Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • ^Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist, dass Berlin erheblich mehr Touristen auf einem relativ kleinen Innenstadtbereich zu bewältigen hat, als Washington. Ist einfach ein Fakt und hat nichts mit der Größe des übrigen Stadtgebiets zu tun. Insofern sind Vergleiche wenig zielführend.

  • Finde den Königsplatz dort wo er gewissermaßen heute ist, besser aufgehoben. Der Platz war wirklich bisl überladen. Darf ich aber noch mal Fragen, was an (der Straße) Whitehall so toll ist? Ist doch auch zum Großteil Historismus. Entlang einer Straße lassen sich Denkmäler bei derselben m²-Zahl eben anders verteilen, als auf einem Platz. Und auf dem Mittelstreifen ist wiederum weniger Platz für Sitzgelegenheiten, wie beim Moltke. Also auch nicht so wirklich vergleichbar, weils nun mal 2 verschiedene Strukturen sind...


    Und was ist an der Krollopfer so "gründerzeitlich" (abgesehen vom Baujahr)? Ist doch eigentlich recht schlicht, verglichen zum Reichstag oder man anderen Bauten auf den Bildern. Erinnert mich eher an den spätklassizistischen Hamburger Bahnhof. Und hinter den Büschen und dem Denkmal, kommt sie eh kaum zur Geltung.

  • Mir ist rätselhaft warum Berlindiskussionen immer wieder um die Einwohnerzahl kreisen. Im Übrigen hat ganz Brandenburg, ein großes Flächenland das mit Sicherheit nicht alles berliner Einzugsgebiet ist, keine 2,5 Mio. Einwohner, man käme also nicht einmal auf 6 Mio. Menschen in Berlin und Umgebung wenn man die Umgebung bis Frankfurt/Oder und Lausitz definieren würde. Ist doch auch vollkommen egal. Washingtn D.C. ist eine Regierungs-Planhauptstadt und sonst nichts.


    Es hat eine ungeheure Zahl an Denkmälern, Monumentalbauten, alles eingefasst von großzügigen Straßenzügen, zahlreichen Parks, selbst der Potomac ist im zentralen Bereich wie eine Art Weiher eingefasst und einbezogen in das Grünflächenkonzept, zusätzlich gibt es sogar eine leistungsfähige U-Bahn um den Straßenverkehr möglichst gering zu halten. Fast möchte ich meinen man hat da bezüglich der "Kanzler U-Bahn" und des Spreebogens etwas abgeschaut.


    Im Übrigen finde ich das Kanzleramt nicht nur architektonisch furchtbar, wie jedes Sichtbetongebäude schaut es inzwischen auch nicht mehr so hübsch wie auf den Visualisierungen aus (...) sondern Hauptstadtarchitektur ist immer von großer Symbolik getragen. Und der Regierungschef darf einfach dem Parlamentsgebäude in Punkto Monumentalität nicht versuchen die Schau zu stehlen. Die Regierung, auch der Regierungschef, ist in unserer parlamentarischen Demokratie, ein vom Parlament zur Führung der Regierungsgeschäfte Beauftragter. Die höchste Macht im Staate ist das Parlament - und damit der Wähler, der davon vertreten wird.


    Man mag das für etwas pathetisch halten aber ich denke es ist kein Zufall dass die Bundespolitik nach dem Umzug von Bonn nach Berlin immer noch bürgerferner wurde, man spricht ja vom "Raumschiff Berlin". Daran mag das recht abgeschottete Regierungsviertel seinen Anteil haben, es gibt teilweise unterirdische Gänge so dass die Abgeordneten, Regierungsmitglieder und Mitarbeiter nicht einmal auf dem kurzen Weg zwischen Büro und Bundestag dem Bürger in die Augen schauen müssen. Es gibt die Fahrbereitschaft, die den Kontakt In U-Bahn etc. überflüssig macht, und das alles sehen diese eigentlich von uns nur Beauftragten dann immer aus nagelneuen, schicken, sehr großformatigen Gebäuden, aus blitzenden schwarzen Limousinen, alle haben hübsche Titel, werden von hunderten Journalisten und Lobbyisten hofiert...da ist ein Biotop entstanden wo man eigentlich nur abheben kann.


    Ich fände essentiell beispielsweise die Bundestagskantine für die Öffentlich zu öffnen, die Freiflächen liebevoll und ruhig aufwändiger als sonst irgendwo in Berlin als öffentlichen Park zu gestalten, wohin sich vielleicht auch mal der ein oder andere Politiker in seiner Pause verirrt und ein Gespräch ganz normaler Bürger nebenbei mitbekommt, über Alltagssorgen und Nöte. Einfach mehr alltäglichen Kontakt schaffen. Nebulöse "Sicherheitsbedenken" halte ich teilweise einfach für eine vorgeschobene Rechtfertigung für die Selbstabschottung der Politik.

  • Eigentlich wurde mit dem Wallot-Entwurf für das Reichstagsgebäude damals eine folgenschwere Fehlentscheidung getroffen, da sich dieser überhaupt nicht am klassizistischen Bestand (namentlich Siegessäule, Krolloper und Alsenviertel) orientierte. Somit konnte das Ensemble seine eigentliche Wirkung nicht entfalten.


    Ursprünglicher Gewinner des ersten Wettbewerbs 1872 war übrigens Ludwig Bohnstedt, dessen klassizistischer Entwurf für das Reichstagsgebäude öffentlich zwar auf breite Zustimmung stieß, am Ende jedoch (leider) nicht realisiert wurde:



    © TU Berlin Architekturmuseum


    Weitere Ansichten: http://architekturmuseum.ub.tu…1&sid=132777491938086&z=1


    Sein Entwurf erinnert mich irgendwie an das Generalstabsgebäude am Palastplatz in Sankt Petersburg!

  • .......... eine Rekonstruktion des Vorkriegszustandes ist ja nicht das Ziel und darüberhinaus auch utopisch.
    Ich vermisse lediglich eine Planung die über den Tellerrand hinausschaut, es erscheint alles als Stückwerk. Das hat man früher ungeachtet der Architekturstile besser gelöst.


    Das "Band des Bundes" ist doch nach einem großen Plan errichtet worden. Es wird auch westlich des Kanzleramtes von der Wohnbebauung auf dem Moabiter-Werder aufgenommen und so bis zum S-Bahnviadukt fortgesetzt. Nach Osten hin wird in Zukunft noch über die Luisenstraße hinaus in Richtung Bahnhof Friedrichstraße weitergebaut.


    Das Bundesinnenministerium und das Bundesministerium für Bildung und Forschung werden nördlich der Spree das Regierungsviertel abschließen. Braucht halt alles seine Zeit.


    Die provisorische Straßenführung an Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus bleibt nun bis auf weiteres erhalten weil der Bund das so will und die Umsetzung des eigentlichen Plans verhindert.


    Die hier üblich gewordene Vergangenheitssehnsucht ( "früher war alles besser") teile ich ohnehin nicht.

    4 Mal editiert, zuletzt von Chandler ()

  • Reichstag und Kanzleramt im Januar 2012

    Um unsere Diskussion mit einigen aktuellen Impressionen anzureichern bin ich extra hingefahren.


    http://img407.imageshack.us/img407/1122/29012012234.jpg
    Shot at 2012-01-29


    http://img7.imageshack.us/img7/3000/29012012232.jpg
    Shot at 2012-01-29


    http://img221.imageshack.us/img221/50/29012012230.jpg
    Shot at 2012-01-29


    Ich finde das Geschaffene schon sehr imposant. Die Modernität ist eigentlich ein gelungener Gegenentwurf zur wilhelminischen Puppenstube. Wenn man dort steht un sich vorstellt, wie es früher war (s.o.), so wird einem die Macht der Zeit doch sehr bewusst. Für Berlin finde ich es großartig, dass mehr als 50 Jahre nach 1945 hier diese Neuschöpfung der Hauptsadt stattfindet. Nur vermisse ich die Liebe zu Detail und den Willen die Dinge auch zu vollenden.

  • Regierungsviertel - ein neuer Anlauf zur schöneren Form?

    Im Tagesspiegel wurde heute über eine Initiative von Bund und Stadt zur Verschönerung und Belebung des Regierungsviertels im Spreebogen berichtet. Man setzt sich nun regelmäßig an einen Tisch. Da gibt es jedenfalls einiges zu tun, wie weiter oben ja bereits diskutiert.


    Der Bericht selbst ist so wie sein Titel (Regierungsviertel soll kieziger werden): an der Grenze zum Schwachsinn.


    Hier der Link:
    http://www.tagesspiegel.de/ber…commentInput&pageNumber=0

  • Na das ist aber auch gar nicht verwunderlich. Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus fungieren da aus meiner Sicht eigentlich als Trennscheibe von zwei Freiflächen. Dem Platz der Republik und dem Spreebogenpark. Letzteren halte ich derzeit für einen kompletten Reinfall. Das "Landschaftsfenster" ist durch die Hugo-Preuß-Brücke im Grunde kopfabwärts gelähmt und was da sonst noch rumsteht schaut man sich einmal an und dann im Grunde nie wieder. Fands jedenfalls nicht sehr aufenthaltsfreundlich. Schon gar nicht wenn man gegen Abend dort nicht mal mehr was besichtigen kann. Wenn man sich schon nicht zu einer Wiederbebauung von Bismarckallee bis Spreeufer durchringen kann dann sollte man zumindest par Bäumchen pflanzen.

  • Den Vorschlag, am Ufer Weiden zu pflanzen, halte ich für das Beste am '6-Punkte-Plan'. :lach: Die Idee, die Bundesbauten mit Geschäften und Restaurants zu beleben, ist wohl eher ein Vorbote des Sommerlochs wenn man sich mal das Sicherheitsbedürfnis dieser Gebäude und den damit verbundenen Aufwand durch Bescher-Kontrollen etc. vorstellt. Ansonsten ist, wie ja schon erwähnt das Problem, das man hier große Blöcke ohne Besucherverkehr mit großen Freiflächen dazwischen hat. Obwohl, ist dies denn überhaupt ein Problem? Wen stört es denn, wenn im Regierungsviertel nicht der Bär steppt, oder breakdance tanzt oder sonst was macht? Man muss nur einen Kilometer weiter um in lebendige Viertel zu kommen.

  • Ist doch gut, dass man zumindest Möglichkeiten für eine Belebung erörtert. Das Regierungsviertel ist leider ein toter Raum mitten in der Innenstadt, was wohl auch an der fehlenden Dichte und der abweisenden Architektur liegt und damit städtebaulich gesehen eine Katastrophe. Die bisher diskutierten Massnahmen werden da wohl kaum was ändern.


  • Das unterirdische Besucherzentrum wird zunehmend in Frage gestellt. Es wird insbesondere eine Kostenexplosion befürchtet, von 500 Millionen Euro ist die Rede. Damit würde man das US-Vorbild toppen, trotz einer deutlich geringeren Bruttogeschossfläche von 6000m² auf 2 Etg (US-Zentrum ca. 54.000m² auf 3 Etg). Grund sind potentielle bauliche Probleme wie Wärme- und Geothermie-Anlagen des Reichstages, die neue Trasse der U5 sowie Probleme mit Grundwasser und Sandboden. Eine „Machbarkeitsstudie“ soll bis Ende Oktober belastbare Zahlen liefern.


    Falls das Zentrum kommt, soll es im Kern ein Forum mit Filmräumen, Konferenzbereich und Seminarräumen aufnehmen. Ferner soll es Ausstellungsflächen sowie "Repräsentationsbereiche" für den Bundespräsidenten geben und auch spezielle Flächen für Kinder. Zudem sollen bekanntlich Sicherheits- und Röntgenschleusen eingebaut werden. Das Zentrum soll schließlich u.a. einen häßlichen Container ersetzen, der bisher dem Sicherheits-Check dient. Auch soll es ein Pendant zur sehr positiv aufgenommenen begehbaren Kuppel des Reichstags dienen. Es ist für 1500 Besucher ausgelegt.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…tag-zu-teuer/7145364.html


    Fazit: Es gilt also, abzuwarten was die Machbarkeitsstudie aussagt und wie der Ältestenrat des Bundestages darauf reagieren wird. Eine Bereicherung für Berlin-Touristen wäre es sicher, denn dadurch wird das "politische Berlin" vermutlich greifbarer. Zudem wäre es natürlich eleganter so den Sicherheitsanforderungen Rechnung zu tragen und gleichzeitig eine neue Attraktion anzubieten.

  • ^ 500 Mio für 6000 qm!
    Ich bin beim Bauen in Berlin ja fast auf alles gefasst, aber dies ist absurd. Da hat ein in der Euro-Krise durchgedrehter Journalist wohl eine Null zuviel drangehängt (wäre ja schon teuer genug).
    Da würde ich dann doch Bauakademie plus Neubau der Gemäldegalerie plus Wiedereröffnung des Schiller-Theaters plus Wowis Zentralbibliothek bevorzugen und den Reichstag für Besucher schließen :lach:.

  • soll nicht der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses 552 Mio € kosten...und der Kasten wird doch ne Ecke grösser....

  • Könnte man diese enorme Summe nicht auch nutzen um mal das fehlende Bürgerforum zwischen Kanzleramt und Paul Löbe Haus zu ergänzen?

  • Wenn man solche Posten wie die Verlängerung der U5 mit einberechnet, kann das schon stimmen. ;)


    also laut div. Quellen im Internet (auch Wikipedia...ja...ich weiß) ist die halbe Milliarde gänzlich ohne U-Bahn-Verlängerung geplant...also NUR das Schloß...egal, ein rel. popliges, unterirdisches Besucherzentrum für ne halbe Milliarde...das ist schon ordentlich...zumal wir ja noch Griechenland, Portugal, Irland und demnächst noch Spanien unterstützen müssen...(zwinker...semi-scherzhafter Seitenhieb)

  • Auch Spiegel-Online hat sich des Themas Besucherzentrum angenommen und weist zurecht auf die sich aufdrängende Alternative hin, nämlich das ursprünglich von Schultes geplante Bürgerforum:
    http://www.spiegel.de/politik/…ostenstreit-a-856189.html
    Mit der entsprechenden Lückenschließung zwischen Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus könnte das "Band des Bundes" endlich vollendet und die aktuelle Stadtbrache à la Kulturforum in einen eindrucksvollen Stadtraum verwandelt werden.
    http://www.google.de/imgres?q=…1&ved=1t:429,r:0,s:0,i:71

  • Erweiterung Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

    Der Bau macht deutliche Fortschritte. Hier zwei Ansichten vom vergangenen Sonntag:




    (Bilder von mir.)