Bahnhofsviertel: Sanierung, Um- und Neubau

  • Am Hauptbahnhof 16 / Moselstraße 43 - Parkhaus und Baulücke Moselstraße

    Auch ich habe mich unter die unerschrockenen Gefahrensucher begeben und ein Foto der künftigen Moselstraße 43 gewagt. Vorgestellt wurde das aus eben der Blockrandbebauung und einem deutlich größeren Baukörper im Blockinneren bestehende Projekt an dieser Stelle. Wenn ich es richtig sehe, fehlt der Moselstraße 43 noch das Staffelgeschoss.


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    Bild: Schmittchen

  • Revitalisierung Wiesenhüttenplatz 39

    Gewissermaßen ein Microliving-Apartmenthaus weit vor der Zeit ist das siebengeschossige Gebäude Wiesenhüttenplatz 39*. Im Erdgeschoss befanden sich Einzelhandel und Touristikunternehmen, in den Obergeschossen ausschließlich oder zumindest überwiegend Ein­zim­mer­woh­nungen. Jetzt steht das Gebäude komplett leer und ist von Bauzaun umgeben. Offensichtlich stehen Bauarbeiten bevor.


    Was geplant ist, geht aus einem aushängenden Bauschild hervor: "Errichten eines Windfangs und Erweiterung der Ladenflächen im EG durch Fassadenänderungen an einem Wohn- und Geschäftsgebäude". Bauherr ist eine Tessky Grundstücksverwaltung GbR aus Stuttgart, Tennigkeit + Fehrle Architekten sind Entwurfsverfasser, ebenfalls Stuttgart.


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    Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/5323_wiesenhuettenplatz_39.jpg

    Bilder: Schmittchen



    * Diese Seite des Wiesenhüttenplatzes gehört zum Gutleutviertel. Doch für eine Mehrheit dürfte das Grundstück "gefühlt" im Bahnhofsviertel liegen, daher dieser Strang.

  • Schade, dieser Plattenbau verdient finde ich keine Revitalisierung. Ein Abbruch wäre hier wünschenswert gewesen. Gegenüber steht Le Meridien, eine der schönsten Hotelgebäude in Frankfurt (das alte Teil), und die Atmosphäre auf dem ganzen Platz wird durch den Plattenbau (und sein Nachbarn) völlig ausser Balance gebracht.

  • aus dem grausigen klobigen Kasten lässt sich aber nichts halbwegs ansehnliches machen. Da hilft nur Abriss. Bei tatsächlich erhaltenswerten Altbauten ist man mit der Abrissbirne in dieser Stadt ja leider auch alles andere als zimperlich...

  • Das man bei einigen Albauten tatsächlich ein wenig zu forsch ist mag natürlich sein, da gebe ich Dir recht Rohne .
    Aber das man aus dem Kasten nichts machen kann, ist Nonsense und das Argument von Fredersen ist auch nicht von der Hand zu weisen.

    Wenn die Deckenhöhe und die Grundstruktur des unansehnlichen Klotzes für die zukünftige Nutzung brauchbar ist, kann man da so ziemlich alles draus machen. Ist halt die Frage, wie weit man zum Beispiel in die Fassade eingreift. Theoretisch könnte man ja bis aufs Skelett zurückbauen oder zumindest die Fassade komplett neu gliedern und aufbauen. Selbst mit minimalem Aufwand, ein paar Balkonen oder Loggien, würde der monotone Klotz bereits ordentlich an Struktur gewinnen. Und optisch wärer das dann schon gar nicht so weit weg, von dem was aktuell im modernen Baustil fabriziert wird. Wahrscheinlich würde am Ende auch ein neues Gebäude an der Stelle gar nicht so viel anders aussehen. Ich glaube kaum, dass an der Stelle als Nachfolge ne ReKo oder eine Neuentwicklung in Gründerzeit-Optik im Raum stünde.

    Denn fairer Weise muss man ja leider auch sagen, dass der wunderschöne alte Teil des le Meridian den Platz eher aus der Balance bringt Fettucine . Denn der Rest der Bebauung um das historische Gebäude, besteht leider nur aus quadratischen Klötzchen (siehe auf Google Maps). Der „moderne“ Part des le Meridian oder das Savoy nebendran, sind jetzt auch nicht gerade Perlen der Architektur.

    Schauen wir doch erst mal was da kommt, vielleicht werden wir ja positiv überrascht. Und wenn nicht, steht der Kandidat dann sicher ohnehin ganz oben auf der Liste, wenn das Viertel den nächsten Boom erlebt.

