Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Jockel: Schinkel war Modernist, ihm posthum zu unterstellen, er wäre gegen eine moderne Lösung, bzw. gerade ihn als Argument für eine, am liebsten, Vollrekonstruktion heranzuziehen, ist eher anmaßend.


    Schinkel war außerdem Romantiker. Wie viele seiner Zeitgenossen schwärmte er von einer romantisierten Antike und dem Mittelalter. Dies spiegelte sich immer in Schinkels Architektur, in seinen Gemälden und Designs wieder.
    Ich finde es ziemlich anmaßend, und ignorant dazu, Schinkel zu unterstellen, er wäre heutzutage ein Verfechter der Moderne. ;)

  • Jockel: Schinkel ... posthum zu unterstellen, er wäre gegen eine moderne Lösung, bzw. gerade ihn als Argument für eine, am liebsten, Vollrekonstruktion heranzuziehen, ist eher anmaßend.

    Sag mal Baukörper, schreibst du sowas um hier zu stänkern oder meinst du sowas ernst ???


    Niemand hat hier unterstellt, daß Schinkel gegen eine "moderne Lösung" wäre.

    Wozu sollte man auch, wäre das doch völliger Blödsinn. (oder wie ich oben schrieb: "... abenteuerlichen Theorie ... und würde glauben wollen")

    Meine ironische Gegentheorie auf deine Annahme zu Schinkels Empfinden schloß ich mit: "aber darum geht es nicht".



    [Beim Einbau von moderner Haustechnik ... gibt es ... Kompromisse ..., die es bei Neubauten und das wäre eine neue BA ja, nicht gibt.

    Und genau das ist nicht richtig, siehe z.B. Frauenkirche Dresden.



    Die Bauakademie wird so oder so ein moderner Neubau, ob mit Rekofassade oder nicht ...

    Richtig wäre deine Anmerkung im Bezug auf eine etwaige Fassadenreko.

    Für eine etwaige Vollreko träfe deine Anmerkung nicht zu.



    Die Bauakademie wird so oder so ein moderner Neubau, ob mit Rekofassade oder nicht - Schinkel kann so oder so damit geehrt werden.

    Ginge es nur darum Schinkel zu ehren, würde es genügen den guten Mann auf einen Denkmalsockel zu stellen und den Platz nach ihm zu benennen.

    Geht es allerdings auch um sein für die Architekturgeschichte bedeutendes Baudenkmal, so braucht es das Baudenkmal.



    Sollte noch etwas relevantes in Bezug Nutzung/moderner Bau oder Baudenkmal/Nichtnutzung kommen, bitte gerne.

    Kommen nur wieder sinnfreie Unterstellungen wäre ich aus dieser Diskussion raus.


    Gruß, Jockel


    Da es hier zu sehr in Glaubenskämpfe Reko vs. modern abgedriftet ist, wird der Thread vorübergehend geschlossen.

  • Da der Thread zur Bauakademie geschlossen ist, es aber Neuigkeiten gibt, bringe ich den Beitrag mal hier unter. - Bitte in den Bauakademie-Thread verschieben

    Heute hat die Bundesstiftung Bauakademie die Ergebnisse des Thinktank-Prozesses und der Bürgerwerkstätten vorgestellt. Demnach soll die neue Bauakademie ein Demonstrativvorhaben dafür werden, was innovatives, zukunftsorientiertes und nachhaltiges Bauen heute bedeutet. Und: Was drinnen passiert, soll außen ablesbar sein. Es sollen auch Bezüge zur alten Bauakademie hergestellt werden, etwa durch Rasterung, serielle Fertigung etc.

    Ich habe mich an den beiden Bürgerwerkstätten beteiligt, und ich habe den Eindruck, dass der Bund die Ergebnisse ernst nimmt. Daher bin ich positiv überrascht, und ich freue mich auf die neue Bauakademie.

    https://bundesstiftung-bauakad…er-neubau-der-bauakademie


    Thread ist erstmal wieder offen. Bitte themenbezogen posten ohne unnötiges Hickhack. Danke.

  • ^ Für Leihen (und lediglich Architekturinteressierte) erstmal reichlich und teilweise schwere Kost.


    Wenn man sich mit den erstmal intellektuell völlig überfrachtet wirkenden Ansprüchen tiefer beschäftigt, kann man dann doch erkennen, daß es sich lediglich um ein einzelnes Gebäude und nicht um einen ganzen Stadteil dreht. (jedenfalls ging mir das so)


    Positiv am Verfahren finde ich, daß...

    1. in der "Kernbotschaft - Historie" "Einvernehmen über historische Bedeutung des Ortes und der Schinkel’schen Bauakademie." besteht.

    2. erwähnt wird, daß "Unterschiedliche Positionen zum Grad der Vereinbarkeit von „Herkunft“ und „Zukunft“." bestehen.

    3. auch "Architektonische Konzepte der Rekonstruktion" vorgestellt wurden.


    Um die "schwere Kost" besser zu verdauen ist es hilfreich das Augenmerk auf die "Handlungsempfehlungen" zu richten, die leichter verständlich zusammenfassen was eigentlich gemeint ist. (jedenfalls ging es mir so)


    Diese Handlungsempfehlung ""Gebäudeklasse E" auf Bundesebene: In Teilbereichen experimentell bauen um kostengünstiger zu bauen" verschaffte mir zunächst mal ein ungutes Gefühl.

    Bei näherem Beschäftigen was der Anspruch von "Gebäudeklasse E" eigentlich ist, war ich dann doch positiv gestimmt.

    Mit "kostengünstiger zu bauen" ist eben gerade nicht gemeint billig zu bauen, sondern u.a. den Anspruch auf gestalterische Qualität unbedingt zu wahren.


    Ebenso ließe sich ein Teil der Ansprüche an "Das klimapositive Haus" durch z.B Heizen mit Erdwärme und z.B. eine Dachbegrünung gut vereinbaren. (ist meine persönliche Meinung)


    Mein pesönliches Fazit wäre, daß ein Hybrid aus modernem Inneren mit einer vorgesetzten Fassadenreko alle "Handlungsempfehlungen" erfüllen könnte und somit ein annehmbarer Kompromiß zwischen Vollreko und komplett modernem Bau sein könnte. (jedenfalls würde ich mir das wünschen)



    Gruß, Jockel

  • Mein pesönliches Fazit wäre, daß ein Hybrid aus modernem Inneren mit einer vorgesetzten Fassadenreko alle "Handlungsempfehlungen" erfüllen könnte und somit ein annehmbarer Kompromiß zwischen Vollreko und komplett modernem Bau sein könnte. (jedenfalls würde ich mir das wünschen)


    Dass es ein Hybrid sein wird, ist doch eigentlich schon lange ausgemachte Sache. Das Innere wird zu 100% zeitgenössisch gestaltet und zukunfts- und klimafreundlich. Die große, offene Frage ist, ob außerdem das Äußere ein Hybrid aus alt und neu werden wird. Aussagen wie: "Man solle außen ablesen können, was innen geschieht", suggerieren ja, dass man selbst außen nicht komplett rekonstruieren will.


  • Dass es ein Hybrid sein wird, ist doch eigentlich schon lange ausgemachte Sache.

    Ja vielleicht, aber ich mit mir persönlich hatte da noch nichts ausgemacht, jetzt allerdings schon.




    Aussagen wie: "Man solle außen ablesen können, was innen geschieht", suggerieren ja, dass man selbst außen nicht komplett rekonstruieren will.

    Ich denke auch, daß diejenigen die das Aussagen sicher keine komplette oder teilweise Fassadenreko meinen.


    Allerdings gab es auch Vertreter die "Architektonische Konzepte der Rekonstruktion" vortrugen. (was auch immer sich dahinter verbirgt)

    Wie stark die Gewichtung der unterschiedlichen Positionen ist können wir nur vermuten und wahrscheinlich ahnen.


    Ich persönlich bin (jetzt) überzeugt, daß man mit gutem Willen beide Positionen zusammen mit den "Handlungsempfehlungen" in Einklang bringen könnte.
    Meine Hoffnung besteht nun darin, daß es einen fairen Kompromiß gibt der beiden Seiten gerecht wird.



    Gruß, Jockel

  • Ich hoffe es wird so etwas wie die Kombination aus Moderne und Klassik beim Reichstag. Das wäre ein Kompromiss mit dem ich leben könnte (Rekonstruktion aller Außenwände + moderner Glasaufbau/Aufstockung).

  • Heute ist noch ein etwas ausführlicher Artikel im Tagesspiegel.


    Da wird das Ergebnis des Expertengremiums vorgestellt. Wichtigstes Merkmal: Das Gebäude soll "klimapositiv" sein. Erreicht werden soll das durch den Einsatz von regionalen, regenerativen oder recycelten Baumaterialien und durch einen „bescheidenen“ Ausbaustandard.


    Vorprogrammiert scheint ein möglicher Konflikt mit Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeld. Während der „Thinktank“ eine Vollrekonstruktion fast ausschließt („Schinkel würde sich im Grabe umdrehen, wenn man ihn rekonstruiert”), möchte Kahlfeld eine so weitestgehende Rekonstruktion wie möglich.


    Bis Frühjahr 2023 soll der Auslobungstext für den Wettbewerb dem Stiftungsrat vorgelegt werden. Der Wettbewerb soll noch 2023 losgehen.


    Es wird auf jeden Fall spannend.

    Einmal editiert, zuletzt von KaBa1 ()

  • Wenn in einem Expertengremium zum Bau ernsthaft darüber debattiert wird ob man überhaupt ein neues Gebäude bauen wolle, weil Klimaneutrales Bauen mit den heutigen Möglichkeiten gar nicht möglich sei...


    ...das macht mich fassungslos, und dafür muß sich noch nichtmal irgendwer im Grabe umdrehen.



    Gruß, Jockel

  • Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung findet man, hat die Bundesstiftung zum Wiederaufbau der Bauakademie, nach Veröffentlichung ihrer Thinktank Ergebnisse, ihre "Aufgabe gründlich missverstanden":

    https://www.faz.net/aktuell/fe…sverstanden-18398741.html

    Dem schließe ich mich an. Man hat wohl geflissentlich vergessen, dass hier Schinkels Bauakademie nach Bundestagsbeschluss wieder aufgebaut werden sollte, dass das Motto bis vor kurzem noch war "So viel Schinkel wie möglich" und dass auf den käglichen 45x45 Metern nicht die Moderne oder das Klima gerettet werden soll oder kann.
    Berlin hat für solche Experimente enorm viel anderen Raum. Auf dem Schinkelplatz, und im Rücken von Schinkel, gehören diese Experimente nicht hin, sondern Schinkels Bauakademie.

    Ich persönlich könnte mich durchaus mit einem Hybriden anfreunden, außen originalgetreu rekonstruiert, innen modern und klimafreundlich. Das wäre eine Lösung, die sicher möglich wäre und die beiden Gruppen versöhnen könnte/sollte, Aber die eine Gruppe will leider mehr als einen Hybriden und einen fairen Kompromiss, Sie will Schinkels Bauakademie verhindern. So wird leider jede versöhnliche Einigung schwierg.

  • Die Planungen für die Bauakademie sind mMn symptomatisch für den Zeitgeist unserer aktuellen Baukultur. Die Ansprüche eines jeden Bauvorhabens werden so sehr von sozialen und ökologischen Parametern überfrachtet, dass die eigentliche Architektur dabei vergessen wird. Natürlich müssen heutige Gebäude den klimatischen Bedingungen angepasst werden durch regenerative Energien, nachhaltige Rohstoffe, Wiederverwendung, etc. doch das allein definiert noch lange keine architektonische Qualität. Ich befürchte, dass die Bauakademie genauso verkopft aussehen wird, wie die Anforderungstexte des (Over)Thinktanks formuliert sind.


    Dass die Rasterung und Kubatur genug sei, um der historischen Bedeutung der originalen Bauakademie Respekt zu zollen, finde ich respektlos. Diese Kriterien sind so dermaßen banal, dass sie in ihrem abstrakten Konzept keinen historischen Bezug mehr haben und am Ende nichts anderes zitieren als die zeitgenössische Moderne an sich. Befürworter der Schinkelschen Bauakademie in ihrem historischen Erscheinungsbild, gehen de facto leer aus.


    Übrigens stört es mich auch, dass die Rekonstruktion der historischen BA ständig als Gegensatz zu einer klimafreundlichen, innovativen Lösung dargestellt wird. Wer sagt, dass die originale Architektur nicht nachhaltig umsetzbar sei? Man könnte das Gebäude beispielsweise mit recyceltem Backstein wiederaufbauen. Die Konstruktion hat viel thermische Masse und gute Einstrahlungswerte durch die relativ geschlossene Fassade (im Vergleich zu einem Glaskubus). Die Haustechnik lässt sich ebenfalls mit der historischen Ästhetik vereinbaren.

  • Es sollen auch Bezüge zur alten Bauakademie hergestellt werden, etwa durch Rasterung, serielle Fertigung etc.(…)


    Ohje, das lässt nichts gutes erahnen. Rasterung und Stangenware. Ein (noch) öderes Futurium am Schinkelplatz. Aber Hauptsache mit Adjektiven aufgeladen.

