Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • Manuel


    Ich hatte auch schon betont dass ich nur für eine richtige Repro bin und nicht für ein Schlossimitat.


    Bist du generell gegen den Schlosswiederaufbau?
    Oder würdest du ein Originalnachbau vielleicht befürworten?

  • Vertigo : Eigentlich liegt die Beweislast bei der Behauptung dass das Schloss dem Eifelturm in der jeweiligen Bedeutung nahekäme schon bei dir.


    Ich seh das schloss auch nicht so wichtig.


    Das beste Argument für die Teilreko ist für mich auch blos die Mehrheitsfähigkeit, die kann man in Berlin nicht unterschätzen.

  • Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die prägende Bedeutung des Schlosses für Stadt ist doch nur wirklich ein alter Topos!
    Sicherlich ist der Eiffelturm das Wahrzeichen für Paris und Frankreich schlechthin, und er wäre auch ein bekannteres, besseres und auffälligeres Wahrzeichen als das Berliner Schloss, egal ob es noch oder wieder stehen würde.
    Aber davon rede ich auch gar nicht. Der Eiffelturm wurde an den Rand einer "fertigen" Stadt gesetzt, er hat dadurch die weitere Entwicklung der Stadt nicht sehr beeinflusst. Berlin ist aber quasi um das Schloss herumgewachsen, daher die zentrale Bedeutung für die Stadtentwicklung zumindest für 350 Jahre. Wer sich aber auch nur ein wenig mit der Geschichte Berlins oder dem Schloss befasst hat, wird das schon mehrfach gelesen haben.

  • Vertigo: Eine weitgehend vollständige Rekonstruktion wäre auf jeden Fall keine Attrappe und kein Disneyland. Aber ein vollständige Rekonstruktion wäre absolut unverhältnismäßig und wird es nicht geben.


    Statt aber drei Wände zu bauen und "Original Schloss" dranzuhängen, sollte man lieber so ehrlich sein und auf diese billige Attrappe verzichten. Sollte mich nicht wundern, wenn diese drei Wände tatsächlich noch vereinfacht errichtet oder am Vorbild orientiert würden, also noch weniger übrigbleibt. Das ist so ärmlich, dass man einfach nicht dafür sein kann. So ein Hardcore-Schlossfan kann wohl niemand sein,.


    Was die Wirkung des Schlosses auf das komplette Berlin der letzten 500 Jahre betrifft, hast Du Dich vorhin etwas anders ausgedrückt, als Du es jetzt machst. So relativiert, wie Du Dich jetzt ausdrückst, geht dem ganzen aber irgendwie auch die dramatische Wirkung verloren. Und wenn Du jetzt noch den Eifelturm-Vergleich relativierst, bleibt wenig von dem "Zündstoff" übrig, den Du vorhin hier als unumstößliche Wahrheit präsentieren wolltest.


    Edit: Und jetzt holst Du das schon wieder aus der Mottenkoste heraus: Nein! Berlin ist nicht um das Schloss herumgewachsen. Und wenn Du das hundert mal hier wiederholst. Es stimmt nicht!


    Und: Das Berlintypische an der Schlossfassade könnten bestenfalls ausgewiesene Fachleute erkennen. Der Normalbürger nicht.


    rallekoffskaja: Meines Wissens, aber ich kann mich da irren, hat Schinkel dieses Schloss gehasst.


    Disneyland ist ein Argument. Wer drei Seiten nachempfundene Schlossfassade vor einen Zweckbau hängt, muss sich dem Disneyland-Vorwurf stellen. Haben wir hier auch schon mehrfach diskutiert.


    Achilles: Ein kompletter Wiederaufbau ist unverhältnismäßig. Ergo bin ich so oder so dagegen.

  • Die Bedeutung von Gebäuden ändert sich aber auch mit den Jahrhunderten.


    So stieg der temporäre Eiffelturm zum Wahrzeichen auf und das Alt-Berlin zweifellos prägende Schloss war am Ende in Grossberlin wenig mehr als ein Schlossmuseum am exponierter Stelle.


