Infrastrukturprojekte Hamburg

  • S4 vor dem Aus?

    Laut Abendblatt steht die S4 vor dem Aus, weil der Bund diese nicht für notwendig hält.
    Wenn diese S-Bahn nicht die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, welches ÖPNV-Vorhaben in Deutschland erfüllt es denn?


    Eigentlich hätte es sie auch schon längst geben müssen, aber die Stadt hat zu besseren Zeiten wie so oft einfach gepennt.


    Aber wenn der Bund sich nicht beteiligen will, sollten Hamburg und S.-H. das Projekt allein stemmen. Die geschätzten 400 Millionen wird man schon irgendwie zusammen bekommen. Und gut angelegt wären sie in jedem Fall!


    Und auch wenn man Projekte nicht gegeneinander ausspielen oder vergleichen sollte, muss die Frage erlaubt sein, warum anderen Orts neue Hauptbahnhöfe für ein vielfaches der hier benötigten Summe bekommen haben oder sollen, während Hamburg wieder leer ausgehen soll.

  • (...) muss die Frage erlaubt sein, warum anderen Orts neue Hauptbahnhöfe für ein vielfaches der hier benötigten Summe bekommen haben oder sollen, während Hamburg wieder leer ausgehen soll.


    Da hast Du allerdings nicht ganz Unrecht. Was den Ausbau der Schienenverkehrs angeht, werden der Sueden und Osten Deutschlands unverhaeltnismaessig bevorzugt. Wenn ich zum Beispiel mal nach Hamburg-Harburg schaue: Fuer Eur 50 Mio - oder von mir aus Eur 100 Mio in der absoluten Luxusversion - koennte man die Bahntrasse nach Cuxhaven in einen Tunnel / Einschnitt legen und die B73 neu gestalten. Damit koennte ein riesiges Areal, das jetzt wegen Bahnlaerm kaum nutzbar ist in einen modernen Wohn- und Buerostadteil umgewandelt werden. Harburgs Zentrum und der Channel (das alte Hafenareal) koennten zusammenwachsen. Mittelfristig koennten hier tausende Wohnungen in unmittelbarer Naehe eines Subzentrums entstehen - eine existierende S-Bahn-Station direkt vor der Tuer. Seit Ewigkeiten scheitert dieses von allen Seiten als extrem sinnvoll angesehene Projekt allein am fehlenden Geld.


    Selbst die ueppig kalkulierten Eur 100 Mio waeren ein Bruchteil der Summen die In Berlin fuer extravagante Bahnhofskonstruktionen ausgegeben wurden oder die in Stuttgart verbaut werden sollen...


    Um auf die S4 zurueckzukommen: Verkehrlich ist sie mit Sicherheit sinnvoll. Wenn ich ehrlich bin sehe ich aber nicht Hamburgs Interesse. Warum sollte Hamburg Millionen ausgeben um es Menschen zu erleichtern in der Innenstadt zu arbeiten und dann jeden Abend in die Schleswig-Hosteinischen Vororte zu pendeln, dort ihre Haeuser zu bauen, dort ihren Alltagskonsum zu taetigen und dort ihre 'in Hamburg verdiente' Einkommensteuer zu entrichten. Die S4 wuerde nur die Stadtflucht weiter erleichtern. Wenn Schleswig-Holstein die S-Bahn will und der Bund nicht zahlt, soll das Land doch bitte selbst in die Kasse greifen - nicht Hamburg.


    Hamburger Geld waere m.E. besser in Projekten wie dem oben angerissenen angelegt oder in inner-hamburgischen Verkehrsverbesserungen wie der Stadtbahn.


    Ehe ich an Hamburgs Stelle sie Summe X in die Verlaengerung der OePNV Syteme nach aussen investierte, wuerde ich fuer das gleiche Geld lieber 'innen' investieren oder z.B. neue Wohngebiete an bestehenden Schnellbahnlinien foerdern (zB. Elbinsel / IGA / IBA-Wohnen).

  • Was Harburg angeht, so weit habe ich gar nicht gedacht. Aber da hast Du natürlich auch recht.
    Nicht mal für die Sparversion scheint mehr Geld da zu sein (tiefer legen der Trasse).


    Was die S4 angeht, sehe sie allerdings eher als inner-Hamburgisch an, da der größte Teil der Strecke bis Ahrensburg auf Hamburger Gebiet verläufen und die Anbindung einiger größer Stadtteile (v.a. Tonndorf, Rahlstedt) deutlich verbessern würde.
    Die Strecke bis Ahrensburg zu führen bringt S.-H. schon mal mit ins Boot und die Verlängerung bis Bad Oldesloe wäre da vor allem ein Projekt S.-H..


