Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

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  • Das art magazin fragt sich in einem aktuellen Artikel, ob Franco Stella vorab überhaupt die Wettbewerbsbedingungen zur Teilnahme erfüllt habe und eigentlich gar nicht hätte teilnehmen dürfen.


    Als die wesentlichen Teilnahmeverletzungen werden genannt:


    • Stellas Büro ist zu klein und lag zum damaligen Zeitpunkt unter der Mindestgröße, d.h. es musste von 2004 - 2006 im Schnitt ein Jahresumsatz von 300 TEuro erbracht werden (dieser musste nicht mit Dokumenten nachgewiesen werden) und
    • es müssen im Architekten-Büro mehr als drei fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt sein


    Von öffentlicher Seite (Bauministerium und Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung BBR) liegt keine Stellungnahme zu den Vorwürfen vor. Zudem hieße es, dass der Zuschlag bereits an Stella erteilt wurde und hieran nicht mehr gerüttelt werden könne (Architektenvertrag...).


    Weiterhin wird das Vergabeverfahren kritisiert und gemunkelt, ob nicht alte Seilschaften zur Bevorzugung Stellas geführt hätten.


    Artikel art magazin


    Naja, mit was man sich so alles beschäftigen kann. Letzten Endes hat trotzdem der beste Entwurf gewonnen.

  • Schlechte Meldungen zum Schloß-Projetkt:
    Nach mehreren Presseberichten gibt es Anhaltspunkte, daß Stella die formalen Voraussetzungen für die Teilnahme am Wettbewerb nicht erfüllt hat (Umsatz, Mindestzahl an Mitarbeitern). Im Fall einer Klage unterlegener Wettbewerbsteilnehmer wäre dann nicht ausgeschlossen, daß neu ausgeschrieben werden muß.


    Außerdem wird bei dem Siegerentwurf weiter bemängelt, er lasse zuwenig Möglichkeiten zur Innenraumgestaltung.


    Ich kann's nicht mehr ertragen: Wer will eine Brache auf Jahre und endlose Streitereien, die nicht das "Wie", sondern v.a. weiter das "Ob" der Schloßrekonstruktion betreffen??


    Wir drehen uns im Kreis!


    Links zu den wichtigsten Artikeln:
    http://www.art-magazin.de/arch…lla_berliner_stadtschloss
    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB…Tpl~Ecommon~Scontent.html


  • Ich kann's nicht mehr ertragen: Wer will eine Brache auf Jahre und endlose Streitereien, die nicht das "Wie", sondern v.a. weiter das "Ob" der Schloßrekonstruktion betreffen??


    Geht es hier nicht offensichtlich um das "Wie"?


    Und auch wenn man einer Schlossrekonstruktion positiv gegenübersteht, muss man noch lange nicht für Stellas Entwurf sein.
    Besonders wenn die spätere Nutzung (und dafür wird es schließlich gebaut) durch den Entwurf eingeschränkt wird.


    Bei einem solchen Projekt sollte man sich durchaus alle Zeit nehmen, die man braucht, anstatt einfach drauflos zu bauen. Wir werden schließlich (vermutlich?) einige Jahre mit dem Ergebnis leben ([je nach Ausführung:] müssen). Die Innenstadt ist in den letzten Jahren schon mit zu vielen missglückten Projekten verunstaltet worden (Spreedreieck u.ä.).


    Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Stellas Entwurf wieder verschwindet.


    Ich kann der Ostseite überhaupt nichts abgewinnen. Besonders wo es den Befürwortern von Palastabriss und Schlossneubau immer um eine "Aufwertung" des Areals ging. Ich kann im Abriss einer Glas- und dem Neubau einer gerasterten Stein-/Betonwand nichts Aufwertendes entdecken. Abgesehen davon, dass dieser vorgesetzte Klotz auf mich den Eindruck macht, dass der Architekten einfach zu faul war, sich tatsächlich Gedanken über eine realisierbare Interpretation der alten Ostfassade zu machen.


    http://www.art-magazin.de/asse…tadschloss-modell3_ar.jpg


    Ich bin auch nicht besonders glücklich mit Stellas Lösung der modernen Fassade im Schlüterhof. Das haben viele der Mitbewerber weitaus besser (sanfter) gelöst.


    http://www.art-magazin.de/asse…dtschloss2/stella5_ar.jpg


    Und der Nord-Süd-Durchgang wirkt auf mich durch seine Schmalheit und die kalten modernen Fassaden geradezu erdrückend.


    http://www.art-magazin.de/asse…dtschloss2/stella4_ar.jpg


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  • Ja, das sind natürlich schwere Vorwürfe. Aber ich habe gerade mal ein bisschen recherchiert und bin auf diesen Tagesspiegel-Artikel gestoßen.
    Hier heißt es, dass nicht beide Kriterien - also die Mindestmitarbeiterzahl von drei Angestellten und der Umsatz von mind. 300000 Euro zwischen 2004 und 2006 - erfüllt sein müssen, sondern eines von beiden.
    Da Stella laut Aussage seines Anwalts Michael Pietzker zwar nicht den Mindestumsatz, aber drei Mitarbeiter vorweisen kann, dürften die Vorwürfe der Täuschung haltlos sein. Es verwundert jedoch sehr, wie lax mit der Prüfung der Teilnahmebedingungen - ausreichend war eine unterschriebene Selbstauskunft, die nicht überprüft wurde - von Seiten des Ausschreibenden - der BRD - umgegangen wurde.


    http://www.tagesspiegel.de/kul…et-Schloss;art772,2837584


    Hoffentlich bleibt es bei Zeitplan und Entwurf.