  • Ich bin unbedingt für ein wirklich offenen Wettbewerb. Sollen sich doch Rekonstruktion und Moderne messen.

    Danach beurteile ich die Ergebnisse. Nicht vorher, wie es viele hier schon tun.

  • Achso: Du beurteilst und dann wird gebaut?


    Dass es in einem Wettbewerb Vorgaben gibt, was eigentlich gewünscht wird, ist sinnvoll und notwendig. Die Ineffizienz von Hunderten elaborierter Konzepte und völlig banaler gebauter Ergebnisse, ist in Berlin doch zum Teil schon würdig für Schilda.

    Ich bin der Meinung, dass vor dem Wettbewerb ein Mindestmaß zu rekonstruierender Merkmale festgelegt werden sollte. Kubatur und Rasterung sind mir persönlich nicht genug (aber auch schonmal was). Wie ihr Euch denken könnt, würde ich eine äußerliche genau Rekonstruktion wünschen. So wie die Mehrheit laut Umfrage.

  • Ich beurteile nicht, bevor das Ergebnis feststeht. Das habe ich so auch geschrieben. Im Gegesatz zu anderen, bei denen das Ergebnis schon fest zu stehen scheint. Den Unterschied verstanden Rotes Rathaus?

  • DerBe : Was Demokratie angeht sagen Zyniker: "Mir ist egal wer gewählt wird - solange ich die Kandidaten bestimmen darf". Was die Bauakademie angeht ist es - wie bei so vielen Wettbewerben - deswegen in Wirklichkeit entscheidend, wie die Gremien besetzt sind - und welche Vorgaben diese Gremien machen. Aus guten Grund findet das Tauziehen jetzt statt - weil allen klar ist, dass die Sache "gelaufen" ist, wenn diese beiden Faktoren klar sind.

  • ^ Kein Frage. Für mich sind aber alle Optionen noch offen. Und der Ausschreibungstext sollte das auch sein. Ein vorgeschriebene, zu rekonstruierende Fassade der BA wäre das selbe in grün. Deshalb wünsche ich mir ja auch einen fairen, offenen Wettbewerb!

  • Was manchem hier im Forum gar nicht gefallen dürfte, scheint die Berliner Zeitung zu freuen:


    Unter dem Titel „Streit um Wiederaufbau der Bauakademie: Bekommt die Moderne eine Chance?“ wird über die Initiativen der Architektenkammer und des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten, die historische Rekonstruktion als alleinige Vorgabe für einen Wettbewerb ablehnen, berichtet.


    Zu Irritationen war es gekommen, weil Mitgliedern des Thinktanks durch den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbauministerium, Sören Bartol (SPD), mitgeteilt wurde, dass Berlin eine Gestaltungsverordnung zur Wiedererrichtung der Bauakademie plane. Auf die Vorschläge des Thinktanks wäre es danach gar nicht mehr angekommen.


    Die Bundesstiftung, die Grünen und die Linken scheinen ebenfalls gegen eine Vorschrift zur Fassadenkonstruktion zu sein, die Senatsverwaltung dafür.

  • "Bekommt die Moderne eine Chance?"


    Über dieses Wording könnte man sich schon wieder aufregen. Die Moderne bekommt jeden einzelnen Tag eine Chance - und das seit hundert Jahren.


    Es handelt sich um ein vereinzeltes Rekonstruktionsprojekt - nicht um ein Dekret, dass ab jetzt sämtliche Neubauprojekte in der Stadt oder im ganzen Land (wieder) im klassizistischen Stil umzusetzen sind. Dieses diffuse, fast schon esoterische Unbehagen gegenüber Rekonstruktionen werde ich nie verstehen.

  • ^ Vielleicht mal etwas durchatmen. Keinesfalls wird hier verlangt, dass alle Neubauprojekte nun modern sein sollen.


    Dass man sich bei der Bauakademie nicht ausschließlich auf eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion festlegen, sonder auch alternative moderne Ideen zulassen will, ist im Sinne eines echten Wettbewerbs absolut sinnvoll. Das schließt eine historische Reko ja auch nicht aus - zumal eine 1:1 Reko heutzutage gar nicht mehr möglich ist.


    Ich könnte mir zwar gut eine weitgehende Reko vorstellen, würde aber auch nicht von vornerein eine gute moderne oder teilweise moderne Variante aus Prinzip ablehnen wollen.