Frankfurts City-West-Thread

  • Das erste ist ja krass. das wird hier wohl hoffnungslos in den Boden gestampft werden, bei einer derart abweisenden Fassade.


    Ich finde ja, man kann sowas durchaus auch machen, aber an der Voltastraße? das ist ja sozusagen die Lebensader des Quartiers und wirklich nicht zu laut, bzw. wirklich keine Stadtautobahn.
    Egal. In Barcelona funktionieren solche Klötze ja schließlich auch und sogar die Niederländer leben gerne in sowas.


    Mäckler ist natürlich top. Selbst in dieser Größe und Monumentalität funktionieren seine Fassaden auch als Wohngebäude. Einen Preis für Kreativität hat der gute Mann mit seinen Häusern zwar nur sehr selten verdient, aber wenn's um rentable Investorenarchitektur auch noch in zweiter Reihe geht, dann können sich seine Nachbarn da mal dicke ne Scheibe von abschneiden. Einfach toll. :daumen:


    Vielen Dank für das Update! Wie sieht es eigentlich auf der Voltastraße aus? Neben der nervigen Straßenbahnführung würde mich mal interessieren ob sich das Gebiet etwas belebt oder nur darauf wartet mit Graffitis beschmiert abzusacken.

  • Nein, ein Absacken ist aus meiner Sicht nicht zu befürchten. Das Viertel funktioniert einigermaßen - mit steigender Tendenz. Sicher liegt dies hauptsächlich daran, dass in der letzten Zeit nur noch Wohngebäude dazu gekommen sind. Und dann noch, auch das ist neu, überwiegend Mietwohnungen. Bei den vier Projekten aus #122 werden es sogar ausschließlich Mietwohnungen.


    Es gibt inzwischen durchaus einige Geschäfte und acht oder neun Restaurants, außerdem den von thomasfra bereits erwähnten Markt am Mittwoch. An kleineren Ladenlokalen gibt es eigentlich keinen Mangel, das Fehlen eines größeren Supermarkts ist zweifellos der größte Nachteil. Hier hat die Stadt sicher einen Fehler gemacht, einen solchen nicht im Bebauungsplan festzuschreiben. Gerade in den vier großen Komplexen an der Voltastraße (2 x Athlon Place sowie an der Ecke zur Dammheide und Living Galvani) mit ihren riesigen Erdgeschossflächen wäre selbst ein richtig großer Markt ohne weiteres möglich gewesen. Aber noch gibt es die eine oder andere Baulücke, vielleicht kommt ja doch noch etwas.


    Ich habe oben noch drei Links zu Vermarktungsseiten eingefügt.

  • @ Mik und Barcelona:


    Genau! Komme gerade zurück aus Granada. Und da funktioniert das auch. Was wichtig ist: Die Nutzung im Ergbeschoss! Geschäfte, Kneipen, Restaurants, Kleine Handwerker. Und schon ist Leben im Viertel. So wie ich das sehe, ist hier nichts dergleichen geplant, oder?


    @ Schmittchen: Danke für die Photos.

  • Dabei handelt es sich aber nicht um etwas aufgemotzte 70er-Jahre-Kisten, oder? ;)
    Sorry, aber die Frage drängt sich einem schon irgendwie auf. Außer bei dem Teil vom Mäckler, das ist wirklich gelungen.

  • In Funktion moderner Mietwohnungsgebäude mögen die Häuser in Ordnung gehen, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie uninspirativ heutzutage an die äußere Gestaltung herangegangen wird. Derweil bin ich schon froh, dass das unpassende Goethe-Zitat in Bezug auf die weiße Wohnanlage in der Voltastraße (siehe Infotext oben) nicht auch noch in Hier bin ich Mensch, hier muss ich rein verhohnebibelt wurde.

