Hotel Karlsplatz 25 (ex Königshof): Abriss & Neubau [im Bau]

  • Viele haben eine Rekonstruktion des Vorkriegszustandes gefordert, andere ein Hochhaus. Aus meiner Sicht wäre beides besser als der Siegerentwurf.


    Zumindest auf den Visualisierungen sieht der Siegerentwurf total daneben aus. Aber wer weiß, vielleicht wird es ja umgesetzt besser wirken. Dennoch nervt mich jetzt schon ein bissal, wie allerorten betont wird, was für ein "mutiger" Entwurf hier umgesetzt würde. So nach dem Motto, jetzt zeigt München mal, dass es noch mutig bauen kann, dabei ist es einfach ein schlechter Entwurf. Danach werden alle sagen, "oh Gott das sieht ja fürchterlich aus". Und die Kronawitter-Langeweile-Fraktion wird am Ende wieder Recht bekommen und argumentieren "seht her, das kommt dabei heraus, wenn man meint mutig bauen zu wollen. Lieber 100 langweilige Arnulfparks als ein solcher moderner Schandfleck in unserer schönen Stadt", werden sie sagen.

  • Meine Meinung dazu: Mit gefällt der Entwurf. Ob das in echt auch ansehbar sein wird, hängt gänzlich von den verwendeten Oberflächenmaterialien. Wenn die passen wird das super aussehen.


    Ein Hochhaus brauche ich an der Stelle nicht, dass ist schließlich ein Hotel. Wenn das nicht mehr Platz braucht, dann kann man das auch nicht erzwingen.


    Das ist eine Stelle, die braucht was außergewöhnliches und nichts was sich in die Umgebung "einfügt", sprich ihr unterordnet. Daran hakts in München überall. Alles muss sich üebrall einfügen und dazu passen. Am schlimmsten empfinde ich das beim Mandarin Oriental. Dort hat der langweiligste Entwurf gewonnen, weil sich der so schön einfügt. Der aufregenste und spannendste Entwurf wurde abgelehnt.


    Und wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Wenn man was außergewöhnliches haben will, dann gibt es manchmal wie überall, einen Griff ins Klo. Aber dafür kommt auch außergewöhnliches raus. Aber mit "nur nicht auffallen" kommt man eben nicht weiter.

  • Der beste Entwurf wäre der im sechsten Bild gewesen, das kleine Hochhaus (neun oder zehn Etagen) mit grünem Dach. Der hätte mir gefallen. Klassische Form, aber durch die Höhe mit einer super Wirkung. Bei den restlichen Entwürfen ist echt brutaler Schrott dabei, da ist Hild und K wiederum in Ordnung, wenn auch nicht mehr.

  • So schön München in den vom Krieg unversehrten Bereichen ist - dort spürt man auch das vielzitierte "Leuchten" - so zum-Augen-auskratzen häßlich und piefig ist es selbst in zentralsten Bereichen dort, wo Nachkriegsbauten erstellt wurden. Manches wurde ja schon bereinigt, man denke da nur an diesen Abriß.


    Aber oft wird an die Stelle eines abgerißenen Nachkriegsklotz nur ein neuerer Klotz gesetzt, das war mit dem Karstadtgebäude am Dom und so wird es leider auch hier laufen. Weiterhin wirkt der Name "Königshof" somit reichlich deplatziert, auch die etwas idealisierte Visu kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das genauso gut ein x-beliebiges Budgethotel in einer x-beliebigen Stadt sein könnte. Ein Name "Königshof" in der ehemaligen Residenzstadt, der verspricht Tradition, Prunk der alten Welt, zumindest der Gedanke "hier könnten auch die Königs schonmal genächtigt haben", historisches oder zumindest historisierende Architektur. Eine Reko wäre hier mehr als verständlich und würde mit absoluter Sicherheit trotz hoher Kosten diese Kosten auch wieder einspielen, ein prachtvoll rekonstruierter Hotelbau, sei es eine Neuinterpretation a lá Adlon, wäre in Kombination mit dieser Lage im Nu das erste Hotel am Platze. D. h. nicht einmal ökonomisch kann ich diesen Funktionalismus verstehen. Oder man hört auf, hier vom "Königshof" zu reden, sondern nimmt für die x-beliebige "Internationale Moderne" einen ebensolchen beliebigen "internationalen, modernen" Namen wie Munich Central Suites oder was PR Menschen eben so einfällt. Das ist alles, nur kein "Königshof". Wer an Rekonstruktionen und Historismus nur herummäkelt - bittegerne, die Gedanken sind frei, dann aber bitte konsequent sein und auch den historischen Namen weglassen.