  • Was ist das denn für eine verquere Argumentation. Die Altbauten bringen den Platz aus der Balance weil sonst lauter Schund dort herumsteht? Ernsthaft??? Viel eher ist es doch so, dass die neueren Kisten das Problem sind, die nach und nach beseitigt gehören. Im Bahnhofsviertel gilt immer noch eine Gestaltungssatzung. Wenn sich an die auch mal gehalten würde, dann würde ein Neubau eben nicht ansatzweise so aussehen wie die furchtbare pseudomoderne Stangenware die aktuell so errichtet wird, und die wie du selbst festgestellt hast wohl schon das Maximum an möglicher "Verbesserung" für diesen grausamen Kasten wäre.

  • Das war auch keinster Weise ein Plädoyer für die mittelprächtigen, modernen Schachteln die da rum stehen lieber Rohne .

    Ich wollte lediglich anmerken, das hier ein dramatisches „den Platz aus der Balance bringen” eher nicht gerechtfertigt ist, da es an diesem Platz fast ausschliesslich mittelprächtige, modernen Schachteln gibt. Und abgesehen davon, steht das zu revitaliserende Gebäude noch nicht mal am Wiesenhüttenplatz selbst sondern in der Wiesenhüttenstraße die zum Platz führt. Hier noch mal die Übersicht (via Google-Maps).

    • Bin ich also ein Fan des Bauwerks oder dessen Architektur: Denfinitv nicht!
    • Bin ich ein Fan der Revitalisierung: Kommt darauf an was man draus machen will, wir haben ja noch nicht mal ein Rendering gesehen!?
    • Bin ich der Auffassung, dass dort bei einem Neubau ein wesentlich ästhetischeres Gebäude enstehen würde: Wahrscheinlich eher nicht, auch wenn es durchaus wünschenswert wäre. Und somit ein noch sinnvoll nutzbares Gebäude abzureissen, nur um ein „mehr oder weniger identisches“ an gleicher Stelle zu errichten wäre in der Tat Verschwendung von Energie und Ressourcen.
    • Glaube ich, dass es den Wiesenhüttenplatz und „seine Balance“ irgendwie tangiert: Nö


    PS: Kleine Anmerkung zur Gestaltungssatzung und einer etappenweise Neuordnung (Projekt für Projekt) im Sinnne der Selbigen – direkt nebenan ensteht gerade aktuell das Kreisler.

  • @sweet_meat Genau, fast der gesamte Platz sieht recht schrecklich aus ausser die paar Altbauten, die da rumstehen. Das könnte einer der schönsten und lebendigsten Plätze in Frankfurt sein. Vor dem Krieg war es bestimmt ein sehr schöner Ort im Bahnhofsviertel. Heute treibt da niemand heurum ausser eineige ahnungslose Hotelgäste höchstens. Irgendwo sollte man mit der Umgestaltung anfangen. Wiesenhüttenplatz 39 ist eine gute erste Adresse. Aber eine der Probleme des heutigen Baus dort ist dass die Südostwand niergendwo anschliesst und daher immer einen merkwürden Eindruck hinterlassen wird. Eigentlich müsste man die Lücke zu Wiesenhüttenplatz 37 komplett schliessen um einen schönen Übergang hinzubekommen und den Platz genauer zu definieren. Dafür müsste natürlich auch Nr.37 weg. Beide Gebäude haben bunkerartige Wände und das passt dort überhaupt nicht hin. Eine Sanierung könnte klappen, aber dafür müsste eine Meisterleistung entstehen und das wissen wir alle ist in der heutigen Architektur sehr selten.


    Fakt ist der Wiesenhüttenplatz verbirgt sehr viel Potential vor allem wegen dem schnuckeligen Form und dem alten Teil von Meridien. Das ist für mich der Basis worauf man bauen sollte. Darüberhinaus fehlt es im Bahnhofsviertel an Plätze. Irgendwo muss man anfangen und die 60-70er Bauten machen es sehr schwer aus dem Plattenbau-Format, die dort heute herrscht, wegzukommen. Der Platz müsste kleinteiliger und vielfältiger werden. Dann haben wir es geschafft.

  • Müsste-könnte-sollte-hätte. Schon etwas müßig, meinst du nicht? Oben ist ein Foto des Bauschilds, trage dem Bauherrn doch deine Vorstellungen vor.


    Die Realität ist eine andere, und nein, sie entspricht solchen Wünschen bisher nicht. Zur Planung habe ich nämlich doch noch etwas bei Instagram gefunden:


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    Bild: Tennigkeit + Fehrle Architekten


    Von denselben Architekten (und Ingenhoven Architects) stammt übrigens auch der Entwurf für die fast fertige Calwer Passage in Stuttgart. Von daher ist nicht damit zu rechnen, dass es der Begrünung an der Stirnseite an Üppigkeit mangeln wird.


    Zum Schluss noch etwas, was vollends den Stecker ziehen dürfte: Auf dem Grundstück stand einst das Hotel Hospiz Schweizerhof. Das gab es mit demselben Namen zumindest auch in München und Köln, eine frühe Hotelkette offenbar. Nutzloses Wissen - leider ...


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    Ansichtskarte, gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen)

  • Warum sollte die Ansichtskarte nutzlos sein? Das Bild und Hotel sind doch inspirierend. Respektable Architektur. Eine Quelle für zukünftige Stadtreparatur (ob für jetzt oder in 70 Jahren von heute).

  • Schade, dieser Plattenbau verdient finde ich keine Revitalisierung. Ein Abbruch wäre hier wünschenswert gewesen.

    Die Niddastrasse 57 ist ein Beispiel für eine gelungene Revitalisierung und Umnutzung. Das haben wir (preise 2019) für unter 10 eur/qm realisieren können... Wie Fredersen sagt, dürfte nur noch viel weniger abgerissen und neugebaut werden, wenn wir die Erderwärmung stoppen wollen, zudem sagen neuste städtebauliche Forschung, dass Verdichtung gar nicht wünschenswert ist, sondern wie in Frankfurt ja schon gut angelegt, es Gartenstädte in der Fläche geben müsste, um weiter erträgliches Klima in der Stadt zu behalten...

  • Die Antworten auf deine Behauptungen wurden leider verschoben, nämlich hierhin: Städtebauliche Ziele und Visionen - der Diskussionsstrang


    Für diesen furchtbaren Plattenbau ist ein Abriss definitiv das einzig zielführende. Und wäre übrigens, wie in jenen verschobenen Antworten von mir auch schon dargelegt, mindestens langfristig auch deutlich ressourcenschonender als alle paar Jahre an solchen furchtbaren städtebaulichen und architektonischen Sündenfällen herumzudoktern. Auch dein Beispiel aus der Niddastraße sehe ich da als alles andere als gelungen.

  • @l.blissett42 Als Nachhaltige Architektur hat sich bis her nur die Architektur von vor dem Krieg bewiesen. Die Häuser stehen teilweise seit hunderten Jahren und sind heute beliebter als je zuvor. Das meiste was danach kam inklusive Wiesenhüttenplatz 39 ist nicht nachhaltig und wird daher massenweise abgerissen und ständig umgebaut wie das Beispiel hier zeigt. Und das ist nicht gerade nachhaltig. Die klassische Architektur mit seiner Zeitlosigkeit ist dagegen im Vergleich eher ein mittel gegen die Erderwärmung.


    Wiesenhüttenplatz 39 wird in zwanzig-dreißig Jahren wieder neu umgebaut werden müssen, da die Fassade dann schon wieder unmodern sein wird. Das wird so lange passieren bis auf dem Platz ein Gebäude steht der ästetisch hochwertiger ist und eher an die Prinzipien der klassischen Architektur angepasst sein wird.

  • Die Häuser aus den 1950ern stehen doch noch. die fallen genauso wenig um wie die Gründerzeitler.

    Dass sie noch nicht hundert Jahre gehalten haben, liegt in der Kraft des Faktischen.

    Dass sie dir ästhetisch nicht gefallen, ist ja in Ordnung, aber kein allgemeingültiger unumstößlicher Fakt.

  • Fredersen Ist das 1950er-Architektur? Hätte jetzt eher auf 60iger getippt. Bei der 1950er-Architektur gibt es in der Tat einige erhaltenswerte Bauten. In den 60igern wurde diese Qualität leider nicht mehr geliefert.

  • Bei der Sanierung des Geschäfts- und Apartmenthauses Wiesenhüttenplatz 39 handelt es sich um einen eher minimalinvasiven Eingriff.


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    Im Wesentlichen geht es wohl es um die Geschäftslokale im Erdgeschoss und um die Fassade. Deren farbliche Gestaltung könnte man sich als bauzeitlich vorstellen. Die Apartments werden weiterhin genutzt, wie die provisorische Briefkastenanlage an der Straße zeigt. Vorher-Bilder gibt es in #902.


