Die ewige Hochhausfrage - das Original seit 2003

  • Die "Hochhausfrage"/ Folgen des Bürgerentscheids

    Hochhaus-Streit entbrennt erneut

    Denkmalrat kündigt Protest gegen Ensemble am Birketweg an


    VON MATTHIAS KRISTLBAUER


    Das geplante Hochhaus-Ensemble auf den Bahnflächen am Birketweg in Neuhausen stößt auf Ablehnung. Weil die vier 80 bis 120 Meter hohen Türme die Stadtsilhouette und den Blick auf Schloss Nymphenburg beeinträchtigten, meldete der Landesdenkmalrat Protest an. Auch im Stadtrat ist das Vorhaben umstritten, bei dem erstmals in München mehrere Hochhäuser auf engem Raum gebaut werden.


    Nachdem Bahn und Post das Gelände entlang der Bahngleise freimachten, soll beiderseits der Wilhelm-Hale-Straße ein eigenständiges Stadtquartier für 5000 Einwohner und 5000 Arbeitsplätze entstehen. Geplant ist sogar eine neue S-Bahn-Station an der Friedenheimer Brücke.


    Prägendes Element des Areals soll eine Hochhausgruppe sein. Zwischenzeitlich waren sogar bis zu sechs Türme und Höhen bis 170 Meter im Gespräch. Die Vorschläge aber wurden verworfen, weil der Hochhaus-Ring das Stadtbild gravierend beeinflusst hätte. Nun favorisiert das Planungsreferat eine Lösung mit vier Hochhäusern mit Höhen von 80 bis 120 Metern. Diese Variante solle auch dem Bebauungsplanverfahren zu Grunde gelegt werden, erklärt Stadtbaurätin Christiane Thalgott (parteilos).


    Doch auch bei dieser Lösung wird das Hochhaus-Quartett von Schloss Nymphenburg aus zu sehen sein und klar den Südflügel der Anlage überragen. Der Landesdenkmalrat protestiert. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Gremium in einer Resolution darauf verwiesen, "dass historische und baukünstlerische Platz- und Straßenräume unbeeinträchtigt bleiben" müssten. "Das trifft genauso für den Birketweg zu", sagt der Vorsitzende des Landesdenkmalrates, der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle. Für November plant der Rat eine weitere Resolution, in der explizit das Neuhausener Hochhaus-Quartett kritisiert werden soll.


    Auch im Stadtrat regt sich Unmut. "Das ist eine schwere Beeinträchtigung für die Stadtsilhouette", schimpft die Stadträtin Elisabeth Schosser (CSU). Die Hochhäuser dürften nur so hoch werden, dass diese Schloss Nymphenburg nicht überragten.


    Die planungspolitische Sprecherin der SPD, Constanze Lindner-Schädlich, erklärt hingegen, "der Entwurf ist besser geworden". Es sei sinnvoller, Hochhäuser zu bauen, als die notwendige Geschossfläche in die Breite wachsen zu lassen. "Das würde einen wesentlich größeren Eingriff in den Hirschgarten bedeuten." Im November solle im Stadtrat über den Bebauungsplan beraten werden. "Das wird nicht ohne Diskussionen ablaufen", ist sich die SPD-Planungsexpertin sicher.


    Stadtbaurätin Thalgott verteidigt die Pläne. Die Hochhaustürme seien nur von bestimmten Standorten vor dem Schloss zu sehen. "Man blickt also nicht in Richtung Schloss, sondern in die Innenstadt." Zudem solle die endgültige Höhe der Türme erst noch festgelegt werden.


    mm


    Datum: 15.10.2003

  • *arrrgh*


    komm grad aus münchen und kam wieder mal zu erkenntnis dass die stadt einfach viel mehr hochhäuser, wenn nicht einen cluster braucht. münchen ist eine wunderschöne stadt - aber dieser "einheits-häuser-brei" bringt mich um!


    ps. von norden her bin ich über die a92 reingefahren. von dort hat man nun ein paar wunderschöne sichten auf das uptown. nur schade halt dass es so alleine rumsteht.. :rolleyes:

  • Das ist doch alles halb so schlimm... die Stadtspitze steht in München hinter neuen Hochhäusern - da kann die CSU Fraktion soviel kritisieren wie sie will (ohne Mehrheit bringt das nichts).


    Die Hochhäuser sind eh schon fast beschlossene Sache - das einzige was noch variieren kann sind die Höhen. Viel mehr als 120m war da eigentlich eh nie drin und diese Proteste sollen nur dafür sorgen dass es dabei bleibt.

  • Ich denke mal das das wieder Typisch Münchner Ansicht der Dinge ist. Vielleicht werten die Hochhäuser die Münchner Skyline sogar richtig auf. Auch die Sache das die Hochhäuser den ich glaube südlichen Seitenflügel des Schloß Nymphenburg überagen könnten als ziemlich blödsinnig. Es wurden bestimmt schon tausende Fotos vom Schloss Richtung Osten gemacht. Vielleicht wird die Sicht dann sogar aufgewertet Und noch was.
    Sogar der Buckinham Palace wird ein wenig von Hochhäusern überagt und es stört die meisten nicht.

  • Also so ganz blödsinnig finde ich das Argument des Denkmalrates eigentlich nicht. Der Hochhausstandort ist auch nicht unbedingt optimal... anstatt die Hochhäuser im Westen Münchens zu verstreuen sollte man sich lieber auf einen Standort einigen (die Gegend um die Donnersberger Brücker wäre eigentlich ideal) und dort bauen. Das würde keine Sichtachsen zerstören und wäre trotzdem näher an der City.

  • Dem stimme ich zu. Was nützt es wenn ich im Westen, Osten, Norden und Süden Hochhäuser stehen habe über die sich verwirrte Liebhaber von Freiluft-Museen aufregen und unzufriedene Futuristen denen ihre Skyline weiter verwehrt bleibt :)
    Warum nicht einfach Alt-München und Neu-München, also einen alten Stadtkern, der natürlich erhalten bleibt und einen neuen mit zeitgemäßen Baustil....

  • Also ich weiß nicht so recht ob ein zweites Zentrum möglich wäre - wenn dann wäre ein solches nur jenseits des mittleren Ringes denkbar und läge dann sehr ungünstig. Ich denke eher dass München an verschiedenen Stellen verdichtet werden könnte (wie z.B. der Arabellapark), ein einziges Gebiet hierfür auszuwählen halte ich aber für kaum realisierbar.

  • Ich kenne mich in München nicht besonders gut aus, aber es erinnert schon ein wenig an die Kölner Probleme in Sachen Hochhausbau.

  • Schon mal daran gedacht, daß man in 200 Jahren die jetzigen "modernen" Gebäude als "klassisch", um nicht zu sagen, altmodisch, empfinden könnte?


    Altmodisch finde ich die funktionalistische Moderne schon lange. ;)
    "Klassisch" nur den wirklichen Kleingeist, der daran weiterhin festhält.

  • Volle Zustimmung TowerCat!


    Eigentlich niemand in diesem Forum lehnt traditionelles Bauen oder Rekonstruktionen ab. In Wahrheit sind die ganzen Glaskasten-Liebhaber nämlich durchaus auch gegenüber allen anderen Architekturstilen aufgeschlossen bzw. selbst starke Befürworter.


    Sicherlich bleibt es dem Geschmack eines jedem einzelnen überlassen, was ihm gefällt und was nicht. Allerdings muss jeder erkennen dass die Moderne einfach die Norm und das Maß aller Dinge unserer zeitgenössischen Architektur ist. Also warum sich jedes mal aufs neue drüber aufregen dass 'schon wieder' modern gebaut wird? Kein Problem wenn dem einen oder anderen der moderne Stil einfach nicht zusagt, aber diesen ständig in Frage zu stellen und gleichzeitig die Antwort in den Relikten vergangener Zeiten zu suchen, das geht einfach an den Realitäten vorbei. Doch damit nicht genug, denn oftmals grenzt diese teils kategorische Ablehnung hier schon fast an Fanatismus und entsprechend überdeutlich bis anstößig sind dann auch die Kommentare. Für mich disqualifiziert sich selbst, wer solche eine Intoleranz und Naivität an den Tag legt.


    Denn wir hier sind nicht der 'Feind'. Wir haben unser Interesse nur auf ein größeres Spektrum ausgeweitet - das einzig Wahre und die objektive Schönheit gibt es nämlich nicht!

  • "Allerdings muss jeder erkennen dass die Moderne einfach die Norm und das Maß aller Dinge unserer zeitgenössischen Architektur ist."


