Technisches Rathaus und Umfeld - Neugestaltung nach Abriss

  • NewUrban


    Das Thema Stadtplanung sollte man schon mit ein bisschen mehr Gelassenheit und weniger Aufgeregtheit angehen. Der Wiederaufbau der historisch nicht unbedeutenden Häuser ist sicherlich nicht der Untergang der modernen Architektur und auch nicht der Aulöser für unzählige Rekonstruktionswellen. Ob Frankfurt sich der Lächerlichkeit preisgibt, sollte man doch erst abschließend bewerten, wenn die Bauten stehen anstatt nebulöse Zukunftsdiagnosen anzustellen. Zum Thema "banale Zweckarchitektur" empfehle ich zudem das MyZeil oder Opernturm als Gegenbeweis.

  • Genau NewUrban das Frankfurter „Kleinbürgertum“ und ich werden viel Freude daran haben. Ein wenig altes Frankfurt wieder herstellen ist eine gute Sache. Erstens um zu zeigen wie die Frankfurter Altstadt in Teilen mal ausgesehen hat, Zweitens um einige Bausünden vergangener Tage zu beseitigen, Drittens um wieder Menschen in diesen Teil Frankfurts zu holen, Viertens um etwas wiederzuholen, was lange vom Frankfurter „Kleinbürgertum“ vermisst wurde, Fünftens um den Touristen mal wieder ein paar Fotomotive zu geben und auch durch diese den Bereich wieder zu beleben und sicher gibt es noch mehr Gründe dafür.
    Und bitte nicht wieder mit Disney argumentieren, denn Disney sind Gebäude die kopiert an einer Stelle stehen, an der sie real nie gestanden haben, richtiger ist eine originalgetreue Rekonstruktion. Der Samstagsberg am Römer ist der beste Beweis für eine gelungene Wiederherstellung.
    Ich sehe mich als Frankfurter Normalbürger und denke, dass ich so ticke wie die meisten Bewohner dieser Stadt und um die geht’s schließlich, dass den Frankfurtern Ihre Stadt gefällt.
    Ich möchte hiermit keine erneute Diskussion lostreten, andererseits musste ich das mal loswerden, da ich mich normalerweise bei solchen Diskussionen sehr zurückhalte.

  • NewUrban: Schon komisch, dass das, was du als Armenhäuser bezeichnest, noch vor 60 Jahren in jeder Denkmaltopographie der Stadt zu finden, ja sogar im Bezug auf Frankfurter Bürgerhäuser so armen Vorkriegs-Dehio verzeichnet war. Da fällt mir eigentlich nur noch der populäre Spruch eines Dieter Nuhr ein. Mal abgesehen davon, dass diese Diskussion nun schon wirklich 100x hier durchgekaut worden ist.


    Armenhäuser fand man in der Metzger- und Schlachthausgasse südwestlich des Doms, in der Klostergasse nördlich und südlich der Battonnstraße sowie im Umkreis der Schüppengasse (zwischen Kornmarkt und Hirschgraben). Ein Großteil dieser (immer noch gotischen) Gebäude ist zu deiner Beruhigung allerdings schon der Altstadtsanierung der 1930er zum Opfer gefallen. In dem Gebiet, über dessen Wiederaufbau wir hier reden, standen ausnahmslos Bauten des Adels und Patriziats.


    Falls du dich tatsächlich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen willst, lege ich dir das hier sehr an Herz:


