Um Mißverständnissen vorzubeugen: Mein Beitrag zum Neubau des BMELV war keineswegs ironisch, sondern vollkommen ernst gemeint.
Mein Smiley bezog sich eher auf die Empörung, die hier wieder einmal herrscht, weil der Bau sich nicht an die Umgebung "anpaßt" und mit Fensterbändern und abtrakter Fassadenplastizität ein paar Stilanleihen bei den ach so verhaßten 70ern zu nehmen wagt...
Und Vertical:
Welcher Büroneubau übernimmt schon die Geschoßhöhen eines gründerzeitlichen Nachbarbaus?
Tun selbst die so geliebten Neoklassikschinken nicht, da auch deren Investoren nicht einfach so Geschoßfläche verschenken...
Diese Teile sind dann übrigens beim beliebten Berliner Abrißspiel sowieso noch vorher dran, denn die 90er Baujahre in der Friedrichstraße dürften ja spätestens um 2025 abgeschrieben sein, und dann weg damit...
Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße
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^ Das ändert alles nichts daran, dass die erste Vermutung, die man bei dem Gebäude hat, ist, dass hier ein Plattenbau saniert wurde. Bauten aus der sozialistischen Ära, deren einziges Merkmal rautenförmige Applikationen sind, kennt man jedenfalls zur Genüge. Ein Vergleich mit irgendwelchen Standard-Bürobauten ist übrigens m.E. abwegig - der Bund sollte schon auch Geld zur Außengestaltung haben und es sich nicht nur innen schön hübsch machen.
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Urbanist, tja wenn eure Aussage
Ein schöner Bau, der sogar das Understatement praktiziert, seinen Höhepunkt (den Lichthof mit seinen expressiv geformten umlaufenden Galerien) im Inneren zu verbergen...
ernst gemeint ist, dann trifft mal wieder der Spruch, über Geschmack läßt sich schlecht streiten. Jedoch wundere ich mich schon über euren bizarren Geschmack.
Orangene Fensterbänder an einer ansonsten bräunlichen Fassade allein sind schon Augenkrebs erzeugend. Die Schuhkastenform ist auch nicht gerade originell. Das Gebäude besitzt meiner Meinung nach keine Anmut, im Gegenteil auf mich wirkt der Bau abgrundtief hässlich und lädt dazu ein möglichst schnell weiter zu gehen, nur nicht verweilen bei diesem zutiefst abstoßenden Bauwerk.
Understatement ist hier meiner Meinung nach ein Euphemismus. Man hat hier wohl das Understatement auf die Spitze getrieben. Raus kam dann ein Gebäude welches wie in Sack und Asche gehüllt wirkt. Mich irritiert solch eine Geisteshaltung unserer Volksvertreter und Beamten. Der Staat sollte sich nicht von Interessengruppen leiten lassen, sondern Selbstbewusst das tun was nötig ist und die Architektur der Bundesministerien sollte ebenfalls Selbstbewußtsein ausstrahlen und nicht understatement. -
Die bloße Aussage ein Bau sei zeitgemäß und deshalb schlecht, ist dabei wenig produktiv und hat darüberhinaus überhaupt nichts mit Berlin zu tun.
Ein Bau ist nicht schlecht, weil er zeitgemäß ist. Er ist schlecht, weil er schlecht ist. Zeitgenössische Architektur heißt nicht zwingend Dilettantismus und Einheitskuben mit Schießscharten und vorgehängter Fassade. Auch wenn die Masse der derzeit errichteten Baukörper entsprechend daherkommt.
Und gerade bei einem Gebäude mit repräsentativem Charakter und Bauherrn in der Innenstadt des reichsten Landes Europas darf man wohl doch ein klein wenig mehr Anstrengungen vom Architektenteam erwarten, als bei einer durchschnittlichen Plattenbausanierung in Finsterwalde-Süd. -
Er ist eben nicht schlecht, einfach nur weil er schlecht ist. Sondern aus irgendeinem Grund - und den kann ich hier beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Dilettantismus, Einheitskuben, vorgehängte Fassade, Schießscharten??? Letzteres "Argument" könnte ich ja noch nachvollziehen, die restlichen Eigentschaften die du dem Bau (auch in den anderen Posts) zuschreibst wollen mir nicht so recht einleuchten. Vielleicht wirst du (und alle anderen "Gegner") einfach ein bisschen konkreter. Schlechte/billige Verarbeitung kann man auf den Bildern beim besten Willen nicht erkennen, der Block ist nun wirklich nicht ernsthaft aufgerissen, die Materialwahl freut mich (Pastelltöne oder Glasfassaden kann ICH z.B. nicht mehr sehen) und was Proportionen angeht würde ich allein von den Bildern lieber keine Aussage treffen.Nochmal, ich halte den Bau auch nicht für ein Meisterwerk, aber für das was er ist, nämlich ein Verwaltungsbau, finde ich ihn gelungen. Und was die Repräsentanz angeht: Der Altbau ist ,was die Fassade angeht, auch in meinen Augen der "schönere". Ich habe allerdings das Innere noch nicht sehen können und lese hier, dass sich das im Neubau sehen lassen kann. Vielleicht schreitet man beim nächsten Sommerfest durch eine Tür im Altbau direkt in den Hof des Neubaus...
