Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße

  • ^ Der Knick ist, was die Außenfassade betrifft, aber auch wirklich das Einzig interessante. Als Lückenbebauung auf 20 Metern hätte das eventuell ganz nett wirken können, aber so... Mich erinnert es frappierend an eine Mischung aus folgenden Leipziger DDR-Stahlbetonbauten:



    Quelle: DAF-User DAvE LE



    Quelle: DAF-User DAvE LE


    Zum Vergleich:

    Quelle: DAF-User Stahlbauer

  • @Dase


    Als ich letzte Woche mit nem Freund in Leipzig war, ist uns bei dem ersten Gebäude genau dasselbe ein-/aufgefallen :). Die Uni geht ja noch.


    Was genau hat das denn mit dem Thema zu tun? Bitte bei selbigen bleiben! Danke
    Bato


    Es hat insofern etwas damit zu tun, dass ich auf den vorherigen Beitrag, in dem der in diesem Thread behandelte Neubau mit einer Leipziger Platte verglichen wird, eingehe und dem zustimme. Bitte!
    Ben


    Ich zitiere mal aus den DAF-Geboten:
    # Bloße Zustimmung oder Ablehnung ist kein echter Beitrag zum Dialog - weshalb findest Du etwas gut oder schlecht? Begründe Deine Ansicht! Dies ist ein Diskussionsforum und kein Chatroom. Zur Bewertung von Beiträgen steht das Renommee-System zur Verfügung.
    Bato

    4 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Auch die sichtbaren Dachaufbauten mit Rohren und Gestängen sind nicht wirklich schön. Ein Gebäude zum Heulen.
    Das DDR Gebäude wirkt dagegen richtig hell und freundlich.

  • Für mich der bisher "unangenehmste" Regierungsneubau in Berlin. Ein Kandidat für eine optische Auffrischung in den nächsten 20 Jahren. Wie gut, hell und fast wohl proportioniert schauen dagegen die Plattenwohnbauten in der Wilhelmstraße aus. Was im Modell noch verheißungsvoll aussah - und im Innern auch ist -, ist durch die Gestaltung der Fassade - DaseBLNs Leipziger Vergleiche treffen ins Schwarze - weitgehend verhauen worden.


    Die Farbkombination macht geradezu depressiv (schwarz-braun / orange ?), die weit vorstehenden, "brutalistischen" Brüstungsfelder lassen an DDR-Verwaltungsbauten der 70er denken (u.a. an die nahe Tschechische Botschaft) und verstärken die Horizontale. Eine hellere, glattere und edlere Gestaltung der Brüstungen hätte viel bewirken können.
    Ein eigenartiger Fremdkörper à la "Sparkasse Herne", vor allem beim Blick auf die Schmalseite und den Übergang zum Altbau des Ministeriums... Anderhalten hat bei mir einiges an baukünstlerischem "Kredit" verspielt.

    7 Mal editiert, zuletzt von Berolina ()

  • Auch wenn ich mich schon einmal zum BMELV geäußert habe, ich finde die Empörung hier nicht nachvollziehbar.
    Weder ist die Materialität "billig", noch finde ich an einer Farbigkeit, die einmal das übliche Sandstein/Champagnerspektrum hinter sich läßt irgend etwas auszusetzen...
    Der Knick mildert doch gerade die Länge des Gebäudes entlang der Französischen Str., es entsteht ein bewegtes und expressives Spiel verzerrter horizontaler Linien, welches auf die Gestalt des Lichthofs im Inneren antwortet...
    Auch die Reliefstruktur der Schiefer(?)bänder, welche im Detail die Morphologie der Gesamtstruktur mit ihren Knicks wiederholt ist sehr smart...
    Das Argument, es sehe aus wie 70er sagt überhaupt nichts, ich glaube es wird nur als eine pauschale Keule gegen etwas eingesetzt, was die hiesigen Sehgewohnheiten provokant herausfordert...
    Die internationale Architekturentwicklung nimmt seit einiger Zeit tatsächlich wieder Rekurs auf Tendenzen der 60er/70er Jahre (Megastrukturen, brutalistische Materialität und Texturen etc.), aber das ist nichts verwerfliches, und auch Berlin wird sich wohl daran gewöhnen müssen...


