Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

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    Sockelbereich:


    ...Ticketschalter, Gaderoben, Toiletten, Cafeteria, ausserdem soll dort ein zentraler großer Museumsshop entstehen...


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  • Warum regt ihr euch denn so über mögliche Betonsäulen auf, Adalberto Libera hatte das zB. doch ganz gut hingekriegt!

  • Eine kleine Presseschau:



    "Ein neuer Entwurf für die Museumsinsel", titelt der Tagesspiegel.


    Unter der Überschrift "Elefant am Seil" gibt es im Tagesspiegel außerdem noch ein kurzes Interview mit David Chipperfield.


    Die Berliner Zeitung widmet dem Entwurf den längsten Artikel und zwar im Feuilleton: "Berlins Nike-Tempel".


    Selten, dass Welt und Morgenpost offenbar mit verschiedenen Artikeln aufmachen:


    Dabei gibt sich die Welt schon sehr auf Krawall gebürstet und greift die eher kurze Kritik von Birgit Lukas ausführlich auf. "Die neue Mauer des Architekten Chipperfield", titelt sie.


    Weitaus sachlicher die Berliner Morgenpost: "Kolonnaden als neuer Eingang" ist der eher knappe Artikel überschrieben.

  • Das Eingangsgebäude wäre mir so sogar recht, wenn man dafür das Neue Museum nicht verstümmeln würde.


    Jetzt muß man noch verhindern, was Ungers mit dem Pergamonmuseum anstellen will. Zumindest die ungerschen Säulern sollte man ja wohl durch die ursprünglich durch Messel geplanten ersetzen! Und wenn die einen Durchgang wollen, können sie ihn ja unterirdisch bauen.


    Die einzige Frage ist: Warum soll der Bau 72 Millionen teuer sein???

  • Nach weiß ich wie langer Diskussion sieht der Schuster also ein, dass dem alten Entwurf "die Würde" fehlte...? Das ist den meisten Durchschnittsbürgern, die sich irgendwie dafür interessieren wohl schon auf den ersten Blick aufgefallen:nono:...
    An diese prophezeihten Besuchermassen glaube ich erst, wenn ich sie sehe...

  • ... Darin auch das Statement der Neubau-Gegnerin, die dann doch noch eine Kritik am Entwurf gefunden hat: Der Sockel wäre zu hoch.

    Und da hat sie recht. Der Sockel ist Mist. Die Spreemauern haben (wie alles in Berlin) eine Traufhöhe, an die man sich halten sollte, wenn man kein dämlicher Egoist sein will. Schon die Idee, das Gebäude direkt an die Spree zu klatschen und nicht mal zwei Meter Platz für einen kleinen Fussweg zu lassen, ist ein Verbrechen. In der Hinsicht war selbst der erste Entwurf noch besser.


    Neben der unansehnlichen Mauer, die das ganze Ufer verschandelt, ist der einzige erkennbare Unterschied zum vorigen Entwurf, das jetzt plötzlich auf allen Bildern die Sonne scheint. Das wird vielleicht die Kritiker beruhigen, ein besserer Entwurf ist es deshalb nicht.


    Wo die Bewunderer dieses Entwurfs Kolonaden entdeckt haben wollen, ist mir schleierhaft. Weder hat dieser "Säulengang" (aus einer Reihe Pfeilern) einen Ein- und Ausgang, noch führt er irgendwohin. Es handelt sich lediglich um eine vertikal geliederte Betonfassade, wie man sie an jedem zweiten Bürohaus finden kann. Für einen "Tempel auf dem Sockel" hätte der Herr Stararchitekt wenigstens eine modernisierte Säulenordnung und ein klassisches dreieckiges Giebelfeld spendieren müssen.

  • Jetzt nenn den Architekten doch nicht gleich einen dämlichen Egoisten. :nono2: In Sachen Sockel wird sich sicher noch was tun. Das der Entwurf noch einmal überarbeitet wird, zeichnet sich ja schon ab. Aber ob das die Neubaugegner dann besänftigen wird? - Ich fürchte nicht.

  • Natürlich ist der Architekt auch ein Egoist - aber nicht mehr oder weniger, als z. B. auch ein Imbissbudenbetreiber, der seinen Döner nicht im Interesse der Volksernährung für umsonst herausgibt.


    Die Sockel der Museumsbauten sind mit Nichten alle gleich hoch. Die darauf basierende Argumentation ist somit für die Tonne. Okay, es wäre einer der höchsten Sockel dieses Ensembles, aber irgendein Bau wird zwangsweise den Höchsten besitzen. Weshalb steht der nicht auch dem neuesten Mitglied zu, weil sich Neues grundsätzlich vor der Würde des Alten zu verkriechen hat? Im Übrigen besitzt die Nationalgalerie einen höheren Sockelbereich (da muss man also die Geschichte von der "Spreemauer-Traufhöhe" erfinden, um seine Grütze unters Volk bringen zu können :nono:). Darüber, dass Chipperfields Entwurf mit Abstand der niedrigste ist, regt sich auch keiner der Kritiker auf. Aber das gehört sich offenbar so für alles Neue (und in zweihundert Jahren werden dann nur noch Baugenehmigungen für Hundehütten und Vogelhäuschen erteilt!)


    Wenn man mag, kann man dem Sockel auch etwas Positives abgewinnen. So hebt er den Entwurf mit einfachen, dabei unaufgeregten und würdevollen Mitteln trotz dessen wesentlich geringerer Masse gegenüber dem Bestand zu Gunsten der Ensembelwirkung an, ohne in der Fernwirkung zu dominieren. Ausserdem schafft er im Entree interessante Raumfolgen, die ein von einigen offenbar favorisiertes Wärterhäuschen mit Wellblechkiosk und Schlagbaum nicht zu leisten vermag. Und unter Umständen besitzt er sogar eine funktionale Bedeutung für den Bau - eine Alternative an dieser Stelle könnte somit durchaus für eine stärker zerklüftete Fassade sorgen.



    Was Chipperfield selbst zu seinen Umplanungen sagt, würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Egal was, alles würde ihm negativ angelastet werden. Und wenn er zugeben würde, für die Realisierung des Auftrages gegenüber der Reaktion eingeknickt zu sein, könnte er seinen Job zukünftig an den Nagel hängen.



    Guderian,


    weshalb ist Chipperfield, weil er keinen Uferweg einplante, ein Verbrecher, Messel und von Ihne, die das bei Pergamon- und Bodemuseum auch nicht taten, hingegen offenbar nicht?


    Übrigens schön, dass Du soeben den Begriff "Kollonade" neu definiert hast (apropos: dürfen sich Frauen mit kleinen Brüsten als solche bezeichen?). ein von Dir gewünschter Uferweg würde nach ein paar Metern an den Aussenwänden des Pergamonmuseums enden, wäre also - analog zu Deiner Kollonaden-Definition - am Ende gar kein Uferweg.


    Sehe ich das alles falsch?

  • Ich finde Tempel schon richtig.
    Liegt es an mir, oder schient der Eingangsbereich von den Propyläen beeinflusst. Die breite treppe in der Mitte, mit dem eingang darüber, und links und rechts davon zwei kleine Tempelchen, wobei mich der linke an einen römischen Podien-Tempel erinnert. Klassische Architektur ist nicht mein spezialgebiet, aber es erinnert mich schon stark an den Eingang der athener Akropolis.

  • Ich finde die Überraschung einiger nicht nachvollziehbar.
    Chipperfield hat einen Formensprach gewählt, die zum Teil an die Baukonzeptionen in Italien und im Mittelmeerraum seit den Dreißiger Jahren erinnert. Ich möchte auf keinen Fall eine politische, wertende Diskussion entfachen, aber ein bisschen Palazzo dei congressi und Messina schwingt irgendwie schon mit.
    Ein anderer Aspekt ist, dass Chipperfield selber eine ganz ähnliche Formgebung in Deutschland vor einiger Zeit schon selber realisiert hat.
    Das Literaturhaus in Marbach scheint dem Bau Pate gestanden zu haben:
    http://www.beton.org/sixcms_4/…mplate_id=10131&id=174012
    http://www.beton.org/sixcms_4/…71&id=174012&object_id=12
    http://www.you-are-here.com/europe/marbach.html
    http://www.zeit.de/2006/23/Chipperfield_xml
    http://www.nextroom.at/buildin…id=19302&article_id=13763


    Demnach ist diese Konzeption in erster Linie eine Fortführung des anderen vollendeten Bauwerkes!
    Darauf ist auch hinzuweisen! Der Entwurf ist somit auch für Chipperfield nicht grade Neuland und etwas völlig unerwartbares gewesen!
    Können die Berliner sich aber mit einer Fortführung einer in Marbach realisierten Idee zufriedengeben? "Tja niemand kanns dir sagen, keiner kennt die Antwort..." sangen schon die Fanta4! ;)

  • Die Sockel der Museumsbauten sind mit Nichten alle gleich hoch. Die darauf basierende Argumentation ist somit für die Tonne.

    Behauptet ja auch keiner. Ich sprach von der Höhe der Ufermauern.

    Okay, es wäre einer der höchsten Sockel dieses Ensembles, aber irgendein Bau wird zwangsweise den Höchsten besitzen. Weshalb steht der nicht auch dem neuesten Mitglied zu, weil sich Neues grundsätzlich vor der Würde des Alten zu verkriechen hat?

    Ja, hat es. Es ist doch jedermann bekannt, das sich die bildenden Künste mit fortschreitender Zeit in ihrer Ästhetik tendenziell immer weiter verschleichtert haben. Deswegen gibt es ja Museen, um sich an der verlorenen Qualität der Vergangenheit zu erfreuen. Sehr schön kann man das im Inneren der alten Nationalgallerie studieren. Je niedriger das Stockwerk desto neuer und hässlicher werden die Bilder. Mit der Architektur ist es dasselbe, mit wenigen Ausnahmen kann man feststellen, je neuer desto schlechter.

    Im Übrigen besitzt die Nationalgalerie einen höheren Sockelbereich (da muss man also die Geschichte von der "Spreemauer-Traufhöhe" erfinden, um seine Grütze unters Volk bringen zu können :nono:).

    Der Sockel der Nationalgalerie ist ein reich verziertes Kunstwerk und bildet keines Wegs eine Einheit mit der Ufermauer (von deren Höhe ich sprach). Deswegen könnte er auch ruhig noch höher und breiter sein. Während dieses Empfangsgebäude bestenfalls eine gesichtslose Wand hat, die durch die Verschmelzung mit der Spreemauer auch noch zu allem Überfuss optisch verlängert wird. Da kann man noch so schönen Sichtbeton anrühren, es bleibt trotzdem fade.

    Darüber, dass Chipperfields Entwurf mit Abstand der niedrigste ist, regt sich auch keiner der Kritiker auf. Aber das gehört sich offenbar so für alles Neue (und in zweihundert Jahren werden dann nur noch Baugenehmigungen für Hundehütten und Vogelhäuschen erteilt!)

    Die Höhe dieses "Sockels" wäre unbedeutend, wenn er nicht so hässlich wäre.

    Wenn man mag, kann man dem Sockel auch etwas Positives abgewinnen. So hebt er den Entwurf mit einfachen, dabei unaufgeregten und würdevollen Mitteln trotz dessen wesentlich geringerer Masse gegenüber dem Bestand zu Gunsten der Ensembelwirkung an, ohne in der Fernwirkung zu dominieren.

    Genau, er betont ein gestalterisches Nichts auch noch in seiner auffälligen Wirkung. Weshalb sollte dieser Zweckbau überhaupt irgendeine Geste machen? Je unauffälliger ein Gebäude an dieser Stelle wäre, um so besser. Es kommt doch niemand zur Museumsinsel, um sich das Eingangsgebäude anzusehen. Man fährt ja auch nicht zum Louvre wegen der Glaspyramiden.


