Wohnhochhäuser in Frankfurt

  • Hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich überrascht dass das Teil ein Flop wird. So Dinge wie das Umfeld spielen bei der Attraktivität eines Wohnhochhaus-Standortes nunmal auch eine nicht unbedeutende Rolle. Und 70er-Jahre-Platte hat es generell halt auch nach Sanierung und Umbau nicht einfach, schon gar nicht wenn die Zielgruppe Mittelschicht oder höher heißt.
    Von reinen eher teureren Wohnhochhäusern in der Innenstadt hingegen bin ich nach wie vor überzeugt dass die sich rentieren würden.

  • Meiner Meinung nach wäre ein Wohn-Glashochhaus in Innenstadtlage mit Sicherheit erfolgreich. Davon gibt es ja schon einige (Skylight, Eurotheum usw.) die auch ordentlich vermietet sind. Überhaupt steigt allgemein die Akzeptanz von (!!!Glas!!!-) Hochhäusern in der Bevölkerung wenn sie in größerer Anzahl vorhanden sind (Cluster). ;)

  • Naja, Skylight und die paar Wohnungen im Eurotheum sind doch absolute Nischen. Eurotheum ist zumindest so eine serviced apartment Sache. Da gibt's nicht viel Markt für.


    Was ich nicht verstehe ist, warum man nicht 1:1 Konzepte aus Rotterdam oder auch Vancouver kopieren kann. Dort scheint der Wohnhochhaus Markt zu boomen.


    Im Montevideo in Rotterdam gibt's ganz oben noch Skyapartments von 144m² bis 262m² für ca. 700 000 - 1,2 Mio €


    (http://www.montevideo-kopvanzuid.nl/)

  • Jedenfalls frage ich mich warum man ausgerechnet in Höchst in einem Wohnhochhaus wohnen sollte?? Ich finde alle Wohnhochhäuser ausserhalb der Innenstadt werden immer den Touch von "Platte" haben.

  • Vor allem wenn es "Platte" ist! Verstehe auch nicht warum man sich nicht moderne Wohnhochhäuser anderer Länder als Vorbild nimmt. Vor allem Rotterdam oder Wien zeigen doch wies geht. Aber auch in anderen Städten wie z.B. Bratislava werden gerade zig Wohnhochhäuser (nein, keine Platten!) hochgezogen.

  • Ganz klar, der Fehler lag darin, genau das als "Wohnhochaus" herrichten zu wollen, was das schlechteste Image von allen Wohnungsbautypologien in Deutschland hat.



    Das kommt ganz darauf an, wo das Gebäude steht und wie gut die Modernisierung durchgeführt wird. Gerade am Höchster Beispiel halte ich für verfehlt, dass auf Balkone verzichtet worden ist. Fehlende Balkone sind bei WHH der 60er und 70er-Jahre sehr ungewöhnlich, in der Regel haben müssen die gar nicht angebaut werden, weil sie von Anfang an vorhanden waren. Das Argument, in so hoher Lage könne man die Balkone wegen der Windproblematik nicht nutzen, überzeugt mich nicht. So häufig ist kein Sturm. Die WHH der Neckarpromenade in Mannheim z. B. haben 30 Etagen und jede Wohnung hat einen Balkon.


    Ein sehr positives Beispiel, dass auch Hochhäuser im Plattenbaustil Zukunft haben, ist der Dortmunder Clarenberg, siehe http://www.ils-shop.nrw.de/down/reader_clarenberg.pdf.


    Durch die Lichteinstrahlung kommt die farbliche Gestaltung der Häuser auf dem Titelblatt leider nicht gut zur Darstellung. Dummerweise hat man auch zu einer Zeit fotografiert, zu der die Bäume keine Blätter tragen. Insgesamt sieht die Anlage also noch besser aus als auf dem Titelfoto. Es handelt sich nach wie vor um Wohnungen, die im Eigentum der Ruhr-Lippe stehen und die dem sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen, die Kaltmiete beträgt ca. 4 Euro / qm. Vor der Modernisierung stand sehr viel leer, jetzt herrscht da praktisch Vollvermietung, obwohl Dortmund eher einen Wohnungsüberschuss hat. Die Investitionskosten betrugen ca. 30 Mio. Euro, zinsverbilligte Darlehen haben die niedrigen Mieten erhalten können, so dass die bisherige Bevölkerung dort nicht "wegmodernisiert" worden ist.


