Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • zu #299


    Nun, die (milde) Provokation liegt wohl eher in der nonchalanten Einschätzung der Bauakademie als Insider(bau) "ohne Breitenwirkung, ohne Stadtbildprägung und ohne Wahrzeichenfunktion". Schon ein flüchtiger Blick etwa in die spanische ("obra emblematica del Schinkel"), englische ("considered one of the forerunners of modern architecture") oder auch italienische ("era uno degli edifici ottocenteschi più importanti della città tedesca") Wikipedia zeigt, dass die Bauakademie schwerlich nur aus Sicht lokaler Enthusiasten als herausragendes Beispiel der Baukunst gilt. Aber klar, nur eine Privatmeinung ...


    @##286ff.
    Eine Baukonzession hätten wir hier nicht. Dort besteht "die Gegenleistung für die Bauarbeiten statt in einem Entgelt in dem befristeten Recht auf Nutzung der baulichen Anlage, gegebenenfalls zuzüglich der Zahlung eines Preises". Das Eigentum der Immobilie verbleibt beim öffentlichen Auftraggeber. Hier will das Land aber verkaufen. Eine vergaberechtliche Ausschreibungspflicht (dann sicher europaweit) bestünde dann, wenn mit dem Verkauf die Verpflichtung zur Erbringung von Bauleistungen nach den Vorgaben des öffentlichen Auftraggebers verbunden wäre. "Vorgaben" hieße dabei mehr als die "abstrakte" Verpflichtung zur Wiedererrichtung der Akademie, sondern müssten zusätzlich eine Nutzung durch den öffentlichen Auftraggeber bezwecken. Die von der Liegenschaftsverwaltung ausgegebenen Broschüren befassen sich allerdings nicht mit vergaberechtlichen Prozessen (=Beschaffung für die öffentliche Hand), sondern mit dem Gegenteil, der Veräußerung von öffentlichem Eigentum. Hierfür existieren, anders als im Vergaberecht, noch keine gesonderten Vorschriften, sondern lediglich die allgemeine Ansicht, dass die öffentliche Hand auch bei der Entäußerung von Vermögenswerten transparent und nichtdiskriminierend vorgehen muss. (Nur) darum geht es in der Broschüre "Verkaufsverfahren" des Liegenschaftsfonds. Das dort an letzter Stelle genannte "Konzeptverfahren" ist nicht mit einem Verkauf mit gleichzeitiger Vergabe eines Bauauftrags durch die öffentliche Hand gleichzusetzen.

  • Backstein nicht zu mögen muss in Berlin schon hart sein.


    Nee nee, Rotes Rathaus, ich meine, die Dame oder der Herr "Kleist" mag Berlin nicht. Und im speziellen Rekonstruktionen in Berlin, die diese Stadt wieder authentisch machen und nicht in diesem Allerorten-Produkt der Moderne belassen. Denn dies hieße, dass man sich mit Geschichte, Kultur und auch mit Architektur beschäftigen muss. Das wird den Damen oder Herren der Modernisten-Fraktion grundsätzlich während des Soziologie- Geschichts- und oder Architekturstudiums aberzogen. Dass dann das gemeine Volk sich erdreistet, die Damen und Herren hernach und heute zu zwingen, sich nicht nur mit den gerade noch gestatteten, historischen Gebäuden arrangieren zu müssen, sondern ihnen nun auch noch diese verlorenen Gebäude wieder aufzwingt, die diese Damen und Herren bereits als erledigt im eigenen Gedächtnis abgehakt haben, dass muss ihnen besonders sauer aufstoßen.


    Grüße
    Luftpost

  • Luftpost


    ...genau Herr oder Dame Luftpost. Nur so kann es sein. Die Welt ist ja soooo simpel. Den armen Ostmenschen wird immer irgendwas geschmackloses von diesen vaterlandslosen Gesellen und bösen Modernisten aufgezwungen. Zur Strafe wollen Sie uns dann mit diesen geschmackvollen Rekonstruktionen beglücken :) da sage ich doch, merci! ;)


    Spass beiseite. Natürlich macht es keinen Sinn ein Gebäude wie die Bauakademie nur fragmentarisch wiederaufzubauen. Da kann ich dem guten Kleist leider nicht zustimmen, er wirds mir nachsehen. Dafür gibt das Äussere der Fassade auch nicht genug her, dass dies ein einigemassen guter Kontrast wäre. Auch dem Zusammenspiel mit dem Ziegel-Ensemble Friedrichswerdersche Kirche und Akademie wäre das nicht dienlich.

