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Die Potsdamer Straße, deren Verlauf Scharoun komplett ignorierte, war nicht nur eine der ersten "Kunststraßen" in Preußen und eine bekannte Adresse, sie war auch Teil der Reichsstraße 1 von Aachen nach Königsberg. Aber gut, das Kulturforum war eben die totale Abkehr von der alten Vorstellung einer europäischen Stadt, sicherlich auch ein bewusster Gegenentwurf zur Nord-Süd-Achse der Nazis, die an der Stelle bereits in Bau war (die Ruine des Hauses des Fremdenverkehrs ist z. B. noch im Kult-Film "Eins, zwei, drei" zu sehen). Ein aufgelockerter, großzügiger Stadtraum, ganz ohne Dichte und Monumentalität. Aber obwohl man im Grunde auf nichts Rücksicht nehmen musste und (besonders bis 1989, aber auch noch heute, wie man sieht) Geld auch keine große Rolle spielt, ist das Kulturforum - trotz der großen Architekten - in seiner Gesamtheit ein städtebauliches Debakel. Selbst wenn man Scharouns Gesamtentwurf mit Gästehaus umgesetzt hätte, wäre es nicht viel besser.... Die Moderne hat architektonisch so viele großartige Einzelgebäude hervorgebracht, scheitert aber fast immer, wenn es um Stadtplanung oder auch nur um die Planung eines Platzes geht. Aber auch der Block der drei von Gutbrod entworfenen Museen - ein Schlag ins Gesicht, und das von einem Mann, der die Stuttgarter Liederhalle gebaut hat. Auch ich erhoffe mir vom "Museum der Moderne" nicht viel, mir hat schon die kleine "Scheune" von Herzog & de Meuron auf dem Vitra-Gelände nicht gefallen - ins Gigantische vergrößert wird sie bestimmt nicht besser. Dem Vorschlag, bei dieser Stadtlandschaft eher auf die Landschaft zu setzen und etwa durch Seen und Kiefernhaine Verbindungen zu schaffen, kann ich einiges abgewinnen...