    Eine verpasste Chance auf weitere Jahrzehnte. Besonders ulkig ist die Visu im von Architektator verlinkten SZ Artikel:


    rechts das prunkvolle Justizgebäude - und was ist das links daneben? Das neue Parkhaus? Ein Archivgebäude? Nein - das ist der sog. Königshof. Wenn ein ausländischer Besucher in der Stadt ankommt und das Aussehen der Fassade nicht kennt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln am "Stachus" aussteigt und sich umblickt, dann denkt er, wenn er Deutsch versteht, angesichts des Namens vielleicht "Oh, das muss das Hotel Königshof sein, Wow!" und landet bei einem Justizbeamten des Freistaats Bayern an der Pforte, der ihn dann an das Gebäude auf der anderen Straßenseite verweist.


    Nur mal so zur Erinnerung, so sah das namensgebende Gebäude Königshof einmal aus:



    (gemeinfrei, aus der Wikipedia)


    Wieso rekonstruiert man nicht wenigstens die Fassade und stellt die Zimmer im internationalen "Luxushotel-Stil", der vom Waldorf-Astoria in Manhattan bis zu Luxusherbergen in Dubau ähnlich ist, wieder her. Man könnte das sogar mit seiner historischen Bedeutung gegenüber den intellektuellen Nörglern ("Disneyland" etc.) rechtfertigen, Zitat Wikipedia "Da von der Originalsubstanz des Hotels kaum mehr etwas übrig geblieben ist, ist das Gebäude zwar nicht als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen, aber trotzdem wegen seiner historischen Bedeutung in die Denkmaltopographie Denkmäler in Bayern aufgenommen."


    So bleibt an der Stelle nur eine weitere verpasste Chance, ein herausragendes Gebäude zu rekonstruieren, als Zugewinn aller. Ich gebe diesem Neubau die Schulnote 6, ungenügend.

  • Tja, da scheiden sich die Geister. Die einen halten das neue Adlon für ein Meisterwerk, die anderen meinen, daß es fader gar nicht mehr gehn kann. Dann meinen die anderen wieder eine Rekonstruktion des Königshofs (und der restlichen Altstadt) sei das nonplusultra. Andere meinen der alte Königshof sei in seiner provinzialität schwer zu überbieten. Die Zeiten sind vorbei. Am Stachus fahren keine Kutschen mehr, sondern Autos.

  • ^das scheint mir doch etwas in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts stehengeblieben, du benutzt die Anspielung mit den Autos ja um den Kontrast zwischen Fortschrittlichkeit (Autos) und Altmodischem (Kutschen) auf die Gebäude (alter Königshof Vs. Neubau) zu übertragen. Moderne Stadtentwicklung wäre den Stachus den Fußgängern und Flaneuren zurück zu geben, wie auf dieser alten Ansicht zu sehen ist, im Übrigen verkehren in schönen Metropolen Europas noch heute regelmäßig Kutschen, beispielsweise in Wien. Es gibt eben Dinge von zeitlosem Wert.


    Dazu gehört die modernistische Wegwerfarchitektur mit ihrer kurzen Halbwertszeit ganz bestimmt nicht. Und das ist vielleicht das größte Problem - wir können uns den verschwenderischen Luxus, den die Babyboomer Generationen nach dem Krieg für verständlich hielten, nämlich ständig alles in die Tonne zu kloppen und dann "mach neu", nicht mehr leisten. Daran verreckt gerade unser Planet. Zur ökologischen Wende muss nicht zuletzt ein neues Bauen gehören, was sich am alten Bauen orientiert - als es noch sehr teuer und aufwändig war, Räume zu heizen und man dentsprechend keine thermisch nachteiligen Konstruktionen wählte, sondern dicke Ziegelmauern die einen ganz natürlichen Dämmwert hatten. Als es mühsam war, Gebäude neu zu errichten oder umzubauen, ohne all unsere technischen Gerätschaften die wir heute haben, man also darauf achtete, Gebäude möglichst "für die Ewigkeit" zu bauen. Mit einfachen, leicht zu reproduzierenden Bautechniken und möglichst regionalen Materialien.