    Im Zitty-Artikel wird die Angabe nochmal präzisiert. Stella, so sein Anwalt, habe zwischen 2004 und 2006 "im Mittel" die vier erforderlichen Architekten, einschließlich Büroinhaber, gehabt. Auch hier, in der Zeitschrift, die den Stein ins Rollen brachte, steht, dass entweder der Jahresumsatz oder die Mindestmitarbeiterzahl vorgewiesen werden müssten.


    http://www.zitty.de/magazin/46222/


    Zudem Stella im Telefon-Interview mit Zitty: "Die Vorwürfe sind falsch. Ich habe mich den Regeln entsprechend verhalten. Mehr habe ich nicht zu sagen.“

    3 Mal editiert, zuletzt von Berolina ()

  • Als erste Konsequenz aus den o.g. Vorwürfen ggü. Stella hat nun Hans Kollhoff eine Rüge an das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gerichtet mit dem Zweck, dass das Bauministerium nun präziser Stellung zum Wettbewerb und der Einhaltung der Teilnahmebedingungen nehmen soll.


    Was danach komme, so Kollhoff, würde man sehen (soll er doch gleich sagen, dass er sich eine Wiederholung des Wettbewerbs wünscht).

    Artikel Berliner Zeitung

  • In der FAZ kann man heute einen Artikel zum Thema Stadtschloss und Wiederaufbau der historischen Mitte lesen.


    Dabei greift der Autor die aktuellen Geschehnisse um die von Kollhoff eingereichte Rüge auf und kommt zu dem Schluss, dass Stella den Wettbewerb seinerzeit vor allem deswegen gewann, weil er die Forderungen des Bundestagsbeschlusses über die Schlossrekonstruktion am folgsamsten und am wenigsten eigensinnig erfüllte. Andere Architekten hätten folglich und im Gegensatz zu dem in der Versenkung verschwundenen Stella eher versucht Einfluss auf die Realisierung der Schloss-Rekonstruktion zu nehmen.


    Des Weiteren führt der Autor altbekannte Kritiken auf bspw. der Unvereinbarkeit des Nutzungskonzeptes mit dem Stadtschloss auf funktionaler wie moralischer Ebene. Zudem wirke die Ostfassade wie ein simples Bücherregal; von einem Belvedere könne keine Rede sein.


    Alle beteiligten Seiten können dem Autor zufolge nur leid tun, denn es gibt kein PdR mehr, das Museumsnutzungskonzept sei unausgegoren und die Reko-Befürworter bekämen mit Stellas Entwurf eine Architekturmischung die miteinander nicht passte – Barock versus rigides Raster an Härte und Monotonie.


    Artikel FAZ

  • Kleihues schließt sich der Rüge an, wie das art-magazin berichtet.
    http://www.art-magazin.de/arch…hloss_debatte_geht_weiter


    Hermann Parzinger hält dagegen an Stella fest.


    quomodo (#686):
    Es geht m.E. offensichtlich um die Verlängerung des "ob". Bei Neuausschreibung müßte auf der Basis des recht offenen Bundestagsbeschlusses das gesamte Verfahren bis zum Zuschlag wieder durchgeführt werden. Die Kommentare auf BauNetz sind mehrheitlich bereits auch wieder völlig gegen das Schloßprojekt eingestellt.


    Ich bin übrigens auch mit dem Stella-Entwurf nicht besonders glücklich. Eine Wiederholung der bisherigen Diskussionen und Verfahrensschritte führt aber nicht weiter. Der Entwurf sollte umgesetzt und von Innen heraus mit Leben erfüllt werden. Dazu gibt es weiter keine konkreten Vorschläge, geschweige denn eine Debatte.


    Positiv ist allerdings, daß der "Skandal" um Stella bisher nur wenig auf Medieninteresse stößt. Es bestehen also gute Chancen, daß letztlich alles im Sande verläuft und die Planungen ohne größere Verzögerungen weitergehen können.

  • [...] die Reko-Befürworter bekämen mit Stellas Entwurf eine Architekturmischung die miteinander nicht passte – Barock versus rigides Raster an Härte und Monotonie.


    Gerade der Kontrast zwischen den strengen und kühlen Ergänzungen von Stella und dem verspielten Barockfassaden gefällt mir persönlich an dem Stella-Entwurf am besten. Sein Entwurf erscheint rational und durchdacht, wohingegen mir der Entwurf von Kolhoff entschieden zu eklezistisch und beliebig ist. Ich hoffe sehr, dass das der "Schloss"-Neubau so durchgezogen wird, wie vorgesehen.