  • Ich befürworte den Neubau der Bauakakdemie durchaus. Wie allerdings Rekonstruktionen Berlin wieder authentisch machen sollen ist mir nicht klar. Das ist ein nicht auflösbarer Widerspruch.

  • @##286ff.
    Eine Baukonzession hätten wir hier nicht.


    Eigentlich schon da dem öffentlichen Auftraggeber unabhängig vom Eigentumsübergang nach erfolgtem Bau vertraglich die Nutzung des Gebäudes zusteht. Zudem trägt der Auftragnehmer das volle Baurisiko.
    Schon damals beim ersten Vergabeverfahren sollte für das Projekt eine Baukonzession vergeben werden. Daran dürfte auch das EuGH Urteil vom 25.03.2010 nichts ändern.

  • ... Wie allerdings Rekonstruktionen Berlin wieder authentisch machen sollen ist mir nicht klar. Das ist ein nicht auflösbarer Widerspruch.


    Das ist nur dann ein Widerspruch, wenn man Denkmalschutz dogmatisch und ideologisch betrachtet. Dann ist der Campanile auf dem Markusplatz in Venedig und der Dom von Orleons auch ein unauflösbarer Widerspruch des Authentischen. Oder der Michel in Hamburg oder die Tuchmacherhalle in Ypern oder die Altstadt von Warschau. Und die beiden Letztgenannten haben es sogar geschafft, (selbst) als Rekonstruktionen zum Weltkulturerbe ernannt zu werden. Was für ein Widerspruch für einen Modernisten oder einen ideologischen Denkmalschützer. Und für Sie?


    Grüße Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Wenn es um das reine Material geht, das für viele Denkmaldogmatiker ja der Massstab für Authentizität ist, besteht die Kathedrale Notre Dame zu Paris auch zu 90 % aus "Restaurierungen" des 19. Jahrhunderts (Viollet-le-Duc) und der Kölner Dom ist auch zu mehr als 60 % im 19. Jahrhundert zuende gebaut worden.


    Richtig ist jedoch, ass es unterschiedliche Authentizitäten gibt, darauf haben schon einige Denkmalpfleger hingewiesen.


    Authentizität eines Denkmals nach Michael Petzet:


    A der Form / Entwurf, Komposition
    A des Materials
    A des Ortes
    A der Nutzung


    Diese Unterschiedlichen Authentizitäten überlagern sich und werden zu einem Gesamtbild. Wolfgang Seidenspinner, auch Denkmalpfleger, weist darauf hin, dass die Authentizität bei Gesamtdenkmalen keineswegs (wie beim Artefakt) vorwiegend in dessen materieller Originalität liegt sondern in der gesellschaftlich ausgehandelten Bedeutung.

  • Ich kann mit dem Begriff der Authentizität nicht viel anfangen, wenn es um Städte geht. Eine Stadt wird ja nicht einmal gebaut und ist dann fertig; ihr Stadtbild ist vielmehr das Ergebnis eines Prozesses, der sich über Jahrhunderte erstreckt und mal von kontinuierlichem Wandel (z.B. frühe Neuzeit), mal von heftigen Brüchen (z.B. 2. Weltkrieg) geprägt ist. Wer ein altes, "authentisches" Berlin vom heutigen, "unauthentischen" abgrenzen will, begeht meines Erachtens einen von zwei Denkfehlern: Entweder er bastelt sich ein Idealbild zusammen, eine Art Disney-Berlin, das in dieser Form nie existiert hat. Oder er sucht sich einen beliebigen Zeitpunkt in der Vergangenheit, den er einfriert und als "authentisch" setzt, ohne zu bemerken, dass auch dieser Punkt nur ein Durchgangsstadium bildete.


    Man schaue sich nur die Geschichte des Alexanderplatzes an – 1850 sah er vollkommen anders aus als 1930 oder 2000. Natürlich kann ich sagen, dass mir der pulsierende Verkehrsknotenpunkt der roaring twenties am besten gefällt; aber warum sollte dieser Zustand "authentischer" sein als der des frühen 19. Jahrhunderts, auf dessen Zerstörung er beruhte?


