Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee

  • Nun ja, meinetwegen sollen berliner Hipster zur münchner Wiesn pilgern und sich dann "ironisch" eine Lederhose anziehen beim Feiern. Aber Städtebau halte ich dann für etwas zu ernsthaft, teuer und wichtig für solch eine Herangehensweise. Postmodern ist ein hohles Buzzword, für eine Zeit die sich in keine Kategorien mehr fassen lässt weil sie zu vielen Strömungen gleichzeitig unterliegt. Die Lehre für die Architektur sollte daher sein sich keinen großgestalterischen Träumen mehr hinzugeben und sich stattdessen darum zu bemühen dass es einen öffentlichen Konsens darüber gibt wie die Stadt Berlin, der Alexanderplatz, langfristig als Ziel ausschauen soll. Welche Flächen, welche Gastronomie, welchen Handel soll er bieten, welche Aufenthaltsqualität ansprechen (Flaneure, Partykids im Sommer,...oder einfach zweckmäßige Verkehrsfläche zum drüberhasten).


    Und diese Ansprüche sollen dann private und öffentliche Bauherren in Kooperation, aber ohne generalstabsmäßige Planungen, verwirklichen - nicht nur sollen sondern müssen, denn der öffentliche Raum ist demokratisch und nicht der "Spielplatz" Einzelner, gleichgültig ob Baudirektoren oder Investoren. Kleinere Städte mit Konversionsflächen haben das vorgemacht, Bürgerwerkstätten organisieren, mit kreativem Mitmachprozess (Workshops, Fragerunden an Experten "Was geht und was nicht geht", etc.), Idealerweise mit 2-3 alternativen Konzepten am Ende dieses Prozesses, über das dann im Rahmen der nächsten Landtagswahl die Wähler abstimmen können. Der Aufwand wäre meiner Meinung nach für wenige stadtbildbestimmte Orte in Berlin absolut gerechtfertigt. Der Alexanderplatz ist so zentral für Berlin aber scheint weiterhin "Flickwerk" zu bleiben, an dem sich jede Generation von Planern neu abreagiert. Ist das im Sinne der berliner Bürger?

  • "Postmodern ist ein hohles Buzzword, für eine Zeit die sich in keine Kategorien mehr fassen lässt weil sie zu vielen Strömungen gleichzeitig unterliegt."


    Das stimmt so nicht. Die Postmoderne ist eine Gegenrevolution zur Moderne: Das ist jetzt vielleicht eine negativ-abgrenzende Definition, aber nicht ein hohles Buzzword.


    http://www.vam.ac.uk/content/exhibitions/postmodernism/


    http://de.wikipedia.org/wiki/Postmoderne


    Aber, das ist auch klar, die Postmoderne ist für die nächsten Jahre tot - wir sehnen uns nach einer Stuktur in diesen Tagen, was die Postmoderne ja abgelehnt hat.

  • Ich denke, dass auch diese Debatte sehr um den Sinn oder Unsinn des Denkmalschutzes kreist. Und da bin ich ganz klar ein Anhänger des Denkmalschutzes und einer Unterschutzstellung von Gebäuden nach wissenschaftlichen Kriterien und nicht aufgrund von Vorstellungen von Schönheit.


    Weshalb? Der Hauptgrund ist, dass Schönheit eine sehr subjektive Kategorie ist. Unterschiedliche Menschen empfinden unterschiedliche Dinge als schön. Es gibt keine objektiven Kriterien für Schönheit. Zu alledem verändern sich Vorstellungen von Schönheit im Laufe der Zeit. Schinkel hat beispielsweise viele Barockbauten, wie den Zwinger in Dresden, hässlich gefunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden viele Gründerzeitbauten als hässlich empfunden. Ab den zwanziger Jahren wurde vielen Gründerzeithäusern der Stuck abgeschlagen, weil dieser als hässlich empfunden wurde.


