Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Dem BDA kann ich hier nur zustimmen. Im Sinne der Chancengleichheit wäre eine Änderung der Wettberwerbsausschreibung nur zu begrüßen. Einr einseitige Festlegung auf eine Reko ist in meinen Augen rückwärtsgewandt und nicht mehr zeitgemäß. Möge der beste Entwurf gewinnen.

  • „Bekommt die Moderne eine Chance?“


    Der Titel triggert schon sehr und ich weiß nicht recht ob das nicht eher polemisch gemeint sein soll, oder man hier mit provozierenden Schlagzeilen erhöhte klickzahlen generieren möchte.


    Die allgemeine Stimmung nach Umfrage zur Art des Wiederaufbaues der BA dürfte ja auch der Berliner Journaille nicht entgangen sein.


    Die Stadt ist groß und dominiert von Generationen von Architektur der „Moderne“ Für mich ist das eher ein schwammiger unzuverlässiger Begriff um etwas als der Gegenwart, Zeiteigenes zu beschreiben.

    Eine launische, vom Zeitgeist dirigierte und damit befristete Mode, die sich aus den Möglichkeiten ihrer Zeit bedient und in den sittlichen und technischen Schranken ihrer Zeit umherwabert.


    Ich pers. brauche keine weitere. durchökonomisierte Schöpfung und keinen ruppigen Rationalethos.

    Jede äußerlich, deutlich werdende architektonische Innovation muss sich hier nicht nur an dem historischen Bauwerk Schinkels messen sondern ist erst mal ein manifester Versuch, geknüpft an Zeitgeist - der Erfolg und die Überzeugungsfähigkeit des Ergebnisses ist überhaupt nicht planbar, ein Versuch eben.


    Schinkel hat sich bei dieser Aufgabe wohl kaum berufen gefühlt, jetzt mal so eben einen ikonischen Ahnherren für die Moderne zu entwickeln - die Rezeption in der hist. Bedeutung für die Moderne findet auch erst mit den Überlegungen zu Umbau und Restaurierungsmassnahmen an der Kriegsruine statt.


    Die entspannte Situ, hier frei, und ohne Vorbild ein repräsentatives Zweck-Gebäude auf der Fläche des alten Packhofes zu entwickeln ist längst nicht gegeben - und mit der heutigen Perspektive gar nicht vergleichbar.

    Wir haben für diesen Ort nicht nur mit dem Schinkelbau ein sehr lebendiges und gut dokumentiertes historisches Gedächtnis, das Thema ist stark von der konzeptionellen Bedeutung des Bauwerkes für das Stadtbild bestimmt und nun mal schwerst an eine nach heutigen Maßstäben eher vormoderne Architektenpersönlichkeit geknüpft.


    Wenn man etwas anderes bauen will als die Bauakademie sollte man von diesem Begriff vielleicht Abstand nehmen und es Zentrum oder Verein für irgendwas anderes nennen.


    Gleiches gilt dann notwendigerweise für Stifftung.

    Eine Alternative oder auf die Gestalt Einfluss nehmende Intervention ist letztlich. Anmaßung, leugnet und bezweifelt die integrität des Entwurfes von Schinkel.

    Der Begriff der BA ist in Ermangelung seiner Origin. Funktion nunmal

    Überwiegend auf die tote Persönlichkeit Schinkel und die Äußerliche Darstellung des Baus beschränkt. Daran rumzubasteln macht auch letzt. den Begriff der BA völlig unbrauchbar.


    Schinkel selbst befand den Bau eher als erschreckend, unheimlich, er sei frei von Architektur und nur aufs nackte Bedürfnis hin orientiert.

    Als ob er ahnte dass der Bau die Entwicklung der Architektur für eine modern geformte, industrietaugliche Gesellschaft einleiten würde.


    Vielleicht ist Schinkel gerade damit aber auch der falsche Ahnherr für die Wünsche nach einer zeitaktuellen ökologisch sensiblen Architektur - und man widmet sich dem Lehmbau seines Zeitgenossen Salomo Sachs.


    Jetzt gibts halt diesen

    Think Tank der Anregungen liefert zu dem was man bei der Wiedererrichtung der Bauakademie berücksichtigen sollte, könnte, wollen würde - m.M.n viel Konjunktiv

    Die sind halt nur Erarbeiter und Zuträger für „VORSCHLÄGE“ daraus leiten sich n.M.n. nicht unbedingt Verbindlichkeiten zur Umsetzung ab.


    Interessanterweise soll man das, was man als kritisch und überdenkenswert beim Wiederaufbau des Molkenmarktes ansieht, als unverrückbare Verbindlichkeit zur Planungssicherheit über Regierungswechsel hinweg, akzeptieren - während hier hingegen eine Jahrzehnte währende Bemühung um eine hist. Rekonstruktion mit der Gründung der Bundesstiftung Bauakademie 2019 und des durch die Findungskommission 2021 eingesetzten Herrn Spars als Gründungsdirektor, das ursprüngliche Ansinnen der Rekonstruktion immer mehr dekonstruiert wird.


    Man braucht doch nicht so tun als ob die festgelegte äußere Gestalt im historisch orientierten, rekonstruierten Format mit innovativem Innenausbau und Mod. Techn Details unvereinbar wären.


    Hier geht es m.E.n. um reine weltanschauliche Bildsprache im öffentlichen Raum, um Landgewinn für sichtbare Architekturideologische Prinzipien nach Couleur.


    Wenn hingegen ausgerechnet der Gründungsdirektor der Stiftung Bauakademie, Herr Spars die „zukunftsgewandtheit im Sinne Schinkels“ sichtbar werden lassen möchte- und lediglich der „ visionäre Geist „ wiedererstehen soll, sind das für mich absichtsvoll gesetzte sphärische Phrasen die die Distanz zur Rekonstruktion als einzig mögliche Option einleiten sollen.


