Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • »Für die Baukultur in Deutschland ist das ein wichtiges Signal. Denn das Berliner Schloss hat Strahlkraft weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Es wird eine Visitenkarte für ganz Deutschland sein.«


    Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) am 02. Dezember 2009

  • Naja, die letzten Entwürfe waren eher eine Verschlechterung gegenüber Stella 1.0 Eine moderne Kuppel, keine saubere Trennung zwischen moderner und historischer Fassade und der hervorspringende Flügel zerstört die Symmetrie.



    Nicht zu vergessen der grausige Innenhof. :runaway:



    (Quelle: bmvbs)


    Dafür ist auch in Zukunft für Unterhaltung gesorgt, denn die Kollhoff-Soap geht unvermittelt weiter. War der Herr Architekt gestern noch der Meinung Für mich ist die Sache erledigt. meint er heute Aber so, wie das auf das Gleis gesetzt werden soll, wird es nicht funktionieren.

  • @ Guderian:
    Keine Angst, Stellas aktueller Entwurf sieht keine moderne Kuppel vor. Die Finanzierung der historischen Kuppel, die nach Stellas Plänen kommen wird, ist aber noch nicht gesichert, deshalb soll sie nachträglich gebaut werden, eventuell aus zusätzlichen Spendengeldern. Für die Übergangszeit ist eine Andeutung der Kuppel durch ein Stahlskelett geplant (kann man ein paar Seiten vorher in diesem Thread nachlesen). Die auf der Visualisierung gezeigte Kuppel ist also nur ein Provisorium.

  • EIne moderne Kuppel aus glänzenden Stahl und Glas hätte auch was. Beim Reichstagsgebäude hat es ja auch ganz gut funktioniert - die Kuppel ist sogar zu einem Wahrzeichen und zu einem Sinnbild für das neue Deutschland geworden. Vielleicht sollte man den Herrn Foster noch mal einspannen ;)

  • naja... die Kuppel auf dem Reichstag ist ja nicht unbedingt Fosters Verdienst, sondern einzig der Hartnäckigkeit der 'Auftraggeber' zu verdanken.

  • Reichstags- und Schlosskuppel befinden sich in einem Umfeld mit diametral gegensätzlichen Schwerpunkten:
    Der Reichtag ist, wenn man vom Reichtstagspräsidentenpalais absieht, ein historischer Solitär in einem Umfeld modernistischer Bauten. Da ist die Kuppel eine Entschärfung des Kontrastes.
    Beim Schloss ist es genau umgekehrt: Hier ist ein Ensemble von historischen Repräsentationsbauten um den früheren Kernbau wieder zu ergänzen. Eine modernistische Kuppel würde ein Fremdkörper sein und die Grundidee für den Wiederaufbau des Hohenzollernschlosses konterkarieren.

  • Sehe ich exakt genauso wie Reinhard. Zu der historischen Kuppel gibt es keine sinnvolle Alternative. Man muss auch immer den baulichen Kontext beachten wenn es um so wichtige (und teure) Gebäude geht.

  • Sehe ich genauso.


    Beim Reichstag habe ich die moderne Kuppel begrüßt. Der Bundestag ist unsere zentrale politische Instanz und daher sehr ideell beladen. Der alte Baukörper mit modernem Inhalt (nicht sichtbar nach aussen) bzw. der modernen Kuppel (sichtbar nach aussen) ist ideal um den Bezug unserer BRD zur Geschichte zu repräsentieren - der moderne Teil um den modernen Anspruch an Politik und unser Land darzustellen.


    Stadtschloss sehe ich subjektiv ganz anders: Hier rekonstruieren wir ein historisches Gebäude um des Vorkriegsbildes wegen. Hier steht nicht die Nutzung im Vordergrund (man muss den Körper nur irgendwie füllen, was ja sehr einfach fällt in diesem Fall) sondern die Erscheinung. Da muss dann auch kein Bezug zur Moderne hergestellt werden oder eine Funktion visuell nach aussen transportiert werden. Eine moderne Kuppel macht da keinen Sinn, sondern widerspricht dem Grund des Wiederaufbaus der da ist Rekonstruktion.

