Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • ^ Darüber, ob Rossis Nachbildung des Palazzo Farnese überzeugend ist, mag man diskutieren können, aber das Argument, "Berlin habe einen Mangel an..." öffnete der Willkür Tür und Tor: Wer entscheidet, wonach "Mangel" herrscht? Hat Berlin nicht einen "Mangel" an Pagoden, an Obelisken, an brutalistischen Kirchen, an gotischen Kathedralen, an repräsentativen Moscheen, an Pyramiden?

  • Der Mangel an Pyramiden in Berlin, sollte Anlass sein, der neuen Bauakademie ein nicht allzu hohes pyramidenförmiges Glasdach zu verpassen, da kann dann die notwendige Haustechnik, wie z.B. der Aufzugschacht und die Lüftung drunter verschwinden und es würde aufgrund des quadratischen Grundrisses sehr gut passen.

  • Eine Photovoltaikpyramide, ja gerne, wirkt aus der Ferne wie Glas... . ein bißchen höher als in dem verlinkten Vorschlag, könnte es aber schon sein.


    Schinkel würde das bestimmt freuen :angel:

  • Erstmal ein großes Dankeschön für deinen obigen Beitrag Endell.

    Dein Beitrag trifft genau das was auch ich empfinde und vorallem diesmal ohne die von dir gerne benutzten "zynischen" Überspitzungen.


    Zwei Abschnitte fassen dabei das nach meiner Ansicht Wichtigste perfekt zusammen und das möchte ich wie folgt zitieren.

    Seit 20 Jahren steht mit der Modellfassade von Schinkels Bauakademie ein anhaltend mahnendes, nicht eingelöstes Versprechen zum Wiederaufbau dieses Gebäudes.

    Die hier vorgestellte Fassade ist in ihrer Gesamtheit Schinkel - da gibt es nichts Wegzulassen oder zu interpretieren, die Fassade ist doch so modern strukturiert und für den Innenausbau damit äußerst flexibel - die Moderne findet hier ihren Ahnen in Konstruktion und Struktur wie die Tradition ihr Sentiment in Material und Dekor.



    Dabei ist der Bau seiner Natur nach im Inneren flexibel nutzbar -und die problematisierung absolut nicht nachvollziehbar.

    Das Problem liegt auch nicht in der Rekonstruktion der Fassade begründet sondern in der Fraktion der Stakeholder die eher mit der Eigenschaft der Rekonstruktion der Fassade ein Problem haben und daraus eine verschleppende Grundsatzdebatte konstruieren.


    In der ganzen Debatte sollte man sich grundsätzlich erstmal darüber im klaren werden, was man eigentlich will (oder nicht will) und sich dann damit ehrlich machen.


    Was sich für mein Dafürhalten als äußerst problematisch darstellt ist, wenn man sich am historischen Ort alles Mögliche vorstellen kann (es muß nichtmal was mit dem Original zu tun haben, Hauptsache irgendein Funktionsbau) und sich dann im schlimmsten Fall der Anmaßung hingibt alles sei im Geiste Schinkels.


    Grundsätzlich kann man ja der Meinung sein dort irgend etwas, einem vermeindlichen Zeitgeist entsprechendes haben zu wollen, nur sollte man dann auch dazu stehen.


    Weiterhin muß man sich grundsätzlich auch entscheiden ob man eine "Schinkelsche Bauakademie" oder eine "Bauakademie" haben will.

    Entscheidet man sich für die "Schinkelsche Bauakademie" ist die äußere Rekonstruktion ein Muß und die im Inneren erstrebenswert.

    Bei einer "Bauakademie" sollte man sich jedenfalls nicht mit Schinkels Federn schmücken und dessen Gebäude in Wahrheit ablehnen.

    (das gilt für irgend einen bezugslosen Funktionsbau natürlich erstrecht)


    Und noch grundsätzlicher geht es schon garnicht mehr...

    ...wir reden hier nicht von irgend einem historischen Gebäude, sondern von einem kulturhistorisch, für die Architekturgeschichte (zumindest für die deutsche) hoch bedeutsamen Bauwerk.



