Projekte im Öffentlichen Nahverkehr: Straßen-, S- und U-Bahnen

  • Heute berichtet die "NZ", dass den langjährigen Bemühungen und Planungen dem 3. größten Verkehrsverbund Deutschlands endlich ein leistungsfähigeres S-Bahn-Netz zu verpassen endlich bauliche Taten folgen.


    Ein lesenswerter Überblick über den Stand der Projekte (es wird derzeit an 3 S-Bahnlinien gebaut).
    http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=913918&kat=30




    Ausserdem landete der VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) deutschlandweit bei der Kundenbeliebtheit wieder einmal auf Platz 1. Die Einnahmen sprudeln und steigen. Im vergangen Jahr konnte das Ergebnis um über 5% nochmals verbessert werden.


    http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=913917&kat=30


    D.

  • Es gibt ja zahlreiche Quellen, meist Fans gewisser Verkehrsmittel, in denen man über vermeintlichen Sinn oder Unsinn von Neubauten lesen kann.


    Mich würde interessieren, was man ohne irgendwelche ideologischen Gedanken sachlich als sinnvoll für den Ballungsraum N-FÜ-ER finden würde. Hier würden mich die Meinungen der Forumsmitglieder interessieren.


    Ich meine damit nicht Fachdiskussionen wie "da ist aber keine Weiche" oder "dafür braucht man aber ein Überwerfungsbauwerk", nein, ich meine generell, was wäre für die Region als ganzes mit Zentrum und Metropole Nürnberg notwendig. Hintergrund ist der Gedanke, ob man die Größe und Bedeutung der Region, insbesondere des Städtedreiecks nach außen wirksam verkauft und diese auch erkennbar ist. Ich meine, das ist derzeit nicht der Fall. Hauptproblem mag wie überall das Geld sein, aber ich meine, es ist schon eine Frage der Darstellung und der eigenen Sicht.


    Ich kann nicht von einem Städtedreieck sprechen, dann aber drei verschiedene Systeme im ÖPNV anbieten, die reichlich mangelhaft vernetzt sind. Im Jahr 2008 immernoch nur ein Rumpfnetz an wirklichem S-Bahnverkehr zu haben, ist jämmerlich und zeugt ganz einfach davon, daß der Raum N-FÜ-ER von Bayern seit jahrzehnten schlicht zur Seite geschoben wurde. Das ist mal Fakt.


    Ich meine, um die Kraft und die Möglichkeiten, die in einem solchen Dreieck stecken, nutzbar zu machen, bräuchte es ein leistungsfähiges Rückgrat, welches zunächst mal als Grundlast die drei Städte von sehr früh morgens bis sehr spät in der Nacht verläßlich und in hoher Frequenz verbindet. Eine Art S-Bahn-Stammstrecke, minimal im 20min-Takt von N-Hbf über FÜ nach ER. Zusätzlich mit einer Vertaktung der Regionalzüge zwischen den drei Hbf. würde so eine Verzahnung entstehen, die Wohnen und Arbeiten in verschiedenen Städten des Dreiecks problemlos möglich machen würde und eine Menge Binnenverkehr mit Kfz einsparen könnte. Diese Stammstrecke könnte östlich bis zu einem Cluster geführt werden, welches sich entlang der Ostendstraße zwischen Ringbahn und dem existenten Businesstower entstehen könnte. Hier ist heute eine Abstellanlage der DB, es könnte ein Mittelpunkt für eine Businesstadt entstehen und die Stammstrecke enden.


    Diese Stammstrecke zwischen den drei Großstädten kann dann mit verläßlichen Taktzeiten und nach Bedarf in geringerer Frequenz mit den abgehenden Stichstrecken verknüpft werden, die man teilweise auch reaktivieren könnte und mit heutigen S-Bahnniveau befahren könnte, zB Herzogenaurach-Erlangen und die ohnehin bestehenden Nebenbahnen ab Fürth.


    Ganz allgemein, was einfach fehlt, ist mal der große Wurf, das Großkonzept, von dem aus man ausgehen kann, was bisher geschaffen wurde, ist weitgehend leider nur Kleinkrämerei und eine Verkettung von Notlösungen. Vielleicht ein sehr deutsches Problem, aber das macht es für N-FÜ-ER nicht besser.