    Der bloße Begriff "Moderne" sagt nichts aus, also kann man ihn nicht zur Norm erklären wenn er nicht definiert wird. Wenn der funktionale Bauhaus-Klon oder die Vollglasfassade damit gemeint ist widerspreche ich deiner Aussage absolut.
    Eine Moderne kann auch anders aussehen, ohne sich nur auf "Relikte vergangener Zeiten", zu berufen, entschuldige aber solche Aussagen finde ICH wiederum anstößig.
    Der link am Ende zeigt zeitgenössische Architektur der anderen Art (ich sage dazu, auch dort ist manch kritikwürdiges dabei), derartiges ist hierzulande leider nicht zu finden, da wir leider einem sehr "kleingeistigen" und überholten Modernitätsbegriff nachhängen während in anderen Ländern bereits längst ein neuer Weg jenseits von schlichten Kuben und eintönigen Lochfassaden beschritten wird. Hier wird eine Formgebung wiederentdeckt über die bei uns in Deutschland noch angestrengte moralinsaure Diskussionen im Stil von "Legitimation von Rundbögen und Säulen" geführt werden. Typisch deutsch und wirklich kleingeistig. Und wir sind mal wieder Jahre hintendrein und bauen weiter denselben langweiligen Stiefel. Ladenhütermoderne ist das doch.


    Ich wollte aber ebensowenig wie TowerCat irgendjemanden hier angreifen. Es ist einfach nur der Austausch unterschiedlicher Meinungen.
    Aber es verläßt das eigentliche Thema hier und drum halt ich jetzt wieder meinen Schnabel :D:).


    http://www.atelier-art-urbain.com

  • Ich muss das jetzt nicht genau definieren, weil du sowieso genau weißt was ich gemeint habe. Aber diese Reaktion ist mal wieder typisch - "Relikte vergangener Zeiten" ist von meiner Seite nämlich in keiner Weise negativ behaftet...

  • Dann habe ich das mißverstanden und entschuldige mich dafür. Wie gesagt, ich will genausowenig wie ihr irgendeine feindselige Stimmung erzeugen. Also beenden wir diese Randdiskussion die ja eigentlich auch nicht zum Thema gehört. :)

  • Architektur in seiner ganzen Vielfalt und die daraus resultierenden Kontraste lassen für mich eine Stadt in ihrem Erscheinungsbild wachsen. Daher begrüsse ich es um so mehr das Hochhäuser von einer Quallität des Highlights in München gebaut werden. Aber wiederum auch darauf geachtet wird das in solch Urbaner Umgebung sprich Uptown auch ein Park direkt am Tower seinen Platz findet.


    Es lebe der Kontrast und die Vielfalt der Architektur:)

  • Und der Streit geht weiter :D


    Der umstrittene Turmbau zu Neuhausen


    Verschandelung oder Aufwertung: Im Stadtrat scheiden sich die Geister über ein Hochhaus-Projekt am Birketweg Von Wally Schmidt



    Es wäre ein einmaliges Wohn-Vergnügen: Leben in einem Hochhaus, 120 Meter über der Stadt, unten der Hirschgarten. Münchens erster Wohn-Riese könnte an der Friedenheimer Brücke stehen, umgeben von drei Büro-Türmen. Am Birketweg ist auf engstem Raum ein Hochhaus-Ensemble aus vier schlanken Türmen mit 80 bis 120 Metern Höhe geplant – alternativ dazu müssten zu beiden Seiten der Brücke viel niedrigere, aber dafür äußerst massive Gebäudekomplexe entstehen. Am 26. November soll im Rathaus der erste Planungsschritt für das Projekt erfolgen, doch vorab gibt es im Stadtrat erhebliche Bedenken gegen das Hochhaus-Quartier.



    Die Sicht vom Hauptgebäude des Schlosses Nymphenburg aus werde in Richtung Innenstadt „schwierig“, befürchtet Stadträtin Constanze Lindner-Schädlich, planungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Denn die vier Hochhäuser würden über das Südliche Schlossrondell hinausragen – das Stadtbild könnte beeinträchtigt werden. Also keine Hochhäuser am Birketweg bauen und stattdessen die Büros und Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäudekomplexen unterbringen? Das wäre auch keine ideale Lösung, meint die Stadträtin. Das Neubauprojekt beinhalte etliche Konflikte. „Wir werden das Projekt in der Fraktion diskutieren – mit allen Auswirkungen“, sagt Lindner-Schädlich. Anfang November soll dies geschehen.