  • Kontraste

    Gerade der Kontrast ... gefällt mir persönlich an dem Stella-Entwurf am besten.


    Nun - das muß jeder selbst wissen.


    Wenn aber immer wieder modernistisch bauende Architekten die Verhunzung von Altsubstanz mit ihren Applikationen aus Beton, Glas und Stahl als "spannenden Kontrast" bewerben, dann glaube ich Ihnen nicht.
    Schon eher würde ich ihnen ihre Begeisterung für Kontraste abnehmen, wenn sie ebenso konsequent ihre eigenen Entwürfe mit neu erschaffenen Fachwerk- oder Barockfassaden verzieren würden.


    Danach suche ich immer noch verbegens... :lach:

  • Die FAZ meldet in einem Artikel, der sich ansonsten kritisch mit dem Konzept des Humboldt-Forums auseinandersetzt, der Eosanderhof solle auf Wunsch der Preußenstiftung stärker als geplant zugebaut werden, während das Belvedere im Osten mit dem Baukörper verschmolzen werde und seine ursprünglich geplante Funktion als Flanierzone entfallen solle.


    Mir hat der Eosanderhof immer besser als der Schlüterhof gefallen, weshalb ich Stella die Teilrekonstruktion des Hofes hoch anrechne.


    Link: http://www.faz.net/s/Rub117C53…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Bilder vom Eosanderhof stehen auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
    Link: http://www.stadtentwicklung.be…nderungen/de/sch_18.shtml


    Eine starke Verdichtung, wie jetzt geplant, wurde nach einer Machbarkeitsstudie, die ich im Netz gefunden habe, nicht für unbedingt erforderlich gehalten (Szenarien 1.A, 1.B):
    http://schlossdebatte.de/wp-co…/06/8_voranlagen7und8.pdf


    Schade, daß es nun doch so kommt!

  • Reinhard Rupsch


    Eigentlich sehe ich das wie du. Nur gerade beim Stadtschloss finde ich einen solchen Kontrast richtig und wichtig. Einfach um die ganzen Debatten um Alt und Neu - Wiederherstellung eines Stadtbild und Geschichtsklitterung auch baulich abzubilden.


    Es ist ja nicht so, dass der Stella'sche Kontrast die Raumwirkung des neuen Stadtschlosses verhunzen würde. Gegen eine moderne Glaskuppel oder Betonfassaden würde ich mich auch ausprechen.


    Innerhalb eines Threads bitte möglichst wenig zitieren. Schreib einfach "^^" oder zu "#xyz" oder "@Rudi Völler" bspw. Der Strang ist sonst mühsam zu lesen, weil Dinge sich wiederholen.
    Bato


  • Wenn aber immer wieder modernistisch bauende Architekten die Verhunzung von Altsubstanz mit ihren Applikationen aus Beton, Glas und Stahl als "spannenden Kontrast" bewerben, dann glaube ich Ihnen nicht...


    Aldo Rossi ist zwar kein modernistischer Architekt der Glas-, Stahl-, und Betonfraktion, aber immerhin hat zumindest er in sein Quartier Schützenstraße einfach eine Renaissance-Fassade (die an den Palazzo Farnese in Rom erinnert) eingefügt...

  • Dass Aldo Rossi zwar kein modernistischer Architekt der Glas-, Stahl-, und Betonfraktion ist macht genau DEN Unterschied aus: Die Replika des Palazzo Farnese fügt sich gut ein und ist eben KEIN Kontrast oder Bruch - ebenso wie der Altbau an der Nordostseite des Blocks.


    Beim Schloss würde ein Übergang zu grasgrünen/bordeauxroten/sonnengelben Häusern mit variierenden Fenstergrößen eine spielerische Auflösung des - für barocke Verhältnisse - massiven Blocks bedeuten.
    Mit Rossis Bauphilosophie kann ich besser leben als mit der Stellas.
    Vielleicht kann ja der Altmeister dem Schüler noch eine himmlische Eingebung übermitteln. :angel:

  • Laut Tagesspiegel ist der Baubeginn für das Schloss für 2010 gesichert. Der Bundestag habe dies auf Anfrage der Grünen mitgeteilt. Die Finanzierung stehe und man gehe davon aus, dass Spenden rechtzeitig entsprechend des Baufortschritts eingingen (80 MEURO). Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau des Schlosses beliefen sich bei 552 MEURO.


    Zumindest an der Finanzierung könnten Kritiker Zweifel bekommen. In der Regel überschreiten derart große Bauvorhaben ihr Budget und auch die vom Bund erwartete Spendensumme wird für unrealistisch gehalten.


    Artikel Tagesspiegel


    Außerdem im Tagesspiegel: die Liegewiese mit ihren Holzbohlen-Wegen ist fertig.

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  • War heute mal gucken. Das Wetter war okay und die Wiese wurde ganz gut genutzt. Die ersten Nudisten waren auch schon unterwegs. ;)
    Die Rathausbrücke ist schon weg.
    Der Bretterzaun zur Spree ist vielleicht wirklich nicht das Optimum, aber insgesamt eine ganz gute Übergangslösung, wie ich finde, die auch ein paar neue Perspektiven bietet: