Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee

  • Finde ich auch und sieht für Berliner Verhältnisse richtig gut aus, geradezu grün und mit Blumen! Allerdings befürchte ich dass bei mehr Trockenheit das ganze wieder eine Steppe wird.

  • Gelegenheitsfotos vom 10.06.2021, fotografiert durch mich


    Der Fahrradweg wird (wenn auch hier nicht gut erkennbar da in einem Moment aufgenommen bei dem die Ampel auf der Achse rot war) sehr gut angenommen. Es wirkt auf mich so, als hätte der Straßenumbau wirklich etwas zur Verbesserung von Verkehr und Ästhetik beigetragen

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    Am "Haus der Gesundheit", dem letzten Altbau aus Vorkriegstagen im Umfeld (rechts neben dem "Haus der Statistik", laufen die Umbauarbeiten. Das Dach wird komplett neu aufgebaut

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    d.

  • ^ Ja richtig. Der Fahrradweg wird gut angenommen und die Begrünung des Mittelstreifens ist ein Wohltat. Gerade jetzt wo der Mohn blüht. Und es gab wirklich Zeitgenossen, die da lieber Parkplätze gesehen haben wollten. Absurd.

  • Zum Abschluss des Jahres noch eine positive Nachricht: Der Antrag für einen UNESCO-Welterbestatus für die Karl-Marx-Allee und das Hansaviertel wurde noch vor Weihnachten bei der Kultusministerkonferenz eingereicht. Die Unterlagen werden demnächst auf der Website des Landesdenkmalsamtes zu finden sein.

    Bis 2023 wird die Kultusministerkonferenz entscheiden, ob die Komplexe auf die Tentativliste gesetzt werden, dann ist die UNESCO am Zug.

  • Ohne etwas gegen KMA oder Hansaviertel zu haben, aber ein Welterbestatus wird so absurd. Pyramiden, Kathedralen, jahrtausende alte Bollwerke stehen dann in einer Reihe mit Plattenbau & Co. KG. Für eine Region/Land mag das ja denkmalwürdig sein, für die Welt ganz sicher nicht.

  • < ... ich glaube das ist entschieden zu kurz gedacht und nicht genügend reflektiert. Wie oft haben wir hier schon im Forum die ganz spezielle Rolle beider Grossprojekte zu ihrer Entstehungszeit und ihre konfrontative Schaufensterrole in Zeiten des Kalten Krieges gewürdigt. Allein deswegen gebürt ihnen schon ein Alleinstellungsmerkmal. Von den grossen ästhetischen Reizen der absolut unterschiedlichen Architekturen ganz zu schweigen. Wo bitte könnte denn die 'Welt' in einer einzigen Stadt solche Ensembles betrachten und Geschichte, Ideologie und Architektur an ihnen ablesen? Das ist meines Erachtens eine sehr erfreuliche Neuigkeit die hoffentlich von Erfolg gekrönt sein wird.

  • Der Antrag für einen UNESCO-Welterbestatus für die Karl-Marx-Allee und das Hansaviertel wurde noch vor Weihnachten bei der Kultusministerkonferenz eingereicht.

    Der Antrag für jedes der beiden Ensemble ist grotesk. Beide haben kulturgeschichtlich und städtebaulich keine wesentliche Funktion inne gehabt. Im Gegensatz zu den Siedlungen der Moderne beispielsweise.


    Ich schäme mich als Berliner für den provinziellen Versuch über die UNESCO einen ungerechtfertigten Status erzwingen zu wollen. Es ist so als würde Jemand den Konnopke Currywurststand ernsthaft als 3 Sterne Michelin Restaurant ausweisen wollen.

  • Nun, ich denke, Berlin soll ruhig den Anlauf wagen. Auch wenn es heute nicht mehr ganz so viel Wirkung hat, wie zur Zeit der Entstehung - man denke nur an den Volksaufstand am 17. Juni '53, der auch mit der Entstehung der KMA verbunden ist - so haben beide Ensemble doch bis heute eine hohe städtebauliche Bedeutung.

    Die Beurteilung, ob das zum Weltkulturerbe reicht, können dann andere, objektiv, treffen, ohne dass sich Berlin dafür schämen müsste.

  • Unter "Weltkultur" verstehe ich auch bedeutenderes, als die KMA, welche doch blos eine mehr oder minder Kopie der ehemals sowietischen Paradestraßen darstellt, die nur in der Summe etwas weniger "Zuckerbäcker/Russenesque" und eher "bauhausiger/minimalistischer/deutscher" ausfiel, weil die DDR so pleite war und ständig knapsen musste. Eine aus politischer Anbiederung an den großen Bruderstaat motivierte Kopie, die aufgrund der notgedrungenen Knappheit eine spezielle art "Ramschigkeit" bekam, die man als regionaltypischen Hybrid klassifizieren kann, soll als Vertreter einer eigenen Kulturepoche in die Menschheitskultur eingehen? Auch der militärische Nebenzweck der KMA, nicht nur als Paradestraße, sondern auch als Landebahn im Kriegsfall, läuft einer Würdigung als Weltkultur eher entgegen, da müsste man die ex. sowietischen Paradestraßen auf denen Putin heute regelmäßig sein ballistisches Arsenal präsentiert, ebenfalls würdigen.

