Bauprojekte am Askanischen Platz (Kreuzberg)

  • ^
    Ich denke das liegt vorallem daran, dass Stadtplanung/gestaltung zu einem empfindlichen Thema geworden ist.. Vorallem in der Stadtmitte und man es nicht mehr einfach so zulässt/zulassen will dass die umgebung mit willkür gestaltet wird sondern mit einem sinnvollen konzept..


    Soein interesse kann man ja nicht nur vereinzelt erkennen sondern in breiten massen (man siehe die Protestbewegungen bei Mediaspree, Tempelhof)


    Innerhalb eines Threads bitte möglichst wenig zitieren. Der Strang ist sonst mühsam zu lesen, weil Dinge sich wiederholen.
    Bato


  • Sorry, wenn ich jetzt wirklich polemisch werde, aber diese ganzen Altmännerfantasien von "deutscher" oder "berlinischer" Architektur,


    Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Altmännerfantasien eher die Moderne betreffen. Gerade die Jüngeren sind diejenigen, die die traditionelle Bauweise verteidigen. Alle Bauten die aufgezählt worden sind, sind von Architekten konzipiert worden, die heute mindestens 70 sind. Ob man nun das Palladium von Sawade nimmt, oder Plattenbauten im ehemaligen Ostteil.



    die dann immer wieder wie ein weichgespülter Speer aussieht ist doch ein provinzieller Sonderweg, über den man sich international totlacht...


    Sorry, aber das ist Beliebigkeitsgelaber!

  • Auch wenn ich jetzt nicht lange rumtexten will muss ich kurz auf Urbanists #37 antworten.
    Hier stehen sich grundauf verschiedene Fraktionen / Ansichten gegenüber. Dass Berlin ausserhalb Berlins für sein Chaos "geliebt" wird, trifft beispielsweise zum nur sehr begrenzten Teil zu. Frägt man sich schonmal durch die westdeutsche Population, so wird trotz viel Herausragendem Berlin als chaotisch-negative Stadt empfunden. Naserümpfen gar oft mitinbegriffen! Weshalb das so ist, liegt eindeutig an der fehlenden roten Linie. Auch bei internationalen Besuchern findet sich meiner Erfahrung nach nur ein sehr begrenzter Teil, der Berlins seines Chaos wegens stylisch oder cool findet. Klar gibt's eine Klientel - bei architekturinteressierten Menschen wie wir es sind sogar eine besonders ausgeprägte - die auf beissende Solitäre steht, hauptsache neu, hauptsache aussergewöhnlich, hauptsache Kontrast. Nachhaltig ist das nicht und trifft das ausserdem hier wirklich zu (@ Ask. Pl. 1)?
    Meine Meinung: nö, das is sch-langweilig.

  • Was mich an der Diskusion wundert ist, das gute moderne Architektur mit Speer light gleichgesetzt wird und deshalb verboten ist. Aber am Potsdamer und Leipziger Platz gibt es auch gute unspeerige Architektur. International ist ein große Auswahl an guter moderner Architektur vorhanden, für den Askanischen Platz wurden also viel Chancen vergeben.

  • Ich finde wie gesagt auch nicht, daß dieser Bau ein Highlight o.ä. ist, aber die Diskussion hat ja damit angefangen, daß er von einigen heftig kritisiert wurde, und das finde ich unangemessen; vielleicht liegt der Diskussionsbedarf daran, daß der Bau nicht spektakulär, aber exemplarisch ist, und die Gestalt einer Stadt sich im wesentlich nicht an wenigen besonderen, sondern einer großen Zahl eher anonymer Bauten entscheidet, und da kann man schon grundsätzlich darüber diskutieren, was denn angebracht sei...
    Kent:
    Das Palladium von Sawade habe ich mit keinem Wort erwähnt, dieses Teil finde ich ziemlich übel und ist keineswegs das, was ich mir unter guter zeitgenössischer Architektur vorstelle...
    Mit den "Jüngeren", die sich für traditionelle Architektur einsetzen sind ja wohl kaum jüngere Architekten oder Planer gemeint (die kommen in B ja nur ziemlich begrenzt zum Zuge), sondern doch wohl eher jüngere Laien...
    @Andi777:
    Wenn die Leute von auswärts über das Chaos hier die Nase rümpfen und es negativ finden, dann frage ich mich nur, warum sie dann in solchen Scharen hier aufschlagen, daß man sich vor Besuchern/Teilzeitbewohnern kaum noch retten kann und an jeder Ecke Hotels/Hostels entstehen, um sie unterbringen zu können...
    Berlin ist immer wieder der Gegenstand von Homogenisierungsversuchen verschiedenster ideologischer Hintergründe geworden, und am Ende wurde alles nur Fragment und eine weitere Schicht seiner chaotischen Textur...
    Ist alles sehr gut dargelegt in Philipp Oswalts "Berlin, Stadt ohne Form";
    D.h. ich plädiere also keineswegs für einen Corbusier'schen "Plan Voisin", um B als moderne Idealstadt auferstehen zu lassen, aber ich verstehe auch nicht die Kritik mancher, die alles was sich jenseits "guter" (sprich traditioneller, neoklassischer) Architektur zu bewegen wagt deshalb angreifen, weil es nicht dem entspricht, was seit ca. 15 Jahren als "Berlinische Architektur" propagiert wird.

  • Klassizismus in schinkel'scher Tradition hatte man sich in B schon mal kurz als Nationalstil auf die Fahne geschrieben. Rausgekommen ist dabei die Stalinallee / Karl-Marx-Allee...in der freien Welt damals belächelt, heute unter Denkmalschutz und nach wie vor sehr beliebt. Das vielleicht auch zur unterschiedlichen Wahrnehmung von Stilen.


    Um aber mit der Diskussion nicht zu weit abzuschweifen frage ich einfach mal, ob ihr das Gebäude als Bereicherung sehen würdet?!


    Ich meine, stadträumlich ja, architektonisch nein.


    Kann jemand sagen ob es schon einen Mieter gibt? Bei so viel leerem Büroraum in der Stadt kann ich mir immer nicht vorstellen dass jemand da unten neu baut...

  • Ja der Deutsche Kassenverband wie auch schon auf der anderen Seite beschrieben verlegt seinen Sitz von Siegen bei Bonn nach Berlin und nimmt fast 80% des Gebäudekomplexes ein, im Erdgeschoss befinden sich Läden. Nur die letzte Etage ist zu vermieten wird aber aufgrund der hohen Bürodichte rund um den Potsdamer Platz schnell besetzt und vermietet sein:daumen:

  • Ich denke schon, dass es sich bei diesem, sogenannten neuen "Berliner Baustil" um eine art Neohistorismus handelt. Viele bauten erinnern mich an die Zeit der frühen Moderne im Bauwesen bis zum ersten Weltkrieg. Messels Warenhaus am Leipziger Platz z.B. Das die breite Masse das gut findet, heisst nicht, das es auch das non plus ultra ist! Ich habe lange gewartet, bis dieser Stil auch bei uns in der "Provinz" ankommt. Und tatsächlich, neulich sah ich, unweit meiner Straße, ein paar stolze Eigenheimbesitzer ihr Haus mit Sägezahnstuckleisten und Fenstersimsen aus Hartschaum aufmotzen. Auch prunkvolle Mietwonungen kommen, neuerdings, auch in diesem, etwas reaktionären, Hartschaumkostüm daher. Meine Überzeugung ist, dass in der beliebigkeit vieler Städte, die oftmals zwar modern sind aber eben nicht qualitätvoll gestaltet, die einzelnen dazu bringt, trditionen im Bauen neu zu entdecken. Viel zu oft geht diesr Versuch allerdings, heute wie vor hundert Jahren, mächtig in die Hose und es entsteht Kitsch.