    Und ein nicht zu vernachlässigender Aspekt bei dem ganzen, sollte die Entlastung des Hauptbahnhofs sein. Dort scheint es schon heute Probleme auf den entsprechenden (Richtung Lübeck und Berlin) Gleisen zu geben, was man durchaus glauben kann, wenn man täglich auf dem Hauptbahnhof unterwegs ist.

  • Wenn die S4 auf eigener Trasse gebaut würde, dann wäre auch mehr Platz für Güter- und Fernzüge auf der Linie. Vielleicht ist auch letzteres der Grund, warum die R10 derzeit nicht häufiger als im Halbstundentakt fahren kann?

  • Tuerlich, Tuerlich, sicher, Digger.. (sorry, das konnte ich mir nicht verkneifen). Ich sagte ja schon: Ich denke ja auch, dass die S4 prinzipiell sinnvoll ist. Besonders im Hinblick auf die zu erwartende Verkehrszunahme nach dem Bau der Fehmarnbeltbruecke (wenn die nicht auch noch dem Rotstift zum Opfer faellt). Jedoch: Wenn es spitz auf Knopf kommt und man sich zwischen OePNVProjekten entscheiden muss, weil das liebe Geld nicht fuer alle reicht, dann wuerde ich rein Hamburger Projekte favorisieren.


    Generell finde ich: Ehe man in Hamburg neue S-Bahnen baut um Wohngebiete zu erschliessen sollte man mit dem selben Geld eher den Bau von Wohungen an bestehenden U- und S-Bahnstationen foerdern. Auch wenn dann natuerlich wieder X-Initiativen zum erhalt irgendwelcher Kleingaerten massenweise Buergerbegehren anstreben werden - da muss man dann halt durch als Senat...


    Zum Beispiel hier oder hier oder hier oder hier und so weiter...

  • Wenn die S4 auf eigener Trasse gebaut würde, dann wäre auch mehr Platz für Güter- und Fernzüge auf der Linie. Vielleicht ist auch letzteres der Grund, warum die R10 derzeit nicht häufiger als im Halbstundentakt fahren kann?


    Nach allem, was man so liest, ist das der Grund. Wenn man mal am Tage an einem der Bahnübergänge steht, kann man sehen, dass auf der Strecke alle paar Minuten ein Zug fährt. Durch die unterschiedlichen Geschwindigkeiten von IC-, Güter- und Regionalbahnzügen passen halt noch weniger Züge auf die Strecke, wenn sie sich nicht überholen können.

  • Ich habe im Abendblattartikel gelesen, dass mit dem Fehmarnausbau pro Tag 87 Züge (zusätzlich ??) erwartet werden, das dauert zwar noch etwas, abr man sollte sich wohl Vorbereiten.


    Die Forderungen, endlich den Güterverkehr auszubauen und nicht immer nur in Schnellstrecken und Prestige-Objekte a la Stuttgart21 zu investieren, werden ja immer lauter und von immer mehr Seiten gestellt.


    Im Hamburger Stadtgebiet ist teilweise bei einigen Strassen-Brückenneubauten an der Strecke ein zusätzliches S-Bahn-Gleis nicht berücksichtigt worden.

  • Bin heute mal am Hafen gewesen und die neue U-Bahn-Brücke zwischen Baumwall und Rödingsmarkt scheint nahezu fertig zu sein.
    Bald ist es ja dann auch so weit und sie darf bei dem Weg zur Arbeit "probegefahren" werden. :)


    Ebenso ist die Brücke in der Mattentwiete in Kürze wieder für den Verkehr freigegeben. Nachdem die Brücke für ein paar Monate saniert wurde, wurden heute bereits wieder Pflastersteine für die Gehwege verlegt.

  • Dazu erstrahlt nun auch die Bahnsteighalle der Station Baumwall in neuem (altem) Glanz. Sie wurde optisch historisch Korrekt redesignt und hat nun äußerlich das Erscheinungsbild von 1912! Bis auf die Fahrstuhlschächte natürlich, aber auch diese erhielten ein klassisches Design welches passt. Das Gebäude präsentiert sich nun in einem rustikalen dunklen Grau, es sieht einfach nur Klasse aus! Man sollte mehr der alten Stationen historisch Korrekt umgebaut werden wenn eine erneuerung ansteht, das hat einfach Stil (siehe auch Klosterstern auf der U1).


    Zu der neuen Brücke muss ich leider sagen (ich schaute sie mir gestern an), das sie mir im Gegensatz zur alten wenig Gefällt. Hier hätte ich mir was klassischeres gewünscht, besser noch einen Nachbau der Alten!

  • In der aktuellen "S-Bahn Hamburg -Aktuell" gibt es ein Interview zum Thema S4.
    Man möchte die Linie bis spätestens 2018 (geplante Eröffnung der Fehmarnbeltbrücke) realisieren. Linienführung von Bad Oldesloe bis Altona. Zweigleisiger Ausbau bis Ahrensburg, eingleisiger Ausbau bis Bargteheide. Grobe Kostenschätzung: 350 Millionen Euro. Der Bund soll von einer Mitfinanzierung überzeugt werden. Eine Weiterführung von Altona bis Neumünster und Itzehoe wäre denkbar.


