Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Meine Güte, warum eigentlich noch einen Wettbewerb, warum soviel (einseitige) Diskussion hier? - Es kommt scheinbar nur noch die Reko der Originalfassade in Frage. Dafür reicht dann auch ein Ingenieur Büro zu beauftragen.

    Ich glaub, ich muss mich revidieren. Andere Meinungen zur BA scheinen nicht mehr zulässig zu sein.

  • Andere Meinungen zur BA scheinen nicht mehr zulässig zu sein.

    Das stimmt doch so nicht.


    Natürlich sind andere Meinungen zulässig, nur sollten die dann bitte auch erklärt werden, weil eine Diskussion sonst unmöglich wird.



    Gruß, Jockel

  • Die ganze Debatte zeigt ganz gut, dass die Bundesstiftung Bauakademie bei der Planung der neuen Bauakademie einen ziemlich klugen Weg gewählt hat. Sie hat einen Think Tank einberufen, in dem die unterschiedlichen Expert*innen mit unterschiedlichen Vorstellungen vertreten waren, darunter auch der hier zitierte Peter Stephan oder der Schinkel-Experte Jan Mende. Sie hat zudem zwei Bürgerwerkstätten veranstaltet, bei denen die Bürger ihre Vorstellungen einbringen konnten, die dann an den Think Tank weitergeleitet wurden. Der Think Tank hat auf mehreren Workshops intensiv diskutiert und sich am Ende auf Empfehlungen für den anstehenden Wettbewerb geeinigt. Der hier von manchen herbeigeredete Konflikt ist also längst beigelegt.


    Ich war auch bei den beiden Werkstätten dabei, und dort hat auch Guido Spars etwas über die Planung der Bauakademie gesagt. Ich kann sagen, dass etliche Behauptungen einiger Diskutanten, dass hier ein Gebäude im Stil der Moderne oder gar im Stil des Bauhauses entstehen soll, jeder Grundlage entbehren. Niemand hat so etwas meines Wissens nach auch nur angedeutet. Daher ist die ganze Aufregung völlig unbegründet. Ich habe den Eindruck, dass einige nur den Streit um des Streites willen suchen.

  • Der hier von manchen herbeigeredete Konflikt ist also längst beigelegt.


    Ich kann sagen, dass etliche Behauptungen einiger Diskutanten, dass hier ein Gebäude im Stil der Moderne oder gar im Stil des Bauhauses entstehen soll, jeder Grundlage entbehren.

    Kannst Du uns bitte mal erhellen? Wenn ein Bau in modernem Stil ausgeschlossen ist, welche konkreten Alternativen zu einer Fassadenreko stehen dann überhaupt zur Debatte - i.e. was IST dann Deiner Wahrnehmung nach überhaupt die Debatte? Und was genau bezwecken BDA und AK-Berlin dann mit ihren (durchaus konfrontativen) Stellungnahmen zum Wettbewerb. Ich habe ja eher den Eindruck, Du glättest hier ein Bild oder schiebst die Rolle des vermeintlichen Angreifers/Agitators bewusst in eine bestimmte Richtung.

  • Wie die Wirkung wäre, können wir nur erahnen.

    Das würde bedeuten, dass du die städtebauliche Wirkung der Alten Bauakademie anzweifelst, obwohl es sich um eines der berühmtesten und am besten dokumentiertesten Gebäude der Berliner Baugeschichte handelt?


    Warum diese überkritische Behandlung der früheren Bauakademie, während moderne Neubauten (wie z.B. das Archäologische Fenster am Molkenmarkt) einfach unkritisch durchgewunken werden. Es ist bezeichnend, wie offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Wenn eine mögliche Reko diskutiert wird, werden mögliche Risiken skizziert (Stichwort: Nur erahnen, nicht wissen). Währenddessen wird bei modernen Kloppern großzügig über jeden Mangel hinweg gesehen.

  • ^ Wer tut das denn? Herrje, 99% halten das Archälogische Fenster für misslungen. Immer dieser Fakebullshit. Er nervt und es reicht jetzt!

  • Einverstanden, dann konzentrieren wir uns - dem Thema des Thread entsprechend - auf die Bauakademie.


    Eine Rekonstruktion der Bauakademie stellt keinerlei städtebauliches Risiko dar. Da braucht man dann auch keine Formulierungen einwerfen, wonach man bezüglich der baulichen Wirkung einer Rekonstruktion nicht wissen, sondern nur erahnen könne. Bei einer Rekonstruktion bekommt man das, was man auch bestellt hat. Dagegen besteht bei einer hybriden Lösung ein viel größeres Risiko, dass der Schuß nach hinten losgeht, weil man nicht weiß, was man am Ende bekommen wird.

  • Ich hatte mir fast gedacht, dass Klarenbach nicht selbst auf die offensichtlichen Widersprüche seiner Darstellung eingehen wird.


    Daher betreibe ich mal selbst ein wenig Recherche zur Entwicklung der Dinge (Quellen sind neben den Stellungnahmen von BDA sowie AK-Berlin auch u.a. ein Interview der DBZ mit Stiftungsdirektor Guido Spars, ein Spektrum an regionalen und überregionalen Medien sowie u.a. der Wikipedia-Artikel zur Bauakademie (Unterpunkt Rekonstruktion). Zur Übersichtlichkeit gehe ich dabei weitgehend chronologisch vor (wo nicht anders angegeben und verlinkt ist jeweils der Wikipedia-Eintrag die Quelle):


    1) Die entscheidenden historischen Etappen seit dem 2. Weltkrieg

    - Die DDR hat erst die ausgebrannte Bauakademie im Rohbau wieder errichtet, dann jedoch 1962 abgerissen und dort ihr Außenministerium errichtet.

    - 1994/95 wird wiederum dieser Hochhausbau abgerissen, um so "Platz für die Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses unter Neuanlage des Schinkelplatzes und Wiederaufbau des Gebäudes der Bauakademie zu schaffen".

    - 2001–2002 erfolgt die Wiedererrichtung der Nordostecke als Musterfassade und des Roten Saals als Musterraum der Bauakademie.

    - 2007–2008 wird der benachbarte Schinkelplatz in seiner historischer Form wiederhergestellt.

    - 2004-2019 wird dies durch ein originalgetreues Riesenposter der Außenfassaden der Bauakademie ergänzt.

    - Am 11. November 2016 beschließt der Deutsche Bundestag, 62 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Bauakademie freizugeben. Diese solle dem historischen Vorbild verpflichtet, jedoch aktuellen Themen zu "Architektur, Bauwesen und Stadtentwicklung" gewidmet sein.

    - 2018 erfolgt ein "Programmwettbewerb zur Wiedererrichtung der Bauakademie" - vgl. auch PM des Deutschen Innenministeriums. Das Kredo lautet explizit "so viel Schinkel wie möglich".

    - Noch immer 2018: Die Position des Bundes bestärkt auf eine Parlamentarische Anfrage hin auch Frau Lompscher vom Berliner Senat. Der Senat treibe den Wiederaufbau der Bauakademie seit Jahrzehnten voran. Der Realisierungswettbewerb solle gemäß dem genannten Kredo "so viel Schinkel wie möglich" die Vorgaben Schinkels Baukörper, Struktur und Fassade "berücksichtigen" und sich "an einer Rekonstruktion des Gebäudes orientieren", aber offen genug für eine zeitgemäße Nutzbarkeit ausfallen. Ergänzend hierzu bestätigt Lompscher die Festlegung auf eine "vollständige Reproduktion der Fassade" sowie entsprechend "gegen moderne Architekturen bzw. eine Kombination von rekonstruierten und zeitgenössischen Fassadenelementen" und begründet dies wie folgt:

    Schinkels Bauakademie sei "mit ihrer einzigartigen Mischung aus klassischen und innovativen Bauelementen" eines der "bedeutendsten Gebäude der deutschen Architektur des 19. Jahrhunderts". Zudem seien "wesentliche Teile des Baudekors im Original erhalten oder als serielle Klinkerelemente präzise reproduzierbar". Ferner biete ihr Wiederaufbau gegenüber dem geplanten Humboldtforum "die einmalige Chance, eine großartige Stadtraumkomposition, die im Wesentlichen durch Karl Friedrich Schinkel mit Neuer Wache, Altem Museum, Schlossbrücke, Friedrichswerderscher Kirche und Bauakademie geprägt war, wieder herzustellen." Die innere Struktur solle dabei eine "vielfältige Nutzbarkeit" ermöglichen. Gemäß dieser Vereinbarungen erfolge die Übertragung an den Bund.

