Berliner Stadtverkehr (Straße, Bus, Bahn, Wasserwege, Gebäude)

  • Man sollte lieber eine andere Verkehrsstruktur fördern - die sich im übrigen ohne jegliches Zutun von selbst so entwickelt und von den Menschen so gewollt ist.


    Na dann - ich wüsste nur zu gern, welche Verkehrsstruktur das sein sollte? Welche Struktur ist in der Lage die aktuell per Kfz ablaufenden Verkehrsströme adäquat, d.h. sowohl quantitativ als auch qualitativ zu ersetzen?
    Wohlgemerkt, ich bin ganz und gar dagegen, privaten Fahrzeugverkehr durch die unmittelbaren Innenstadtbereich zu leiten. So etwas ist tatsächlich kontraproduktiv und kann relativ effektiv per ÖPNV abgedeckt werden. Aber darum geht es hier überhaupt nicht.

  • Zitat von BerlinExCinere

    ich sach jetze mal was richtig Provokantes:
    Scheiss Autos!


    Ach, das könnte man genauso leicht umdrehen. Es gibt so viele richtig richtig gute Gründe ÖNV zu vermeiden.
    Alles etwas überspitzt formuliert. Aber auch alles schon erlebt.


    - Zeit. Man braucht fast immer länger um irgendwo hinzu kommen. Von mir bis zur Arbeit fahre ich in den
    Öffentlichen auf schnellstem Wege in 35-45 min. Wenn alles glatt läuft. Mit dem Motorrad dauerts
    20-25. Min. Also im Idealfall fast die Hälfte. Konkret bedeutet das, dass ich nach nem langen
    Arbeitstag OHNE Öffentliche Verkehrsmittel sogarnoch ne dreiviertel Stunde
    mehr Zeit habe für mich. Das alleine ist so viel wert!
    Zugegeben, die gleiche Strecke mit dem Auto würde wohl etwa genauso lange dauern wie mit Öffentlichen.
    Aber selbst dann erspart man sich viel anderen Ärger.


    - Unplanbarkeit. Klar, gibts auch im Straßenverkehr. Aber bei den Öff., vorallem wenn man mehrfach
    umsteigen muss summiert es sich manchmal zu unglaublichen Zeiten. Es gleicht oft einem Glücksspiel
    wenn ich erst U- dann S-Bahn und schließlich Tram fahren muss und jedes mal hoffen muss nicht nur
    dass alle Verkehrsmittel pünktlich kommen, sondern dass sie überhaupt kommen!
    Was habe ich schon sinnlos Zeit vergeudet auf S-Bahnhöfen in Schweinekälte und Bullenhitze weil
    einfach kein verdammter Zug kommt (statt dessen auf der Gegenseite schon 4 oder 5 ;)).


    - Zustände mit Menschenmassen. Klar, im eigenen Fahrzeug hab ich platz für mich alleine.
    Selbst wenn ich mit anderen fahre habe ich immerhin nen Sitzplatz und atembare Luft garantiert.
    In Öffentlichen erwartet mich dagegen oft genug nichtmal genug Platz für nen anständigen Stehplatz.
    Es stinkt oft zum Himmel, in Zügen und auf Bahnhöfen.
    Gegen rauchende, rumspuckende und gröhlende Unholde wird auch rein garnichts getan.
    Interessiert BGV und Bahn nen scheiß was auf ihren Bahnhöfen abgeht.
    Ich empfehle jedem, einfach mal vom der S-bhf Charlottenburg direkt zum U-Bhf Wilmersdorfer umzusteigen.
    Der Bahnhof stinkt echt wie vollgekotzte durchgeschwitzte kettenrauchende dicke Maurer.
    Ebenso zahllose andere Bahnhöfe.


    Bierflaschen werden gerne mal verschüttet und auf Sitze gekippt. Jeder lässt seinen Müll rumliegen.
    Stinkende Penner die schon grüne Wolken umgeben lassen sich in der Ringbahn den ganzen Tag im Kreis
    gondeln und keiner schmeißt die raus.




    Du nennst es Bequemlichkeit, aber teilweise (und in letzter Zeit immer öfter) überschreiten die
    Zustände in und um die Öffentlichen nicht nur meine Toleranzschwelle. Was ich in Zügen und
    Bahnhöfen einatmen muss ist sicher auch wesentlich gesundheitsgefährdender als ein bischen
    normale Stadtluft mit Abgasen.
    Ich nehme gerne ein bischen Stau in kauf und bin dafür schneller, angenehmer und planbarer
    an meinem Ziel.


