Berliner Immobilienwirtschaft

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    ^^

    Sorry ihr habt natürlich Recht, in Prozentrechnung war ich schon immer schwach... die 270 Euro kalt für 35 qm Plattenbau am Ostbahnhof kommen mir trotzdem nicht als Wucherpreis rüber... ich fänds wohl OK...

  • Der Kurfürstendamm steht mittlerweile stark unter Druck.


    Das gilt sowohl für die mittleren Teil - also für die Luxus Meile - besonders dramatisch aber für den westlichen Teil.


    Im mittleren Teil rechnet sich kaum ein Geschäft. Der gesamte Strassenanschnitt wird von den großen Luxuskonzernen subventioniert. Anders als in Paris, London, Madrid etc - wo Geld verdient wird. Hier gilt der Herdeneffekt in beide Richtugen: Die anderen sind da. Also müssen wir wohl oder übel auch das sein. Aber das kann schnell kippen: Hermès ist weg, also gehen wir auch.


    Im östlichen Teil - wo die Massen flanieren - brechen die Umsätze auf breiter Front ein - va wegen des Online-Trends und wegen immer neuer Shoppingcenter (65 in Berlin). Ketten wie H&M, die vor einigen Jahren dort noch um 10 Jahresverträge kämpften, wollen jetzt Verträge, die nach 3 oder gar 1 1/5 Jahren einen Ausstieg ermöglichen. Zuviel Unsicherheit, zuviel Renditedruck, zu schwache Umsatzentwicklung.


    Der Wandel - oder der Einbruch - im westlichen Teil an Olivaer Platz oder spätestens Adenauer Platz macht sich schon in Form von vielen sichtbaren Leerständen bemerkbar. Ich werde nachfolgend einige davon (ca 15 auf 2km Strecke), die mir heute früh bei einem Spaziergang auffielen, anhängen (wenn mit der Technik klarkomme 🤣). Modegeschäfte werden scheinbar vor allem durch Nagelstudios ersetzt. Am Ku’damm... Restaurants und Fachgeschäfte geben reihenweise auf. Und das noch ohne Corona-Effekt...

  • Der Kurfürstendamm steht mittlerweile stark unter Druck.

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    Der Wandel - oder der Einbruch - im westlichen Teil an Olivaer Platz oder spätestens Adenauer Platz macht sich schon in Form von vielen sichtbaren Leerständen bemerkbar.


    Hier sollte man vielleicht differenzieren. Nicht der Kurfürstendamm steht unter Druck, sondern die dortigen Geschäfte. Der Kurfürstendamm wird ganz sicher auch noch in 100 Jahren existieren, ob mit oder ohne Luxusgeschäfte (a la Hermes)


    Seit ich mich erinnern kann, wir davon geredet, daß der Kürfürstendamm in der Krise sei. Der Kürfürstendamm ist seit Jahrzehnten in der Dauerkrise. Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel Anfang der 1990er Jahre, in dem das Ende des Kudamms berbei geredet wurde. Damals wurde kritisiert, es gebe nur noch große Ketten am Kudamm. Und die alteingesessenen Einzelunternehmer müssten alle schließen. Jetzt wird darüber gejammert, daß die auch die großen Ketten nicht genügend Umsatz machen.


    Was die Leerstände am Olivaer Platz / am Adenauer Platz angeht:

    Dann sollen die Vermieter von ihren teilweise überzogenen Mietforderungen abrücken.

  • ...es ist vollkommen offensichtlich, dass damit die Geschäfte gemeint sind - und nicht der Strassenbelag. Aber es sind nunmal die Geschäfte, die den Ku’damm ausmachen. Es wird dort weiter Geschäfte geben. Nagel-Studios (5neue), Rossmanns (3 neue), Wellness/Studios (2neue). Es wird halt ein ganz anderer Ku’damm sein. Und wenn sich an einer solchen Straße die echten, sichtbaren Leerstände häufen, ist das im internationalen Maßstab schon ein massives Alarmzeichen.