    Wenn ich schon diese steinerne Monstertreppe sehe, sozialistische Architektur at it's best. Das Gebäude müsste erstmal zwei Meter vom Ufer weggerückt und dann drei Meter tiefer in die Erde versenkt werden. Dann sähe das Gestelze oben auch nicht weniger würdevoll aus und die Besucher müssten nicht diese unnützlange Treppe raufklettern.

    Und unter Umständen besitzt er sogar eine funktionale Bedeutung für den Bau - eine Alternative an dieser Stelle könnte somit durchaus für eine stärker zerklüftete Fassade sorgen.

    Schon wahr, eine fensterlose Betonwand ist so ziemlich die unzerklüftetste Fassade, die man sich vorstellen kann. Aber welche Funktion sollte das haben? Nur um zu beweisen, das selbst die Stararchitekten unseres Jahrhunderts keine Ideen mehr haben.

    Was Chipperfield selbst zu seinen Umplanungen sagt, würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Egal was, alles würde ihm negativ angelastet werden. Und wenn er zugeben würde, für die Realisierung des Auftrages gegenüber der Reaktion eingeknickt zu sein, könnte er seinen Job zukünftig an den Nagel hängen.

    Was nicht unbedingt schlecht wäre. So ein "Gebäude ohne Alles" könnte man auch leicht von einem Computeralgorithmus gestalten lassen. Einfach Höhe, Länge und Breite eingeben und der Computer malt die Kästchen aus. Dazu braucht es nun wirklich keinen Architekten mehr.

    Guderian, weshalb ist Chipperfield, weil er keinen Uferweg einplante, ein Verbrecher, Messel und von Ihne, die das bei Pergamon- und Bodemuseum auch nicht taten, hingegen offenbar nicht?

    Ich hab doch noch niemanden freigesprochen, das Pergamonmuseum ist auch nicht die Beste aller Lösungen. Schon garnicht wenn die offene Seite des u-förmigen Innenhofs zugebaut werden sollte, weil ja beim besten Willen kein freier Meter unbebaut gelassen werden kann.


    Trotzdem müssen sie zugeben, das das Bodemuseum von der Spreeseite auch ohne Uferpromenade mehr hermacht, als fünf Meter Betonwand mit ein paar Stelzen oben drauf. Auch wenn es direkt am Wasser steht, nimmt das Bodemuseum die Höhe der Spreemauern in die Fassadenstruktur auf und formt daraus eine strukturierte und reich verzierte Fassade. Durch die Brücke wirkt das Gebäude auch nicht so unnahbar und abgeschlossen. So und nicht anders sieht hervorragende Architektur aus.

    Übrigens schön, dass Du soeben den Begriff "Kollonade" neu definiert hast (apropos: dürfen sich Frauen mit kleinen Brüsten als solche bezeichen?).

    Nicht wenn sie nur auf einer Seite Brüste haben und die dann auch noch viereckig sind und ohne Brustwarzen. Unter einem Säulengang verstehe ich etwas anderes. Säulen sind rund, mit Basis, Säulenschaft und Kapitell. Alles andere sind nur Stützpfeiler (oder Fleischwürfel) aber keine Säulengänge (oder kleine Brüste).

    ein von Dir gewünschter Uferweg würde nach ein paar Metern an den Aussenwänden des Pergamonmuseums enden, wäre also - analog zu Deiner Kollonaden-Definition - am Ende gar kein Uferweg.

    Und dann würde der Weg nach rechts abbiegen, anstatt in einer Sackgasse zu enden wie diese Kolonnaden, die nur eine offene Wand des zweiten Stockwerks sind. Ausserdem würde ein Uferweg verhindern, das sich der Gebäudesockel mit der Uferbefestigung zu so einer Monstermauer vereinigt. Ein gusseisernes Geländer am Ufer würde der völlig strukturlosen Wand etwas von ihrer Tristheit nehmen und wenigstens etwas von der Schlichtheit oder besser gesagt Phantasielosigkeit des Eingangsgebäudes ablenken.

    Sehe ich das alles falsch?

    Wenn sie großeflächige Betonwände (oder Frauen mit Fleischwürfeln statt Brüsten) mögen, dann nicht.