  • Ich denke das der Ballungsraum im Kern (N-Fü) über die Ubahn eigendlich ganz gut vernetzt ist. Man sollte allerdings noch als Ergänzung eine Straßenbahn nach Fürth bauen um vorallem die Fürther Südstadt an den Schienenverkehr anzubinden. Desweiteren ist ja der erste Abschnitt der Straßenbahn nach Erlangen beschlossen, der zur Stadtbahn ausgebaut werden soll! Diese Linie (4) soll ebenfalls im Bereich Friedrich-Ebert-Platz bis Hallertor unterirdisch geführt werden (im optimal Fall).


    Wenn man den gesamten Ballungsraum betrachtet wird ab 2010/2011 mit dem komplett ausgebauten S-Bahn-Netz (6 Linien) glaub ich das Rückrad stehen! Vorallem die Achse Forchheim-Roth dürfte hier für das Zusammenwachsen der Region sorgen.


    Die U3 wird ja ebenfalls in den Süd-Westen über die Stadtgrenze nach Zirndorf hinaus gebaut.


    Ich sehe es ebenso, dass diese Investitionen ins ÖVPN Netz den Ballungsraum in seiner Urbanität und Zukünftsfähigkeit enorm stärken wird!


    Bezüglich der Wahrnehmung der Stadt Nbg bzw der Region nach aussen sind meiner Meinung dann doch andere Stellen verantwortlich.

  • Nun, der Status Quo ist vergleichsweise in Ordnung. Mit manchen Entscheidungen der Vergangenheit muß man leben, viele waren ja weniger sachlich als politisch begründet.


    Überflüssige Diskussion, klar. Es ist schön, daß N eine (echte) U-Bahn hat, allerdings würde heute niemand mehr auf die Idee kommen, eine Stat dieser Größe damit auszustatten, da wären Stadtbahnsysteme a´la Stuttgart, Köln, Düsseldorf, Hannover (alle größer als N, wenn auch teilweise wenig) usw weitaus flächendeckender für das gleiche Geld auszubauen und vor allem mit Vorhandenem zu vernetzen. Stattdessen geht N heute noch den Weg, ohne not sein Straßenbahnnetz, auch auf eigenen Trassen, durch U-Bahnen zu ersetzen, anstatt es zu ergänzen, das ist schon peinlich.


    Aber egal, ist ja schon eine ganz coole Sache, eine richtige U-Bahn zu haben, außerdem ist sie nunmal da :) Doch man bedenke, daß mit der Kleinkrämerei und fehlenden Visionen, wie es seit etwa den 80ern Regel ist, es niemals eine U-Bahn gegeben hätte, die war, bevor sie da war, auch eine Utopie. Da ist ein Ausbau mit hochleistungsfähigen Trassen für eine S-Bahn einfacher, auch den Ring mit der Durchbindung der Gräfenbergbahn mit der damit verbundenen Wirkung für die nördlichen Stadtteile sollte man nicht vergessen. Auch schon deswegen, weil entlang dieser Trasse so manches Potential schlummert, für N ein stetiges Wachstum zu sichern. Es gibt so manches Gebiet, das eine Aufwertung dringenst nötig hat.

  • Zur U-Bahn:


    Rückblickend halte ich die Entscheidung für ein "echte" U-Bahn als goldrichtig. Wichtige Weichenstellungen und besonders teure und technisch anspruchsvolle Projekte (wie z.B. die Station Hauptbahnhof) wären heute in dieser Form wohl in Nürnberg kaum noch finanziell zu rechtfertigen oder zu stemmen.
    Der Nutzen eines vollwertigen U-Bahnsystems wird in vielen Diskussionen um die Wiederkehr der Straßenbahn, aber auch ihrer anspruchsvolleren Schwester Stadtbahn häufig vergessen:


    - höchste Zuverlässigkeit durch fast Wind und Wetterfestes Netz
    - höchste Variabilität in der Anpassung an Benutzerströme (besonders im Automatikbetrieb)
    - geringste Belästigung der Anwohner (kein Lärm!)
    - höchste Benutzerfreundlichkeit für Behinderte und ältere Menschen, wenn - wie in Nürnberg prinzipiell der Fall - die Stationen mit ausreichend Rolltreppen und Fahrstühlen ausgerüstet sind.


