Potsdam: Wiederaufbau der Garnisonkirche

  • Carlo und libero: Das Ziel des Bürgerbegehren war es ja eben NICHT ein "Bauvorhaben eines privaten Bauherrn (wie hier der Stiftung), für das Baurecht besteht, durch einen Bürgerentscheid aufzuheben." Das Baurecht sowie das Stiftungsrecht wird und bleibt anerkannt.
    Nur die Bevölkerung sollte gefragt werden, ob die Stadt Potsdam sich aus dem Projekt Wiederaufbau Garnisonkirche zurückziehen sollte.


    ^^ Das ist Weisswäscherei! Wenn eine Initiative "Gegen Garnisonkirche" heisst, die "die Auflösung der Stiftung Garnisonkirche anstrebt", dann ist die Zielsetzung eindeutig, nämlich juristisch unhaltbar.

  • Carlo und libero: Na ist doch schön. In einer vollkommen demokratischen Entscheidung hat eine Stadtverordnetenversammlung ihren Oberbürgermeister beauftragt eine Stiftung, in der die Stadt Mitglied ist, aufzulösen. Ist doch eine klare Aussage. Die Stadt ist gegen die Stiftung und würde sie, sofern sie könnte, schon morgen auflösen. Ich finde, dass ist ein ganz starkes Zeichen an den Bauherren: "Hey Bauherr, du hast zwar jedes Recht deine Kirche zu bauen, aber wir die Stadt sind raus aus dem Projekt!".
    Mehr kann in diesen Fall ein Bürgerbegehren/-entscheid nicht erreichen. Und das ist doch auch gut so, dass unser Kommunalverfassung eine Möglichkeit vorsieht, Kommunen aus Projekten zurückzupfeiffen. Wenn das "juristisch unhaltbar" ist, nur zu, dann steht der Rechtsweg offen. Oder meinetwegen ändern Sie die Verfassung, auch gut. Wissen Sie, wir leben in einen Rechtsstaat, und es macht keinen Sinn jemanden vorzuwerfen, dass er sein Recht ausübt.

  • Ich halte die Kopie von Bauwerken nicht für Baukunst, sondern allenfalls für Kunsthandwerk.


    Kunsthandwerk und nicht Baukunst sind also im Wesentlichen:


    - Hamburger Michel
    - Markusturm in Venedig
    - Altstadt von Warschau
    - Staatsoper zu Berlin
    - Kirche Notre-Dame zu Paris
    - Frauenkirche zu Dresden
    - Augsburger Rathaus
    - Kathedrale von Orléans
    - Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau
    - Theater "La Fenice"


    und vieles andere mehr.

  • Der Architekt entwirft ein Bauwerk und die (Kunst-)Handwerker bauen es - irgendwann wird es zum Denkmal. Nach der Zerstörung nimmt man die Pläne (wenn vorhanden) oder stellt diese wieder her - danach wird erneut gebaut. Vielleicht nicht mit genau den gleichen Technologien, aber äußerlich genauso nach den Originalplänen. Es gibt keinen Grund, das zweite Bauen als minderwertig einzusehen. Die Originalbausubstanz mag noch besser sein, doch erneutes Bauen ist keine "Kopie", sondern - normale Bautätigkeit wie jede andere.


    Sollen jetzt von allen Plattenbautypen sämtliche Wohnblöcke bis auf den jeweils ersten abgerissen werden? Auch hier wurden die gleichen Originalpläne mehrmals verwendet.

  • Die Liste wiederaufgebauter Gebäude ließe sich allein am Beispiel Ost-Berlins endlos fortsetzen:


    - Brandenburger Tor
    - Humboldt-Universtität
    - Staatsoper Unter den Linden
    - St. Hedwigs-Kathedrale
    - Königliche Bibliothek
    - Altes Palais
    - Neue Wache
    - Prinzessinnenpalais
    - Kronprinzenpalais
    - Zeughaus
    - Bauten auf der Museumsinsel
    - Schauspielhaus am Gendarmenmarkt
    - Deutscher und Französischer Dom
    - Nikolaikirche
    - Rotes Rathaus
    - etc.