  • Klassizismus in schinkel'scher Tradition hatte man sich in B schon mal kurz als Nationalstil auf die Fahne geschrieben. Rausgekommen ist dabei die Stalinallee / Karl-Marx-Allee...in der freien Welt damals belächelt, heute unter Denkmalschutz und nach wie vor sehr beliebt. Das vielleicht auch zur unterschiedlichen Wahrnehmung von Stilen.


    Gleiches gilt aber auch für das westliche Pendant, das Hansaviertel, was von vielen Menschen, die eher historisierende Bebauung lieben, gar nicht verstanden wird.

  • 'Frägt man sich schonmal durch die westdeutsche Population, so wird trotz viel Herausragendem Berlin als chaotisch-negative Stadt empfunden.'


    Das hat andere Gründe und liegt eher im provinziellem Selbstverständnis dieser Menschen als in Kritik an Architektur. ;)

  • Hauptsache der Bau hat einen langfristigen Mieter für die nächsten Jahrzehnte, der garantiert, dass das Haus von aussen sauber und in Ordnung gehalten wird.


    Angesichts der flächendeckenden Scheußlichkeiten, ist, wie schon gesagt wurde, die Gegend architektonisch sowieso nicht mehr zu retten.

  • Ich frage mich, wieviele Laien dieses Gebäude gut finden (unabhängig vom Vorbestand). Ich finde es jedenfalls ziemlich langweilig. Auf den Renderings sah es noch ganz ok aus, aber im Original ist es überhaupt nicht mein Fall.

  • Stimmt Digger.Die Rends waren zwar auch nicht so mein Ding, aber auf sahen auf jeden Fall vielversprechender aus. Man kann doch auch einfach mal oberflächlich an die Sache gehen.


    Genau, wie man hier anscheinend gerne noch mehr Hansaviertel hätte, wieso sollten andere nicht wieder Wertheims wollen? Dass manche es hier/in Fachkreisen gut findest, heißt genauso wenig, dass es das non plus ultra ist. Messels Wertheim war auch ein stilprägender Bau. Wenn man "euren" Hansaviertel-Stil imitieren darf, wieso dann nicht auch seinen? Und von der Boulevardwirkung der Stalinallee ist das Buschdorf namens Hansaviertel ja wohl Meilen entfernt!


    Ich wills hier ja nicht wie geleckt haben. Aber weil die Touris oder Migranten aus bayerischen Kleinstädten - die dann im hippen gründerzeitl. geprägtem Prenzlauer Berg, Fritzenhain oder Xberg leben - das berliner Chaos so toll finden, muss man es den Ureinwohnern nicht vorschreiben.

  • Ben:
    Daß es hier verschiedene "Fraktionen" mit unterschiedlichen Ansichten gibt ist ja offensichtlich; und ich denke daß die Neohistorismus/Traditionalismus/Neo-Messel Seite in den letzten 15 Jahren auch reichlich bedient wurde ist wohl auch unbestritten, aber die "zeitgenössische" Architektur hatte es im Berliner Zentrum von wenigen Ausnahmen mal abgesehen doch recht schwer, und deshalb begrüße ich es, wenn Investoren scheinbar nun verstärkt auch dieser Richtung eine Chance einräumen...
    Das Hansaviertel wollte ja auch nie eine "Boulevardwirkung" erzielen, sondern ja bewußt eine Antithese zur neotraditionellen Monumentalarchitektur im Osten sein...
    Und das "Berliner Chaos" wird nie zu bändigen sein, auch wenn manche Ureinwohner (und vielleicht ja auch manche Touristen) sich das wünschen; in einem dialektischen Sinne müßte ich jetzt sogar sagen "voran Ihr Neoklassizisten!", auf daß eine neue Schicht von Fragmenten mit wunderbar absurden Kollisionen mit der bestehenden Textur entstehe...:lach: