrend, heute Architekturepoche....Historismus: damals Modetrend, heute Architekturepoche! Nichts anderes wollte ich mit meinem Kommentar beschreiben!

  • Schlossbrunnen

    Um nochmal zum Schlossbrunnen zurückzukehren: Tatsächlich ist das heutige Becken um schätzungsweise drei Meter größer als früher. Das sorgt zwar einerseits dafür, dass Neptun auf der riesigen Aufmarschfläche nicht völlig untergeht, hat aber andererseits die negative Folge, dass die ursprünglichen Proportionen der Figuren nicht mehr stimmen. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung des Bundes also goldrichtig.


    Zudem sind die Figuren völlig verkalkt und müssen zur Restaurierung sowieso abgebaut werden. Bei dieser Gelegenheit können sie auch gleich in ein kleineres Becken auf dem historischen Schlossplatz umziehen. Auf dem Rathausforum sollte man stattdessen einen modernen Ersatzbrunnen, das Marx-Engels-Denkmal oder passenderweise die berühmte Berolina aufstellen.



    Quelle: Library of Congress, gemeinfrei

  • Schön, dass er endlich Schlossbrunnen genannt wird....und es ist richtig, dass bei der angedachten Dislozierung des Brunnens die ursprünglichen Abmessungen inkl. des roten schwedischen Materials berücksichtigt werden sollten....mal sehen, was rrg draus macht.....