    Alle Vorleistungen die bisher erbracht worden sind und das Interesse am Wiederaufbau gestärkt haben, werden m.A.n damit bezweifelt oder ad absurdum geführt.

    Will man wirklich die seit Jahrzehnten baumelnde Möhre von der Rekonstruktion der Bauakademie so weit zurückziehen?


    Vermutlich hofft man da durch Wettbewerbe auf die grandiose Entdeckung - die dem Genius Schinkel ohne Weiteres zur Seite gestellt werden kann - hat dann blos nichts mehr mit Schinkel zu tun.


    Ich frage mich womit man da nach Spars schwammigen Ansprüchen alternativ und erträglich rechnen sollte- das Gebäude war in seiner Struktur sicher revolutionär die äußere Textur mit seinen Künstlerischen Adaptionen aus Antike und Renaissance aber historisierend und gefällig.


    Egal welche Haltung hier schlussendlich das Bein heben darf - ich empfinde die Gestaltungsdebatte hier mittlerweile als völlig losgelöst vom ursprünglichen, schon Generationen zurückliegenden Ansinnen ein kunsthistorisch wichtiges -markantes und schön gestaltetes Gebäude, samt seiner Spoilien wiederzuerichten.


    Seit 1996 ist das sogar wieder an seinem historischen Standort umsetzbar und nicht wie mal angeschnapst etwa Charlottenstraße/ Zimmerstraße.


    Man baut hier nicht zum Wohl des BDA und der Architektenkammer oder für die Institution Bauakademie die ihr Zuhause in der Technischen Universität hat.


    Der Ehrgeiz und das beständige Interesse am Wiederaufbau auch jenseits der Fachwelt ist ehrlicherweise vornehmlich Wahrzeichen- und Stadtbildorientiert - diese Zähigkeit und das Engagement ausserhalb der Institutionen ist es aber, die das Projekt unter der Prämisse der historischen Gestalt überhaupt reifen lies und dazu beitrug dass das Gelände in hoch attraktiver Lage „bisher“nicht anderweitig bebaut wurde- gerade dass schleicht aber nun hier durch den Äther.


    Ich bekomme mehr und mehr den Eindruck dass die Stiftung sich hier eine Hoheit über die Gestalt aneignet die ihr zwar als Bauherr formal zusteht aber eigentlich unverdient ist und denen, die sich stetig um den Wiederaufbau der BA bemühten - ne lange Nase zeigt.

  • Nur wissen wir was bei modern meistens rauskommt. Das Archäologische Haus am Petriplatz ist keine 500m entfernt.


    Das absurde ist doch es wurde eine Rekonstruktion beschlossen, und ein damit nicht Beauftragter Think Tank verschwendet Geld um das Kernthema prompt nicht nur zu ignorieren, sondern zu torpedieren.


    Die Mehrheit möchte einfach nur schöne, an den Ort passende Architektur.


    Schinkel ist und bleibt DER Berliner Architekt. Zu meinen man könnte in seinem Geiste eines seiner ikonischsten Gebäude besser machen ist unglaublich arrogant/ignorant.

  • Es geht doch aber hier gar nicht um eine ausschließlich hist. Reko sondern um die Unverletzlichkeit des Entwurfs Schinkels zur äußeren Gestalt- das einzige was unter dem Motto Wiederaufbau der BA von Schinkel ohne die namengebende funktion überhaupt noch Sinn ergibt.


    Die BA als Institution ist in der technischen Universität aufgegangen, diese ist vielleicht kooperationspartner aber zieht hier doch nicht ein.

    Inwieweit hat denn die angedachte Funktion mit der Bundesstiftung als Eigentümer noch was mit der Bauakademie Schinkels zu tun?

  • Ich würde - ähnlich wie Backstein - für mehr Gelassenheit und Offenheit plädieren. Der Wettbewerb ist noch garnicht abgeschlossen, aber schon wollen einige wissen, was dabei herauskommt, nämlich eine "durchökonomisierte Schöpfung" oder ein "ruppiger Rationalethos."

    Ich habe an den beiden Werkstätten teilgenommen, und ich hatte den Eindruck, dass dieses Projekt durchaus mit großen Qualitätsanforderungen geplant wird. Die Diskussion bewegte sich auf einem hohen Niveau, und ich hatte auch den Eindruck, dass Guido Spars ein kompetenter Mann ist, der sich der Bedeutung des Projekts bewusst ist.


    Ich die gleiche Richtung gehen die Empfehlungen des Think Tanks, dem ja auch Frau Kahlfeldt angehörte und die ich durchweg gelungen finde. Dieser Think Tank war ja nun mit ganz unterschiedlichen Leuten besetzt - von konservativ bis progressiv. Dass sich diese Leute auf gemeinsame Empfehlungen verständigt haben, ist für mich ein gutes Zeichen.


    Ich denke also, dass das Projekt Bauakademie auf einem guten Weg ist. Warten wir doch erst einmal ab, was der Wettbewerb für Ergebnisse bringt. Dieses ständige Lamentieren und Schlechtreden nützt dem Projekt mit Sicherheit nicht.

  • Es gab in Bad Homburg zuletzt einen Wettbewerb für das dortige Kurhaus, wo sowohl moderne als auch historische Entwürfe zugelassen wurden. Hiernach wurden sie separat bewertet, jeweils ein Sieger für historisch und modern ausgewählt und sie erst dann einander gegenüber gestellt. In beiden Kategorien gewann Ferdinand Heide.


    https://www.ferdinand-heide.de/bad-homburg-kurhaus


    Die beiden Entwürfe werden auf dem vorstehenden Link in der Bildergalerie hintereinander dargestellt.


    Beide Entwürfe sind auf ihre Weise sehr gut.


    Dieses Beispiel zeigt, dass historische und moderne Gestaltung nicht bereits im Vorfeld eines Architekturwettbewerbs gegeneinander ausgespielt werden müssen, sondern beide Variante einander für das beste auszuwählende Ergebnis gegenüber gestellt werden können.

  • Beide Entwürfe sind auf ihre Weise sehr gut.

    Das sehe ich recht ähnlich, nur...


    ...paßt das Beispiel nach meiner Ansicht nicht zur berliner Situation der Schinkelschen Bauakademie.


    Ich würde es als extrem absurd empfinden wenn man ein (vielleicht durchaus gelungenes) äußerlich modernes Gebäude errichten würde und dann "Schinkel drauf schreibt".


    Ich habe es ja schon mehrfach geschrieben, daß man sich erstmal grundsätzlich positionieren müßte ob man von der Schinkelschen Bauakademie sprechen will, oder von der "Bauakademie" (die in Wahrheit ja keine Bauakademie wird).


    Daß die Bundesstiftung Bauakademie in ihrem Namen ausgerechnet auf Schinkel verzichtet hinterläßt bei mir ein zumindest ungutes Gefühl.


    Aber noch ist ja nichts entschieden und somit hoffe ich weiterhin auf einen fairen und unbedingt vernünftigen Kompromiß.



    Gruß, Jockel

  • ^^ Die architekturgeschichtliche Bedeutung des Kurhauses in Bad Homburg ist mit jener der Schinkelschen Bauakademie nicht vergleichbar. Das aber ist für mich der entscheidende Punkt: Die Bauakademie stellt ohne Zweifel eines der wichtigsten architekturgeschichtlichen Zeugnisse Berlins und ein wichtiges Zeugnis über die Grenzen Deutschlands hinaus dar. "The building [...] is considered one of the forerunners of modern architecture due to its hithertofore uncommon use of red brick and the relatively streamlined facade of the building." (WIkipedia)


    Hinzu kommt: Im ganzen Umfeld wurden Fassaden rekonstruiert, schon zu Zeiten der DDR, auch von weniger bedeutenden Gebäuden. Das, für sich genommen, architektonisch gar nicht so üble „Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten“ wurde gerade aus städtebaulichen Gründen abgerissen, "um Platz für die Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses unter Neuanlage des Schinkelplatzes und Wiederaufbau des Gebäudes der Bauakademie zu schaffen". (Wikipedia) Alles ist erfolgt, der Platz ist angelegt – nur damit doch wieder ein moderner Bau "eine Chance bekommen soll"?


    Anders als in den Innenstädten von Wien, Rom oder Paris, hat die „moderne" Architektur (ein unpräziser Ausdruck der BZ, man sollte von „zeitgenössisch“ sprechen) noch genug Chancen, zumal es in meinen Augen kaum noch relevante Rekonstruktionskandidaten, wohl aber Abrisskandidaten und auch noch viele Brachen im Zentrum Berlins gibt. Von der übrigen Stadt ganz zu schweigen. Daher ist nicht nur die Formulierung „modern“ unpräzise, sondern die der „Chance“ bei genauerem Hinsehen doch ziemlich hinterfotzig. Es sei denn, dass damit die Schinkelsche Bauakademie sebst gemeint ist, denn diese ist ein Prototyp der Moderne und hätte tatsächlich nur hier eine Chance. ;)

  • Lieber Klarenbach Ich bezweifle die Notwendigkeit eines Wettbewerbs mit Auswirkungen auf die äußere Gestalt an sich - weil schon diese Offerte von Alternativen Gestaltungsmodellen die Idee der gewissenhaften Rekonstruktion dieser bestreitet obwohl gerade das eben das jahrzehntewährende Anliegen zum Wiederaufbau der BA ausmacht.


    Es geht eben nicht um reine Rückwärtsgewandtheit sondern um das vermeiden von Beliebigkeit und Willkür. Das Ergebnis eines mind. vom Vorbild der BA äußerlich abweichenden Gebäudes würde eben den thematischen Namensgebenden Sinn des Projektes verunklaren.


    Das ist mit der in erster Linie durch Äußerlichkeit wiederherstellbaren Möglichkeit der Wiedererrichtung der Bauakademie nicht Vereinbar.


    Es degradiert die BA zur titelsüchtigen Trittbrettarchitektur die sich ständig dem Vergleich zur Erscheinung des Originales stellen muss und dabei nur verlieren kann.

    Bei der BA Schinkels

    geht es um Symmetrie, Details wie Farbigkeit und Plast. Schmuck - die Wirksamkeit des Interaktionskonzeptes zum umgebendenden Raum und Betrachter - das ist ein künstlerisches Gesamtwerk an dem man eben nichts Verrücken oder interpretieren kann wenn man sich seriös diesem Schinkelwerk nähern möchte ohne eine Karikatur, selbstgefällige Anmaßung oder Banalisierung zu riskieren.


    Eine Einschränkung durch zeitgenössische Adaption greift dabei die Notwendigkeit zum Wiederaufbau der BA für mich an weil es den Respect vor eben diesem Kunstwerk vermissen lässt.


    Es gibt besonders in den hist. relevanten Bereichen Berlins gut sichtbar gewordene Beispiele einem Wettbewerbsmodell hier zu misstrauen -Gelassenheit - wäre hier für mich eher mit genehmer Gleichgültigkeit, gleichzusetzen.


    Darin äußert sich für mich eigentlich nicht mehr, als das arrogante Anliegen, das gewachsene breite Interesse für den Gestaltnahen Wiederaufbau zu ignorieren.