  • Kann man auch noch anders sehen... immerhin ist es ja eben keine Rekonstruktion des Stadtschlosses - auch wenn es gern so dargestellt wird. Es ist ein Neubau des Humboldtforums, der an 3 Seiten plus ein wenig Innenhof eine historische Fassade erhält. Die Spreeseite bekommt ja daher auch den sattsam bekannten Zeitgeist-Klötzchen-Look. Was tatsächlich für eine historische Kuppel spricht, ist natürlich die Wirkung des Baus im Zusammenspiel mit den anderen Strukturen insbesondere aus südlicher und westlicher Richtung. Die Trennlinie zur 'Moderne' des Alex ist eben ganz klar die Spree - die Kuppel liegt aber am anderen Ende des Areals und kann an dieser Stelle eigentlich nur historisierend ausgeführt werden.

  • @ Andi und Tel33: Top, sehe ich genauso. Mir persönlich sagt die moderne Kuppel des Reichstagsgebäudes schon allein deswegen zu, weil ich die historische Kuppel potthäßlich fand und ich finde, dass die moderne Kuppel eine viel bessere Gesamtwirkung des Gebäudes erzeugt.

  • Kleiner Blick in den Pressewald:


    Das strikte Festhalten des Bundes am Kostenrahmen von 552 MEURO wird allgemein zu Recht kritisiert da mit so einer geringen Summe ein Sparschloss befürchtet wird, mit welchem niemand wirklich zufrieden sein kann. Dass Kuppel sowie das Portal im Eosanderhof im Budget unerwähnt blieben setze dem Ganzen die Krone auf.


    Wolle man ein Jahrhundertbauwerk, dann müsste vor allem die bauwerkprägende Kuppel unbedingt gebaut werden. Seitens Bauminister Ramsauer hört man hierzu leider nur den Kommentar , dass wer mehr möchte auch sagen solle woher das Geld kommen soll.


    Artikel Tagesspiegel 10.12.09 sowie vom 08.12.09
    Artikel taz 07.12.09


    "Sehr für die Kuppel" ist dagegen Kultusminister Neumann. Dieser plane einen runden Tisch an dem spätestens bis "Mitte, Ende des nächsten Jahres“ alle finanziellen, architektonischen und auch inhaltlichen Fragen geklärt werden sollen.


    Artikel rbb

  • Ich muss da als Auswärtiger ganz klar sagen, die Berliner müssen dahinter stehen. Zum einen "politisch", es reicht nicht wenn die berliner Bevölkerung sagt "Von mir aus". Das ist ja zB der große Unterschied, u.a., zur Rekonstruktion der Frauenkirche: das scheint für die Dresdner wirklich ein Identifikationsobjekt gewesen zu sein, etwas was die Dresdner auch wirklich wollten. Und sich entsprechend - auch finanziell - engagiert haben.
    Wenn man in Presseberichten lesen kann dass selbst der vergleichsweise geringe Eigenanteil für die historische Fassade über Spendengelder alles andere als sicher ist muss man die Berliner schlicht fragen: "Was ist euch das Schloss wert?" Wenn 3,5 Millionen Berliner hinter ihrem Schloss stünden müssten sich auch entsprechende Spendengelder einsammeln lassen.

  • Die alte Geschichte wieder! Also der deutsche Steuerzahler zahlt für das Humboldt-Forum pro Kopf ca. 5,- €. Die Berliner Steuerzahler zahlen für dieses Projekt des Deutschen Bundestages (warum auch immer) 15,- € pro Nase. Das heißt, die Berliner zahlen auch ohne Spenden bereits viermal soviel wie die "Auswärtigen", ob sie nun wollen oder nicht. Weshalb 15 das Vierfache von 5 ist, kann hier vielleicht als Denksportaufgabe verbleiben. Natürlich ist das alles kein Grund keine Neiddebatte anzuzetteln, aber wenn die 12,5 Millionen Bayern tatsächlich hinter ihren Milchbauern stünden, dann würden sie deren (von der EU ohnehin massiv subventionierte) Plörre gefälligst selbst weg schlürfen. Ansonsten müssen sie sich fragen lassen, ob sie eigentlich immer solche Heuchler sind.