    Zugegeben, wenn ich durch die Stadt fahre, auf der Straße, dann aufm Motorrad.
    Autos sind in der Tat oft eine ziemliche verschwendung.
    Es sollten mehr Leute auf Roller und Motorräder umsteigen. :D
    Oder gerne auch das Fahrrad. Damit umgeht man ja die öffentlichen Verkehrsmittel im Grunde in gleicher weise.


    Nur leider ist für viele Entfernungen in so einer großen Stadt das Fahrrad eben doch zu
    unpraktikabel und zu langsam. Sonst würde ich auch den Drahtesel nehmen.



    Zitat von Echter Berliner

    Im Jahre 2070 kann es durchaus sein, daß 50% der Wege mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden


    Genau, weil auf wundersame Weise alle Menschen auf einmal Jung und sportlich sind, die Stadt
    auf nurnoch 5 km Durchmesser geschrumpft und das Wetter immer schön ist :)



    Ich habe ja prinzipiell nichts gegen öffentliche Verkehrsmittel. Wenn sie halt viel besser
    funktionieren würden, schneller wären, verlässlicher, sauberer, angenehmer.
    Aber ganz ehrlich: da glaub ich noch eher an den Ringschluss der Autobahn, bevor der ÖNV das alles hinbekommt ;)

  • Zugegeben, wenn ich durch die Stadt fahre, auf der Straße, dann aufm Motorrad.
    Autos sind in der Tat oft eine ziemliche verschwendung.
    Es sollten mehr Leute auf Roller und Motorräder umsteigen.
    Oder gerne auch das Fahrrad. Damit umgeht man ja die öffentlichen Verkehrsmittel im Grunde in gleicher weise.


    Mit einem E-Bike oder Pedelec wäre es für dich bestimmt auch ganz angenehm und ähnlich schnell wie mit dem Motorrad. Du bist im Grunde genommen schon ein Teil der Evolution, denn du verzichtest auf das unökonomische Auto.


    Wieviele Kilometer ist denn dein Arbeitsweg?


    Genau, weil auf wundersame Weise alle Menschen auf einmal Jung und sportlich sind, die Stadt
    auf nurnoch 5 km Durchmesser geschrumpft und das Wetter immer schön ist


    Dann hätten wir 100% Radler und Fußgänger. Ich redete von 50%. Du mußt schon ehrlich bleiben. Man kann auch noch gut mit 70 radfahren. Wer mal ehrlich ist, der sieht, daß die meisten Wege doch recht kurz sind, unter 5 oder 10 km. Du zeigst da auch die üblichen Widerstände. Das Radfahren (und auch der ÖPNV) könnten eben wesentlich attraktiver werden, wenn man es stadtpolitisch auch will. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis meine Vision umgesetzt sein wird. Die Frage ist, wie lange es dauert, daß die Abwehr und die üblichen Ressentiments verschwinden. Wir sind da mitten in einem Epochenwandel.


    Man schaue sich nur die vielen Fahrradbügel an vielen Gebäuden und Plätzen an, die allerdings immer noch zu wenig sind. Es findet gerade ein grundlegender Mentalitätswandel statt, den andere Länder und Städte schon hinter sich haben.


    Mit ein bißchen Elektropower für's Rad und einer fahrradgerechten Infrastruktur wäre dein Arbeitsweg sicherlich auch mit dem Fahrrad entspannt und flott.


    Es fehlen leider der Mut und die Vorausschau in der Politik, die sich sowieso anbahnende Wende beherzt anzugehen.

  • Mit einem E-Bike oder Pedelec wäre es für dich bestimmt auch ganz angenehm und ähnlich schnell wie mit dem Motorrad.