    Meiner Meinung nach sollten die durch den Wegfall der Eigenheimförderung eingesparten Mittel genutzt werden, um die Modernisierung von Anlagen wie dieser zu fördern.


    Bei Schaffung einer modernen Fassade und eines optisch ansprechenden Umfeldes glaube ich, dass auch in Frankfurt Mittelschichtangehörige bestehende Wohnhochhäuser vermehrt nutzen würden wie sie sich zum Beispiel zwischen Stadion und Niederrad in der Nähe der Bahnlinie befinden. Nicht jeder will unbedingt nach außen zeigen, dass er mehr Geld verdient als andere. Durchaus kann man auch in einem einfacheren Wohnhochhaus die eigene Wohnung innen ansprechend und aufwändig gestalten. Ob andere Mitbewohner unteren sozialen Schichten angehören, ist manchem egal, so lange die Stimmung im Haus okay ist. Aus eigener Wohnerfahrung in einem WHH der 70er kann ich sagen, dass die manche Wohnungen auch von Besserverdienenden bewohnt sind, allerdings eher von solchen ohne Kinder. Hier ist das Hautproblem wohl die Wagenburgmentalität der deutschen Kleinfamilie. Im eigenen Häuschen mit Garten kann man eben weit mehr soziale Kontrolle über die Kinder ausüben als im WHH. Hier könnten die Kinder ja möglicherweise im Aufzug oder in den Gängen schlechtem Einfluss durch andere ausgesetzt sein, ohne dass die Eltern sofort eingreifen könnten...


    Zur Frankfurter Innenstadt:


    Den Bau von Wohnhochhäusern im Bereich der Skyline würde ich auch begrüßen. Allerdings fehlt mir gerade in der Frankfurter Innenstadt ausreichender familiengerechter Wohnraum. Wohnhochhausprojekte, die nur auf Besserverdienende ausgerichtet sind, werden zur Folge haben, dass im Grunde nur die Überversorgung bestimmter Bevölkerungsschichten mit Wohnraum gefördert wird. Große Wohnngen in solchen Häusern werden eben oft nicht von Familien bewohnt, sondern von Alleinstehenden oder Paaren, die im Grunde so einen großen Wohnraum nicht benötigen. Diese Problematik gilt z. B. auch für das neue Wohnhochhaus in Düsseldorf am Medienhafen.


    Die WHH der 70er hatten eigentlich den Zweck, eine soziale Durchmischung zu erreichen, angedacht war, dass Leute, die zu mehr Geld kommen, nicht unbedingt wegziehen, sondern da bleiben. Die Durchmischung sollte erreicht werden durch stark unterschiedlich große Wohnungen im selben Gebäude und durch einen für damalige Verhältnisse guten Wohnstandard. Die Entwicklung kam dann anders, u.a. weil die optische Gestaltung der Gebäude doch wichtiger ist als zu dieser Zeit angenommen, die gestiegenen Energiepreise und mehr Umweltbewusstsein die Plattenbaufassaden als ungünstig erscheinen lassen, aber auch, weil ab Beginn der 1980er-Jahre einseitig Wohnungseigentum gefördert wurde.


    Ich würde mir ein Hochhauskonzept in der Frankfurter Innenstadt wünschen, das nochmals versucht, diese soziale Durchmischung zu erreichen, d.h. es werden im selben Gebäude günstige Wohnungen geschaffen, bei denen die Wohnkosten auch von der ARGE übernommen werden (gerade Menschen, die Schwierigkeiten haben, schon eine Bahnfahrkarte zu bezahlen, profitieren von einer Wohnlage in Innenstadtnähe - Bewunderung daher für den Mannheimer Mut in Sachen Gestaltung im Bereich des Neckars), aber auch hochwertigere Wohnungen. Es wird ein ansprechendes Umfeld geschaffen und an notwendige soziale Einrichtungen gedacht.


    Zugebenermaßen: Angesichst der negativen Erfahrungen der Vergangenheit werden Investoren eher zurückhaltend sein und ohne eine Teilfinanzierung durch öffentliche Mittel würde da sowieso nichts laufen. Eine solche Finanzierung, z. B. auch unter Beteiligung der Wohnbau Frankfurt, entspricht aber nicht dem Zeitgeist. Haupthindernis bei der erfolgreichen Realisierung sehe ich in der schon erwähnten Wagenburgmentalität finanziell besser gestellter Familien. Es besteht da IMO ein Trend, die Kinder abzuschotten, und das ist einer solchen Anlage eben nicht möglich. Besserverdiende ohne Kinder haben meiner Meinung nach viel öfters nicht das Bedürfnis nach Abschottung.




    Gruß,


    Tino255

  • ^
    Guter Beitrag.
    Betreffs der angesprochenen "Wagenburgmentalität", weiß ich nicht, ob das so verallgemeinerbar ist. Sicher richtig ist dagegen, dass das Bild der Kleinfamilie mit Häuschen im Grünen noch in vielen Köpfen herumspukt, obwohl es, zumindest was den Bedarf an gesellschaftlich finanzierter Infrastruktur anbelangt, fragwürdig erscheint. Dennoch lassen sich derlei bewährte Muster eben gut verkaufen - vor allem ein Argument für Immobilienentwickler. Weshalb sich diese Ansätze in der Stadtplanung teilweise hartnäckig halten (s. z.B. Frankfurt Riedberg) ist mir allerdings ein Rätsel.
    Politisch erscheint mir eine langsame Umverteilung der Landes-/Bundesfördermittel zu Gunsten der Großstädte jedenfalls mehr als angeraten zu sein.


    Bei Häusern in der Innenstadt wäre freilich nicht nur die kaum vorhandene Nutzungsmischung in größeren Immobilien, sondern auch eine soziale Durchmischung wünschenswert. Die ist allerdings eben nur förder- und nicht erzeugbar - sie würde sich vielleicht auch ohne ein festgelgetes Konzept ergeben, wenn man in größerem Rahmen den Trend zurück zur Stadt fördern würde. Das immer noch vielerorts vorhandene Meinungsbild, dass alle Städte außer Heidelberg und Rothenburg nur zum Geldverdienen und Einkaufen gut seien, müsste sich in jedem Fall drehen, ansonstem fehlt jedem Konzept, einfach die Masse - vor allem einer wie auch immer gearteten Idee der vertikalen Stadt..

  • @"Die Entwicklung kam dann anders, u.a. weil die optische Gestaltung der Gebäude doch wichtiger ist als zu dieser Zeit angenommen"


    Leider greift man heute häufig wieder auf dieselbe Bauhaus-Mottenkiste wie in den 1960ern/1970ern zürück - was zu ähnlichen Ergebnissen führen würde. Das vielzitierte Frankfurter Wohnhochhaus am Südufer Mains ist postmodern; in New York gibt es in den besten Manhattan-Lagen so interessant gestaltete HHs z.B. im Art-Deco-Stil...


    @"Ich würde mir ein Hochhauskonzept in der Frankfurter Innenstadt wünschen, das nochmals versucht, diese soziale Durchmischung zu erreichen" - ach, eine stärkere Beimischung der (Luxus-)Wohnungen über den Büros wäre schon sehr viel...