    Ich wohne direkt am Ku’damm. Diese Entwicklung ist nicht ganz neu - hat sich aber in den letzten 12 Monaten sichtlich beschleunigt. Auch die AG City West, die sich um die Entwicklung des Ku’damms aus Betreiber-Sicht kümmert, schlägt zusehends Alarm beim Senat... (Der, lahm wie immer, noch nicht mal geschnallt hat, dass es einer neuen Anstrengung bedarf, den Ku‘damm als Destination zu erhalten)

  • Es wird dort weiter Geschäfte geben. Nagel-Studios (5neue), Rossmanns (3 neue), Wellness/Studios (2neue). Es wird halt ein ganz anderer Ku’damm sein.

    Die Flächen stehen doch nicht leer, weil es keine Nachfrage gibt. Es sind vielmehr die Mitforderungen zu hoch!


    Ich bin mir sicher, daß es Einzelhändler mit guten, seriösen Angeboten gibt, die gerne am Kudamm öffnen würden. Die aber wegen zu hoher Mietforderungen einafch dort nicht öffnen können. Ich denke z.B. an einen Einzelhändler, der gerne eine hochwertige Weinhandlung am Kudamm eröffnen würde. Aber er kann es leider nicht, weil die geforderten Mieten einfach zu hoch sind ..... tja und dann bleiben halt nur noch Nagelstudios übrig. Die Vermieter der Flächen sind selber schuld! Jeder Vermieter von Einzelhandelsfläche hat es doch selbst in der Hand, ob er zu überhöhten Preisen vermieten möchte, oder nicht.

  • ..ich habe heute früh noch 10 weitere Fotos von leeren Geschäften gemacht. Wird aber langweilig, die auch noch zu verlinken. Jedenfalls ist da ein Weinhändler dabei, der vor ca 6 Monaten zumachte 😁. Ich glaube, der Ku’damm als Shopping-Destination wird weiter massiv abbauen. Bzw., das steht erst am Anfang. Den ersten 1-Eruo-Shop gibt es jedenfalls schon. Daneben werden Dienstleister kommen, die seither nur in Nebenstraßen waren. Letzteres ist für mich als Anwohner wunderbar. Aber mit einer Flaniermeile auf internationalem Niveau hat das dann halt nicht mehr soviel zu tun.

  • Bitte nicht falsch verstehen. Ich sage nicht, daß ich die Entwicklung gut finde. Aber es ist kein Schicksal, sondern es sind von Menschen gemachte Probleme.


    Warum hat der Weinhändler dicht gemacht?


    Wenn die Miete zu hoch ist? Dann soll der Vermieter die Miete eben senken. Die Alternative ist, daß er gar nicht vermietet.


    Macht der Einzelhändler zu wenig Umsatz wegen starker Konkurrenz aus dem Internet? Dann soll der Gesetzgeber endlich Änderungen vornehmen. Der Gesetzgeber könnte z.B. die Umsatzsteuersätze für den Internethandel erhöhen. Sprich: Wer im Internet bestellt, soll einen höheren Umsatzsteuersatz bezahlen, als wenn man im stationären Handel kauft.

  • Mietendeckel-Gesetz schon nach einem Monat in Karlsruhe


    Das erst kürzlich in Kraft getretene "Gesetz zur Neuregelung gesetzlicher Vorschriften zur Mietenbegrenzung (MietenWoG Bln - vulgo: Berliner Mietendeckel)" landet schneller beim BVerfG in Karlsruhe als gedacht. Die 67. Zivilkammer des Landgerichts Berlin hat ein Berufungsverfahren gegen ein Urteil des Amtsgerichts Spandau gemäß Art. 100 Abs. 1 GG ausgesetzt und dem BVerfG die Frage vorgelegt, ob der Mietendeckel mit dem Grundgesetz vereinbar ist.


    Das Amtsgericht Spandau hatte die Mieter zur Zustimmung zu einer Mieterhöhung verurteilt, wogegen diese Berufung eingelegt haben. Nach dem neuen Mietendeckel-Gesetz müsste die Berufungskammer beim Landgericht der Berufung stattgeben und das Spandauer Urteil aufheben, die Kammer hält jedoch den Mietendeckel für verfassungswidrig. Weil die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidungserheblich ist, muss die Kammer die Frage in Karlsruhe vorlegen, da sie selbst nicht befugt ist, ein Gesetz zu verwerfen.