    Die nun bald stillgelegte Strecke über die Pirckheimer Straße hätte leider auch kaum behindertengerecht ausgebaut werden können, da die enge straße dies nur unter drastischen eingriffen in den Autoverkehr zugelassen hätte. noch dazu sind meines Wissens Straßenbahngleise im Straßenraum nicht förderungsfähig und daher schlecht fürs städtische Budget.



    Zur Stadtbahn:


    Eine Stadtbahn in Nürnberg wäre eine tolle Ergänzung. Die in Erwägung gezogene Stadtbahn von Erlangen nach Nürnberg Tiergarten wäre aber in vielen Bereichen Nürnbergs wirklich nur mit einem Tunnel zuverlässig zu betreiben (Landgrabenstraße, Aufsessplatz, Schweigerstraße). Ansonsten wäre aufgrund der Länge der Strecke die Pünktlichkeit der Züge kaum zu gewährleisten.
    Da die Tunnel einer Stadtbahn aber deutlich teurer ausfallen und Stadtbahnen ausserhalb der Röhre immer in Konflikt mit anderen Verkehrsteilnehmern kommen, ist die U-Bahn in Nürnberg ein Glücksfall, der seine Vorteile durch neueste Technologien noch deutlicher ausspielen kann (Stichwort Automatikbetrieb). Lange Überlandstrecken wie die nach Erlangen, aber auch nach Kornburg sind aber durch eine Stadtbahn wohl besser zu erschließen. Vorallem in Erlangen könnte dies auch den Start für ein eigenes kleines Netz bedeuten, das durch Nürnbergs Infastruktur (Depots) billiger ausfallen könnte als für andere Städte.



    Zur S-Bahn:


    Ja, die deutsche Bahn hat lange geschlafen. Hätte man in den 60er Jahren das damals bestehende Netz modernisiert, wäre eine U-Bahn wohl niemals gebaut worden. Nur das Großereignis Olympia katapultierte München in die verkehrstechnische Großstadtliga und ermöglichte den Bau eines leistungsfähigen S-Bahnnetzes. Aber auch durch den dortigen Kopfbahnhof war der Handlungsbedarf groß. Nürnberg mit seinem noch heute sehr großzügig bemessenen Durchgangsbahnhof brauchte (und braucht) eben nicht wirklich einen S-Bahn-Tunnel! Eine "Stammstrecke" wird es aber trotzdem bald geben: nämlich zwischen Steinbühl und Dürrenhof. Beide Stationen sollen laut den angedachten Planungen weiter zu Umsteigepunkten zwischen S-Bahn und anderen Systemen entwickelt werden und bilden mit dem Hauptbahnhof den Hauptast des Systems. Leider wird aber noch immer an manchen stellen nur halbherzig agiert. Die S-Bahn nach Ansbach wird vorerst nicht in Steinbühl halten können, und auch die Linie nach Neumarkt wird aus Zeitersparnis nicht in Dürrenhof stoppen.



    Aber trotzdem, es geht vorran! Nur Geduld, Nürnberg bekommt sein leistungsfähiges Netz. Nachdem Fürth an Nürnbergs Flughafen und Nürnbergs Hauptbahnhof gut angebunden wurde (und durch weitere Planungen noch zusätzlich wird), muss dies nun vorallem mit Erlangen geschehen. Letztlich wird das Städtedreieck so weiter die Rolle eines Motors für die gesamte Metropolregion übernehmen.


    D.

  • U-Bahn

    Danke Dexter,
    ich denke die grundsätzliche Einschätzung zur U-Bahn-Systementscheidung ist richtig. Der seinerzeitige Grundsatzbeschluss (1962) eine 'echte' U-Bahn und keine Stadtbahn im sinne eines modernisierten und teilunterirdischen Straßenbahnnetzes zu bauen war weise und richtig.


