Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Gestern wurde Frau Günther im Verkehrsausschuss von Hrn. Ronneburg und Hrn. Schopf (also nicht Opposition) kritisch gefragt, wann denn die Straßenbahn-Projekte aus dem Koalitionsvertrag nun in Betrieb gehen werden. Ihre Antwort: Im Durchschnitt brauche es von der Planung zum Bau acht Jahre, wenn keine Klagen kommen. Man möge bitte mit dem Mythos aufhören, alles ginge in drei bis vier Jahren, es gehe um acht Jahre und mehr.


    Sorry, aber da machen die 2-3 Jahre Differenz in der Bauzeit U-Bahn/Straßenbahn auch keinen Unterschied mehr. Hätte man auch alles vorher wissen können, es klang aber so verlockend.

  • ^Bedarf es wirklich der acht Jahre, damit es richtig gut wird, oder sieht man sich hier nur einem planungsrechtlichem Monsterprozess gegenüber, der Stillstand erzeugt, den man aber politisch nicht gewillt ist, zurückzustutzen?

  • Theseus532 und Bousset Ich denke auch, dass es vor allem eine Frage des (fehlenden) politischen Willens war und ist. Klar ist zudem auch, dass man erst durch den Aufbau entsprechender Kompetenzen wirklich effizient planen und umsetzen kann.


    Ich denke, dass die U5 hier tatsächlich einen Stein ins Rollen gebracht hat. Und es wäre extrem wichtig, wenn der jetzt überhaupt im Rollen bleibt. U7 und U3 sind dafür zumindest beide nicht verkehrt.


    Die U3 wird vergleichsweise leicht umsetzbar sein und doch einen Mehrwert bringen - gerade, damit diese Linie künftig noch mehr genutzt wird.


    Die U7 soll jetzt offenbar gleich an beiden Enden verlängert werden und wird im Vergleich zur U3 auch deutlich spektakulärer: Die längste Linie der Stadt wird noch länger und verbindet tiefstes Spandau mit dem dynamischen Speckgürtel südöstlich der Stadt mit dem berühmt-berüchtigten BER. So hat Berlin dann einen Airport mit S- UND U-Bahn-Anschluss (die U7 kreuzt zudem viele andere wichtige Linien und wird vermutlich einen ziemlich dichten Takt erhalten). Das wird den Busverkehr um Rudow deutlich entlasten und auch das leidige Taxithema zumindest etwas relativieren.


    Wenn beide Projekte rollen (zumindest erst einmal im übertragenen Sinne), wird man hoffentlich weiter dran bleiben. Das gleiche erhoffe ich mir auch für die Straßenbahn und S-Bahnprojekte in die Brandenburger Peripherie (durch die Beteiligung Brandenburgs noch komplizierter und langatmiger aber auch immens sinnvoll, sodass auch hier mit der U7 ein wichtiger Anknüpfungspunkt in den Köpfen entstehen könnte).


    In Kombination kann das die Verkehrswende ermöglichen und zugleich das Wachstum der Stadt inklusive Zusammenwachsen mit dem Umland entscheidend voranbringen. Ökologisch und ökonomisch aber auch für die Lebensqualität der Menschen wünsche ich mir kaum etwas mehr für die kommenden Jahrzehnte. Deshalb hoffe ich so sehr, dass die Dynamik jetzt nicht doch wieder ausgebremst wird und sei es durch Streit über die richtige Linie...

  • ^ Bei den die Landesgrenze überschreitenden Bahn-Projekten (S-Bahn Falkensee und Ausbau Fernbahn, Stammbahn) habe ich ja die Hoffnung, dass die federführende DB AG mehr Expertise und Power hat.

  • Ich sehe das Hauptproblem des stockenden ÖV-Ausbaus ebenfalls in den langwierigen Baurechtsverfahren und den darauf ausgerichteten umfangreichen Planungsauswüchsen.

    Es wäre mal interessant zu beobachten, wie schnell ein hypothetischer CDU-FDP-Senat ab Herbst diesen Jahres die ganzen gewollten U-Bahn-Projekte umsetzen könnte. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass es unter schwarz-gelb schneller ginge als unter R2G. An den Gesetzen kommt nämlich niemand vorbei...