    Etwa zur selben Zeit will sich auch die CSU-Fraktion ihr Urteil bilden. „Wir haben bisher noch nicht darüber diskutiert“, sagt die Neuhauser Stadträtin Elisabeth Schosser. Generell befürworte ihre Fraktion zwar Hochhäuser, aber die vier Türme am Birketweg „sind nicht ganz unumstritten“. Schosser selbst wendet sich gegen das Wolkenkratzer-Ensemble: „Das ist eine Verschandelung der Stadtsilhouette.“ Die Türme dürften in keinem Fall so hoch werden, dass sie über das Schlossrondell hinausragen.



    Die CSU-Politikerin machte bereits im Frühjahr gegen das Projekt mobil. Damals waren fünf Hochhäuser am Birketweg vorgesehen, was bereits im Vorfeld massive Kritik auslöste. Das Planungsreferat kippte deshalb den Entwurf für den Bebauungsplan und legte das Papier gar nicht erst dem Stadtrat zur Entscheidung vor. Der neue Entwurf sei viel besser als der im Frühjahr präsentierte, stellt Lindner-Schädlich jetzt klar.



    Stadtbaurätin Christiane Thalgott hält die vier Hochhäuser für „die beste Lösung“. So heißt es in der Beschlussvorlage, die sie am 26. November im Rathaus zur Abstimmung vorlegen will. Die Türme an der Friedenheimer Brücke seien für das Stadtbild verträglich. Die künftige Skyline über dem südlichen Schlossrondell sei „Ausdruck dafür, dass München eine lebendige Stadt ist, die sich architektonisch verändert und so den Zeitgeist widerspiegelt“, meint Thalgott.



    Für das Neubauprojekt waren mehrere Alternativen im Gespräch: Türme mit bis zu 170 Metern Höhe, sechs viel niedrigere Hochhäuser und scheibenartige Gebäudekomplexe. Jetzt sollen auf beiden Seiten der Friedenheimer Brücke jeweils zwei Hochhäuser entstehen. „Die endgültige Höhe der Einzelgebäude wird im weiteren Planungsverfahren festgelegt“, kündigt Thalgott an. Gleichzeitig räumt die Stadtbaurätin aber ein, dass „die Circle-Anordnung schon bei einer Maximalhöhe von 120 Metern das Stadtbild gravierend beeinflussen würde“. Aber aus einer anderen Perspektive: Insbesondere von Osten, vom Steinernen Saal des Maximilianeums aus, würden sich die Hochhäuser mit den Türmen der Frauenkirche überlagern. Dies habe eine Analyse des Planungsreferates ergeben, wonach die 120-Meter-Türme am Birketweg das Stadtbild negativ beeinflussen könnten.



    Neuhausen soll nach Einschätzung des Planungsreferates stark von dem Projekt profitieren. Rund um Birketweg und Wilhelm-Hale-Straße entstehe mit den geplanten Büros und Wohnungen ein „eigenständiges Quartier, das zu einer Aufwertung des Ortes beiträgt“. Noch ist das weitläufige Gelände mit vielen kleineren Gewerbebetrieben bestückt: Schrottfirmen, Autowerkstätten, Speditionen.



    Die Aurelis Real Estate, eine Immobiliengesellschaft zur Verwertung der Bahnflächen, will das 19 Hektar große Areal vermarkten. Als Erstes ist es notwendig, dass die Stadt für das neue Quartier umfangreich Baurecht schafft. Thalgott geht davon aus, dass in dem Neubaugebiet einmal 5000 Menschen wohnen und weitere 5000 arbeiten werden.



    Neuhausen werde dann im Verkehr ersticken, befürchtet Stadtteilchefin Ingeborg Staudenmeyer (SPD). Denn die Verwaltung habe für die vielen Büro- und Wohnneubauten entlang den Gleistrassen kein schlüssiges Verkehrskonzept erarbeitet. Die vier Hochhäuser am Birketweg hält die Stadtviertelpolitikerin aber „nicht für so störend“.



    Quelle: Süddeutsche Zeitung

  • Oje da is noch eine Menge Überzeugungsarbeit nötig. Damit die Hochhäuser wirklichkeit werden :(


    Aber irrgendwie glaube ich das dort Hochhäuser gebaut werden. Vermutlich wird es letztendlich auch auf die Qualität der Tower ankommen ob sie verwirklicht werden.

  • Original geschrieben von Jai-C
    Und der Streit geht weiter :D


    Der umstrittene Turmbau zu Neuhausen


    Es wäre ein einmaliges Wohn-Vergnügen: Leben in einem Hochhaus, 120 Meter über der Stadt, unten der Hirschgarten.


    Ich fang' schon mal an zu sparen;)