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Da gehen die Meinungen (bzgl. des BM ELV) ja mal wieder sehr auseinander.
Ich selbst kann mir (noch) gar kein richtiges Urteil bilden. Es ist mal wieder kein Kracher geworden, die gnadenlosen Verrisse einiger Foris kann ich aber auch nicht teilen.
Immerhin sehe ich einige positive Aspekte an der Fassade, soweit sie bisher sichtbar ist:
1. Es ist zum Glück KEINE monotone 0815-Raster-Loch-Fassade geworden, wie sie Dutzende von Bürobauten der letzten Zeit aufweisen. (Smart-Center, Bürobau Chaussee- Ecke Hannoversche Str., BM Familie und Gedöns - [frei nach Schröder], Hotel/Bürobau Bachstr. Ecke 17. Juni usw. usw. gähn)
2. Einige Gestaltungselemente sind zumindest mal "was anderes", so das Flechtwerk-Muster der schwarzen Schiefer(?)Platten der Fassade, die unterschiedliche Höhe der Fensterbänder (im 3. Stock sind sie deutlich schmaler), der leichte Zickzack, den die noch eingerüstete Fassade zur Frz. Str. macht, der helle holzfarbene Ton der Fensterrahmen, der alternierende Rhythmus der vertikalen Fenstersprossen, die etwas an Strichcodes erinnern... All das sind natürlich keine Grundelemente eines gelungenen Baus, aber m. E. zumindest mal eine Abwechslung.
Die Umgebung ist nicht gerade homogen, daher stört diese zumindest etwas andersartige Architektur auch nicht besonders. Am "homogensten" sind noch die Plattenbauten an der Westseite der Wilhelmstr., die Ostseite hingegen ist ein Kuddelmuddel aus unterschiedlichen Plattenbauten und einigen nicht sehr spektakulären Altbauten. Gerade den Altbau dieses BM (rechts neben dem Neubau) finde ich nicht gerade prickelnd, die Fassade wurde stark vereinfacht restauriert und den türkisfarbenen Dachaufbau finde ich furchtbar.
Es stimmt, hier wurden Gestaltungselemente der 70er aufgenommen. Nun ist aber nicht alles der 70er grundsätzlich schlecht (auch wenn in der Dekade wirklich viel Murks gebaut wurde), und es gibt auch schlimmere "Retro"-Beispiele für die 70er Jahre.
Derzeit tendiere ich zu einer Benotung zwischen 3 und 4 - also sicher kein Musterschüler, aber die Versetzung ist auch nicht gefährdet.
Wenn der Bau ganz fertiggestellt ist, werde ich mein Beurteilung sicher noch einmal überprüfen.
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Ansonsten kann ich millions Beitrag zuvor am ehesten zustimmen. -
Also ich finde in diesem Neubau eine erschreckende Parallele zum Rathausneubau von 1970 in Braunschweig ! Zurückspringende, horizontal agneordnete Fensterbänder und eine reliefartig gestaltete Betonoberfläche entsprechen dem hier diskutierten Neubau weitgehend ! Das Sockelgeschoss mal ausgenommen und der Farbigkeit beraubt ergeben sich deutliche Ähnlichkeiten. Bitte selbst vergleichen auf folgenden Link :
http://images.google.de/imgres…hweig%26gbv%3D2%26hl%3Dde
Eine Nahaufnahme gabs leider nicht. Nur soviel noch : Es wird diskutiert und man kann fast sicher davon ausgehen, dass das Rathaus in BS demnächst teiabgerissen und saniert wird. Und auch hier schließt es sich an einen historisierenden Neubau vom Anfang des 20. Jahrhunerts an :
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Tarsis, ich kann zwar verstehen, was du meinst, aber besonders ähnlich finde ich die beiden Bauten nicht.