  • Bei der Gelegenheit noch zwei Bilder vom Bahnsteig des ehem. (und vielleicht auch künftigen) S-Bf. Gartenfeld

    Zumindest sieht das Bahnsteigdach einschließlich Dachentwässerung (man beachte das Fallrohr) recht frisch saniert aus.

    Ich finde das ist ein sehr erfreuliches Zeichen. (Denkmalschutz?)



    Gruß, Jockel

  • ^ der Bahnhof/Bahnsteig wurde bis vor ein paar Jahren von einem Pflanzenhändler genutzt. Deshalb auch die noch tw. verglasten Seitenwände. Und deshalb hatte man auch das Dach in Schuss gehalten.

  • Fantastisch! Eigentlich prädestiniert um überdachte Flohmärkte hier zu veranstalten ...


    Die weit überspannende Dachkonstruktion, war die für spätere S-Bahnhöfe auf anderen Linien Vorbild?

  • Die weit überspannende Dachkonstruktion, war die für spätere S-Bahnhöfe auf anderen Linien Vorbild?

    Vorbild vermutlich nicht, aber vorbildlich ganz sicher.

    Es war mal üblich Bahnsteige, Treppenaufgänge und Fußgängerbrücken bei deutschen Bahnen (Länderbahnen, später Deutsche Reichsbahn) an einigermaßen bedeutenden Bahnhöfen zu überdachen, oft sogar über die komplette Länge.


    Heute hält man das selbst bei einem Hauptbahnhof in der Hauptstadt nichtmehr für nötig.

    Bei kleineren Bahnhöfen spart man sich eine Überdachung in heutiger Zeit oft komplett und stellt lediglich einen Bushaltestellen ähnlichen Unterstand auf den Bahnsteig.



    Fantastisch! Eigentlich prädestiniert um überdachte Flohmärkte hier zu veranstalten ...

    Aber wenn nur übergangsweise, schließlich sollen dort ab 2029 wieder S-Bahnzüge verkehren.



    Gruß, Jockel

  • Diese Form der Dachkonstruktion gibt es auch auf den S-Bahnhöfen Schulzendorf und Heiligensee, alles ebenso einstielige Dachkonstruktionen. Das sind eher Spätwerke. Die früheren S-Bahnsteige aus der Zeit der Jahrhundertwende haben vorwiegend zweistielige Bahnsteigdachkonstruktionen.

  • oft sogar über die komplette Länge.


    Das würde ich dann doch mal bezweifeln. Sicherlich wurde mehr und länger überdacht, komplett überdachte Bahnsteige waren aber auch in der vermeintlich besseren Zeit nicht gang und gäbe.


    Heute hält man das selbst bei einem Hauptbahnhof in der Hauptstadt nichtmehr für nötig.

    Bei kleineren Bahnhöfen spart man sich eine Überdachung in heutiger Zeit oft komplett und stellt lediglich einen Bushaltestellen ähnlichen Unterstand auf den Bahnsteig.


    Die Feststellung passt m.E. nicht so ganz zur Situation in der Hauptstadt. Im Gegenteil, wenn man sich mal die Standards in kleineren S-Bahn-System oder auf dem Land anschaut, stellt man recht schnell fest, dass in Berlin (sicherlich auch aus historischen Gründen) die Überdachungssituation kaum Grund zur Beschwerde gibt. Außer dem Regionalbahnsteig in Mahlsdorf und Berlin-Staaken fallen mir so auf Anhieb jedenfalls keine Stationen ein, die aussschließlich mit den beschriebenen Bushaltestellen ausgestattet sind.

  • komplett überdachte Bahnsteige waren aber auch in der vermeintlich besseren Zeit nicht gang und gäbe.

    Stimmt, deshalb schrieb ich "oft" und bezog mich außerdem noch auf "einigermaßen bedeutende Bahnhöfe", was zugegeben Raum für Interpretation läßt.



    Die Feststellung passt m.E. nicht so ganz zur Situation in der Hauptstadt. Im Gegenteil, wenn man sich mal die Standards in kleineren S-Bahn-System ... anschaut, stellt man recht schnell fest, dass in Berlin (sicherlich auch aus historischen Gründen) die Überdachungssituation kaum Grund zur Beschwerde gibt.

    Die Situation kann man gerade bei der Berliner S-Bahn, an der Ausführung der Überdachungen sehr anschaulich betrachten.


    Wenn man sich nur beispielsweise die S-Bahnhöfe der Ringbahn anschaut kann man die Unterschiede zwischen (weitestgehend) historisch belassenen bzw. sanierten und neugestalteten Bahnsteigdächern gut erkennen.