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    Bilder: Schmittchen

  • Fertigstellung Gutleutstraße 5 (Ex-DAVG)


    Im Juli 2021 von Epizentrum vorgestellt ist das Vorhaben bis auf ein paar Gerüste an der östlichen Penthouseseite fertiggestellt #870. Die hier realisierte Fassade ist optisch ein Doppelgänger des Vormodells.


    <woltlab-metacode-marker data-name=dsc09015bzwfa1.jpegBlick von gegenüber


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  • Ökologisch sicherlich lobenswert, aber dass man exakt die gleiche Fassade montiert hat ist eigentlich fast schon Getrolle der Bauherren, oder? Unfassbar unpassend.

  • Gutleutstraße 15

    In den vergangenen Jahren dokumentierte epizentrum die Sanierung des denkmalgeschützten Gründerzeit-Hauses Gutleutstraße 15, im Stil der Neorenaissance erbaut um 1886. Die hervorragenden Beiträge finden sich in diesem Thread, unter anderem hier mit Vorzustand sowie dort und dort.


    Jetzt wurde die Sanierung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst mit dem Preis "Denkmal des Monats" ausgezeichnet. Dazu unten ein Auszug aus der Pressemitteilung des Ministeriums von Anfang Februar und drei Fotos. Auch die FR hat einen Bericht online.


    Gründerzeit-Haus im Frankfurter Bahnhofsviertel ist „Denkmal des Monats“

    Das Haus in der Frankfurter Gutleutstraße 15 ist ein Hingucker: rotweiße Fassade, geschmückte Säulen, schmiedeeiserne Balkonbrüstung, die Weinbar im Erdgeschoss lockt Publikum an. Noch vor ein paar Jahren war das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert heruntergekommen. Eigentümer Andreas Seydelmann hat es instand setzen lassen und zu einem belebten Wohn- und Geschäftshaus im Bahnhofsviertel umgestaltet, ohne den Reiz der Gründerzeit zu verlieren. Dieses Engagement wurde nun gewürdigt: Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat das Haus heute als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet und Andreas Seydelmann 1.000 Euro Preisgeld überreicht.

    „In einem Kulturdenkmal spiegeln sich immer auch die sich wandelnde Nutzung, der Zeitgeschmack und die Bedürfnisse der Menschen wider. Noch bis vor einigen Jahrzehnten waren die Bauherren wenig begeistert vom Gründerzeitstil; sie überklebten die Fassade mit Fliesen und ließen künstlerische Details verschwinden“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Andreas Seydelmann hat den Charme des Gebäudes aufleben lassen und gleichzeitig ein historisches Haus mit neuem Leben gefüllt – dafür danke ich ihm herzlich und gratuliere zur Auszeichnung. Er und viele andere Eigentümerinnen und Eigentümer in Hessen engagieren sich für ein behutsames, generationenübergreifendes Weiterentwickeln und Weiterführen unserer Ressourcen. Ihr Ziel ist es, der nächsten Generation die kulturellen Errungenschaften der Vergangenheit mit all ihren Zeitschichten möglichst unbeschadet zu übergeben.“

    Das Haus in der Gutleutstraße 15 wurde um 1886 für den Möbelfabrikanten Friedrich Gehrig gebaut. Nach einem Generationswechsel wollte die Eigentümerfamilie die leerstehenden Gewerbeflächen reaktivieren sowie Fassaden und Gebäudeinneres sanieren. Während der Bauarbeiten von 2016 bis 2019 fanden die Fachleute Überreste von rotem Mainsandstein, aus denen sie Details wie rote Sandsteinbänderung oder Plasterdekoration an der Fassade rekonstruieren konnten, und machten eine spektakuläre Entdeckung im Foyer: Unter der Nachkriegs-Fliesenverkleidung und Tapeten war eine bauzeittypische Dekorationsmalerei versteckt, wie sie nur selten in diesem Zustand in Frankfurt erhalten ist: ein Blüten streuender Engel, der restauriert wurde und nun auf dem Bogen der Trennwand zwischen Eingang und Treppenhaus die Eintretenden begrüßt.


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    Bild: © Andreas Seydelmann


    Bauzeitliche Wanddekorationen, sehr lange unter Fliesen und Tapeten verborgen:


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    Bild: © Andreas Seydelmann


    Übergabe der Urkunde durch Ministerin Angela Dorn an den Bauherrn und Eigentümer:


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    Bild: © Denkmalamt Frankfurt am Main