Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Regine Günther Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz im Berliner Abgeordnetenhaus ist nicht Mitglied der Linken!

    Also was soll dieser Quatsch hier?

    Und ob das Urteil des Verwaltungsgericht bezüglich der Pop up Wege Bestand haben wird, zeigt uns demnächst das Oberverwaltungsgericht.

  • Dass Politiker generell nicht die Gesellschaft abbilden und daher deren Meinungen, Erfahrungen, Lebensrealitäten etc sich erheblich vom Bevölkerungsschitt und auch eben jedem einzelnen Bürger an sich unterscheiden, ist ja nichts neues.

    Nun träumt Berlinier aber gar nicht von einer Politik, die den Querschnitt der Gesellschaft abbildet. Im Gegenteil: Er will nur BWLer und Juristen als "echte" Politiker gelten lassen. Zudem hat er es anscheinend nicht so mit Gewaltenteilung und Verwaltungsstruktur – mit den Pop-up-Radwegen hat die linke Senatsfraktion (als Teil der Legislative) gar nichts zu tun, das waren der Senat (Exekutive) und die Bezirksämter. Der Umbau der Bergmannstraße wird vom Bezirksamt Fhain-Xberg betrieben. Für Rechtssicherheit müssen dort hauseigene Verwaltungsjuristen sorgen, keine gewählten Politiker.


    Dass immer mehr politische Entscheidungen vor Gericht landen, hat auch weniger damit zu tun, dass die Entscheidungsträger zu doof wären. Es ist zum einen die Polarisierung der Gesellschaft, in der ein Konflikt um Radwege zum Glaubenskrieg werden kann; zum anderen ist es die Tendenz zur Verrechtlichung, die dazu führt, dass eigentlich politische Fragen zunehmend auf dem Klageweg ausgefochten werden.

  • Dass immer mehr politische Entscheidungen vor Gericht landen, hat auch weniger damit zu tun, dass die Entscheidungsträger zu doof wären. Es ist zum einen die Polarisierung der Gesellschaft, in der ein Konflikt um Radwege zum Glaubenskrieg werden kann; zum anderen ist es die Tendenz zur Verrechtlichung, die dazu führt, dass eigentlich politische Fragen zunehmend auf dem Klageweg ausgefochten werden.


    Ich denke, dass es weniger an der Polarisierung der Gesellschaft liegt, sondern eher daran, dass es eben in den letzten Jahren immer mehr Möglichkeiten zugelassen wurden um gegen politische Entscheidungen, den Klageweg zu bestreiten, ob bei Neubauten, Bahnstreckenerweiterungen, Flughafenlärm und allen Tätigkeiten, in denen Rechte des Individuums gestärkt werden zu Lasten der Allgemeinheit. Ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt.


    Was die Verrechtlichung betrifft, so war diese schon immer vorhanden. Und Du machst es Dir schon etwas einfach, wenn Du den Verwaltungsbehörden nun den schwarzen Peter zuschiebst und im Falle der Popup Radwege ist dies - soweit ich das verstanden habe - nicht richtig.

    Die politische Verantwortung für jeden Gesetzentwurf liegt bei den entsprechend Handelnden. Eine Verkehrssenatorin ist dafür verantwortlich und muss dafür sorgen, dass ein Gesetzesentwurf auf seine Gültigkeit abgeklopft wird und wasserdicht ist.

    Laut Wikipedia: Rechtliche Grundlage für die Umsetzung bildet § 45 Abs. 9 Satz 4 der Straßenverkehrsordnung.[23] Die sachliche Zuständigkeit liegt dafür laut § 44 Abs. 1 Satz 1 StVO bei den Straßenverkehrsbehörden. In Berlin ist dies nach Nr. 11 Abs. 3 des Zuständigkeitskatalogs zum Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Der jeweilige Bezirk ist als Baulastträger für die Umsetzung zuständig


    Zudem wurde Sie darauf hingewiesen, dass es problematisch ist, und Sie hat es ignoriert, man kann ihr zumindest Schlampigkeit vorwerfen. Es gibt legislative Bestimmungen (inwieweit diese vernünftig sind, steht auf einem völlig anderen Blatt) die man nicht einfach ignorieren kann. Das ist das Fundament unseres Rechtsstaates und wenn man das zur Gewohnheit macht, dann untergräbt man diese Ordnung.

  • Vielleicht sollte man mal einen "Was ich an RRG doof finde" Thread für Berlinier eröffnen, damit uns 50% seiner Kommentare zu den Sachthemen erspart bleiben. Ich meine das im Übrigen ernst.

    Wenn mir das Thema derart wichtig wäre, hätte ich wohl bereits selbst einen aufgemacht. ;) Aber nur zu..

    Nun träumt Berlinier aber gar nicht von einer Politik, die den Querschnitt der Gesellschaft abbildet. Im Gegenteil: Er will nur BWLer und Juristen als "echte" Politiker gelten lassen.

    Ich träume davon mich von dickbrüstigen Frauen mit Weintrauben füttern zu lassen, aber bestimmt nicht von Politik. Der Querschnitt der Gesellschaft wird ebenso schlecht von Sozialwissenschaftlern und Pädagogen abgebildet, wie von einem Heer aus Anwälten und BWLern. Die Mischung machts, würde ich sagen und die Mischung wollte ich objektiv für jeden prüfbar beurteilen. Würde die CDU nur aus letzteren bestehen, würde ich das Ungleichgewicht genauso kritisieren, Bürgerferne o.Ä. wäre das dann (prüfung steht aus).

    Die Linkspartei wurde von mir nicht wegen den Popup-Wegen ausgewählt, sondern weil sie die Bausenatorin stellt(e), die den Mietdeckel zu verantworten hat, die mit Abstand folgenschwerste Rechtsunsicherheit mit dem größten Gefahrenpotential für die Bürger (saftige drohende Rückforderungen), dagegen sind ein paar Fahrradstraßen Peanuts und weil sie die kleinste der Regierungsfraktionen ist und ich wenig Lust habe Vierzig oder mehr Abgeordnete durchzuscannen, nicht weil ich irgendeinem Hass Ausdruck verleihen muss. Wäre das der Fall, hätte ich für eine simple Polemik auch nicht erst aufwendig recherchieren müssen.


    Das VK-Beruhigungs-Projekt in der Bergmannstraße unterstütze ich sogar vorsichtigerweise, auch wenn ich befürchte, dass die Straßen drum herum und damit diese anderen (schlechteren?) Anwohner darunter leiden werden. Im Grunde ist es gut gedacht, aber sozial ungerecht. Warum wird den Eigentümern in dieser einen Straße ein derartiger Wertzuwachs garantiert und in anderen Straßen nicht? Was passiert denn mit den Wohnungen im Bergmannkiez, wenn die Gegend jetzt (noch mehr als eh schon) durch die Decke gentrifiziert, weil der autofreie Kiez so begehrt ist, bzw. mit den Mietern darin?

  • Das verteidigen von RRG nimmt meiner Empfindung nach weit mehr Posts ein als die Kritik an unserem göttlichen Senat.


    Mit den unsäglichen abgesperrten Gullydeckeln meine ich es übrigens ernst. Ich werde jetzt jeden Tag einen Posten, der ganz normalen Friedrichshainer Fußgängern und Radfahrern das Leben schwer macht. Ich fahre jeden Tag Fahrrad und Lebe in diesem Bezirk. Für mich ist das kein Haar in der Suppe. Solides Engagement für bleibende Fahrradwege, würde ich als ewiggestriger Egoist sehr begrüßen.

  • ^ Das eine schließt das andere ja nicht aus und auch ich wünsche mir mehr, bessere, komfortablere und vor allem sicherere Radwege.

    Aber trotzdem kann und will ich mich über solche "Leuchturmprojekte" freuen, wie sie in der Bergmannstraße geplant und zurzeit in der Friedrichstraße provisorisch der Fall sind. :)


    Zudem glaube ich wirklich nicht, dass ein wie auch immer konservativ zusammengestellter Senat die von dir angesprochenen Probleme schneller lösen würde.