    Der Vorlagebeschluss fasst den Meinungsstreit kompakt zusammen, wen's interessiert, der möge weiterlesen:


    LG Berlin, Beschluss vom 12.3.2020 - 67 S 274/19

  • Macht der Einzelhändler zu wenig Umsatz wegen starker Konkurrenz aus dem Internet? Dann soll der Gesetzgeber endlich Änderungen vornehmen. Der Gesetzgeber könnte z.B. die Umsatzsteuersätze für den Internethandel erhöhen

    Wenn der Mieter zu hohe Miete fordert, muss er auch die Konsequenzen tragen. Wovor ich warne würde: Unsinnige Steuern auf veraltete Geschäftsmodelle erheben zu wollen. Die Einkaufsstraßen dieser Welt (nicht nur in Berlin), werden sich durch das Internet wandeln. Das steht fest. Das muss man nicht aufhalten. Man muss dagegen neue Geschäftskonzept fördern: Konzept Stores, Flagship Stores, Individuelle Unikate / Spezielle Angebote, vermehrte Gastronomie/Erlebnisgastronomie

  • Wenn der Mieter zu hohe Miete fordert,

    Der Satz macht eigentlich nur Sinn, wenn du "Mieter" durch "Vermieter" ersetzt. Denn es ist der Vermieter, der die Miete fordert. Schreibfehler?


    Konzept Stores, Flagship Stores, Individuelle Unikate / Spezielle Angebote, vermehrte Gastronomie/Erlebnisgastronomie

    Marketing bla bla ...... das sind alles leere Phrasen.


    Wenn du solche Modewörter verwendest, dann bestehst du vielleicht die nächste Klausur im Fach Marketing. Aber die Innenstädte wird du mit solchem Marketing-Sprech sicherlich nicht wiederbeleben können.

  • Ja Vermieter war gemeint.


    Das waren ein paar Ideen von mir, das ist sicher nicht komplett durchdacht. Aber einfach mit Steuern irgendwas erzwingen zu wollen ist doch Unsinn. Getreu dem Motto: Lass uns Steuern auf Autos erheben, damit es den Kutschern besser geht!

  • Natürlich erhebt der Staat Steuern, weil er Geld benötigt. Aber das ist nicht der einzige Grund. Steuern haben häufig eine Lenkungsfunktion, um das Verhalten der Bürgerzu beeinflussen. Erwünschtes Verhalten soll belohnt werden. Unerwünschtes Verhalten wird bestraft. (siehe KfZ-Steuer, Tabak-Steuer usw. )


    Es ist halt die Frage, ob wir verödete Innenstädte haben wollen, oder nicht. Mit der Umsatzsteuer könnte man schon ansetzen, um in diesem Bereich zu justieren. Der stationäre Handel soll belohnt werden, indem er niedrigere Umsatzsteuersätze erhält als der Internethandel. Zumal der Internethandel ohnehin schon im Vorteil ist gegenüber dem stationären Handel. Der Internethändler muss keine teure Innenstadtmiete bezahlen, weil er sein Logistiklager auf der grünen Wiese errichtet. Und wenn die Logistiklager am Stadtrand entstehen, fransen die Städte immer weiter aus. Früher war der Einzelhandel in der Innenstadt angesiedelt. Der digitale Wandel führt dazu, dass der Einzelhandel sich immer häufiger am Stadtrand befindet. Und die Innenstädte bluten aus. Wir müssen entscheiden, ob wir das haben wollen.


    Ich will das jedenfalls so nicht haben. Und deswegen wäre ich dafür, das der Gesetzgeber den Handel im Internet mit deutlich höheren Sätzen belegt.


    Mein Vorschlag:

    stationärer Handel.: 20 % Umsatzsteuer

    Internethandel: 30% Umsatzsteuer

  • ^ Ich sehe das Problem wie Du, aber die Umsatzsteuer ist kein geeignetes Werkzeug, um es zu beheben. Deren Höhe (7 oder 19 Prozent) ist von der Art der Ware abhängig, nicht vom Produzenten und auch nicht vom (Zwischen-)handel. Bezahlt wird sie immer vom Endkunden, nicht von den beteiligten Unternehmen (die einen Vorsteuerabzug machen). Das funktioniert nur, wenn die Höhe der Steuer über die gesamte Wertschöpfungskette gleich bleibt. Es geht also nicht, das gleiche Produkt je nach Händler einmal stärker und einmal geringer zu besteuern.


    Etwas anderes wäre eine Internet-Transaktionssteuer: Auf alle über das Internet verkauften Waren und Dienstleistungen fällt eine Zusatzsteuer von ein paar Prozent an. Hielte ich für sinnvoll, aber für utopisch: Der Kampf um die lebendige Innenstadt wird lokal ausgefochten, Steuern auf Bundesebene festgelegt. Und dort stehen die Zeichen auf Förderung der Digitalisierung, nicht auf Bremse.

  • Das Problem ist komplexer und die Folge eines städtebaulichen Problems namens großflächiger Einzelhandel; der Versandhandel hat die Situation vielleicht hier und da verschärft, aber nicht verursacht. Hinzu kommt eine spezifische Berliner Komponente und die Konzentration des Einzelhandels bei wenigen Unternehmen.


    Begonnen hat es mit den Filialisten in den 70er Jahren, deren Geschäfte immer größer wurden und den Inhaber-geführten Einzelhandel nach und nach verdrängten; in fast allen Branchen. Die nachhaltige Vergrößerung der Verkaufsfläche führte zu scharfem Wettbewerb und erheblichem Druck auf die Margen, bei dem inhabergeführte Fachgeschäfte kaum mithalten können. Dann kamen die Fachmarktzentren auf der grünen Wiese, die dem Fachhandel den Garaus machten und die Innenstädte leergeräumt haben. In den Großstädten kamen die Malls und Einkaufszentren, in ganz besonderem Maße in Berlin nach der Wende. Das führte dazu, dass es heute in Berlin doppelt so viel Verkaufsfläche pro Einwohner in EKZ gibt als im Rest der Republik, und das bei geringerer Kaufkraft im Land Berlin.


    Die Städte und Gemeinden haben den Wandel anfangs selbst befeuert, in dem sie hemmungslos entsprechende Gewerbegebiete auswiesen. Erst als die Innenstädte sich leerten, begann man umzudenken. Mit Planungsrecht und regionalen Einzehandelskonzepten versucht man regionalplanerisch und baurechtlich gegenzusteuern, aber das ist schwer und dauert lange; die von @UrbanFreak genannten Ansätze werden das Problem wahrscheinlich nicht lösen, allenfalls punktuell, aber jedenfalls nicht flächendeckend. Vielleicht macht der online-Handel ein paar EKZ überflüssig, damit wäre den Einkaufsstraßen sicher mehr geholfen.

  • Steuern auf Bundesebene festgelegt. Und dort stehen die Zeichen auf Förderung der Digitalisierung, nicht auf Bremse.

    Ich bin auch dafür, die Digitalisierung zu fördern. Aber eben nicht beim Thema Einkaufen. In jedem anderen Bereich soll fleißig digitalisiert werden.


    Die Idee mit der Internet-Transaktionssteuer finde ich hervorragend.

  • Vielleicht macht der online-Handel ein paar EKZ überflüssig, damit wäre den Einkaufsstraßen sicher mehr geholfen.

    Das ist ein schwerer Denkfehler.


    Du argumentierst, als ob der Onlinehandel der Verbündete der kleinen Fachgeschäfte wäre. In der Hoffnung, daß der Onlinehandel ein paar Einkaufszentren platt macht. Diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen.


    Ich behaupte sogar, dass die EKZ die Verbündeten der kleinen Fachgeschäfte sein können. Es gibt heutzutage Menschen, die den Fuß gar nicht mehr vor die Türe setzen. (Und damit meine ich jetzt nicht die Corona-Problematik). Man muss die Leute heute dazu bringen, dass sie überhaupt mal wieder in die Innenstadt (=EKZ'en + Fachgeschäfte) zum Einkaufen gehen. Der Konsument muss vom Online-Shoppen abgehalten werden. Und das geht z.B. durch das Setzen von Anreizen. Vielleicht hilft in diesem Fall das EKZ mit Event-Charakter. Wenn der Kunde ins EKZ in die Innenstadt geht, schaut er vielleicht sogar noch bei einem kleinen Fachgeschäft herein. Weil der Kunde dieses Mal ausnahmsweise nicht im Internet shoppt.

  • Der Internethandel wird vom Staat gefördert: Es wird öffentliches Straßenland als Warenlager benutzt. Für einen Laden muss man Miete zahlen, für die Fahrbahn mit den Lieferwagen in zweiter Reihe nicht. Das Ordnungsamt/die Polizei schreibt diese Fahrzeuge auch nicht auf.