    In Peking werden ähnliche Argumente bemüht, wie in Berlin.

    Ich hoffe, dass die UNESCO in beiden Fällen stur bleibt, aber zumindest der pekinger Arm dürfte weit reichen.

  • Welterbe sollen hoffentlich nur die KMA1 und das Hansaviertel werden. Die KMA2 hoffentlich nicht, sonst bliebe dieser leere Stadtraum konserviert.


    Dexters Foto oben zeigt schön den Unterschied.

  • Welterbe sollen hoffentlich nur die KMA1 und das Hansaviertel werden. Die KMA2 hoffentlich nicht, sonst bliebe dieser leere Stadtraum konserviert.

    Dem Antrag zufolge soll die gesamte Karl-Marx-Allee beginnend ab Proskauer Straße in Friedrichshain bis zum Alex Weltkulturerbe werden. Als "Buffer Zone" gilt daher fast der gesamte Alex inkl. nahezu aller geplanten HH-Standorte und natürlich die Plattenbauten zwischen Friedrichshain und Mitte. Der Antrag wurde erstmals 2013 eingereicht und dann letztes Jahr für das Tentativverfahren 2021-2023 aktualisiert. Mir ist nicht ganz klar, welche Einschränkungen für die Buffer Zone gelten würden, sollte diese aber als Baudenkmäler konserviert werden, wäre die Stadtentwicklung in diesem nicht gerade heimeligen Plattenbauviertel am Ende. Gleiches gälte für den Alex, da größere Eingriffe wohl zur Rücknahme des Weltkulturerbestatuses mit entsprechenden Reputationsverlusten führten (ich erinnere nur an die Waldschlösschenbrücke in Dresden). Der Antrag scheint mir ein gar nicht so subtiler Angriff auf den Hochhaus-lastigen Kollhoff-Plan. Sicher ist jedenfalls: Hochhausinteressenten und Verdichtungsbefürworter müssten mit enormem Widerstand (Gefährduung des Weltkulturerbes!!) rechnen. Sollte der UNESCO-Plan unter Lüscher politisch vorangetrieben worden sein und Erfolg haben, hätte sie ihre strukturkonservativen Vorstellungen bis in nahezu alle Ewigkeit durchgesetzt.

  • Bezieht sich hierauf, ist aber hier besser aufgehoben.

    ^

    Apropos Alex. Schon beim Gebäude am Theodor-Loos-Weg und nun auch beim neuen Hochhaus muss ich immer daran denken, wie derart interessante Hochhäuser die Plattenbau-Öde zwischen Karl-Marx-Allee, Lichtenberger Straße und Holzmarktstraße aufwerten würden. Gerade dort fehlt im Bestand die Abwechselung und damit die Attraktivität.

  • < .... das könnte gelingen, könnte aber auch sehr in die Hose gehen. Denn dorthaben wir ein relativ stringend geplantes und gebautes Ensemble. Alles steht in Beziehung zueinander, die Punkthochhäuser versetzt zueinander von den niedrigeren Platten mit Schmalseite zur Strasse, eingerahmt. Da jetzt mit einzelnen prickelnd gestalteten höheren Gebäuden reinzufunken, macht erstens das Ensemble ( ob man es jetzt schön findet oder nicht ist da erstmal unerheblich) kaputt und zweitens würde das ganze Gebiet unübersichtlich bis chaotisch wirken. Da muss man schon einen guten Plan haben und nicht die einzelnen Abstandsflächen des bestehenden Ensembles dem Geschmack des Marktes preisgeben. Ich sehe da eher eine Möglichkeit für eine völlige Transformation der Plattenstruktur, der bestehenden Gebäude und der Beziehungssetzung untereinander.

  • Dem Antrag zufolge soll die gesamte Karl-Marx-Allee beginnend ab Proskauer Straße in Friedrichshain bis zum Alex Weltkulturerbe werden.

    Wie irre - gerade der letzte Teil bis zum Alex verdient in keiner Weise die Bezeichnung "Weltkulturerbe", da es sich um völlig banale Wohnriegel handelt. Sie verhindern noch dazu die Verbindung der urban-mondänen Karl-Marx Allee mit dem Alex. Ich hätte nichts gegen einen Schutz der Zuckerbäcker Gebäude, aber die Platte dazwischen doch nicht.

  • Es gibt überhaupt keinen Grund und Sinnhaftigkeit für "Weltkulturerbe". Wir reden hier immer hin von diktatorischen Erbauerinnen und Erbauer, zum anderen gibt's diese Stile auch in anderen ostdeutschen Städten, auch mit Denkmalschutz und der sollte ausreichen, zum Denken an längst vergessene Tage in keiner demokratischen Beziehung. Respekt für die, die das aufgebaut haben nach dem Krieg, trotzdem verdient es in keinster Weise eine solche Huldigung. Das ist Geschichtsverharmlosung. Wir leben nicht in 1920, sondern 2022 und die Zeiten der Huldigungen von falschen Ideologien sollte doch wohl selbstverständlich sein, besonders im Teils verklärten BERLIN.

  • ^^und ^:

    Mit ähnlichen Argumenten könnte man auch für die restlose Beseitigung der Berliner Mauer plädieren.


    Hier sollen zwei Bauzeugnisse der Nachkriegsmorderne in West- und Ostberlin, die In den 1950er-Jahren um die Architektur der Zukunft konkurrierten, gemeinsam Weltkulturerbe werden. Diese Systemgegensätzlichkeit und Vergleichbarkeit in einer Stadt ist das Interessante, nicht die Qualität einzelner Wohnriegel. Wer daher sagt: Dieses Haus oder dieser Straßenabschnitt entspricht nicht meinen Geschmacksvorstellungen, oder wer das östliche Gegenstück zum Hansaviertel aus politischen oder ethischen Gründen auschließen will, hat offenbar das Konzept nicht verstanden.

  • Ich sehe da eher eine Möglichkeit für eine völlige Transformation der Plattenstruktur, der bestehenden Gebäude und der Beziehungssetzung untereinander.

    Dazu muss es natürlich ein Konzept geben, wie in der Gropiusstadt geschehen. Ehrlich gesagt sehe ich bei diesem Gebiet weniger Planung als z. B. am Springpfuhl, Fennpfuhl oder im Hans-Loch-Viertel. Du hast einerseits diese Dreizeiler aus den 1950ern und dann wieder die P2-Riegel, dazwischen unstrukturierte Brachflächen, abgezäunt als Lagerflächen für irgendwas. Es sieht irgendwie zusammengestückelt aus. Da muss schon was besser gehen.

  • Weltkulturerbe ist einfach deplatziert, sorry.

    Die Karl Marx Allee ist eine Kopie aus Moskau, nichts Eigenständiges. Das gleiche hat man in Bukarest und woanders auch so gebaut. Das war copy / paste.


    Und das Hansaviertel ist eines von hunderten anderer städtebaulicher Projekte weltweit in den fünfziger Jahren, die nach dem Krieg in dieser Umbruchsphase entwickelt worden sind, vielleicht etwas exponierter.

    Und man sollte auch ehrlicherweise erwähnen dass, der 'Impact' also die Nachwirkung doch eher schwach gewesen ist. Es wurde kein Modell, das dann irgendwie sich als Referenz oder gar Blaupause entwickelt hat. Im Gegensatz zu den Projekten von Taut und anderen in den zwanziger und dreßiger Jahren gebaute Projekte - war vieles nicht stimmig, ob Finanzierungsmodell, Eigentümerfragen, soziale Fragen usw. Weltkulturerbe ist ja nicht der Architekturaspekt allein, und selbst der ist jetzt auch nicht gerade einzigartig.


    Ich mag das Hansaviertel, aber das jetzt plötzlich alles Weltkulturerbe werden soll, ist schon etwas übertrieben, wir sprechen von der Welt, das ist wieder Berliner Größenwahn.


    Und wenn man anführt, durch Hansaviertel und Karl Marx Allee soll der Gegensatz der Systeme dokumentiert werden, tja dann sollte man ganz Berlin als Weltkulturerbe erklären, das würde dann mehr Sinn ergeben.

  • Also Weltkulturerbe halte ich auch für übertrieben, für die Karl Marx Allee II erst recht, aber auch für den ersten Teil und das Hansaviertel. Auch wenn ich das von anderen Sachen höre, z.B. die Innenstadt von Fürth (nix gegen die Innenstadt, sicher ein geschlossenes klassizistisches Denkmalensemble, aber wirklich so einzigartig in Europa?)... früher waren das mal nur Jahrhundertbauwerke die Welterbe wurden. Die KMA würde ich jetzt eher als ein Bauwerk des Jahrzehnts sehen, als DAS des Jahrhunderts... nicht wirklich. Denkmalschutz reicht hier doch eigentlich - verkauft sich aber natürlich touristisch nicht so gut.