    Wenn du in Paris bleibst dann vergleich es doch mit dem Louvre als Gebäude, wichtig, teilweise dominierend sogar, aber nicht definierend.

  • Vertigo


    Ich stimme dir vollends zu.


    Deswegen hat das Schloss auch ein tradiertes Gewicht für Berlin und auch für Deutschland.


    Die Wiederherstellung der alten Mitte könnte auch symbolisieren dass Berlin die Teilung überwunden hat und gewillt ist zu alten Stärken zurückzufinden.


    Auch wäre es schön wenn man die Berliner Bauweise wieder beleben würde und diese somit unaustauschbar wäre.

  • ^ Was für alte Stärken? Sorry, aber Du setzt Dich hier wiederholt dem Vorwurf aus, mit Worthülsen um Dich zu schmeißen!

  • Na ja, wußte nicht, daß Walt Disney in dem Projekt mit im Boot sitzt... Las Vegas kannst Du so bezeichnen, da sämtliche Gebäude dort den gleichen Bezug zur Wüste von Nevada haben wie der Papst zu Alf.


    Beim Schloß - auch Du wirst es sicher nicht leugnen, Manuel - ist eine gewisse Beziehung vorhanden, die über Las Vegas (meinetwegen auch Disney) hinaus geht. Letztendlich ist es nur eine Fassade wie jede andere auch, ob nun modern oder nicht.

  • Es geht um die Attrappe eines Schlosses, die dadurch geschaffen wird, dass vor einen modernen Zweckbau drei nachempfundene Fassaden gehängt werden. Der Vergleich zum Disneyland (und eben nicht zu Mickey Mouse) liegt da nahe und wird von mindestens 90% der Mitglieder dieses Forums begriffen.


    Dein Las-Vegas-Vergleich hinkt allerdings, weil das Schloss sehr wohl einen Bezug zu Berlin hat. Das kann wohl von niemandem geleugnet werden. Hier wird nicht Neuschwanstein in der Wüste gebaut. Allerdings ist es nicht echt, sondern nur eine Attrappe. Eine Attrappe mit echtem Bezug sozusagen. Eben Disneyland.

  • Wenn hier aneinander vorbei geredet wird, liegt das vermutlich auch an unterschiedlichen Prioritäten. Die einen sehen im Schloss eher einen langweiligen Kasten, der auf den ersten Blick nicht so anmutig wirkt wie etwa das Charlottenburger Schloss. Etwas vereinfacht geht es in den Beiträgen dann oft um Wahrzeichen, Sehenswürdigkeiten, Solitäre, spektakuläre Architektur, und die Frage, was wohl die meisten Touristen anziehen würde.


    Eine Stadt braucht aber mehr als einzelne (austauschbare) Schmuckstücke, sie braucht etwas wie Geschichte, Identität, Profil, Erinnerung, Ausrichtung. Und da scheint mir das Schloss für Berlin eben unerlässlich, mein Traum wäre natürlich eine Totalrekonstruktion, ein guter Kompromiss wären zumindest die alten Raumfluchten, so dass man nach und nach einzelne Räume rekonstruieren könnte.
    Natürlich wandelt sich die Bedeutung eines Bauwerks - aber das ist doch keine Einbahnstraße. 1950 hielt die DDR-Regierung das Schloss für überflüssig, im Westen gab es ähnliche Bestrebungen - so wollte man z.B. in Braunschweig lieber einen Horten-Neubau als das Schloss. Jetzt denkt man anders und beides soll rekonstruiert werden (ganz abgesehen von den heiklen Umsetzungskompromissen). In Hildesheim hatte man nach dem Krieg keinen Sinn für das Knochenhaueramtshaus. Vor wenigen Jahren hat man das 50er-Jahre -Hotel "Rose" abgerissen und das Knochenhaueramtshaus rekonstruiert. Ob man bald auch wieder den PdR rekonstruiert? Hoffentlich nicht, aber man sollte wichtige Bauten eben nicht vorschnell abschreiben.
    Ganz unabhängig von den subjektiven Eindrücken hier im Forum ist aber die Bedutung des Schlosses in der Fachwelt nun wirklich unbestritten. Und gerade weil in Berlin schon immer schnell abgerissen wurde, sollte man hier an dieser Stelle der Stadt ihr altes Herz zurückgeben (entschuldigt das Pathos).