  • So hoch ist die Wohndichte doch garnicht. Mit Plattenbauten oder einfachen Wohnhochhäusern kann man das nicht vergleichen. Wenn ich überlege wie schlimm es in manchen Altbauten Offenbachs zugeht, dann bin ich zuversichtlich über diese Gebäude. So lange der Mietpreis relativ hoch bleibt... ;) /Edit: Die historische Rütli-Schule ist keine Elite-Schule, obwohl manche über die zugegebenermassen hässliche bis mäßige Schularchitektur der Moderne schimpfen. ;)

  • In diesem Teil von LA der bis vor einiger Zeit (und inoffiziell auch heute noch) South Central heißt, ist die Wohndichte auch nicht allzu hoch, fast alles Einfamilienhäuser oder -bungalows oder wie man das nennen mag. Also an der geringeren Dichte als in den Plattenbauten kann eine Ghettoisierung schonmal nicht scheitern

  • Also in meinen Augen sieht das (von der frischen Farbe einmal abgesehen) bereits jetzt ziemlich nach Ghetto aus! Bis auf den Bau von Mäckler (der ja anscheinend jedes 2. Projekt in Frankfurt plant) absolut unterdurchschnittliche, belanglose Kastenkisten mit zudem scheinbar wenig durchdachter Nutzungsmischung (vorallem in den Erdgeschossen). In spätestens 20 Jahren könnten die Mietpreise so in den Keller gerauscht sein, dass sich dort vermehrt ärmere Schichten ansiedeln werden.
    Und dann ist aus der Traum vom pseudonoblen Wohnquartier. Dass hier wieder so gekünstelte und angestrengte fremdsprachliche Bezeichnungen verteilt werden, macht es auch nicht besser. Ich hoffe, man kriegt es wenigstens hin, genügend Kneipen u.Ä. anzusiedeln. Soziale Kontrolle wäre in so einer Gegend sehr wichtig.


    Ansonsten ist es wirklich traurig, wie wenig Kreativität heute beim Bau solcher Quartiere (allgemein bei Wohnbauten) an den Tag gelegt wird. Es wäre doch so einfach: Hochwertigere Materialien, ein paar nette Details, gegliederte Fassade, ansehnliche Balkone und als Sahnehäubchen vielleicht zur Abwechslung mal ein richtiges Dach. Ist das denn zu viel verlangt für moderne Architekten?

  • Quatsch, natürlich bekommen das Architekten hin. Nur zu welchem Preis? Schließlich sind das Investorenkisten in zweiter Reihe. Das Satteldach macht dabei auch nichts aus. Im Westhafen hat man den gleichen Stil und da funktioniert es prächtig. Vor allem in erster reihe am Wasser.


    Ich weiß auch nicht wie man sowas regeln könnte, damit sich die Bauherrn mal mehr anstrengen. Wenn man den Architekten die Chance gäbe, dann würde da wohl jeder mit Freudentränen in den Augen sein Traumprojekt verwirklichen.


    Ich denke Mäckler hatte ganz einfach auch mehr finanziellen Spielraum um sich so eine Fassadenverkleidung zu erlauben.
    Andererseits stimmt es natürlich schon, dass man auch mit wenig Geld was schönes machen kann.
    Das ist dann eben eine Stilfrage. Statt pseudo-noblem Understatement (was anderswo sogar funktioniert), hätte ich mir hier mehr bunte Farbgestaltung für nicht viel mehr Geld erhofft. Auch wenn ich jetzt vielleicht etwas zynisch wirke, aber es gibt ne Menge sanierter Platten, wovon man sich in Sachen Fassadenanstrich auch ne Scheibe abschneiden könnte.


    Zum Thema Ghetto: Die City-West ist eine Halbinsel, da ist die Gefahr durchaus gegeben. Das ist aber von der Architektur weitgehend unabhängig. Ich habe mittlerweile schon "schönste" Altbauten als kriminelle Hotspots gesehen und andererseits 70er Wohnparkutopien die tatsächlich wunderbar friedlich und sozial durchmischt sind.
    Viel wichtiger ist die EG Nutzung und die Vernetzung zu anderen Stadtteilen. Das eine Parkhaus/Bürohaus an dem alten Backsteinding an der Eisenbahn (vorher hier schon beschrieben) könnte aufgrund seiner Qualität z.B. viel wichtiger sein, als die Architektur aller Wohnquartiere hier zusammen. Einfach weil es die Unattraktivität der Bahnschienen etwas ausgleicht und somit mehr mit Bockenheim? verknüpft!

  • Jetzt kommt mal wieder runter. Keiner kann sagen, in welche Richtung sich das Viertel in 20 Jahren entwickeln wird. Ich kann aber sagen, dass es im Moment noch nicht einmal ansatzweise in die Richtung geht, die ihr offenbar anhand der paar Fotos festzustellen glaubt. Ich würde das Viertel im Moment nicht weit unterhalb von Deutschherrnviertel oder dem Festland-Teil des Westhafens ansiedeln, definitiv vor Baugebieten wie Frankfurter Bogen und auch noch vor New Betts/Atterberry. Die Bezeichnung als Ghetto oder ein Vergleich mit South Central ist jedenfalls komplett absurd.