    Andere Stäste die darauf gesetzt haben, etwa Stuttgart oder Köln haben heute keine wirklich zukunftsfähigen Netze, weil die Infrastruktur nicht wirklich leistungsfähig ist (keine kreuzungsfreien Streckenführungen, zu klein bemessene Bahnhöfe, zu geringe Zuglängen). Für große Städte - die mit zukünftig weiter wachsenden Verkehrsmengen rechnen müssen - ist das nur eine halbe Sache. Frankfurt hat das erkannt und baute seine (noch nicht einmal 20 Jahre alten) Stadtbahnstrecken sukzessive zur echten U-Bahn um (ohne die Zwischenlösung U-Strab wäre das sicher günstiger gewesen, so wird eben zweimal Geld ausgegeben...)


    Wir können froh sein, dass es gelungen ist die wirklich teuren Innenabschnitte in Nürnberg in den 80er und 90er Jahren zu realisieren. Heute könnten wir das nämlich nicht mehr finanzieren. Das Kernnetz (innerhalb des mittleren Ringes) ist mit den beiden im Bau befindlichen Abschnitt der U3 von Maxfeld über Klinikum Nord zum Nordwestring fertiggestellt. Dannach kann das Netz, jeweils orientiert an den finanziellen Möglichkeiten - mit übersichtlichem Aufwand in die Randbezirke ergänzt (verzweigt) werden und die Erschließung der Stadt schnell verbessert werden.
    Hier gibt es viele denkbare Optionen, von denenen einge sogar mit verhältnismäßig geringem Aufwand (teils oberirdisch oder mit eingleisigen Abschnitten bei Nebenästen) realisiert werden könnten: Verlängerung U2 nach Stein, Abzweig von der U2 an der Hohen Marter nach Eibach, Abzweig von der U 2 am Nordostbahnhof zum Nordostpark, Abzweig von der U 1 ab Eberhardshof in die Sigmundstraße, Abzweig von der U 1 am Scharfreiterring Richtung Klinikum Süd - Altenfurt, Verlängerung der U 1 von Langwasser-Süd zum Gewerbeparkt N-Feucht-Wendelstein ...


    Die neue Nord-Süd-Achse Erlangen/Herzogenaurach - N-Buch - Plärrer - Südstadt - Kornburg/Schwanstetten allerdings wird nur als Stadtbahn realisierbar sein. (In ferner Zukunft wird aber eine teilunterirdische Führung vom Friedrich-Ebert-Platz bis zu Kohlenhof denkbar sein können. An den U-Bahn -Verknüpfungspunkten Friedrich-Ebert-Platz und Plärrer sind die baulichen Vorbereitungen für die Streckenkreuzung ja bereits erstellt worden.)

  • Ein wichtiger Tag für die Freunde der Straßenbahn in Nürnberg:
    Die Trasse durch die Pillenreuther Straße (zwischen Aufseßplatz und Hauptbahnhof) wird ab 2010 in Angriff genommen. Alle Hürden wurden schon genommen, die Details des Straßenumbaus und der Verkehrsführung sind so gut wie festgelegt. "Heftige Bürgereinwände" wären jedoch laut geworden. Es wäre zu wenig berichtet worden. (Ist mir völlig unverständlich, die Debatte läuft seit Jahren).


    Kritiker (wie die CSU im Stadtrat) befürchten, dass so nur Verkehr von der parallel laufenden U-Bahn auf die Straßenbahn verlagert wird, während Befürworter die Vorzüge durch Fahrzeitverkürzung der Linie 8 begrüßen.


    Die VAG wiederum macht auf die notwendige Ergänzung des Netzes aufmerksam, denn durch den baldigen Wegfall der Linie 9 müssten 3 Linien am Hauptbahnhof wenden. Die bisherige Anlage gibt das nicht her, ausserdem können so die Linien 5 und 8 zusammengelegt werden.


    Vielleicht bildet diese Entscheidung auch den Auftakt für neue Überlegungen zur Gestaltung des Bahnhofsplatzes?


    Der Nelson-Mandela Platz als auch die Pillenreuther Straße werden auf jedenfall von dem Beschluss profitieren.


    http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=929545&kat=10&man=3


    D.

  • Da im Thread "Bebauung am Hauptmarkt" kurzzeitig die Diskussion über die Straßenbahn durch die Sebalder Altstadt aufgekommen ist, möchte ich nun hier die Diskussion fortsetzen:
    Im vergleich zu Lorenz hat Sebald etwas viel verschlafeneres. Das würde die Ost-West-Verbindung sicherlich ändern! Sie würde den Hauptmarkt bis zum Hällertor einiges mehr an zusätzlichem Leben einhauchen.


    Ich hoffe, das bald von der Stadt der Beschluss fällt und bald mit dem Bau begonnen werden kann!


    Die Straßenbahn Gegner kann ich in keinster Weise verstehen! Absolut reaktionäres Geplänkel! (Siehe Bericht über die neue Strecke durch die Pillenreutherstr.)

  • Nun ja, wenn plötzlich durch meine Straße eine Straßenbahn gebaut würde, wäre ich auch nicht so begeistert. So eine Maßnahme verlangt jedem Eigentümer ein Sonderopfer ab zu Gunsten der Gesellschaft. In der ohnehin stark befahrenen Pillenreuther Straße ist die Verschlechterung aber wohl eher gering, wenn auch die Straßenbahn dort keine Busse ersetzt.


    Die Sebalder Altstadt ist im übrigen keineswegs verschlafen, ich finde da geht es auch ziemlich zu, jedenfalls im Bereich Hauptmarkt-Sebalduskirche-Burg. Allerdings ist es auch gar nicht erstrebenswert, dort "Lorenzer Verhältnisse" zu schaffen, nachdem das Gebiet einen ganz anderen Charakter hat und auch sehr viel Wohnnutzung besteht.


    Ich bin nach wie vor skeptisch, ob die Straßenbahn durch die Sebalder Altstadt kommt. Mit zwölf war ich auch noch begeistert und habe damals die frisch gedruckten Pläne des AAN mit der Streckenführung durch die Sebalder Altstadt verschlungen (das Buch hole ich mal wieder hervor), aber die Kosten für den Neubau der Strecke sind doch ziemlich hoch (zumal nicht bezuschußt), so daß auch ein Betriebsgleis durch die Pirckheimerstraße möglicherweise eine Alternative bleibt, nach dem Motto "Provisorien halten ewig".

  • einige Anmerkungen zum Thema ÖPNV und Erweitertungen in Nürnberg von mir; erst konkret, dann eher allgemein:


    Dass Anwohner erstmal beunruhigt sind, wenn von der eigenen Tür etwas gebaut werden soll, ist menschlich und gut nachvollziehbar. Nicht mehr nachvollziehbar ist es allerdings wenn mit falschen und verfälschten Fakten Stimmungen gemacht und Ängste geschürt werden. Vollkommen unseriös und ... (das schreibe ich lieber nicht) ist es wenn eine Partei und ihre Politiker aus ideologischer Verblendung "Amok laufen" und Sinnvolles verhindern zu trachten.
    Der (Wiederauf-)Bau der Strab in der Pillenreuther Straße ist einer der ganz wenigen Beispiele wo Verbesserungen für die Bürger und die Fahrgäste mit Einsparungen einhergeht:
    - Reisezeiten aus der Südstadt und den südlichen Vororten ins Zentrum und zum Hbf verkürzen sich teils drastisch.
    - Der Hbf bekommt endlich wieder einen Anschluss an den ÖPNV auf der Südseite.
    - durch kürze Fahrzeiten und direkte Wege wird es mehr Neukunden geben, damit steigen auch die Einnahmen
    - der bereits heute sehr hoch belastete Abschnitt der U1 zwischen Aufseßplatz und Hbf (mit Verlängerung bis Lorenzkirche) wird entlastet
    - Die VAG spart jedes Jahr mindestens einen Zug ein (entspricht mehreren hunderttausend Euro im Jahr)
    - daneben muss ab Einstellung der Linie 9 Nord (Hbf - Thon) das komplette Netz und die betriebliche Situation vor dem Hbf neuorganisiert werden


    Wäre die Strecke vor ca. 10 Jahren, wie damals bereits beschloßen, gebaut worden, alle Kosten hätten sich bereits amortisiert. Das sie bis heute nicht gebaut ist liegt hauptsächlich an einer sich ideologisch verrannten CSU und hier insbesondere an einzelnen Personen. Ein ehemaliger CSU-Stadtrat tönt heute noch laut, dass die Strecke nur "über [s]eine Leiche" realisiert wird. Das hat mit Vernunft oder demokratischen Gepflogenheiten nichts mehr zu tun.
    Guckt man sich die angeführten Gegenargumente näher an, halten diese einer sachlichen Überprüfung nicht stand:
    - Parallelverkehr zur U1
    => beide Verkehrsträger bedienen unterschiedliche Relationen, davon auf kurzem Weg sehr eng liegend. Eher gibt es eine Entlastung der vollen U-Bahn. (Mit dem selben Argument könnte man übrigens fast 3. jede Straße zum Rückbau freigeben bzw. so gut wie alle Ortsumfahrungen verhindern, da immer Parallelverkehr)
    - Behinderung MIV
    => bei einer Strab alle 10 Minuten behindert sich der Autoverkehr eher selbst am meisten. Mit modernern Technik ist beides, in gewissen Grenzen natürlich, in den Griff zu bekommen.
    - Beeinträchtigung des Einzelhandels
    => genau das Gegenteil ist der Fall. Eine Strab bringt neue und mehr Kunden. Der Einzelhandel in der Pirckheimerstraße kämpft für den Erhalt der Linie 9, in der Tafeldstraße gibt es heute, nach Rückbau der Strab, kaum noch Einzelhandel
    - Lärmbelästigung und Luftverschmutzung
    => das sind die dümmsten Argumente überhaupt.
    eine Strab emittiert vor Ort keine Schadstoffe, CO2, ...! Der Lärm ist bei neuen Bahnen auf neuem Gleis deutlich leiser als Straßenverkehr. Beides ist hier gegeben. Wer es nicht glaubt sollte sich mal an ein neu gebaute oder sanierte Strecke in Nürnberg hinstellen. In der Pillenreuther Straße wird man die Strab vor Kfz-Verkehrslärm kaum hören.



    Zur Sebalderstrecke:
    Wer sich alte Stadtpläne ansieht, wird über mehr als 50 Jahre ab Ende des 19. Jahruhunderts einen Straßenbahnring um St. Sebald entdecken. Wenn also Rekonstruktion in der Altstadt dann ist die Frage wann beginnen und wann aufhören? ;)


    Ich sehe die Strecke eigentlich positiv, wird sie doch belebend und nachfragesteigernd wirken sowie neue wichtige Netzschlüße ermöglichen. Das immer wieder angeführte Denkmalschutzargument gegen die Fahrleitung ist lächerlich. In Dresden bspw. fährt die Strab zwischen Zwinger / Semperoper und Hofkirche, in Nürnberg gibt es genug andere viel schlimmere Sünden. Zur Not könnte man die Strecke auch mit Energiespeichern überbrücken; technisch kein Problem mehr.
    Bauchschmerzen macht mir nur die Situation bei größeren Veranstaltungen auf dem Hauptmarkt. Busse der Linie 36 werden dann problemlos über den Sebalder Platz umgeleitet. Mit einer Strab geht das nicht mehr. Ob dafür eine dauerhafte Führung über den Sebalder Platz eine Alternative wäre, ist zu diskutieren; Probleme sehe ich hier spontan allerdings nur mit dem Bardentreffen, was lösbar sein sollte.



    Zum Abschluss noch weniges zum ÖPNV allgemein:
    S-Bahn
    Das es in Nürnberg nicht schon mehr S-Bahn gibt liegt schlicht und ergreifend an der Nachfrage, die zu gering war und immer noch ist! Deshalb hatte die Bundesbahn früher und die DB heute kein gesteigertes Interesse an dieser. Dass es überhaupt einen Baubegin gab, machte die Stadt Nürnberg mit eigenen Mitteln möglich. Nürnberg ist die einzige Stadt in der BRD, die viel Geld für "ihre" S-Bahn bezahlte!!! Das Synonym S-Bahn ist heute ziemlich verwaschen, so dass das Nürnberger Netz passabler Durchschnitt ist. Für mehr ist es aber zu sparsam ausgebaut (meist eingleisig oder Mischbetrieb). Daneben liegen die meisten Schienenstrecken in Nürnberg selbst zu weit von Nachfrageschwerpunkten und -achsen entfernt, weswegen sie innerörtlich und für den Binnenverkehr keine allzu große Wirkung entfaltet.


    U-Bahn / Stadtbahn / Straßenbahn
    Nürnberg hatte bis in die 1960-er Jahre ein gutes und funktionierendes Straßenbahnnetz. Knapp 50 Jahre später hat man ein die Hauptachsen bedienendes U-Bahnnetz und ein Restnetz Straßenbahn. Da man bis auf wenige km U-Bahn in Langwasser und zum Flughafen fast nur bestehnde Straßenbahnlinien ersetzt hat, und mit der U3 immer noch ersetzt, ist die flächige Erschließungswirkung nahezu die selbe. Qualitativ hat sich viel verbessert.
    Seit dem Beschluss eine Voll-U-Bahn zu bauen hat sich technisch und planerisch viel getan. (Fast) alles was eine U-Bahn gut kann, kann heute auch eine moderne Stadtbahn. Nur das sie in den Randbezirken billiger und flexibler zu bauen und unterhalten ist. Das geht mit einer U-Bahn, wie von Seh-Zeichen vorgeschlagen, aus betrieblichen und technischen Gründen gerade nicht.
    Für Nürnberg aber auch egal, da wir haben was ist und das muss stetig verbessert werden!



    [Stünde man dagegen heute vor der Entscheidung - ich wünschte mir ein modernes Stadtbahnsystem mit dem Design der französischen, dem Ausbaustandard der amerikanischen, der betrieblichen Qualität der japanischen und der Technik der deutschen Systeme.]

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  • Bezüglich der S-Bahn:


    In erster Linie werden meines Wissens nach S-Bahnen gebaut um das Umland besser an eine Großstadt anzubinden. Das ist in Nürnberg logischerweise gegeben! Da Nürnberg aber nicht die Größe von Berlin, Hamburg oder München hat wird sie für den Innerstädtischen Verkehr auch nicht benötigt. Das wird in Dresden oder Leipzig nicht viel anders sein!?!


    Allerdings wird sie den Ballungsraum zusammenwachsen lassen! Ebenso wird sich der Ballungsraum somit mehr als Identifikationsfaktor in den Köpfen der Bevölkerung verankern.

  • ...


    Zur Sebalderstrecke:
    Wer sich alte Stadtpläne ansieht, wird über mehr als 50 Jahre ab Ende des 19. Jahruhunderts einen Straßenbahnring um St. Sebald entdecken. Wenn also Rekonstruktion in der Altstadt dann ist die Frage wann beginnen und wann aufhören? ;)


    Vielleicht sollten wir auch die Kanalisation aufs 19. Jh. zurückbauen und die Telegrafenständer auf die Dächer setzen! :lach: :daumen:

  • Einen sehr informativen Überblick über die "Pillenreuther-Trasse" bietet die "NZ". in dem wird noch mal der Nutzen der Strecke für den ÖPNV betont, der in einer besseren Wirtschaftlichkeit für das Gesamtnetz und gesteigerter Fahrgastfreundlichkeit besteht. Schließlich werden die neuen "Durchmesserlinien" 5 und 8 nach Abschluss der Bauarbeiten neue Fahrgäste gewinnen können. Die VAG ist also begeistert, auch wenn sie den Bau ohne Zuschüsse (Trasse auf der Fahrbahn) bewerkstelligen muss.


    Die Kritiker haben in meinen Augen schwache Argumente.
    Die Autolobby befürchtet Staus (die es dort ohnehin schon gibt und durch die alle 10 minuten querende straßenbahn wohl nur unwesentlich erhöht werden), andere sehen die chance auf die umgestaltung des bahnhofsplatzes dahin schwinden (dazu ist zu sagen das es leider bisher keine wirklich "ausgearbeiteten chancen" zur umgestaltung gab).


    http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=935922&kat=11


    D.

  • In der SZ habe ich gelesen, das in München die sog. "U9" mitten durch die Altstadt angegriffen werden soll! In Nürnberg wird jedes Mal über die Finanzierung, das Für und Wider diskutiert, und in München wird geklotzt... und das nicht schlecht! Ich fände es zudem nicht schlecht, wenn die Tram meinetwegen Stau´s produziert... so werden Autofahrer auf die schnellere öffentliche Alternative aufmerksam!

  • Die U9 ist ein Alternative, die neu ins Gespraech kam. Von Finanzierung ist noch ueberhaupt nicht die Rede und duerfte bei diesem Projekt ziemlich schwer werden (alleine schon vom KNF her).
    Auch in Muenchen wird ewig ueber die Finanzierung solcher Projekte diskutiert, sieht man ja zB an der 2. S-Bahn Stammstrecke.

  • Nachträglich noch eine interessante Meldung bezüglich des U-Bahn-Ausbaus. Die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeit der U3 Verlängerung nach Oberasbach und Zirndorf liegen vor.


    Die erste Variante untersuchte


    - eine unterirdische Linienführung in das Zentrum Oberasbachs. Für diese Möglichkeit ergibt sich ein Wert von 1,2. Eine spätere Verlängerung nach Zirndorf Bahnhof wäre dann unterirdisch möglich. Nachteil der Strecke: Hohe Baukosten.


    Die zweite Variante untersuchte


    - eine oberirdische Linienführung nach Oberasbachs auf der stillgelegten Trasse der Bibertbahn und eine ebenso oberirdische Abzweigung nach Zirndorf. Diese Strecke erhielt den Kosten-Nutzen Wert von 1,15. Vorteilhaft sind die geringeren Baukosten, Nachteilig wirkt sich die Distanz der Bahnhöfe zu den Siedlungsschwerpunkten aus.



    Ohnehin spielen die Baukosten die geringere Rolle, da diese zu 80 Prozent (bei einem Kosten-Nutzen-Wert über 1,0) von Staat und Land bezuschusst werden. Die Unterhaltskosten sind das Problem. Die Bürgermeister von Oberasbach und Zirndorf wollen natürlich die Bahn, sind aber noch vorsichtig, schließlich könnten die jährlichen Betriebskosten die städtischen Haushalte ausserordentlich belasten.


    Eine weitere Komplikation ergibt sich aus der Tatsache, das auch Stein (welches im selben Landkreis wie Oberasbach und Zirndorf liegt) wieder vom U-Bahnanschluss träumt. Hier gab es 1997 bereits eine äußerst positive Untersuchung zu Gunsten der Verlängerung der U2, doch scheute die Stadt Stein die jährlichen Unterhaltskosten von 1,5 Millionen Euro (insgesamt wendet die Stadt 3 Millionen für den ÖPNV auf). Nun soll eine neue, weil den fahrerlosen Betrieb berücksichtigende erstellt werden.


    Die Fahrerlose U-bahn hat nun sozusagen erneut den Stein für Stein ins Rollen gebracht. Man erhofft sich nun geringere Unterhaltskosten, die den Betrieb auch für die kleinen Städte dauerhaft bezahlbar macht. Wie es heißt, glaubt VAG-Chef Dombrowsky mittelfristig nur an die Verwirklichung von einem der beiden Vorhaben. Stein oder Oberasbach/Zirndorf. Stein wird derzeit wohl favorisiert, da dort schneller begonnen werden könnte. Oberasbach und Zirndorf kämen dann wohl später zum Zug.


    Mehr dazu hier:
    http://fln.fuerther-nachrichte…el.asp?art=934710&kat=239


    D.

  • Soweit ich weis, ist der U2 Tunnel eh schon bis kurz vor das Steiner Schloss gegraben worden! Bisher ist dort eine größe "Abstellmöglichkeit" für die Züge.
    Die Ubahn wird ein schweres Siedlungsargument für den Westen sein! Da wird sicher in den nächsten Jahrzehnten ein urbanes Umfeld entstehen!
    Ich hoffe das sich die Städte dafür entscheiden! Sicherlich stehen die Betriebskosten kurzfristig hoch, doch auf dauer zieht das Familien an, die den kurzen Weg in die Nürnberger City schätzen werden!