Historisches Museum - Sanierung und Neubau (realisiert)

  • ^ nicht nur der Erker. Auch die Sandsteinornamentik am Eingangsgebäude ist schon gut fortgeschritten.

  • Detailansichten zur (finalen) Gestaltung des Ausstellungsgebäudes und des Museumsplatzes wurden wohl nie veröffentlicht, deswegen waren die steinernen Fensterblenden an der Giebelseite auch eine Überraschung. Heute gibt es eine Visualisierung in der FNP, sie begleitet die Ankündigung einer =30415625"]Veranstaltung übermorgen, die hier als höher aufgelöstes Pressebild vorliegt:



    Bild: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei

  • Danke für die Fotos, an denen ich mich nicht satt sehen kann... Das Museum wird echt schön - und mit schön meine ich schön.


    Gibt es eigentlich schon Klarheit darüber, welche Skulpturen oder Fragmente in die Aussparungen gesetzt werden sollen?


    @sweet-meat: Du hast nicht zufällig auch die anderen Gebäudeteile fotografiert?

  • Aber gerne doch, geht mir ja ähnlich – ich freue mich auch schon sehr auf das neue Gebäude. Schön.


    Du hast nicht zufällig auch die anderen Gebäudeteile fotografiert?


    Die anderen Seiten und Gebäudeteile sind derzeit noch komplett eingerüstet und verpackt.
    Dies bezüglich gibt's mehr, sobald vor Ort weiter ausgepackt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von sweet_meat () aus folgendem Grund: Vertipper entfernt

  • ... und ich finde es weiterhin einfach nur gruselig.


    Sowohl die Formensprache wie auch die Maßstäblichkeit lassen an diesem Ort eine neue architektonische Wunde enstehen, über deren Heilung in spätestens 20 Jahren erneut diskutiert werden wird.


    Insbesondere die Gebäudefront(en) zur Straße (Fahrtor) hin werden mit ihrer Globigkeit Fremdkörper im historischen Gefüge bleiben.

  • ^ In der Tat gruselig, weil maßstabsprengend und zugleich auch noch wie ein Fremdkörper wirkend ... oder kann mir jemand irgendeinen Bezug zur Altstadt bzw. Ähnlichkeit zu einem anderen Gebäude in näherer Umgebung herstellen??? Ach ja, doch, natürlich, die Schirn ... die "Brechstange", die der Altstadt nach dem Technischen Rathaus den Rest gegeben hat :nono:

  • ^Natürlich kann man das so sehen. Ich glaube aber, das alleinige Argument der Größe zieht doch eingentlich nicht. Wenn die Fassadengestaltung, die Gliederung des Baukörpers, die Dachausgestaltung und die Materialauswahl sich an die Umgebung, also an eine Altstadtbebauung anpasst, verträgt so ein Platz auch ein vermeintlich "zu großes" Gebäude. Streng genommen (und mal ganz provokativ gesagt) würde sonst doch auch der Dom oder der ganze Rathaus-Komplex die Maßstäblichkeit sprengen. Aus meiner Sicht sind jedenfalls die oben aufgezählten Punkte hier beim Museums-Neubau erfüllt und zwar im krassen Gegensatz zum abgerissenen Bau (Monotone Fassade, null Gliederung, Flachdach, Sichtbeton).

  • Maßstabssprengend? Die Stirnseiten ganz sicher nicht:



    Die Rückseite zur Saalgasse:



    Der Nordriegel streckt sich wirklich lang; vom Eingangsbereich her gesehen ist das aber kein Beinbruch, und vom Römerberg her schaut der Riegel nur ein wenig hinter der Alten Nikolaikirche hervor:



    Der südliche Baukörper ist kürzer und passt sich an die historische Bebauung an:



    Und hier arbeitet man an den Rautenmustern der Fassade. Die runden Öffnungen werden mit Kupferblechen ausgestattet. Schön wird das:



    Bilder: epizentrum

  • Die andere Seite des Neubaus des Historischen Museums wird nun auch endlich ausgepackt und das warten hat sich gelohnt – sieht toll aus.
    Die Gesamtwirkung des Komplex ist meines Erachtens weder brachial oder unverhältnissmässig, noch wirkt das Gebäude fehl am Platz.


    Hier ein paar schnelle Impressionen...



    Und noch mal die Fassade im Detail (ran gezoomed):

    Bilder von mir. | Haters gonna hate.

  • Die verwendeten Materialien wirken sehr qualitätvoll und alles in allem macht der Bau einen sehr wertigen Eindruck. Lobend muss man auch erwähnen, dass man sich beim Material an der Region orientiert. Ferner hat der Bau ein Dach und es ist sogar der Versuch zum Ornament zu erkennen. Auch etwas was ja leider nicht mehr selbstverständlich ist.


    Trotzdem bleibe ich dabei, dass der Bau zwar gut ausgeführt wurde, er aber meiner Meinung nach am völlig falschen Ort steht. Gerade wo man sich 100 m weiter so viel Mühe gibt die Struktur der historischen Stadt wieder erkennbar zu machen, hätte ich mir in diesem kleinen Areal um den Dom/Römer/Paulskirche einfach eine kleinteilige Lösung gewünscht.

  • Ein offener Innenhof trennt bekanntlich die beiden Gebäudeteile. Er wir über eine breite Treppe zugänglich sein.
    Der Direktor des Museum sagte dazu vor einigen Wochen bei einer Vorstellung der inhaltlichen Planungen zum Museum: "Ich hoffe dass das sowas wie die Spanische Treppe Frankfurts wird".
    Ich bin sehr gespannt auf den neuen Raum und die Wirkung der Treppe.

  • Gerade wo man sich 100 m weiter so viel Mühe gibt die Struktur der historischen Stadt wieder erkennbar zu machen, hätte ich mir in diesem kleinen Areal um den Dom/Römer/Paulskirche einfach eine kleinteilige Lösung gewünscht.


    Wenn man sich alte Karten um 1850 rum anschaut, sieht man dass das neue Museum mit den angrenzenden Bauten quasi einen Block bildet, der schon damals in ähnlicher Lage und Größe bestand. War also auch schon damals nicht anders oder gar kleinteiliger als wie es nun wieder wird.

  • Zweiteiligkeit, ein Innenhof und eine Freitreppe, was will man mehr? Kleinteiligkeit ist bei einem Museum nicht so einfach. Und immerhin ist es ein Museum, nicht eine kleinteilige Bebauung zur Mischnutzung. Ein Museum darf ruhig etwas darstellen. Den Architekten ist es gelungen, ein Gebäudekomplex mit Aussage zu entwerfen - kein Klotz aus Beton, keine unförmige Schachtel, die allem widerspricht, was in der Umgebung steht.
    Der Sandstein und wie er verarbeitet ist, ziert ungemein, wie ich finde.


    Nie wird allen alles gefallen. Dieser Beitrag zur Stadtgestaltung hat eine eigene Note und eine eigene Wirkung. Und er steht der Innenstadt gut zu Gesicht.

  • Außerdem ist 'Kleinteiligkeit' in diesem Bereich historisch gesehen ziemlicher Unsinn. Der Saalhof war schließlich mal eine Kaiserpfalz - welche Dimensionen so eine Anlage hatte, läßt sich beispielsweise in Bad Wimpfen noch gut nachvollziehen und auch auf dem Merianstich, noch mit dem staufischen Palas statt des barocken Bernusbaus. Im Bereich des künftigen Eingangsgebäudes stand sogar noch bis 1944 der gotische Nordflügel des Saalhofs, der ebenfalls vom erhaltenen Flügel des Stauferbaus bis ans Fahrtor reichte.
    Wenn man's genau betrachtet, nimmt die heutige Planung mit den beiden Baukörpern sogar ziemlich genau den früheren Stadtgrundriß wieder auf, indem sie den Saalhof wieder zum Block ergänzt und mit dem Ausstellungsgebäude den früheren Baublock zwischen Saal- und Bendergasse nachzeichnet - siehe Merianstich.


    Ich finde den Neubau ausgesprochen gelungen für die gestellte Aufgabe - erst recht wenn man an die frühere Luftschutzbunkerkarrikatur an dieser Stelle zurückdenkt.

  • Auch wenn ihr noch so viel Lobhudelt, dieses Projekt ist und bleibt eine Bausünde. Materialität (zwar Sandstein aber in geglätteter Ziegeloptik) passt nicht, Kleinteiligkeit fehlt, und die Treppe führt einfach mal ins Nichts.
    Der Grundriss auf dem (ohnehin eher vereinfachten) Merianplan war der gleiche wie er bis zur Bombennacht 1944 bestand, und genau dieser wird von den Architekten komplett missachtet. Der durchaus Potential habende Innenhof wird unnötig verengt. Das Haus Wertheim wurde ohne Platzfassade errichtet, und trotzdem wird ausgerechnet davor jetzt ein Platz errichtet und damit das einzige original erhaltene Gebäude der Altstadt völlig aus seinem städtebaulichen Zusammenhang gerissen. Während der südliche Bauteil mit zwei zugedrückten Augen noch halbwegs an den Marstall erinnert, ist der nördliche Bau einfach nur eine zweite Schirn (im schlechtesten Sinne). Und das ganze auch noch ausgerechnet in direkter Nachbarschaft zum Römerberg...
    Wer der Meinung ist ein Museum dürfe nicht kleinteilig sein, muss sich einen anderen Ort als die Altstadt aussuchen.

  • Der historische Stadtgrundriss ist nun einmal in weiten Teilen verloren, so bedauerlich das auch ist. Verändert hätte er sich auch ohne die Einwirkung alliierter Bomber, wenn auch weniger plötzlich und radikal. Vor diesem Hintergrund halte ich eine Großform auch in diesem Bereich an der einen oder anderen Stelle für gerechtfertigt. Sie muss sich gut eingefügen, eine öffentliche Nutzung erhalten sowie aufwändig und angemessen gestaltet werden. All dies ist hier der Fall. Die Fassade des Eingangsgebäudes noch einmal im Detail, gut zu sehen unter anderem die Kupferarbeiten:



    Bild: Schmittchen | Lovers gonna love.

  • Neubau erzeugt stark benötigten Aufwertungsdruck

    Ich kann hier weder übertriebene Lobhudelei noch eine sich ankündigende Bausünde erkennen. Die Bezeichnung "Bausünde" trifft hingegen zu auf den dunkelgrauen "Betonbrutalismus-Elefantenfuß-Bau", der hier vorher stand und an Rücksichtlosigkeit nicht mehr zu überbieten war. Dem Stuttgarter Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei gebührt ein verdientes Lob für die wertige Ausführung und die deutliche Aufwertung der gesamten Umgebung. Ein absoluter Gewinn für die Stadt.


    Ich kann die Kritik an deplatzierten Monolithen in der Innenstadt nachvollziehen. Von diesen Bauten entstehen derzeit zu viele innerhalb der Wallanlage, allerdings finde ich sie in diesem Fall nicht berechtigt. Das Historische Museum steht an absolut richtiger Stelle, denn so fließen dringend benötigte Gelder vom Bund und Land in den Erhalt und Pflege dieses ansehnliches Gebäude-Ensembles. Wer nicht überzeugt ist, dass der bisherige Modernisierung des Historischen Museums ein Erfolg ist, sollte mal einen Besuch abstatten. Morgen Abend würde sich da die "Nacht der Museen" anbieten um den bisher renovierten Teil des Historischen Museums unter die Lupe zu nehmen. Ich halte die Renovierung für äußerst gelungen und erreicht für mich einen hohen Standard in Puncto Gestaltung, Besucherführung, Beleuchtung und Wertigkeit. Wenn also die bisherige Renovierung maßgebend ist, mache ich mir keine Gedanken wie der Rest ausfallen wird.


    Sicherlich führt die Treppe z.Z. noch ins Nichts, ABER das ist gleichzeitig Anreiz und Ansporn dort die nächste Sanierungswelle überschwappen zu lassen. So geschieht es ja z.Z. mit dem ehemaligen Degussa-Gelände, wo nun endlich der lange ersehnte Umbau der Berliner Str. und der Kornmarkt-Arkaden Wirklichkeit wird. Im direkten Umkreis des Historischen Museums entstehen schon jetzt mehrere Baustellen und Aufwertungen (Umbau Evangelische Akademie und Mainkai 35). Mir kann keiner erzählen, dass diese nicht im Zusammenhang stehen, besonders da man hier jahrzehntelang nichts, aber auch gar nichts, modernisiert oder aufgewertet hat.