    Die eigentliche Herausvorderung an die architekt. Gestalt liegt neben dem zeitgerechtem Innenausbau im Umgang und der Integration der bereits zum Thema vorhanden vorhandenen Bestände wie Spolien, Ecke und Saal die m. Erachtens als mittlerweile hist. Element zum Wiederaufbau unbedingt erhalten werden müssen und sich auch überzeugend zum Zielpunkt Nachhaltigkeit und Recyclierung verhalten.


    Danke Luka Tonio für das Beispiel des Kurhauses - perse muss dieses Wettbewerbsmodell mit 2 Optionen ja nicht falsch sein -


    Ich kenne das Projekt selber nicht und kann auch gar nicht einschätzen wer und mit welcher Begründung jetzt den Sieger gekürt hat.

    Mir fällt beim vorgestellten Siegerentwurf nur folgendes auf - auf den Visus wirkt die Version unter Einbeziehung der hist. Fassade durch den Modernen Flügel auf mich zumindest unvorteilhaft unruhig - die Hauptidee einer historisch, eindeutig symmetrisch orientierten Anlage mit Repräsentativer Schaufassade wird für mich schwer Nachvollziehbar durch den mod. Anbau gebrochen, damit gibt man die eigentliche Essenz einer konsistenten hofbildenden Fassadengestaltung auf.

    Der Anbau gerät zur exklusiven Behauptung - im modernen Gegenentwurf des selben Architekten ist die Symmetrie hingegen plötzlich wieder da und das ausgerechnet in dem Gestaltungskonzept dass bei der Hist. Version eher abträglich hineinoperiert wurde.

    Wesentlich stimmiger erschien mir im übrigen die Version von HPP „KRAFT.RAUM. - bei der Historischen Variante gab es zudem 3gleichrangige und bei der deutlich Zeitgenössisch Orientierten Architektur 2gleichrangig bewertete Wettbewerbsgewinner.


    Das Fallbsp. des Kurhauses ist jedoch für mich nicht unbedingt mit der BA vergleichbar - der Status der BA geht über eine eher lokal relevante, privatwirtschaftl. Optimierungs u. Verschönerungsidee weit hinaus.


    Auch wenn sich die Aufgabenstellung sehr ähnelt- die historistische Rundbogenarchitektur in B.H. ist längst nicht so weit fetischisiert wie die BA und falls

    das Anliegen der Relonstruktion wirklich eine tiefere Relevanz hat, begrenzt sich das m.E.n. Auf lokales Interesse.

    Die Idee des Kurhausneubaus ist Zudem rel. jung und ist eher reaktion, auf eine aktuelle

    als ungenügend bewertete Bestandsarchitektur.


    Das ist im Vergleich zur BA überhaupt nicht gegeben.

    Die BA hat international sowohl ästhetische als auch kunsthistorische Relevanz.

    Beim Schinkelbau schwadroniert man schon seit seiner Niederlegung zu Gunsten des Staatl. Repräsentationsbedürfnisses eines mittlerweile untergegangenen Staates über den Wiederaufbau - die Ernsthaftigkeit der Planungen zum Wiederaufbau wurde mit der mengenreichen Sicherung wichtiger Spolien untermauert.

    Das Bedürfnis zum Wiederaufbau der Ikone bestand sowohl von staatlicher Seite, als auch durch private Interessengruppen über Generationen.

    Das politisch taktierende, einflussnehmende Gezerre, und die verschleppenden Einflüsse aus dem Kompetenzmilleu auf den Wiederaufbau empfinde ich hier als absolut unwürdig.


    Mit dem Leitsatz „Soviel Schinkel wie möglich“ und der Festlegung auf seinen äußeren Originalgetreuen Gestaltungsrahmen war zumindest der Versuch gegeben das Projekt von weiteren uferlosen, kopflastigen Debatten und kompetenzgerangel zum Wohl des Fortganges frei zu halten.


    Jetzt leitet man also nach den Einlassungen aus Politik und Fachwelt ein weiteres unproduktives, polarisierendes Debattenkapitel ein.


    Die Stiftung sollte endlich mal dazu stehen dass man eine Rekonstruktion der BA nach Schinkel möchte oder eben etwas Ersatzhaftes bis Artfremdes dem die Bezeichnung BA nach Schinkel aber nicht zusteht.


  • Im Grunde ist ein fairer Kompromiss zwischen den verhärteten Fronten ja ein moderner Bau in der historischen Hülle. Innen können sich die Modernisten austoben, außen wirkt wieder Schinkel.
    Rekonstruktionsbefürworter, zumindest soweit ich das mitbekommen habe, geben sich auch mit diesem Kompromiss zufrieden. (Und, ja, das ist bereits ein Kompromiss, denn Schinkels Bauakademie war mehr als nur die äußere Fassade. Auch das Innere galt als Meisterwerk, dass man sich eigentlich zurückwünscht.)
    Nur gibt es auf der anderen Seite eine Gruppe, die zu gar keinem Kompromiss bereit ist, weil sie einfach jede Rekonstruktion strikt ablehnt. Und das, obwohl aus diesem Grund der Wiederaufbau der Bauakademie überhaupt erst vor Jahrzehnten angestoßen wurde. Da wird ein einvernehmliches Zusammenkommen aber auch extrem schwierig bis unmöglich.
    Dass die Stiftung Bauakademie so unentschieden auftritt und hin und her schlingert zwischen "So viel Schinkel wie möglich." und "Man muss auch außen ablesen können, was innen stattfindet." gießt noch Petroleum ins Feuer.