    Ich hab den Artikel mal gescannt und hochgeladen:
    http://img831.imageshack.us/img831/2182/artikels4sbahnaktuell00.th.jpg
    (S-Bahn Hamburg GmbH)


    Hinweis der Moderation: Foto wurde "geurlt". Gruß, Dykie!

  • Hier nochmal ein Foto des renovierten Baumwalls. Besonders zu beachten sind die Fahrstühle und der zusätzliche Eingang.



    by me

  • Der Bahnhof sieht schon ganz schick aus. Die neue Treppe in Richtung Westen ist leider noch durch einen Bauzaum gesperrt.


    Die Brücken finde ich ausgesprochen elegant, dem alten Viadukt muss man nicht nachweinen.

  • Der HVV ist ja derzeit so stolz darauf, dass die neuen Haltestellenunterstände von Sir Norman Foster entworfen wurden. Das wird in einem Maße propagiert, dass man denken könnte, diese Unterstände wurden extra nur für Hamburg angefertigt. Nun, ich war dieses Wochenende in Groningen und Brüssel. Dort habe ich exakt die gleichen Unterstände gesehen.

  • Die zweite Tunnelröhre für die neue Linie U 4 zwischen der HafenCity und dem Jungfernstieg ist fertig. Die Bauarbeiter wurden heute am Zielschacht von Tunnelpatin Inga Unger-Freytag und einem Bergmanns-Chor aus Herne in Empfang genommen.


    Mehr im heutigen Abendblatt

  • Ehe man in Hamburg neue S-Bahnen baut um Wohngebiete zu erschliessen sollte man mit dem selben Geld eher den Bau von Wohungen an bestehenden U- und S-Bahnstationen foerdern.


    Genau das wird von den meisten Stadtplanungsexperten empfohlen. Ich lese seit einiger Zeit Forumsbeiträge und wundere mich, dass dieser Aspekt selten angesprochen wird. Sind hier keine Stadtplaner anwesend?


    Zur Empfehlung gehören natürlich auch Arbeitsstätten, sonst bringt es nichts.


    == Einzelnachweise ==
    * Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

  • Ein Artikel im Abendblatt stellt dar, dass Umweltzone, Citymaut, Stadtbahn und kostenpflichtige Innenstadtparkplätze zwar von Olaf Scholz abgelehnt wurden, aber notwendig sind, um die Luftreinheit-Richtlinien der EU zu erfüllen, die Gesundheit der Einwohner zu verbessern und Verkehrsprobleme in Hamburg zu lösen. Scholz müsse Fehler einräumen oder zugeben, dass ihm Umweltziele unwichtig sind. Ein Konflikt mit der EU drohe.


    == Einzelnachweise ==
    * Gutes Regieren geht anders

  • ^^ wobei man fairerweise sagen muss, dass das ganze kein "Artikel" ist, sondern ein "Kommentar" - also eine auch als solche gekennzeichnete individuelle Meinungsaeusserung eines Redakteurs.


    Auch wenn viele diese Meinung wohl teilen.


    PS: man kann auch so auf die Arteikel verlinken, dass sie lesbar sind ohne dass DAF-User bezahlen mussen. So zum Beispiel.

  • u.a @ K.Dallas ;)


    in Bezug auf den verlinkten Artikel:


    Wieso soll gutes regieren anders gehen? Das ist gerade gutes reagieren, in dem man nicht jedem Standort eine vordefinierte Lösung aufzwingt.


    Für Hamburg würde auf Grund der vielfältigen Wirtschaft und deren Handel eine hohe Belastung zukommen. Zum anderen müssen sich Mittlerweile die meisten Befürworter eingestehen, das die Umweltzone einen minimalen bis keinen Effekt erzielt hat.


    Die City Maut, mag wohl für London sinnvoll erscheinen, aber für deutsche Städte ist sie einfach nur eine Farce.


    Jemanden gleich ökologische Gleichgültigkeit anzudichten, find ich schon ziemlich kurzsichtig, wenn nicht sogar beschränkt.


    Zum anderen bin ich kein Fan der SPD (falls das jetzt kommen sollte)....
    Jeder kann sein Glück versuchen und wir werden schauen was es uns am Ende bringt.


    Mehr sorgen bereitet mir eher die Schwächung des Universitätsstandortes Hamburg. Also das ist wirklich kurzsichtig und das absolut falsche Sparen.


    Gerade wir leben in einer Wissensgesellschaft, ohne welche wir keine Perspektive in der globalisierten Welt hätten.


    Das ist wirklich besorgniserregend und nicht die Tatsache das keine Umweltzone oder City-Maut kommt :daumen: