Wohnquartier "Stadtgärten am Henninger Turm" (2014 ff.)

  • Muss man etwas zwingend erhalten, weil etwas altehrwürdig ist?

    Klar könnte man aus der Villa auch ein Begegnungszentrum machen oder ein Jugendzentrum aber ein öffentlicher Park an dieser Stelle ist doch auch keine schlechte Idee.

  • Auch wenn es gewissen Mitautoren in ihrem Brass sicher gegen den Strich geht: der Park ist nicht der Villa Schubert, sondern der Villa Henninger zu verdanken, die schon ein bißchen länger hier steht. Und diese wirklich "altehrwürdige" Bausubstanz hat ja niemand vor, abzureißen, sondern sehr liebevoll restauriert. Auf der Zunge zergehen lassen kann man sich bei der Gelegenheit allerdings nochmals die von Schmittchen in #117 erwähnte Formulierung in der seinerzeitigen Einverständniserklärung des Denkmalschutzes, der Abriß bewirke eine "Stärkung des umgebenden Parks". Offenbar hatte man dort nicht mitbekommen, daß im Park Neubauten geplant waren - oder den Umstand schlicht ignoriert.

  • Vermutlich kennt so mancher die sehr versteckt gelegene Villa Schubert nicht. 1956 wurde das Anwesen Wendelsweg 70 erbaut. Salopp ausgedrückt handelt es sich um eine "Fabrikantenvilla" der frühen Nachkriegszeit in Größe XL. Bauherr und Bewohner bis zu seinem Tod im Jahr 2010 war Bruno Schubert, erster Sohn des Eigentümers der Henninger Bräu und Ehrenbürger der Stadt Frankfurt. Ende der Siebziger verkaufte Schubert die Großbrauerei. An Geld mangelte es also nicht.


    Unten ein Luftbild des Parks mit der denkmalgeschützten Walmdach-Villa in geschwungener L-Form, etwas aus der Mitte gerückt. Auf dem rechtwinkligen Streifen am oberen Bildrand ist der nächste Bauabschnitt mit den Doppelhäusern geplant.


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    Foto: © Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main (Orthofotos 2020)


    Das Luftbild wurde im Frühjahr 2020 aufgenommen. Ich war zwar lange nicht in der Gegend, gehe aber davon aus, dass das Gebäude noch steht. Vandalen sollen allerdings deutliche Spuren hinterlassen haben, wie zu vernehmen war.


    Drei Fotos von 2019, die mir im Aufnahmejahr von einem Forumsnutzer zugeschickt wurden. Der Eigentümer habe keinerlei Vorkehrungen getroffen, das Anwesen vor Vandalismus zu schützen, schrieb er damals.


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    4889_villa_schubert.jpgFotos: N. N. für deutsches-architekturforum.de

  • Wenn man als Stadt schafft das Gelände zu kaufen und in der Villa Gastro/Event anbietet und den Park frisch macht könnte das ein richtiges Schmuckstück werden....

  • Eine interessante Zusammenfassung zur Villa Henninger und Villa Schubert ist in diesem Wikipedia Artikel zu lesen. Der Park ist laut diesem 2015-Artikel ein geschütztes Naturdenkmal und dürfte somit kaum verändert werden. Die geplante Bebauung ist laut dem Artikel zudem mit dem Denkmalamt abgestimmt. Sollte hier ein gut gepflegter Park auf einem ehemals hermetisch abgeriegelten Gelände entstehen, welcher der Öfffentlichkeit zugute kommt, kann ich mit dem Abriss dieser 50er Jahre Villa gut leben.


    Bzgl. Mieter: Da es nicht mal die neu gebauten "Flare of Frankfurt" oder die "Kornmarkt Arkaden" schaffen ihre Räumlichkeiten in bester Innenstadtlage mit permanenten Erst-Mietern zu füllen (d.h. Gastronomie, Einzelhandel, Kultur), weder vor Corona noch danach --> wie soll dann erst in diesem toten Winkel der Stadt ein Mieter gefunden werden?

  • ^^Die Lage in einem durchaus begüterten Umfeld (unterschätzt mal diese älteren, etablierten EFH/DFH-Siedlungen nicht) wäre in Kombination mit Kundenparkplätzen in einer im Rahmen dur umliegenden Bebauung zu errichtenden Tiefgarage m.E durchaus geeignet, ein dem Erhalt des Objekts und seiner Betreiber entsprechendes Einkommen zu generieren.

    Natürlich wäre das nichts für Laufkundschaft, womit man sich im Flare wohl verkalkuliert hatte, das muss auf Publikum ausgelegt sein, das ganz bewusst dort hin geht.

    Beim Flare hat man wohl vergessen, dass ohne den Turmpalast in dem Bereich rund 1200 potentielle Kunden am Tag weggefallen sind - das Metropolis zieht seine Kunden aus den Parkhäusern Taubenstraße und Turmcenter und der U-Bahn-Station, das Astor liegt direkt im Food-Court.

  • Die gewerblichen Objekte in den Stadtgärten um den Quartiersplatz sind alle vermietet und werden derzeit ausgebaut.

    Weißt Du dazu näheres? Mein Eindruck beim letzten Spaziergang dort war eher, dass die Flächen im Erdgeschoss am Quartiersplatz, welche wohl ursprünglich für Gewerbe vorgesehen waren, jetzt zu Wohnungen umgebaut werden.


    Bzgl. der Villa im Park: Der Gedanke mit einer Gastronomie (könnte man sich in Richtung einer innerstädtischen Gerbermühle vorstellen) ist schon reizvoll. Ich denke aber der Käse ist gegessen und der Abriss beschlossene Sache.

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    Die Eckflächen des Erdgeschosses, sowie die 1. Etage der südwestlichen Ecke werden zu Büros ausgebaut. Wer dort einzieht ist mir aber nicht bekannt. In den mittleren Bereich des Erdgeschosses wird ein Restaurant einziehen - leider weiß ich auch hier nicht, was es genau wird.

  • Bevor der Hochbau der in #198 beschriebenen Häuser am Rand des Parks beginnen kann, muss offenbar erst einmal die Tiefgarage erweitert werden.


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    Durch diese Klamm gelangen Garagennutzer wohl später vom bestehenden in den neuen Teil. Eine eigenwillige Lösung, könnte man meinen.


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    Bauschild, rechts die tatsächlich noch stehende Villa Schubert mit Park, derzeit so gut zu sehen wie lange nicht.


    Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/4946_henninger_stadtgaerten.jpg   Bild: https://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/4947_henninger_stadtgaerten.jpg


    Hier soll es mit Wohnhäusern dann noch "um die Ecke" gehen. Plan oben in Beitrag #197.


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    Bilder: Schmittchen

  • Den fertigen und zur Nutzung freigegebenen Quartiersplatz hatten wir noch nicht. Auch jetzt nur Bilder aus dem Hochwinter, bei nicht bestem Licht. In ein paar Monaten könnte nachgeschaut werden, doch was man auch so sieht: so spärlich ist die Bepflanzung mit Bäumen gar nicht ausgefallen.


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    Die harsche Kritik von April 2020 oben kann ich auch ansonsten nicht nachvollziehen. Zu bedenken ist, dass bei der Gestaltung eines öffentlichen Platzes heute eine Vielzahl von Normen beachtet werden muss, wie Feuerwehrzufahrten, Barrierefreiheit etc. Das sind andere Voraussetzungen als vor 100 Jahren und demzufolge gibt es andere Ergebnisse.