    Ja das stell ich mir sehr entspannend vor - so bei Regen, Sturm und Schnee. Aber wahrscheinlich gehen wir dann ohnehin nur an schönen Sommertagen arbeiten, oder verprassen das staatliche Grundeinkommen. Was für eine schöne neue Zeit - und so realitätsnah. Niemand muss mehr pendeln und die Autobahnen werden zu Krötenwanderwegen. :daumen:

  • Auch wenn die Diskussion hier gerade ein wenig weg von der Autobahndiskussion wieder hin zum Thema dieses Threads (Stadtverkehr) führt, möchte auch ich meinen kleinen bescheidenen Teil dazu beitragen. Ich kann viele der oben angeführten Punkte nachvollziehen, sowohl pro als auch contra Autobahn. Jedoch finde ich, dass stadtpolitisch Prioritäten gesetzt werden müssen. Der Fahrradverkehr hat in den letzten Jahren meines Erachtens stark zugenommen, wobei die Infrastruktur für dieses Verkehrsmittel nicht wirklich mitgewachsen ist. Der Autoverkehr nimmt jedoch ständig ab, ebenso die Anzahl an gekauften Autos in den jüngeren Generationen. Was jetzt nicht heißen soll, dass wir keine gut ausgebaute motorisierte Individualinfrastruktur gebrauchen, geschweige diese nicht Pflegen uns ausbauen sollten, denn gut laufender Verkehr ist zwangsläufig auch besser für die Umwelt und spart zudem Zeit und somit Geld. Jedoch ist hier ein Umdenken notwendig und auch die alternativen Antriebe und Verkehrsmittel müssen mehr Bedeutung in stadtplanerischen Belangen finden. Ich denke, dass bei dem Autobahnbau auch der hohe Preis viele Leute zu Gegnern werden lässt. Viele andere Probleme in der Berliner Infrastruktur könnten hiermit beseitigt werden und ich werfe jetzt mal die These auf, dass davon mehr Leute profitieren würden, als von der Autobahn...

  • Wenn man - wie ich - gerade aus Hamburg kommt weiss man wie fortschrittlich Berlin ist. Aber das reicht eben alles nicht aus, deshalb muss für eine Reduktion des innerstädtischen Stadtverkehrs mit fossilen Antriebsmethoden noch viel getan werden.


    1. Ringschluß der Autobahn/Schnellstraße. Wenn ich von Prenzlauer Berg (Greifswalder Straße) nach Spandau über den Schloßplatz schneller bin als über den Ring wird keine Veränderung eintreten.


    2. Ausbau ÖPNV. Zuverlässiger, sauberer (Alcverbot etc), mehr Strecken (z. B. Strassenbahn)


    3. Rückbau der innerstädtischen Straßen zugunsten von ÖPNV und Fahrrädern.


    4. Umwidmung von schmaleren Straßen in Fahrradstraßen (mit Lieferverkehrzeiten). Im Stadtkern können neue Straßen nach historischem gleich so ausgewiesen sein.


    5. Flächendeckende Kontrolle des ruhenden Verkehrs wie am Prenzlauer Berg. Flächendeckende Parkraumbewirtschaftung im S-Bahnring. Endlich wieder freie Gehwege ohne Poller und freie Lieferverkehrzonen, ohne dass der Restverkehr behindert wird.


    6. Zu Beginn flächendeckende und massive Kontrolle von Fahrrad- und Kfz-Fahrern in der Innenstadt. Aufgetunte BMWs ohne Zulassung müssen genauso aus dem Verkehr gezogen werden wie kampfradelnde Fixiefahrer. Der Wunderknabe aus #1105 braucht ja nur deshalb mit dem Motorrad nur halb so lang als mit dem Auto, weil er fortwährend gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt und ständig andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.


    Und wer bezahlt's?


    1. Zehn Jahre nach dem Entfall der Stellplatz-VO (Pflicht bei einem Neubau Parkplätze zu bauen) sollte man nun in der Innenstadt eine Stellplatz-Abgabe einführen, die für die Neuerrichtung von Parkplätze (Tiefgarage etc.) erhoben wird. Zweckgebunden wird diese für obige Massnahmen verwandt.


    2. Die Zusatzeinnahmen durch die attraktivere Innenstadt (allein des Tourismusses!) können herangezogen werden.

  • Passend zum Thema gibt es aktuell eine Analyse wonach in Berlin insbesondere die Busse nicht zeitökonomisch genug sind. Das liegt wohl vor allem daran, dass die Busspuren nicht konsequent genug angelegt und verteidigt werden. So muss ein Busfahrer theoretisch bei jedem parkenden Auto halten und auf die Polizei warten. Völlig realitätsfremd. Woanders gibt es konsequente Kontrollen und Strafen! Gerade vor Kreuzungen solle die Busspur zudem nicht vorzeitig enden. Gerade hier geht Zeit verloren. Und die Busspuren sollten auf 4,50 m verbreitert werden um eine Blockade durch Radfahrer zu verhindern. Auch könnte man die Passagiere durch alle Türen einsteigen lassen und die Fahrkartenkontrolle anders lösen. Man hätte so auch dank erhöhter Attraktivität mehr Fahrgäste und damit mehr Einnahmen.


    Zu den Details:
    http://www.morgenpost.de/berli…se-der-BVG-ausbremst.html
    http://www.berliner-zeitung.de…in,10809148,22768286.html
    http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,22768462.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…-ausgebremst/8206110.html

  • ^Das Problem sind aber nicht irgendwelche Falschparker, sondern viel mehr die völlig desaströse Verkehrslenkung und hier insbesondere Ampelschaltungen und Baustellen.
    Die daraus resultierenden künstlichen Staus betreffen eben nicht nur Autofahrer, sondern vermehrt auch Busse und den öffentlichen Nahverkehr.
    Dazu gibt es im heutigen Tagesspiegel einen Artikel:
    http://www.tagesspiegel.de/ber…-ausgebremst/8206110.html

  • ^Leider eben doch AUCH, bester tel33. Die Verkehrsthematik ist ja nie monokausal. Ein Falschparker oder Lieferwagen auf der Busspur und alles staut sich ewig zurück, gern im Berufsverkehr.


    Zudem: Die Baustellen werden in den kommenden 20 Jahren nicht abnehmen, damit muss man leben. Und dass Ampelschaltungen optimiert werden müssen ist sicher unstrittig. Da kann man über die Reaktionszeit der Behörden stets streiten, aber getan wird auch hier etwas. Du kannst aber auch nicht neben jede Ampel einen Rentner setzen, der die Ampels täglich 10 mal umprogrammiert. Wir müssen ja für eine Innenstadt denken, die noch erheblich viel dichter werden wird.


    Wenn die Vorschläge zu einer Beschleunigung des ÖPNV, hier Busspuren bis zur Ampel zu führen etc. umgesetzt würden wäre das sicher gut.


    Letztendlich laufen aber alle Massnahmen ins Leere, wenn sie nicht effizient überwacht werden. Das ist mit der Busspur das gleiche wie mit dem Alcverbot am Fernsehturm oder den rotlichtüberfahrenden Radfahrern.


    Und hier zeigt das Beispiel Prenzlauer Berg, dass es mit einer konsequenten Überwachung (leider erst beim ruhenden Verkehr) einfach schlagartig besser wird. Das alte Lied: nicht immer neue Regelungen, sondern die bestehenden ersteinmal einfordern. Hierzu muss vor allem das Kontrollsystem für ruhenden und fliessenden Verkehr einer Stelle übertragen werden (zumindest im S-Bahnring) - Bezirksgrenzen sind hier doch absurd.

  • tel33:
    Hier muss ich Konstantin vollkommen Recht geben. Die ganzen Falschparker sind schon für sich genommen ein großes Übel.


    @Wunderkind:
    Mit dem Überspitzen kann man es auch schnell mal übertreiben. Diese Schilderungen kann ich auch nach vielen Jahren als Dauer-ÖPNV-Nutzer nur in Ansätzen nachvollziehen. Das kommt sicher wie so oft von einem reinen Autofahrer. Ich fahre auch (früher häufiger, zunehmend seltener) mal Auto und kenne daher den Vergleich.


    Stichwort Zeit: Wie du ja selbst schon schreibst, braucht man für viele Strecken mit dem Auto ebenso lang wie mit dem ÖPNV (auf deine zeitsparenden Eskapaden als Motoradfahrer gehe ich da mal lieber gar nicht ein). Da wäre es viel effizienter die Frequenz des ÖPNV zu erhöhen und dann wäre es auch nicht mehr so beengt (siehe Faktor Menschen). Übrigens nutze ich gerne die Zeit im Bus oder der Bahn zum Lesen oder Umschauen. Dies und vieles andere lässt sich als Autofahrer nur sehr schwer und unter Gefährdung der eigenen Sicherheit und/ oder der anderer erledigen. Das ist für mich gegenüber Autofahrten sogar gewonnene Zeit. Und: Nach der Arbeit noch die Konzentration zum Autofahren aufzubringen/ ggf. gar Stress dabei zu haben ist auch nicht für jeden gleichbedeutend mit Lebensqualität.


    Stichwort Planbarkeit: Komisch, dass ich diese Probleme in all den Jahren so extrem nie hatte (d.h. außer als die S-Bahn mal eine Weile fast komplett hin war). Ich komme immer und immer wieder gut ans Ziel. Es gibt übrigens auch so was wie "bvg.de" wo man die besten Verbindungen sehr schnell finden kann und auch für den aktuellen Stand gibt es Apps. So viel zum Realitätscheck...


    Stichwort Menschen (und die Begleitumstände ihrer Existenz): Auch hier hast du mE recht maßlos übertrieben. Es gibt sie natürlich diese völlig überfüllten Busse und Züge. Aber das ließe sich durch eine bessere Anpassung von Bedarf und Angebot leicht verbessern. Auf der einen Seite arbeitet die BVG daran, indem sie sie die Auslastung misst und entsprechend reagiert. Das ist aber auch ein Teufelskreis: Wenn keiner mit dem ÖPNV fährt weil der angeblich so schwach ist, dann wird er mangels Auslastung und Einnahmen auch nicht besser. Auch unangenehme Zeitgenossen gibt es hin und wieder mal (übrigens aber auch im PKW vor, hinter, neben einem immer wieder zu erleben wo es ebnfalls mal zu Aggressionen bis Handgreiflichkeiten kommt). Die Sauberkeit ist zum Teil ein gewisses Problem (wenn auch mE nicht in dem suggerierten Ausmaß) was sich aber auch relativ leicht verbessern ließe. Die Sicherheit ist mW sogar besser als im PKW und auch hier könnte man durch entsprechende Investitionen noch besser werden.


    Mein Fazit: Man kann sich alles so lange biegen bis es passt. Aber die eigene Wahrnehmung bleibt eben trotz aller Argumente subjektiv (das gilt natürlich auch für mich). Daher sollte man es mE etwas weniger polemisch und vor allem absolut angehen lassen. Ich finde es sinnvoll wenn die Straßen so leistungsfähig sind, dass Autos nicht unnötig oder gar als Schikane eingebremst werden (etwa um sie zum Umdenken bzw. -steigen zu zwingen). Deshalb bin ich auch für die Verlängerung der A100. Aber in meinen Augen sollte der ÖPNV eine noch höhere Priorität erhalten. Gerade in der Innenstadt haben PKW mE keine vergleichbare Existenzberechtigung. Entsprechend konsequent sollte hier mE die Verkehrspolitik aussehen. Man sollte mE gerade als Stadtstaat noch viel leichter Bundesmittel für den ÖPNV bekommen als für Autobahnen. Die U5 ist hier sicher ein Anfang, aber es gibt noch viel mehr wichtige(re) Projekte...

  • Übrigens nutze ich gerne die Zeit im Bus oder der Bahn zum Lesen oder Umschauen. Dies und vieles andere lässt sich als Autofahrer nur sehr schwer und unter Gefährdung der eigenen Sicherheit und/ oder der anderer erledigen. Das ist für mich gegenüber Autofahrten sogar gewonnene Zeit. Und: Nach der Arbeit noch die Konzentration zum Autofahren aufzubringen/ ggf. gar Stress dabei zu haben ist auch nicht für jeden gleichbedeutend mit Lebensqualität.


    Dies ist mal ein wichtiger Punkt, den ich einfach mal hervorheben möchte. Wir sollten alle ganzheitlicher denken und weniger reduktionistisch. Auch die dummen Polemiken à la "Im Regen und bei Schnee radfahren" nerven. Da könnte ich hier mal schön auf ein Fahrradblog verlinken. Das ist alles eine Frage der Einstellung und Ausrüstung. Und dann gibt es ja noch den ÖPNV, auf den man ausweichen kann. Und sogar das Auto.


    Die Infrastruktur für's Fahrrad ist einfach grottenschlecht. Die Prioritäten des Geldausgebens sollten auf dem ÖPNV und der Radinfrastruktur liegen. Dann werden im übrigen auch die Straßen entlastet. Nicht nur von Verkehr, sondern auch von Schäden.


    Man kann für oder gegen den Stadtring sein. Einen Ausbau bis über die Frankfurter Allee hinaus halte ich für völlig utopisch - oder besser: dystopisch.


    Bei allem Pro&Contra: Die Gesamtentwicklung wird sowieso in die von mir geschilderte Richtung gehen. Und da sollte man sich schon fragen, ob man den Stadtring so sehr forcieren möchte.

  • Ergänzend zu jan85s Beitrag zum Thema "völlig überfüllte Busse und Züge":


    Die Qualität der einzelnen Verkehrsträger hängt nun mal ganz entscheidend von deren Finanzierung ab. Würde man genug Geld in den ÖPNV stecken, könnte eine komfortable und ausreichend hohe Taktfrequenz, genügend Wagen/Fahrzeuge, mehr Reinigung und Wartung usw. anbieten, und das bei attraktiven Fahrpreisen - so dass jeder bequem und gerne damit fahren würde. Nur leider wird hier lieber Geld eingespart mit den bekannten Konsequenzen.


    Wäre dann noch der politische Wille da, den ÖPNV bei Ampelschaltungen konsequent zu bevorzugen und Halten/Parken auf Busspuren rigoros zu unterbinden, wäre der ÖPNV auch für viele bisherige Nicht-Nutzer hochattraktiv.


    Baut man hingegen eine neue Autobahn, wird dort das Autofahren wieder attraktiver.


    BTW: Ich glaube sogar, viele Autofahrer würden die 500 Mio. Euro lieber in die Reparatur bestehende Straßen investiert sehen.

  • ^
    aber dafür wäre das Geld garnicht umwidmungsbar. Das sollte man auch mal akzeptieren, wenn man das Geld als Hauptargument anführt.

  • Ja, das Geld ist nicht umwidmungsbar. Allerdings ist dieses Argument, auch wenn man man das Geld als Hauptargument anführt, nicht wirklich zulässig, meiner Meinung. Nur weil man das Geld dafür bekommt, muss man es ausgeben, reicht mir nicht als Argumentation für den Autobahnbau, hört sich nach Trotz an. Vorzeitige und weitsichtige Planungen könnten Vorraussetzungen dafür sein, dass die Summen für solche Projekte nicht unumwidmungsbar sind.

  • ^
    Das ist durchaus richtig. Trotzdem ist doch zu unterscheiden zwischen:
    1. Wird die Autobahn gebaut, kommt das Geld vom Bund.
    2. Wird die Autobahn nicht gebaut, geht das Geld in andere Bundesaufgaben (das schließt Berlin ÖPNV und andere Straßen aus).

  • Man muss die Prioritäten richtig setzen.Wer im gut ÖPVN versorgten Innenstadtbereich weiter teure und sehr zweifelhafte Straßenbahnenentze bauen will,hat IMHO das falsche Konzept.Wir brauchen die Erschliessung des Märkischen Viertel,den Weiterbau der S-Bahn über den Bahnhof Spandau hinaus und direkte,ohne Umwege fahrende,schnelle Buslinien aus der Perepherie ins Zentrum. Da steht zum einen die Landesgrenze im Weg.Es muss doch möglich sein,mit klimatisierten Expressbussen aus Falkensee oder Schöneiche direkt ins Berliner Zentrum zu gelangen,mit nur wenigen Halts an Umsteigeknoten und Endziel.


    Solange man glaubt,mit Strassenbahnen die vom Alex nach Steglitz gondeln ,irgendeine Verbesserung herbeizuführen ist man auf dem Holzweg.



    Ganz klar.Man muss mehr Busspuren einrichten und diese an Ampeln mit Vorzugsschaltung ausstatten,so wie es an vielen Ampeln bereits jetzt der Fall ist (z.B. Haupt Ecke Domenicusstraße oder an der Heerstraße.) Mit dem parken in der Busspur ist das so eine Sache. Der Lieferverkehr hat meist doch gar keine andere Möglichkeit,als in der Bus oder Fahrspur zu parken.

  • Auch die dummen Polemiken à la "Im Regen und bei Schnee radfahren" nerven.


