Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • Einen Kompromiss kann man das wohl kaum nennen. Es ist eher eine Überwältigung der Stiftung. Dass der in dieser Frage seit Jahren irrlichternde OB sich über das Ergebnis freut, kann ich mir vorstellen. Seiner Stadt tut er damit m.E. keinen Gefallen. Ganz im Gegenteil.

  • Wo ist denn der Kompriss? Es sollte ein Kirchenschiff an den Turm gebaut werden. Das wird nicht passieren. Das Rechenzentrum sollte abgerissen werden, auch das wird nicht passieren. Da von einem Kompromiss zu sprechen, ist doch geradezu eine infame Lüge. Die Gegner der Garnisonkirche siegen auf breiter Front.

  • Dieser öde Verwaltungsbau des ehemaligen Rechenzentrums soll erhalten werden ? Übrigens sollen die Sanierungskosten 8,7 Millionen betragen, die Finanzierungsfrage ist ungeklärt. Sinnloser und teurer kann man eine Stadt nicht verschandeln.

  • Die Wiederaufbau des Kirchenschiffs war keinesfalls ausgemacht. Richtig ist, dass die Stiftung Garnisonkirche und die Initiative Mitteschön den originalgetreuen Wiederaufbau angestrebt haben und auf den Teil-Abriss des Rechenzentrums bestanden. Aber deren Wünsche spiegeln nicht die Wünsche der Stadtgesellschaft wieder. Das hast das jahrelange Ringen in der Stadtpolitik deutlich gemacht.

    Nun wurde unter Einbeziehung aller(!) Akteure beschlossen, anstatt des Kirchenschiffs ein Haus der Demokratie als verbindendes Element zw. Kirchturm und Rechenzentrum zu bauen. In Anbetracht des langen Streits um das gesamte Areal halte ich das tatsächlich für einen gelungenen Kompromiss.

  • Der Staat hat den Turm schon mit 12 Mio gefördert. Die 44 Mio Kosten sind durch Spenden nicht aufzubringen. Vom Kirchenschiff ganz zu schweigen. So viel ich weiß wird die Baustelle nach Abschluss der Maurerarbeiten auf unabsehbare Zeit eingemottez.

  • Für Potsdam ist das keine gute Entscheidung.


    Ein guter Kompromiss ist es auch nicht. Es ist ja noch nicht einmal ein Kompromiss. Letztendlich haben sich Ostalgiker und diejenigen Initiativen, die die Garnisonkirche um jeden Preis verhindern- und das Rechenzentrum um jeden Preis erhalten wollen, in ganzer Linie durchgesetzt.


    Wenn man einen Kompromiss will, mit dem man auch Leben kann, muss man auch auf die Befürworter des Kirchenschiffs zugehen!


    So könnte man die Fassade des Kirchenschiffs rekonstruieren, das innere allerdings als modernen Plenarsaal und Demokratieforum nutzen. Das Rechenzentrum könnte man dann auch zur Hälfte erhalten. So sähe ein guter Kompromiss aus, wenn man ihn wollte.


    Er würde am Ende allen nützen. Befürworter bekämen zumindest die Fassade des Kirchenschiffs und die Kritiker bekämen eine moderne Nutzung mit einem modernen Innenleben. Ähnlich hat es beim Stadtschloss auch geklappt. Ein solcher, echter Kompromiss würde letztlich ganz Potsdam nutzen.

  • Wo ist denn der Kompriss? Es sollte ein Kirchenschiff an den Turm gebaut werden. Das wird nicht passieren. Das Rechenzentrum sollte abgerissen werden, auch das wird nicht passieren. Da von einem Kompromiss zu sprechen, ist doch geradezu eine infame Lüge. Die Gegner der Garnisonkirche siegen auf breiter Front.

    Ach... und was wird auf dem Grundstück gerade gebaut - etwa nicht der größere Teil der ehem. Garnisonkirche?


    Wenn denn alles "passieren würde" was Sie sagen, wäre es im Umkehrschluss ein "Sieg der Befürworter der Garnisonkirche auf breiter Front" und erst recht kein Kompromiss. Die angeschlagene Kriegsrhetorik und die Bezichtigung der Lüge ist hingegen infam.


    Abgesehen davon empfinde ich die Entscheidung als eine reine Reflexreaktion auf die Garnisonkirche. Städtebau, Architektur und Nutzung spielen keine Rolle. Sobald etwas kontrovers ist und nach Nazis riecht, muss ein Demokratiezentrum an Ort und Stelle zur Teufelsaustreibung her. Gibt es hierfür nicht bessere und prominentere Orte als in einem verbauten Hinterhof, von DDR-Moderne und Preußen-Pracht mit Brandwänden umstellt? Ein Kompromiss dessen drei baulichen Akteure sich alle gegenseitig negieren - toll! Grundsätzliche Uneindeutigkeit, indem was man will, hat noch nie gute Architektur und guten Städtebau erzeugt.

  • Der Turm stand überhaupt nicht zur Debatte. Oder soll man sich jetzt glücklich schätzen, dass im Rahmen dieses "Kompromisses" nicht vereinbart wurde, den Turm gleich wieder zu sprengen? Also bitte....

  • Die Wiederaufbau des Kirchenschiffs war keinesfalls ausgemacht. Richtig ist, dass die Stiftung Garnisonkirche und die Initiative Mitteschön den originalgetreuen Wiederaufbau angestrebt haben und auf den Teil-Abriss des Rechenzentrums bestanden. Aber deren Wünsche spiegeln nicht die Wünsche der Stadtgesellschaft wieder. Das hast das jahrelange Ringen in der Stadtpolitik deutlich gemacht.

    Der Wiederaufbau des Kirchenschiffes und der Abriss des Rechenzentrums sind derzeitige stadtpolitisch(!) beschlossene Rechtslage, die sich in einem rechtsverbindlichen Bebauungsplan ausdrückt:

    Im südwestlichen Planbereich soll der Wiederaufbau zunächst des Kirchturms und längerfristig auch des Kirchenschiffs der Garnisonkirche erfolgen

    Siehe auch die Planzeichnung.

  • Wieder mal haben sich die DDR-Nostalgiker durchgesetzt. Solche Diskussionen gibt es nur in Deutschland. In jedem anderen Land auf der Erde hätte man so eine Bausünde wie dem Rechenzentrum, sofort dem Erdboden gleichgemacht.

    Hauptsache mal wieder einen fremden Stachel in einem Gesamtumfeld.

  • Wieder mal haben sich die DDR-Nostalgiker durchgesetzt.

    Ich denke das hat mit "DDR-Nostalgie" nichts zu tun.


    Hier haben sich ideologisch verbissene Vertreter lautstark daran gemacht die Garnisionkirche als Ganzes zu verhindern.

    Die haben mit DDR oder dem Rechenzentrum nichts gemein, zweiteres wird (wenn überhaupt) nur als Vorwand genutzt.

    Eigentlich würden diese Leute selbst eine schlichte Pommesbude als Verhinderungsobjekt der Garnisionkirche mißbrauchen.


    Das wirklich traurige an der Geschichte ist, daß die Stiftung (vermutlich) aus finanziellen Gründen nun dermaßen einknickt und nun selbst ihre rechtlichsverbindlichen Positionen aufzugeben scheint.



    Gruß, Jockel

  • Eine Hybridlösung kann man das nicht nennen. Die Garnisonskirche bekommt nichts, was jetzt nicht sowieso schon gebaut wird, das Rechenzentrum bekommt alle ihrer Forderungen.

  • Es ist mittlerweile egal, welchen Thread man hier durchliest, weil das Ergebnis immer gleich ausfällt. Ob Garnisonskirche in Potsdam oder Theaterdiscount in Berlin-Mitte. Die Nachkriegsmoderne setzt sich immer und überall durch.

  • Und wenn die Machbarkeitsstudie zeigt, dass Erhalt und Sanierung für die Stadt finanziell nicht zu stemmen und der Nutzen eher gering ist, wird das marode RZ dann abgerissen?

    Aber wenn ich die wohlwollenden Statements seitens der Stiftung GK lese dann scheint diese ohnehin kein Interesse an den Bau des Kirchenschiffs zu haben. Die tut sich ja schon mit der Finanzierung des in Bau befindlichen Kirchenturms schwer.


    Jedenfalls ist m.E. noch nicht das letzte Wort pro RZ gesprochen. Ich hoffe, dass sie eine halbe Mio Euro teure Studie über die Sinnhaftigkeit des Vorhabens Aufschluss gibt. Das ganze Thema wird uns noch lange begleiten.

  • Mir ist bei allem aus meiner Sicht wichtigen Auseinandersetzung zum Wiederaufbau eines solchen Projektes trotzdem auf anderer Ebene Angst und Bange um unsere Gesellschaft. Wie können wir auf Basis der schon umfassenden Regelungen in Sachen Baurecht und auch Vergabeverfahren (die richtig, weil demokratisch und Korruption verhindern) eigentlich zukünftig Entscheidungen treffen wenn...
    1. Anscheinend verlernt wurde was Diskurs im demokratischen Entscheidungsprozess bedeutet, nämlich das am Ende eine Entscheidung steht die von allen gestützt wird, weil demokratisch entschieden, ABER EBEN NICHT in 100% Übereinstimmung getroffen werden KANN.

    Mich stört also keinesfalls eine Auseinandersetzung um die beste Lösung, aber mich stört gewaltig die Art und Weise wie mit demokratischen und abgewogenen Entscheidungen - manchmal kann ich damit gut leben, manchmal weniger - im Nachhinein noch versucht wird die Entscheidung zu kippen oder zu beeinflussen.

    Sorry für den kleinen Ausflug in die Politik, aber das fällt mir gerade bei Entscheidungen auf, wenn es um Stadtentwicklung geht.


    Nun zum Projekt.

    Richtig ist das das Rechenzentrum als Gebäude an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist, gleichzeitig scheint in den von mir überflogenen Begründungen pro Bau des Kirchenschiffs und Abriss des Rechenzentrums zumindest 2 Argumente nicht im Mittelpunkt der Betrachtung zu stehen:

    1. Das Rechenzentrum wird wohl intensiv von Kulturschaffenden genutzt. Das ist also kein Leerstehender ungenutzter Bau, sondern ist lebendig und bietet wohlmöglich günstigen Schaffensraum für Künstler. Der Mensch im Mittelpunkt politischer Entscheidungen fällt mir dazu ein.

    2. Die Vereinbarkeit von Brandschutz Planungs- und Eigentumsrecht hatten die Befürworter des Abrisses wohl lange mit falschen Karten gespielt, indem gesagt wurde, daß sei nicht vereinbar.

    Aus meiner Sicht als Aussenstehender wäre ein Wiederaufbau des Kirchenschiffs ästhetisch gesehen zu befürworten, da aber wie ich finde die aktuelle Nutzung und zukünftige Nutzung ein wesentliches Argument ist, sehe ich besonders das fehlende Nutzungskonzept des Kirchenschiffs als Argumentationsproblem.

    Der für mich schönste Kompromiss wäre natürlich eine subventionierte Vermietung eines an das Kirchenschiff angelehnte Wiederherstellung und Nutzung durch die Künstler und Kulturschaffenden die jetzt das Rechenzentrum nutzen. Aber das kostet eben und diese Kosten muss eine Gemeinde tragen. Das ist dann wieder unser aller Geld und damit wird in diesem Land doch meistens verantwortungsvoll umgegangen und deshalb wird nicht nur abgewogen zwischen "schön" und "hässlich" sondern zum Glück weitere Perspektiven wie: Nutzungskonzept, Wiederaufbau, Kosten und Zukunftsfähigkeit und dazu gehört auch ein Konzept was jetzt die Kulturschaffenden und Ihre Interessen berücksichtigt (Ich halte Kultur für einen DER Säulen unserer Demokratie) UND JA das Rechenzentrum kann möglicherweise wenn die Nutzung anders organisiert werden kann zu einem späteren Zeitpunkt ersetzt werden.







  • Mittlerweile müssen Nachkriegsbausünden zu Ikonen stilisiert werden um Rekonstruktionen zu verhindern. Und mit dem CO2-Voodoo kann man jede Veränderung bzw. Abriss eines (Nachkriegs-)baus verhindern oder zumindest moralisch diskreditieren.

    Ich würde fast sagen der Missbrauch der Stadt- und Landesbibliothek Am Kanal wiederholt sich. Aber ich habe Hoffnung, der Fortschritt setzt sich immer durch, wenn auch oft mit deutlicher Verzögerung. Und eines Tages wird man dann das Kirchenschiff fertigbauen und dieses sogenannte "Rechenzentrum" wird verschwinden. Aber gegen Ideologisierung ist leider kein Kraut gewachsen.

  • ^ Leider betreibst eben Du eine solche Ideologisierung, indem Du ein Argument, das erst seit Kurzem in die Debatten Eingang gefunden, aber deswegen nicht falsch ist, das der "grauen Energie", nun als "CO2-Voodoo" bezeichnest. Was daran genau ist Voodoo?

    Und dass graue Energie auch als Argument gegen den Abriss von Vorkriegsbauten verwendet werden kann und als solches gerade erst kürzlich in diesem Sinne vorgebracht wurde (#604), dürfte doch in Deinem Sinne sein, oder nicht? Das zeigt doch, dass es sich für jenes Lieblingsspiel mancher Forsisten (das ewige Modernisten-gegen–Traditionalisten-Spiel), nicht besonders gut eignet.


    Bauthread hier, Diskussionsthread dort.

    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()