Und wofür braucht man einen Fußballplatz in Sichtweite des Alex, wie man weiter oben auf dem letzten Foto von Dropdeaded209 gut sehen kann?
Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee
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Ich finde weiterhin, dass man den Mittelstreifen als Flaniermeile mit weiteren Bäumen, ähnlich der Linden, hätte gestalten sollen. Das würde eher einen Boulevardeindruck vermitteln und den Barriereeindruck vermindern, sodass man auch an verschiedenen Stellen die Straße überqueren kann. Dass es grün wird, ist zu begrüßen, aber das hätte man auch einfach lebendiger gestalten können.
Ich weiss, was du meinst. Aber die Straße hätte mit einer in der Mitte stehenden Baumreihe ihre Sichtachsenbeziehung verloren. Also die Spiegelung vom Frankfurter Tor und Straußberger Platz wie die Sichtachse von dort zum Alex.
Womit man es sich seitens der Stadt aber dennoch einfach gemacht hat, ist das weglassen jeglicher Neu-Interpretation. Großflächige Kunst zB zum Thema 40 Jahre geteilte und 30 Jahre geeinte Stadt. Oder genau das Gegenteil jener Aspekte und ein kreatives "retuschieren" der politischen Vergangenheit und Ambitionen des Aufmarschierens - a la wie schnell Regime zu Fall kommen etc. pp. Zu Fuß auf dem Mittelstreifen zu entdecken.
So bleibt es dann dennoch ein wenig Konserve die durch deren gewollte gestalterische Stringenz nun nicht einfacher kreativ gebrochen werden kann. Schade!
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(...) Ich finde das gilt zu bewahren, weil die DDR ein Teil unserer Geschichte ist und sie hier sehr deutlich und mE nach auch architektonisch nicht missglückt (anders am Rathausforum) zum Ausdruck kommt.
Dann aber bitte konsequent im Stil der DDR, und nicht mit gartengestalterischem Zuckerguss den menschenfeindlich-militaristischen Stil dieser Schneise verdecken.
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^ Ich denke nicht, dass man so einfach von einem "Stil der DDR" sprechen kann. Die Straße hat sich zu DDR-Zeiten verändert und weiterentwickelt, und sie war bereits zu DDR-Zeiten auch begrünt. Die Rede von einer "menschenfeindlich-militaristischen" "Schneise" evoziert daher ein einseitiges (und zu negatives) Bild.
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Die KMA war Paradestraße zur Zurschaustellung der militärischen Stärke, zur Abschreckung nach außen und zur Einschüchterung nach innen. Die angrenzende, durchaus auch attraktive, Bebauung war für verdiente Parteikader und Vorzeige-Arbeiter. Die Straße strahlt dermaßen viel Negatives und Ungerechtes aus& ist letztlich ein Kondensat des andauernden, inneren Widerspruchs dieses untergegangenen Staates. Meinetwegen sollen sie einen sozialistischen Freizeitpark mit Mickyvitsch Mausikow daraus machen, aber bitte nicht mit der Begründung, dass sozialistische Architektur als Erinnerung und Denkmal erhalten werden soll, wenn zeitgleich eben diese Erinnerung durch Aufhübschung verfälscht wird.
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Die KMA war Paradestraße zur Zurschaustellung der militärischen Stärke, zur Abschreckung nach außen und zur Einschüchterung nach innen.
Das ist viel zu undifferenziert und apodiktisch und nur nachvollziehbar, wenn man die KMA ausschließlich von den Märschen und Paraden her betrachtet, die hier offenbar relativ spät, seit 1977 (Demo zum 1. Mai) bzw, 1979 (Ehrenparade der NVA) stattfanden.
Überblickt man die vielfältige Nutzung (Wohnungen, Geschäfte, Cafés, kulturelle Nutzung) und die gesamte Geschichte dieser Straße, ergibt sich ein differenzierteres Bild:
- In der ältesten DDR-Schicht (1949-50), die noch dem "Kollektivplan" folgte und von dem noch zwei Laubenganghäuser vorhanden sind, kann von einer Paradestraße noch nicht die Rede sein.
- Der erste Bauabschnitt (1952-1958) mit seinen "Arbeiterpalästen" war doch eher eine (bis heute für viele als architektonisch attraktiv erachtete) Vorzeigestraße. Hier sehe ich wenig "Abschreckung" bzw. "Einschüchterung", mit Ausnahme vielleicht des Stalindenkmals, das aber bereits 1961 abgeräumt und eingeschmolzen wurde. Und hier, das darf man nicht vergessen, begann auch der Aufstand des 17. Juni!
