Opern- und Schauspielhaus der Städtischen Bühnen

  • ^ An der Hofstraße fehlen seit einigen Wochen die Fassadenplatten. Auf der Dauerbaustelle wird also gearbeitet:



    Das Vordach zur Anlage hin ist nur ein Gerüst:



    Bilder: epizentrum

  • Fassade Opern- und Schauspielhaus / Kosten

    Die Natursteinfassade an der Südseite ist immer noch nicht vollständig wiederhergestellt. Es sieht immer noch so aus wie auf epizentrums Bild von Januar 2012. Das soll einem aktuellen Magistratsbericht (PDF) zufolge daran liegen, dass sich Normen zur Befestigung von Natursteinplatten geändert haben. Bedauerlicherweise geht aus dem Bericht nicht hervor, warum nun nicht einfach der geänderten Norm entsprechend befestigt wird. Aber das wäre wahrscheinlich zu einfach gewesen. Stattdessen wird jetzt "eine Ausführung als Putzvariante" geprüft. Das soll kurzfristig ausführbar sein.


    Nun auch noch Putz an der Südseite, das nenne ich konsequentes Gebastel. Doch zu den Gesamtkosten dieser Baumaßnahme: Einer aktuellen Kostenhochrechnung betragen diese 59,97 Millionen Euro, wie sich aus demselben Bericht ergibt. Bewilligt waren zuletzt 54,8 Millionen Euro. Zunächst wurden Kosten von 40 Millionen Euro angegeben, siehe Seite 1 des Themas. Ich bin sicher, dass die Hürde von beachtlichen 50 Prozent Kostensteigerung am Ende auch noch souverän überwunden wird.

  • ^ Nicht nur über der Hofeinfahrt (wie der Magistratsbericht durch "über dem Kammerspiel" suggeriert). Wo bis vor wenigen Wochen noch Steinplatten hingen, wird jetzt fleißig verputzt, und zwar die gesamte Front entlang der Hofstraße und zur Untermainanlage:



    Die kleine freie Ecke im Detail:



    Über diesen Slogan ausgerechnet an DIESER Baustelle musste ich herzlich lachen:



    Zu unguter Letzt auch die besagte Hofeinfahrt:



    Bilder: epizentrum

  • Irre. Wie es aussieht, direkt auf das alte Mauerwerk aufgebracht - und was ist mit Dämmung? Möglicherweise nur ein Ausgleichsputz wegen unebenen Untergrunds. Dann dürfen wir uns vielleicht doch noch auf ein Wärmeverbundsystem freuen. 30 Zentimeter Polystyrol, tiefe Fensterhöhlen, Überstände, minderwertig wirkender Oberputz. Patchwork direkt aus der Hölle, so oder so.

  • Vielleicht haben wir ja Glück, und nachts schlägt da mal ein Asteroid ein oder so. Das wäre städtebaulich das beste, was dieser Stelle passieren kann. Absurd wird es endgültig damit, dass man nun auch noch den letzten Ansatz von Wertigkeit in Form von Naturstein durch Putz ersetzt. :nono:

  • Für mich die mit Abstand größte Bausünde Frankfurts. Da kommt nichts mehr gegen an! :nono:


    Selten so eine unausgegorene Flickschusterei wie hier gesehen. Was haben die Leute nur alle gelernt, die an diesem Verbrechen beteiligt waren??


    Nach den ganzen Kosten auch noch dieser "Mängel" hinzugerechnet, sollte man nochmal die Vergleichsrechnung eines Neubaus danebenhalten...


    Aber leider ist das Kind bereits im Brunnen, und wird auch nicht mehr rauskommen.Schande:Nieder:


    Um das Ganze noch zu toppen werde ich mir nochmal die Bilder des alten Schauspielhauses anschauen, natürlich niemals nüchtern;)

  • Ganz so dramatisch würde ich die Architektur der Städtischen Bühnen jetzt nicht beurteilen. Es gibt größere Bausünden in der Stadt. Das "Aquarium" zum Willy-Brandt-Platz aus den 1960ern finde ich großartig - denkt an die Bronze-Wolken, den Chagall-Saal und die herrliche Einblicke und die Aussicht durch die Fensterfront und die Galerie -, die Nordseite mit den grünen Fensterrahmen gelungen, und auch der Bühnenturm der Oper hat was. Immer unter dem Vorbehalt, dass ich gerne das alte Schauspielhaus behalten hätte (plus dann nötige Neubauten dort oder woanders).


    Problematisch sind der Entwurfsmix und das Baumanagement. Für sich betrachtet, sind die einzelnen An-/Umbauten nicht schlecht, aber zusammengestöpselt, wie sie es hier nun einmal sind, geht es gar nicht. Und in punkto Termintreue, Budgetkontrolle, Konfliktlösung und Kommunikation gibt es hier allergrößtes Verbesserungspotential.

