Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Im letzten Jahr wurden Pläne für eine Straßenbahn an der Leipziger Straße (PDF, 15,5 MB) vorgestellt. Für den Bereich um die Gertraudenbrücke (Abschnitt 2) gilt dort "akuter Entscheidungsbedarf" (S. 11 der verlinkten Präsentation), gleichwohl wurde genau dieser Bereich von der Präsentation ausgeklammert. Dennoch ist sie indirekt aufschlussreich. Für die Höhe Mall of Berlin (S. 28ff) geht eine Variante von 2 x 3,25m/Fahrstreifen + 6m Straßenbahnbereich + 2 x 2m Radwege aus. Fügt man noch einmal zwei Gehwege von knapp unter 3 m, dürfte das auf der alten Gertraudenstraße (22 m Breite laut Wikipedia) knapp unterzubringen sein und man könnte auf einen Brückenneubau verzichten.


    Sollte es aber doch zu eng werden oder technische Gründe gegen eine Straßenbahn auf der alten Gertraudenbrückd sprechen und würde der Neubau einer Straßenbahn an dieser Stelle als Argument dafür dienen können, dass die Rückverlegung des Individualverkehrs auf die alte Gertraudenbrücke nicht möglich ist, (ist es das, was Du, Cavendish, mit der "ganzen Widersprüchlichkeit" meintest?), dann wäre mir der Preis für eine Straßenbahn an dieser Stelle zu hoch, obwohl ich Straßenbahnen normalerweise befürworte, zumal hier Busse fahren und es die U2 gibt, die Alexanderplatz und Postdamer Platz verbindet.


    Bei nochmaligen Durchschauen der Folien bin ich zudem an diese Planungen für den Molkenmarkt (S. 77f) hängen geblieben:


    bildschirmfoto2020-05dajvd.png


    bildschirmfoto2020-05gwj8y.png

    Copyright: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin, Abt. IV


    Ich muss sagen, dass teilweise vier Fahrstreifen in eine Richtung nicht das sind, was ich mir von einer Abteilung, die für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zuständig ist, erwarten würde und was ich mir unter einer zeitgemäßen Reduktion des motorisierten Individualverkehrs aus dem Zentrum der Stadt vorstelle. Man kann nicht auf der einen Seite an der KMA mit dem Argument des Klimaschutzes einen Grünstreifen durchsetzen (zurecht!) und dann so eine Verkehrsschneise mitten im alten Zentrum der Stadt planen.

  • Ich muss sagen, dass teilweise vier Fahrstreifen in eine Richtung nicht das sind, was ich mir von einer Abteilung, die für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz zuständig ist, erwarten würde und was ich mir unter einer zeitgemäßen Reduktion des motorisierten Individualverkehrs aus dem Zentrum der Stadt vorstelle. Man kann nicht auf der einen Seite an der KMA mit dem Argument des Klimaschutzes einen Grünstreifen durchsetzen (zurecht!) und dann so eine Verkehrsschneise mitten im alten Zentrum der Stadt planen.

    ElleDeBE: Genau das meinte ich mit Widersprüchlichkeit. Du hast es nur viel besser formuliert. Es geht hier nicht nur um die Bewältigung von Verkehrsströmen, sondern um die Gestalt der Stadt, in der die Berliner die nächsten 50 Jahre leben werden. Die Belange der Verkehrs diktieren hier doch den Abstand zwischen den Gebäuden und nicht umgekehrt. Auf der grünen Wiese wäre dieser Primat ja auch ok, aber mitten in der Stadt? Ist dieser Preis nicht viel zu hoch, einfach in der Abwägung? Man möchte den Berliner Stadtplanern zurufen: Reclaim the streets! Bousset argumentiert ja schlüssig, mit der Prämisse gleicher oder steigender Verkehrsströme. Er hat auch recht, daß hier ganzheitlich gedacht werden sollte. Auch das gehört zur Widersprüchlichkeit. Sehr plastisch geht das ja, wenn man von Durchgangsverkehr ausgeht, aus der verlinkten Präsentation hervor, z.B. für die Kreuzung Friedrich-/Leipziger Str. Hier ist man bereit (mMn aus gutem Grund), auf dem Schlauch zu stehen. Wozu dann aber ein paar Meter weiter voll aufdrehen? Bringe ich auch nicht zusammen. Und dabei verliert man Orte, wie den Spittelmarkt, den Molkenmarkt, die Getraudenstr., die man für die Stadt und ihre Bewohner zurückgewinnen, erlebbar und lebenswert machen könnte. Es gibt genug große und wirtschaftlich sehr erfolgreiche europäische Städte, wo das auch geht.