  • Ich war ja auch der Ansicht, daß Du Vegas mit Disney vergleichen kannst und nicht das Berliner Schloß. Das Ein Schloßneubau eine Beziehung zu seinem Vorvorgängerbau hat, habe ich gesagt...

  • Die frage ist ob das so ein schlimmer Vorwurf ist, hängt man eben eine Barockfassade vor einen Betonbau, na und?


    Schon zu Schinkels Zeiten hat man Dorische Säulen vor Wachhäuser gesetzt.


    Meinst du die meisten Leute wissen das der Dom keine 120 Jahre alt ist?



    Und wenn es dich stört dass man da etwas verlorenes kopiert, wie wäre es mit einer neu gestalteten Fassade in Barocker Formensprache?


    Wäre das besser? Oder schlechter?



    Man kommt bei diesen Diskussionen mit Ideologie nciht weiter, weder pro noch contra.

  • Man sollte die Sache mit der vorgehängten Fassade nicht als Vorwurf betrachten, sondern als einen Mangel.


    Meine Kritik an vorgehängten Fassaden hat keinen ideologischen Hintergrund a la Disneyland. Damit könnte ich leben.


    Die Schwierigkeiten beginnen mit der oftmals miesen Qualität und dem Innenleben. Ich bin schon der Meinung, dass Fassade und Innenraum in einem Zusammenhang stehen sollten und eine Einheit bilden. Wenn wir uns davon verabschieden, verabschieden wir uns von der Architektur aus Baukunst, dann ist das alles nur noch Kulissenzauber.


    Ich weiß, heutzutage ist die Qualität der Innenräume meistens extrem mäßig (Ausnahme Hauptbahnhof und Alex Kaufhof).


    Bei einem so wichtigen und zentralen Bauwerk wie dem Schloß bedarf es höchster Qualität, egal ob modern oder Reko.


    Um nicht missverstanden zu werden, dass heißt nun nicht, dass hier noch das letzte kleine Kabinett wiedererstehen soll, aber der Grundriss sollte zumindest so weit erhalten bleiben, dass die Geschichte des Schlosses ablesbar bleibt. Dazu muss nicht zwangsläufig die barocke Ausstattung rekonstruiert werden, aber die Bemaßung der wichtigen Raumfolgen sollten wiedererstehen.


    Und, ja, wenn ich in ein Schloss eintrete, möchte ich ein Gewölbe sehen und nicht eine ätzende Spritzgussdecke oder gar so ne abgehängte Schei.. al la Mehdorn.

  • Mit anderen Worten FFF (form follows function)? Das ist auch mehr oder weniger eine Erfindung des 20. Jh. Zuerst von Louis Sullivan, dann aber insbesondere vom Bauhaus aufgegriffen. Der Zusammenhang von Fassade und Innenraum ist meiner Meinung nach zweitrangig. Am Potsdamer Stadtschloß ist das Problem allerdings akut ! Irgendwie will ein Parlament nicht in das recht zierliche Stadtschloß passen. Beim Berliner Schloß dagegen sehe ich solche Probleme nicht zwingend.

  • also ob das mit dem aufgeräumten platz was wird... so wie ich das verstanden habe, ist geplant gleich nach abriß, während des provisoriums und bis zum schloßbau, vor der pdr wanne mit archäologischen grabungen anzufangen, da die ursprünglichen schloßfundamente von der sprengung wohl kaum beschädigt wurden und nur dort abgetragen wurden, wo der pdr stellung bezog. die wolke (oder die wiese) müßte sich also mit grabungsarbeiten in ihrer direkten nachbarschaft begnügen.