    Quelle:

    - 2019: Die "Bundesstiftung Bauakadamie" wird explizit als "Trägerorganisation für den Wiederaufbau des Gebäudes" gegründet.

    - 2021: Aufgrund von Querelen bei der Stellenvergabe tritt mit Guido Spars erst jetzt ein Stiftungsdirektor sein Amt an. Er nennt nun u.a. die Schlagworte "Nachhaltigkeit" und "innovative Bautechnik".

    - Im Juli 2022 soll eine repräsentative Forsa-Umfrage (im Auftrag von des Fördervereins die Stimmung zu dem beschlossenen Wiederaufbau der Bauakademie ermitteln. Dabei sprechen sich 67 Prozent für eine originalgetreue Rekonstruktion aus, nur 19 Prozent für eine andere Gestaltung. Zudem sind 66 Prozent dafür, eine Reko im Wettbewerb verbindlich festzulegen.


    1. Zwischenfazit: Hier findet sich mE kaum Deutungsspielraum. Es zeigt sich ein über Jahrzehnte geformter Konsens, der von allen Entscheidern und der Bevölkerung getragen und in Form des rekonstruierten Schinkelplatzes sowie der Fassadenmuster teilweise auch schon demonstriert wurde.


    2) Die neu definierten Zielvorgaben von Herrn Spars und seinem Think Tank seit März 2021

    Nun zu Herrn Spars. Er selbst formuliert im Interview mit der DBZ "Zielkonflikte" zwischen der bisher vereinbarten "historischen Eins-zu-eins-Rekonstruktion der Fassaden" und den von ihm formulierten neuen Zielvorgaben , i.e. neben einer zeitgemäßen Nutzbarkeit vor allem Klimabilanz und Offenheit/Öffnung zur Umgebung hin. Man wolle zwar einerseits durchaus Schinkel und dem historischen Ort "gerecht werden" aber andererseits dann doch die letztgenannten Aspekte als entscheidende Leitplanken des Wettbewerbs festlegen (Teil des 1,5-Grad-Ziels sein). Den mit dem einst bahnbrechenden aber vergangenen Bauwerk verbundenen "Mythos Bauakademie" gelte es nun in die Neuzeit zu transformieren. Diese Vorgaben gibt er auch dem von ihm selbst berufenen Thinktank auf den Weg. Bei der Umsetzung wolle er den "kreativen Vorstellungen" der Architekten vertrauen und könne somit aktuell auch nicht (nicht einmal annähernd) andeuten, was für ein Gebäude in welcher Form letztlich dabei herauskommen werde.

    Wohlgemerkt erzeugt bereits die Besetzung des ThinkTanks entsprechende Spannungen und Erwartungen: Der Tagesspiegel veröffentlicht die zuvor geheime Liste im Juli 2022 exklusiv und formulierte vorausahnend "So wenig Schinkel wie nötig".


    2. Zwischenfazit: Herr Spars definiert neue, eigene Kriterien, die er einem von ihm selbst besetzten Think Tank vorgibt, der daraus dann wiederum verbindliche Vorgaben für den entscheidenden Wettbewerb entwickeln soll. Das Thema Klima steht dabei mehr oder weniger deutlich über dem Thema Reko. Diese neu definierten Ziele muss man nicht per se ablehnen. Man muss sie mE aber als deutliche Abweichung vom zuvor vereinbarten Kurs zur Kenntnis nehmen und kann die Legitimität hierfür zumindest hinterfragen.


    3) Die öffentliche Resonanz auf die neuesten Entwicklungen

    - Die Seite Entwicklungsstadt fasst eine Pressekonferenz mit Herrn Spars mE sehr sachlich zusammen: Die Stiftung wolle den Wettbewerb weit öffnen und sich bezüglich der lange angekündigten Rekonstruktion keinesfalls mehr festlegen - ganz im Gegenteil müsse eine solche Reko anhand der neuen Leitplanken nun als längst nicht mehr garantiert bzw. wohl eher unwahrscheinlich gelten. Anwesende Bürger und Inititiativen hätten teils verwirrt, teils verärgert reagiert. Spars habe sich hierzu "salomonisch" geäußert: Eine Reko sei ja nicht ausgeschlossen, ein Hyrid wie beim Humboldtforum auch nicht.

    - Die Berliner Morgenpost legt sich bei ihrer Deutung stärker fest: Der Thinktank votiere für eine Bauakademie - ohne Schinkel und der Berliner Senat streite nun über eine passende Positionierung.

    - Die Sueddeutsche Zeitung schließt sich an: Der Konflikt gehe unter dem Motto "Zukunft schlägt Backstein" in eine neue Runde.

    - Die FAZ schreibt unter dem Titel "Schinkel, oder was?" Schinkel sei Deutschlands größter Architekt und die Bauakademie eines seiner Schlüsselwerke. Entsprechend sei die Stiftung explizit gegründet worden, um den Wiederaufbau von Schinkels Meisterwerk voranzutreiben. Offenbar habe sie jedoch "ihre Aufgabe gründlich missverstanden".

    Das Volk wolle mehrheitlich die Reko. Die Politik wolle die Reko. Die Stiftung jedoch treibe nun eigene Ziele voran und habe dafür einen "knapp vierzigköpfigen" Thinktank berufen, "in dem vor allem Gegner der Rekonstruktion sitzen". Die nun veröffentlichten Ergebnisse seien nur erwartbar. Die Stiftung wolle nach eigenem Beteuern respektvoll mit Ort und Erbe umgehen, zugleich wolle sie "aber eben keinen Schinkelbau". Nur spreche dies niemand offen aus. Die klar ableitbare Botschaft, "dass Schinkel aus dem Spiel ist", werde hinter einer vermeintlichen Offenheit "für alles" versteckt. Zugleich werde das Primat der Klimaresilienz durchweg betont, das diese (und faktisch jede künftige) Rekonstruktion unmöglich mache. Für die Stiftung sei etwa auch explizit eine (Teil-)Begrünung des Daches aber auch von Fassaden denkbar. Die FAZ vermutet hinter dem Ansatz vorgeschobenen "ökologischen Lobbyismus", damit die Bauwirtschaft sich für das Budget besser selbst verwirklichen könne.

    - Hier schließt sich dann auch wieder der Kreis zu BDA und AK-Berlin sowie dem bereits angeführten Artikel der Berliner Zeitung: Streit um Wiederaufbau der Bauakademie: Bekommt die Moderne eine Chance?


    3) Abschließendes Fazit:

    Fragen darf man sich inzwischen wohl eher, ob Schinkels Bauakademie am Schinkelplatz überhaupt noch eine reale Chance bekommt. Die Presse ist sich diesbezüglich zumindest im Ergebnis offensichtlich einig und kommt zu recht klaren Schlüssen. Möge jeder selbst entscheiden, welche Lesart plausibel erscheint - und welche Position man hierzu einnehmen möchte.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Ich hab das Interview nochmal gelesen und kann die Skepsis nicht teilen.

    Es spricht ja schon viel in Spars' Konzept für einen Ziegelbau, von daher einfach mal die weitere Entwicklung abwarten...

  • Hervorragende Zusammenfassung, Jan85. Vielen Dank dafür! Da hat sich jemand mal echt Mühe gemacht alles aufzuarbeiten und uns auf dem Laufenden zu halten.

    Indes haben die Technische Universität und der Architekten-und Ingenieurverein Berlin-Brandenburg sich zu Wort gemeldet und plädieren für den Mut zur Rekonstruktion von Schinkels Bauakademie im Tagesspiegel:

    https://www.tagesspiegel.de/be…ichten-jetzt-9003745.html


  • Baukörper Herr Spars lässt ja grundsätzlich fast alles in seine Ausführungen hineinlesen, so unscharf und ambivalent ist das "Konzept" umrissen und so ausweichend reagiert er auf konkrete Nachfragen. Vor allem sind die selbst angesprochenen "Zielkonflikte" mE sehr anspruchsvoll und womöglich schwer vereinbar. Dass darin jetzt besonders viel für einen Ziegelbau spricht, finde ich übrigens gar nicht mal. Eine Kollegin von Spars hatte bei einer Pressekonferenz sogar noch etwas abfällig vom "alten Ziegelbau" gesprochen, was wohl auch für Irritationen sorgte. Auch dieses Zitat greift nun auch der schon von Treverer angeführte heutige Tagesspiegel-Artikel mit auf und bezeichnet es als "giftig".


    Übrigens findet auch der Artikel, dass der Auftrag an die Stiftung unmissverständlich erteilt worden ist und u.a. durch einen Bundestagsbeschluss und breite Beteiligungsverfahren auf verschiedenen Ebenen legitimiert war. Man sei schon längst nicht mehr in einer offenen Findungsphase, sondern solle primär die bereits vereinbarten Beschlüsse umsetzen. Die Stiftung dehne nun ungefragt und eigenmächtig den Parlamentswillen und auch ihre eigene, 2019 festgeschriebene, Satzung.


    Andererseits regt der Tagesspiegel (wohl als möglichen Kompromiss) an, dass man für eine Rekonstruktion womöglich ja auch gebrauchte Ziegel und Baumaterialien wieder verwenden könne, die ebenso wie der eingelagerte Schmuck und diverse Pläne schon vorhanden sind. Von der Substanz her sei die Bauakademie sehr robust und langlebig konzipiert worden, womöglich sehr viel langlebiger als vieles was heute als zeitgemäß und klimagerecht durchgeht. Es sei eine Hybris zu meinen, dass man heute automatisch alles besser wisse und mache.


    P.S.: Ich finde übrigens gar nicht, dass man jetzt einfach mal abwarten sollte. Die Stiftung geht mE sehr zielgerichtet vor, lullt zugleich die Öffentlichkeit ein und präsentiert dann womöglich irgendwann vollendete Tatsachen. Es ist schon völlig richtig so und ganz sicher kein "künstlich herbeigeredeter Konflikt", wenn jetzt in den Medien und der interessierten Öffentlichkeit (DAF) über mögliche Auswirkungen diskutiert und debattiert wird.

  • Ich kann nicht erkennen, dass eine Ziegelfassade schwer vereinbar mit Spars' Konzept ist. Ganz im Gegenteil, es passt doch hervorragend zum Nachhaltigkeitskonzept.


    Daher: Abwarten - Tee trinken. Ist verständlicherweise schwerer, wenn man gerade hierbei, nun endlich mal die langersehnte (Fassaden-) Vollrekonstruktion erwartet hat.

  • Die ganze Debatte zeigt ganz gut, dass die Bundesstiftung Bauakademie bei der Planung der neuen Bauakademie einen ziemlich klugen Weg gewählt hat.

    Scheinbar ist ja genau das Gegenteil immer offensichtlicher.


    Ich finde aus den selben Gründen die jan85 nennt ein stilles Abwarten völlig falsch.

    Das jetzt auch sehr verschiedene Medien und Institutionen diese Bundesstiftung und ihr zumindest fragwürdiges Vorgehen näher beleuchten ist schon einigermaßen bemerkenswert, daß man dabei eine relativ ähnlich klingende Kritik vernimmt erstrecht.

    Auch empfinde ich dieses Hinterfragen eher als aufklärend und überhaupt nicht als "Streit um des Streites willen".


    Nun bin ich echt gespannt mit welcher Argumentation man die vermeintlichen Widersprüche der Bundesstiftung jetzt noch überzeugend erklären kann.



    Gruß, Jockel

  • Schon wegen der Inflation reicht das vor Jahren bewilligte Bundesgeld mit Sicherheit nicht aus. Es müsste also nachfinanziert werden.

    Spätestens dann werden die Haushälter das Projekt ggf. beerdigen wenn sie bemerken, dass aus dem Wiederaufbau der sogenannten Bauakademie eine Spielwiese der Verquasten wurde.

    Solche Prestigeprojekte, egal nach welchem Fassadengeschmack, sind aus der Zeit gefallen.


    Wenn sich nicht sehr bald engagierte Entscheider dahingehend einigen eine leere Hülle zu rekonstruieren, dafür reicht das Geld wohl am ehesten, um das Innenleben unabhängig davon in einem späteren Schritt zu nutzen, dann wird das Gesamtprojekt vermutlich nichts mehr werden.