    Ff. Beiträge zum Thema Regierungsarchitektur in Dland wurden dorthin verschoben.
    Bato

  • Nein, Berlin muss sich an irgendeine 'internationale Architekturentwicklung' wirklich nicht gewöhnen. Insbesondere dann nicht, wenn sie sich durch Einfallslosigkeit und Recycling früherer Missgriffe auszeichnet. Das ist weder innovativ, noch mutig, vielleicht provokant. Dies ist aber eigentlich nicht Sinn von Architektur, erst recht nicht in dieser Funktion, an dieser Stelle.

  • ^^ Auf welche Missgriffe bezieht sich der Architekt denn deiner Meinung nach? Jedem sei seine/ihre Meinung erlaubt, aber Meinungen sind nun mal nicht allgemeingültig. ;)


    Mir gefällt der Neubau, gerade die dunkle Fassade (was für ein Material ist das denn eigentlich).

  • Ich war heute auch mal vor Ort und habe mir das Gebäude aus der Nähe angesehen.
    Das Ministerium gefällt mir in natura allemal besser als es mich die bisher gezeigten Bilder haben vermuten lassen. Das Fassadenmaterial weist einen schönen Glanz auf und es wirkt bei näherer Betrachtung nicht billig, sondern relativ hochwertig (jedenfalls viel besser als die benachbarten DDR-Gebäude, die ob ihrer Biederkeit auf mich beileibe keinen hellen und freundlichen Eindruck machen) und bietet - je nach Sonnenstand - ein schönes Fotomotiv (da zerspringen keine Kameralinsen ;)). Man kann also Entwarnung geben, indem man sagt, dass keine Dachpappe sondern Naturstein verwendet wurde. Auch die Fenster gefallen mir gut, da die auffallende Farbe dem Bau etwas die Strenge nimmt (eine schwarze Fassade mit schwarzen Fensterrahmen wäre wahrscheinlich wirklich etwas brachial geraten). Meiner Meinung nach hätte der Bau aber noch einen Knick vertragen, da er dann vielleicht nicht ganz so "monoton" wirken würde
    Jetzt muss sich bloß zeigen, wie das Gebäude altert. Wenn der Glanz und die Farbe irgendwann verblasst sein sollten, könnte mein Urteil etwas anders ausfallen.

  • Und auch ich hab das gebäude heute mal persönlich in augenschein genommen und kann nur bestätigen das es "in natura" deutlich hochwertiger daherkommt als auf den bildern. die fassade ist gut verarbeitet, die materialien edel, die farben extravagant.


    für mich ist der bau weder ein sündenfall noch ein meilenstein. ein guter zweckbau der die ecke wirklich aufwertet - was allerdings dort aufgrund der nachbarbauten auch nicht sonderlich schwer ist.



    und zu dem vergleich mit den oben gezeigten plattenbauten aus leipzig:
    eine verwandschaft ist zu erkennen. aber wie immer liegt der unterschied im feinen. den platten sieht man an das das dekor mehr oder weniger vom einfachen aufbau der gebäude etwas ablenken soll. die eingeschränkten mittel dabei sind aber deutlich zu erkennen.
    das ministerium ist tatsächlich kein bau von der stange mit drangehängtem dekor! ob es einem gefällt ist aber dann doch eine andere frage.




    D.