    Gruß, Jockel

  • Ja, ich kann eure Argumentation nachvollziehen, aber ich finde, wenn ein Gebäude wiederaufgebaut wird, dann kann man auch darüber nachdenken, wie das Objekt heute aussehen würde, wenn es die Zeiten überdauert hätte.

    Ich bin der Meinung, dass die wenigsten Gebäude, noch so aussehen würden wie damals, wenn sie heute noch in aktiver Nutzung stehen würden, Beschädigungen im Krieg eingerechnet.

    Das beste Beispiel dafür ist für mich immer noch das Reichstagsgebäude. Der Aufschrei war bei Fosters Plänen groß und mir selbst haben die ersten Visualisierungen gar nicht gefallen, aber als es fertig wurde, war es perfekt.

    Warum sich also auf eine reine Rekonstruktion beschränken?

  • Ich bin der Meinung, dass die wenigsten Gebäude, noch so aussehen würden wie damals, wenn sie heute noch in aktiver Nutzung stehen würden, Beschädigungen im Krieg eingerechnet.

    Eigentlich haben die wenigsten historischen Gebäude nach 1945 wesentliche Veränderungen erfahren. Das verbietet bereits der Denkmalschutz. Ein Bau, an dem man sich hier in vielerlei Hinsicht besonders gut orientieren kann, ist die benachbarte Friedrichswerdersche Kirche. Übrigens ebenfalls ein bedeutendes Werk von Schinkel. Allein um diese Einheit wiederherzustellen, ist eine Originalrekonstruktion des Äußeren der Bauakademie in meinen Augen ein Muss.

    Einmal editiert, zuletzt von tegula ()

  • ^^Du hast natürlich recht, daß sich unsere Stadtbilder in ständiger Veränderung befinden und das auch ohne Kriege.


    Nur gilt bzw. sollte das nicht für "bedeutende" Denkmale gelten. (wir sind uns sicher einig welche Denkmale bestimmter Personen davon ausgeschlossen sein sollten)

    Mit seiner Bauakademie hat sich Schinkel nunmal höchst persönlich ein Denkmal von herausragender Bedeutung gesetzt und der Nachwelt hinterlassen, auch wenn er das damals vermutlich nicht ahnen konnte und vielleicht auch nie beabsichtigt hatte.


    Dieses Baudenkmal wurde so über Generationen seiner Bedeutung angemessen zumindest akzeptiert und keiner hat je sichtbar daran gerüttelt.


    Auch konnte/kann man der Schinkelschen Bauakademie nie irgend eine politische Belastung unterschieben, weil das Gebäude ansich völlig unpolitisch war/ist.


    Selbst zu DDR-Zeiten hatte man an von mir oben geschriebenem nicht gerüttelt und der baugeschichtlichen Bedeutung verpflichtet die Wiederherstellung schon weit voran gebracht, bis...


    ...ja, bis jemand um die Ecke kam der auf Historie und Kultur pfiff, solange er nicht bestimmt hatte was sein Volk unter Historie und Kultur zu verstehen hätte.


    Wenn wir Heute von Schinkel reden und uns ernsthaft an ihn erinnern wollen, dann funktioniert das nur mit der originalen Hülle mit möglichst originalem Inneren.

    Wie sollte man sonst einem über Architektur nicht informierten Besucher glaubhaft vermitteln, daß im gerade betrachteten "modernen" Gebäude aber überall Schinkel steckt, das klappt ja noch nichtmal bei vielen von uns Informierten.



    Gruß, Jockel

  • Na ob die Fosters Version des Reichstagsgebäudes so perfekt ist darüber lässt sich m.M.n. streiten.

    So bestechend die Rampe in der kuppel ist - die Kuppelform geht auf die Aussenwirkung des Gebäudes überhaupt nicht ein und wirkt auf mich eher wie ein Ei im werkzeugkoffer - bis heute denke ich eine formale Annäherung an die ursprüngliche Kuppel hätte dem Gebäude besser gestanden.