  • Das ein konservativer Senat mehr für Radwege tun würde, glaube ich auch nicht. Aber der hätte aus meiner Sicht einige andere Vorteile.


    Von den erklärten Fahrradfreunden würde ich substantielle Arbeit wenigstens in diese Richtung erwarten. Stattdessen geht es meist gegen Autofahrer, was Fahrradfahrer sogar indirekt gefährdet.


    Ich glaube sogar, dass ein schwarz-grüner Senat hier deutlich bessere Arbeit abliefern würde, da es ein Korrektiv gäbe und keinen ideologischen Überbietungswettbewerb mit Überambitionierten Schnellschüssen auf Kosten nachhaltiger Projekte. Siehe Popup usw.

  • Zitat von Berlinier

    RRG macht vor allem eines: Rechtsfehler. Es ist wohl kein Zufall, dass Entscheidungen im Kleinen und Großen ständig von Gerichten kassiert werden

    Laut SZ hakte es lediglich an der angeführten Begründung zur Einrichtung mancher Pop-up Radwege, Infektionsschutz statt Verkehrsversuch. Eine Änderung der Begründung dürfte doch möglich sein?

    https://www.sueddeutsche.de/mu…e-urteil-berlin-1.5024835


    Davon abgesehen finde ich es verwunderlich wie viel Zeit manche Menschen übrig haben, um gegen derart banale Dinge wie Pop-Up Radwege zu klagen. Nicht, dass die AfD noch eine Querdenker / QAnon Demonstration verpasst :nono:

  • Ich bin mir nicht sicher, ob die Begründung nachgelegt werden darf.


    natürlich ist der Streit absurd. Ich persönlich bin nahezu alle Pop up Radwege abgefahren. Viele machen absolut Sinn und es hätten dort längst Radwege angelegt werden sollen. Andere sind wiederum unsinniger Aktionismus. Der temporäre Charakter und die Begründung mit dem Virus sind aber offensichtlich Quatsch. Man braucht dauerhafte Radwege, wenn überhaupt wären saisonale Radwege denkbar.

  • Davon abgesehen finde ich es verwunderlich wie viel Zeit manche Menschen übrig haben, um gegen derart banale Dinge wie Pop-Up Radwege zu klagen. Nicht, dass die AfD noch eine Querdenker / QAnon Demonstration verpasst

    Mag sein das sowas auch eine Rolle gespielt hat, aber wenn ich so drüber nachdenke, kann ich mir eigtl. keine erfolgreichere Oppositionsarbeit vorstellen, als die Regierungsparteien dazu zu zwingen, Entscheidungen rückgängig zu machen. Es war im Übrigen auch die Afd, die durch eine Anfrage den Sturz von Lompscher ausgelöst hat, bzw. ist durch diese Anfrage herausgekommen, dass sie Steuerschwierigkeiten hat. Damit hat die Afd gleich zwei große Oppositionserfolge in Berlin errungen. Beide Erfolge wurden mithilfe der Justiz erstritten und nicht etwa mithilfe von Einschüchterung, Repressionen, Obszönitäten oder sonstigen "Schlechtmenschlichkeiten", die der Partei, vor allem in den neuen Bundesländern gerne zugeschrieben werden. Mir scheint die Berliner Afd vor dem Hintergrund dieser Erfolge fast schon gerissen, also.. schlau zu agieren.


    Und dann gehe ich im Schwang des Lobes auf die Webseite der Berliner Afd und lese ganz unten eine Umfrage "Soll auf Schulhöfen die Sprache Deutsch Pflicht werden?" und da denk ich mir, das ist auf derart vielen Ebenen so dermaßen bescheuert, das kann nur schlechter werden. Und dann klicke ich auf eine Pressemitteilung, die in den Raum stellt, dass der Senat die Polizei dazu anhalten würde, Bürger beim öffentlichen Vorzeigen des Grundgesetzes zu schikanieren. ^.^ https://www.journalistenwatch.…lizisten-grundgesetz-die/

  • Ich möchte daran erinnern, dass dies ein Architekturforum ist. Wir sollten alle darum bemüht sein und beständig ein Augenmerk darauf haben, dass dies so bleibt und wir nicht den allzu simplen aber gefährlichen Mechanismen des Populismus verfallen, uns teilen zu lassen in Gute und Böse. Ich habe so unglaublich viel gelernt in diesem Forum, meine eigene Meinung zu hinterfragen, einen Schritt zur Seite zu treten, vielleicht könnte der andere ja auch richtig liegen... lässt sich nicht eine bessere Lösung finden mit einem Mehr an Zeit, wie sieht die Problematik aus dem Blickwinkel eines Forummitglieds aus, das meiner Meinung und meinem Geschmack völlig anders gelagert ist?

    Lasst uns die augenblicklichen Konflikte die uns gerade ausserhalb dieses Forums das Leben erschweren konstruktiv in diesem Forum behandeln. Dies soll ausdrücklich kein Plädoyer für eine Blase oder eine Wohlfühlzone sein, aber gegenseitiger Respekt macht schon viel aus. Insofern möchte ich mich bei allen denen ich hier unangenehm oder arrogant auf den Schlips getreten bin, um Entschuldigung bitten. Machmal ist die Passion für das Thema so groß, dass ich gute Umgangsformen vermissen lasse, manchmal finde ich auch nicht die entsprechende Vokabel obwohl ich mich bemühe. Ich weiss um diesen Makel und arbeite daran. In diesem Sinne! Bonne chance.

    Aber eins möcht ich dann doch noch loswerden zum Thema. Pop-Up Fahrradweg können bestenfalls eine temporäre Lösung sein und das sage ich als passionierter Radfahrer. Und ständig steigende Fahrpreise im ÖPnV sind eine Frechheit. wenn ich immer noch in den selben uralten U-Bahnzügen fahren muss in denen ich schon 1975 bei meinem ersten Berlinbesuch gefahren bin. Und das sage ich als passionierter U-Bahnfahrer.

  • ^

    Das Forum spiegelt nunmal die Gesellschaft und wenn man sich vor Augen hält, was in anderen Foren, auf fb, reddit usw. so los ist, dann finde ich die Diskussionen hier eigtl. noch ziemlich zivilisiert. Das ist auch mit der Hauptgrund warum ich hier schreibe und wir sollten glücklich darüber sein, dass das intellektuelle Fundament, das sie User hier bereitstellen, relativ hoch ist.


    Die BVG-Preise sind zwar stetig gestiegen, tatsächlich sind sie aber eigtl. noch zu günstig, bzw. werden vom Senat quersubventioniert, soweit ich weiß. In München fährt man, obwohl die Stadt weitaus wohlhabener ist und obwohl das Verkehrsnetz und der Fuhrpark deutlich kleiner sind, deutlich teuer. In Hamburg glaube ich auch, obwohl ich lange nicht da war.

    In Berlin nervt mich weniger die BVG, sondern vor allem die zur Bahn gehörige Sbahn, die mittlerweile eigtl. regelmäßig durch Ausfälle, Umleitungen bzw. Baustellen gezeichnet ist. Das die Bestellung neuer Züge seit Jahren ein weiteres Problem ist, scheint mir da noch relativ egal. Neulich hab ich mich mal bei WeShare angemeldet und werde seitdem mit Coupons überhäuft, ich kann quasi dauerhaft mehr oder weniger gratis fahren mit den E-Golfs. Für alle die keine lust mehr auf das Sbahn-Chaos haben, kann ich diese Alternative nur ans Herz legen.

  • Am Bahnhof Warschauer Straße müsste es doch möglich sein Aufgänge von den Bahnsteigen zur Westseite der Brücke zu errichten. Der Bedarf wäre da.

    Ich zitiere hier mal die Frage mit dem ersten Bild aus dem Beitrag von Rotes Rathaus da die Frage schon etwas zurück liegt.


    Ja, natürlich wäre hier ein westlicher Zugang absolut sinnvoll gewesen.