    was die reko angeht, scheint es so zu sein (so habe ich jetzt jedenfalls das infodingens des fördervereins verstanden), daß die ca 60 wichtigen und gut dokumentierten räume und sääle des schloßes, plus treppenhaus in rudimentärer form in ihren usprünglichen maßen und standorten gebaut werden sollen. die ausschmückung nach dem original soll dann nach und nach geschehen, so geld dafür da ist (gemälde, wandteppiche, und wesentliche andere gegenstände scheinen sowieso noch vorhanden zu sein, da sie lange vor der sprengung das schloß verließen, und sollen dann wohl auch an ihre originalplätze zurückkehren).
    weiterhin kann der geneigte leser in dem ding nachlesen, daß der großteil der räume historisch und architektonisch wohl eher unwichtig waren, da nur verwaltung, büros, etc. größtenteils in ganz vielen kleinen räumen untergebracht war, und man eben diesen teil dann nicht originalgetreu wieder aufbauen müsse - die kleinen zimmerchen ließen sich wohl nicht als museum nutzen, da müsse dann der architekt was tolles draus machen. das wäre dann auch der teil der für bibliothek und museum genutzt werden solle, der große hof würde wohl auch wegfallen, da er nie fertiggestellt wurde und sogar willi II. da nur auf ne blanke mauer guckte, wenn er aus dem fenster sah.


    so, ich mag jetzt nicht noch mehr hier raustippen.
    mir wäre es sowieso am liebsten wenn die schnarchnasen einfach zu potte kommen würden, das ausschreibungsprozedere hinter sich bringen würden und konkrete pläne vorlegen würden, damit man hier nicht aneinander vorbeidiskutiert, weil jeder hier bis jetzt schlicht ein anderes konzept des neubaus vor augen hat.
    und falls sie auf dem wege dahin noch schnell feststellen, daß sie einen spektakulären modernen entwurf gefunden haben, dann sei es so. aber diese deprimierende landschaft, die einem zur zeit und immer länger dort präsentiert wird ist einer metropole nun wirklich nicht würdig.

  • @kofi-de: Dann hast Du das falsch verstanden. Es ist mittlerweile klar, dass nur eine Sparversion gebaut wird. Und für evtl. Grabungsarbeiten wird es mit Sicherheit ein Konzept geben.


    Klasse Sache, dass neben der Graft-Kunsthalle auch das Angebot für den White-Cube komplett ist. Eins von beiden wird kommen, da bin ich mir absolut sicher. :daumen:

  • nun, wofür steht denn aber die sparversion? ich dachte für den verzicht der kuppel, sowie des überdachten schlüterhofes und des hotels nebst tiefgarage? zu den räumen hat sich doch keiner geäußert, oder seh ich das falsch?


    daß es für die grabungsarbeiten ein konzept geben wird seh ich ja genauso, aber das ändert doch nichts an der tatsache, daß ein aufgerissener boden nebenan keinen aufgeräumten platz darstellt.

  • Deswegen hat das Schloss auch ein tradiertes Gewicht für Berlin und auch für Deutschland.


    können manche in ihrem völlig unbegründeten preussenwahn endlich einsehen, daß dieses schloß keinerlei gewicht in der republik besitzt. es steht allenfals für das republikfeindliche preussen, seinerseits zu schwach gegen napoleon zu bestehen, doch gerade stark genug, die republikanische bewegung blutig niederzuschlagen.


    wenn die berliner ihr schloss wiederhaben wollen, sollen sie es aus eigener kraft, sprich mitteln, aufbauen. aber kaum jemand außerhalb berlins will seine steuergelder dazu verschwendet wissen, nun ausgerechnet jene stadt wieder in altem glanz zu komplettieren, von der aus die unwiderbringliche zerstörung der eigenen und naher Städte geplant und verursacht wurde.



    Die Wiederherstellung der alten Mitte könnte auch symbolisieren dass Berlin die Teilung überwunden hat und gewillt ist zu alten Stärken zurückzufinden.


    primasymbolpolitik. mehr geht wohl nicht mehr. je schwächer etwas ist, desto mehr symbole als signale der stärke finanziert man. :lol:
    was ist eigentlich die alte stärke berlins, zu der es zurückfinden soll: unterdrückung, militarismus?

  • tut mir leid max, deinen beitrag verstehe ich jetzt irgendwie gar nicht...:confused: