Multifunktionsarena am Stadion

  • Verkehr ist schon heute eine Katastrophe. Gerade bei Abendspielen der Eintracht, aber auch bei anderen Veranstaltungen wie Konzerten ist der RMV jedes Mal überrascht dass zu später Stunde tatsächlich noch Leute mit der Bahn nach Hause wollen, und hält viel zu geringe Kapazitäten vor. Den absoluten Vogel abgeschossen hat der ÖPNV aber nach der Oktagon-Veranstaltung. Da sind nachts um 2 noch riesige Menschenmassen in strömendem Regen zu Fuß über die Straßen Richtung Innenstadt gepilgert, weil weder Straßenbahn noch S-Bahn auch nur ansatzweise ihren Job gemacht haben. Und die gesamte Kennedyallee bis zur A3 Frankfurt-Süd war ein einziges Stauchaos. Und einmal am Hbf angekommen gab es selbst dort keine Taxis mehr, weil alle wegen des praktisch nicht existenten ÖPNV am Stadion gebunden waren...

    Dass immer mehr Autofahrer die letzten Meter dann auf Pedes oder E-Roller umsteigen, dürfte hauptsächlich an der katastrophalen Verkehrssituation an den Stadionparkplätzen liegen. Parkgebühren sind ja nicht gerade niedrig, und der "Service" den man dafür bekommt nicht vorhanden: alle drei Parkplätze verwandeln sich beim geringsten Niederschlag in Schlammwüsten, und insbesondere bei der Abreise muss man viel Geduld wegen enormer Wartezeiten mitbringen. Vom Gleisdreieck ist man zu Fuß deutlich schneller am Oberforsthaus. Da ziehen es viele Leute vor dann einfach irgendwo in Niederrad, noch dazu kostenfrei, zu parken.

    Mit der Halle und diesem nicht existierenden Verkehrskonzept wird sich da rein gar nichts verbessern, sondern eher noch verschlimmern, wenn man nicht endlich mal sich vernünftige Lösungen überlegt. Und dabei ist die Halle noch nichtmal sonderlich groß: Kapazität von 13000 bei Basketball und Eishockeyspielen ist international und sogar national mittlerweile eigentlich eher ein schlechter Witz. Kaum mehr als man jetzt schon in der Festhalle hat, und damit eigentlich sogar direkte Konkurrenz zu eben der Festhalle. Damit würde Frankfurt völlig zu Recht auch in Zukunft bei allen relevanten Turnieren nicht als Austragungsort in Frage kommen.

  • Generell stimme ich zu: die Situation ist peinlich, gerade die Verschlammung.


    Was Oktagon angeht bin ich mir allerdings nicht so sicher. RMV / Stadt / Behörden werden sich die Infos zu den Menschenströmen ja nicht selbst zusammenreimen, das muss vom Veranstalter kommen, bzw. von der Stadiongesellschaft. Da man mit einer VA wie Oktagon in dieser Größenordnung bisher keine Erfahrung hatte, kann ich mir vorstellen, dass das einfach falsch eingeschätzt und kommuniziert wurde. Bei 60K Besucher führt dass dann schnell zu einer schwierigen Situation.

    Es sei an dieser Stelle auch an das Böse Onkelz-Konzert im Waldstadion 2022 erinnert. Da sind zwei Menschen beim Abtransfer über die Gleise gelaufen, vom Zug erfasst worden und gestorben.

  • Nun ja, sooooo selten oder neu sind Großveranstaltungen in der Arena und auf dem Gelände jetzt aber auch nicht. 2023 hatte der World Club Dome dort einen Besucherrekord mit 200.000 Besuchern in drei Tagen. Und in diesem Jahr waren es laut Veranstalter auch wieder um die 180.000 Besucher während des Events. Der Freitag ist quasi Anreise-Tag und meistens mit etwa 25.000-30.000 Besuchern etwas geringer ausgalastet, dann blieben also bei den übrigen beiden Tagen jeweils ca. 75.000-85.000 Gäste die auf dem Gelände sind. Das Event gibt es jetzt ja schon ein paar Jahre, man sollte also genügend Erfahrung mit dem ganzen Thema haben.