Okay, die "zurückspringenden, horizontal angeordneten Fensterbänder" sind m. E. die einzige nennenswerte Gemeinsamkeit. Die "reliefartig gestaltete Betonoberfläche" beim Braunschweiger Rathausneubau kann ich auf dem Bild nicht erkennen, ich sehe dort eine durch den Zahn der Zeit siffig gewordene glatte Betonfläche. Oder ist es das damals so beliebte Eternit? Der Baukörper hat auch eine völlig andere Form.
Zudem wirkt der Braunschweiger Bau wesentlich monotoner - hier wurden keinerlei Variationen bei Fensterhöhe und -rahmenverteilung vorgenommen, keine weitere Plastizität der Fassade erreicht und die vorherrschende und eigentlich einzige Farbe ist grau.
Das weist der Neubau an der Wilhelmstr. schon deutlich mehr gestalterische Qualität auf.
Allerdings ist es schwierig, wenn nicht sogar etwas unfair, einen fast 40 Jahre alten, offensichtlich nicht sehr gepflegten Funktionsbau mit einem gerade erst in der Fertigstellung befindlichen zu vergleichen. Wie der BM-ELV Neubau in 40 Jahren aussieht (bzw. ob er dann noch steht), ist sicher eine interessante Frage. Vielleicht erlebt es der eine oder andere von uns ja noch.
Hinzu kommt der wesentlich größere "Kontrast" zum Altbau in BS: Im Vergleich zum dortigen alte Rathaus, das ein sehr ansprechendes Beispiel des Historismus ist, fällt der Altbau an der Wilhelmstr. doch sehr ab.
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Den Innen- bzw. Lichthof kann man sich im Rohbau auf der Seite von anderhalten Architekten anschauen: http://www.anderhalten.com/
Er gefällt mir im Rohbauzustand recht gut.Anders verhält es sich bei mir, wie schon gesagt, mit der Aussenwirkung des Gebäudes. Neben der tristen Fassade und den für meinen Geschmack zu kleinen Fenstern, fehlt mir etwas, was dieses Gebäude rahmt, insbesondere nach oben und unten hin: z.B. ein Dach oder Staffelgeschoss, oder auch einen prägnanten Sockel, oder abweichende gestalterische Fassadenelemente.
Durch das Fehlen eines solchen Rahmens ensteht auch bei mir der Eindruck eines Kastens. Die leichte Krümmung an der Französischen Strasse erinnert mich in diesem Zusammenhang an einen eingedrückten Schuhkarton. Eine runde Ecke dagegen könnte ich mir schon eher vorstellen.
Auch wirken die Abschlüsse der Fensterbänder zum Altbau hin monoton. Die unterschiedlichen Höhen fallen mir kaum ins Auge. Hier wären vielleicht leicht versetzte Enden schöner gewesen.
Die unterschiedliche Anordung der Fenster finde ich eigentlich ganz gut und pfiffig - - aber durch das Fehlen von Vertikalen die meinem Auge horizontalen Halt geben und die versetzten Fenster noch weiter hervorheben würden, fällt mir auch dieses Merkmal beim Vorbeilaufen kaum auf.Angesichts der historisch durchaus problematischen Lage (ehemals Reichsjustizministerium) bin ich durchaus für etwas Understatement an dieser Stelle und weniger für einen protzig wirkenden Machtbau, der im Endeffekt "nur Fassade" ist. Allerdings fände ich ein Bauwerk mit einer allzu "klaren Linie", das für mich Geradlinigkeit, Korrektheit und Reinheit symbolisiert und auf jeglichen filigranen Schmuck verzichtet, ebensowenig passend, da es mich dann in seinem Gestus an den Erweiterungsbau der Reichskanzlei in der Wilhelmstr. 78 erinnern würde.
Ideal hätte ich ein Gebäude gefunden, das noch stärker auf Transparenz setzt, z.B. durch einen Lichthof der von innen nach aussen in Erscheinung tritt, oder durch die Umkehr der jetzigen Gestaltung mit einer zurückversetzten Fassade und nach vorne tretenden Fenstern. Durch die nach hinten versetzten Fensterbänder habe ich das Gefühl, dass die Fassade in den Vordergrund tritt und das Innenleben (und damit das Gedankengut) verbirgt. Das unangenehme Gefühl eines Gebäudes, welches sich irgendwie abschottet und Licht nur nach innen lässt. -
Zietenplatz: Die 4 Generäle nehmen Platz
;););) +++ LIVE-TICKER +++ ;););)
zu # 149, 150 und 151:
Aktuelles vom Zietenplatz: Soeben werden die Generals-Statuen auf ihre Sockel gesetzt.