  • Demnach ist diese Konzeption in erster Linie eine Fortführung des anderen vollendeten Bauwerkes! Darauf ist auch hinzuweisen! Der Entwurf ist somit auch für Chipperfield nicht grade Neuland und etwas völlig unerwartbares gewesen! Können die Berliner sich aber mit einer Fortführung einer in Marbach realisierten Idee zufriedengeben?

    Wenn es nur das Literaturhaus in Marbach wäre, könnte man ja damit leben. (Schliesslich wissen die meisten Berliner nicht, wo Marbach liegt, noch wollen sie es wissen.) Aber diese "Kolonnaden", als einziges Stilelement des ganzen Entwurfs, findet man nun wirklich überall wieder. Und sei es nur am Schwimmbad von Bad Saarow. Entweder gibt es in Brandenburg auf dem Dorf mehr Gebäude von Stararchitekten als man allgemein annimmt oder der Chipperfield Entwurf ist nicht halb so innovativ, wie er verkauft wird. Eine Reihe hochkant stehender Rechtecke macht eben noch keine Architektur.

  • @ Guderian
    Wo wird denn der Entwurf als innovativ gefeiert?
    Mach doch mal einen Verbesserungsvorschlag!

  • @ Guderian
    Wo wird denn der Entwurf als innovativ gefeiert?

    OK, "innovativ" hat direkt keiner gesagt. Dafür hält der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Peter-Klaus Schuster, den Entwurf für "würdevoll", "kostbar" und was weiss ich noch alles.


    [url=http://www.tagesspiegel.de/berlin/Museumsinsel-Chipperfield-Museumsinsel;art1047,2329361]"Chipperfield vollendet die Arbeiten des preußischen Baumeisters Friedrich August Stüler" ... Schuster betonte die "Würde der Galerie". Sie sei ein "Tempel auf einem Sockel" und stimme die Besucher auf die Museen ein. Der Entwurf sei ein "Zeugnis der Klassischen Moderne ohne Postmoderne und eben deshalb besonders kostbar".[/url]


    Tote können sich leider nicht mehr wehren, wenn sie von den Lebenden für ihre Zwecke vereinnahmt werden.

    Mach doch mal einen Verbesserungsvorschlag!

    Hab ich doch schon versucht. Zunächstmal muss der Betonklotz (euphemistisch Sockel genannt), der einen von der Spreeseite erschlägt, einfach weg. Da hilft auch keine [url=http://www.tagesspiegel.de/kultur/David-Chipperfield-Museumsinsel;art772,2329586]Durchfensterung des Sockels[/url] mehr. Das ist einfach menschenfeindliche Architektur. Wer heute noch (gerade in Berlin) meterhohe geschlossene Betonwände baut, ist einfach ein Soziopath.


    (wikipedia) "Die heutige Bedeutung des Begriffes Soziopath bezieht sich auf Personen, die nicht bzw. nur eingeschränkt fähig sind, Mitleid zu empfinden, sich nur schwer in andere hineinversetzen können und die Folgen ihres Handelns nicht abwägen können."


    Wo Chipperfield eine Wand bauen will, haben Paschkes eine Freitreppe bis runter zur Spree vorgesehen. Dort könnten Museumsbesucher ihre Füße in der Spree kühlen und sich von dem ganzen Rumgelaufe ausruhen oder sich einfach auf die Treppen setzen und sonnen. Vielleicht könnte man dort auch eine Haltestelle für Spreerundfahrten einrichten. Nach dem Museumsbesuch eine Stadtrundfahrt oder umgekehrt. Besser als eine Betonwand an dieser Stelle wäre es allemal.


    Natürlich ist das Häuschen im Paschke Entwurf zwei Nummern zu klein für die geplante Nutzung. Aber das die Paschkes das hinkriegen würden, haben sie auch schon gezeigt (1, 2, 3). Wichtig wäre das man das Gebäude viel stärker gliedert und nicht nur mit Rechtecken sondern auch mit Bögen und Gieblen und allem was dazu gehört. Das erfordert natürlich viel Arbeit. Je mehr Details, desto schwerer ist es die Proportionen des Ganzen zu wahren und nicht zu verkitschen. Aber das muss man können, wenn man sich Architekt nennen will.