    Um jetzt nicht alle Bahnhöfe aufzählen zumüssen hier nur ein paar Beispiele.


    Historisch lange Bahnsteigdächer: Westkreuz, Messe Nord, Westend, Schönhauser Allee usw.


    Neugestaltete kurze Bahnsteigdächer: Jungfernheide (mit Bushaltestellen ähnlichem Unterstand), Beuselstraße, Westhafen (mit Bushaltestellen ähnlichem Unterstand), Storkower Straße (mit Bushaltestellen ähnlichem Unterstand) usw.

    Bei der Stadtbahn z.B. Charlottenburg und Warschauer Straße.


    Und deine Feststellung daß es "sicherlich auch aus historischen Gründen kaum Grund zur Beschwerde gibt" deckt sich ja weitestgehend mit meiner Feststellung.


    Aber eigentlich sollte der Kern meiner Aussage im obigen Post sein, daß ich das durchgehende Bahnsteigdach in Gartenfeld für vorbildlich halte und das gerade auf heutige Neubauten bezogen als wegweisend erachte. (Beim S-Bahnhof Treptower Park gibt es scheinbar eine vorbildliche moderne Überdachung, eine schöne Ausnahme)



    Gruß, Jockel

  • Interessanter Exkurs: In der Tat scheint der Verzicht auf Bahnsteigüberdachungen etwas aus den letzten zwei Jahrzehnten zu sein. In den 70ern hat man auf der U3 die Sommerbahnsteige nachträglich überdacht. Dann hieß es auch, dass die U5 nach Hönow komplett überdachte Bahnsteige erhielt, weil sie ursprünglich nach S-Bahn-Standards geplant wurde.

  • Danke Euch für die Erklärungen. Ich dachte halt dass es von der Konstruktion her ja schon früh eine Art Standard gab, die Preußische Staatsbahn hat schon früh in der Geschichte der Eisenbahn Bahnbauten standardisiert wie z.B. den Preußischen Wasserturm, den Preußischen Bahnhof, etc. die Konstruktion der Bahnsteigdächer beinhaltete meisst gusseiserne Säulen in 2 Reihen die Holzgiebel trugen. Diese Konstruktion gibt es ja noch auf vielen S -Bahnsteigen wie Wannsee, Savignyplatz, etc. Die Konstruktion hier finde ich besonders elegant gelöst.

  • Als ich die beiden Bilder vom alten Bahnsteig eingestellt habe, wollte ich eigentlich nicht eine Diskussion über die Geschichte der Bahnsteigdächer im Allgemeinen und der Berliner S-Bahnhöfe im Besonderen anregen. 🙂


    Auch wenn ich das Thema durchaus interessant finde: Dafür gibt es sicher einen passenderen Thread.


    Vielleicht können die letzten Beiträge entsprechend verschoben und dann dort weiterdiskutiert werden.


    Die Beiträge zum ehem. S-Bf. Gartenfeld und zu Bahnsteigüberdachungen im Allgemeinen wurden dem Spandau-Thread hierher verschoben.

  • ^

    Das dauert auf der Strecke heute mit U2 und U9 17 Minuten, der Kosten-Nutzen-Faktor dürfte da gegen eine Seilbahn sprechen.

    Also: bekloppte Idee, abhaken.:thumbdown:

  • Ja verblödet. Da gilt doch auch eine Art Landschaftsdenkmalschutz.


    Wenn Opposition und Regierung unter LSD stehen wird’s abgefahren. Schwimmbad an der Museumsinsel und Seilbahn über die Goldelse. Was kommt als Nächstes? 😎

  • Das Schwimmbad an der Museumsinsel soll über 200 Mill. Euro kosten, wohlgemerkt Eigenbeteiligung. Davon könnte man bei Förderung durch den Bund ÖPNV-Projekte bis zu 800 Mill. Euro umsetzen. Abgesehen davon könnte man auch notwendige Neubauten/Umbauten Sanierungen im Bestand der Bäder umsetzen. Wenn dafür Geld da ist, dann reicht es auch für andere sinnvolle Dinge.

  • Ist wohl gerade neu auf Duschlauch:


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    Kleine Reportage aus den 90ern über die bis 1989/90/93 geschlossenen U-Bahnhöfe.