    Hätte man n.M durch die Form-metamorphose von quadratischer Basis in eine Runde Kuppelfigur ganz elegant lösen können.


    Die meisten äußeren Entstellungen historischer Gebäude gehen auf kriegseinwirkungen, deren Reparatur, verschleppter oder unterlassener Wiederaufbau und ideologische Verirrungen nebst Bilderstürmerei der Nachkriegsjahre zurück - Daher fällt es mir schwer ausgerechnet das Argument von der äußeren Veränderlichkeit gerade bei historisch bedeutenden Bauwerken durch die Zeit bei einem Wiederaufbauprojekt als gelungen zu betrachten. Gerade hier sollte doch die größtmögliche Annäherung an das Original ohne überflüssige, beeinträchtigende oder störende Zutaten das Ziel sein, was ein einfließen von zeitgerechten Comfort, energetische Argumente und notwendige Technik ja nicht ausschließt - das sind überwiegend Dinge die wie bei vielen anderen ertüchtigungen von Altbauten innerhalb des Baukörpers gelöst werden. Das Denkmalschutz in Berlin kein Garant für Erhalt in Substanz und äußerer Gestalt bedeutet dürfte leider auch jedem Gegenwärtig sein und das begreife ich nicht unbedingt als Qualitätsmerkmal für einen adäquaten Umgang mit baukulturellen Erbe.

    Für die Bauakademie selbst war in den Nachkriegsjahren Wiederaufbau und Restaurierung der Fassade vorgesehen bevor sie in den Focus der Ideologiekader geriet.

    Sie sollte ursprünglich Heimstatt der „Deutschen Bauakademie“ werden. Der Rohbau im Inneren war weitgehend fertiggestellt lediglich Dach und Restaurierung der Fassade standen noch aus.
    Die Wege der Polit. Entwicklungen die ein

    Vereinigtes Berlin persp. Verunmöglichten - ließen die Mitte Berlins zur Bühne eines zweiten deutschen Staates werden dernach wichtige staatstragende Gebäude hier ihren Platz finden sollten - die BA hatte da keinen Platz man verstieg sich aber auf einen Wiederaufbau an anderer Stelle wie Ecke Kurstrasse/Frz Straße.

    Es wurden in der Folge jede Menge Wichtiger Elemente eingelagert, sogar die Kronleuchter waren für eine Restaurierung in Thüringen. Da sich die polit bedingten Prioritäten im Bauwesen verlagerten geriet der Wiederaufbau der BA gänzlich aus dem Focus, auch der ideologisch verbrämte, stark konfrontative Zeitgeist, der in der noch jungen Situation des geteilten Berlins um sich schlug Ließ an einen Wiederaufbau eines Baues in dem nicht wenige Kader den Prototypen der Funktionsbauten des preußischen Staates sahen, nicht einmal denken.

    Die Ablehnung dieser war wohl sehr subjektiv vor allem an kasernen und Gefängnissbauten geknüpft mit denen so mancher des politapparates seine Eher negativen Erfahrungen gemacht hat. Gerade die Teilung Berlins war es die wichtige Bauwerke der Stadt entstellte oder endgültig aus dem Stadtbild tilgte - das galt im Osten genauso wie im Westen - unter Bausenator Schwedler (SPD) sind wichtige Zeugnisse des Baukulturellen Erbes im Westen verschwunden, unter Protest riss man den Anhalter Bahnhof ab, die Ruine der Gedächtniskirche und schloss Charlottenburg sollten ebenso verschwinden und der Flächenabriss in Kreuzberg war beschlossene Sache. Die entstellungen der Stadt durch diese Ära darf man getrost als zweite Zerstörungswelle nach dem WK im architektonischen und städtebaulichem Wettbewerb der Systeme einordnen und ich sehe kein Bedarf darin dem noch reflectiv über die Werdung von Stadt und ihrer Baudenkmale bei einem Rekonstruktiv angelegtem Wiederaufbau zu huldigen.