    Die Bahn hat bei diversen Runden Tischen zum Ostkreuz Umbau auch hierzu mehrfach Stellung genommen.


    Fazit: der Senat (nicht der jetzige) hat den westlichen Zugang bei der Planung zum Umbau des Bahnhofs Warschauer Straße schlichtweg nicht mitbestellt.

    So weit ich mich erinnern kann wäre eine Nachbestellung und Nachrüstung aber möglich.


    Da die Warschauer Brücke in einigen Jahren sowieso komplett neu errichtet werden muss, wäre so eine Lösung wie auf der Zürcher Hardbrücke wohl die beste. Hier ein Projektfilm.


    Was meint ihr?

  • Ich denke, dass viele Städter ihren eigenen persönlichen Modalsplit gefunden haben oder entwickeln, und sie Strecken in der Art zurücklegen, wie es zu Zweck, Entfernung, Wetter, Begleitung und eigenen Vorlieben passt. Ich finde das so in Ordnung, finde aber auch, dass Straßenraum erstmal für alle Modi da ist. Da ist, was den Platzanspruch des Autoverkehrs angeht, gehörig was schiefgelaufen.


    Wenn ich in Berlin fußgehe, rad- oder autofahre, fällt mir oft die latente passive Aggressivität der Verkehrsteilnehmer untereinander auf, das rechthaberische, das Unvermögen, einander den Vortritt zu lassen, das Unentspannte. Ich frage mich dann, ob das reflektiert, wie die Einwohner die politische Debatte führen (oder nicht führen, einiges spricht für letzteres.) Eigentlich immer, wenn ich in Berlin bin, werde ich Zeuge von Verbalinjurien zwischen Verkehrsteilnehmern oder einfach nur kleinen gegenseitigen Gemeinheiten, inter- und intra-Modus.


    Das erlebe ich hier in London so nicht, auch wenn die politische Auseinandersetzung über Umweltschutz und Luftreinhaltung auch einiges an Schärfe bietet. Hier wird vieles einfach über den Geldbeutel geregelt: Die congestion charge für die Innenstadt beträgt £15 pro Tag zzgl. £12.50, wenn Fahrzeuge die neuesten Euronormen nicht einhalten (£100 für Lkw). Wohlgemerkt, es gibt kein Fahrverbot für Gelb- und Rotpunktler, nur eine Gebühr. £27.50 (mehr als €30 pro Tag) sind ne Ansage an Verschmutzer und es wird flächendeckend mit Nummernschilderkennung überwacht. Nun ja. Ansonsten sind viele Themen hier nicht unähnlich, z.B. sind viele Themsebrücken hoffnungslos in die Jahre gekommen; Hammersmith Bridge ist seit einigen Wochen sogar für Fußgänger gesperrt. Als Köpenicker haut mich das nicht um, ich kenne das Leid (Allendebrücke).


    Um auf das Unentspannte im Berliner Verkehr zurückzukommen - ich frage mich, ob die Diskussion um Modalsplit und Straßenraum nicht einfach oft zu eindimensional geführt wird, weil mit Emissionsreduzierung begründet, und dadurch ideologisiert und notwendig konfliktgeladen wird. Im Vergleich mit anderen großen Städten bleibt Berlin -überspitzt gesagt- ein Luftkurort:


    Charts showing how emissions in cities around the world have rebounded from their lockdown lows

    Quelle: FT (Modhinweis: Als Teil des Coronaprojekts gemeinfrei)


    Ihr habt meine ablehnende Haltung zu überdimensionierten Straßenverkehrsflächen ja zwischenzeitlich bemerkt. Es wundert mich in der Diskussion - gerade in einem Architekturforum - dass der stadtplanerische Aspekt so kurz kommt. Es geht doch darum, wie die Stadt aussehen soll, in der die Berliner die nächsten 50 Jahre leben. Dazu gehört mMn, dass man Alternativen entwickelt, die die Stadtgesellschaft ein- und mitnehmen, mehrheitsfähig sind oder werden, und nicht nur irgendjemand die eigenen Ansichten aufdrücken, weil man es gerade kann. Gerade Architektur und Städtebau können hier eine Menge leisten, auch durch Schönheit, Anspruch und Stil die Allgemeinheit zu bilden, zu überzeugen und zum Lebensgefühl, -glück und Akzeptanz vieler beizutragen. Dazu gehört auch, dass man sich an Recht und Gesetz hält - es ist der Grundpfosten unserer Demokratie. Auch ich wünsche mir mehr Platz für Radfahrer im Straßenraum, und RRG haben ein demokratisches Mandat - im Rahmen, des gesetzlich möglichen und zulässigen - zu gestalten.

    Einmal editiert, zuletzt von Cavendish () aus folgendem Grund: (typos)

  • Dazu gehört mMn, dass man Alternativen entwickelt, die die Stadtgesellschaft ein- und mitnehmen, mehrheitsfähig sind oder werden, und nicht nur irgendjemand die eigenen Ansichten aufdrücken, weil man es gerade kann. Gerade Architektur und Städtebau können hier eine Menge leisten, auch durch Schönheit, Anspruch und Stil die Allgemeinheit zu bilden, zu überzeugen und zum Lebensgefühl, -glück und Akzeptanz vieler beizutragen.

    Diskussionen über eine veränderte Aufteilung von Verkehrsflächen werden in Deutschland immer besonders scharf geführt werden, weil hierzulande das Auto wie in keinem anderen Land der Welt einen religiösen Status hat. Das ist wie mit Diskussionen über das Waffenrecht in den USA, über den Walfang in Japan oder über den Stierkampf in Südspanien. Berlin hat eine rrg Regierung, aber im Vergleich zu Städten wie Paris, Madrid, Wien oder London ist das, was hier in Sachen Verkehr passiert, einfach total lächerlich. Nicht nur in Sachen Zurückdrängung / Einhegung des MIV, sondern auch in Sachen Ausbau des ÖPNV. Eine Regierung, die auf Bimmelbahnen setzt und den Ausbau der U-Bahn (offiziell) ablehnt, ist halt nicht an einem (wirklich) guten ÖPNV interessiert, sondern maximal an einem möglichst billigen.


    Zum Vergleich mit anderen Städten:


    Seit 2000 ist in Paris der Quai de Valmy am Canal St. Martin am Sonntag für den Kfz-Verkehr gesperrt. Seit Mai 2016 sind die Champs-Elysées am ersten Sonntag des Monats für Autos gesperrt. Vor allem aber: Im Oktober 2016 wurde die 3,3 Km (!) lange Schnellstraße (!) Georges Pompidou an der Seine dauerhaft in eine Fußgänger- und Radfahrer-Promenade verwandelt. Das ist so, als würde man in Berlin die Bismarckstraße umwandeln. Inzwischen gibt es in Paris noch wesentlich mehr Straßen, die an bestimmten Tagen für den Kfz-Verkehr gesperrt sind (https://www.paris.fr/parisrespire)

. Und: Das Metro-Netz wird im Rahmen des "Grand Paris Express" massiv ausgebaut.


    In Madrid wurde die komplette Innenstadt für Durchfahrten gesperrt. Und wer ins Zentrum hineinfährt, darf nicht mehr auf der Straße, sondern nur noch in Garagen parken. Besucher mit Altwagen – Benziner bis zum Jahr 2000 und Diesel bis 2006 – müssen ganz draußen bleiben. Die Metro Madrid wurde kontinuerlich ausgebaut und ist nun nach der U-Bahn in London und Moskau die drittlängste in Europa.


    In Hongkong muss jeder, der ein Auto anmelden möchte, zwei private Parkplätze nachweisen, einen zu Hause und einen am Arbeitsplatz. Da das nur wenige können, gibt es dort kaum privaten Kfz-Verkehr.


    In Bogota sind jeden Sonn- und Feiertag 120 Kilometer Straßen von 7.30 bis 14 Uhr für Autofahrer gesperrt, inklusive Hauptstraßen und Autobahnen.