  • Es ist ja sicherlich ein lobenswerter Ansatz, wenn man durch dien Bau solcher Wohnhochhäuser nun auch noch den Familien entgegen kommmen möchte, oder mit einer "sozialen" durchmischung ein gesammtgesellschaftliches Problem lösen will, nur halst man sich damit schon wieder ein aufgabe auf, die im Prinzip viel zu gross ist, und an der man mit 90% wahrscheinlichkeit scheitern wird. Es wäre schon ein wahnsinniger Durchbruch, wenn man es überhautp schaffen würde, schöne(!), hohe(!) Wohnhochhäuser in Frankfurt zu realiserien. Alles andere kommt später.
    Und selbst wenn es hauptsächlich Singels, Dinks (double income, no kids) oder wohlhabende Rentnder sind, die sowo wohnen ( wie es in den USA der Fall ist), dann ist es immer noch so, diese leute dann eben NICHT den Familien den Wohnraum wegnehme. Wie es beispieslweise in München der Fall ist.
    Phänomenal gut gelungen, dafür das es reine Investorenarchitektur ist, finde ich im Übrigens die Wohnhochhäuser rund um den Marina in Dubai, den man in diesem Thread sehen kann.
    Zusammen mit einer ansprechendne Aussenraumgestaltung ist da tatsächlich etwas brauchbares entstanden. Und das praktich nur mit Wohnhochhäusern
    Sowas würde doch auch entlang des Mains klappen,wenn man die ausgestaltung etwas "europäisiert"

  • Also ich möchte tino255 in fast allen Punkten widersprechen, und nehme gleich mal sein Beispiel der umgestalteten Clarenberg-Wohnanlage in Dortmund als Aufhänger. Dieses Beispiel zeigt mir nämlich, dass man in solche Wohnanlagen noch so viel investieren, und das Umfeld noch so grün und "kinderfreundlich" gestalten kann wie man will: Der soziale Brennpunkt-Charakter bleibt, weshalb Leute, die nicht finanziell auf solche Wohnanlagen angewiesen sind, dort auch nicht hinziehen werden. Kinderreiche Mittelstandsfamilien gleich gar nicht. Die gewünschte soziale Durchmischung in Großstädten findet nach wie vor nur in historisch gewachsenen Stadtteilen statt. In Frankfurt sind das z.B. Bornheim, Bockenheim oder Sachsenhausen.


    Dass Investoren und Planer die Wünsche und Sehnsüchte der Familien nach Individualität und Geborgenheit (sprich: Häuschen mit Garten) bisweilen bis zum Erbrechen ausreizen (siehe Riedberg), ist ein gänzlich anderes Problem, und hat mit dem Thema "Wohnhochhäuser" wenig zu tun. Wohnhochhäuser wie in NY halte ich für sinnvoll, wenn Bedarf besteht. Eine Antwort auf den Städtebau der Zukunft sind sie aber auch nicht.

  • Und noch eine Meinung: stimme Cowboy im großen und ganzen zu, aber nicht bei allem. Also erstmal find ich diese grundsätzliche Verteufelung von Einfamilienhäusern ziemlich daneben, auch die haben ihre Berechtigung, und gerade Frankfurt hat derer keineswegs zu viel. Am Riedberg stört mich eher die Uniformität, die Gebäudetypen an sich hingegen halte ich an dieser Stelle für ziemlich passend.


    Zum Thema Wohnhochhäuser: also erstmal gehts hier in dem Strang ja vorrangig um neu zu Bauende am besten im Bankenviertel. Mit solchen Gebäuden gesellschaftliche Probleme lösen zu wollen ist dann etwas zu engagiert, da ist ja die eierlegende Wollmilchsau noch harmlos dagegen.
    Der Wunsch nach Wohnhochhäusern wächst ja vor allem daraus, dass das Bankenviertel an sich ziemlich tot ist und mit Wohnhochhäusern die in Nachbarschaft zu den Bürotürmen natürlich optimal passen wenigstens wieder etwas belebt werden kann. Da ist es mir doch egal ob die Bevölkerung dieser Gebäude jetzt nur aus der Oberschicht oder auch aus unteren Schichten stammt. Wie Cowboy schon sagte, DIE Antwort auf den Städtebau der Zukunft sind Wohnhochhäuser nicht im geringsten. Gerade in Innenstadtlage wo naturgemäß die Grundstückspreise nochmal deutlich höher sind als in der Peripherie würden sozial durchmischte Hochhäuser zudem ein enormes Zuschussgeschäft sein.
    Kurzum: gerade heutzutage wo Wohnhochhäusern ein ziemlich negativer Ruf anhaftet ist die einzige Möglichkeit daran etwas zu ändern diese eben für eine etwas betuchtere Klientel zu errichten. Gerade in den Lagen wo solche Gebäude auch städtebaulich passen sind die Grundstückspreise und der Finanzbedarf für eine ansprechende Außengestaltung außerdem so hoch, dass alles andere auch vollkommen sinnfrei wäre.