    Das ist weder 'dumm' noch polemisch. Es ist schlicht und ergreifend eine Tatsache, dass das Fahrradfahren bei widrigem Wetter wohl nur dem ganz harten Kern noch Freude bereitet. Natürlich ist dies ein sehr reales Problem für viele Menschen, schließlich gehen die meisten nicht nur bei schönem Sommerwetter vor die Tür.
    Abgesehen davon ist es für das Thema A100 und Autobahnerweiterung auch vollkommen irrelevant, da wohl kaum jemand diese Distanzen tagtäglich mit dem Rad absolvieren wird. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

  • @ Hobbyist: es ging mir nicht um eine Umwidmung des Geldes, das ist schon klar, dass das nicht geht.


    Es ging mir um die generelle Finanzierung durch die öffentliche Hand. Hier müsste der ÖPNV wesentlich besser ausgestattet werden, statt immer weitere Sparvorgaben zu machen. Dies führt nicht nur zu den genannten Angebotsdefiziten, sondern auch zu schlechteren Löhnen für die Mitarbeiter im ÖPNV. (Z. B. Auslagerungen in externe GmbHs, die Fahrer schlechter bezahlen usw.)


    Der ÖPNV (und auch der Fernbahnverkehr) muss m. E. wesentlich stärker subventioniert werden. Der Autoverkehr finanziert sich ja auch nicht selbst. Hier könnte die Politik durchaus die Weichen etwas anders stellen, wenn sie denn wollte.

  • @ Kleist:


    Beim Thema Straßenbahn gab es schon immer unterschiedliche Meinungen. Du hast recht, es gibt falsche Prioritäten. Für mich gehört da eher die U5 Unter den Linden dazu, die einfach zu viele Mittel bindet.


    Straßenbahnen sind nur dann zweifelhaft, wenn sie sich auf langer Stecke die Trasse mit dem Autoverkehr teilen müssen. Haben sie ihr eigenen abgetrenntes Gleisbett, sind die vom Kosten-Nutzen Verhältnis wunderbar. Wenn dann noch die Ampel-Vorrangschaltung wirklich mal konsequent umgesetzt wird, wären sie sogar richtig schnell. Leider wird das in Berlin nur halbherzig bis gar nicht gemacht, wie man an den Trassen auf der Prenzlauer Alle oder Greifswalder Straße sehen kann. Nach Bedienung einer Haltestelle fährt die Bahn an, um dann erst mal brav an der nächsten Kreuzung den Auto-Querverkehr abzuwarten zu müssen.


    Schnellbuslinien können durchaus sinnvoll sein, nur fehlt hier doch der Wille und die Einsicht, Busspuren a) breit genug einzurichten, das Radfahrer und Busse bequem nebeneinander passen und b) konsequent frei zu halten. Für die viele Autofahrer und noch mehr Lieferanten sind Busspuren (und Radfahrstreifen) doch nur Kurzzeit-Parkstreifen, wobei kurz ein sehr dehnbarer Begriff ist. Hinzu kommt auch hier das Problem der Nicht- Umsetzung von Ampel-Vorrangschaltungen. Durch das bedienen von Haltestellen kommt der Bus aus dem grüne-Welle-Rhythmus für die Autos und muss an fast jeder Ampel wieder halten. das macht ihn langsam und damit unattraktiver. Er müsste also ein physisch abgetrennt Spur bekommen, was sich aber nur selten und sehr schwer realisieren lässt - höchsten auf den breiten Alleen, wo aber dann die Straßenbahn besser ist.


    Natürlich ist weder die Straßenbahn noch der Bus noch die U-Bahn allein ein Allheilmittel. Je nach Gegend und Streckenführung kann mal das eine, mal das andere sinnvoller sein. Auf breiteren Straßen und bei hohem Fahrgastaufkommen ist die Straßenbahn (mit dann eigener Trasse) schon aus Kapazitätsgründen m. E. dem Bus überlegen.


    Bei der Erschließung des Märkischen Viertels, beim Weiterbau der S-Bahn über Spandau hinaus und generell bessere, klimatisierten Busse gebe ich die absolut recht. Ich bis auch bei dir, dass eine Straßenbahn von Mitte nach Steglitz tatsächlich schwer sinnvoll umzusetzen ist, da dort eine abgetrennte Trassenführung aus Platzgründen zwar möglich (zulasten der Autospuren), aber doch sehr schwierig ist. Allerdings sind Busse auf der Stecke genauso schlecht dran.