  • Aber soweit ich es verstanden habe, ist diese Idee als "Kompromiss" zu verstehen, genauso stark von der "anderen" Seite kritisiert. Dort wird auch (wie übrigens auch bei den Reko-Befürwortern) auf eine in sich schlüssige Entsprechung von Innen und Außen verwiesen. Und in der Tat wäre es die Frage, inwieweit so eine Hybridlösung den Anspruch an ein exemplarisches Gebäude (im Sinne kohärenter Form und Funktion einer "Bauakademie") erfüllen könnte. Aktuell verhärten sich hier wohl die Fronten wieder mal - und dann beschwert sich die "Verliererseite" darüber, dass die andere Vorstellung von Stadt/Bauen sich durchgesetzt habe. - Ich finde daran eher interessant, wieso sich diese Radikalisierung in der Diskussion immer wieder entwickelt. Mit allen Mitteln wird versucht das eigene Realitätsverständnis durchzudrücken. Vielleicht sollte man erstmal über die Grundlagen der Verständnisse diskutieren, bevor man immer wieder die gleiche Auseinandersetzung bloß an anderen Beispielen ausfechtet. - Und es gibt ja nun schon genügend Rekoprojekte, wo man deren Nachteile oder Vorteile bzw. überhaupt deren kunsttheoretische Perspektive überprüfen und diskutieren kann. - Auch nicht jedes dieser Beispiele erscheint mir da gelungen.

  • ^ Ich weiß nicht, ob sich eine solche Radikalisierung und Verhärtung der Fronten tatsächlich ereignet, aber wenn so, wäre dies gerade hier doch einigermaßen absurd, denn im Grunde genommen könnten sich gerade in diesem einen Fall auch und gerade Anhänger der architektonischen Moderne freuen, wenn ein Vorläufer der Moderne wieder aufgebaut würde.

  • Mal was anderes:

    Es scheint vielen gar nicht bewusst zu sein um was es bei "dieses Schinkel" eigentlich geht.

    Schinkel hatte einen neuen Gebaeude Typus entwikelt der Weltweit extrem Erfolgreich wurde!

    Wobei die Fassaden-dekoration nicht das wichtige dabei war.

    Das Gebaeude war Innen von einer Offenheit und durch die Deckenhoehe

    ein riesen Erfolg. Das beruehmte "Offene Konzept".

    Besonders in der Industrie und im Handel wurden von diesen

    neuen Typus ganze Stadtteille aus dem Boden gestampft.

    Im In und Ausland war die Nachfrage enorm.

    Von Mexiko bis Korea war der Erfolg imens. Die Loft Hauser in den Trendvierteln

    New Yorks zum Beispiel sind alle Haeuser im Schinkel Stil!

    Wobei das Innere der Haeuser so wichtig ist, nicht das Aussen.

    Da freue ich mich schon auf einen "Schinkel" am Schinkel Platz direkt bei den Schinkel Denkmal!


    Ach nein - ich vergass - wir bekommen kein Schinkel! Oder vieleicht nur die Schinkel Fassade?

  • Bohnenstange: Das sehe ich genauso. Ich verstehe auch gar nicht das Argument, dass die Moderne "doch auch eine Chance bekommen" müsse. Darum geht es gar nicht. Die Moderne baut in Berlin fast alle Gebäude. Es gab in den letzten Jahren gar keine Rekonstruktionen (das Humboldtforum ist ein Hybrid). Die Moderne soll und kann überall so innovativ sein, wie es Schenkel einmal für seine Zeit war. Jeder kann selbst urteilen, ob ihr das gelingt.

    Hier geht es darum, ob Berlin eines der ganz wenigen Zeugnisse innovativen Bauens, die es je besass, wieder aufbauen möchte - oder eben nicht. Berlin hat jahrhundertelang im Wesentlichen kopiert - von Italien bis Paris. Das Schinkel-Gebäude war der erste Ausbruch aus diesem Prinzip.

    Das Gebäude ist als Rekonstruktion wertvoll, weil es eine Zeit und eine Innovation dokumentiert, die es sonst nicht gibt - und schon gar nicht in Berlin. Es ist eine seltene Chance, etwas so Rares wieder Teil des Stadtgedächtnisses werden zu lassen. Das nicht zu nutzen, ist eine sonderbares Ansinnen.

    Besonders schlimm stelle ich mir dabei einen Kompromiss vor. Denn der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weder Schinkel gerecht - und dem was das Gebäude ausmacht - oder der Erinnerung daran - noch erwarte ich einen nennenswerte Innovation der Moderne, die es mit dem Erneuerungsgrad Schinkels aufnehmen kann.


    Vielleicht eine Klimazertifizierung? Vielleicht aus Holz? Vielleicht aus wiedergewonnen Materialien? Vielleicht begrünt? Auch nix Neues mehr. Die Skandinavier werden sich schlapp lachen. Von der reinen Optik her wahrscheinlich nicht so bescheiden wie das Archäologische Zentrum. Mit internationalen Maßstäben wahrscheinlich gepflegtes Mittelmass. Alles andere wäre in Berlin ein Wunder (klar, die gibts immer wieder).

  • Danke, du hast es wunderbar auf den Punkt gebracht.


    Dass die Rekonstruktion der Bauakademie trotz seines unglaublich hohen, geschichtlichen Werts von den heutigen Architekten angefochten wird, zeigt in einem erschreckenden Maße, wie geschichtsvergessen die Vertreter der Moderne (immer noch) sind. Es gibt null Respekt vor dem Alten, keine Würdigung der Architektur vor den Zeiten von Gropius und Corbusier - und das obwohl die vormoderne Architektur in den meisten Bereichen bis heute besser funktioniert als die Moderne.


    Stattdessen die immer gleichen Versprechen von einer neu zu erfindenden Zukunft, mit starrem Blick voraus werden tausende Jahre von Architekturtradition negiert. Dabei bin ich davon überzeugt, dass wir aus den tradierten Werten der Vergangenheit so viele Antworten auf die Fragen der Zukunft finden könnten und gerade die Rekonstruktion der Bauakademie eben dazu einladen kann.


    Lehren aus der Vergangenheit sind jedoch nicht erwünscht, denn schließlich würde eben das die Prinzipien der Moderne untergraben. Also möchte man lieber die eigenen Überzeugungen durch einen Neubau bestätigen lassen und erachtet dies sogar für wichtiger als die Wiederentstehung eines einmaligen Bauwerks an einmaliger Stelle - traurig sowas.

  • Die Revolution frisst ihre Kinder bzw. in dem Falle Begründer. Ich sehe das wie ElleDeBE Wo wenn nicht in diesem Fall der Bauakademie könnte man die Strömungen der Moderne und des Konservativismus mal besser vereinen und potentiell versöhnen - und das gerade in Berlin und genauer mitten im Zentrum? Die Bauakademie war gewissermaßen eine Gelenkstelle zwischen den Bauepochen. Auch wenn sie das in dieser Form/Qualität baulich wie institutionell nicht mehr darstellen wird, wäre es doch ein enormer Gewinn.


    Ich kann auch absolut nicht erkennen, inwiefern das automatisch rückwärtsgewand oder unzeitgemäß wäre. Es wäre mE allenfalls eine Rückbesinnung, was auch von Berlin aus entstehen kann. Diese Botschaft kann man dann immer noch überall in der Stadt modern interpretieren.

  • Und es gibt ja nun schon genügend Rekoprojekte, wo man deren Nachteile oder Vorteile bzw. überhaupt deren kunsttheoretische Perspektive überprüfen und diskutieren kann.

    Meines Wissens gibt es in Berlin aktuell kein einziges in Bau befindliches Rekoprojekt. Das Humboldt-Forum war nie ein echtes Reko-Projekt, weil Hybrid. Auch die Alte Kommandantur (Unter den Linden Nr. 1) ist ein Hybrid.


    Wo genau sind diese Rekoprojekte, von denen du sprichst? In Berlin kann ich sie jedenfalls nirgends sehen. :???:

  • In der FAZ findet sich ein großartiger Artikel von Peter Stephan (er lehrt Architektur und Kunstgeschichte an der Fachhochschule Potsdam) über die Bauakademie. Er ist zugleich ein überzeugendes Plädoyer für den Wiederaufbau.


    Stephan liest die Bauakademie, wie auch andere Bauten Schinkels, als eine "Interventionsarchitektur" (...), mit der das bis dahin monarchisch geprägte Umfeld des königlichen Schlosses neu [nämlich bürgerlich] codiert wurde." In der Bauakademie habe Schinkels Auseinandersetzung mit dem Schloss seinen "krönenden Schlusspunkt" gefunden. In überraschender, aber durchaus überzeugender Weise zieht Stephan einen städtebaulicher Bogen, der "von der Neuen Wache bis zum neuen Einheitsdenkmal" reiche und in dem die Bauakademie, zusammen mit einem zu bauenden Denkmal für die Bewegung von 1848, "ein gedankliches Bindeglied" darstellten, mit dem die Bauakademie in der Lage sei, die Monumente der DDR einzubeziehen. Freiheitskämpfe des Sozialismus und des Liberalismus rücken hier enger zusammen und könnten – losgelöst aus dem Kontext der SED-Propaganda, in ein gesamtdeutsches Narrativ integriert werden.


    "Ein solches Narrativ, das städtebaulich wie geistig über Stilformen, Epochen und Ideologien hinweg integrierend wirkt, braucht unsere Gesellschaft mehr denn je. Eine ökologische Standards berücksichtigende, zugleich aber auch authentische Rekonstruktion von Schinkels Bauakademie kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Schließlich sollte uns nicht nur das meteorologische, sondern auch das geistige und das soziale Klima ein Anliegen sein."


    Der Artikel ist nicht zuletzt auch deswegen so lesenswert, weil er über die Bauakademie hinaus hochinteressante und (für mich) überraschende Einsichten bietet: Etwa, dass der Ansatz, das Schloss mit einer bürgerlichen Interventionsarchitektur einzuhegen, nach Schinkels Tod nicht nur durch den Bau des Roten Rathauses, sondern auch mit dem Neptunbrunnen fortgesetzt worden sei: Mit ihm habe der Magistrat den Platz unmittelbar vor dem Schloss und damit genau jene Stelle, wo Berlin und Preußen ihren gedanklichen Mittelpunkt hatten, symbolisch in Besitz genommen. „Hier kreuzten sich die beiden Magistralen von Alt-Berlin und Cölln, hier lag der Nullpunkt der preußischen Meilenzählung. Allerdings hatte der Meergott dem Schloss (und damit dem Kaiser) den Rücken zugewandt. Gelassen blickte er über die Breite Straße zum Cöllner Rathaus, die hinter ihm aufragende Architektur mit ihren Riesensäulen als Staffage nutzend.“


    Ich belasse es dabei, damit dieser Beitrag nicht zu lang wird, und verweise stattdessen auf den Artikel selbst. Wer kein Abo hat, wird hier fündig.

  • Ich habe hier länger mitgelesen. Ich möchte keine "ok boomer" Polemik beitragen, aber finde schon komisch, dass es hier letztlich um zwei Geschmäcker aus dem letzten Jahrhundert geht. Die einen sind Fans von Schinkel, die anderen vom Bauhaus.


    Ein Plusenergiehaus aus 100% nachwachsenden und recyclebaren Materialien, das ohne Sondermüll auskommt, wäre modern im Wörterbuchsinn und auch tatsächlich möglich, wenn auch nicht aus dem Baukasten. Hier bräuchte es eher ein Forschungsprojekt, in dem alle möglichen Ingenieursdisziplinen das neueste Wissen einbringen, als einen reinen Design äh Gestaltungswettbewerb.


    Aber genau für solche Innovation in einem Prototypbau, der sich unter normalen Umständen derzeit natürlich noch "wirtschaftlich nicht lohnt", wären die Bundesmillionen ein Schatz um daraufhin der Öffentlichkeit inklusive der Fachwelt zu zeigen, dass das Band des Bundes nicht das Ende der Architekturgeschichte sein muss.


    Kein Beton. Keine Glasfronten. Kein kühn-klar-transparent irgendwas. Sondern endlich die Jugend ernst nehmen, die sich aus Verzweiflung schon auf Straßen klebt, denn nicht zuletzt das Bauen muss radikal anders werden. CO2 neutral vom Bau bis zum Abriss, usw. Kompromisslos nachhaltig. Wer soll damit auch nur pilothaft anfangen, wenn nicht der Staat über ein millionenschweres Stiftungsbudget? Das wäre, um auf die ganze abstrakte Diskussion am Ende noch kurz einzusteigen, quasi eine Bauakademie des 21. Jahrhunderts.


    Und die 20. Jahrhundert "Moderne Architektur" dominiert ganz Berlin, diesen kleinen Bauplatz braucht es für diese Vormachtstellung nicht auch noch. Hier könnte aber mal was wirklich NEUES entstehen. Dazu hätte aber der Wettbewerb wirklich ganz anders sein müssen und die oben genannten Voraussetzungen an Nachhaltigkeit zwingend einbeziehen müssen.


    PS: Backsteine sind Naturmaterialien die sich im Bereich Berlin/Brandenburg auch nachhaltig sourcen lassen würden...

  • Lieber Architektur Fan

    ich würd die Rekonstruktion der Schlossfassade und der Kommandantur trotz ihres Hybriden Charakters nicht geringer schätzen - das sind verständlicherweise Kompromisse weil sie eng an die vorgesehenen Nutzungsvorstellungen ihrer Bauherren und die von ihnen verfolgten Prioritäten gemäß ihrer Bedürfnisse geknüpft sind.


    Das sind aber interessanterweise auch Projekte deren Entstehung und Reifung nur im Orientierung suchenden Klima der 90er bzw. Frühen 2000er überhaupt möglich waren - danach waren solche auch für den Senat Prestigeträchtigen Vorhaben sichtlich nicht mehr mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in ihrer personellen Aufstellung durchsetzbar oder gewollt.


    Die letzten von der Senatsverwaltung wohlwollend begleiteten und initierten Rekos galten allesamt der Moderne, und hier besonders den 60er Jahren.

    Da gab es die

    verhältnismäßig unkomplizierten Bemühungen um die Fassade des Haus des Berliner Verlages und anhaltend die Veroriginalisierung der Komischen Oper im Geist der 60er und nicht etwa der Hervorhebung oder Stärkung der hist. mindestens gleichwertigen Neobarocken Fassade.


    Beides wird mancher wohl nicht in dem Maße zu würdigen wissen, wie die Rekonstruktion gefälligerer und zu unserer Zeit gravierender in Erscheinung tretender Beispiele.


    Die Entscheidungen zu Diesen Rekos passten bequem das städtebauliche Ideal des hier wirksamen polit. Personales.

    Nicht zu vergessen wäre noch die Rekonstruktion des eher rein Kunsthistorisch interessanten Rosa Luxemburg Denkmales.

    Bei einer ausgewogen unabhängigen Wertschätzung wäre die BA, die Denkmalkirche des Domes, die Möglichkeit Bürgerlicher Leitbauten in den neuen alten Quartieren Spittelmarkt, Petriviertel, Molkenmarkt und Breite Straße eben nicht von vornherein ausgeschlossen worden.

    Hier wäre die Rekonstruktion aber auch nicht auf die Wiederherstellung einer ursprünglich äußeren Gestalt am Bestand beschränkt.


    Von offizieller Seite tut man sich m.M überwiegend aus polittaktischen Gründen heute allerdings sehr viel schwerer Rekonstruktionen zu erwägen, durchzusetzen oder gar anzustoßen erst recht nicht wenn sie den heutigen Wertmaßstäben der Architektur widersprechen oder wenn sie zunächst als politischer Gegenstand betrachtet werden oder zu diesem gemacht werden.


    Das ist insofern bedauerlich als das gerade die bedeutenderen u.U. komplexeren, Städtebaulich relevanten Rekonstruktionen als Bauvorhaben nur unter der Prämisse, von öffentlichem Interesse zu sein, überhaupt eine Chance zur Verwirklichung hätten.


    Das kein geringes öffentliches Interesse daran besteht, steht außer Frage / nur stößt dieses Interesse auf Widerstand an entscheidender Stelle und bekommt bestenfalls Posit. Reaktionen aus der Reserveelite.


    Der SPD nimmt man heute noch übel dass sie den Wiederaufbau der Schlüterfassaden getragen und befördert hat.


    Das diffamieren der Rekonstruktion, geätze und genörgele hierzu findet immer wieder neue Motive sich darüber zu ereifern und feuert permanent kritische Nebendiskussionen an, die man auch wie Stellvertreterdebatten zur inkreminierung der Rekonstruktion als Geste an sich, lesen könnte. Interessanterweise werden die hist Rekonstruktionen unter den Linden und auch die Kommandantur von diesem Diskussionsfreudigen kritischen Eifer überhaupt nicht. tangiert - waren das bessere Rekos?


    Zudem haben wir es von öffentlicher Seite sehr stark mit einer Technokratisierten Amtswirtschaft und hakeligen Zuständigkeiten zu tun.

    Der Fokus liegt auf Kosteneffizienz und dem pragmatismus für kurze Wege.

    Rekonstruktion

    überfordert hier eher.


    Die Schaffung von stadtrelevanten Sehnsuchtsorten mit Aufenthaltsqualität, Bau-Qualität, Stadtidentität, und Ortskultur wird als Wert zu einem nachhaltigen Stadtbild gar nicht erkannt bzw. soll auch nicht als solches anerkannt werden.


    Mir erscheint das

    in einem Klima das lieber moralisierend abräumt als die Begabung zu krit. Betrachtung und Auseinandersetzungen mit Kunst- und Bauwerken zu fördern momentan auch eher erschwert.


    Es fehlt auch deutlich an polit. Unvoreingenommenheit gegenüber Rekos weil sich sofort die Frage stellt aus welchem Grunde die entsprechenden Originale nicht mehr vorhanden sind.


    Die Bewertung von Rekonstruktionen als zeitgenössisches Bauereignis wird dabei n.M.A völlig unverhältnismäßig kritisch und abwehrend betrachtet und scheint wenn überhaupt nur dann erträglich wenn sie der Gesinnung zu pass kommt und Relativierungen deutlich gesetzt werden, dabei sind sämtliche Möglichen Erwägungen zu Rekonstruktionen vormoderner Bebauung einschließlich der BA auf die Alte Kernstadt beschränkt und wären selbst bei Umsetzung immer noch in einem auch modern geprägtem Umfeld eingebunden - eine rein folkloristisch historistische Blase kann bei noch so viel Bemühung um restaurative Architektur gar nicht mehr entstehen.


    Viele Flächen sind hier längst mit alten u. neuen Zeitgenössischen Baucharakteren besetzt ohne die Ortsqualität wirklich nachhaltig zum besseren entwickelt zu haben, warum scheut man sich so davor hier im begrenzten Bereich der historischen Mitte wichtige Meilensteine der Berliner Architekturgeschichte in ihrer Auferstehung als Bereicherung anzusehen und ihre Betrachtung auf diesen Wert zu beschränken. Zudem sind ausgerechnet die Vormodernen Hist. Bauten in Material und Gestaltung wesentlich nachhaltiger und die Quartiere aus diesen in ihrer sozialen Struktur heute immer noch erfolgreicher als die angebotenen Alternativen- warum erkennt man das nicht als Beitrag zum neuen denken über die Stadt der Zukunft an und reflektiert darüber sondern tut es als wäre es Teil einer architekt. Giftküche.

    Warum beharrt man so auf die Darstellung der eigenen Zeit deren Defizite, schwächen und Grenzen im hist. Stadtmodell längst bekannt sind.


    Ein akzeptierter Stadtraum ein heimatliches Milleu lassen sich trotz wohlfahrtsanstrengungen und Abhaken von Sozial u. Umwelt-Parametern mit heutigen Ästhetischen Bauvorstellungen schwer umsetzen.


    Als Frequenzort sind hingegen hist. authentische genauso wie die Bsp. überwiegend rekonstruierter Quartiere sichtbar und messbar erfolgreicher sogar resillienter fragt man sich gar nicht woran das liegt?


    Ein Bekannter von mir ist im Denkmalschutz Potsdam zuständig und musste gegen die Haarsträubende Bevorzugung einer Teerdecke wider Pflasterung am Markt und am Barberini angehen- das Straßen und Tiefbauamt wollte die Teerversion schon wegen der Radfahrerfreundlichkeit unbedingt durchsetzen - der Denkmalschutz konnte sich hier nur dank engagierter Vertreter durchsetzen.


    Der Bekannte schätzte hierzu das politische Millieu mit Verantwortung als eher Konfliktscheu ein.


    Das polit. Taktieren und aufstellen einer Gegenthese nur um ihrer selbst Willen ist die simpelste Form zur polit Profilierung.

    Das zählt heute in einer stark polarisierenden hypersensiblen, Meinungswelt mehr, als das beste und längerfristig schlüssigste Ergebnis das in polit. Kooperation wesentlich schneller umgesetzt werden könnte.


    Bei der BZ deutet sich für mich im Artikel

    hier durch die Einlassung von Grünen und Linken ein ähnliches Kalkül an.


    Diese können ebenso deutlich geworden, auf die

    sich äußernde Haltung der Fachverbände hierzu, berufen.


    Diese mögen zwar Kompetent in ihrem Gebiet aber in der Sache insofern kaum unabhängig sein als das

    ein nachvollziehbar künstlerisches und lukratives Interesse an der Gestaltung von Orten mit zentraler Bedeutung von Stadt besteht.


    Natürlich besteht überhaupt kein Interesse an einer ästhetischen rückwärtsorientierten Grenzziehung, erst recht nicht wenn sie dem Naturell nach, den eigenen Werten und Weisheiten widerspricht und sowieso beschränkende Auswirkung auf ihre künstlerische Expression hat.


    Bei allem Verständnis für die Neigungen von Fachwelt und Politik sollte man sich dort aber Fragen für wen man letzten Endes baut - die Signale die aus den Umfragen zum Wiederaufbauder BA gesendet worden sind, sind mehr als eindeutig.


    Ich finde es sehr bedauerlich dass man hier ein weiteres mal mit besserwisserischer Ignoranz kontert - Architektur ist immer auch, egal welcher Prägung, ein nach außen wirkendes gesetztes Machtsignal und gerade hier werden am BSp BA unnötigst Gräben Gezogen und Signale von Oben nach unten gesendet das Schaft m.M nur Distanz und Befremden gegenüber den hier wirkenden Akteuren.