    Noch ein Wort zu den 70er-Jahre Hochhäusern in den äußeren Gebieten: in meinen Augen können die nicht schnell genug vom Leerstand gebeutelt werden. Gerade für diese vollkommen unsensibel in die Umgebung gepressten Solitäre wie manche in Sachsenhausen oder Bornheim ist die Abrissbirne das was ich mir am sehnlichsten wünsche.

  • Also ich möchte tino255 in fast allen Punkten widersprechen, und nehme gleich mal sein Beispiel der umgestalteten Clarenberg-Wohnanlage in Dortmund als Aufhänger. Dieses Beispiel zeigt mir nämlich, dass man in solche Wohnanlagen noch so viel investieren, und das Umfeld noch so grün und "kinderfreundlich" gestalten kann wie man will: Der soziale Brennpunkt-Charakter bleibt, weshalb Leute, die nicht finanziell auf solche Wohnanlagen angewiesen sind, dort auch nicht hinziehen werden.


    Woher beziehst du die Information, dass es sich beim Clarenberg um einen sozialen Brennpunkt handelt? Mit dem Begriff "sozialer Brennpunkt" verbinde ich Mängel wie hohe Kriminalität und beschädigte Gemeinschaftsbereiche. Hierzu ist mir nichts bekannt.


    Wie gesagt, in Dortmund besteht ein Wohnungsüberschuss, die Bevölkerungszahl nimmt ab, es gibt im Bereich günstiger Wohnräume - anders als in Frankfurt - für Singles und kleine Familien ein ausreichendes Angebot. Wenn die Hochhäuser am Clarenberg keine hohe Leerstandsquote haben, deutet das daraufhin, dass die Wohnungen dort angenommen werden und die Menschen sich wohl fühlen. Wollten sie woanders wohnen, könnten sie das in Dortmund größtenteils auch.


    Selbst im weiter vom Zentrum entfernten Dortmund-Scharnhorst (Großwohnsiedlung der 60er und 70er, überwiegend Zeilenbebauung, einige Achtgeschosser, keine "richtigen" Hochhäuser) konnte die Dortmunder DOGEWO ihren Leerstand durch eine Großmodernisierung gegen Null bringen. Hier werden derzeit insgesamt ca. 65 Mio. Euro von verschiedenen Wohnungsgesellschaften investiert. Wohngebiete dieser Art haben Vorteile, die die Menschen auch mögen wie zum Beispiel - in den höheren Häusern - Aufzüge, aber auch die ausgedehnten Grünanlagen ganz ohne Gartenzäune, die im Sommer zum Spielen einladen und der geringe Verkehrslärm.


    In vielen vergleichbaren Wohngebieten ist die Innenansicht übrigens weit besser als die Außenansicht. Während entsprechende Anlagen von Auswärtigen als schlechtes Beispiel dargestellt werden, Presse häufig einseitig berichtet (krasses Beispiel bezüglich sogar eines Schulbuches: http://www.wdr.de/themen/kultu…h_chorweiler/index.jhtml), fühlen sich die Bewohner oft gar nicht mal so unwohl - weswegen, wie schon erwähnt, trotz ausreichenden Angebots wie in Dortmund die Anlagen eben nicht leer stehen.


    Die gewünschte soziale Durchmischung in Großstädten findet nach wie vor nur in historisch gewachsenen Stadtteilen statt.


    Man sieht den Leuten ihr Einkommen nicht unbedingt an. Ich bin erstaunt, welch wohlhabende Leute im eigenen WHH zum Teil wohnen.


