Vielmehr ist es eine bedeutsame und zugleich ästhetisch ansprechende Ikone der großen Berliner Industriezeit, die im Herzen Berlins mE nicht weniger identitätsstiftend wirken wird als besagte Prunkfassaden.
Der Witz ist: Als die Bauakademie (ab 1832) entstand, konnte von Industrie in Berlin noch kaum die Rede sein. Das ging erst Jahrzehnte später richtig los. Die Akademie war stilprägend für einen Gebäudetypus, der noch gar nicht existierte, als Schinkel sie entworfen hat. Sie war ihrer Zeit um mindestens 20 Jahre voraus – und wer weiß, wie Berliner Fabriken ausgesehen hätten, wenn die Akademie nicht gebaut worden wäre? Andersherum gedacht: Schinkel hatte bestimmt nicht die Berliner Fabriklandschaft von 1890 im Hinterkopf, als er um 1830 seine Akademie gegenüber dem Schloss entwarf – er selbst lebte ja noch in einer vorindustriellen, wesentlich aristokratisch geprägten Gesellschaft.
Solche vielfältigen, widersprüchlichen Bezüge machen die Bauakademie interessant und rechtfertigen ihre Rekonstruktion. Rein optisch findet man ähnliche Fassaden z.B. an zahlreichen Schulgebäuden, die in der wilhelminischen Ära gebaut wurden. Schinkel hat es natürlich in vielen Details besser gemacht – aber das erkennt nur, wer genau hinsieht und sich nicht vom "Ornament" blenden lässt.