    Vermutlich bezwecken das auch einige. Man kann etwas ja so lange zerquatschen bis niemand mehr in der Politik Lust darauf hat und es dann einfach an der Finanzierung scheitert.

  • Ich kann die Aufregung nicht verstehen: der Bund hat die "Bundesstiftung Bauakademie" gegründet, mit Geld ausgestattet und eine Satzung beschlossen. Die Stiftung ist anerkannt gemeinnützig. Grundsätzliche Fragen dürfen nicht gegen die Stimmen des finanzierenden Bundes entschieden werden.


    Ich zitiere:


    "SATZUNG in der Fassung vom 24. Januar 2019

    Präambel
    Der Deutsche Bundestag hat die Wiedererrichtung der von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie beschlossen."

    (...)


    § 2 Stiftungszweck

    Die Stiftung verwirklicht ihre Zwecke insbesondere durch Ausstellungen (Dauer- und Wechselausstellungen) und andere Veranstaltungen in den Bereichen Bauwesen, Stadtentwicklung, Wohnen und Baukultur (z.B. Foren, Seminare, Labore, Werkstätten) einschließlich des Angebots von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für technische Berufe in den genannten Bereichen. Die Angebote der Stiftung richten sich auch an Kinder, Jugendliche, Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Studierende. Die Stiftung führt ihre Veranstaltungen vornehmlich im Gebäude der wiedererrichteten Bauakademie durch. "


    Zitat Ende. Unterstreichung durch den Verfasser.


    Die Bundesstiftung darf also gar nichts anderes tun, als die Bauakademie in der Fassung von Schinkel wiederzuerrichten. Alles andere wäre satzungswidrig und es würden sich genug Kritiker finden dagegen rechtlich vorzugehen. Das hatten wir bei der Stiftung zur Wiedererrichtung der Garnisonkirche in Potsdam auch: die Satzung ist verbindlich.


    Das gilt völlig unabhängig davon, wie die persönlichen Vorlieben und Ansichten sind.

  • Konstantin Du hast ja grundsätzlich völlig Recht. Nur ändert das eben nichts daran, dass die Stiftung mit ihrem Thinktank und den geplanten Wettbewerbsleitlinien ja dann trotzdem eben das anschiebt: Eine Aufweichung/Infragestellung ihres Auftrags und ihrer vorgegebenen Satzung (vgl. u.a. Tagesspiegel-Artikel). Interessehalber: Kann jedermann rechtlich gegen so etwas vorgehen? Oder muss man dafür Mitglied der Regierung bzw. der Stiftung sein? Spannend ist für mich auch, dass sich mW ausgerechnet von Bundesseite bislang niemand zum Vorgang geäußert hat. Natürlich ist aktuell auch so genug los und vielleicht will sich aktuell auch niemand die Finger daran verbrennen.

  • Interessehalber: Kann jedermann rechtlich gegen so etwas vorgehen? Oder muss man dafür Mitglied der Regierung bzw. der Stiftung sein?

    Wenn der Stiftungsvorstand die Satzung nicht beachtet und den Satzungszweck zuwider handelte machte sich der Vorsitzende der Untreue zu Lasten des Stiftungsmögens schuldig, weil die Gemeinnützigkeit wegzufallen drohte. Gemachte Spenden wären nicht mehr abzugsfähig. Da es um unser Steuergeld geht könnte jeder den Stiftungsvorstand anzeigen, wenn er die Satzung bräche. Zudem müsste bei Kenntnis die Stiftungsaufsicht des Landes Berlin einschreiten, der die Bundesstiftung gem. Satzung unterliegt.


    De facto wird man abwarten, was die Stiftung wirklich tut. Wenn die Äußerungen von Herrn Spars ernst gemeint sind müsste dieser eine Satzungsänderung anstreben, die im Stiftungsrat erstens eine Mehrheit und zweitens die Zustimmung der Vertreter der Bundesregierung benötigt. Zudem müsste der Bundestag neu beschliessen, da die Pläne von Herrn Spars nicht vom Bundestagsbeschluß gedeckt sind. Mit dieser Satzung kann man keinen Glaskubus oder eine Bretterbude à la Holzmarkt bauen.


