Kulturforum

  • "BER der Museumslandschaft"


    In der heutigen Online-Ausgabe der FAZ hat Niklas Maak einen Angriff auf die Pläne für das Museum der Moderne gestartet.

    Wie lauten denn die anderen Kritikpunkte ? Durch die Bezahlschranke kann man den Artikel nicht lesen.


    (Falls Jemand den gesamten Text per PN schicken will wäre das auch sehr willkommen )


    :thumbup:

  • Da kam Niklas Maak mit seiner Kritik aber reichlich spät oder besser: zu spät. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat heute 364,2 Millionen Euro für den Neubau des Museums des 20. Jahrhunderts bewilligt.


    Die Pressemitteilung der Bundesregierung hier, die der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hier.

  • Was ist denn das jetzt für ein Quatsch? Ich dachte das Ding sollte mindestens 480Mio. teuer werden, in letzten Berichten war gar von 600Mio. die Rede. Jetzt geben sie 364Mio. frei und reden euphimistisch davon, dass dies ein enger Kostenrahmen sein soll. Das kann doch nur zwei Dinge bedeuten:


    a) Der Entwurf wird massiv abgespeckt und verbilligt. (Wäre bei dem eh schon für seine Plumpheit kritisierten Gebäude wohl ein Fanal)

    b) Die 364Mio. sind politische Heuchelei, weil jeder weiß, dass es am Ende weit teurer wird, aber alle zu feige sind es dem Bürger zu sagen.


    Was ist es nun, a oder b?

  • ^ Weder noch. Abgestimmt wurde im Haushaltsausschuss über die 364,2 Millionen Euro als bewilligte Baukosten. Zudem gibt es aber eine Zusage des Finanzministeriums, Baukostensteigerungen von 52 Millionen und 34 Millionen Euro Risikokosten zu tragen. Das macht insgesamt 450,2 Millionen Euro.

  • Ich weiß eh nicht was das immer soll. So zu tun, als würde nur Berlin das "Geld hinterhergeschmissen".


    Die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper wird mit knapp unter 1 Mrd. Euro beziffert, da bekommt man fast 2 Lindenopern dafür!


    Die sanierte Kölner Oper wird 570 Millionen kosten und erst 2022 fertig. Komisch aber, da kommt keiner und sagt "Na ditt is eben Köln!"

  • "Grüttoleum"

    ^.^


    Die mediale Entrüstung um Kostensteigerungen bei öffentlichen Bauten ist nur noch zum Gähnen.

    In demokratischen Systemen, wo die veröffentlichte Meinung inclusive politische Oppositionsarbeit jede Entscheidung zu Bauvorhaben kritisiert und bekämpft, MÜSSEN die Regierungsverantwortlichen die zu erwartenden Kosten anfangs Kleinrechnen, da sie sonst gar nicht die ersten Hürden in Entscheidergremien nehmen können.


    Wenn Deutschland eine Monarchie oder ein Wirtschaftsunternehmen mit einzelnem Geschäftsführer wäre könnte man Basta-Politik betreiben mit Top-Down Entscheidungen. Ist aber nicht so.


    Es ist nicht die Kostensteigerung, die systemimmanent ist. Es ist das erzwungene Runterrechnen der Baukosten vor Baustart was im politischen Prozedere vorherrscht.


    Ich finde das übrigens sehr richtig.

    2 Mal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Heute war wohl Spatenstich für das M20. Aus diesem Anlaß hat sich das ARTE-Journal heute mit dem Projekt - im Film als "Palais Grütter" bezeichnet, befasst. Dabei kommt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau (im Film fälschlicherweise Bernauer) zu Wort: falscher Ort, zu teuer, schlecht geplant...

  • Die Berliner Morgenpost hat anlässlich des vollzogenen ersten Spatenstichs ein Interview mit Hermann Parzinger geführt. Hier der Link.

    Er bescheibt darin, warum nach seiner Sicht Berlin das Museum des 20. Jahrhunderts benötigt und verweist dabei auch auf die Sammlung, die derzeit mangels eines Museumsbaus nicht gezeigt werden kann und im Depot lagert. Und das in der Stadt, die wie kaum eine andere für die Kunst des 20. Jahrhunderts zentrale Bedeutung besitzt. 2025/26 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

  • Der 1. Spatenstich beendet hoffentlich die unmöglichen Versuche, das M20 doch noch zu stoppen.


    Wäre es sinnvoll, ab jetzt einen eigenen Bauthreat dafür einzurichten? Groß genug ist das Projekt doch und Kontroversen wird es besimmt auch noch genug geben.


    Ich freue mich, dass es losgeht.

  • Wer hätte gedacht, dass ich mit Baukörper mal einer Meinung bin, aber es wurde über Jahre diskutiert und geplant, irgendann muss irgendwer mal entscheiden, und gerade bei solch exponierten Projekten wird es immer eine Opposition geben, die sich an etwas stört.


    Und es gibt, wie wir hier in dem Strang zusammen getragen haben, eine Vielzahl von Dingen, die durchaus kritikwürdig sind, das fängt beim Standort an, geht über die grundsätzliche Architektursprache und hört bei den Kosten auf.


    Auf der anderen Seite möchte ich daran erinnern, dass ein anderer Standort und ein anderes architektonisches Konzept auch keine Garantie für den großen Wurf gewesen wären. Ich gebe zu, ich habe mich selbst ein einige Male dabei ertappt, dass ich mir ein echtes Wahrzeichen gewünscht hätte, dieses Spektakuläre, diesen Bilbao-Effekt. Und wenn man dann die gleichen Architekten hat wie bei der Elbphilharmonie, dann juckt es noch mehr in den Fingern, dann sind die Erwartungen vielleicht noch größer.


    Nur dann ist mir bewusst geworden, wie selten das eigentlich funktioniert hat. Wie viel Glück man in Hamburg hatte, dass dieser Wunsch, ein neues Wahrzeichen zu erschaffen, nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis funktioniert hat. Und dies lässt uns vielleicht etwas zu sehr darauf vertrauen, dass solche Prozesse beliebig oft wiederholt werden können. Als gäbe es eine magische Formel, die man nur aus dem Hut zaubern muss und man hat ein neues Wahrzeichen. Nur ich fürchte, es ist wie in der Musik oder der Literatur. Einen Nummer 1 Hit oder einen Bestseller kann man noch so gut planen, aber ob es dann auch einer wird, ist in Teilen auch vom Glück abhängig.


    Daher hätte man bei einem anderen Standort, wo auch immer dieser gewesen wäre, vielleicht auf diesen Bilbaoeffekt hoffen können, es hätte aber genauso gut eine noch größere Enttäuschung geben können. Und wer weiß, vielleicht wird ja diese "Kunstscheune" irgendwann voll hipp. Den Eiffelturm wollte man auch erst abreißen und heute ist er nicht mehr wegzudenken. Was eine Architekturikone wird und was ein Wahrzeichen, ist halt nicht immer genau vorherzusehen. Denn eins ist dieser Bau nicht, architektonischer Durchschnitt. Vielleicht sollte man dem Museum einfach mal eine Chance geben.

  • Dabei kommt der Architekturkritiker Nikolaus Bernau (im Film fälschlicherweise Bernauer) zu Wort: falscher Ort, zu teuer, schlecht geplant...

    Nikolaus Bernau zieht mit den angeblich zu hohen Baukosten des Museums der Moderne durch alle Medien (Berliner Zeitung, Deutschlandfunk, RBB, FAZ, 3sat, jetzt Arte).


    Aber am 11.11. aber sagte er noch wörtlich im Deutschlandfunk Kultur, dass das Museum der Moderne für 367 Millionen

    "ein vergleichsweise billiges Museum wäre, angesichts der Lage dort".


    Allerdings wollte er da Jean Nouvel gegen zu hohe Baukosten bei der Pariser Philharmonie verteidigen.


    Fazit für mich: Herr Bernau sucht seine Argumente danach aus, was gerade in den Redaktionen gefragt ist und ihm Auftritt und Geld verschafft - und das ist vor allem "Museum der Moderne"-Bashing. Seine Einschätzungen darf man als Medienkunde nur mit ganz spitzen Fingern anfassen.


    Die Äußerung vom 11.11. kann man live nachhören (etwas kompliziert):

    Das Zitat ist ab 2:40.

  • Das Museum wird wahrscheinlich der teuerste Aldi/Lidl-Nachbau der Geschichte, bin gespannt wie lange es dauert bis die Baukosten bei 1 Milliarde angekommen sind ;)

  • Eigentlich ist es ja gut: Die Moderne ist ein Fliegenschiss in der Architekturgeschichte. Und bevor sie sich endgültig auf den Misthaufen der Geschichte legt, setzt sie sich eben ein Denkmal in Form einer Aldi-Scheune. Eigentlich passt das.

  • ^ Sorry, aber ich muss einfach was zu deinem Geschreibsel sagen - ich finde es einfach unseres Forums zutiefst unwürdig.

    Du weisst ganz genau was und wen du da zitierst und bist dir nicht zu schade dazu. Pfui wie erbärmlich.

  • ^ Ja, ich zitiere Rüdiger Patzschke, 2008, Interview in der Berliner Morgenpost. Aber ich gehe mal davon aus in deiner - in diesem Forum allgegenwärtigen Paranoia - gehst du von der Wortwahl diverser AfD Politiker aus...

  • ^ Sehr hübsch. Wie Sie wissen, halte ich Sie nicht für einen AfDler. Hier machen Sie sich aber eine klassische AfD-Masche zu eigen: Eine Aussage bringen, die eine bestimmte Interpretation nahelegt, die Empörung abwarten, und dann die verfolgte Unschuld markieren. Denn selbstverständlich war alles ganz anders gemeint: Patzschke, Morgenpost, 2008 – liegt doch offen zutage! Und wer dabei an Gauland, sämtliche Medien, 2018 gedacht hat, muss paranoid sein. Schon klar.


    Davon ab:


    1. Der Entwurf des Museums hat nichts mit "der Moderne" zu tun. Das hatten wir schon öfter, dass Sie zeitgenössisch und modern nicht trennen wollen (oder können).


    2. "Aldi" und "Scheune" – beides wahnsinnig originell und wahnsinnig zu Tode geritten. Der Entwurf muss einem wirklich nicht gefallen. Aber wenn man ihn kritisiert, dann bitte am Gegenstand. Die Geschichte dieser Bauform geht in die Antike zurück (soviel zum Thema "Fliegenschiss"); sie taucht in der Neuzeit auf und auch in der Moderne. Sie wurde für Tempel wie für Scheunen verwendet – und in neuester Zeit auch für Bierzelte und Supermärkte. Dadurch wird aber nicht jedes Gebäude, dass diese Form aufnimmt, zur Kopie eines Discounters. Ein Vorbild für dieses Museum dürfte die hier schon erwähnte Manege in Moskau gewesen sein. Sie ist ein Museum, kein Supermarkt (und, by the way, sehr klassisch).


    3. Ausgerechnet den Styroporkönig Patzschke, diesen Meister der falschen Kolossalordnung, als Kronzeugen gegen Herzog & de Meuron in Stellung zu bringen – das kann nur ein Scherz sein.