  • Typische Anfeindung, wie sie in Berlin an der Tagesordnung sind. Als Bayer bist du vom Label her schon unten durch, wie Guderian mal wieder beweist (und verbrüdert sich damit mit der kompletten linksradikalen Szene). Ist natl. die gleiche Verallgemeinerung wie Guderian hier selbst an den Tag legt.


    Mit der fehlenden Identifikation hat bayer definitv Recht. Dass auf den Berliner Kopf vierfache Finanzierungssumme fällt hat nichts damit zu tun ob dieser Kopf auch dahintersteht.

  • Naja, wie auch immer. Fakt ist, nicht nur viele Berliner wollen das Schloss. Fakt ist, allein wird Berlin mit seinen Einwohnern so ein große Gemeinschaftsprojekt kaum stemmen können; dazu ist die Stadt viel zu hoch verschuldet. Zudem ist die Berliner Bevölkerung nicht gerade dafür bekannt besonders vermögend zu sein. Fakt ist, selbst der Wiederaufbau der Frauenkirche hatte zunächst viele Kritiker wenn auch verhältnismäßig wenig aus Dresden selbst. Fakt ist, die Symbolik und emotionale Bindung (nicht nur) der hiesigen Bevölkerung zur Frauenkirche ist eine andere als zum Stadtschloss. Die Spendenbereitschaft war überwältigend. Für das Stadtschloss sehe ich ein derartiges Szenario nicht.

  • ^^
    Dann müssen eben Berlin- und Schloss-Fans wie ich die Angelegenheit schultern.
    Nachdem ich vor 15 Jahren DM 500,-- für die Schloss-Simulation gespendet hatte und vor zwei Jahren € 250,-- für einen Schloss-Baustein, werde ich nun wohl noch einmal € 250,-- für die Kuppel locker machen.
    Für einen Frührentner ein teurer Luxus.
    Aber man gönnt sich ja sonst nichts... :lach:


    Bei den Polen war es beim Warschauer Königsschloss nicht anders:
    Gerade die "einfachen Leute" haben heftig gespendet.

  • ^^
    Danke Reinhard, dass Sie das Warschauer Königsschloss als Beispiel nehmen. Wir könnten von den Polen ne Menge lernen!! Marion Dönhoff (wer es nicht mehr weiß: ehem. Zeit-Herausgeberin) hat in den 1950er Jahren den damaligen Polnischen Außenminister gefragt, warum das Königsschloss aufgebaut wird, wo es doch eigentlich viel dringendere Aufgaben gäbe (Polen hatte auch Millionen Heimatvertriebene usw.). Darauf soll dieser entgegnet haben: "Madame, Sie wissen ja nicht, was für eine Bedeutung Geschichte für uns Polen hat." Tja, das ist mal ein Argument! In unserem (west-)deutschen Masochismus und Selbsthass geht das nicht, da Geschichte ja "nur" 33-45 umfasst.
    Aber es gibt noch einen Unterschied zwischen Dresden und Berlin, auch wenn er politisch nicht korrekt ist: Dresden ist ne Bürgerstadt, in der sich trotz Sozialismus das Bürgertum gehalten hat, Berlin war traditionell immer eine proletarische Stadt, die sich von dem Aderlass der Intelligenzia in der Nachkriegszeit nie mehr erholt hat. Zudem kamen soviele antibürgerliche Menschen in die Stadt, dass es heute praktisch kein Bürgertum mehr gibt (und wenn dann öko oder links), das sich mit Stadtästhetik ernsthaft auseinandersetzt und bereit ist, zu spenden.

  • Ja, stimmt, Baukunst.
    Ich sehe, daß Du Deinen Wolf Jobst Siedler gelesen hast! :daumen:


    Und wer meint, das gehöre nicht zum Thema:
    Genau das ist die Ursache für all die Schwierigkeiten - gerade in der Architektur - die aktuell in Berlin bestehen.

  • Ja, stimmt, Baukunst.
    Ich sehe, daß Du Deinen Wolf Jobst Siedler gelesen hast! :daumen:




    Sogar mehrmals. "Die gemordete Stadt" kann ich nur jedem empfehlen. Auch wenn man danach ziemlich fertig ist!

    Einmal editiert, zuletzt von Baukunst ()