Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Yesssss...
    Endgültig: Technisches Rathaus wird abgerissen
    (...) Bisher hatte sich das Viererbündnis im Stadtparlament, bestehend aus CDU, SPD, FDP und Grünen, neben einem Abriss und Neubau als Option auch einen Umbau vorbehalten.


    Doch diese Überlegungen sind seit gestern Abend endgültig vom Tisch: Die so genannte Bündnisrunde, die sich vor Stadtverordnetenversammlungen (nächste öffentliche Sitzung: morgen, 16 Uhr) trifft, um wichtige Themen zu besprechen, hat sich definitiv für den Abriss und Neubau entschieden und die Option «Umbau» gestrichen. Das teilte Uwe Becker, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Römer, im Anschluss an das Treffen mit.


    (...)


    Quelle: Frankfurter Neue Presse

  • Sehr gut! Das beutet im Umkehrschluss, dass die Entwürfe aus Post 1 und 5 auch vom Tisch sind, sehr schön-

  • Ganz hervorragende Neuigkeiten, die mich eben die Becker-Faust machen ließen. Samuel, selbstverständlich sind die Entwürfe aus #1 und #5 nicht umsetzbar, wenn das Technische Rathaus abgerissen wird.

  • Hauptsache man setzt danach auf kleinteilige Bebauung in alten Grundrissen. So sitzt evtl die ein oder andere Rekonstruktion drin (goldene Waage, rotes Haus) und auch sonst kann man so eher Altstadtflair schaffen als durch ein oder zwei Großbauten.

  • Jawoll. Genau solche Entscheidungen sorgen für Sieg oder Niederlage eines Stadtbildes!
    :daumen: Eine gute Entscheidung für Frankfurt, die endlich auch nachhaltig ist

  • Abriss des Technischen Rathauses gesichert

    Heute in FAZ.NET:


    "Die finanziellen Voraussetzungen für den Abriß des Technischen Rathauses in Frankfurt und die Neubebauung des Areals sind geschaffen. Wie diese Zeitung aus dem Römer erfahren hat, sind der jetzige Eigentümer, die Deutsche-Bank-Tochter DIL, und die Stadt weitgehend einig über die Vertragsmodalitäten. Anstelle des Technischen Rathauses soll nach dem derzeitigen Planungsstand eine kleinteiligere Gebäudegruppe mit Hotel, Läden, Gastronomie, Bibliothek, Wohnungen und Büros entstehen.


    Die Stadt wird demnach den Gebäudekomplex nicht, wie ursprünglich vorgesehen, im Jahr 2007 für rund 70 Millionen Euro zurückkaufen müssen, um das Grundstück nach dem Abriß an einen Investor zu veräußern. Für diesen Fall war damit zu rechnen, daß die Stadt beim Verkauf einen Abschlag in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages hinnehmen müßte. [...]


    Auch Teile der Freifläche um die Nordseite der Schirn-Kunsthalle sind für eine Bebauung freigegeben. Nach den Wünschen des Stadtplanungsamts soll der alte Krönungsweg zwischen Dom und Römer wieder 'erlebbar' gemacht werden. Das bedeutet, daß er auf das historische Niveau abgesenkt wird. Dafür wiederum muß eine Ebene der Tiefgarage Römer wenigstens teilweise abgetragen werden. Damit stehen die Architekten vor der Aufgabe, den dann entstehenden Niveauunterschied zur Kunsthalle hin gestalten zu müssen. Auch die Dächer und Fassaden der neuen, kleinteiligen Bebauung sollen mit den umliegenden Gebäuden der Altstadt harmonieren."


    Quelle: FAZ.NET
    Gesamter Artikel

  • Tolle Neuigkeit! Ich bin schon sehr auf das Ergebnis des Wettbewerbes gespannt. Mit der Rückkehr zur mittelalterlichen Gassenstruktur gewinnt die "Atlstadt" an Charakter. Gab es an dieser Stelle herausragende Leitbauten, zum Beispiel ein gotisches Stadthaus?

  • Ich glaube nicht, dass man dies sagen kann. Das Ensemble des Markts (Hauptteil des Krönungswegs), auch "Alter Markt" genannt, und das des Hühnermarkts dürfte im Vordergrund gestanden haben. Meist genannte Einzelgebäude sind wohl das Rote Haus (erstmals erwähnt um 1300!) mit Schirnplätzchen und Durchgang zum Tuchgaden sowie das Haus zur Goldenen Waage, letzteres ein Eckhaus von 1618, Standort Ecke (ehemalige) Höllgasse / Markt. Von der besonders prächtigen Goldenen Waage sollen noch einige Bruchstücke (Spolien) in städtischen Archiven lagern, nicht zuletzt deshalb, weil das Haus selbst die letzten 50 Jahre vor seiner Zerstörung dem städtischen Historischen Museum zugehörte. Weitere Informationen lassen sich bei AltFrankfurt.com finden.


    Auszug aus einem Stadtplan von 1861, das Rote Haus hat die Hausnr. 17, die Goldene Waage die Nr. 5:



    (Der Plan ist inzwischen gemeinfrei, unterliegt also keinem Urheberrecht)

  • ......und jetzt auch ein Artikel in der Rundschau :


    [...]Zur Zukunft des Areals steht nun ein Wettbewerb bis zum 15. September an, bei dem der Planungsdezernent "den Architekten relativ freie Hand lassen" will. Um die von Hemzal und der DIL gewünschte Flächenausnutzung zu erreichen, soll im Vertrag das Grundstück um den Archäologischen Garten erweitert werden. So könne die Bruttogeschossfläche von heute 27 000 Quadratmetern beibehalten "und die neuen Bauten gleichzeitig an die Umgebung angepasst werden", sagte Schwarz. Geplant ist deshalb, den Archäologischen Garten am Fuße des Doms zu überbauen. Auf den damit gewonnenen 7000 Quadratmetern könnte die Stadtbibliothek ihr neues Domizil beziehen, der Garten solle aber auch künftig öffentlich zugänglich bleiben. ( da fragt sich der Wookie, wie soll das denn gehen?) Für die "kleinteilige Bebauung" vorgesehen sind auch Teile der Freifläche auf der Schirn-Nordseite, wo Schwarz den alten Krönungsweg zwischen Dom und Römer wieder herstellen will.[...]



    [...]Eine Überbauung des Gartens müsse aber "noch debattiert" werden. Ähnlich äußerte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling. Er erwarte im Anschluss an den Wettbewerb "eine breite Debatte" in der Stadt. Sein CDU-Amtskollege Uwe Becker begrüßte den Fortschritt "ausdrücklich" und erklärte, bei den Kernfragen seien sich die Fraktionen "fast einig". Ein Stadtverordnetenbeschluss noch in diesem Jahr sei "realistisch".[...]

  • Hier übrigens in derselben Zeitung ein Interview mit Ingeborg Flagge, Direktorin des Deutschen Architektur Museums in Frankfurt, deren Bedenken ich sehr teile. So wahnsinnig begeistert bin ich besonders von der Entscheidung, den Archäologischen Garten, bzw den Freiraum dort verschwinden zu lassen, auch nicht!

  • In Frau Flagges Aussagen kann ich nichts anderes als kulturpessimistisches Herumgenöle erkennen, eine Idee, was ihrer Meinung nach denn das Richtige ist, scheint die Dame nicht zu haben. Kernsatz: "Mir geht das alles zu schnell".

  • Ich hatte auf einen kleinen Platz vor dem Dom gehofft und jetzt soll das auch noch bebaut werden? Da finde ich die jetzige städtebauliche Situation besser. Ich warne vor überschwenglicher Euphorie über Mittelalterliche Gassenstruktur, die nämlich nichts mit mittelalterlichen Bauten zu tun hat. Da man in Frankfurt für dekonstruktivistische Avantgarde nicht allzuviel übrig hat befürchte ich eine dichte abweisend/absperrende durchschnittliche moderne Bebauung. Die Dächer und Fassaden werden dann mit der postmodernen Sandstein-Schirn harmonieren, ein Stil der erstklassig ins Bahnhofsviertel oder zur alten Oper, aber nicht zu engen Altstadtgassen passt....


    Mein Vorschlag wäre nach diesesn Infos ein Umbau des technischen Rathausses Mit vielen begrünten Loggien als Einschnitte in das geschlossene Bauvolumen und grünem Panoramabiergarten auf dem Dach. Das ganze dabei öffentlich zugänglich und doch ein freier Platz über dem archäologischen Garten!

  • Schmittchen: Ja, genau das ist ihr Punkt! Nach dem Motto: Abgerissen ist schnell, aber was kommt danach?


    Ich finde auch, dass das Technische Rathaus weg muss. Aber eine gelungene kleinteilige Neubebauung, die lebendig ist und Flair ausstrahlen soll, und zu den anderen Gebäuden passt (Schirn, Dom, Römer), ist echt eine verdammt schwere Aufgabe. Oder unbezahlbar (z. B. Rekonstruktion des ganzen Viertels). Ich sehe ihre Aussage eher in die Richtung: Es gibt eine grosse Chance - aber bitte nicht durch unüberlegtes (und zu schnelles) Handeln diese Chance vergeben (und 2040 wieder neu zu bebauen).


    Oder?

  • Schmittchen, das stimmt so aber nicht, die Kritik von der Frau Flagge geht inhaltlich doch etwas über ein " das geht mir alles zu schnell" (Irgendeiner findet sich für DIE Art der Kritik immer, wenn es nur das wäre, dann hätte ich das Interview gar nicht herverlinkt) hinaus. Sie selbst sagt ja auch, dass der Abriss als solches in Ordnug geht.
    MIR persönlich bereitet am ehesten Bauchschmerzen, dass der Archäologische Garten, und damit der freie Platz zwischen Dom und Schirn zugebaut werden soll. Darauf weist sie meiner Meinung nach durchaus mit Recht hin, das halte ich auch für keine gute Entscheidung.
    Du hast recht, eine Diskussion ist immer gut. Darf die Frau Flagge da nicht dran teilnehmen? ;)
    Ich hoffe jetzt einfach mal ebenfalls auf die Wettbewerbsergebnisse als Diskussionsgrundlage. Da den Wettbewerbern angeblich kaum Vorgaben gemacht worden sein sollen, hoffe ich darauf, dass einige sich auch mit der Platzsituation zwischen Schirn und Dom auseinandersetzen, und das letzte Wort da noch nicht gesprochen ist.


    Ich hatte auf einen kleinen Platz vor dem Dom gehofft und jetzt soll das auch noch bebaut werden? Da finde ich die jetzige städtebauliche Situation besser. Ich warne vor überschwenglicher Euphorie über Mittelalterliche Gassenstruktur, die nämlich nichts mit mittelalterlichen Bauten zu tun hat. Da man in Frankfurt für dekonstruktivistische Avantgarde nicht allzuviel übrig hat befürchte ich eine dichte abweisend/absperrende durchschnittliche moderne Bebauung.


    mik: volle Zustimmung, wenn auch mit de darauffolgenden Teil deines Postings nicht so ganz...

  • Durch eine kleinteilige Bebauung, welche die Gassenstruktur wieder aufnimmt, würden sich neue, sehr wahrscheinscheinlich weit besser gefasste Plätze ergeben. Auch nördlich und westlich des Doms wäre etwas möglich, die Zufahrt zur Römer-Tiefgarage ist ja bereits nach Norden (Durchfahrt Hauptzollamt) verlegt worden, den Südteil der Domstraße und den Domplatz könnte man sperren und als Platz neu gestalten.


    Die aktuelle Situation zwischen Technischem Rathaus und Schirn würde ich von Norden nach Süden so beschreiben: Abstoßendes, heruntergekommenes Gebäude, Betonrampe, Abgrund, Loch mit Steinstapeln, Betonmauer, unattraktive Passage entlang der Schirnfassade, Schirn. Nicht verbesserungswürdig? Schon mal im Museum Judengasse gewesen? Wie ich finde, eine gute Lösung. Schwer zu beschreiben, aber durch die "Einhausung" und die Gestaltung, auch der Beleuchtung, ist das Erleben der Reste auf gewisse Weise intensiver, intimer. Das könnte ich mir auch für die Reste der Kaiserpfalz vorstellen, gerade in Verbindung mit einer zentralen Stadtbibliothek. Die derzeitige Aufbereitung der Kaiserpfalz sagt mir jedenfalls nicht besonders zu.

  • mir auch nicht, es hat keiner gesagt, es soll so bleiben.
    mir geht es um dasselbe phänomen, welches derzeit in diskussionen um die gestaltung von stadträumen in frankfurt immer wieder auftaucht,und mir auf die nerven geht, nämlich das permanente verlangen nach "kleinteiligkeit", das zerstückeln von plätzen (siehe goetheplatz).
    die überbauung des freiraumes zwischen schirn technischenm rathaus und dom wird kaum noch platz für plätze (schönes wortspiel, nicht wahr?) übriglassen.


    im zusammenhang mit dem umbau des TR gab es ja auch schon einmal den vorschlag, den platz neu zu gestalten, bzw. überhaupt erst einen richtigen platz herzustellen. hätte ich für eine gute lösung gehalten.



    wenn ich dich richtig verstehe, ist im museum judengasse eine simulation des bestands vor dem krieg zu sehen, oder ein entwurf? ich habe das nicht verstanden.

  • Nein. Beim Neubau des Stadtwerke-Komplexes wurden umfangreiche Überreste der Judengasse gefunden, u. a. Mauerreste, Keller, Gebrauchsgegenstände, eine Badestätte. Die Ausgrabungen wurden archäologisch gesichert, überbaut und anschließend aufbereitet und zum Museum gestaltet. Hier ein Foto, in der Realität ist es allerdings weit eindrucksvoller. Schau's dir mal an.


    Mit den Resten der Kaiserpfalz ist man derzeit völlig allein gelassen, die meisten Besucher sind ratlos, was sich ihnen darbietet. Ein kleines Museum könnte durch Texte, Bilder, Modelle, dort gefundene Gebrauchsgegenstände, Videopräsentationen etc. ein Bild davon vermitteln, was die Kaiserpfalz denn einmal war. Das Museum könnte vielleicht mit dem Dommuseum (nicht unbedingt räumlich) verbunden werden, welches das Bistum im neuen Haus am Dom einrichten möchte.


    Die Teilung des Goetheplatzes ist vom Tisch, mir hätte das auch nicht gefallen.