    All die wirtschaftlichen Zwänge des Mangels und der technischen Beschränkungen aus der Zeit unserer Ururgroßväter hatten den damals unbeabsichtigten Nebeneffekt, dass man dadurch maximal sparsam mit Ressourcen umging. Nichts durfte vergeudet werden - das konnte man sich nämlich schlicht nicht leisten. Eine Tugend, die wir dringendst benötigen. Nur mit Elektroautos und LED Lämpchen retten wir das Klima nämlich nicht ("Der CO2-Jahresausstoß aller Airlines ist kaum halb so groß wie die CO2-Emission der Weltbetonproduktion."). Solche Stahlbeton-Glaswürfel sind für mich ebenso anachronistische Dinosaurier des 20. Jahrhunderts wie Atomkraftwerke oder Spritschlucker-KFZ. Nur - während wir in beinahe jedem Lebensbereich inzwischen anerkannt und allgemein akzeptiert haben, dass das, was wir vor wenigen Jahren noch für "modern" hielten, in die Mottenkiste der Geschichte gehört (vgl. Umstieg zurück auf Velo und Tram, weg vom eigenen KFZ, in der modernen Stadtverkehrsplanung) bleibt es beim Bauen nach wie vor stur und stoisch bei der Denkweise aus der Zeit von Mies van der Rohe, als Ressourcen noch unendlich schienen und nur der Himmel die Grenze.


    Du magst es "fad" finden, das zu revidieren, es ist für das Überleben des Menschen auf der Erde unerlässlich. Und die gigantische Ressourcenverschwendung im Baubereich wird sich solange nicht ändern, solange es immer noch zum Konzept von sog. Prestige- und Leitbauten gehört, in Nutzungsdauern von Abschreibungszeiträumen zu planen. So eine Fassade ist nach wenigen Jahrzehnten marode; eine Putzfassade mit Holzfenstern kann man durch kontinuierliche Instandhaltung quasi ewig erhalten. Und so geht es durch das ganze Gebäude. Unsere Zukunft liegt im nachhaltigen Bauen unserer Vorväter. Aber soweit sind wir beim Bauen nicht, noch wiederholen wir da nur die Fehler der Vergangenheit (vgl. Styropordämmwahn, nach 20-30 Jahren muss das Zeug alles wieder runter von den Fassaden - und wie man diese WDVS Berge dann entsorgt weiss auch noch keiner, das nächste Asbest; generell sind "Sanierungen" von Neubauten der letzten Jahrzehnte ja v. a. "Rausreiß-Aktionen", wo mehr oder minder auf den Rohbau abgerißen und dann alles im Inneren neu gemacht wird, mit den selben Norm-Wegwerf-Kunststoff-Bauchemie-Katalogmaterialien wie das, was man jetzt in Abfallorgien in Schüttmulden wirft, so wie es in weiteren 20-30 Jahren wieder gemacht werden muss - das ist bzgl. Nachhaltigkeit und "Ökobilanz" eines Gebäudes, wozu ja nicht nur der verdammte Dämm- und Heizwert im Betrieb gehört, ein Albtraum! Aber hauptsache die Klospülungen haben alle eine Wasserspartaste...).


    In Skandinavien werden Leitbauten zunehmend betont in traditioneller Bauweise erstellt (dort eben v. a. Holzbau), genau aus diesem Grund.


    Summasummarum, der historische Königshof wäre für mich auch das fortschrittlichere Gebäude gewesen. Muss ja keine 1:1 Reko sein, siehe Adlon in Berlin. Aber zumindest in einem ersten Schritt wieder weg von dieser "Verbrauchsarchitektur". Na, vielleicht bei der nächsten notwendigen Kernsanierung in 20-30 Jahren.

  • Also eine fast 1:1 Kopie des Adlons hätte da perfekt reingepasst. Etwas kleiner eben. Aber dieser brutale Würfel bricht die komplette Sicht auf den Justizpalast. Genau wie der Würfel des Mahnmals es am Königsplatz tut.
    Das wäre dann die 2. "Königs-Stätte" die man verplant. Recht viel mehr gibts nimma.


    https://upload.wikimedia.org/w…/Hotel_Adlon_(Berlin).jpg
    oder hier ein etwa Königshof grosses Gebäude aus Wien am Albertinaplatz:
    http://commondatastorage.googl…tos/original/67303887.jpg

  • Schon komisch, dass bei sowas sich kaum ein Bürger zu Wort meldet. (Oder hab ich was verpasst?)
    Chancen, dass hier architektonisch umgeschwenkt wird bestehen wohl absolut nicht mehr, oder? Meiner Meinung nach wäre auch ein klassisch anmutender Bau für ein "Hotel Königshof" (und natürlich in dieser Lage) eher angebracht. Wobei es hätte noch schlmmer kommen können, zumindest beweist die Stadt (oder eher der Besitzer) hier so etwas wie architektonischen "Mut".

  • Ich stimme meinen drei Vorrednern absolut zu. Dieser Bruchwürfel-Entwurf von Nieto Sobejano wird weder den städtebaulichen Anforderungen (Sichtachse des Karlstors) noch dem architektonischen Anspruch eines Luxushotels (Nachbarschaft zum Justizpalast) gerecht. Meiner Meinung nach gibt es an dieser Stelle nur zwei befriedigende Lösungen: Entweder ein Neubau im klassischen Stil (wie z. B. das Sofitel Frankfurt Opera) oder ein Nachbau des historischen Königshofs.

  • Ende 2017 werden hier die Abrissbagger anrücken:



    Alle Bilder © Architektator

  • ...Andere meinen der alte Königshof sei in seiner provinzialität schwer zu überbieten...


    was zweifelsfrei so ist, aber vielleicht schafft es ja doch noch jemand! Es bleibt wohl so, der Königshof war zu jeder Zeit ein ungeheuerlich hässliches Gebäude!

  • Herr Brannekämper von der Landtags-CSU hat absolut recht. Der neue Königshof wird die schlimmste Bausünde in München seit dem Kaufhof am Marienplatz und übertrifft sogar noch den Bestandsbau aus der Nachkriegszeit an Scheußlichkeit. Wie kann man hier - direkt in der historischen Achse der Kaufingerstraße, direkt gegenüber dem berühmten Stachusrondell, direkt neben dem prachtvollen Justizpalast - so einen hässlichen Kasten genehmigen?

  • ^indem man etwas veraltete Vorstellungen davon hat, was progressiv und innovativ ist, aber sich unbedingt als "moderne Stadt" darstellen möchte.


    Solch Architektur stünde geradezu typisch für die Architektur des späteren 20. Jahrhunderts - und für mich auch für alles, was mit der Architektur des späteren 20. Jahrhunderts falsch lief und in "speziellen" Gebäuden wie der NordLB Zentrale in Hannover mündete.


    In Berlin, ich sage es ungern, ist man da schon eher in der Postmoderne des 21. Jahrhunderts angekommen und hat klassischere, zeitlosere Formensprache in aktuellen Projekten wiederentdeckt. Etwa im Stil des Zoofensters (Neubau) oder direkt nebenan die Revitalisierung des Bikini (Bestand) mit modernen Elementen (denn ganz ehrlich, beim "Königshof" würde ich lieber den Bestandsbau saniert und aufpoliert sehen als diesen Neubau-Entwurf umgesetzt). Stilvoll, ohne zu historisieren und auf der Höhe der Zeit im Detail. Das hätte auch eher zum Namen "Königshof" und einem gehobenen Haus gepasst.


    Aber die Eigentümer wollen es wohl so, die Stadt wohl auch, also herzlichen Glückwunsch München, das wird jetzt euren Karlsplatz für die nächsten Jahrzehnte mit prägen.

  • Alles ist besser als der verstellte und an Langweiligkeit nicht mehr zu übertreffende Istzustand. Das beste wäre wohl eine Rekonstruktion gewesen, alternativ vielleicht noch ein historisierender Bau mit reichlich Fassadenverzierungen.
    Der geplante Neubau ist weder futuristisch noch klassisch, er liegt irgendwo in der Mitte. Für die Stelle ok (am Stachus herrscht städtebauliches Chaos), bin gespannt wie es in echt dann aussieht. Den ersten Bilder nach zu urteilen, passt er sogar besser zum Justizpalast als der Bestand, da die Fassadenmaterialien sich an ihm orientieren.
    Insgesamt war bei den Entwürfen aber nicht ein einzig richtig guter dabei. Vielleicht hätte die Stadt von Anfang an der Spezifikationsphase beteiligt werden müssen.


    Achja und wenn der Königshof in ein paar Jahren tatsächlich als gigantische Bausünde entdeckt wird, dann kann man ihn bei den mittlerweile erreichten Halbwertszeiten schon wieder abreißen. Oder man stellt ihn unter Denkmalschutz :D

  • Der Bestandsbau ist absurd hässlich, aber das neue Modell ist es genauso. In 10 Jahren wird man über den Abriss sprechen. Dann kann man das NS Dokuzentrum und den PWC Würfel am HBF gleich mit abreissen.


    Auffallend ist, dass das alles 3 Würfelbauten sind, bzw. es werden sollen.
    Da hat man schon das Thema mit verfehlt.