  • Doch epizentrum, genau so dramatisch ist es zu beurteilen. Es mag ja sein, dass die Front für sich betrachtet so schlimm nicht ist. Wenn man aber bedenkt, was dafür ohne Not und im fast originalen Zustand in die Tonne getreten wurde, könnte man glatt ein Blutbad anrichten. Da können mich die "Bronzewolken" auch nicht vom Hocker reißen (ich weiß schon, is Kunst...).


    Da man ein Gebäude aber ohnhin im Gesamten beurteilen sollte, möchte ich mich doch dem Ansinnen von RMA anschließen. Ich werde den ersehnten Kometeneinschlag künftig in mein Nachtgebet einschliessen.

  • Das mag ja alles richtig sein. Und doch ist es vergossene Milch, Wehklagen bringen den alten Zustand nicht zurück. Und nicht zu vergessen, dass die Strukturen des alten Schauspielhauses zwar seit Anfang der Sechziger umbaut waren, maßgeblich aber durch den Opernbrand im November 1987 verloren gingen.


    Auch nicht ganz fair ist es, die Front zum Willy-Brandt-Platz nach ihrem aktuellen Bauzustand zu beurteilen. Jämmerlich, da wird niemand widersprechen. So darf man ein dermaßen exponiertes Gebäude nicht verwahrlosen lassen. Doch das ändert nichts an den sehr wohl gegebenen architektonischen Qualitäten.


    Um nochmals auf das aktuelle Thema zurückzukommen: An zahlreichen anderen Orten ließ sich in der letzten Zeit beobachten, dass Fassadenverkleidungen kontrolliert und oft wohl auch die Befestigungen von Verkleidungselementen erneuert wurden. Das mag durchaus mit den im Magistratsbericht erwähnten neuen Normen zusammenhängen. Doch überall blieb die Fassade danach erhalten (wenn sie nicht mindestens gleichwertig durch eine neue Bekleidung ersetzt wurde). Nur an dieser Stelle weiß man sich offensichtlich nicht anders zu helfen, als die Natursteinfassade abzunehmen und durch Putz zu ersetzen.

  • So, ich gieße Öl ins Feuer:



    Über dem Putz von den vorigen Fotos liegt jetzt bereits die frische Farbe. Fassadenplatten, adieu:



    An der Ostseite macht man sich mittlerweile ebenfalls an den Platten zu schaffen, wobei diese Szene hier fast den Eindruck vermittelt, es würden Platten ausgetauscht:



    Weiter vorne sieht es wieder sehr nach Entblättern aus. Ob uns auch auf der Ostseite Putz statt Stein droht?



    Bilder: epizentrum


    P.S.: Auf die letzte Frage kann aufgrund der Information von Dezember 2011 die folgerichtige Antwort nur lauten: Ja, an der Ostseite, der Südseite und der Westseite wird man die Platten durch Putz ersetzen. Mir graut es.

    2 Mal editiert, zuletzt von epizentrum () aus folgendem Grund: P.S.

  • Das Ganze ist für mich - wenn es nicht so unendlich traurig wäre - die Lachnummer der ganzen Stadt. Ein Schildbürgerstreich allererster Güte. Ich frage mich ernsthaft, ob man sich das als Bürger dieser Stadt gefallen lassen muss - leider ja. Hier verpfuscht man Millionen, die man andernorts, z.b. bei der auch hier im Forum zurecht kritisieren Schmalspur-U-Bahn-Variante ins Europaviertel, weitaus besser hätte einsetzen können. Das macht mich alles so traurig.

  • Im Endeffekt badet man hier nur den Baupfusch vergangener Generationen aus. Wenn man sich mal mit dem Dom-Römer-Projekt beschäftigt, und in den Ausschüssen anhört, unter was für haarsträubenden Umständen etwa die Tiefgarage unter dem Dom-Römer-Areal gebaut wurde (nahezu keine Dokumentation der gesamten Technik und Versorgungsleitungen vorhanden), so fragt man sich schon, ob es in den Bauämtern in vergangenen Jahrzehten nicht wie bei Mad Men zuging.


    Aber zurück zum Thema: effektiv bleibt ja gerade bei so einer Fassadenverkleidung wohl gar nichts anderes übrig, als sie zu erneuern, leider. Sonst drohte wahrscheinlich schon bald, dass sie sich löst und eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellt. Da ist die Putzlösung wohl noch das Günstigste. Insofern wundert mich nach dem bisherigen Bauverlauf ehrlich gesagt auch, dass jetzt doch Platten ausgetauscht werden?

  • *Ironie an*...wenn die Ostseite duch den Putz verpf...äh ...verschönert wird, bleiben uns wenigstens die fabelhaften Fenster als Reminiszens and die 80er und ausdrucksstarken Farben Frankfurter U-Bahn Wagons ? *Ironie off*


    ...ma ehrlich, nix ist schlimmer als die grauen Platten...ausser die Fenster...

  • Gute Nachrichten! Mein Eindruck täuschte mich nicht. An der Ostseite hat man die maroden Steinplatten durch Neue getauscht. Die ganze Seite ist inzwischen wieder mit Steinplatten verkleidet. Nur die Süd- und die Südostseite bleiben wohl verputzt. Das hier scheint der Endzustand zu sein - Putz in frischem Steingrau:



    Bild: epizentrum


    Das passt eigentlich optimal zum Staabschen Siegerentwurf zum Jüdischen Museum gegenüber.

  • An der südlichen Einfahrt (letztes Bild hier) werden die alten Steinplatten wieder angebracht, wie an der Ostseite. Kein Kommentar. :nono:



    Bild: thomasfra

  • Neutrale Rückseite

    Das Baugerüst ist weg. Die Rückseite hat eine Wand in uni grau erhalten. Ich würde sagen, es sieht neutral aus. Eignet sich für große Werbe-Banner von Theater-Premieren.

  • ^ So sieht's aus:



    Bild: epizentrum


    Ich schätze, dass wir das ungewohnte Bild des fast gerüstfreien Komplexes nicht lange genießen können; denn Dezernent Semmelroth schlug vor kurzem - unter anderem in einem Interview mit der FAZ - schon einmal seine Pflöcke in den finanzpolitischen Boden: In den nächsten Jahren bestehe an den Städtischen Bühnen ein Sanierungsbedarf von 129 Mio. Euro, sagte er.

  • Die FR widmet sich heute im Frankfurt-Teil mit einer Doppelseite dem maroden Schauspielhaus (auch Online). Demnach ist das Haus eigentlich fast nicht mehr benutzbar. Die Rede ist unter anderem von undichten Dächern, über 100 Jahre alten Brandschutztüren und Wasserleitungen sowie feuchten Wänden (es muss also doch im Kern noch alte Bausubstanz vorhanden sein), nicht vorhandener Dämmung (sinngem. "man heizt den Willi-Brand-Platz mit"), eine zusammengestückelte und nicht mehr voll funktionsfähige Haustechnik (Klima-, Heizungs- und Lichtanlage). Sanierungskosten sollen bei 129 Mio € liegen. Das ist mit Sicherheit tiefgestapelt, wie man bei öffentlichen Projekten ja meist erfahren müsste.


    Mein Wunsch (ich weiß, aus mehreren Gründen ein sehr unrealistischer): "Herausschälen" des Altbaus, Sanierung incl. neuer Haustechnik, Alles was dann sonst nicht mehr rein passt kommt in ein Hochhaus an der Südseite... man wird ja noch mal träumen dürfen. :lach:

  • Anlässlich des nachfolgenden Schnappschusses sei daran erinnert, dass die Fassadenarbeiten an der südwestlichen Ecke noch immer keinen Abschluss gefunden haben. Nebenbei bemerkt, ist es den beteiligten Architekten der letzten Jahrzehnte auch im Dachbereich des Komplexes gelungen, eine beinahe überschäumende Stil-Melange zu kreieren:



    Bild: epizentrum

  • "Ziel ist die Ertüchtigung des gesamten Gebäudekomplexes"

    Das Hochbauamt der Stadt hat im vergangenen Jahr für die Städtischen Bühnen mit Oper und Schauspiel einen Auftrag für ein Ingenieurbüro für die Gebäudeanalyse und die Erarbeitung eines Sanierungskonzepts ausgeschrieben. Der Auftrag ist in neun Lose aufgeteilt. Als Ziel der Maßnahme wird in der Ausschreibung schlicht die "die Ertüchtigung des gesamten Gebäudekomplexes" genannt. Die Doppelanlage soll übrigens als größter kommunaler Theaterbetrieb in Deutschland gelten, heißt es auch in der Ausschreibung, bestehend aus aus vier Veranstaltungshäusern mit 2.400 Sitzplätzen (Oper 1.400, Schauspiel 700, Kammerspiele 200 und Nachtfoyer 90 Sitzplätze) und einer BGF von 68.000 m².


    Nun liegt das Ergebnis vor. Welches Büro jeweils den Zuschlag erhalten hat, kann hier nachgelesen werden. Die Bestandsaufnahme der baulichen und technischen Anlagen soll in der Spielpause im Sommer 2015 beginnen, die Ausarbeitung für das Sanierungskonzept soll sich im 1. Quartal 2016 anschließen.


    Es tut sich also etwas. Zur Notwendigkeit einer Sanierung wurde oben schon einiges geschrieben. Zum Zustand etwa der Fassade zum Willy-Brandt-Platz sei an die Fotos von thomasfra aus dem Jahr 2010 erinnert.