Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • Intermezzo! Aus einer Meldung der Stadt Frankfurt am Main:


    Institut für Stadtgeschichte zeigt die Altstadt in Filmen aus den Jahren 1927 bis 1943
    Amateuraufnahmen, Werbung für den Fremdenverkehr, künstlerische Werke, in denen ein Kirchengewölbe durch Überblendung übergeht in das Blätterdach einer Palme im Palmengarten: In den Filmen, die das Institut für Stadtgeschichte am Samstag, 12. August, um 16 Uhr zeigt, entfaltet die Altstadt ihre Pracht in Farbe und in Schwarz-Weiß. Prof. Dr. Wolfgang Klötzer, ehemaliger Direktor des Stadtarchivs, und Tobias Picard, Leiter der Filmsammlung des Instituts für Stadtgeschichte, werden die Filme kommentieren.


    Die meisten der gezeigten Filme sind mit Musik unterlegte Stummfilme, einer ist ein Tonfilm, der das ländliche Frankfurt mit der modernen Dienstleistungsstadt und der Stadt als Verkehrskreuz dramaturgisch kombiniert und mit dem Charme der Freizeitkultur am Mainufer schmückt. Selten gezeigt wurde bisher ein eindrucksvoller Stummfilm, der vom Beginn des Bombenkrieges handelt und in den zum Teil zerstörten Gebäuden noch das Bild der Altstadt festhält, die bald gänzlich zerstört sein sollte.


    Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung „Zwischen Dom und Römerberg – Die Frankfurter Altstadt gestern, heute, morgen“ im Institut für Stadtgeschichte, Münzgasse 9, statt. Der Eintritt kostet 4 Euro.


    Quelle: Stadt Frankfurt am Main

  • Sehr geehrte Mitverfasser,


    Zitat von Fachwerkhaus

    In welchem Zeitalter wir leben ist egal. Es geht darum, was dem "einfachen Volk" gefällt, das aus der Stadtgestaltung seit gut 100 Jahren praktisch ausgeschlossen wurde. Die Bürger sehnen sich nach Abwechslung von Flachdach und Glasverkleidung. Wenn das Volk gerne anonyme Glaskuben zum wohnen hätte würden vermutlich die meisten Architekten juchzend ans Zeichenbrett springen. Aber dass "das Volk" einfach etwas gemütliches, Bodenständigkeit und Tradition vermittelndes haben möchte, was zudem noch tausende Touristen jährlich anlocken würde, ist undenkbar. Was im postmodernen Elfenbeinturme der Städtegestaltung ersonnen wird, ist gut, ja perfekt und unverbesserlich, weil ja die Experten dort sitzen und der kleine Mann vom Bauen und "designen" eh keine Ahnung hat.


    Wenn ich höre, dass das "Volk" aus der Stadtgestaltung seit gut 100 Jahren praktisch ausgeschlossen wurde kann ich nur mit verlaub sagen, das dies, wenigstens der letzten 60 Jahre, doch eher ein Ausdruck passiver Starre ist.
    Jeder kann sich in der Politik engagieren und ggf eine Partei gründen. Meinetwegen auch eine Fachwerkpartei.
    Die meisten Mitbürger sind jedoch nur zu bequem und damit unkonstruktiv.


    Zurück zum Thema:

    Zitat von Fachwerkhaus

    ...Mutant aus verschiedenen Stilrichtungen und Epochen...


    Dies trifft im übrigen auch auf die Gründerjahrearchitektur zu, ist also nix Neues.


    Zitat von Fachwerkhaus

    Das Argument kann man so wie es ist umdrehen und gegen Dich verwenden: Wenn die Fläche so klein ist, welcher Schaden entsteht aus der Rekonstruktion für die Stadt Frankfurt, die Bauwirtschaft, die Architekten, Stadtplaner und weiß der Geier wer noch? Wir reden immernoch um eine vergleichsweise kleine Fläche, nicht um eine Niederlegung sämtlicher Nachkriegsgebäude zwischen Zeil und Main.


    Die Fläche ist für die Kernstadt riesig. Das wird erst auf einen Freiflächenplan deutlich. Man kann das schnell unterschätzen durch den bisherigen wuchtigen Baukörper.


    Um Missverständnissen vorzubeugen.
    Ich bin ein grosser Bewunderer der historischen Fachwerkarchitektur.
    Nicht jedoch stümperhaften Imitationen.
    Das beste Beispiel hierfür ist doch nun wirklich die Ostzeile des Römers.
    Wir sind doch gar nicht mehr in der Lage Fachwerk zu bauen, da die Techniken nicht mehr hinreichend bekannt sind oder dies schlicht zu teuer ist.
    Wenn nach zehn Jahren das erste Haus der Ostzeile schon wieder Einsturzgefährdet war, evakuirt und aufwändig abgestützt werden musste ist das doch ein deutlicher Ausdruck dieses.
    Gott sei Dank gibt es ja Beton und was viele nicht wissen ist, dass das Holz des Hauses, ich glaube "ZUM SCHWAN" (Haus ganz links), komplett innerlich aufwändig mit Beton aufgegossen werden musste damit es stehen bleibt.
    Einfach lächerlich.
    Natürlich finde ich die Ostzeile schön fürs Auge aber ich bin mir sicher, dass man dort auch eine andere zeitgemässere Lösung hätte finden können.
    ...ei, gugge ma was e schee bubbeküsch.


    zu:

    Zitat von Fachwerkhaus

    Helmut Jahn hat man noch nicht an den Kopf geworfen, ein 30er-Jahre-Disneyland-New York im Kopf gehabt zu haben, oder?


    Doch, hat man sehr oft sogar. ....und zurecht wenn ich dies bemerken darf.


    Zitat von Fachwerkhaus

    So wie es scheint, müsste ich heute selbst zum Zeichenstift greifen, wenn ich ein klassizistisches Wohnhaus haben wöllte....


    Ich würde Ihnen selbstverständlich eine reinrassige antike (römische) Villa planen und das mit grösstem Vergnügen.
    Da ziehe ich meinen Kollegen Architekten auch gerne die Ohren lang. Die Baukunst ist zur Zeit sehr einseitig der "Modernen" verschrieben.
    Dies liegt aber auch zum grössten Teil daran, dass Investoren nicht mehr Geld bezahlen wollen.
    Persönlich halte ich die klassische Architektur aus der Antike für sehr Formvollendet und kommt daher fasst gänzlich ohne Ornament aus.
    Der Bauhaus-Stil versucht eben genauso solche Proportionen zu finden.
    Auch Le Corbusier hat übrigens "Schmuck" in Form von Schalungs-Skulpturen in seine Architektur eingebracht.
    Ich finde es Schade, dass man das Bauhaus heute mit grauenhafter Investorenarchitektur gleichsetzt.


    Mei Kredo fürs Technische Rathaus jedenfalls ist:


    1. Abriss
    2. Teilen des Geländes in die alten historischen Parzellen und die Grundstücke an einzelne Bürger verkaufen.
    2. Estellen eines präzisen Rahmenplans, über Höhe, Tiefe, Nutzung etc. um genau unten Zitiertes zu verhindern

    Zitat von Fachwerkhaus

    na ja... was ist denn sinnentleerter, belangloser, kommerzialisierter, als die Abschreibungsarchitektur, mit denen deutsche Stadtbilder tagtäglich zugeknallt werden?


    somit kann dann jeder Bauherr den Baustil verwirklichen, welcher er für richtig hält. Damit würde wieder eine gewachsene heterogene Struktur dauerhaft in der Kernstadt entstehen. Für Grossinvestoren sollte hier kein Platz sein!


    Über Geschmack lässt sich eben wundrbar streiten.
    Freu mich schon.*g


  • abgetroschene Argumente müssen aber nicht falsch sein...eher im Gegenteil.

  • Naja, nimm es mir nicht übel, aber "wir leben nicht mehr im Mittelalter..." ist an Plattheit kaum zu überbieten.
    (Fehlt bloß noch, dass der Spruch kommt: "Wollt ihr etwa die hygienischen Verhältnisse des Mittelalters wiederhaben?)


    Und das Disneyland-"Argument" ist nun wirklich das durchgekauteste, was es in Debatten dieser Art gibt. Tausendmal wurde auf die Unterschiede zwischen Disneyland und qualitätsvollen Rekonstruktionen verwiesen, ohne dass Reko-Gegner auch nur die geringste Anzeichen zeigten, hier mal die Scheuklappen zu entfernen...

  • Zitat von oeoeoe


    Das beste Beispiel hierfür ist doch nun wirklich die Ostzeile des Römers.
    Wir sind doch gar nicht mehr in der Lage Fachwerk zu bauen, da die Techniken nicht mehr hinreichend bekannt sind oder dies schlicht zu teuer ist.


    Was das teuer betrifft: Wir hatten es schonmal, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Rekonstruktion viel teurer ist, als Neubau. 190000€für den Rohbau des Roten Hauses sprechen doch eigentlich eine deutliche Sprache. Nur weil man bei der Reko der Ostzeile Fehler gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass man selbige auf dem TR-Areal wiederholt. Einige Fehler waren ja auch ziemlich stümperhaft.
    Und da kannst du sagen was du willst: die Rekonstruktion, war das einzig sinnvolle an dieser Stelle (auch wenn jetzt mehr Fachwerk freiliegt als im Original, aber wer sagt denn, dass die Verschieferung nicht doch irgendwann abgenommen worden wäre wenn die Gebäude den Krieg überlebt hätten - in sofern ist es gar nicht mal so irreal dass die Ostzeile bei Ausbleiben des Bombenhagels jetzt genauso aussehen würde wie sie aussieht). Und neben der Alten Oper (die auch nur eine Rekonstruktion ist) das mit Abstand beliebteste Fotomotiv in Frankfurt. Was "zeitgenössisches" hätte das nie und nimmer geschafft, weil zeitgenössisches findet man überall. Aber die Ostzeile (und auch die ehemaligen Bauten auf dem TR-Areal) - das ist Frankfurt! Das ist die Seele dieser Stadt!
    Wolkenkratzer und Fachwerkhäuser - das ist der Stereotyp den man von Frankfurt hat und haben soll und mit dem auch die Stadt Werbung macht (aus gutem Grund). Dann sollte man aber auch dafür sorgen, dass auch von Letzterem genügend vorhanden ist, und das nicht nur als einzeln eingestreute Gebäude, sondern als ganze Ensembles.
    Auch in Frankfurt gibt es noch mehr als genug Gegenden mit der zigfachen Fläche des TR-Areals, wo man von mir aus extrem modern und avantgardistisch bauen kann. Aber dieser Bereich sollte davon verschont werden.

  • Zitat von oeoeoe


    Wenn ich höre, dass das "Volk" aus der Stadtgestaltung seit gut 100 Jahren praktisch ausgeschlossen wurde kann ich nur mit verlaub sagen, das dies, wenigstens der letzten 60 Jahre, doch eher ein Ausdruck passiver Starre ist.
    Jeder kann sich in der Politik engagieren und ggf eine Partei gründen. Meinetwegen auch eine Fachwerkpartei.
    Die meisten Mitbürger sind jedoch nur zu bequem und damit unkonstruktiv.


    Erleben wir nicht gerade im Moment zahlreiche Bewegungen, die eine Rekonstruktion von Teilen der Altstadt fordern? Wenn es in die heiße Phase geht, in der im Römer (übrigens auch eine 80%-Rekonstruktion) verbindliche Entscheidungen getroffen werden, dürften diese Bewegungen noch von sich hören lassen. Im Übrigen ist es ein Fehler im politischen System, der die Bürger von den meisten Entscheidungsprozessen ausklammert. Im Westend wurde niemand gefragt, ob er einen glasverkleideten Turm neben seinem Wohnhaus haben will. Als das Technische Rathaus entstand wohl genausowenig. Natürlich kann man Parteien gründen - aber der Gedanke, dass man damit effektiv einen etablierten Parteiapparat übertrumpfen kann ist ein wenig einfältig.


    Zitat von oeoeoe


    Doch, hat man sehr oft sogar. ....und zurecht wenn ich dies bemerken darf.


    Noch ein exzellentes Beispel für die Diskrepanz zwischen "Experten"meinung und Ansichten des einfachen Mannes auf der Straße: Gerade der Messeturm hat es durch seine elegante Form geschafft, Hochhäuser in Frankfurt beliebt zu machen. Mit den zuvor gebauten Glas- und Blechtürmen ist man dagegen auf breite Ablehnung gestoßen. Der gegenwärtige Trend zur Natursteinverkleidung bei Neu- und Umbauten lässt sich zu einem Teil sicher auf den Messeturm zurückführen.


    Zitat von oeoeoe

    Ich finde es Schade, dass man das Bauhaus heute mit grauenhafter Investorenarchitektur gleichsetzt.


    Sofern sich dies auf meine Aussage bezüglich der "Perversion des Bauhaus" bezieht: Ich bin durchaus der Ansicht, dass die ursprüngliche Architektur im Geist des Bauhauses gut und schön ist. Auch in den 50er Jahren entstanden zahlreiche elegante Gebäude in Frankfurt, das Rundschau-Haus sei mal als Beispiel genannt. Leider wurde der Gedanke ab den 60er Jahren dazu missbraucht, die genannte grauenhafte Billig-Architektur zu rechtfertigen.

  • Das beste Beispiel hierfür ist doch nun wirklich die Ostzeile des Römers.
    Wir sind doch gar nicht mehr in der Lage Fachwerk zu bauen, da die Techniken nicht mehr hinreichend bekannt sind oder dies schlicht zu teuer ist.


    Das war in den 80ern.


    In den 90ern wurde in Aschaffenburg ein berühmtes Fachwerkhaus rekonstruiert: die Löwenapotheke - ohne irgendwelche Fehler.


    Man hat also seit damals dazu gelernt. Die Techniken sind durchaus hinreichend bekannt.

  • Äääääääääääh, SubUrbia, vielleicht solltest du erst einmal irgendwas Beruhigendes einnehmen und erst danach wieder ins Forum zurückkehren. Sowohl dieser Austicker hier als auch der im Pompejanum-Thread sind mir, ehrlich gesagt, momentan etwas unerklärlich.


    (Karmabomber? Kritik wegen "Touristenfotos"? Kann es sein, dass du mich mit irgendjemandem verwechselst, oder habe ich im Moment gerade eine Gedächtnislücke? Vielleicht klären wir das besser per PM...)


    Also: Tief durchatmen, bis drei zählen, es ist bestimmt alles nicht so schlimm!;)

  • Sorry, hatte ich erst nach meinem Beitrag bemerkt.


    Also zum Thema: Nein, die Löwenapotheke macht aus Aschaffenburg keine Weltstadt (hat das irgendwann jemand behauptet?), aber sie ist ein Beispiel dafür, dass es geht! Es gibt qualitativ überzeugende Fachwerk-Rekonstruktionen, und die Aschaffenburger Löwenapotheke ist eine davon.

  • Auf welchen der Artikel, die man unter dem angegebenen Link findet, beziehst du dich?


    Sie sind ja eigentlich alle nicht mehr brandneu...

  • Mal ne andere Frage: Was wäre so schlimm an Disneyland? Gehen da nicht Millionen hin und erfreuen sich dran?


    In hundert Jahren wird vielleicht niemand mehr wissen, daß die Gebäude eine Reko sind.


    Es gibt bei Terry Pratchett in einem Roman die Geschichte vom ersten Zwergenbrot (ich glaub es war das Zwergenbrot), das heilig gehalten wurde, nur verdarb es irgendwann tatsächlich, doch damit man seine Identifikation hatte, buck man einfach heimlich ein Neues.


    Sinn: Es ist egal, ob etwas identitätsstiftendes echt oder falsch ist, solang die meisten dran glauben können. Und schöne Gebäude zeigt man Besuchern einer Stadt gerne, gibt mit der Vergangenheit an. Mit 60iger-Jahre-Billigarchitektur lockt man die wenigsten hinterm Ofen hervor (Es gibt aber auch wirklich gute 60iger-Jahre-Architektur).


    Und wie gesagt: Es ist ein kleines Areal, es gibt ja dann noch genug Brutalismus, Banalismus und Historismus... und endlich auch wieder ein bißchen Mittelalter. Das auch seine Berechtigung haben sollte.


    Es kommt auch keiner auf die Idee den Römer abzureißen. Und das nur, weil er das Glück der "frühen Wiedergeburt" hatte. Es muß wie in Jura sein: Nur weil man mit der Reko zögert, dürfen die Leute nicht plötzlich hervorspringen und dann mit "Zeitablauf" für Rekos werben, wenn sie die ganze Zeit vorher die Rekos zur vorherigen Zeit verhindert haben.

  • Na wunderbar!!!!!!......


    .......dann laßt uns doch einfach Lebkuchenhäuschen hinbauen.
    ....und wer macht die Hexe?
    Frau Roth sehe ich jedenfalls schon als Daisy Duck und Jutta Ebeling als Pokahontas.
    Den Dom bauen wir um zum Dornröschenschloß und das historische Museum wird Dagoberts Geldspeicher.
    Wie wärs mit einem Festengagement für Micheal Jackson in der Paulskirche? Die steht doch eh nur dumm rum und Herr Jackson kann man bestimmt billig einkaufen.
    In diesem Zuge kann man dann auch der Paulskirche Ihr dringendes Lifting geben.
    ....Ich denke da so an etwas orientalisches wie in 1000 und eine Nacht... schön bunt und einer goldenen Kuppel.


    Ich seh schon Heerscharen von Touristen nach Frankfurt pilgern.
    Ach, der Römer kostet dann selbstverständlich Eintritt.


    Wenn schon, denn schon.

  • Auch wenn Dein Beitrag ironisch gemeint ist, driftest Du doch sehr ab. Wie schon so oft gesagt, wünscht sich NIEMAND der Rekobefürworter, irgendeine Reko, sondern originalgetreue Rekonstruktionen von Gebäuden, die vor gar nicht mal all zu langer Zeit dort gestanden haben.


    Was den Disneylandkommentar betrifft, habe ich schon einmal meinen Senf dazugegeben. Warum regt sich denn heute niemand über Neuschwanstein auf? Ein Märchenschloss, absolut kitschig für seine Zeit...Nein, im Gegenteil. Wahrscheinlich unser Touristenmekka No. 1 und architektonisches Aushängeschild Deutschlands.


    Als das Beisheim Center am Potsdamer Platz oder das Mainplaza in FFM gebaut wurden, sagten alle:" Tolles Hochaus. Erinnert mich an das New York oder Chicago der 20er und 30er Jahre."
    Ja was soll denn dann dieser Kitsch?

  • Eben. Wie Futz77 sagt: Es sind keine erfundene Gebäude, sondern Rekos. Erfundene Gebäude sind Disneyland.


    Und selbst wenn der Römer Eintritt kostet und es einen Dagobertschen Geldspeicher mit Knusperhexe gibt: Gibts sowas in Deutschland schon? Nein. Vielleicht wärs ganz lustig. Und im Zweifel kann man alles wieder abreißen, wenn man in 20 Jahren merkt, es war Mist.


    Also bitte lieber Gegenargumente bringen, als nur Polemik...

  • @ oeoeoe


    Na wunderbar!!!!!!......


    .......dann laßt uns doch einfach Lebkuchenhäuschen hinbauen.


    Bist du vielleicht der Bartetzko inkognito? :D


    Nein, jetzt ernsthaft: Ich bin gerne zu Disussionen bereit und sehe bei manchen Projekten auch auf der Seite der Reko-Gegner durchaus nachvollziehbare Argumente. Aber die Gegenseite muss auch schon an der Debatte interessiert sein, sonst bringt es nichts. Ich sehe bei deinem Beitrag jedenfalls keinen Ansatzpunkt, sondern leider nur die gebetsmühlenartig wiederholten Phrasen. Ich habe auch im Moment auch keine Lust, schon wieder die ewige "Pro Reko - Contra Reko"-Debatte zu führen, die wir schon hundertmal hatten. An dieser Stelle daher vielleicht nur ein paar Anregungen zum Gedanken machen:


    - Ist das Aschaffenburger Pompejanum nicht viel mehr "Disneyland" (ein idealisiertes - nicht originalgetreues - römisches Wohnhaus, wie es niemals am Main gestanden hat), als es jede Altstadt-Reko wäre?
    - Sind bereits durchgeführte Rekonstruktionen historischer Gebäude mittlerweile nicht längst wieder zu Originalen geworden - und machen sie nicht eine wertvolle Aussage sowohl über die Zeit, aus der das Original ursprünglich stammte, als auch eine Aussage über die Zeit, in der die Reko gebaut wurde (siehe Saalburg: teilt uns etwas mit über die Römerzeit UND über die Wilhelminische Zeit, die sie wiederaufbauen ließ)?
    - Ist es nicht offensichtlich, dass Rekonstruktionen für die Bewohner einer Stadt ein identitätsstiftendes Element darstellen?
    - Gibt es nicht UNZÄHLIGE historische Gebäude auf der Welt, die in Wahrheit Rekonstruktionen sind?

  • Futz77: Im Fall des Potsdamer Platzes geht es um das aufgreifen und interpretieren von Stilelementen aus der Vergangenheit in einem modernen Kontext. Im anderen Fall geht es um die originalgetreue Rekonstruktion alter und verschwundener Gebäude. Für mich besteht da schon ein Unterschied und folglich kann so nicht argumentiert werden. Weder dafür noch dagegen.


    Ich denke auch, dass Rekonstruktion = Identitätsstiftung schlicht zu kurz gegriffen ist. Zeitgenössische Architektur kann zweifellos auch Identität stiften und nicht wenige nicht-Frankfurter identifizieren Frankfurt z.B. eher anhand der Skyline, als z.B. am Römer oder der Paulskirche. Und auch eine Argumentation, es würden historische Aussagen durch so eine Rekonstruktion wiedergewonnen oder sonstige gesellschaftliche Impulse erzielt, finde ich zu allgemein.


    Ich denke, wer eine Rekonstruktion längst verschwundener Gebäude haben will, muss das sehr konkret argumentieren können. Es kann nicht einfach nur darum gehen, was altes und vermeintlich schönes wieder aufzubauen, nur weil es mal da war und weil jetzt Platz geschaffen wird.


    Nicht, dass ich mich hier für oder gegen einzelne Positionen aussprechen will, aber die Argumentation hier erscheint mir in weiten Teilen schlicht zu dünn oder viel zu weit hergeholt.

  • @ Manuel: da sind hier aber schon unzählige Argumente vorgebracht worden, warum ausgerechnet an dieser Stelle rekonstruiert werden soll. Und keines davon war so platt, wie "weil es schön aussieht" oder "weils zufällig mal da stand". Es ging eher um die geschichtliche Bedeutung, die Tatsache dass das Gebiet names "Altstadt" diesen Namen eher schon zu unrecht trägt (sogar das malträtierte Westend dürfte einen höheren Anteil an Vorkriegsgebäuden haben als die Altstadt), den unschätzbaren historischen Wert von Gebäuden wie dem Roten Haus (auf den 3 Säulen) + Goldener Wage + Haus Esslinger + einiger weiterer Gebäude, Ensemblewirkung,...
    Wenn der furchtbare Bundesrechnungshof endlich abgerissen würde, würden die wenigsten von uns die Rekontruktion der Vorkriegsbebauung fordern, eben weil uns dafür die Argumente fehlen würden. Aber auf dem TR-Areal sind die Argumente FÜR die Rekonstruktion nunmal wirklich erschlagend.
    Und zur Frankfurter Identität gehören bei weitem nicht nur die Hochhäuser. Der Fachwerkbau, derzeit einzig verkörpert durch die Ostzeile, gehört da ganz eindeutig dazu.

  • Rohne: Stimmt schon, ich habe mich da etwas zu allgemein geäußert. Ich bezog mich auf Disneyland, Knusperhexe, Weltstadt, Tourismus, Identitätsstiftung und das heranziehen z.B. des Potsdamer Platzes, weil man da einige Stile wiederfindet. - Das sind keine adäquaten Argumente dafür oder dagegen.


    Und natürlich gehören zur Frankfurter Identität nicht nur die Hochhäuser. Aber eben auch. Und folglich ist die Argumentation Rekonstruktion = Gewinnung der Identität eben zu kurz.


    Ich will ja gar nicht sagen, dass es keine Argumente für eine Rekonstruktion geben würde.