    All diese historischen Bauwerke wurden nach der Zerstörung im Krieg von der DDR-Regierung rekonstruiert. Selbst das Zeughaus, das im Laufe der Geschichte als Waffenarsenal, Ruhmeshalle der brandenburgisch-preußischen Armee und Heeresmuseum der Nationalsozialisten diente und in dem Hitler seine jährliche Rede zum "Heldengedenktag" hielt, wurde von den Kommunisten äußerlich originalgetreu wiederaufgebaut. Aber bei der Garnisonkirche ist das ja etwas ganz anderes...

  • Etwas differenzierter sollte es in einem Architekturforum schon zugehen. Ich habe überhaupt nichts dagegen, zerstörte Gebäude zu sanieren. Bei starken Zerstörungen kann das auch ein weitgehender Wiederaufbau sein. Aber wenn ein Stadtraum völlig verändert wurde und von einem Gebäude eigentlich nichts mehr vorhanden ist, bin ich dagegen, dieses fehlende Gebäude zu kopieren.


    Ein wertvolles Gemälde restauriert man auch. Aber wenn es verloren ist, hängt kein ernstzunehmender Mensch einen Nachdruck davon in die Gemäldegalerie.

  • Er würde aber bspw. in seine Galerie aus Bildern der Romantik auch kein expressionistisches Gemälde von Paul Klee hängen. Und wenn es ihm um die Darstellung einer künstlerischen Entwicklung oder der Vollständigkeit der thematischen Darstellung geht, wird er sich natürlich zumindest um eine hochwertige Kopie bemühen. Aber halten wir fest, dass originalgetreue Kopien von Gemälden ein ganz anderes Kaliber sind als der Wiederaufbau von Gebäuden. Die berühmten Äpfel und Birnen sozusagen.


    Aber wenn ein Stadtraum völlig verändert wurde und von einem Gebäude eigentlich nichts mehr vorhanden ist, bin ich dagegen, dieses fehlende Gebäude zu kopieren.


    Diese Meinung sei Ihnen ja unbenommen. Aber ich kann die gedankliche Hürde nicht wirklich nachvollziehen. Macht es einen Unterschied, ob man a) ein wirklich bis zur Unkenntlichkeit zerstörtes Gebäude sofort wieder aufbaut, b) damit Jahrzehnte wartet (aus Geldnot etc. pp.) die Ruine ansonsten aber so lässt wie sie ist, c) die Ruine beräumt, die Fläche frei bleibt und man dann Jahre später rekonstruiert oder d) auf der beräumten Fläche etwas baut, man es wieder abreisst und dann rekonstruiert? Die einzelnen Schritte sind nicht riesig, wo ist die Grenze? Ich erlaube mir mal die Behauptung, Sie wären auch gegen eine Rekonstruktion wenn die Fläche seit dem Abriss unbebaut geblieben wäre. Und erhalten sind zumindest die Fundamente, immerhin mehr als nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia () aus folgendem Grund: R

  • Aber wenn ein Stadtraum völlig verändert wurde und von einem Gebäude eigentlich nichts mehr vorhanden ist, bin ich dagegen, dieses fehlende Gebäude zu kopieren.


    Sowas kann eigentlich nur jemand von sich geben, dem das grundlegende Verständnis für die kulturhistorische Bedeutung von gewachsenen Stadträumen und ihren Leitstrukturen fehlt. Wenn das Gesicht einer Stadt ausgelöscht wird, stirbt auch die Erinnerung, ohne Erinnerung keine Zukunft.

  • Lutz Boede
    Sry, aber ein Gemälde auf diese Weise mit einem Bauwerk zu vergleichen… ich schreib jetzt besser nicht was ich gerade denke.
    Sie reden von differenzieren und geben dann im selben Kommentar derartiges von sich?


    Ein Gemälde wird in aller Regel vom Künstler selber gemalt.
    Für ein Bauwerk wird vom Künstler ein Plan kreiert und vielleicht Modelle erstellt. Somit sind die direkten Leistungen des Künstlers im Prinzip sehr vollständig vorhanden.
    An das Kunstwerk selbst legt der Künstler in den seltensten Fällen direkt Hand an. Also ist nach Ihrer vergleichenden Logik jedes Gebäude lediglich eine Kopie.


    Und dann glauben Sie ernsthaft dass Ihnen irgendwer hier abkauft, dass Sie nichts gegen eine Rekonstruktion hätten, wenn mehr von der Kirche übergeblieben wäre? Einfach nur lächerlich.

  • Sowas kann eigentlich nur jemand von sich geben, dem das grundlegende Verständnis für die kulturhistorische Bedeutung von gewachsenen Stadträumen und ihren Leitstrukturen fehlt. Wenn das Gesicht einer Stadt ausgelöscht wird, stirbt auch die Erinnerung, ohne Erinnerung keine Zukunft.


    Aber genau darum geht es Revolutz: keine Erinnerung. Denn dann kann er auch die Masse beliebig impfen: mit Unwahrheiten, Beliebigkeiten, eigenen Geschmacksrichtungen und subjektiven Ansichten.


    Wenn also das Original fehlt und der Nachbau verhindert wird, dann kann der Normalbürger auch nicht mehr die Schönheit dieses Gebäudes erkennen. Der Normalbürger verliert so die Fähigkeit Geschichte zu relativieren. Und damit auch zu erkennen, dass insbesondere diese Epoche unserer Geschichte großartiges geschaffen hat.


    Wenn jedoch Rekonstruiert wird, ist es dieser Gruppe nicht mehr möglich, unsere Vergangenheit ausschließlich negativ auf zu laden. Dann verlieren sie die Deutungshoheit und damit ihre Macht über die Massen.


    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost ()

  • Heute fand im Potsdam-Museum eine Diskussionsveranstaltung der Stiftung Garnisonkirche mit Wolfgang Huber, dem Militärhistoriker und Bundeswehroberst Matthias Rogg, der Historikerin Anke Silomon sowie der Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst statt.


    Wolfgang Huber machte deutlich, dass die Stiftung Garnisonkirche am kompletten Wiederaufbau der Kirche festhalten will. Nach dem ersten Schritt - dem Bau der Nagelkreuzkapelle - soll als zweiter Schritt der Bau des Turmes erfolgen. In einem dritten Schritt soll das Kirchenschiff errichtet werden. Auf das erfolgreiche Bürgerbegehren ging er nicht ein. Er meinte nur ganz allgemein, dass "kein Ort so eindringlich die Abgründe und Ambivalenzen kirchlichen Lebens in Deutschland" zeigen würde wie die Garnisonkirche. Er wäre aber überzeugt, dass auch von diesem Ort aus eine Botschaft des Friedens und der Versöhnung gesendet werden könnte. Allerdings erklärte er nicht, warum diese Botschaft ausgerechnet durch den originalgetreuen Wiederaufbau der Kirche gesendet werden sollte.


    Matthias Rogg erklärte ganz allgemein, dass man die Geschichte in ihrer Vielschichtigkeit betrachten müsste. Dann bekannte er, dass er in letzter Zeit viel gelernt hätte. So hätte er bisher noch nicht gewusst, dass in der Garnisonkirche am 24.1.1934 eine Fahnenweihe der Hitlerjugend mit Baldur von Schirach stattgefunden hätte. Auch hätte er noch nichts von den Streitigkeiten um den "Grundfonds" der Garnisonkirche gewusst. Er wurde dann von Anke Silomon korrigiert: Bei dem Streit sei es nicht um den "Grundfonds", sondern um den "Gruftfonds" gegangen.


    Anke Silomon wurde von Frau Radeke-Engst gefragt, ob sie neue Erkenntnisse zur Abrissgeschichte der Kirche hätte und ob sie einen Beleg für eine Weisung Walter Ulbrichts zum Abriss gefunden hätte. Anke Silomon erklärte dann, dass sie auch nach umfangreichen Aktenstudien in diversen Archiven keine Hinweise auf eine Weisung Walter Ulbrichts zum Kirchenabriss gefunden hätte.


    Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Stiftung Garnisonkirche kein Interesse an einem Kompromiss hat und dass sie nicht versucht, auf die Gegner zuzugehen. Zudem habe ich den Eindruck, dass Manfred Stolpe mit seiner Forderung, nur den Turm wiederaufzubauen, keinerlei Rückhalt hat.

  • Wolfgang Huber machte deutlich, dass die Stiftung Garnisonkirche am kompletten Wiederaufbau der Kirche festhalten will.


    Das hört sich schon mal sehr gut an, wenn es denn so war. Also ist die Chance auf eine Vollreko wieder deutlich gestiegen.


    Wie kommst du denn zum Eindruck Stolpe hätte keinen Rückenwind? Du hast doch selber Hubers 3-Punkteplan wiedergegeben wonach erst der Turm gebaut werden soll und danach erst über das Kirchenschiff entschieden wird. Genau das ist doch Stolpes Vorschlag.


    Und was ist an Fahnenweihen so besonders? Die gab es überall, nicht nur in Garnisonkirchen sondern in allen Kirchen kam so etwas vor.

  • Anke Silomon wurde von Frau Radeke-Engst gefragt, ob sie neue Erkenntnisse zur Abrissgeschichte der Kirche hätte und ob sie einen Beleg für eine Weisung Walter Ulbrichts zum Abriss gefunden hätte. Anke Silomon erklärte dann, dass sie auch nach umfangreichen Aktenstudien in diversen Archiven keine Hinweise auf eine Weisung Walter Ulbrichts zum Kirchenabriss gefunden hätte.


    Ach so, wer hat denn die Weisung zur Sprengung dann gegeben? Die Neuordnung der Bezirkshauptstädte war doch ein Politbürobeschluß, mithin ein Beschluß der SED, der Ulbricht vorsass. Die Beschlüsse inkludierenten der Abrisse.

  • Aber genau darum geht es Revolutz: keine Erinnerung. Denn dann kann er auch die Masse beliebig impfen: mit Unwahrheiten, Beliebigkeiten, eigenen Geschmacksrichtungen und subjektiven Ansichten.


    Liebe Luftpost, keine 4 Beiträge in diesem Forum, und sie können nicht wiederstehen andere Teilnehmer zu verleumden und mit persönlichen Schmähungen zu überziehen. Ich finde das hat keinen Stil. Respektvoller Umgang auch mit Positionen des anderen Lagers sollte doch möglich sein.


    Es bleibt aber nach Klarenbachs Schilderungen festzuhalten, dass auf Seiten der Stiftung an einer klassischen Rekonstruktion festgehalten wird. Womöglich in mehreren Bauabschnitten und mit "Zugständnissen" in der Ausgestaltung des Innenraumens.
    Mal die ehrliche Frage in die Runde, denken sie, dass diese Entgegenkommen/Kompromiss, ganz unabhängig von ihren persönlichen Wünschen, reichen wird? Ich zweifel daran. Ist die Hoffnung gerechtfertigt, dass der Widerstand gegen diese Kirche eines Tages abebbt oder gar eingestellt wird? Auch wenn der Kirchturm steht und - wie Sie hoffen - seine Schönheit entfaltet, woher kommt die Zuversicht, dass die Gegner zu Scharen die Seite wechseln.
    Ich denke, womöglich gelingt es die aktuellen Bedenken vom Tisch zu wischen. In einem letzten Kraftakt mit Hilfe anonym bleiben wollender Investoren eine Kopie des Turmes zu errichten. Aber was steht dann da? Ein Symbol der Macht. Eine Kirche zum Stirnrunzeln, die nicht vereint und missioniert, sondern spaltet. Ein Paradebeispiel Limburgischen Außmaßes einer 15%-Kirche.
    Der Widerstand hört doch nicht auf. Neue Generation wachsen heran. Und denken sie doch nicht, die werden einen vollkommen anderen Blick auf die Garnisonkirche, ihrer Geschichte und deren (Wieder-)Erbauer haben. Was bringt eine Kirche, vor der Menschen gegen dessen Erbauung demonstrieren?
    So eine Kirche kann nicht funktionieren.


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    Kommentare:

    12.09.14 08:04 Besser 4 sinnvolle Beiträge, als 56 Agitprop Beiträge

  • Neue Generation wachsen heran. Und denken sie doch nicht, die werden einen vollkommen anderen Blick auf die Garnisonkirche, ihrer Geschichte und deren (Wieder-)Erbauer haben. Was bringt eine Kirche, vor der Menschen gegen dessen Erbauung demonstrieren?


    Mir ist ohnehin ein Rätsel, wie man jahrelang als Hauptsinn des Daseins ein Bauwerk bekämpfen könnte - wie es generationenlang geschehen sollte, ist noch rätselhafter. Die meisten Leute sehen bloß ein schönes Fotomotiv (oder derzeit sehen es nicht, da vorerst verschwunden). Ich könnte mir nicht vorstellen, ich würde auch nur einen Bruchteil des kurzen Lebens dem Wetteifern gegen einen Plattenbau oder ein westliches missliebiges Gebäude opfern. Da sollte man sich wirklich fragen, ob da nicht viel zuviel hineinprojiziert wird. Wenn es stellvertretend um andere Themen geht (was schon mal hier verlinkte Zeitungsartikel nahelegten), bitte direkt mit diesen befassen.


    Wie Lingster gestern bemerkte - das Kreative, der Entwurf, ist vorhanden. Wenn ein vom Original abweichendes Innere kommt, wird sich ein Architekt dort richtig austoben können. Noch zum Deutschen Dom (war vor einigen Tagen im Gespräch) - den Innenraum des Turms, jetzt ein großzügiges Treppenhaus, finde ich grandios - ein gutes Vorbild, man könnte es hier ähnlich machen. Die kleinen Räume innerhalb des Ex-Kirchenschffs lassen zuwenig von der besonderen Situation erfahren, das könnte man hier besser lösen.

  • Liebe Luftpost, keine 4 Beiträge in diesem Forum, und sie können nicht wiederstehen andere Teilnehmer zu verleumden und mit persönlichen Schmähungen zu überziehen. Ich finde das hat keinen Stil. Respektvoller Umgang auch mit Positionen des anderen Lagers sollte doch möglich sein.


    Im Umkehrschluss wird ein Schuh draus: Denn Luftpost greift erstens keinen persönlich an, sondern formuliert verallgemeinernd aber nicht vollkommen unrichtig. Und zweitens hat es keinen Stil, mit Anzahl der Beiträge oder auch mit Anzahl der Renommeepunkte zu argumentieren. Weder hü noch hott haben dadurch Neu- oder Alt-Foristen mehr oder weniger Rechte. Das hat schon schneid, lieber Potsdamer, vor allem weil Du seit Bordmitgliedschaft auf dem Garnisonsstrang rumkeilst und Du auch weder durch die Vielzahl Deiner Beiträge noch durch glorreiche Leistungen Deiner Mitgliedschaft Dich für solche An- und Aussagen autorisiert.


  • Der Widerstand hört doch nicht auf. Neue Generationen wachsen heran. Und denken sie doch nicht, die werden einen vollkommen anderen Blick auf die Garnisonkirche, ihrer Geschichte und deren (Wieder-)Erbauer haben.


    Genau das werden sie. Oder wollen Sie leugnen, daß beispielsweise der Blick auf die Nazi-Zeit heute ein völlig anderer ist als um 1950 oder 1960? Ideologische Verblendung minimiert sich nahezu zwingend mit der Zeit. Heute findet niemand mehr etwas dabei - außer Christian Ströbele -, wenn Deutschlandfähnchen im Winde wehen oder die Nationalelf frenetisch gefeiert wird. Die Geschichte geht weiter - und die Leute werden entspannter. :)


    Langfristig werden die Kirchengegner daher unterliegen.


    Was bringt eine Kirche, vor der Menschen gegen deren Erbauung demonstrieren? So eine Kirche kann nicht funktionieren.


    Heutzutage wird viel demonstriert. Man hat auch schon mal für Ho Tschi Min, gegen Abtreibung oder für den Equal Pay Day demonstriert. Wir haben heutzutage bestimmte hochgradig neurotisch aufgeladene Bevölkerungsteile, die glauben, für eine gute Sache zu demonstrieren. Das verläuft sich erfahrungsgemäß wieder und die Menschen werden klüger.


    Die Leute demonstrieren nicht gegen die Kirche, sondern gegen die Symbolik des Bösen, die sie selbst erschaffen haben. :)


    Ist übrigens bei Abtreibungsgegnern ähnlich, die glauben, Abtreibung sei Mord. Oder bei Feministinnen, die glauben, daß statistische Unterschiede in der Entlohnung von Männern und Frauen automatisch gleichbedeutend seien mit Diskriminierung.


    Die Dinge ändern sich. Vertrauen Sie darauf. Was hat man nicht bei verschiedensten Projekten für Befürchtungen gehegt, die sich später in Luft auflösten? Beispiele gibt es genug. Wäre z.B. mal schön, die Reden der Berlin-Umzugs-Gegner heute zu lesen. :)

  • Ist die Hoffnung gerechtfertigt, dass der Widerstand gegen diese Kirche eines Tages abebbt oder gar eingestellt wird? Auch wenn der Kirchturm steht und - wie Sie hoffen - seine Schönheit entfaltet, woher kommt die Zuversicht, dass die Gegner zu Scharen die Seite wechseln.


    Ehrlich gesagt sehe ich das völlig gelassen. So wie keiner für den Aufbau spenden muss, muss auch nachher keiner das Resultat lieben. Mich fragt ja auch keiner, ob ich den x-ten modernen Zweckbau vor die Nase geklatscht bekommen will. Ich kann mich daran stören, oder mir pragmatisch denken: Naja, Geschmack ist subjektiv und immerhin hängen sicher ein par Jobs an dem Kasten. Warum also Energie in das Aufschieben und Blockieren eines Projektes verschwenden von dem ich nicht überzeugt bin, wenn man sie woanders produktiver einbringen kann wo man von etwas überzeugt ist? Ich glaube daher auch kaum, dass im Falle einer GK-Reko noch spätere Generationen groß drüber lamentieren werden. Falls doch tun solche Leute mir ehrlich gesagt nur leid (das meine ich wirklich ehrlich und nicht polemisch).


    Ich denke, womöglich gelingt es die aktuellen Bedenken vom Tisch zu wischen. In einem letzten Kraftakt mit Hilfe anonym bleiben wollender Investoren eine Kopie des Turmes zu errichten. Aber was steht dann da? Ein Symbol der Macht. Eine Kirche zum Stirnrunzeln, die nicht vereint und missioniert, sondern spaltet. Ein Paradebeispiel Limburgischen Außmaßes einer 15%-Kirche.
    Der Widerstand hört doch nicht auf. Neue Generation wachsen heran. Und denken sie doch nicht, die werden einen vollkommen anderen Blick auf die Garnisonkirche, ihrer Geschichte und deren (Wieder-)Erbauer haben. Was bringt eine Kirche, vor der Menschen gegen dessen Erbauung demonstrieren?
    So eine Kirche kann nicht funktionieren.


    Meine Güte, wenn man das liest könnte man fast meinen hier würde die Bundeszentrale der NPD errichtet. So viel Pathos auf so wenig Raum habe ich selten gesehen, wobei es eigentlich nur die Aussage von oben wiederholt: Der Wiederstand gegen das Böse lebt und wird nie aufhören! Wie gesagt sehe ich das Ganze etwas gelassener und optimistischer. Aber ich bin ja offenbar auch einer von den Bösen ;)