    Und obwohl das Handling der Massen auf dem Gelände stets recht gut funktioniert, ist die An- und Abreise immer eher suboptimal. Letztes Jahr wurde genau in diesem Zeitraum an den Gleisen der S-Bahn umgebaut und es gab dadurch exakt an diesem Wochenende weniger statt mehr Züge. Wo da der Fehler in der Kommunikation liegt kann ich leider nicht sagen, aber das Event steht jeweils ein Jahr im Voraus fest und die Dimensionen sind bekannt. Warum man es nach über 10 Jahren (die Hälfte davon mit über 150.000 Besuchern), aber immer noch nicht hinbekommt Taktungen anzupassen oder Bahnen entspechend zu verlängern, ist mir in der Tat schleierhaft.

    Sidenote: Schlechte Verkehrsanbindungen sollten natürlich trotzdem nie ein Grund sein über Gleise zu laufen – das fällt meines Erachtens schon eher unter die Kategorie Darwin-Award.

  • Der Knoten Sportfeld ist einer der zentralen Knoten im deutschen Eisenbahnnetz dessen Sperrungen mit deutlich längerem Vorlauf als manche Veranstaltung geplant werden. Des Weiteren kann auch nicht auf jede Veranstaltung Rücksicht genommen werden. Gerade Pfingsten oder Ostern sind gefragte Bauzeiträume.

    Daneben muss der Zusatzverkehr vom Veranstalter beim RMV angemeldet werden, da der RMV die Auslastung der Veranstaltung sowie die geplanten Abläufe nicht kennt. So war bei der EM 2024 ein deutlich höherer ÖPNV angemeldet worden als es bei der Eintracht der Fall ist, daher wurde auch eine deutlich höhere Kapazität bereitgestellt. Ich habe die genauen Zahlen nicht mehr im Kopf, meine aber der ÖPNV Anteil lag bei der EM zwischen 40 und 60% wohin er bei der Eintracht zwischen 20% und 30% liegt, suche aber die genauen Zahlen nochmal raus.

  • Wie gesagt: was Oktagon angeht würde ich so schnell niemandem einen Vorwurf machen. Ein einmaliges Ereignis: man hatte keine Erfahrung mit dem Verhalten / Anreiseverhalten / Abreiseverhalten der Besucher (das sich stark von dem von Fussballfans oder Konzertbesuchern unterscheiden dürfte), es war auch nicht klar wie lange es gehen würde (die Länge von MMA-Fights ist nicht so leicht vorherbestimmbar) ...


    Ich sehe das generelle Problem bei der Veranstaltungslogistik im Waldstadion auch nicht in der Organisation sondern klar in der Infrastruktur. Deren Qualität passt nicht zu Frankfurt und angesichts der umfangreichen Nutzung würde es sich auch lohnen hier ein paar Milliönchen zu investieren.

  • HIer lese ich aber schon einige Vermischungen heraus:

    Da sind nachts um 2 noch riesige Menschenmassen in strömendem Regen zu Fuß über die Straßen Richtung Innenstadt gepilgert, weil weder Straßenbahn noch S-Bahn auch nur ansatzweise ihren Job gemacht haben.

    Ich würde sehr stark bezweifeln, dass der Veranstalter den Bedarf für große Menschenmengen nachts um 2 Uhr angekündigt hat. Zum einen wäre ich mir relativ sicher, dass hier auch die Ordnungsämter hellhörig geworden wären und zum anderen, dass es dann auch ein entsprechendes Fahrt-Angebot gegeben hätte. Ich denke auch, dass dies ein erster Erfahrungswert war, der gesammelt werden musste und auf den alle bei einer Wiederholung reagieren würden.


    Da ziehen es viele Leute vor dann einfach irgendwo in Niederrad, noch dazu kostenfrei, zu parken.

    Und das ist doch das Perfide in unserer Auto-Nation. Der ÖPNV wird kaputt gespart und für das Auto darf es nichts kosten. Es tut mir leid, aber so funktioniert es einfach nicht. Wenn man ein ordentliches Parkangebot hinbauen möchte kostet das Geld und wenn die Leute nicht bereit sind das zu zahlen, dann darf es nicht erfolgreich sein, sich einfach in Niederrad für lau auch noch verboten hinzustellen.