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    Einmal editiert, zuletzt von dieselbär ()

  • ^^ falsch, genau diese Straße ist einmalig und ein herausragendes Symbol für Berlin. Ein städtebauliches Miteinander wird dargestellt. :daumen::daumen::daumen:

  • Also, ich will ja jetzt nicht wieder rumnölen und mir rote Laternen von wahrscheinlich dem Architekt, oder sonst einem Projektbeteiligten einfangen. Vielleicht liegts ja auch am grauen Novemberwetter, aber in der langen Reihe der Gebäude aus verschiedenen Baustilen (siehe Photo aus Beitrag 210), sticht der Ministeriumsneubau als meiner Meinung nach unschönstes heraus.
    Kann mir nicht helfen aber so ein "70er Jahre revival Schulgebäude" ist ncht gerade der Bringer in einer ehemals klassizistisch bebauten Umgebung. Und ja die Straßenlaternen würden auch besser an einer Ausfallstraße am Rande der Stadt passen. Aber, Berlin ist arm und genommen wird dann vermutlich was gerade günstig zu haben ist.:nono:
    Ich sollte mir vermutlich mehr Gleichmut angewöhnen, aber manche Dinge erschüttern mich doch noch.

    Einmal editiert, zuletzt von Wahnfried () aus folgendem Grund: Hinweis auf Photo in Post 210

  • ^^
    Geht mir genauso. Blöd, wenn einen Architektur so sehr interessiert - es kann einem eben nicht wurst sein, wie schrecklich manche Gebäude daherkommen. Wobei man im Fall Wilhelmstraße leider sagen muss: Hier ist es auch schon egal. Eine hässlichere Straße findet sich in solch prominenter Lage nicht nochmal in Berlin. Beginnend an den Pollern der britischen Botschaft, nachkriegsmäßig am Willy-Brandt-Haus abknickend (sie mündete ursprünglich in den Belle-Alliance-Platz, auch bekannt als Hallesches Tor) hat diese Straße weder würdigen Anfang noch Ende. Sie wurde im Zuge der DDR-Bebauung verbreitert und der Wilhelmplatz ist auch verschwunden.

  • Ehrlicherweise muss man natürlich auch anmerken, dass gerade der Bereich entlang der Wilhelmstraße massivst dem Erdboden angeglichen wurde... von der Vorkriegsbebauung blieben ja ausschließlich die NS-Staatsbauten nahezu unversehrt. Der Rest war schlichtweg nicht mehr vorhanden. Nach dem Mauerbau wurde sie dann zur mehr oder minder nutzlosen Sackgasse und entsprechend stiefmütterlich behandelt. Insofern ist es schon bemerkenswert, was da an einigen wenigen Stellen wieder hergerichtet wurde (Zietenplatz bspw.).

  • Das ist so nicht richtig.
    Von den vielen als Ministerien genutzen Palais an der Wilhelmstraße standen bis in die 50er jahre noch die Fassaden.
    Erst die "DDR" hat sie dem Erdboden gleich gemacht.

  • Natürlich, das habe ich nicht bestritten. Aber ursächlich war es natürlich nicht. Mal ganz abgesehen davon, ist auch der spätere Westteil ja nicht gerade behutsam beräumt worden...

  • An der Wilhelmstraße gibt es praktisch nichts mehr aus der Vorkriegszeit: Zwei Gründerzeitbauten ganz im Süden in Kreuzberg (eines davon ist ein besetztes Haus - Ich glaub Tommy-Weissbecker-Haus oder so), einige Meter nördlich ein stark überformter Gründerzeitler, dann ewig nichts, dann das ehem. Luftfahrtministerium und schließlich im Norden der Altbauteil des Verbraucherschutzministeriums und an der Ecke Behrenstraße ein weiterer preuß. Ministeriumsaltbau. Das wars. Insgesamt sechs Gebäude. Der Rest ist nach 1945 entstanden. Mit viel gutem Willen könnte man die erhaltene Gründerzeit-Rückbebauung nördlich des Eckhauses Leipziger/Wilhelm dazuzählen (auf der anderen Seite der tschechischen Botschaft).

  • Was ist eigentlich mit dem Mehringplatz oder dem ehemaligen Belle-Alliance-Platz los?


    Gibt es dafür irgendwelche Pläne die Situation zu ändern.Ich finde der Zustand des Platzes hat sich über die Jahre hin immer weiter verschlechtert.
    Wäre schon,wenn man aus dieser Bausünde noch irgendetwas machen könnte.