    Der Denkmalschutz ist der Versuch, Gebäude und Ensembles wenigstens ein Stück weit vor der Verstümmelung oder Zerstörung durch ein wechselndes Schönheitsempfinden zu schützen. Daher ist es gut, dass wichtige Zeugnisse abgeschlossener Bauepochen unter Denkmalschutz gestellt werden. Ich finde es daher auch gut, dass die Gebäude an der neueren Karl-Marx-Allee unter Denkmalschutz stehen. Ich kenne übrigens auch keinen ernsthaften Vorschlag, der einen Abriss der Plattenbauten an der Karl-Marx-Allee zum Ziel hat. Die Bereichsentwicklungsplanung hat sich ja in den letzten Jahren hin zu einem immer behutsameren Umgang mit diesem wichtigen Zeugnis des modernen Städtebaus entwickelt.


    Im übrigen ist das Wohngebiet an der Karl-Marx-Allee sehr beliebt, Bürgerumfragen ermitteln regelmäßig eine überdurchschnittliche Wohnzufriedenheit. Daher gibt es auch in dieser Hinsicht keinen Grund für einen Abriss der Plattenbauten.

  • Klarenbach:


    Oh oh, da würde ich aber aufpassen! also uns als Arbeitsgruppe, Anwohner und Freunde sind solche Umfragen, aber nicht bekannt. Ich habe mich gerade einmal schlau gemacht! Interessant trotzdem... mir ist dies jedenfalls neu!! und ausserdem gibt es auch viel Negatives an der KMA Abschnitt II , Baumägel OHNE ENDE in den Wohnungen und im Aussenbereich , sowie durch Partys in der Umgebung überall Vermüllung usw.

  • @Schilling AG
    Da ich bisher noch nichts von einer AG Schillingstraße gehört habe, würde ich gern mehr über diese Initiative erfahren. Welche Ziele verfolgt die Initiative, welche Aktivitäten wurden bisher durchgeführt, wieviel Mitglieder umfasst sie, handelt es sich bei den Mitgliedern um Anwohner der Karl-Marx-Allee etc ?


    Was die Umfragen zur Wohnzufriedenheit angeht, so habe ich hier einen Link zu einer Umfrage aus dem Jahr 2000.


    http://www.berliner-zeitung.de…hen,10917074,9840104.html


    Es gibt aber meiner Meinung nach auch neuere Umfragen.

  • Klarenbach:


    das ist aber mittlerweile über 12 Jahre her ;)
    seitdem ist hier auch eine riege an Menschen Verstorben, auch gibt es zw. der KMA 4-44 viel an Baumängeln im Haus sowie am Haus selbst, es gibt viele Mieter bzw. Anwohner die sich über den Zustand beschweren, das sich eine gewisse Wohnungsbaugesellschaft , ohne einen namen zu nennen, sich hier nicht wirklich dafür Interessiert, und einige sogar ganz ehrlich sagen "REISST DEN MIST AB" lohnt sich eh nicht bei den "BAUMÄNGELN" , dem "LÄRM" und dem "MÜLL" und da kann ich und meine Mitglieder etwa 20 bis 30 Anwohner zusammen bekommen! aber niemand der Anwohner bekommt dafür ein gehör von der Wohnungsbaugesellschaft oder dem vorherigem Senat, seitdem die CDU hier nun mitregiert in Berlin, und der neue Stadtrat für Stadtentwicklung Herr C.Spallek (CDU) in Mitte entscheidet, scheint sich endlich mal etwas zu Ändern, und man auch den Menschen wieder zu Hört!
    wir als AG setzen uns natürlich für den Erhalt, die pflege und Aufwertung der Siedlung ein, die Karl-Marx-Allee, ist eine der wenigen "Ruhepole" der Innenstadt! und das ist gut so!
    aber wie gesagt von einer Umfrage ist mir nichts bekannt und ich Wohne jetzt hier seit 6 Jahren! hier muss sich jedenfalls Baulich wie auch Technisch einiges Verändern, auch die Infrastruktur muss sich weiterentwickeln (das fehlen eines Fahrstuhles am U-Bhf Schillingstrasse) um nur eines zu nennen.

  • Schönheit ist nicht relativ

    Weshalb? Der Hauptgrund ist, dass Schönheit eine sehr subjektive Kategorie ist.


    Der Denkmalschutz ist der Versuch, Gebäude und Ensembles wenigstens ein Stück weit vor der Verstümmelung oder Zerstörung durch ein wechselndes Schönheitsempfinden zu schützen. Daher ist es gut, dass wichtige Zeugnisse abgeschlossener Bauepochen unter Denkmalschutz gestellt werden. Ich finde es daher auch gut, dass die Gebäude an der neueren Karl-Marx-Allee unter Denkmalschutz stehen. Ich kenne übrigens auch keinen ernsthaften Vorschlag, der einen Abriss der Plattenbauten an der Karl-Marx-Allee zum Ziel hat. Die Bereichsentwicklungsplanung hat sich ja in den letzten Jahren hin zu einem immer behutsameren Umgang mit diesem wichtigen Zeugnis des modernen Städtebaus entwickelt.


    Da irrst du dich meines Erachtens. Wie kommst du denn darauf, daß Schönheit etwas "sehr Subjektives" ist?


    Da setzt du Relativismus einem vermeintlichen Objektivismus entgegen. Die meisten Menschen finden überall auf der Welt die historisch gewachsenen Städte schön. Also die vormoderne Bausubstanz.


    Je weiter wir von der DDR entfernt sind, desto häßlicher empfinden viele Menschen diese Architektur. Also der umgekehrte Effekt, den du in bezug auf vormoderne Bauten beschreibst.


    Der Grund liegt schlicht darin, daß in der Moderne ein starker ästhetischer Bruch zu verzeichnen ist, weil eine wirtschaftlich und mental bedingte totale Zweckorientierung, ein häßlicher Formalismus eingesetzt haben.


    Die Ästhetik mußte fast vollständig der Funktionalität platz machen.


    Dieses Paradigma endet gerade. Seit ein paar Jahrzehnten. Es findet wieder eine Rückbesinnung auf Ästhetik statt und eine Abkehr von einem pathologischen Funktionalismus, der meinetwegen die Jahre von 1930 bis 1980 kennzeichnet.


    Die Moderne hat sich ausgetobt.


    Ich denke, dies verkennst du, wenn du relativistisch Bauten der Vormoderne ihre "objektive" Ästhetik absprichst. Es gibt auch in der Ästhetik eine gewisse Objektivität.


    Die Karl-Marx-Allee wird nie als schön empfunden werden, auch nicht in 50 Jahren. Dagegen werden wir das Schloß Charlottenburg oder das Stadtschloß (!) immer als schön empfinden.


    Und ebenso die Gründerzeitbauten.


    Wieso fällt wohl das Urteil so anders aus, wenn wir uns die Stalinbauten der Karl-Marx-Allee angucken?


    Wir entdecken einfach nach einer perversen Phase des Funktionalismus die Ästhetik wieder, welche hauptsächlich darin besteht, daß "man sich Mühe gibt", mit Leidenschaft herangeht. Es gibt also auch durchaus schöne moderne Architektur.


    Die Zeit für die Karl-Marx-Allee ist einfach noch nicht gekommen. Das ist das Hauptproblem. Es wäre aus zwei Gründen dekadent, sie jetzt abzureißen:


    1. Der Alex ist noch längst nicht fertig.
    2. Die DDR-Architektur hat noch eine gewisse Lebenszeit verdient, weil auch sie Identität und Heimat ausmacht.


    Noch was zur Postmoderne:


    Nehmt das nicht so bierernst. Es ist einfach ein praktischer Begriff für unser Architekturverständnis.

  • Die meisten Menschen finden überall auf der Welt die historisch gewachsenen Städte schön. Also die vormoderne Bausubstanz.


    Je weiter wir von der DDR entfernt sind, desto häßlicher empfinden viele Menschen diese Architektur. Also der umgekehrte Effekt, den du in bezug auf vormoderne Bauten beschreibst.


    Woher weißt du das? Merke: eine zweifelhafte Prämisse führt selten zu unzweifelhaften Ergebnissen.

  • am Alexanderplatz sollte man gänzlich auf eine Hochhausbebauung verzichten! es geht auch einfacher durch Urbane Architektur, wenn man dort Wohnt, sprich unweit des Alex, denkt man sich eigentlich: wieviele Menschen sollen hier noch reinpassen auf dem Platz? es ist jetzt schon total überfüllt. ebenfalls eine große Ideologie die hier in den köpfen existiert!

  • Natürlich ist Schönheit etwas Subjektives, weil es ein emotionales, nicht rationales Empfinden ist. Der Sinn für Ästhetik ist auch wandelbar mit der Zeit, kultureller Epoche, aber auch mit den technischen Möglichkeiten. Ein Beispiel ist der Pariser Eifelturm, der zur Zeit seines Erbauens zu Empörung unter den Pariser Bürgern und sogar Protesten führte, so ein schmuckloses und dekadent-auffälliges Ding mitten in die Pariser Innenstadt zu stellen. Kaum war der Turm jedoch eröffnet und bildete den Haupteingang zur Weltausstellung gewann er immer mehr an Zustimmung, die die planmäßige Demontage verhinderte und das ursprünglich als Provisorium gedachte Bauwerk heute als Symbol Frankreichs weiterbestehen lässt. Natürlich hat sich hier die Stimmung recht schnell gewandelt, aber dieses Beispiel veranschaulicht meiner Meinung nach recht gut, wie sehr sich Meinungen und Stimmungen auch im ästhetischen Bewusstsein wandeln können.


    "Die moderne Architektur" gibt es im Grunde gar nicht. Sie ist unterteilt in unzählige Mini-Epochen, in futuristische Metropoliskonzepte, nationale Bauschulen (Bauhaus, De Stijl etc.) und internationale Strömungen (z.B. International Style). Sehr oft wird von Gegnern der Moderne der nächste Kaufhaus-Betonbunker der 70er-Jahre zum Wesen des modernen Bauens deklariert und da niemand bestreiten kann, dass diese Bauten in der Tat viele Städte verschandeln, hat man sich eine perfekte Argumentationskette gestrickt, die alles moderne Bauen zum Teufel schickt und nach dem doch so schönen traditionellen Bauen ruft, hach!


    Nur: Auch die vor-modernen Bauepochen sind fein untergliedert, was darf es denn genau sein?


    Die DDR-Plattenbauten sind natürlich kein Zeugnis ästhetischer moderner Baukunst, das ist aber z.B. Neuschwanenstein auch nicht, ebenso wenig wie viele windschiefe Bauten aus Kaisers Zeiten, die der Zeitgeist oder der 2. WK von ihrer schrecklich-profanen Existenz erlöst hat.


    Mit anderen Worten: In jeder Bauepoche gab es überwiegend banale oder gar häßliche Bauten. Sie definieren aber nicht den gesamten Baustil, sondern sind die massenhafte Adaption/Anlehnung an die gerade vorherrschende Architekturmode. Prägende Gebäude der jeweiligen Architekturstile die diese Stile auch maßgeblich prägten sind uns meist (zu Recht) erhalten geblieben. Nicht immer aus gemeinhin ästhetischen, sondern aus kulturgeschichtlichen Gründen, es wäre genauso eine Barbarei Bücher aus einer Epoche komplett zu vernichten, nur weil es auch in jener Epoche Schundliteratur gab.


    Daher bitte nicht die Architekturmoderne in Zusammenhang mit Stangenware aus der DDR-Epoche oder Westdeutschland bringen, das wird dem Thema nicht gerecht.

  • Weil das hier angesprochen wurde und regelmäßig im Forum auftaucht: Natürlich sind ästhetische Urteile subjektiv (denn sie beruhen auf ein Gefühl). Die Frage lautet aber: Warum streiten wir uns trotzdem immer und immer wieder darüber, ob ein Gebäude, ein Platz (oder was immer) schön sei oder nicht? Ich denke, dass hier Kants Unterscheidung weiterhin nützlich ist: Er unterscheidet das Angenehme (wo das Gefühl mit einem Interesse an der Existenz der Sache verbunden ist) vom Schönen, wo dieses Interesse nicht besteht. Gerade weil dieses subjektive Interesse fehlt, wollen wir, wenn wir etwas schön finden, dass alle anderen es genauso sähen. Und da (immer nach Kant) das Schöne ohne Begriff gefällt (es ist ja genau das freie Spiel von Einbildungskraft und Verstand, das die Lust am Schönen ausmacht), können wir natürlich nicht beweisen, dass etwas schön sei. Deswegen gibt es Zoff. Oder anders gesagt: Deswegen vereinigen wir uns immer wieder im Streit um das Schöne.

  • Echter Berliner.

    Und ebenso die Gründerzeitbauten.


    Die Gründerzeitbauten wurden übrigens in der Gründerzeit selbst keineswegs als schön empfunden, sondern von jedem Menschen eines gewissen kulturellen Niveaus als beschämende geistige und ästhetische Bankrotterklärung des wilhelminischen Deutschlands aufgefasst und international als vollendeter Ausdruck des "Stils" einer halbbarbarischen, reaktionären, militaristischen und beschränkten neureicher Parvenüs und Aufschneider betrachtet, deren Hang zu Marmor, Stuckpracht, Vergoldung und Ornament als ebenso peinlich und geschmacklos empfunden wurde wie heute die Paläste neureicher russischer Oligarchen. Man vergleiche einmal, was für eine ungeheure Überlegenheit an Geschmackssicherheit und Taktgefühl die viel dezenteren, klassisch strengeren Bauten der wesentlich feiner entwickelten französischen Kultur im Vergleich zum wilhelminischen Gründerzeitpomp zeigen...
    Die Neigung zu bombastischem Prunk, Ornament und Protzerei ist i.d.R. umso stärker, je niedriger Bildungsstand und Entwicklungsniveau einer Gesellschaft sind, dementsprechend waren die französischen Standardfassaden des 19. Jahrhunderts viel, viel dezenter, schlichter und strenger als die deutschen, und die deutschen wiederum deutlich dezenter und schlichter als die des Habsburger- und des Zarenreiches, die ja noch vormoderne Agrargesellschaften waren, in denen es außerhalb einiger städtischer Inseln noch kaum irgendwelche Spuren des Beginns der Moderne gab.


    Die deutschen - und noch mehr die österreichischen - Gründerzeitbauten sind übrigens nicht nur groteske Geschmacksentgleisungen, sondern auch skurril dadurch, dass es sich dabei ja ganz überwiegend um Elendsunterkünfte auf Drittweltniveau handelte, denen man mit dem Aufklatschen industriell vorgefertigter billiger Gips-Ornamentattrappen das Aussehen barocker Paläste geben wollte, oder, besser gesagt: Das, was sich ein plötzlich zu Geld gekommener Finanzmakler mit Volksschulbildung unter barocker Pracht vorstellen mochte. Es bereitet mir einiges Unbehagen, dass die typische Architektur der vielleicht geistlosesten, stumpfsinnigsten und sterilsten Epoche der neuzeitlichen mitteleuropäischen Geschichte heute wieder als Ideal angestrebt wird.

  • ^
    Malyan: Bist Du dir sicher, daß Du Gründerzeitbauten meinst und nicht eher Mietskasernen, deren Frontbauten sich zwar durchaus an deren Stil orientieren, aber eben nicht in der Gründerzeit (bis ca. 1870er) gebaut wurden?


    Zum Thema Karl-Marx-Platten: Vielleicht wäre ja auch ein Rückbau, das heißt die Verminderung der Geschosszahl und gleichzeitige Nachverdichtung, die den fehlenden Wohnraum kompensiert, eine Alternative? Die Platten stehen ja im Moment ja doch ganz schön entfernt von der Karl-Marx-Allee, was meiner Meinung nach die Allee etwas undefiniert macht. Ein Näherrücken an die Straßenkante (mit Gastronomie- und Handelsflächen im Erdgeschoss) könnte etwas mehr Definition und Verdichtung bringen ohne gleich das ganze Viertel abreißen zu müssen.


    Und natürlich der Mittelstreifen! Der sieht etwas suboptimal aus. Eine Parkgarage und darüber ein Grünstreifen würde diesen Abschnitt meiner Meinung nach freundlicher machen.

  • Die gründerzeitlichen Mietskasernen - die ja den Standardtypus gründerzeitlicher Architketur darstellen und sicher 90% aller erhaltenen Bauten dieser Epoche stellen, auch das erste sind, was jedem bei "Gründerzeitarchitektur" in den Sinn kommt - zeigen die entsetzliche Geistesarmut und Geschmacklosigkeit dieser Zeit natürlich am Krassesten, aber ich kann nicht umhin, die architektonische Epoche insgesamt, auch in ihrern qualitätvolleren Solitärbauten, als eine Art einzige stilistische Entgleisung zu betrachten. Es dürfte keine andere Epoche gegeben haben, die so überhaupt nichts Eigenes zu sagen hatte und sich ausschließlich mittels eklektizistischen, wahllosen Zusammenschmeißens von aus dem Kontext gerissenen pittoresken Einzelelementen vergangener Epochen ausdrückte, und das noch dazu fast ausnahmslos nicht einmal in Form gelungener, stilreiner Kopien, sondern in der protzigsten, aufgeblasensten, hohlsten und geschmacklosesten denkbaren Form. Alles in allem aber ein passender Ausdruck für eine Gesellschaft, deren typische Repräsentanten der Finanzspekulant und der reaktionäre Kleinbürger waren.


    deren Frontbauten sich zwar durchaus an deren Stil orientieren, aber eben nicht in der Gründerzeit (bis ca. 1870er) gebaut wurden?


    Als Gründerzeitarchitektur wird in der Regel die gesamte historistische Architektur bis in die späten 1890er Jahre aufgefasst, als mit dem Jugendstil endlich wieder ein eigenständiger stilistischer Gedanke auftrat.

  • ^
    Mir ist schon klar, was Du sagen willst, habe aber das Gefühl, daß Du eher die Gesellschaft in den Mietskasernen beschreibst, anstatt das Bürgertum der Gründerzeit. Ich kann mich auch irren bei dieser Thematik. Allerdings muss ich zugeben, daß ich Probleme habe bei Deinen Tiraden gegen diese Bauten rauszulesen was Du eigentlich genau meinst.

  • Zum Thema Karl-Marx-Platten: Vielleicht wäre ja auch ein Rückbau, das heißt die Verminderung der Geschosszahl und gleichzeitige Nachverdichtung, die den fehlenden Wohnraum kompensiert, eine Alternative? Die Platten stehen ja im Moment ja doch ganz schön entfernt von der Karl-Marx-Allee, was meiner Meinung nach die Allee etwas undefiniert macht. Ein Näherrücken an die Straßenkante (mit Gastronomie- und Handelsflächen im Erdgeschoss) könnte etwas mehr Definition und Verdichtung bringen ohne gleich das ganze Viertel abreißen zu müssen.


    Hobbyist:
    also Gastronomie wäre eine feine sache, solange es nur GASTRONOMIE bleibt, wäre das keine schlechte Idee! auf eine Diskomeile kann man aber gerne verzichten da Krach,Lärm und Müll genug vorhanden sind.
    trotz alle dem: wäre aber hochwertige GASTRO oder EINZELHANDEL zu begrüssen! ;)

  • Ich will noch ein paar Informationen zur derzeitigen Situation im Wohngebiet Karl-Marx-Allee 2. Bauabschnitt und aktuellen Kontroversen beisteuern.


    Zunächst einmal zu den Plattenbauten: Es gibt keinerlei Pläne, die Plattenbauten abzureißen oder in ihrer Höhe zu reduzieren. Die Plattenbauten an der Karl-Marx-Allee stehen unter Denkmalschutz. Für weitere Plattenbauten an der Alexanderstraße läuft derzeit das Verfahren zur Unterschutzstellung. Aber auch für die anderen Plattenbauten gibt es keinerlei Abrisspläne. Fast alle Plattenbauten sind saniert, derzeit werden an einige Plattenbauten zusätzliche Balkone angebaut. Der Leerstand beträgt annähernd null Prozent, leere Wohnungen können wieder schnell vermietet werden. Auch die aktuellen Bereichsentwicklungsplanungen sehen den Erhalt aller Plattenbauten vor.


    Ein Konflikt stellt dagegen der Umgang mit den Ladenpavillons und dem Ärztehaus dar. Diese sind mittlerweile privatisiert worden, einige der neuen Eigentümer wollen die Pavillons abreißen und stattdessen bis zu achtgeschossige Neubauten errichten. Durch diese Pläne würde der Stadtraum vor allem an der Schillingstraße massiv verstümmelt werden. Das Bezirksamt Mitte versucht nun, die geplanten Neubauten auf maximal fünf Geschosse zu begrenzen. Ich bin allerdings der Meinung, dass auch fünfgeschossige Neubauten den Stadtraum an der Schillingstraße mit der wichtigen Sichtachse zum ehemaligen Rathaus Mitte seiner Großzügigkeit berauben würden. Daher halte ich einen Verzicht auf die Neubauten und die Gestaltung der Schillingstraße als eine grüngeprägte Promenade für sinnvoller.


    Auch der Ladenkomplex in der Berolinastraße soll zugunsten eines Hostels in der Höhe des ehemaligen Rathauses Mitte abgerissen werden. Auch dieses Projekt will das Bezirksamt Mitte auf fünf Geschosse reduzieren.
    Derzeit hat sich in der ehemaligen Gaststätte "Sternchen" in der Berolinastraße allerdings der Club "Naherholung Sternchen" eingerichtet.


    http://www.berliner-zeitung.de…ng,10809148,11513282.html


    Völlig vom Tisch sind die alten Pläne des "Planwerkes Innenstadt", die die Wiederherstellung verschwundener Straßenzüge und Neubauten in den alten Fluchtlinien vorsahen.


    *zusammenschieb*


    Noch eine Ergänzung: Die aktuelle Bereichsentwicklungsplanung sieht auch den Bau zweigeschossiger Ladenpavillons entlang der Karl-Marx-Allee zwischen der Schillingstraße und dem Alexanderplatz vor. Diese Pavillons waren schon 1960 geplant gewesen, wurden dann aber nicht realisiert. Jetzt soll die Karl-Marx-Allee nach den ursprünglichen Plänen vollendet werden. Ich finde diese Idee sehr charmant, ich fürchte aber, dass sich für diese Pavillons keine Investoren finden werden.

  • also ich war auch der Meinung, das die Plattenbauten unter Denkmalschutz stehen, daher habe ich mal die Denkmallirste eingesehen und festgestellt:


    Unter Denkmalschutz stehen auf der Karl-Marx-Straße (neuerer Abschnitt) nur die Zwischenbauten, wie die Pavillons, Kino etc.!! Die Wohnbauten stehen komischerweise nicht unter Denkmalschutz, obwohl sie doch die ersten Vertreter ihrer Art waren...

  • Klarenbach:


    also jetzt muss ich mich aber schon sehr Wundern, ich nehme an du bist direkt aus der Politik?
    das alles klingt aus deiner sicht wie diese Veranstaltung KMA Bauabschnitt II.
    ein weiterer Pkt! also eine 100% Vermietung stimmt aber nicht! es gibt jeweils zw. der KMA 22-28,40-44 mindestens 2 oder 3 leerstehende BAUFÄLLIGE Wohnungen! wo die Boden, die Decken, die Toiletten und auch das Innenhaus absolut Baufällig sind, + der Fahrstühle die ausfallen (ich habe ebenfalls meine Wohnung herrichten müssen! und eine menge Geld Investiert! denn dafür haben ich einige MonatsMieten geschenkt bekommen! , man kann sich also denken, was das für Baumängel dann sein müssen!) die KMA ist eine Allee, die von grund auf Saniert werden müsste! also es gab eine Sanierung, ABER: ich würde dies eher eine Schönheitssanierung nennen, oder eher "Pfusch"! denn gut wurde hier jedenfalls nicht Saniert!
    2: die Schillingstrasse zu einer reinen Grünpromenade umzustalten, kann nicht dein ernst sein?
    wo sollen die Leute Einkaufen? Du kannst doch nicht ernsthaft verlangen, das diese ins volle ALEXA gehen? ich dachte du kennst die Umfragen? die Leute lieben ihre Nahversorgung! das Ambulatorium gehört übrigens dem Liegenschaftsfond! also der Stadt ;) nur so zur Info.
    3 und zur Zusammenfassung:
    die ganze KMA hat enormen Investionsbedarf an den Gebäuden, dem Strassenzustand und dem EinzelHandel der erhalten bleiben muss!!! jeder hat einen anspruich auf seine Nahversorgung"


    Klarenbach:

    Derzeit hat sich in der ehemaligen Gaststätte "Sternchen" in der Berolinastraße allerdings der Club "Naherholung Sternchen" eingerichtet.


    du Redest doch nicht von diesem Asi-Club? neben dem Netto-Markt dieses ganze Areal ist ein schandfleck,das sowas Vermietet wird an irgendwelche Linksalternativen ist schon krass, niemand den ich kenne, finden diesen Anblick toll! ganz im gegenteil, die Menschen wollen GASTSTÄTTEN,LÄDEN usw.. aber keine Clubs! dafür kann man nach Friedrichshain gehen, hier ist ein RUHEPOL.