    http://www.stvv.frankfurt.de/parlisobj/B_509_2006_AN1.pdf

  • Ob Armenhaus oder nicht, das war und ist kein Kriterium für Denkmalwürdigkeit und Aufnahme in den Dehio. Genausowenig sind historisierende Neubauten denkmalwürdig oder Anwärter für den Dehio. Man wird die Frankfurter Altstadt eben nicht wieder erstehen lassen können, zum einen, weil die historische Bausubstanz verloren ist und nur schlecht imitiert werden kann und darf, da sie heutigen technischen und gesetzlichen Anforderungen widerspräche; zum anderen macht eine historische Altstadt nicht nur die Bausubstanz, sondern gerade auch die durchmischten und tradierten Besitz- und Bewohnerverhältnisse aus - das Leben in und um die Bauten eben -, auch das ist unwiderbringlich verloren. Alles was möglich ist, ist eine Kulissenarchitektur zu schaffen - das ist nicht per se schlecht. Schade zwar um das technische Rathaus (immerhin ein herausragendes Beispiel des Brutalismus), aber das wäre wohl auch ohne die geplante Altstadtrekonstuktion abgebrochen worden. Problematisch bei einer Kulissenarchitektur ist das Vorspielen falscher Tatsachen: historisierende Rekonstuktionen taugen nicht als historische Quellen, werden vom Betrachter aber als solche missverstanden - dem sollte man entgegenwirken; ausserdem ist die Kulissenarchitektur Ausdruck einer Flucht in eine vorgespielte(aber eben nicht echte) Kuscheligkeit, die die Geschichte mit einem zweifehaft romantisierenden Geschichtsbild verwechselt - das lässt tief in die Seele der Rekonstruktionswollenden blicken.
    Aber es scheint eben einen wiederkehrenden kleinbürgerlich-biedermeierlichen Drang zum Romantizismus im Bauen zugeben. Schade auch, weil hier Chancen vertan werden, eine echte Innenstadt entstehen zu lassen, wenn ein an der Realität vorbeigehendes Symbol einer Innenstadt installiert wird. Naja, in ein bis zwei Generationen wird diese Kulisse allein schon aus technischen Erwägungen wohl durch eine neue ersetzt werden, insofern ist der historische Schaden für die Zukunft wohl verschmerzbar. Wer weiss, vielleicht wird in 2070 das technische Rathaus rekonstruiert?
    Grüße

  • Müssen wir hier eigentlich alles 100x durchkauen? Die vorgebrachten Argumente sind in den vorangegangenen Seiten schon dutzendfach widerlegt worden, ohne dass jemand, wie DerFrankfurter schon ganz richtig anmerkte, jemals ernsthaft dargestellt hätte, wie denn die moderne, "ehrliche" Altstadt des Jahres 2009 auszusehen habe. Außerdem habe ich ehrlich gesagt die Schnauze davon voll, mich als Neoromantiker beschimpfen zu lassen, der sich den Opa mit Schleifstein und den Gemüsegarten im Hinterhof zurückwünscht. Dies trifft auf keine Befürworter einer Rekonstruktion zu, den ich bis jetzt kennengelernt habe, und das waren einige.


    Die Moderne hat auf dem jetzt zu bebauenden Gebiet in voller Linie versagt. Auf dem Dom-Römer-Areal, das einst hunderte Gebäude aus rund 800 Jahren Architekturgeschichte beherbergte, befinden sich nun unter zehn Gebäude aus etwas über 50 Jahren Architekturgeschichte, von denen keines zum anderen passt, eine Sammlung von Solitären ohne gesamtstädtebauliche Qualität. Selbst ohne jetzt den naheliegenden Umkehrschluss zu ziehen, dass alle architektonischen Leistungen zumindest in diesem Areal nach 1945 per se schlecht gewesen seien, sagt dies einiges über die Unfähigkeit der sogenannten modernen, postmodernen wie Gegenwartsarchitektur (siehe der ursprünglich hier vorgesehene KSP Engel & Zimmermann-Entwurf) aus, hier eine verträgliche Lösung zu schaffen.


    Dein letzter Absatz klingt wie die allerorten vorgetragenen Ängste des BDA, ohne dass ich dir jetzt wider besseren Wissens vorwerfen wollte, du wärst selber Architekt oder BDA-Mitglied, auch wenn dies manche deiner Überzeugungen erklären würde, die typisch für die geistige Konditionierung an deutschen Architektenschmieden sind. Genauso wenig wie die Altstadt von Breslau irgendwann wieder abgerissen werden wird, weil sie eine Reko ist, oder die Bebauung des Samstagsberges in Frankfurt am Main irgendwann wieder verschwinden wird, so wird auch die "neue" Altstadt nicht wieder verschwinden, und ich denke, das weißt du auch. Natürlich sorgt das für Unruhe in jenen Berufsstand, der sich dem Schweinezyklus Neubau - Abschreiben - Abbruch - Neubau, durchgerechnet auf 50 Jahre mit AutoCAD, verschrieben hat, aber es ist nunmal leider so.

  • Ich sehe das genauso. Offensichtlich gibt es hier eine "Zweimeinungsgesellschaft". Da sind einmal die, welche ganz offensichtlich zur planenden und bauenden Zunft gehören und sich vehement gegen die Rekonstruktionen wehren. Das alles unter Heranziehung von teils wissenschaftlichen Erwägungen, bis zu Herabwürdigungen (wenn nix mehr hilft) der Befürworter, mit Ausdrücken wie etwa "Kleinbürgertum" und was weiß ich noch alles.


    Und dann haben wir noch die andere Gruppe, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das Wiederauferstehen der fraglichen Gebäude (für die erste Gruppe: Das Kleinbürgertum). Und das ist zweifelsohne die Mehrheit.


    Man sollte bei der Gelegenheit mal erwähnen, dass Gebäude nicht von Architekten für Architekten gebaut werden, sondern für die Leute, die damit leben wollen und auch müssen.


    muegoe
    Dein Beitrag geht von allen am meisten an der Realität vorbei. In ein bis zwei Generationen die Bauten wieder abreißen? Ja klar, logisch. Die Römerberg-Ostzeile wird ja sicherlich demnächst nieder gemacht. Und beim Steinernen Haus isses schon lange überfällig (ist auch eine Reko). Man sollte hierbei das Leinwandhaus (ebenfalls Reko) nicht vergessen, steht auch schon viel zu lange. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Selbst der Römer ist von vorn bis hinten falsch. Was meinst du, was da nach dem Krieg noch gestanden hat? Und was die Vorschriften und Standards betrifft, so ist das ebenso falsch. Die Ostzeile ist z.B. ganz nach den damaligen Techniken und Traditionen entstanden. Jedenfalls weit entfernt vom Entwicklungsstand der angehenden 1980er Jahre.


    Noch was. Da der Beitrag von NewUrban nicht ernstzunehmen ist, braucht man auch nicht darauf einzugehen.

  • Banalität kapitalistischer Zweckarchitektur oder ein wiederkehrender kleinbürgerlich-biedermeierlicher Drang zum Romantizismus im Bauen sind in meinen Augen leere Floskel, die ohne Mühe beliebig gebildet werden können. Man könnte auch über eine kleinbürgerlich-biedermeierliche Bauhaus-Kulisse mit einem Drang zum Brutalismus im Bauen schreiben, wenn man es unbedingt will. Im Immobiliengeschäft des Jahres 2009 richtet man sich nicht nach leeren Floskeln, sondern nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen (nicht viel anders als in jeder Zeit davor). Es werden - im annehmbaren Kostenrahmen - Bauwerke angestrebt, die die Menschen ansprechen. Wenn in Frankfurt, Breslau oder anderswo gewachsene altstädtische Strukturen wiederhergestellt werden, ist nichts rückwärtsgewandtes darin - es entspricht den Bedürfnissen der Menschen unserer Zeit.


    Kürzlich hörte ich ein Gespräch einiger Jugendlichen, die die weitgehend erhaltene spätmittelalterliche Altstadt Amsterdams "geil" fanden. So schnell werden sich die Bedürfnisse nicht wieder ändern.

  • Man sehnt sich einfach nach etwas Schönheit und Identität. Modernes Bauen verbietet ja scheinbar jeglichen Bezug zu traditionellen Elementen oder regionaler Baukultur. Als einziger Ausweg bleibt da nur die Rekonstruktion von historischen Gebäuden. Wenn denn ein attraktiver moderner Entwurf vorliegen würde, wäre das Thema Rekonstruktion doch nie aufgekommen.

  • Johnny, das sehnen nach Schoenheit duerfte das Hauptmotiv sein, jedenfalls empfinde ich so. Ich kann mich auch an Bauwerke aus anderen Kulturen erfreuen. Selbst wenn sie in Deutschland stehen. In der Renaissance baute man entgegen dem regionalen Baukulturen, man baute wie man sich die Antike vorstellte. Auch in der Gruenderzeit spielten Arabesken und Morgenlaendische Baustile eine Rolle.
    Jedoch bei der Altstadt wuerde ich sehr ein geschlossenes Ensemble bevorzugen. Eine moderne Bebauung wuerde aber von allen Alternativen die schlechteste sein. Im Industriegebiet oder am Stadtrand macht sich moderne Architektur ganz gut, aber in der Innenstadt wirken kubische Zweckbauten kalt und unschoen.

  • DerFrankfurter: Mit "echte Innenstadt" meine ich nicht allein das Fassadenbild einer Innenstadt, sondern das Gesamtbild: die organische Struktur einer gewachsenen Stadt.
    Natürlich ist es ein Problem, dass im und nach dem Krieg Teile des "Stadtorganismus" amputiert wurden. Aber eine künstliche Prothese ist eben etwas anderes, als ein aus dem Organismus regenerierter "Körperteil" der Stadt. Es ist m.E. nicht zielführend, eine neue Superstruktur zu schaffen, egal, ob diese nun funktionalistisch oder historisierend aussieht. Es geht mir dabei nicht allein um die Fassadenoptik, sondern um die Art des Stadtorganismus, der neu entstehen sollte, z.B. durch einen Mix von Eigentümern (bzw. Bauherren) und Architekturen sowie durch eine heterogene Nutzung - und natürlich auch durch die Möglichkeit, einzelne Teile zukünftig auch zu verändern, anzupassen, um- oder neuzubauen. Eine lebendige Innenstadt ist kein Museum.
    Das ist kein Konflikt zwischen Moderne und Historismus, sondern eher eine Frage, wie man einen Innenstadtneubau (und technisch gesehen hat man hier nichts anderes vor, unabhängig davon, ob auf neu oder auf alt getrimmt) insgesamt angeht. Ein Einzelentwurf eines Architekturbüros oder sehr eng(stirnig) gefasste Gestaltungsrichtlinien halte ich für fatal. Weder habe ich etwas gegen modernistische noch gegen historisierende Formen, aber ich halte es für einen Irrglauben, man könne Geschichte neu schaffen. Die historische Altstadt Frankfurts ist untergegangen, unwiederbringlich, das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Man kann nur neues dort schaffen - das neugeschaffene kann alt aussehen, es kann neu aussehen, in beiden Fällen wird es aber nicht den Verlust der historischen Substanz ersetzen können.
    Wer glaubt, er könne den Verlust ungeschehen oder auch nur unsichtbar machen, hängt einer Lüge an.
    Wer nur etwas heimelige "schöne" Optik haben möchte, meinetwegen - das ist nicht meine Diskussion. Ich weise lediglich darauf hin, dass eine Rekonstruktion eben kein Denkmal ersetzen kann, das untergegangen ist; es besteht vielmehr die Gefahr, Geschichte zu verfälschen. Ich habe nichts gegen eine Rekonstruktion, ich wehre mich nur gegen den Gedanken, dass eine Rekonstruktion uns wirkich das vergangenene wiederbringen könnte.

  • @RMA2000: Warum diese Vorurteile gegenüber Architekten oder BDA (nein, ich bin nicht Mitglied)? Zum einen ist der überwiegende Teil der Architektur in Deutschland nicht den Architekten, sondern deren Bauherren zu verdanken, zum zweiten gibt es keine einheitlichen Strömungen in den "Architektenschmieden" - schon gar keine "Konditionierung". Es gibt keine Verschwörung der Architekten, Architekten bauen heute modern-futuristisch, sie bauen postmodern-eklektizistisch, sie bauen rekonstruierend und historistisch, machne machen auf pittoresken Hundertwasserbau, und die meisten bauen sowieso nur, was der Bauherr will; das ist das eigentliche Problem.


    @RMA200 und @Beku_bus:
    Ausserdem ist es so, dass Bauten im Schnitt nach 50 bis 100 Jahren ersatzreif sind, das gilt für heutige Bauten wie für die der vergangenheit. Ja - es gibt Ausnahmen, die viele Jahrhunderte durchstehen (allerdings nur durch kontinuierliche Instandhaltung und Instandsetzung, die ihrerseits bestandsverändernd ist), andererseits aber auch Beispiele von Bauten, die kurz nach Fertigstellung schon wieder umgebaut oder neugebaut werden mussten. Auch Rekonstruktionen haben keine höheren Halbwertszeiten als andere Bauten, wie z.B. die rekonstruierten Fassaden am Mainzer Markt, die in den Siebzigern entstanden, mittlerweile schon durch die zweite version ersetzt wurden - eben, weil es hier nur um die Optik geht, nicht um die tatsächlichen historischen Quellen entsprechenden Konstruktionen und Fügetechniken. Nein, mit heutigen Brandschutz- und Energieeinsparvorschriften ist es schlicht unmöglich, in historischen Techniken zu bauen, ganz abgesehen davon, dass vor dem 20. Jh. Material teuer und Arbeitskräfte billig waren - heute ist es umgekehrt. Insofern sind die überwiegenden Anzahl der Rekonstruktionen eben nur Imitationen; an deren Steinen kann man nicht die Handschrift des Steinmetzes ablesen, an deren Holzverbindungen kann man nicht die historischen Fügetechniken erkennen, in deren Zwischendecken kann man keine Archäologie betreiben, ganz abgesehen davon, dass ihnen die zahlreichen Brüche und Spuren unterschiedlicher Nutzungen und Anpassungen völlig abgehen.

  • Bevor ich hier unter fremden Vorurteilen erstickt werde, möchte ich klarstellen, dass ich nichts gegen historisierende Optik habe. Ich hatte lediglich eingangs klarstellen wollen, dass Denkmalwert (und damit einhergehend Aufnahme in den Dehio) nicht von der Schönheit oder dem Reichtum der Besitzer abhängig war und ist, sondern vom historischen Wert. Wenn dieser Wert vergangen ist, kann er nicht wiederhergestellt werden. Rekonstruktionen sind eben keine Denkmale mehr, sie fallen nicht unter den Denkmalschutz (und landen auch nicht wieder im Dehio).
    Die Debatte, ob historisierende oder zeitgenössische Fassaden errichtet werden, ist m.E. nachrangig - viel wichtiger ist doch, was von der zukünftigen Innenstadt erwartet wird - über die blosse Fassadenoptik hinaus. Wer Architektur nur auf die Optik reduziert, hat ihren Zweck nicht verstanden. Gebäude dienen doch etlich viel mehr Zwecken, als nur Kulisse zu sein (egal ob "historisch" oder "modernistisch").


    Grüße


    MMG

  • Was kann Pfaff bewirken?

    - Wird er Bangert zähmen oder muss doch noch die Schirn insgesamt abgerissen werden?
    - Ist er engagiert für richtige Rekonstruktionen oder wird er nur die gestellte Aufgabe durchboxen wollen?
    - Freut er sich auch nur wie die Vorsitzende des Dom-Römer Ausschuss Heike Hambrock ("Wir können eine sehr schöne moderne Architektur bekommen......") über zusätzliche Möglichkeiten zeitgenössischer Architektur in der Altstadt oder will er ernsthaft möglichst viele Rekonstruktionen und somit ein erlebbares Ensemble ermöglichen?

    "Der Mann für schwierige Fälle".
    fr-online vom 20.05.2009
    http://www.fr-online.de/frankf…er-schwierige-Faelle.html

    Kurz noch vorab:
    So breitgetretene Debattenphasen wie sie hier wieder von muegoe losgetreten werden sollen, mit diesen zum größten Teil künstlich und wichtig hervorgehobenen, für die Rekonstruktion nicht relevanten Statements (Beispiel: "dass eine Rekonstruktion eben kein Denkmal ersetzen kann, das untergegangen ist"), haben mit den Notwendigkeiten und den Gründen für die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt so viel zu tun, wie die Beschreibung der Wesensart eines gefällten Baumes im Vergleich mit der Neubepflanzung der Parklandschaft auf selbigem Areal.

    aber, hier nun mal praktisches von einem Bürger:

    Wie sind Frankfurter Altstadt-Häuser zu finanzieren?

    Einmal editiert, zuletzt von RobertKWF () aus folgendem Grund: t

  • Wie sind Frankfurter Altstadt-Häuser zu finanzieren?

    Zum Beispiel könnten die in Frankfurt ansässigen Banken jeweils eines oder mehrere Altstadthäuser finanzieren und danach eine art lebenslange Patenschaft für diese übernehmen um den Erhalt und die Qualität sicherzustellen.
    Dafür können sie u. a. am und im Altstadt-Haus (in dezenter Form) und auch sonst mit ihrem Engagement werben.

    Vorangehen könnte z. B. die Deutsche Bank mit der Rekonstruktion von zwei oder besser drei zusammenhängenden, eher unscheinbarer Altstadthäuser, damit der Wettbewerb um das größte und teuerste Gebäude, nicht die kleineren Banken abschreckt. Denkbar sind natürlich auch andere Formen, wie z. B. der Zusammenschluss mehrer Banken für ein Objekt.

    Dies könnte vielfältige Wirkungen haben. Unter anderem:

    - Auch Nicht-Banken beginnen sich verstärkt zu engagieren.
    - Das Engagement repräsentiert die Identifizierung einer Bank mit dem Standort Frankfurt.
    - Es symbolisiert eine Art Wiedergutmachung oder auch Entschuldigung für die derzeitige, von den Banken mit verursachte Finanz- und daraus entstandene Wirtschafts-Krise.
    - Werbung mit einem sympathischen Medium mittels verhältnismäßig wenig Kapitaleinsatz.
    - Kontrapunkte zu den unterkühlten reinen Business-Hochhäusern.
    - Lebensqualität und Erlebnis-Areale für noch zu gewinnende und haltenswerte Human Resources.
    - Räume für Events und extravagante Bewirtungen als auch extravagante Gäste-Unterkünfte, und und und. Die Fachleute in den Firmen werden schon weitere Nutzungs-Möglichkeiten erschließen.

    (Niemand muss wirklich Angst vor einer Rekonstruktion der Altstadt-Häuser in Frankfurt haben. Ein Wiederaufbau ist weder etwas "böses aus der Bevölkerung", noch tut es weh oder bereitet sonst wie seelische oder körperliche Schmerzen. Auch ist es keine Krankheit oder Seuche, obwohl es durchaus ansteckend sein kann)

  • Ach ja, die Banken sollen die Bestellung übernehmen und ausgleichen ? Nette Idee! Haben ja auch die Finanz- und Wirtschaftskrise (mit)verursacht, gelle?


    Was wir jetzt erleben ist doch die Live-Aufführung des Märchens "Des Kaisers nackte Kleider". Die Banken hatten nie das viele Geld, haben aber Teufel komm raus jedem (vor allem auch den zahllosen öffentlichen Händen) welches in immer größeren Mengen überlassen. Nun ist das Kartenhaus zusammengebrochen und jeder soll nachfinanzieren....


    Wir haben nun auf Jahre kein Geld mehr und müssen auf Sicht erst mal kräftig entschulden. Das gilt für unsere Stadtverwaltung (mit ihren Schattenhaushalten), die weiter munter ausgeben will bei wegbrechenden Einnahmen und erst recht für die hier ansässigen Banken, die härter denn je um das Überleben kämpfen müssen.


    Mich würde es sehr freuen, wenn alle, die sich für die Neugestaltung so engagieren, statt nach Staat und Großkapital zu rufen, ein bürgerliches Engagement lostreten würden mit Fundraising noch und nöcher, damit dann auch die lokalen Firmen sich mit engagieren können in einem zweiten Schritt. Und wenn das 25 Jahre dauert, nicht schlimm, einen besseren Anschauungsunterricht für (Wirtschafts-)geschichte kann man einer ganzen Generation nicht geben.

  • Wiie wäre es, wenn die vor Dir hier vertretene Mehrheit der Frankfurter Bürger, also immerhin gut 300000 Leute, pro Kopf zehn Euro bezahlen und eine Verpflichtung eingehen, nach der sie und ihre Nachkommen den Unterhalt dieser Häuser - so viel ist das bei der Menge an Menschen ja nicht - für die nächsten hundert Jahre tragen.
    Damit wäre zum einenn bewiesen, dass es wirkich eine solche Mehrheit gibt, die ein Interesse an einer Rekonstruktion der Altstadt hat, und zum anderen wäre die Finanzierung gesichert.


    Und bitte: Keine einzelnen Großspender sondern wirklich zehn bis zwanzig Euro pro Spender.


    Ich glaube, über ein "Wie, ich soll etwas dafür tun?" schwindet das wahrnehmbare Interesse von einer vorgeblichen Mehrheit auf die wenigen, die um so lauter predigen.


    Im Übrigen: Wenn das Ganze aus Steuergeldern finanziert würde, kämen ja genau diese Kosten effektiv auf jeden Bürger der Stadt zu, ob es ihm nun gefällt oder nicht - da ist die vollständige Spendenfinanzierung doch nur gerecht.

    Einmal editiert, zuletzt von Xalinai () aus folgendem Grund: typo

  • Ich denke, die Frage, wie man die Altstadtbauten finanziert werden, ist erst der zweite Schritt nach dem vorangehenden Problem, was denn überhaupt zu bauen ist (unabhängig der Fassadenoptik). Soll in der Altstadt gewohnt werden? Gearbeitet werden? Setzen sich da Banken und Versicherer mit ihren Großraumbüros rein, vor die sie Fachwerk kleben, oder geht man das kleinteiliger an? Wie flexibel sollen die Grundrisse genutzt werden, wer soll sie nutzen?
    Klar, mir gefiele am besten, wenn sich (wie im historischen Vorbild oder in anderen ALtstädten) im Erdgeschoss Läden, Galerien, Gastronomie etc. ansiedeln, darüber Wohnen und vereinzelt ev. Dienstleister (Praxen, Kanzleien etc.). Bei Wohnen folgt zwangsläufig die Frage, welches Wohnen: Eigentum/Miete? Großflächige Luxuswohnungen mit Dom- oder Skylineblick oder doch eher kleinere Zuschnitte? Familien oder doch eher reiche Ruheständler und Betriebswohnungen für Vorstände, die zweimal im Monat auf eine Nacht in ihr Appartment kommen? Mir am liebsten wäre eine durchmischung (aber da haben Investoren so ihre Probleme mit) Erst wenn klar ist, was in die zu schaffenen Bauten einzieht, kann auch darüber nachgedacht werden, mit welchen Mitteln sie sinnvoll zu realisieren sind. Ich halte es für eine große Gefahr für Innenstädte, wenn Ihre Entwicklung einem Investor in die Hand gelegt wird.
    Ich denke auch, dass die Opitk in gewissen Teilen der Nutzung folgen muss. Dabei kann man natürlich Leitlinien formulieren, die an die Kleinteiligkeit und die Anmutung historischer Vorbilder anknüpft. Aber zuerst mit Sponsorengeldern Fachwerkhäuser detailgenau wiedererrichten und dann einen Nutzer suchen, der bereit ist, mit einem unpassenden Grundriss und auf Miete oder Kaufpreis umgelegten Herstellungskosten zu leben, wird nicht funktionieren. Es ist unter Denkmalpflegern und Altbausanierern eine Binsenweisheit, dass Häuser nur erhalten werden können, wenn sie auch genutzt werden.
    Grüße

  • Da sprichst Du, glaube ich, das am meisten kontroverse Thema an.
    Soweit ich es verstanden habe, schwanken die Rekonstruktionsfans zwischen einer kulturellen Nutzung und einer gemischten Wohn-, Gastronomie- und Kleingewerbe-Nutzung.


    Kulturell ist nett gedacht, muss aber dann, weil die Gebäude an sich nichts einbringen aus Steuergeld finanziert werden (ganz oder teilweise).


    Eine Gewerbenutzung, also mit Ladengeschäften, funktioniert, so wird es dargestellt, in anderen rekonstruierten, meist jedoch historisch erhaltenen Städten - dazu kommen dann Verweise auf Aschaffenburg, Seligenstadt und ähnliche Orte.
    Dabei wird dann gerne Übersehen, dass Läden zu einem großen Teil von der Laufkundschaft leben, also darauf angewiesen sind, dass eine große Zahl von potentiellen Kunden vorbeikommt, von denen Einzelne dann den Laden betreten, wovon wieder nur ein Teil zum Umsatz beiträgt. In den Beispielorten befinden sich diese Gebäude gewöhnlich in einem Teil der Stadt, der seine Funktion als geschäftliches Zentrum der Stadt nie wirklich verloren hat.


    In Frankfurt hatte der Niedergang der Altstadt als Wohn- und Geschäftsviertel jedoch schon vor der Zerstörung eingesetzt. Der Bereich nördlich der Altstadt, schon im Bereich der heutigen Einkaufsmeile mit den dort entstandenen großen Warenhäusern zog Umsätze, Händler und damit Einkommen aus der Altstadt ab. Die Annahme, dieser Vorgang sei im heutigen polyzentrischen Frankfurt in einem Umfang reversibel, dass eine sich selbst finanzierende Dienstleistungs- und Einkaufszone im Bereich zwischen Main und Braubachstraße entstehen kann ist meiner Meinung nach heftiges Wunschdenken, man beobache nur einmal den Abfall der Passantenzahl von Zeil zur Töngesgasse.


    Bleibt die gastronomisch/touristische Nutzung in Kombination mit Wohnnutzung. Da assoziiere ich in Frankfurt zunächst Bembelgemütlichkeit, wie sie in diesem Bereich vor dem Krieg anzutreffen war und wie sie heute in den Köpfen der Frankfurttouristen durch die Lokale Sachenhausens repräsentiert wird.
    Auch dazu gehört eine gewisse Dichte an ähnlichen, jedoch nicht identischen Lokalen. Es kann also nicht bei ein oder zwei Lokalen mittlerer Größe bleiben, sondern es müssen einige Restaurants, Kneipen und U