    In Brüssel gilt ab dem kommenden Jahr in allen Stadtteilen Tempo 30, aufgrund von Corona hat die Stadt beschlossen, binnen weniger Wochen 40 Kilometer neue Radwege einzurichten.


    In New York wurde der Times Square seit 2009 umgestaltet und teilweise in eine Fußgängerzone umgewandelt. Ab 2021 müssen Autofahrer, die in den New Yorker Innenbereich fahren, höhere Steuern zahlen. Mit dem "East Side Access" wird _unter_ der unterirdischen Grand Central Station ein komplett neuer, achtgleisiger Regionalbahnhof gebaut.


    In Turin wurde die zentrale Via Roma dauerhaft für den privaten Verkehr gesperrt (Ausnahme für Lieferfahrzeuge), einzelne Parkflächen für Kfz wurden in Flächen für die Gastronomie umgewandelt.


    Die bereits beschriebene Maßnahmen in London werden vom Crossrail-Projekt ergänzt, einem der größten Bahnhprojekte Europas mit Tunnelstrecken von 21,6 km Länge.

  • Wenn ich in Berlin fußgehe, rad- oder autofahre, fällt mir oft die latente passive Aggressivität der Verkehrsteilnehmer untereinander auf, das rechthaberische, das Unvermögen, einander den Vortritt zu lassen, das Unentspannte. Ich frage mich dann, ob das reflektiert, wie die Einwohner die politische Debatte führen (oder nicht führen, einiges spricht für letzteres.) Eigentlich immer, wenn ich in Berlin bin, werde ich Zeuge von Verbalinjurien zwischen Verkehrsteilnehmern oder einfach nur kleinen gegenseitigen Gemeinheiten, inter- und intra-Modus.


    Das erlebe ich hier in London so nicht,

    Ich musste dabei an diese beiden Episoden aus London denken:


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    ("Girl Cyclist In London Gets Revenge").


    :/


    Da ich lange nicht mehr in London war, kann ich die Situation dort nicht einschätzen. Aber ich stimme Dir zu, dass die Atmosphäre in Berlin aggressiv ist. Dinge wie "Protected Bikelanes" können m.E. dazu Beitragen, dass manche Konflikte von vornherein entschärft werden. Solche abgegrenzten Radspuren sind auch erst durch Corona (wirklich) in Berlin angekommen.

  • Zitat von Berlinier

    Die BVG-Preise sind zwar stetig gestiegen, tatsächlich sind sie aber eigtl. noch zu günstig, bzw. werden vom Senat quersubventioniert, soweit ich weiß. In München fährt man, obwohl die Stadt weitaus wohlhabener ist und obwohl das Verkehrsnetz und der Fuhrpark deutlich kleiner sind, deutlich teuer.

    Wie kommst du auf dieses Ergebnis? Die gefundenen Preise sprechen zumindest eine andere Sprache:


    Berlin München
    Kurzstrecke 1,70 € 1,50 €
    Einzelfahrt 2,80 € 2,90 €
    Einzelfahrt Kinder 1,70 € 1,40 €
    Tageskarte 7,00 € 6,70 €
    Wochenkarte 30,00 € 15,40 €
    Monatskarte 81,00 € 55,20 €


    Hamburg ist insb. bei der Monatskarte recht teuer.


    https://www.adac.de/reise-frei…s/oepnv-preise-vergleich/

    https://www.stern.de/wirtschaf…am-teuersten-8760364.html

  • < Das sind auch schon wieder die alten Preise. Das sind jetzt 1,90 für die Kurzstrecke und 2,90 für die Einzelfahrt Zone AB. In Berlin ist entweder der Preis für die Kurzstrecke (3 Stationen) viel zu hoch oder die Anzahl der Stationen ist zu gering. Ich plädiere für eine Ausdehnung der Kurzstrecke auf eine Anzahl von mindestens 5 Stationen. Das wäre in anbetracht der Ausdehnung des Netzes mehr als gerecht.


    https://www.bvg.de/de/Tickets/Preise