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Geilomat :)! Dann muss man ja gar nicht auf die Einweihung warten. Oder werden die jetzt ne Woche mit Geschenkband verpackt? Wieso passieren solche Sachen immer 1-2 Tage, nachdem ich vor Ort war!? Du hattest nicht zufällig dein Handy dabei ;)?
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Sie wurden inzwischen mit weißen Bettlaken verhüllt und sehen aus wie Hui Buh das Schlossgespenst. Beim Aufstellen konnte man sie aber noch "nackt" sehen.
Hab leider heute meinen Foto nicht dabei und mein Handy hat nur 'ne 0,3 MPx-Kamera... Vielleicht denk ich morgen dran, komme fast täglich dort vorbei.
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Ein emotionaler Moment - ich konnte nicht warten.
Unfassbar, dass an diesen traumatischen Ort deutscher Vergangenheit ein Stückchen Geschichte zurückkehren kann. Ich glaube die alten Männer selbst haben nicht daran geglaubt diesen Platz je wieder zu sehen.
Wer ihr verschwommenes Bild aus den letzten Kriegstagen kennt, wie sie traurig in der Gruppe auf ihren Abtransport warten und nachdenklich einen letzten Blick auf den untergegangen Platz werfen, weiß wovon ich spreche
(abgedruckt in Demps wegweisender Monographie: Berlin-Wilhelmstrasse. Eine Topographie preußisch-deutscher Macht).Auf die nächsten 200 Jahre, die Herren!
Ich salutiere vor der Zeit.
von Schwerin -
Oh, wie schön. Danke! Besonders auf den mit der Flagge bin ich gespannt, weil der doch etwas aus der Reihe tanzt. Und vielleicht können sie ja auch eines Tages an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren und nicht nur in dessen Nähe...Hoffentlich fallen sie nicht allzu bald dem Vandalismus zum Opfer .
Ich hatte ja auch die ganz kleine naive Hoffnung, dass der Bahnhofseingang vielleicht während der Bauarbeiten rekonstruiert wird - aber das wär hier bestimmt schon zu Sprache gekommen.
Passiert eigentlich in absehbarer Zeit mit dem stark patinierten Haus im Hintergrund?
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Sehr schön. Jetzt muss ja nur noch dieser unsägliche Ullrich-Supermarkt da abgerissen werden und es wäre ein doch ganz ansehnliches Ensemble.
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^ Bloß nicht - wo soll ich denn dann Mittags einkaufen?
Ehrlich gesagt finde ich das "Ensemble" an der Ecke Mohren/Wilhelmstr. (samt Zietenplatz) fast schon "kultig". Dort gibt es einen türkischen Imbiss mit Terrasse, wenn man dort sitzt und ein bisschen guckt, ist es schon faszinierend:
Die Mischung der Passanten (Touris, Büroschlipse, Bauarbeiter, Normalos, geführte Ami- oder Engländergruppen, die von Hitlers Bunkerstandort kommen etc.) ist genauso vielfältig wie die Mischung an unterschiedlicher Bausubstanz: Tschechische und Nordkoreanische Botschaft, ein paar ganz ansehnliche Altbauten, ein paar moderne Bürobauten, die gehobenen Plattenbauten an der Wilhelmstr.. ja, auch der ULLRICH!, die große Brache samt Ruinen Wilhelm- Ecke Voßstr. ... und das ganze wenige Gehminuten vom Friedrichstr., Potsdamer Platz, Finanzministerium usw. entfernt. Und jetzt noch die preußischen Generäle.
Alles in allem nicht schön, aber durchaus interessant und typisch Berlin.
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Haltung annehmen!
5 auf einen Streich
Only in Berlin
(eigene Bilder)
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Sehr schoen. Das gibt dem Platz gleich ein ganz anderes Ambiente - auch wenn der Kontrast zwischen den Statuen und den dahinter liegenden Fassaden schon recht krass ausfaellt. Aber in Berlin lebt man ja mit den Kontrasten!
Toll auch, wie sich die ersten Kriegsveteranen darum scharen.
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Und noch ganz ohne Patina oder Schmierereien. Werde am Wochenende auf jeden Fall mal vorbeischauen.
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Hach ja, die schönen Kontraste...Ich schaue vielleicht morgen vorbei. Bin in der Gegend! Aber so auf den ersten Blick, sehen - bis auf Schwerin mit Fahne und Ziethen mit Husarenhut - alle ziemlich gleich aus. Vielleicht wirkt das aus der Nähe anders. Aber egal, das tut dem ganzen keinen Abbruch!