Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • ...natürlich hat der Architekt nix mit den evt. Veranstaltungen dort zu tun. Aber wenn es eben zwei verschiedene Durchwegungen gibt, gibt es immer eine Ausweichmöglichkeit, wenn eine blockiert ist. Zwar war in den Ausschreibungen zum Humboldforum die "Wiedererrichtung" des Schlüterhofes vorgesehen und damit hätte es wohl in jedem Fall einen öffentlichen Weg darüber gegeben (also zwischen Portal I u. V.


    Einen Weg zwischen Portal II u. IV war aber nicht zwingend vorgesehen, bei den anderen Entwürfen wären diese Portale zu reinen "Hauseingängen" runtergestuft worden. Was wirklich schade gewesen wäre, weil eben der kürzeste Weg zwischen der Breiten Straße und dem Lustgarten direkt hierdurch führt. Stella hat dies erkannt und entsprechend berücksichtigt - andere Architekten bei ihren Entwürfen nicht.

  • Man muss sich beim Stella Entwurf auch mal gedanklich von dessen Fassade lösen und sie mit Nichtbeachtung strafen.:D Und sich einfach mal auf die Vorzüge seines Entwurfs konzentrieren.
    Von der Ostfassade bin ich auch nicht begeistert! Die ist mir viel zu monoton. Wenn's wenigstens ne Auflockerung durch irgendeine Art von Mittelrisalit gäbe! Wahrscheinlich hätte Stella in der Hinsicht sogar mit sich reden lassen, wenn man ihn denn darum gebeten hätte...


    Aber an solcherart "Dekor" ist man bei den "entscheidenden Stellen" - siehe z.B. auch Neubebauung Schinkelplatz - scheinbar nicht interessiert.:nono:

  • Für mich ist das Positive an Franco Stella auch nicht unbedingt seine Fassadengestaltung, sondern sein offensichtlich großer Respekt für das Schloss. Man merkt immer wieder, dass er das alte Schloss sehr schätzt und es möglichst zurückhaltend mit seiner Architektur ergänzen möchte. Jedes weitere historische Portal, oder die Kuppel oder die erst neuerdings wieder eingeplante Runde Ecke sind ihm willkommen. Dafür stutzt er sogar seine Spreefassade nachträglich um einige Achsen. Er will sich nicht auf Teufel komm raus selbst ein Denkmal setzen, wie ich es z.B. von Herrn Kulka, dem Architekten des Potsdamer Schlosses öfters denken muss. Dem passt dies und das nicht, ein historisches Treppengeländer darf auf keinen Fall wiederkommen oder er verordnet, dass keine Statuen das Dach des Innenhofes mehr schmücken dürfen. Dabei wird der neue Landtag zum großen Teil aus Geldern finanziert, die eine historisch getreue Rekonstruktion voraussetzen.

  • @ Treverer


    Also ich finde das Rondell ja eine Pseudo-Innovation. Man könnte zwar auch das unter postmodernem Kontrast subsumieren und irgendwie noch tolerieren. Ich finde aber gerade diese Stella-Fassade in ihrer Totalität reizvoll.


    Man sollte dem Spender sagen, daß er das für die Kuppel umwidmen soll.

  • Spenden reichen bisher nicht aus

    Bisher sind erst gut ein Viertel der 80 Mio (etwa 22 Mio) zusammen. Man geht zwar davon aus, dass (gewissermaßen proportional) mit den wachsenden Strukturen auch die Spendenbereitschaft steigen wird, aber zunächst muss der Bund offenbar Sicherheiten gewähren. Der Witz ist mE nur: Wieso sollten die Leute noch spenden, wenn doch so bereits klar ist dass alles was geplant war ohnehin auch kommen wird - im Zweifel eben auf Bundeskosten statt mit eigenen Spenden :confused:


    So wundert es mich auch rein gar nicht, dass inzwischen eher zweckgebundene Spenden für nachträgliche Sonderwünsche eingehen. Genannt werden hier u.a. die vollständige Rekonstruktion der Kuppel, der Wiederaufbau der Innenportale samt ihrer Durchgänge sowie die Rekonstruktion des historischen Eckrondells. Der Artikel gibt dem Bund aber auch eine Mitschuld an der Lage, weil eine Zeit lang zu stark gezögert wurde und so Spendern ein völlig falsches Signal gesandt worden sei (der Bau an sich schien bekanntlich keineswegs mehr sicher, warum also spenden?). Jetzt aber sendet man mE wie gesagt das gegenteilige Signal (der Bau inkl. der hist. Aussenfassaden ist sicher, warum also spenden - außer eben für Sonderwünsche?). Die gewährte Sicherheit ist scheinbar eine Notwendigkeit und sicher nicht als Entlastung der Stiftung geplant gewesen und wird auch nicht so kommuniziert werden (auch der Artikel spricht das nicht an), aber letztlich kommt es womöglich dazu. Wie war das eigentlich bei der Dresdner Frauenkirche? Waren die Spenden da obligatorisch oder wäre auch dort notfalls der Staat eingesprungen?


    Quelle: http://www.berliner-zeitung.de…de,10809148,20592100.html

  • Der Vergleich hinkt!

    Der Vergleich, für den die Berliner Zeitung die Dresdner Frauenkirche heran zieht, hinkt etwas:

    1.: Die Frauenkirche ist eine Komplettrekonstruktion, innen wie außen. Die Begeisterung von Spendern hält sich natürlich in Grenzen, wenn nur drei Außenfassaden und kein Bißchen Innenraum rekonstruiert werden,
    2.: Bei der Frauenkirche wurde nie der Baubeginn angezweifelt und das Projekt war nie ein Ersatz für ein anderes, das den Ostalgikern am Herzen lag,
    3.: Den Spendern außerhalb Deutschlands fiel es leichter für eine politisch neutrale Kirche, die zudem auch noch Opfer einer umstrittenen Kriegsführung (moral bombing) war, zu spenden als für ein ehemaliges Machtzentrum des Kaiserreiches.


    Was allerdings auch zu bedenken ist:
    Auch bei der Frauenkirche flossen die Spenden erst reichlich, als mit dem Bau sichtbar begonnen worden war.
    Als man bei der Frauenkirche einen Spendenstand von 1/4 (wie beim Schloss) überschritt, war die Unterkirche
    im Keller längst fertig.
    R.R.

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • Der Wiederaufbau der Frauenkirche wurde aber auch in den Medien weitaus mehr propagiert. Ich wette 97% der deutschen wissen nicht mal etwas vom Wiederaufbau des Stadtschlosses aka Humboldt-Forum. Und viele, die irgendwie/irgendwoher vom Wiederaufbau wissen, sind erst mal schlicht dagegen, weil es sich um ein böses Schloss handelt und Deutschland gleichzeitig doch so bitterarm ist. Sie wissen gar nicht, dass das Schloss sinnvoll genutzt wird, als Museum (für Sammlungen, die einen besseren Ausstellungsplatz bitter nötig haben), eine Bibliothek und ein Forum für alle.
    Die Medien (ZDF, ARD...) müssten mehr auf das Projekt aufmerksam machen und Informationsarbeit leisten.

  • Die Frauenkirche hatte außerdem einen 'Vorteil', nämlich stand sie als Symbol für die Kriegsverbrechen der Alliierten an der deutschen Zivilbevölkerung. Deswegen hat sie sowohl aus Deutschland aber auch international Spenden bekommen. Das Berliner Schloss dagegen steht haupstächlich für zwei Dinge, nämlich den preußischen Staat und die Kulturbarbarei der DDR. Beide Dinge sind heutzutage wenig geeignet, viel Sympathie zu erwecken, ersteres wegen der (ungerechtfertigten) Fixierung auf Nationalismus und zweiteres wegen der immer noch präsenten Verklärung ehemaliger Nutznießer. So gesehen ist die bisherige Summe an Spenden eigentlich schon beachtlich.

  • Das Berliner Schloss dagegen steht haupstächlich für zwei Dinge, nämlich den preußischen Staat und die Kulturbarbarei der DDR.


    Ersteres empfinde ich als nicht schlimm, Preußen war schließlich nicht nur Wilhelm II und Krieg. Bei letzterem wünsche ich mir eine viel kritischere Betrachtung: der Abriss durch Ulbricht war nämlich wirklich rein ideologisch und das auch noch auf eine viel widerlichere Art.

  • necrokatz und Hobbyist:


    Nur mal kurz zum bedenken: Bedeutungen und Assoziationen werden immer wieder neu ausgehandelt und dabei kann der einstige Symbolcharakter radikal überschrieben bzw. uminterpretiert werden. Einige Beispiele:
    - Das Brandenburger Tor steht heute entgegen seiner historischen Bedeutung primär für die Einheit Deutschlands.
    -Die Gedächtniskirche (insbesondere aber der permanent "zerstörte" Turm) erinnert mE eher an das Vernichtungspotential von Kriegen, insbesondere des zweiten Weltkrieges, als an den Kaiser zu dessen Gedenken sie errichtet wurde. Als Kind habe ich sogar lange gedacht, sie hieße erst seit dem Bombeneinschlag und der anschließenden, bewusst fragmenthaft gestalteten, Erhaltung Gedächtniskirche und sei davor halt irgendeine Kriche unter dutzenden gewesen.
    -Auch die Siegessäule oder der Reichstag werden heute mE weniger mit früheren Systemen oder Kriegen verbunden, als dass sie für einen modernen Staat stehen, der sich seiner eigenen Historie und Historizität bewusst ist.
    -Ich persönlich sehe auch ehemalige Prestigeprojekte der DDR wie Prachtstraßen, Plattenbauvierteln oder z.B. dem Tierpark Berlin pragmatisch weniger als Symbole für das DDR-System, sondern eher als (solange in gutem Zustand und bei entsprechender Funktionalität) durchaus brauchbare und bereichernde Elemente des modernen Berlin mit seiner bewegten Historie.


    In dem konkreten Konfliktfall "Palast d. Republik vs. Humboldtforum" finde ich hingegen, dass man eindeutig die richtige Entscheidung getroffen hat, denn allein für das Stadtbild ist die Fassade/ Kubatur des Stadtschlosses praktisch alternativlos und ich wünsche mir auch weiter die Bauakademie. Leider hat die DDR durch ihre radikale Vorgehensweise eine gewisse Politisierung (Sozialismus vs. Kaiserreich) nahegelegt, die auch das neue Projekt betrifft und womöglich tatsächlich Ostalgiker (ein bewusster Euphemismus, um mal etwas von den ewigen Unterstellungen und der Polemik weg zu kommen) vom Spenden abhalten dürfte. Andersherum mag es einige ebenso nostalgische Kaiserreichsanhänger geben, die jetzt mangels privater Bestätigung hier einen privaten Sieg feiern. Sie werden wohl eher zu den Spendern zählen und sich hoffentlich nicht von den modernen Elementen/ Funktionen abschrecken lassen. Diese Bedeutungsebenen können aber mit der Zeit auch hier durch die neu zu stiftende Bedeutung überlagert werden.


    Für mich steht das neu zu errichtende Humboldtforum primär weder für eine Rückbesinnung auf die Kaiserzeit noch für eine späte Korrektur der DDR-Sünden. Stattdessen sehe ich hierin ein modernes Deutschland bzw. Berlin, das beide Systeme erlebt hat und sich bis heute natürlich auch aber nicht allein aus dieser Vergangenheit erklärt. Alleine der Name und die Funktion sowie die festgelegten architektonischen Anpassungen legen eine andere Deutungsweise nahe und ich hoffe, dass es künftig auch mehrheitlich so gewertet wird und die durch Necrokatz nahegelegte Interpretation überschreiben wird.

  • Das ist Schloßtalgie!

    Ich finde diese Interpretationen zum Schloß etwas spekulativ.


    Ich bin auch Ostalgiker und begrüße sehr den Wiederaufbau des Schlosses. "Ostalgie" ist ein Propagandabegriff, um jedweden positiven Bezug zur DDR zu diskreditieren. Man kann sich auch differenziert auf die DDR beziehen - ohne plumpe Dämonisierung. Und ohne plumpe Idealisierung.


    Die Haltungen zum Schloß dürften meiner Meinung nach kaum vom Kaiserreich oder von der Schloßsprengung bestimmt sein. Ich denke, das wird hier etwas überbewertet.


    Sicherlich ist es für mich auch ein positives Gefühl und ein schöne "Erzählung", daß wir das gesprengte Schloß nun wiederaufbauen. Aber letztlich interessiert mich Ulbricht wenig. Und auch das Kaiserreich.


    Es ist ja gerade die Krux, daß ständig von irgendwelchen Interessengruppen oder Ideologen solche historischen Negativ- oder Positivbezüge hergestellt werden, statt einfach zu sagen:


    "Dat Schloß is' schön. Punkt." Das stand schon immer da und gehört dort ganz einfach kontextuell hin. Da kann man sinnieren, wie man will.


    Ich spreche auch von einer Berliner DNA, die sich peu à peu wieder durchfressen wird. Die DNA hat all die Kriegs- und Teilungswirren überlebt und wird die Grundlage für einen wiederaufgebauten modifizierten Stadtkörper sein.

  • .... statt einfach zu sagen:


    "Dat Schloß is' schön. Punkt." Das stand schon immer da und gehört dort ganz einfach kontextuell hin. Da kann man sinnieren, wie man will.


    wie gut dass wir in einer demokratie leben und sowas wie geschmacksfreiheit herrscht. ich zum beispiel finde das schloss überhaupt nicht schön. ein plumper kasten ohne grazie, einfach nur plump. könnte auch ne kaserne gewesen sein.


    ich vermisse es auch garnicht da es weit vor meiner zeit verschwand.


    trotzdem bin ich dafür es äusserlich wieder herzustellen.
    aus mangel an überzeugender gegenwartsarchitektur für ein solches bauvolumen.


    ich verstehe nicht wie man in alles und jedes etwas ideologisches hieneinmurksen kann uns muss. das geht mir mächtig auf den geist hier.

  • Recht so, Echter Berliner! Das Schloss gehört zu Berlin, das Schloss fehlt in der Mitte, dass Schloss muss wieder hin! Ohne Wenn und Aber, ob nun für oder gegen Kaiser, für oder gegen Ulbricht, und wenn es erst einmal da ist, werden sich alle freuen...

  • wie gut dass wir in einer demokratie leben und sowas wie geschmacksfreiheit herrscht. ich zum beispiel finde das schloss überhaupt nicht schön. ein plumper kasten ohne grazie, einfach nur plump. könnte auch ne kaserne gewesen sein.


    ich vermisse es auch garnicht da es weit vor meiner zeit verschwand.


    trotzdem bin ich dafür es äusserlich wieder herzustellen.
    aus mangel an überzeugender gegenwartsarchitektur für ein solches bauvolumen.


    Also ich finde das Schloß sehr schön. Schönheit ist auch eine sehr kontextuelle Angelegenheit. Ich finde die Lunge, das menschliche Gehirn und die Nieren auch nicht besonders erquicklich, um es mal ironisch auszudrücken. Sie sind aber alternativlos.


    Es gibt nun mal eine historische DNA, eine Prägung. Von daher kann es gar kein schöneres Gebäude an diesem Punkt geben als das Schloß.


    Was nützt mir eine autistische dekontextuierte Schönheit, wenn sie unauthentisch ist? Ein ähnliches Problem gibt es übrigens lustigerweise auch beim Menschen und den angeblich so "schönen" Models.


    Wenn ich schreibe, "dat Schloß is' schön", gebe ich das Empfinden einer relevanten Mehrheit wieder. Deine Argumentationen sind häufig etwas unglaubwürdig bzw. wenig überzeugend, weil du so stark polemisierst.


    Wenn die meisten Leute die Musterfassade oder ganz allgemein barocke Schloßfassaden sehen, geht ihnen nun mal das Herz auf - auch angesichts unserer modernen Tristesse.


    Wenn du dann schreibst:

    überhaupt nicht schön. ein plumper kasten ohne grazie, einfach nur plump. könnte auch ne kaserne gewesen sein.

    , dann steht dir das zu, wird aber von den meisten wohl als wenig glaubwürdig wahrgenommen.

  • @echter_berliner


    so kann man nur argumentieren wenn einem die argumente fehlen oder man noch nicht sehr viel gesehen von der welt. das werfe ich ihnen nicht vor.
    ich selbst liebe barocke architektur sehr. aber das berliner stadtschloss ist nicht gerade das highlight dieser epoche. plump bleibt plump.
    schauen sie sich mal ein bisschen in der welt um reisen sie und vor allem SEHEN sie!
    und so alt können sie auch noch nicht sein, dass sie das schloss so unendlich vermissen.


    Für so einen Plausch gibt es die PN-Funktion. Bitte wieder sachlich diskutieren. Danke.
    Bato

  • @bato


    ich wollte nur etwas die heisse luft rausnehmen. ;)


    darf ich mal fragen,
    ich habe hier keinen thread dazu gefunden... wieso regt sich hier eigentlich nichts für einen wiederaufbau des schlosses monbijou? das war nähmlich wirklich schön und ein richtiges barock-juwel zumindest in der ursprungsfassung von eosander von goethe.

  • Hach, das wärs...Schon der Name klingt wie eine zarte Praline :D. Naja, die Wahrscheinlichkeit ist ja gleich 0,01%. Aber der Gedanke an eine Reko besteht doch irgendwie...Glaube sogar vom Hohenzollern-Clan selbst.
    Ich möchte nicht wissen, was abginge, wenn man den sehr belebten und beliebten und grad erst "gepimpten" Park einem militaristischen Schloss (Sarkasmus) opfern würde. Ich fänds gut, wenn mans in Charlottenburg rekonstruieren würde, auch wenn die Nazis dies schon vor hatten (wenigstens [I]ein8/I] gutes Vorhaben). Würde von der Entstehungszeit passen und genug Platz gäbs dort auch, wenngleich nicht so malerisch am Wasser gelegen.

  • Es gibt nun mal eine historische DNA, eine Prägung. Von daher kann es gar kein schöneres Gebäude an diesem Punkt geben als das Schloß.


    Das kann man auch anders sehen.
    Da fehlt es an Rationalität und Innovationsfreude. Zum Einen sind Gebäude und Städte nur leblose Steine, zum Anderen ist die Fixierung auf das Vergangene auch Ausdruck von Selbstverleugnung und Ängstlichkeit. Mit so einer Haltung wäre das Schloss ja erst gar nicht gebaut worden.