    Und zur Architektur: Das ist der Standard heute zwischen München und Hamburg, das muss doch mal klar feststellen. Mir gefällt es auch nicht. Und hier ist die Bauausführung einschließlich Aufwand für die Außenanlagen noch überwiegend hochwertiger als der Durchschnitt. Fahrt mal zum Frankfurter Bogen, dort hat das Grauen auch noch weiße Kunststofffenster plus Halbgardine (die neusten Bauten dort sind allerdings besser). Oder ins Lindenviertel nach Höchst. Dort würde ich eure Erwartungen bezüglich des programmierten Abstiegs halbwegs teilen, keinesfalls aber in der City-West.

  • Sehe ich genauso.


    Und wenn ein paar Mieten fallen sollten, dann ist das auch nicht schlecht. Dann hat man wenigstens eine gesunde Mischung.


    Selbst die Plattenbauten an der Mailänder Strasse (die wirklich nicht schön sind) als Ghetto zu bezeichnen wäre auch absolut übertrieben. Hab da selbst ne zeitlang gewohnt und es ist wirklich ruhig.

  • Living Galvani

    Das Haus mit dem brillanten Namen "Living Galvani" steht teilweise schon ohne Gerüst da. Auf dem Bild sieht man die West-Seite. Mir gefallen die Balkone und die Strukturierung durch Fenster und die demonstrativen silbernen Fallrohre recht gut. Auf den anderen Seiten wird noch verputzt. Wenn ich das heute bei meinem Spaziergang richtig gesehen habe, wird nicht jede Seite weiß werden (oder wird üblicherweise auf beigen Putz noch weiß gestrichen? Ich bin wirklich kein Praktiker :) )


    Das Bild habe ich mit meinem Handy gemacht - zwei Hälften mit Photoshop vereint und mit ShiftN entzerrt. Für ein frontales Foto von der Straßenseite Voltastraße (noch teilweise eingerüstet) bräuchte ich ein anständiges Weitwinkel oder muss arg basteln. Mal sehen.


    Links am Bildrand sieht man das Mäckler-Haus in der Ohmstraße, rechts die Voltastraße.


  • Mit dem Living Galvani sind nun alle noch offenen Flächen in der City-West bebaut.(abgesehen von einem Eckgrundstück an der Strabahaltestelle "An der Dammheide") Leider hat sich die Situation bzgl. der Geschäfte nicht geändert. Keine Apotheke, Drogerie, Metzger, Gemüseladen oder Lebensmittelmarkt, nicht mal ein Schlecker und der ist ja an jeder Ecke zu finden. Innerhalb des letzten Jahres hat ein 2ter Blumenladen aufgemacht, eine orthopädische Praxis (so groß wie 3 Läden) und das 3. asiatische Restaurant.(verhungern wird hier keiner, es gibt noch 2 Italiener eine Mexikanische Küche usw.) Die neu hinzugekommenen Büroflächen sind, soweit ich das beurteilen kann, so gut wie komplett vermietet und auch die Wohnungen sind scheinbar ruckzuck vermietet oder verkauft worden. Viele die hier arbeiten, haben sich schon Gedanken darüber gemacht, warum in diesem Viertel keiner der oben beschriebenen Läden einzieht.
    Meine Vermutung, die neuen Anwohner sind alle motorisiert und kaufen in irgendwelchen Großmärkten ein und für die hier arbeitende Bevölkerung lohnt es sich nicht ein Geschäft zu eröffnen, da diese nur in Ihrer Mittagspause einkaufen und am Feierabend schnell nach hause fahren.
    Dass hier keine Familien oder ältere Menschen wohnen, merkt man ganz einfach daran, dass z.B. der Spielplatz auf dem Foto von Crimplene von keinem Kind aufgesucht wird und ich noch nie ältere Menschen oder Mutter/Vater mit Kind auf der Strasse gesehen habe (und ich arbeite schon seit 4 Jahren an der Solmstrasse) Meiner Meinung nach hat man sich keinerlei Gedanken darum gemacht wer hier mal wohnen könnte und welche Geschäfte hier eröffnen.
    Ich hatte mich ja schon mal in Beitrag #120 negativ darüber geäußert und auf die neuen Gebäude gehofft, aber bei der Hoffnung ist es geblieben. Zum Beispiel der wirklich gut gelungene von Christoph Mäckler geplante Wohnkomplex, kein einziges Ladengeschäft eingeplant. Im Moment ist alles vermietet, aber was ist in 20 oder 30 Jahren? Wenn die Häuser nicht mehr so attraktiv sind? Und die Bewohner evtl. in Rente gehen?
    Ich verstehe einfach nicht, wie man bei der Planung eines solch großen Projektes, für das sogar eine eigene Straßenbahnstrecke gebaut wurde, so einfache Dinge außer Acht lässt.