    Die BA ist trotz aller bautechnologischen Innovation eben immer noch ein romantischer Bau - sie war in ihrer Silhouette auf ihr architektonisches Umfeld abgestimmt - ob eine deutliche Glaspyramide/Photovoltaikpyramide Schinkel zur Freude gereicht hätte halte ich zumindest für fraglich- da das wohl unmittelbar Ansichtsauswirkungen auf die Friedrichwerderische Kirche gehabt hätte die Schinkel ja sowieso am liebsten freigestellt gesehen hätte. Auch sichtbare Dächer wären wohl kaum nach seinem Gusto gewesen. So monierte er schon am Pariser Platz, die Dächer der Barocken Palais als er das Palais Redern für diesen Ort erstellte.

  • Der Aufschrei war bei Fosters Plänen groß und mir selbst haben die ersten Visualisierungen gar nicht gefallen, aber als es fertig wurde, war es perfekt.

    Der Innenraum galt schon damals als Misslungen. Ich kenne keine Stelle in der Literatur die den Innenraum lobt.

    Wie hieß es damals "Flughafenwartehalle" etc etc.. Vitra Imago Stühle auswählen, ist noch keine Kunst. Mario Bellini war damals auf dem Höhepunkt seiner Popularität.

    Foster hat sich ja nicht mal beim Adler durchsetzen können. :D


    Bei der Bauakademie würde ich von Andreas Störiko die Stühle Aline von Wilkhahn nehmen. Die haben soetwas konstruktives.

    In Frankreich würde man immer die Kartell Ghost Chairs (Geisterstühle) nehmen. Aber ich finde Dinge müssen nicht nur hübsch sein, sondern auch funktional. Mir wären die zu unbequem.

  • Wusste gar nicht das Philippe starks geisterhafte Louis Seize interpretationen in Acryl so populär im öffentlichen Raum sind - das ist doch gar nicht praktikabel - es gibt doch von schinkel auch äußerst praktische schlichte Stühle - der hat ja nicht nur canapés, fauteuiles und luxuriöse Stühle mit geschnitzter Rückenlehne für den Hof oder Eisengussmöbel gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von Endell ()

  • Endell Ich empfinde das modernisierte Reichstagsgebäude tatsächlich als ziemlich perfekt. Dass die Kuppel den Staatsbau für den Passanten buchstäblich öffnet, ist mE zudem geradezu genial,äußerst sympathisch und mW in der Form wohl auch weltweit ziemlich einmalig.


    Bei der Bauakademie bin ich dagegen im Grunde für eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion der Außenfassade, da es dem Ensemble mE gut tun würde. Eine Neuinterpretation müsste schon wirklich genial werden, um mich zu überzeugen - was ich nicht für ausgeschlossen aber erfahrungsgemäß doch für einigermaßen unwahrscheinlich halte.


    Ob man ein (ggf. eher flaches) Photovoltaik-Dach oder sonstige mehr oder weniger dezent sichtbare Elementen nachhaltigen Bauens harmonisch integrieren kann, halte ich dagegen für eine durchaus spannende Frage. Eine Brücke zur Moderne darf man mE gerne schlagen, so lange sie gekonnt realisiert wird.

  • Die Friedrichwerdersche Kirche (bzw. Kirchen im Allgemeinen) ist sicher eins der Gebäude, die kaum verändert wurden, aber grundsätzlich werden bei den meisten alten Gebäuden zum Glück viele Veränderungen vorgenommen (neue Farbe bzw gereinigte Fassade, neue Fenster, neues Dach, Dachausbau, neue Haustechnik, möglicherweise Umbauten bei Geschäften, moderne Beleuchtung usw, usw...) und das ist auch gut so, denn die Gebäude sollen ja im 21 Jahrhundert noch genutzt werden können.


    Das gleiche gilt für die BA. Wegen mir kann es gerne eine weitgehende Fassadenreko geben, aber schlussendlich muss es ein modernes Gebäude werden und wenn dazu Einschnitte bei der Rekonstruktion nötig sind, dann sollen die bitte sein.


    Ich habe lieber eine BA mit nur drei rekonstruierten Seiten oder anderem Dach, wenn dadurch ein gutes Nutzungskonzept ermöglicht wird, als ein Gebäude das nur als Musuem für sich selbst dient.

  • (neue Farbe bzw gereinigte Fassade, neue Fenster, neues Dach, Dachausbau, neue Haustechnik, möglicherweise Umbauten bei Geschäften, moderne Beleuchtung usw, usw...)

    Die meisten der vor dir genannten Änderungen wird der Denkmalschutz nicht mitmachen. Wenn solche Veränderungen notwendig werden, werden sie in aller Regel in gleicher Gestaltungsweise zugebilligt. Das gilt vor allem bei Erneuerung von Fenstern, des Daches oder des Anstrichs. Du vermengst hier herkömmliche Bauten mit Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen.

  • ^^

    Das Tragwerk, die Fassade und die Innenraumgestaltung lassen sich alle rekonstruieren ohne die Nutzung zu beeinträchtigen. Wäre das Gebäude bis heute erhalten, ich bin mir sicher man müsste nicht eines der vier Fassaden abreißen um es irgendwie heute nutzbar zu machen.

    Auch den technischen Ausbau würde ich im gewissen Grad von der Architektur unterscheiden. Natürlich werden keine Sanitäranlagen aus dem 19. Jahrhundert verbaut und ebenso wenig wird man auf Internet- und Stromkabel verzichten, doch die Anpassung dieser Dinge wird zu keinem Eingriff in die architektonische Gestalt des Gebäudes führen.


    Die größte Herausforderung wird sicherlich die Barrierefreiheit des Gebäudes sein. Die Integration eines Aufzugs wird definitiv nicht einfach und erfordert höchste Präzision, damit die Raumatmosphäre nicht beeinträchtigt wird. Plakativ ausgedrückt wäre es keine Option, den Aufzug mitten ins zentrale Treppenhaus zu stellen.


    Eine Vollrekonstruktion sollte daher erstrebt werden, "so viel Schinkel wie möglich" eben. Die benötigten Eingriffe müssen so sensibel wie möglich erfolgen, als hätte das Gebäude das 20. Jahrhundert überdauert und es stünde eine denkmalgerechte Sanierung an.

  • Es geht mir nicht um den Denkmalschutz, es geht mir um die Entwicklung von Häusern.


    Wir bauen mit heutiger Technik und Wissen. Das verändert so ein Gebäude und das darf man m.A.n. auch sehen können. Dann kann man einen Teil der Fassade verändern, ein anderes Dach aufsetzen oder auch was ganz neues bauen (und die Backsteinfassade nur teilweise oder in Bruchstücken wieder errichten) weil einfach der Badarf ganz anders ist und dennoch kann es dann Schinkels Bauakademie sein, aber eben im Jahr 2030 oder so...

  • Ich bin für den Erhalt von Baudenkmälern. Und da gibt es in Berlin einige und in Deutschland sehr viele. Und ich bin für Denkmalschutz.


    Trotzdem habe ich meine Probleme mit einer exakten Rekonstruktion von Gebäuden, die schon verschwunden sind. Oder hat einer von uns die Bauakademie noch in realiter sehen können?


    Wir haben Gebäude wie die Hedwigskathedrale und den Berliner Dom, die vorhanden, aber nicht originalgetreu sind. Warum wollen wir dann ein nicht vorhandenes Gebäude originalgetreu?


    Es ist jetzt fast 200 Jahre nach Baubeginn der Bauakademie und uns darf nichts Neues einfallen?


    Beim Humboldtforum gehe ich mit, weil kein Schloss, sondern ein Museum gebaut wurde, und weil eben mit der Nordfassade und der Durchgangspassage ein „Bruch“ eingebaut wurde.


    So stelle ich mir auch die Bauakademie vor. Teilrekonstruktion - auch im Detail - aber auch mit einen Bruch. Es muss doch deutlich werden, dass das Gebäude so nicht 200 Jahre überdauert hat, sondern ein Neubau ist. Sonst ist es doch Betrug am Betrachter, oder?

  • Ich finde das "wegbomben" von Denkmälern nicht wirklich eine natürliche Form von Verlust. Die Stadt konnte nichts für die perversen faschistischen Träume seines irren Diktators. Man hat die Seele der Stadt einfach über Nacht weggebombt und was danach noch übrig war, aus ideologischen Gründen einfach abgerissen. Wenn man heute ähnlich harmonisch und mit Bedacht bauen könnte, dann hätte ich noch nicht mal etwas gegen einen Neubau.


    Die hierauf folgenden Beiträge zum Thema Kriegsschuld, historischen Widersprüche usw. wurde in den BoS verschoben, da zu sehr OT.


    Man kann aber nicht!


    Es würde ein Kasten werden, wahlweise in Glas, Stahl oder Rasterfassaden oder irgendwie alles zusammen. Je nachdem was gerade "in" ist, käme dann evtl. noch eine Bepflanzung dazu (gegen den Klimawandel...) und ein Sandsteinfassade um mit der "Materialität" zu "überzeugen". Danach würde man sich selbst lobhudelnd auf die Schultern klopfen.


    Nein, ich will nicht mal einen "Cube" dort sehen. Ich wünsche mir das pittoreske Stadtbild von Berlin Mitte, seinen gründerzeitlichen Ursprung, zumindest in der absoluten Mitte der Stadt zurück. Auf hunderten Quadratmetern hat sich die Moderne austoben können und nichts von Dauer geschaffen. In der Mitte Berlins, möchte ich den Luxus von Erinnerung und Kultur haben, den man sich sonst nirgendwo mehr wirklich leistet.

  • Es geht mir nicht um den Denkmalschutz, es geht mir um die Entwicklung von Häusern.

    Das Schinkels Bauakademie für dich nur irgend ein Haus darstellt macht die Diskussion in einem Architekturforum fast unmöglich.

    Und das dich selbst bei einem Gebäude wie diesem (oder vergleichbaren Bauwerken) der Denkmalschutz nicht interessiert hast du ja schon oft genug geäußert.


    Wir bauen mit heutiger Technik und Wissen. Dann kann man einen Teil der Fassade verändern, ein anderes Dach aufsetzen oder auch was ganz neues bauen (und die Backsteinfassade nur teilweise oder in Bruchstücken wieder errichten) weil einfach der Badarf ganz anders ist...

    Deine Einstellung gegen Rekos sei dir unbenommen, nur schreib das doch auch ganz ehrlich.

    Du machst nämlich genau das, was Endell in einem seiner Beiträge so treffend dargestellt hat.

    Du schreibst über imaginäre Nutzungskonzepte und unterstellst dem originalen Schinkelbau diese zu behindern/verhindern.

    Erläutere uns doch bitte warum es einer "halben" Fassade bedarf um "deine" Nutzungskonzepte zu erfüllen.



    ...dennoch kann es dann Schinkels Bauakademie sein, aber eben im Jahr 2030 oder so...

    "Oder so" eben gerade nicht.

    Irgendwas kann eben nicht die Schinkelsche Bauakademie sein bzw. sich mit dessen Federn schmücken wollen.


    Übrigens bin ich der Meinung wenn man gerne "irgendwas" bauen will, dann könnte man das auch gerne "irgendwo" tun und müßte nicht den historischen Standort der Schinkelschen Bauakademie okkupieren.



    Gruß, Jockel

  • Letztlich wird das Einfache klar: Am Ende muss entschieden werden, ob die Bauakademie, bzw. Ihr Volumen und ihre Fassade rekonstruiert werden oder eben nicht. Das Ergebnis einer Umfrage, ob dieses und ein paar wenige andere bedeutungsvolle Bauwerke aus der Vorkriegszeit heute noch rekonstruiert werden sollten, könnte also doch ziemlich wichtig sein.


    Ich bin überzeugt, dass es einen allgemeinen Nutzen gäbe, wenn man genau dieses tut, da die Existenz dieser Gebäude neben den vielen zeitgenössischen Neubauten einen Mehrwert darstellt und die Kosten nicht zu groß sind.