  • Laut Tagesspiegel wird jetzt die erste ganz neue Staßenbahnlinie des RRG-Senats gebaut. Die neue M 17 soll die S-Bahnhöfe Adlershof und Schöneweide verbinden. Die Strecke soll 2,7 km lang werden und 40 Millionen Euro kosten. Eröffnung der Strecke soll schon ein einem guten Jahr sein (???). Täglich sollen rund 13.000 Fahrgäste die neue Tram benutzen. Hier in der B.Z. ist auch eine Grafik mit dem Verlauf und den Haltestellen zu sehen.

  • Die Kreuzung Alt-Friedrichsfelde/Alt-Biesdorf/Märkische Allee (Lage bei Maps) soll (als künftiger Teil der Tangentialen Verbindung Ost (TVO)) umgebaut werden. Künftig werde die Kreuzung drei Ebenen haben und der Verkehr in Ost-West-Richtung im Tunnel verlaufen - ganz ohne Ampeln. Das besondere wird ein schwebender Kreisverkehr für Radfahrer und Fußgänger - so wie in der niederländischen Stadt Eindhoven (Hovenring).


    In der Berliner Zeitung und der Berliner Morgenpost erschienen heute dazu Artikel, inkl. erster Visualisierungen:

  • Die Mühlendamm-Brücke soll im Zuge der neuen Verkehrsführung verschmälert und neu gefasst werden.
    Nach Abriss der baufällig gewordenen Stadtsparkasse im Stil des Florentiner Rathauses (vor dem WK II) wird auch
    über eine historisierende Einfassung gedacht.

    Bei aller Liebe: das ist selbst mir zu - naja - kitschig. :saint: ;)


    https://www.berliner-zeitung.d…_QQmPAfMwfUIlfZ1rAHZLvImI

  • < Einverstanden. Dann sollte aber auch der Unterbau der Brücke zum dekorativen Aufbau passen. Ich bin ja sonst immer für verwegene Kontraste zu haben, eine Brücke an so prominenter Stelle sollte aber schon aus einem Guss soll heissen Stil sein. Zumindest sollte soetwas wie ein Bogen erkennbar sein.

  • Ich glaube, der gezeigte Entwurf ist nur bedingt ernst zu nehmen und soll eher als Anregung dienen um zu zeigen, was groß der Kontrast zur heutigen Situation sein kann. Prinzipiell begrüße ich aber, dass sogar offiziell darüber nachgedacht wird, mehr als einen 1-zu-1-Neubau zu bauen und auch die Dimensionen des Neubaus grundsätzlich offen zu lassen.


    Absolut richtig ist der Tonus des Artikels, dass die Chancen, die mit dem Neubau einer Brücke an so exponierter Stelle und Position einhergehen, so schnell nicht wieder kommen und daher genutzt werden sollten. Hier ist Stadtreparatur im großen Stil möglich, dessen Tragweite über die eigentliche Brücke hinaus strahlen kann. Stichwort Randbebauung an den Brückenköpfen. Gilt für die Mühlendammbrücke, aber auch bzw. erst recht für die Gertraudenbrücke.

  • ALSO Kitsch und Baustilfragen hin oder her – was ich auf jeden Fall gut finden würde wäre eine Bebauung der Brücke - möglichst mit Innennutzung (also nicht nur Arkaden). Das wäre, wenn man es richtig macht, ein totaler Publikumsmagnet...

  • Ja, klar: eine Erfurter Krämerbrücke oder gar ein Ponte Veccio wie in Florenz wäre toll.
    Ich würde das begrüßen.
    Aber trägt die gegenwärtige Statik das?

  • Weniger oberflächliche Ästhetik und mehr Funktionalität wäre jut. Die Kölner Brücken sind zum Beispiel schlicht aber aufgrund ihrer Gestaltung spektakulär.

  • (...)
    Aber trägt die gegenwärtige Statik das?

    Muss sie ja auch nicht, da die Brücke wg. der geplanten Straßenbahntrasse, die ja für die jetzige Brücke, ja auch schon zu schwer ist, abgerissen und neu gebaut werden muss. Da kann man ja dann etwas "kräftiger" planen und bauen. ;)

  • De gustibus non disputandum est.

    Und trotzdem gibt es Dinge, die über persönlichem Geschmack stehen, die allgemeine Gültigkeit haben. Zum Beispiel der goldene Schnitt oder Harmonien von Bach. Beides ist Mathematik.

    Von daher ist Kitsch vor allem das Negieren von Proportionen und Harmonien. Das sehe ich bei diesem Brückenentwurf nicht. Im Gegenteil, ich finde ihn sehr harmonisch. Wichtig wäre aber in der Tat, auch den Unterbau entsprechend zu gestalten, um keine Harmonie zu zerstören und somit in den Kitsch abzugleiten.

  • Umbau Zentraler Omnibus-Bahnhof (ZOB)

    Zuletzt hier


    Ich dachte, hier gäbe es schon aktuellere Bilder... nun aber. Es zieht sich, aber zumindest bei den neuen Bussteigen und deren Dächern ist man schon gut vorangekommen. Für mich sieht es gar nicht schlecht aus. Am Terminal an der Masuerenallee hingegen ist noch nichts nennenswertes passiert, am Messedamm ensteht eine Art "Tower".


    Ein paar Eindrücke:


    zob01.jpg


    zob02.jpg


    zob03.jpg


    zob04.jpg


    zob05.jpg


    zob06.jpg


    zob07.jpg


    zob08.jpg


    zob09.jpg


    zob10.jpg

  • Danke Backstein, für die schöne Fotostrecke!


    Zur Ausführung der Überdachung muss ich sagen, dass von allen neu entstandenen Busbahnhöfen die ich gesehen habe, von Hamburg über Recklinghausen, von Graz bis Wuppertal, von Jena bis Hannover... diese Überdachung am primitivsten rüberkommt. Wellblech mit Blech umklöppelt... das Beste ist noch das indirekte Leuchtband...

  • ^

    Genau mein Gedanke. Die Anspruchslosigkeit sticht heraus, vor allem wenn man andere Busbahnhöfe kennt. Es sieht einfach nach "Wie kriegen wir möglichst viele Stellplätze nebeneinander ohne Geld auszugeben" aus.

  • Zur Ausführung der Überdachung muss ich sagen, dass von allen neu entstandenen Busbahnhöfen die ich gesehen habe, von Hamburg über Recklinghausen, von Graz bis Wuppertal, von Jena bis Hannover...

    Egal, ich bin dankbar für jedes Dach überm Kopp wenn ich da an Brüssel Gare du Nord oder den "Busbahnhof" von Antwerpen denke. Jetzt noch eine angemessene sanitäre Anlage und es ist gut.

  • ^

    .... Es sieht einfach nach "Wie kriegen wir möglichst viele Stellplätze nebeneinander ohne Geld auszugeben" aus. ...

    Sagen wir mal besser , ..."wie kriegen wir möglichst viele Stellplätze nebeneinander und eine deutliche Verbesserung der bisherigen Situation, ohne Luxus zu bauen und unnötig viel Geld auszugeben".


    Was auch ok ist. Ein ZOB ist primär ein Funktionsbau und muss keine Architekturikone sein. Natürlich darf er gern ansprechend gestaltet sein. Für mich ist das bisher durchaus der Fall. Ich hoffe nur, dass die grünen Bleche der Dächer langfristig ihre Optik behalten und nicht nach wenigen Jahren die Farbe abblättert oder verblasst.


    Die Modernisierung bzw. der Umbau von Terminalgebäude, Toiletten usw. ist ja noch nicht erfolgt bzw. abgeschlossen, da kann man noch nichts zu sagen.


    Ich habe anderswo neue bzw. kürzlich renovierte Busbahnhöfe gesehen, die teils sehr viel schlechter waren. Den in Hamburg kenne ich gut, das geschwungene Dach sieht auch sehr gut aus, aber ansonsten erfüllt er mich auch nicht gerade mit Ehrfurcht. Er ist auch deutlich kleiner als der ZOB in Berlin.

  • Ich habe anderswo neue bzw. kürzlich renovierte Busbahnhöfe gesehen, die teils sehr viel schlechter waren.

    Sorry, aber das ist keine Ausrede in meinen Ohren. Der Berliner Busbahnhof ist unterirdisch schlecht im Vergleich zu dem was in der Republik sonst gebaut wird:


    Sowas hier wurde in München 2010 gebaut und das ist nicht einmal der Haupt-Busbahnhof, sondern nur ein Zweitbahnhof.


    7d36c4d7242d4f089a3ae01f12095758.6e7b65d0.jpg?1493330794

    Bild@ Day & Night


    München ZOB:

    https://www.muenchenarchitektu…-zentraler-omnibusbahnhof


    Selbst das kleine Ding in Düsseldorf sieht stylischer aus:

    sm-aw-16-11-20130119.jpgBild@AndreasWeise