    Bezüglich der Bauakademie würde ich sagen: Ja, ich bin für eine Rekonstruktion, weil ich sie a) für ein historisch bedeutendes und ästhetisch gelungenes Gebäude halte und weil sie b) m.E. gut in das Ensemble um den Werderschen Markt, den Schinkelplatz, das Auswärtige Amt und das Humboldtforum passt. "Authentisch" ist dieses Ensemble nicht, auch wenn es sich teilweise an historischen Straßengrundrissen orientiert. Das ist mir aber wumpe.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Das ist völlig richtig. Ich kenne auch niemanden, der behauptet eine Stadt "original" wiederaufbauen zu wollen. Es geht stets nur um einzelnen Bauten. Dass sich hierbei nie wieder die gleichen Gebäudekostellationen ergeben wie früher, ist klar. Zu den von Dir genannten Problemen gesellt sich ja noch die Thematik, dass selbst originale Bausubstanz, wäre sie stehen geblieben, ggf. umgestaltet worden wäre.


    Deshalb hat Andreas Kalesse, Denkmalpfleger aus Potsdam, auch früh den Begriff des "Erinnerungsbaus" geprägt. Beim Stadtschloß zu Potsdam, dem Schloß in Berlin und auch bei der Bauakademie handelt es sich um nichts anderes. Es geht also um Auseinandersetzung und Erinerung mit bzw. an unsere Geschichte.


    Generell aber geht es - eben auch - um das Wiedererlebbarmachen von vorhistoristischem Städtebau.

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Es geht also um Auseinandersetzung und Erinerung mit bzw. an unsere Geschichte.


    Da dieses Argument seitens der Traditionalisten immer wieder aufkommt, möchte ich (allgemein; nicht nur zum Thema Bauakademie) mal darauf eingehen. Grundsätzlich gebe ich dir Recht, dass man an unsere Geschichte erinnern sollte. Ich halte es falsch, historische Gebäude wie z. B. das Stadtschloss etc. abzureißen; Aber es ist fakt, dass die deutsche Geschichte nicht mit dem 2. WK endete. Es sollte m.E. eben auch an die Geschichte der DDR erinnert werden - auch als Mahnmal gegen die 2. Diktatur in Deutschland. Bis 1995 stand an der Stelle der Bauakademie das Außenministerium der DDR. http://de.wikipedia.org/wiki/M…in,_Aussenministerium.jpg Ich halte es für einen großen Fehler, dass dieses historische Gebäude - genau wie der Palast der Republik - abgerissen wurde. Bevor jetzt wieder anyome rote Punkte mit dem Zusatz ich sei ein linker Idiot geschrieben werden: Ich bin auch für die Beibehaltung der Gebäude aus der Nazizeit. da auch diese Gebäude symbolisch für eine dt. Epoche stehen. Auch will ich nicht den Wiederaufbau des Außenministeriums anstelle der Bauakademie. Ich bitte nur zu beachten, dass man die Gebäude nach 1945 (DDR-Architektur und dt. Nachkriegsarchitektur) hinsichtlich der geschichtlichen Bedeutung wertschätzen sollte (passend auch zum Thema Rathausforum).


    Bitte richtig zitieren und nicht mit Doppelquotes! Danke
    Bato

  • ^ Zumal…. wenn das DDR-Außenministerium noch stehen würde, würde man auch sehen wie wenig sich heutige Fassaden (Innenministerium, BND etc.) von diesem unterscheiden. Man möchte fast sagen es stand Pate für diese ;)

  • Ich halte es für einen großen Fehler, dass dieses historische Gebäude - genau wie der Palast der Republik - abgerissen wurde.


    Da es bereits längst geschehen ist, braucht man die beiden Abrisse nicht jetzt weiter zu hinterfragen - zumal es noch einige Bürobauten der DDR-Zeit gibt, die als exemplarische Beispiele reichen. Die einzige sinnvolle Frage ist wohl über die künftige Geländenutzung. Dabei dürfte eindeutig sein, dass die Schinkel'sche Akademie, Deiner Worte nach ein Wegbereiter der Moderne, das herausragendste Bauwerk an diesem Standort war?


    Auch will ich nicht den Wiederaufbau des Außenministeriums anstelle der Bauakademie.


    Eben, dann braucht man nicht viele Worte zu verlieren, sondern nur hoffen, dass es möglichst bald geschieht.

  • Selbstverständlich muss in der Berliner Altstadt auch der deutschen Geschichte zur Zeit der DDR gedacht werden. Immerhin war der Stadtraum das Staatszentrum der DDR.


    Wer sich zwischen Bahnhof Alexanderplatz und Spreekanal bewegt wird dies jedoch nicht vergessen können: Staatsrat, Rathauspassagen, Platten an der KLS für die 70er Jahre und das Nikolaiviertel für die DDR-Potstmoderne. Das ist wirklich eindrücklich.


    Darüber hinaus (als z. B. Reko des PdR oder AM etc.) wären wohl diese 20 Jahre der Berliner Stadtgeschichte - angesichts der Gesamtgeschichte seit etwa 1149 n. Chr. - etwas überbewertet.

  • ^ Zumal…. wenn das DDR-Außenministerium noch stehen würde, würde man auch sehen wie wenig sich heutige Fassaden (Innenministerium, BND etc.) von diesem unterscheiden. Man möchte fast sagen es stand Pate für diese ;)


    Richtig, die heutigen Kandidaten folgen dem gleichen architektonischen Ungeist... das wird wohl niemand bestreiten.

  • @ Luftpost


    Ich habe auf den Begriff "Denkmalschutz" durchaus bewußt verzichtet. So sehr ich auch echte Historie liebe und der zeitgenössischen Architektur zunehmend angewidert gegenüber stehe, sosehr sehe ich Rekonstruktionen als zutiefst unauthentisch an. Zumal sich diese meist auf Fassaden beschränken. Nichtsdestoweniger unterstütze ich die eine oder andere Rekonstruktion (auch finanziell), weil es mir große Freude bereitet, die ewigmorgigen an ihrer eigenen haßinduzierten Galle würgen zu sehen.


    P.S. So, ich seh mir jetzt Gran Torino an, einen Film, der mir gute Laune bringen kann, wie kein zweiter.

  • @ Snirtje Bra,
    ich kann Ihre Antwort in großen Teilen akzeptieren. Insbesondere unterstreiche ich Ihre Aussage, dass das Außen zum Innen passen sollte. Hier ist das Kulkasche Potsdamer Stadtschloss das Negativ-Beispiel par excellence.


    Jedoch komme ich mit einem Teil-Satz überhaupt nicht klar: Sie sehen also "Rekonstruktionen als zutiefst unauthentisch an". Ich bitte Sie, sich hierzu nochmals meine Antwort unter 307 durchzulesen. Falls Ihnen diese Beispiele nicht genügen, dann gibt es hier noch mehr.


    Was bitte, ist an den genannten Beispielen unauthentisch? Sie sind Rekonstruktionen und werden ganz selbstverständlich als authentischer Teil der jeweiligen Stadt wahrgenommen. Gleiches passiert übrigens schon heute mit dem Kulkaschen Potsdamer Stadtschloss. Eine Besuchergruppe meinte doch nach der Führung: "Warum jetzt noch nach Sanssouci? Lieber durch die Stadt. Schloss haben wir jetzt genug gesehen."
    Unbetrachtet der kulturellen Barbarei dieser Aussage, zeigt sie und die Besucherzahlen seit der Eröffnung des neuen Landtages doch, dass dieses Gebäudes als selbstverständlichen Mittelpunkt der Stadt Potsdam angenommen wird. Nicht als un-authentischen Ort, der einen Fremdkörper darstellt und den man daher meidet.


    Es ist daher also offensichtlich unerheblich, ob Gebäude Rekonstruktionen sind oder hundertfach überformte und restaurierte Originale. Weiterhin ist es ebenfalls unerheblich, ob der Gebäudekern in originaler Statik, Materialität oder auch Konstruktionsweise errichtet wurde. Wichtig ist anscheinend oder besser offensichtlich nur, dass die sichtbare Materialität und der Formenreichtum dem entsprechen, dass allgemein bekannt, diesen Ort auszeichnete. Andernfalls dürften wir heute 99% aller historischen, "originalen" Bauten ebenfalls nicht mehr als authentisch bezeichnen. Beispielsweise wäre das originale Berliner Schloss bereits im 19. Jahrhundert nicht mehr das originale Schlütersche Schloss gewesen, da bereits eine vollständige Fassadenrekonstruktion unter Friedrich Wilhelm III stattgefunden hatte...


    Was ist also authentisch? Nur das, dass aus den originalen Bauplänen, in der Zeit der Erstellung der origialen Baupläne, erwachsen ist? Dann wären dies auch viele Original-Gebäude nicht mehr. Ich meine sogar, alle, wenn genügend Zeit ins Land gegangen ist. Oder ist das authentisch, was allgemein als authentisch für diesen Ort anerkannt wurde? Dann spielt es keine Rolle, ob es das Original oder die erste Restauration oder zweite Kopie seiner selbst ist. Wenn die äußere und bestenfalls auch innere, sichtbare Form in Materialität und Gestaltung dem entspricht, was allgemein als bester Entwurf für diesen Ort angenommen wurde und wird.


    Grüße
    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Liebe Luftpost,


    in der intimen Atmosphäre dieses Forums können wir uns doch sicher duzen ;)


    Authentizität bedeutet für mich schlicht Echtheit. Ein, sagen wir mal, Renaissance-Gebäude ist für mich nicht zuletzt deshalb aufregend, weil es eine Verbindung zur Geschichte darstellt, die eben nicht reproduzierbar ist. Falls das Gebäude über die Jahrhunderte überformt wurde, finde ich das nicht abwertend oder unecht, sondern im Gegenteil einen Beleg dafür, daß das Gebäude gelebt wurde als selbstverständlicher Teil der kulturellen Identität.


    Als Beispiel: Ich bin derzeit auf der Suche nach einem Haus und bin dabei in "meiner" wunderbar unzerstörten ostfriesischen Kleinstadt auf ein Gebäude aus dem 16. Jhd. gestoßen, inkl. Holzbalkendecken, Mauerwerksankern, wunderschön schiefen Außenwänden. Ich würde sofort zuschlagen, wenn es nicht so teuer wäre. Würde ich dasselbe Haus neu bauen, wäre das für mich nichts anderes, als eine selbstdarstellerische Inszenierung gegenüber dem Zeit(un)"geist".


    Um abschließend das Beispiel des Potsdamer Stadtschlosses aufzunehmen: Es wundert mich nicht, daß das Gebäude so gut angenommen wird, immerhin erhalten die Potsdamer so zumindest die wunderbaren Fassaden des alten Schlosses zurück. Dies ist m.E. aber eher der (mittlerweile) erdrückend eklatanten Schwäche zeitgenössischer (deutscher) Architektur zuzuschreiben, die, als Spiegel der deutschen Gesellschaft, sich in reinen Funktionalismusorgien ergibt, aber jeglicher schöpferischer Kraft entbehrt und die forcierte Identitätslosigkeit widerspiegelt.


    Aus den im Vorgängerpost genannten Gründen können mir Rekonstruktionen (auch oberflächliche) dennoch große Freude bereiten. Das ist dann aber eher politisch motiviert.


    freundliche Grüße

    6 Mal editiert, zuletzt von Snirtje Bra ()


  • ....unterstütze ich die eine oder andere Rekonstruktion (auch finanziell), weil es mir große Freude bereitet, die ewigmorgigen an ihrer eigenen haßinduzierten Galle würgen zu sehen..


    Dann geht es dir also hauptsächlich darum, die von dir gehassten Modernisten leiden zu sehen? Das sagt viel über deine Denkweise aus!


    Man stelle sich vor, ich (als Anhänger der Moderne) hätte folgendes geschrieben:
    "....unterstütze ich den einen oder anderen modernen Bau (auch finanziell), weil es mir große Freude bereitet, die ewiggestrigen an ihrer eigenen haßinduzierten Galle würgen zu sehen"


    Dies ist m.E. aber eher der (mittlerweile) erdrückend eklatanten Schwäche zeitgenössischer (deutscher) Architektur zuzuschreiben, die...sich in reinen Funktionalismusorgien ergibt, aber jeglicher schöpferischer Kraft entbehrt und die forcierte Identitätslosigkeit widerspiegelt.


    Ein weiteres Beispiel:
    "Dies ist m.E. aber eher der (mittlerweile) erdrückend eklatanten Schwäche traditioneller (deutscher) Architektur zuzuschreiben, die... sich in reinen Ornamentorgien ergibt, aber jeglicher schöpferischer Kraft entbehrt und die forcierte Identitätslosigkeit widerspiegelt."


    Wie kämen solche Kommentare bei den Anhängern von Rekonstruktionen an?
    Wäre es zu viel verlangt, auf solche, nur der Provokation dienenden Kommentare zu verzichten?

  • Außerdem sind ja auch eigentlich fast alle (inklusiver der "Modernisten") für einen Wiederaufbau. Oder irre ich mich da?

  • ^ Nö da irrst du nicht. Die Casa hatte Flair! Da sie ja einen Protoyp für frühindustrielle Bautechniken darstellt, begründet sie quasi die Hall of Fame der Moderne, no? ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()