    Das Beste an der kleinen Skizze der Paschkes ist natürlich, das sie die Original Kolonnaden weiterführen und damit sozusagen einen Rahmen um das Gebäudeensemble der Museumsinsel legen, der wie eine Klammer alles zusammenhält was zusammen gehört.


    Vielleicht (wenn das statisch ginge) könnte man sogar ein Loch in die Mauer des Pergamonmuseums schlagen, so das man die einzelnen Museen auch bei Regen trockenen Fusses (und überirdisch) erreichen könnte. Dazu sind Kolonnaden doch gedacht, wenn ich das recht verstehe.

  • @ Guderian
    Im Forum gibt es auch einen Thread in dem man Entwürfe vorstellen kann:
    http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=6212


    Ich muss zugeben, dass ich nicht so stark in die Materie involviert bin.
    Zu deinen Anmerkung fällt mir aber auf, dass sie doch etwas beliebig sind.
    Zum einen argumentierst du, dass dir eine nüchterne Säulenkollonade nicht gefällt. Dabei beziehst du dich auf ein Freizeitbad. Andererseits ist muss man diesem Argument entgegenhalten, dass die Verwendung von Stilelementen bei anderen Bauwerken noch nicht ausreicht, um sie allgemein abzuwerten.
    Ich finde, dass dieses Argument nicht zieht. Ich sehe in erster Linie Verbindungen zu den Bauten in Italien in den 30er Jahren. Wenn du dir die Rückfront von Liberas Palazzo anguckst, wirst du merken, was ich meine!
    http://images.google.de/imgres…illa:de:official%26sa%3DX
    http://www.palazzocongressi.it/
    http://www.arcult.it/imgs/phot…palazzo_dei_congressi.jpg


    Chipperfield hat wohl bewusst schmale Säulen ausgewählt, um dem Vorwurf der Massigkeit zu entgehen. Den von dir geposteten Interviews ist jau auch zu entnehmen, dass gerade Transparenz ein wichtiger Gesichtspunkt für Chipperfield war. Die von dir angenommene Geschlossenheit des Gebäudes wäre sicherlich mit verspiegelten Fenstern erreichbar, ist aber unter den bis jetzt bekannt gewordenen Fakten so nicht erwartbar.


    Ich glaube schon, dass der Chipperfieldbau eine Würde ausstrahlen kann. Dies bedarf aber einer hochwertigen Ausführung.


    Sicherlich ist die Idee einer Treppe zum Kanal reizvoll. In Anbetracht der eingeschränkten Flächenmöglichkeiten ist sie aber schwer zu realisieren.
    Je weiter du die Simon Galerie vom Ufer weg stellst, desto näher muss sie dann an die umliegenden Gebäude rücken. Bleibt also fraglich, ob diese Idde, dem gesamten Bauwerk nicht mehr schadet, als nützt.


    Auch finde ich die Verweisung auf die Entwürfe von Patzcke und Co nicht so sinnvoll. Es handelt sich um völlig verschiedene Bauten mit ganz anderen Ansprüchen. Eine Art Pseudo-Jugendstil stelle ich mir sogar als ganz schrecklich vor!
    Andererseits ist vielleicht gerade die Nüchternheit des Chipperfieldbaus der richtige Kontrast zu den umliegenden historischen Gebäuden.
    Sollte vielleicht nicht grade von einem Funktionsgebäude erwarten können, dass es sich den umliegenden historischen Bauten unterordnet?
    Eine gewollte Dominanz des Baus, würde das Gesamtensemble wahrlich weit mehr stören!


    In Bezug auf den Eingangsbereich kann ich deine Kritik nicht nachvollziehen.
    Du schreibst, dass dir die Treppe zu sozialistisch sei! Diese Kritik verstehe ich nicht, was ist eine sozialistische Treppe?
    Meinst du damit etwas a la Henselmann oder die Treppe vom Centrum in Suhl?
    http://www.centrum-warenhaus-suhl.de/
    http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=82317


    Ich verstehe deine Kritik einfach nicht, willst du einfach mehr Ornamente?
    Ist nicht vielleicht der Bau gerade so zurückhaltend und würdevoll wie er an dieser Stelle sein sollte?