- Der zweite Bauabschnitt (1959-1969) wiederum repräsentiert städtebaulich und architektonisch gerade die Anlehnung und den Anschluss an westliche Modelle einer aufgelockerten Stadtlandschaft und wurde gerade deswegen von der SED-Führung kritisiert. (Vgl. Bauen in Berlin 1900-2000, S. 265) . In dieser Hinsicht verfehlen auch hier Deine polemischen Vokabeln ihr Ziel.
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Ich bin wirklich niemand der die Spuren der DDR beseitigen will. Mit der erneuerten KMA2 kommt wahrscheinlich eine jahrzehntelange Konservierung dieses städtebaulich völlig missglückten Gebietes östlich des Alex. Es wird eine Chance auf Nachverdichtung vertan die von der Straße aus angefangen werden müsste.
Der jetzige Zustand hat nicht Menschen als Maßstab sondern Autos, Panzer oder anderes.
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ElleDeBE Ich danke dir für die informative Darstellung der verschiedenen zeitlichen Bauabschnitte.
Der ältere Abschnitt im Zuckerbäckerstil soll bleiben, wie er ist. (Ich mag Süße Stückchen vom Zuckerbäcker )
Das Problem ist der zweite, jüngere Abschnitt zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz. Da würde ich folgendes vorschlagen:
Die vorgerückten Pavillons so lassen, wie sie sind. Denn die Pavillon sind das einzig Positive an diesem Abschnitt. Und die dahinter liegende Bebauung ersetzen durch (hoffentlich) bessere Neubauten. Man sollte versuchen, diesen Abschnitt so zu gestalten wie die Leopoldstraße in München zwischen Siegestor und Münchner Freiheit.
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wenn man die KMA ausschließlich von den Märschen und Paraden her betrachtet, die hier offenbar relativ spät, seit 1977 (Demo zum 1. Mai) bzw, 1979 (Ehrenparade der NVA) stattfanden.
Wo hast Du denn den Quatsch aufgegabelt?
23.08.61: Parade der Betriebskampfgruppen nach Errichtung der Mauer >> noch ein Foto. Wie Du siehst, werden gerade die Fenster in KMA2 eingesetzt. 'Die Bauarbeiter der Hauptstadt', auf die sich Ulbricht in seinem 'Niemand hat die Absicht...'-Statement bezog, waren die Baubrigaden der KMA2. Militärparaden waren hier schon ein Feature, da waren die Häuser noch nicht mal bezogen. Danach jährlich zu allen Jahrestagen, dann alle fünf Jahre, zuletzt 1986 (25 Jahre antifaschistischer Schutzwall).
Alle Jubeljahre auch zu den Jahrestagen der Betriebskampfgruppen der Arbeiterklasse, zuletzt hier. Bei den 1. Mai-Demos liefen die Kampfgruppen (unbewaffnet) in einem eigenem Segment mit.
Dazu die jährlichen Paraden der NVA zum Tag der Republik, die waren auch schon vor 1979 dort, z.B. 1972 (The clue is in the lamp) und 1974. Herrlich: 1979.
Verfälschen ist vielleicht zu hart gesagt, aber verharmlosen sollte man die Drohgebärde, die wir mit der KMA verbanden, auch nicht.
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Architektur-Fan ich hoffe ja, dass die geplanten 6 Pavillons diesen Abschnitt der Karl-Marx-Allee noch etwas erträglicher machen.
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Warum sollten sie? Glaubt jemand hier ernsthaft, drei neue Cocktailbars, 2 neue Chinarestaurants und ein Atelier könnten die Gegend beleben oder die fundamentalen Fehlplanungen des Areals beheben?
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ums "Beleben" ging es mir gar nicht, da ist Hopfen und Malz verloren. Es ging mir dabei eher um die Straßenansicht, die städtebauliche Veränderung/Komplettierung der KMA, die Architektur, das Gesamtkonzept.
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Wo hast Du denn den Quatsch aufgegabelt?
Von Wikipedia. Und da ich, obwohl mir Wikipedia normalerweise recht verlässlich erscheint, dennoch nicht ganz sicher war, hatte ich einschränkend ein "offenbar" hinzugefügt.
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^OK, sachlich ist das vielleicht noch nicht mal falsch, was Wikipedia da schreibt. Vielleicht hießen die Aufmärsche der NVA erst ab 1979 'Ehrenparade'? Es ist nur unvollständig, und der dir damit vermittelte Eindruck, dass es dort vorher keine militaristischen Veranstaltungen gegeben habe, stimmt so nicht.
Schon vor und nach dem Mauerbau waren Demonstrationszüge über den Marx-Engels-Platz einfach viel zu bedenklich geworden - was wenn die Massen nicht brav links abbiegen sondern einfach weiter die Linden runterlaufen in den Westen? Der Treppenwitz der Geschichte ist, dass noch nicht mal 10 Jahre nach dem Abriss des Schlosses einer der Beweggründe ("Kundgebungsfläche") obsolet geworden war. Die Fackelzüge der FDJ gingen meines Wissens deshalb auch immer UdL Richtung Osten, nicht dass sich da noch einer verläuft...
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Die Fackelzüge der FDJ gingen meines Wissens deshalb auch immer UdL Richtung Osten, nicht dass sich da noch einer verläuft...
Ob das tatsächlich der Hintergrund war, sei mal dahingestellt. Aber zumindest für 1989 kann ich das bestätigen. Da war ich einer der Tausenden, der mit Fackel in der erhobenen Hand an der Tribüne mit den vielen alten Männern vorbeispaziert bin, "Gorbi, Gorbi" rufend.
Im Rückblick echt erschreckend, wenn man Fotos davon vergleicht mit ähnlichem Bildmaterial 56 Jahre davor Was hat man nicht für einen Sch... mitgemacht!
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Mit Verlaub aus der Ferne. Interessante Diskussion hier und deshalb kurzer Einwurf von mir. Habe vor einigen Jahren beruflich in der Nähe zu tun gehabt und immer gerne den großen Parkplatz der KMA in Nähe zum Alex genutzt. Was bei mir hängengeblieben ist und hier häufig mit ins Thema einfließt, ist diese Größe und Breite der Straße die fast schon beängstigende Ausmaße hat. Im Winter war fast niemand auf der Straße, sowas wie eine Belebung hab ich nie festgestellt. Wie schon von den Insidern hier beschrieben muss auch diese überdimensionierte Straße aus vorangegangenen Zeiten (von Vergleichen mit anderen Städten halte ich prinzipiell nichts weil jede für sich Eigenständig), ob man sie mag oder nicht, auf den neuesten Stand der Dinge getrimmt werden, soll heißen, der momentane Umbau ist der erste Schritt in die richtige Richtung mit großzügigen Fahrradwegen, Baumpflanzungen, Kinderspielplätzen, Wegnahme von Autospuren, Begrünung des Mittelstreifens, ja auch Brunnen und Skulpturen gehören dazu, vor allem aber sehe ich in den geplanten Pavillions eine unbedingte Auflockerung der ganzen Eintönigkeit in diesem Bereich zwischen Strausberger- und Alexanderplatz. Das alles zusammengenommen ergibt unter dem Strich schon ein ganz anderes Bild für die Anwohner und mehr Aufenthaltsqualität für die späteren Generationen.
Erwähnen möchte ich noch meine Zufriedenheit über den stadtplanerischen Akzent / Umbau / Urbanisierung um den Alex herum mit den neuen Hochhäusern die mM unbedingt dazugehören. Ob zu viel oder zu wenig bebaut, Sichtachse hin oder her, ob zu hoch oder zu niedrig, zu meckern gibt es immer was. Auf jeden fall bleibt es dort für die nächste Zeit sehr spannend.
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Vielleicht komm ich total aus dem Mustopp, aber mir ist gestern abend zum erstenmal aufgefallen, dass wirklich alle drei Kandelaberreihen an der KMA 1 wieder aufgestellt waren und alle Lampen funktionierten. Nach dem Dunkel der letzten Jahre wirkte alles unglaublich hell und prachtvoll. Ich hab kein Foto von der Totalen, aber hier ein Küchenfenster-Snap.
📸 selbstgeschossen.
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So, der sprudelt auch wieder
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^ Ich bin sehr froh, dass die Parkplätze dort gestrichen wurden. So ist besser. Auch wenn die Wiese noch Luft nach oben hat.