    Sicher wäre der erste Schritt Herrn Spars einmal ein sehr sachliches Anwaltsschreiben zukommen zu lassen. Dann wird der Vorstand der Bauakademie die Sache sicher ebenfalls extern juristisch prüfen lassen. Ich halten den Fall bei dieser Satzung für völlig eindeutig. In Potsdam hat das Wunder gewirkt.

  • Wenn die Äußerungen von Herrn Spars ernst gemeint sind müsste dieser eine Satzungsänderung anstreben, die im Stiftungsrat erstens eine Mehrheit und zweitens die Zustimmung der Vertreter der Bundesregierung benötigt. Zudem müsste der Bundestag neu beschliessen, da die Pläne von Herrn Spars nicht vom Bundestagsbeschluß gedeckt sind.

    Das wird Herrn Spars bewusst sein. Er agiert dennoch mit bemerkenswertem Selbstverständnis. Man muss ja zur Kenntnis nehmen, dass Spars trotz vorherigen Beschlüssen und der vermeintlich so klaren Satzung faktisch einen neuen Findungsprozess ausrollt. Unabhängig vom Endergebnis dürfte doch schon alleine das neben reichlich gebundener Zeit und Ressourcen eine ganze Menge Geld kosten, das meinem Verständnis nach dann womöglich gar nicht satzungskonform ausgegeben wurde. Und auch der Realisierungswettbewerb wird so Ressourcen in eine andere Richtung lenken und beteiligten Büros ggf. ja auch rechtliche Wege eröffnen.


    Aber wie gesagt: Ganz offensichtlich interveniert der Bund als Geld- und Auftraggeber nicht und nicht zuletzt wird man ja auch schon vor dessen Berufung mit Herrn Spars gesprochen haben. Also muss man scheinbar einverstanden mit der neuen Agenda sein, oder lässt es trotzdem (erst einmal?) so laufen. So oder so lässt alleine dieses Schweigen/Dulden mE irritierende Spielräume und erweckt auch einen gewissen Eindruck von Legitimierung. Und so oder so finde ich es nicht in Ordnung, dass diese "lange Leine" ohne transparente Debatten in der Regierung einerseits und der Öffentlichkeit andererseits so laufen gelassen wird. Gut, dass inzwischen immerhin die Medien zunehmend die richtigen Fragen stellen. Irgendwann werden Herr Spars und die Politik hoffentlich auch klar darauf antworten müssen.

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  • Möglicher Einbezug des DDR-Außenministeriums in die Bauakademie

    Wie die Berliner Zeitung nun schreibt, soll die Bauakademie neuen Forderungen gemäß nicht nur an Schinkel, sondern auch an die DDR-Ära erinnern. Während man noch "heftig" darüber streite, ob die Bauakademie überhaupt äußerlich rekonstruiert werden oder aber in neuem Gewand entstehen solle, wollen einige Stimmen auch Bezüge zum DDR-Außenministerium verbindlich in den Wettbewerb aufnehmen.


    Laut der Präsidentin der Berliner Architektenkammer, Theresa Keilhacker, sollte man archäologisch nach baulichen Überresten und Inventar des Ministeriums suchen (wie bei den Kellerfundamenten der Bauakademie). Selbst wenn man nichts mehr finde, solle man beim Neubau auch an das Außenministerium erinnern.


    Die Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg wünscht sich eine Sichtbarmachung des Ministeriums in Form von archäologischen Fenstern. Auch das Ministerium sei "Teil der Gesellschaftsgeschichte". Zudem sei die DDR-Historie uns deutlich näher als die Kaiserzeit. Die Ostmoderne sei daher insbesondere um den Alexanderplatz angemessen zu repräsentieren.


    Es wird also munter weiter diskutiert und gefordert. Auf Inventar und Tafeln etc. kann man sich meinetwegen gerne einlassen und es könnte wirklich eine interessante Bereicherung darstellen. Mit der Suche nach baulichen Strukturen und der Implementierung von archäologischen Fenster scheinen die Forderungen aber weiter zu reichen. Ich befürchte, man verliert zunehmend die Klarheit und überhebt sich potentiell mit dem wachsenden Forderungskatalog. Nicht jeder Kompromiss ist sinnvoll, nicht jeder gute Vorsatz in der SUMME wirklich noch eine gute Idee. Zumal wir hier immer noch über ein Budget von 60 Mio sprechen.

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