  • Die Tram wurde vorwiegend für das Rebstockareal gebaut. Ansonsten ist die Antwort recht einfach, meine ich: Die Investoren hielten es für richtig, nur kleine Laden- und Gastronomieeinheiten zu schaffen. Davon aber viele. Obwohl speziell die U-förmigen Athlon-Place-Häuser mit ihren im Erdgeschoss überbauten Höfen Ladenflächen ermöglicht hätten, die für die Anforderungen jedes Supermarktbetreibers groß genug gewesen wären. Und die Stadt hat es leider versäumt, damals entsprechende Festsetzungen in den Bebauungsplan aufzunehmen.


    Immerhin ist ein Bio-Lebensmittelmarkt im Athlon-Place-Haus östlich des Celciusplatzes angekündigt. Und nie die Hoffnung aufgeben! Unbebaut ist auch noch das große Grundstück zwischen Mercure-Hotel und Goldenem Haus, derzeit bebaute Areale werden möglicherweise demnächst neu entwickelt. Das denkmalgeschützte Elektrizitätswerk etwa, vielleicht können da sogar die jüngst als Rewe-Supermarkt wiedergeborenen Tramdepots in Bornheim und Sachsenhausen zum Vorbild werden.

  • Stimmt, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben. :) Übrigens ist das Viertel mitunter belebter, als man erwartet. Vergangenen Sonntag waren alle Straßen und Plätze mit Spaziergängern gefüllt. Ich war wirklich verblüfft. Es wohnen massenhaft Menschen hier. Im ABG-Wohnhaus von Forster leben auch viele Kinder. Die spielen aber im Innenhof.


    Im ehemaligen Sushi-Lokal in der Volta-Straße hängt seit Monaten ein Plakat, in diesem Gebäude werde bald ein Bio-Supermarkt eröffnet (Schmittchen erwähnte es): "In Kürze" steht da. Leider dehnt sich die Kürze inzwischen recht beachtlich.


    Auch dieses bedeutende stadtgeschichtliche Detail habe ich kürzlich fotografiert:


  • Danke für die Infos! Das da jemand was versäumt hat, habe ich mir gedacht. Ok, ich hoffe noch ein wenig, z.B. auf den Bio-Supermarkt und ein REWE - das wäre kaum auszudenken :gibgrin30 - aber man sollte ja die Hoffnung auch nicht überstrapazieren.

  • Living Galvani

    Das Haus ist jetzt fertig, incl. Rollrasen:


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-04-04


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-04-04


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-04-04

    An der Ecke Voltastraße/Heinrich-Hertz-Straße, direkt an der Strabahaltestelle "An der Dammheide" ist bis jetzt noch eine der letzten Freiflächen. Am Donnerstag ist dort alles abgeholzt worden und gestern wurde "rumgebaggert".
    Ich hoffe Schmittchen weiss ob und was da gebaut wird:


    By thomasfra, shot with Canon PowerShot A710 IS at 2009-04-04

  • Laut B-Plan dürften dort auch Wohnungen hinkommen, spiegelverkehrt zum Haus mit den orangenen Balkonen. Ist ein (städtisches) Erbbaugrundstück und ist seit (war?) vielen langen Jahren in Privatbesitz.


    Die (noch zu bauende) Tiefgarage kann über das Nachbargrundstück angefahren werden.


    Wäre wirklich schön, wenn es losgeht, zwischendurch gab es wohl auch mal Bestrebungen Richtung Parkhaus, die die Stadt nicht mitmachte.

  • Wenn ich das vorletze Bild so anschaue wirkt das wie eine verkürzte Version der immer gern kritisierten Kammgebäude an der Berliner Straße - halt mit Arkaden statt Vordach, nur zwei Zinken statt vier und nur einer Ladenetage, aber sonst...


    Nicht dass mich das stören würde, eine solche Mischnutzung ist fast immer gut.