  • Kleine Anmerkung, an der Stelle ist das ist nicht die Spree, sondern der Kupfergraben, und meine Beine würde ich da für Geld nicht reinhalten.


    Von der Idee mit der Treppe halte ich gar nichts, wo soll die hinführen? Boote fahren da kaum lang, es gibt keine Uferpromenade und wenn man da eine (so steile) Treppe wie bei den Patschkes runterführt und unten nichts absperrt kann man direkt noch einen Bademeister anstellen der die Leute wieder rauszieht.
    Und wenn man absperrt hat man eine Treppe zum Zaun.

  • Andererseits ist muss man diesem Argument entgegenhalten, dass die Verwendung von Stilelementen bei anderen Bauwerken noch nicht ausreicht, um sie allgemein abzuwerten.

    Das Stilelement an sich ist ja garnicht schlecht. Nur ist es leider das einzige Stilelement des Entwurfs. Der Sockel und die Säulen und mehr ist nicht zu sehen. Vielleicht noch die Treppe. Ich finde die Architektur der Therme in Bad Saarow garnicht schlecht. Nur würde ich sie nicht "würdevoll" oder "kostbar" nennen.

    Ich finde, dass dieses Argument nicht zieht. Ich sehe in erster Linie Verbindungen zu den Bauten in Italien in den 30er Jahren. Wenn du dir die Rückfront von Liberas Palazzo anguckst, wirst du merken, was ich meine!

    Und andere Kommentatoren assoziieren damit einen [url=http://www.tagesspiegel.de/kultur/David-Chipperfield-Museumsinsel;art772,2329586]Überdachten Baustellengang[/url]. Das eine Stilelement ist (meiner Meinung nach) zu schwach, um zu sagen das ist "Italien der 30er Jahre" oder das ist "klassische Moderne". Für mich ist das einfach nur eine offene Wand an einem rechteckigen Klotz. Viel zuwenig um es einen Stil zu nennen.

    Chipperfield hat wohl bewusst schmale Säulen ausgewählt, um dem Vorwurf der Massigkeit zu entgehen.

    Dann hat er total versagt, denn das Gebäude besteht ja nicht nur aus dem Säulengang sondern auch aus dem ganz bewusst massigen Sockel.

    Den von dir geposteten Interviews ist ja auch zu entnehmen, dass gerade Transparenz ein wichtiger Gesichtspunkt für Chipperfield war.

    Und der erklärte Wille, Raum zu schaffen, "der nicht wirklich nützlich ist". Das war wohl auch ein wichtiger Gesichtspunkt des Meisters.

    Die von dir angenommene Geschlossenheit des Gebäudes wäre sicherlich mit verspiegelten Fenstern erreichbar, ist aber unter den bis jetzt bekannt gewordenen Fakten so nicht erwartbar.

    Glaube mir, wenn du direkt davor stehst, wird der Sockel reichen, um den Eindruck eines geschlossenen, abweisenden Bauwerks hervorzurufen. Ganz egal wie offen und luftig das Obergeschoss auch sein mag.

    Ich glaube schon, dass der Chipperfieldbau eine Würde ausstrahlen kann. Dies bedarf aber einer hochwertigen Ausführung.

    Man wird sicher den würdevollsten Beton nehmen, den man finden kann.

    Auch finde ich die Verweisung auf die Entwürfe von Patzcke und Co nicht so sinnvoll. Es handelt sich um völlig verschiedene Bauten mit ganz anderen Ansprüchen.

    Genau. Es kommt darauf an, welches höhere Ziel man verfolgt, dem historischen Ort gerecht zu werden oder möglichst viele Quadratmeter zum Verkauf von Touristennippes bereitzustellen. Patzschkes setzen andere (vielleicht bessere) Prioritäten.

    Eine Art Pseudo-Jugendstil stelle ich mir sogar als ganz schrecklich vor! Andererseits ist vielleicht gerade die Nüchternheit des Chipperfieldbaus der richtige Kontrast zu den umliegenden historischen Gebäuden.

    Kontrast ist Schwachsinn. Kontrast hat nur das, was nicht zueinander passt. Die Hans-Stimmann-Hasser unter den Architekten wollen immer irgendwas mit Kontrast machen. Warum sollten zwei Häuser im Kontrast zueinander stehen müssen? sollen? Kompletter Blödsinn das mit dem Kontrast, wenn du mich fragst, (aber mich fragt ja keiner).


    Nüchternheit meint laut Wikipedia entweder das Gegenteil von Euphorie oder das man länger nichts gegessen hat. Ich würde mir lieber ein Gebäude wünschen, das beim Betrachter Euphorie auslöst, als das Gegenteil davon, obwohl Hunger erzeugende Architektur für ein Museumsrestaurant auch nicht unpassend wäre.

    Sollte vielleicht nicht grade von einem Funktionsgebäude erwarten können, dass es sich den umliegenden historischen Bauten unterordnet?

    Doch sollte man, aber das geht viel leichter, wenn man den Kontext des historischen Baustil aufnimmt und daraus etwas Neues entwickelt, anstatt im Kontrast dazu. Kontrast ist das exakte Gegenteil von Unterordnung. Kontextuellen Städtebau im Sinne der Kritischen Rekonstruktion hat Hans Stimmann das genannt. Es ist aber meistens doch nur Architektur dabei rausgekommen, die entweder (wie Chipperfield) den historischen Kontext komplett verleugnet oder völlig unkritisch rekonstruiert.

    Eine gewollte Dominanz des Baus, würde das Gesamtensemble wahrlich weit mehr stören!

    Und genau das werfe ich dem Chipperfieldbau vor. Anders als die Paschkesskizze zerstört der Chipperfieldentwurf das Ensemble Museumsinsel und tritt dominant hervor. Ein grober Klotz, der weder zu den alten noch den neuen Bauten in der Stadt passen will. Kontrast. Kontrast. Kontrast. Hurra Kontrast!

    In Bezug auf den Eingangsbereich kann ich deine Kritik nicht nachvollziehen. Du schreibst, dass dir die Treppe zu sozialistisch sei! Diese Kritik verstehe ich nicht, was ist eine sozialistische Treppe?

    Ein übertrieben langes und breites Steinmonster. Nur dazu da, durch seine schiere Größe Eindruck zu schinden. Es ist ein Merkmal von politischer Architektur, das mittels monumentaler Treppen versucht wird, dem Besucher Ehrfurcht vor dem "besonderen" Ort einzuflössen. Die Chipperfieldtreppe hat genau diesen gewollt monumentalen Eindruck. Man kann das auch "erhaben" oder "würdevoll" finden, wenn man will. Ich will das nicht. In der DDR war alles aus Beton. Sitzgelegenheiten, Pflanzenkübel, selbst die Tischtennisplatten auf den Spielplätzen. Ich für meinen Teil kann nicht erkennen, das Berlin noch mehr Gebäude braucht, die nur aus Beton bestehen. Da ist die Form schon fast egal. Und die Touris gehen auch nur wegen dem Sandstein zur Museumsinsel. Betonklötze kann sich auch jeder zuhause angucken.

    Ich verstehe deine Kritik einfach nicht, willst du einfach mehr Ornamente? Ist nicht vielleicht der Bau gerade so zurückhaltend und würdevoll wie er an dieser Stelle sein sollte?

    Der Bau ist alles, nur nicht zurückhaltend. Man kann ja auch ohne Schmuck zurückhaltend bauen, aber dann setzt man nicht solche riesen Betonsockel in die Landschaft. Haben sie diesen Artikel gelesen? Vielleicht können sie mich dann verstehen. Schon von der "Mauer" um den sogenannten Kanzlergarten waren die Berliner nicht gerade begeistert. Es gibt keine vernichtendere Kritik an einem Architekten, als wenn man ihm nachsagt, er wolle "in Berlin eine neue Mauer" bauen.