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    Bei abfallendem Gelände ergibt sich das Dilemma von selbst. Entweder erhält man das Gefälle, dann rollt das Dreirad des kleinen Noah ungewollt davon. Der Platz ist nur eingeschränkt nutzbar und meines Erachtens sieht das auch nicht ansprechend aus. Oder man schafft ebene Flächen und nimmt dafür Mauern und Stufen in Kauf. Hier ist es eine Art Mischlösung geworden, und ich meine, das lässt sich zumindest sehr gut vertreten. Gut geraten der Belag der ebenen Fläche, offenbar der ortstypische Bessunger Kies (nicht grauer Schotter wie auf dem Goetheplatz). Nicht zuletzt sollte die großflächige Verwendung von Naturstein-Kleinpflaster hervorgehoben werden, eben ungleich wertiger als die sattsam bekannten fiesen, schnell verschmutzten Betonplatten.


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    Insgesamt hatte ich bei meiner Tour am vergangenen Wochenende einen guten Eindruck der Stadtgärten. Gegen Ende der Bauphase war das noch anders. Ich nehme an, das liegt maßgeblich daran, dass die Gartenbauer einen guten Job gemacht und die karg-unterkühlte Architektur gewissermaßen angewärmt haben. Beispielhaft ein Durchblick in Richtung Main:


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    Bilder: Schmittchen


    Eigentlich wollte ich euch noch die Villa Henninger zeigen. Dann wurde das hier aber etwas lang, daher später in einem dritten und letzten Beitrag.

  • Die Villa Henninger, zuletzt in #188 f. zu sehen. Nun sind die Sanierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. Die Einfriedung ist fertig ...


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    ... und die Gartenbauer waren da. Nur am Anbau an der Südseite steht noch ein kleineres Gerüst.


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    Die zum neuen Wohnquartier gewandte Rückseite der Villa Henninger:


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    Bilder: Schmittchen

  • Soweit finde ich die Sanierung der Villa gut gelungen, es ist nichts verunstaltet und alles sieht recht hochwertig aus. Den Übergang zum Park hin wird man vermutlich noch einmal anfassen, wenn es dort mit den Doppelhaushälften und dem Abriss der anderen Villa weitergeht.

  • Ja, im Äußeren zumindest sehr gelungen, aber auch sehr preußisch im Erscheinungsbild. Deutlicher Einfluß der Berliner Schule, aber nichts mehr vom eleganten Mainklassizismus eines Christian Hess. Würde eigentlich weit besser nach Wiesbaden passen, als nach Frankfurt. Aber für sich genommen schon ein eindrucksvoller Bau.

  • Der Umfang des gesamten bebauten Areals mit den "Stadtgärten" inklusive "Villa Henniger" und "Henninger Turm" ist vom Domturm aus gesehen mehr als beachtlich.


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    Fotos: Beggi

  • Der (vorerst) letzte Bauabschnitt ist seit dem letzten Update vorangekommen. An der Straße Am Henninger Turm sind erste Rohbauten demnächst fertig.


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    Im Februar sah es "um die Ecke" noch so aus, inzwischen hat auch hier der Hochbau begonnen.


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    Der neue, damals wintergraue Quartiersplatz hat sich ganz gut entwickelt.


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    Weitere Eindrücke ...




    Bilder: Schmittchen

  • Die Villa Schubert wurde kürzlich abgerissen. Das berichtet die FNP. Die Mannheimer Actris AG, dahinter steht der Unternehmer Dietmar Hopp, plant dem Artikel zufolge "mehrere Wohnhäuser" zum Wendelsweg hin. Diesbezüglich werden derzeit Bauberatungen mit der Stadt geführt, die sich noch einer frühen Phase befinden sollen. Der zentrale Bereich des Gartens der Schubert-Villa soll zu einem Park umgestaltet werden. Ein Sprecher des Stadtplanungsamts hofft, dass der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, zumindest zeitweise.


    Unterdessen gehen die Bauarbeiten entlang der Straße Am Henninger Turm weiter. So sah es am vergangenen Wochenende aus:


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    Bild: Schmittchen