Potsdam: BV am Brauhausberg (u. a. Stadtbad Blu, Minsk-Terrassen)

  • Na ja, ich sehe das nicht als so schlimm an. Aber ich bleibe bei meiner Meinung, dass der Standort verfehlt ist. Man hätte an dem ursprünglich durch den OB angedachten Standort den Außenbereich wesentlich großzügiger gestalten können. Das Argument der guten Anbindung lasse ich nicht gelten, da auch die Außenbezirke, vor allem der geplante Standort, gut angebunden sind. Im Übrigen steht jetzt um die Lange Brücke herum schon ewig lange im Stau, da nützt die beste anbindung nichts.
    Ich halte dieses massive Gebäude jetzt für unglaublich störend. Als Ergebnis der Ausschreibung ist auch ein wesentlich filigraneres Gebäude entworfen gewesen. Aber man hat immer mehr Funktionalitäten hinein gepackt.
    Natürlich wäre das Niemeier - Bad eine ganz andere Nummer gewesen. Aber das, was jetzt in dem Bad enthalten ist, wäre bei der geplanten Größe auch nicht möglich gewesen.
    Meine Spitze gegen die Linkspartei hat mit der Tatsache zu tun, dass ich deren Argumente nicht im geringsten nachvollziehen konnte und von daher dem ganzen Vorgehen mal wieder einen ideologischen Anstrich unterstellen möchte. Aber, wenn es nicht so war, habe ich auf der sachlichen Ebene noch weniger Argumente für das jetzige Gebäude an der Stelle.
    Natürlich ist es ja auch viel teurer geworden als geplant. Das hat Herr Scharfenberg aber da it abgetan, dass man nicht kleinlich sein sollte und bitte nicht päpstlicher als der Papst. Hallo?

  • ^ Hallo! Seit wann ist denn der Oppositionsführer in der SVV für die Kostenkalkulation der Verwaltung zuständig? Egal, ist von der Linkspartei, muss schuldig sein!


    Das Argument der guten Anbindung lasse ich nicht gelten, da auch die Außenbezirke, vor allem der geplante Standort, gut angebunden sind.


    - Das BUGA-Gelände liegt nördlich der Stadt, der jetzige Standort genau im Zentrum;
    - am BUGA-Gelände hält eine Tramlinie, am jetzigen Standort fünf Tramlinien und fast jede Buslinie der Stadt;
    - am BUGA-Gelände führt eine Hauptstraße vorbei, am jetzigen Standort kreuzen sich die wichtigsten Auto-Adern Potsdams und Umgebung;
    - am BUGA-Gelände gibt es keinerlei Regional- und S-Bahnverkehr, am jetzigen Standort halten zehn bis zwanzig Regional- und S-Bahnen pro Stunde.


    Aber sicher - wer behauptet, der jetzige Standort sei verkehrstechnisch besser angeschlossen, muss rein ideologisch motiviert sein. Fakten™, die dafür sprechen, gibt es jedenfalls nicht... :lach:

  • Etwas besser als du es beschreibst, Architektenkind, ist die Anbindung des Buga-Geländes schon. Es ist ja groß und hat mehrere Eingänge. Aber in der Sache hast du recht.


    Man sollte auch nicht außer Acht lassen, dass ein großer Teil der potentiellen Besucher der Schwimmhalle eher in den östlichen Sradtteilen wohnt und nicht im vergleichsweise wohlhabenden Norden. Daher ist der zentrale Standort schon sinnvoll. Und ich bin auch der Meinung, ein Sport- und Freizeitbad könnte man interessanter gestalten als es hier geschehen ist, ohne Unsummen ausgeben zu müssen.


  • - am BUGA-Gelände hält eine Tramlinie, am jetzigen Standort fünf Tramlinien und fast jede Buslinie der Stadt;
    - am BUGA-Gelände führt eine Hauptstraße vorbei, am jetzigen Standort kreuzen sich die wichtigsten Auto-Adern Potsdams und Umgebung;
    - am BUGA-Gelände gibt es keinerlei Regional- und S-Bahnverkehr, am jetzigen Standort halten zehn bis zwanzig Regional- und S-Bahnen pro Stunde. lach:


    Und dort möchten Sie demnächst gemütlich draußen auf der Liegewiese liegen!?
    Das kann man doch als Problem nicht ignorieren

  • ^ Das Argument mit der Liegewiese ist richtig, ich halte es aber für wenig relevant – schließlich geht es um ein Hallenbad mit kleiner Außenfläche, nicht um ein Freibad. 90 Prozent des Bade- und Saunalebens werden sich in geschlossenen Räumen abspielen. Wer sommers auf der Wiese liegen und schwimmen möchte, geht in keine Badeanstalt, die nicht einmal ein Außenbecken hat.


    Ich bin übrigens sehr sicher, dass die Bevölkerung dieses Bad begeistert aufnimmt; es wird seine Sport-, Spaß und Entspannungszwecke gut erfüllen. Nur schöne Architektur ist es halt nicht.

  • Ich bin übrigens sehr sicher, dass die Bevölkerung dieses Bad begeistert aufnimmt; es wird seine Sport-, Spaß und Entspannungszwecke gut erfüllen. Nur schöne Architektur ist es halt nicht.


    Da stimme ich voll zu. Ich glaube auch, dass es sehr gut genutzt sein wird.
    Aber dieser Kasten! Bei uns in Dortmund haben sie gerade einen Bunker am Phönixsee runtergeholt, der sah genauso aus, halt nur hochkant gestellt.

  • Da die Fassadenqualität des Stadtbades nicht so ist wie sie hätte sein sollen, will die Stadt Potsdam Baufirmen und/oder Planer verklagen.
    Unterdessen hatte der SPD-Ortsverein Mitte/Nord einen Antrag auf Änderung der Fassade gestellt. Man könne etwa durch Begrünung die Fassade attraktiver gestalten. Aus Sicht von OB Jakobs sei das schon allein wegen des Urheberrechts der Architekten kaum möglich.


    Artikel PNN


    Bei Architekturjournalist Carsten Sauerbrei ist der fertige Bau durchgefallen. Der Neubau besitze das antiurbane, seelenlose Erscheinungsbild eines Bau- oder Großmarktes. Im Inneren herrsche langweilige Funktionalität, unterbrochen nur von verspätet postmodernen Farbakzenten.

  • Ist ja drollig!


    Das von Oscar Niemeyer entworfene Bad war den Herrschaften damals für geschätzte 30 Mio. Euro zu teuer. Also wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den diese Kiste gewonnen hat. Und nachdem für 40 Mio. Euro (sic!) geliefert, was bestellt wurde, merken sie erst, was sie sich für einen hässlichen Klotz ins Zentrum der Stadt gestellt haben!?


    Unfassbar!

  • Ja, ein ziemlicher Treppenwitz. Der Niemeyerbau wäre sicher auch nicht für 30 Mios abgerechnet worden, sonsdern wahrscheinlich für 50.


    Wie das aussieht war schon im Wettbewerb zu sehen. Bei GMP hat man sich nur Kostensicherheit verspochen. Die Begründung des OB, das Bad sehe man doch später gar nicht, weil das Hotel gegenüber des Hbf noch gebaut werde, ist aberwitzig - dafür soll es ja auch noch einen wettbewerb geben.

  • Ein Bad mit Außenbetrieb und Liegewiese (soweit ich weiß, war noch nicht persönlich drin) ist an der stelle völliger Schwachsinn, wenn man bedenkt, dass an der Kreuzung Leipziger Straße täglich mehr als 30000 Autos vorbeirauschen. Aber das war ja auch wieder so eine Schnapsidee der Linken, sich für diesen Standort stark zu machen, weil die kluge DDR da ein Bad hingebaut hatte.
    Demnächst kämpfen Bürgerinitiativen für die Verlegung des Bades in den Norden, damit die Kinder beim Schulbaden keine Kohlendioxid- und Schwefelmonoxidvergiftung bekommen, nicht zu vergessen die Stickoxide. Spätestens in 10 Jahren ist es soweit.

  • Ja schon. Aber der OB Jakobs wollte es anders. Daraufhin wurde von Seiten der Linken diese Bürgerbefragung erreicht. Maßgebend waren deren Aktionen.
    Für meine Begriffe gibt es bis auf Stadtnähe kein überzeugendes Argument für den Standort.

  • Das üble Stadtbad in Baumarktoptik ist nun auch Gegenstand eines Artikels im Baunetz. Das sonst eher zurückhaltende Baunetz ist dabei außergewöhnlich kritisch und überschreibt seinen Artikel mit


    "Adieu Brauhausberg! Potsdams neues Freizeitbad erweist der Stadt einen schlechten Dienst"


    Beispielhaft wird gleich zu Beginn Bürgermeister Jacobs mit den Worten zitiert:
    "Irgendwann wird man das Bad von der Langen Brücke aus nicht mehr sehen."


    Die einst versprochene „Anmutung einer Kunsthalle“ mit einer Fassade voller Klarheit, Leichtigkeit und Präsenz besitzt nach Ansicht von Kritikern "das antiurbane, seelenlose Erscheinungsbild eines Bau- oder Großmarktes“. Auch im Inneren finde man nichts als „langweilige Funktionalität".


    Zudem wird an den Entwurf von Oscar Niemeyer erinnert, der mit seinen schwungvoll skizzierten Pavillons eindeutig mehr Gespür für den Ort bewiesen hatte.


    http://www.baunetz.de/meldunge…chten_Dienst_5099445.html

  • Die Kritik speist sich wohl überwiegend aus der vergebenen Niemeyer-Chance. Das Bad selbst ist doch auch nicht langweiliger und kubischer, als vieles was sonst von den Baunetz-Experten als architektonisches Nonplusultra gefeiert wird.

  • Die Kritik im Baunetz fällt schon sehr unmissverständlich aus. Am aussagekräftigsten sind aber tatsächlich die zugehörigen Bilder. Das Gebäude ist wirklich erschreckend misslungen. Da ich GMP sonst wesentlich mehr zutraue, würde mich wirklich sehr interessieren, was da so erschreckend schief ging. Waren es z.B. Sparmaßnahmen der Stadt oder haben die Architekten hier wirklich einfach nur einen kompletten Missgriff getan?

  • Tragisch, dass der Stadtwerke-Mann, der das Ding nun verteidigen muss, ausgerechnet "Klotz" heißt. Manche Menschen haben aber auch ein Pech... :fiddle:

  • Es ist ein A-Typischer GMP-Bau. Bauherrengeschmäklerische Durchschnitts-Massenware welche maximal einen Bauingenieuresken Wert (nicht Architektonischen) besitzt. GMP garantiert ein fertiges und funktionierendes Gebäude mit wenig notabler Architektur. Wie immer halt. Selbst im Bestand liefern die das, siehe Kulturpalast und sein teils zerstörerische Sanierung: Kostenrahmen stimmt aber.
    40 Millionen Euro sind für die Erfordernisse eines Hallenbades und Freizetibad auch nicht gerade viel. Das da wenig Geld für eine Fassade übrig war erklärt sich von selbst.
    Die Städtebauliche Analyse vom Baunetz find ich ziemlich treffend. Wie immer hat man hier mit der Worthülse der Europäischen Dichten Stadt herumhantiert und ist nun (warum auch immer) überrascht das es totaler Käse war. Das zeigt mal wieder die vergeistigte kleinbürgerliche Armutshaltung der Potsdamer. Da bin ich ja mal auf den FH-Platz gespannt. Wenn das dann auch so wird...

  • Minsk scheint gerettet

    Das zwischen neuem Schwimmbad und altem Landtag gelegene DDR-Restaurantgebäude Minsk scheint gerettet. Die Hasso-Plattner-Stiftung will das bis zur Ruine heruntergekommene Haus restaurieren und in ein Museum für DDR-Kunst umwandeln. Auf dem Gelände der ehemaligen Schwimmhalle sollen Mietwohnungen entstehen. Darüber berichten heute u.a. die Märkische Allgemeine und der RBB.


    Scheint mir ein gutes Ende für einen ewigen Streit zu sein. Ein Abriss der Ruine hätte das Aus für eines der letzten interessanten Beispiele der Ost-Moderne in Potsdam bedeutet. Auch die zuvor diskutierten "Rettungspläne" (teils mit Aufstockung um mehrere Geschosse) hätten von der Architektur wenig übrig gelassen. Nun könnte ein Museum entstehen, das selbst sein eigenes Exponat ist – vorausgesetzt, es wird denkmalgerecht restauriert. Außerdem hätte Hasso Plattners anscheinend umfangreiche Ostkunst-Sammlung einen festen Ort gefunden. Derzeit wird sie in wechselnder Zusammenstellung im Barberini gezeigt, wo sie angesichts des Hypes um Picasso & Co. ein unverdientes Schattendasein fristet.


    (Zur Klarstellung: Es handelt sich nicht um SED-Propagandakunst, sondern um die Werke freischaffender Künstler, die sich mit der ostdeutschen Gesellschaft vorwiegend kritisch auseinandersetzen. Was ich bislang davon gesehen habe, finde ich sehr beeindruckend.)

  • ^ Architekturkritiker Nikolaus Bernau vergleicht es mit dem "Café Moskau" in Berlin, das hervorragend saniert worden sei, indem man einfach ein bisschen auf Energieeinsparmaßnahmen verzichtet habe: https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=444849
    Eine der darin angesprochenen "erste[n] Zeichnungen aus einem Stuttgarter Architekturbüro" ist wiederum abgebildet in: https://www.pnn.de/potsdam/bra…r-ddr-kunst/24152250.html
    Demnach dürfte es sich bei den Architekten um Heinle, Wischer und Partner handeln; siehe auch: https://www.pnn.de/potsdam/det…erne-werden/24158148.html

  • Hasso Plattner hat den PNN ein Interview zum Minsk-Projekt gegeben. Wenn man zwischen den Zeilen liest, wird es eher eine Rekonstruktion als eine Renovierung: Außer dem tragenden Kern bleibt wenig übrig. Das Innere wird komplett anders ausgebaut (eben als Kunsthalle statt als Restaurant), Asbest muss entfernt werden, und die inzwischen ruinierten Fassaden werden (nach altem Vorbild) neu gemacht. Die Terrassen bleiben erhalten und sollen evtl. auch wieder einem Café Platz bieten.


    Auch die Umgebung soll dem status quo ante angenähert werden. Auf der Freifläche zwischen Bahnhof und Minsk soll es wieder Springbrunnen geben. Ich fürchte, das wird nicht reichen, um aus dieser autogerechten Wüstenei einen echten Stadtplatz zu machen – aber eine Verbesserung ist es auf jeden Fall.


    P.S. für die Kunstfreunde: Wie bereits vermutet, sollen Plattners Ostkunst-Bilder ins Minsk umziehen. Der freiwerdende Flügel im Barberini soll für eine neue Dauerausstellung der plattner'schen Sammlungen genutzt werden. Hach, Milliardär müsste man sein... ;)


    P.P.S.: Vielleicht wäre es sinnvoll, diesen Strang umzuwidmen. Das neue Stadtbad ("blu") ist fertig, aber in der Umgebung wird sich in den nächsten Jahren einiges tun. Neben dem Minsk und dem Wohnungsbau auf dem Gelände des alten Stadtbades steht ein komplettes neues Viertel zwischen "blu" und Havel an. Da wird es einiges zu diskutieren geben.


    ^ Dieser Strang ist nun allen BV am Brauhausberg gewidmet. Die BV zur Havel hin (Havel Quartier Potsdam) werden in diesem Thread abgehandelt.