    Die "historisch gewachsenen Stadtteile" erfreuen sich heute in der Tat zumindest im Westen wachsender Beliebtheit, weil es einen Trend hin zu konservativeren Wohnformen gibt. Rational nachvollziehen kann ich das nicht unbedingt, weil es sich hierbei häufig um enge Blockrandbebauung entlängs der Straßen handelt. Hier erscheinen mir viele begrünte Nachkriegswohnanlagen einen höheren Wohnwert zu bieten.




    Tino255

  • sicherlich ist dasm thema wohnhochhäuser ein schwieriges, aber man muss da meiner meinung nach wirklich sehr unterscheiden zwischen den bankenviertel-vorzeige-projekten (still to come) und den frankfurter berg wohnsilos...
    und grade für die akzeptanz von wohnhochhäusern ist der bau von einigen prestige-objekten wichtig, könnte sich damit doch auch die stimmung wenden entgegen dem hochhaus gleich assozial-bild.
    allein vom leerstand oder auch dem fehlen dessen auf die wohnqualität zu schliessen halte ich für recht gefährlich. denn wenn bei gleichem mietpreis 30 millionen investiert werden, ist doch klar, dass das ganzeviertel attraktiver wird und sich manche leute überlegen, doch dorthin zu ziehen. dabei davon auszugehen, dass dies ein zeichen ist, dass die menschen das nun mehr akzeptieren als in den siebzigern scheint mir dennoch fraglich, weil im grunde der leerstand halt auch immer sehr vom mietpreis abhängt. und 4 euro erscheint mir nicht grade hoch!
    ich persönlich mag übrigens die blockrandbebauung in bockenheim, lebe da schon seit jahren sehr gerne, weil es sich einfach städtisch anfühlt! dass am frankfurter berg vielleicht mehr grün ist, ist mir da völlig egal, dort würde ich selber nicht wohnen wollen, selbst wenn dort frisch renoviert ist. es geht im mehr als die wiese am haus, es ist ja das ganze qartier, was wohnen ausmacht und da kann mit den gewachsenen stadtteilen halt kaum etwas mithalten!
    dennoch gibt es sicher leute, denen sowas total egal ist und die nie nach bockenheim zeihen würden. (z.b. meine freundin!) allerdings würde die mit ihrer tochter auch in kein wohnhochhaus der siebziger ziehen. ob man das nun als wagenburgmentalität bezeichen kann/muss, wage ich zu bezweifeln, dass sie sicherlich nicht unbedingt alle umgebungseinflüsse ungehindert auf ihre tochter einfliessen lassen will, ist auch so (und ich kann dem nicht unbedingt so viel schlechtes abgewinnen, dass man sich gedanken macht, wie und mit wem seine kinder aufwachsen. und ich spreche hier sicher nicht von abschottung etc, sondern einfach nur von der überlegung, wie man seinem kinde einen guten start in diese welt ermöglicht!)
    deshalb denke ich, dass die idee der sozialen durchmischung in wohnhochhäusern grade in bezug auf familien ein traum ist, von dem ich selber ncihtmal weiss, ob ich ihn träumen will. aber wer mag, der kann ja...

  • sicherlich ist dasm thema wohnhochhäuser ein schwieriges, aber man muss da meiner meinung nach wirklich sehr unterscheiden zwischen den bankenviertel-vorzeige-projekten (still to come) und den frankfurter berg wohnsilos...


    Von denen - nach meiner Erinnerung - zumindest eines modernisiert ist. Gestalterisch hat man sich dabei allerdings nicht so viel Mühe gegeben wie am Dortmunder Clarenberg, der übrigens bundesweit von Vertretern der Wohnungswirtschaft besichtigt wird.


    allein vom leerstand oder auch dem fehlen dessen auf die wohnqualität zu schliessen halte ich für recht gefährlich. denn wenn bei gleichem mietpreis 30 millionen investiert werden, ist doch klar, dass das ganzeviertel attraktiver wird und sich manche leute überlegen, doch dorthin zu ziehen. dabei davon auszugehen, dass dies ein zeichen ist, dass die menschen das nun mehr akzeptieren als in den siebzigern scheint mir dennoch fraglich, weil im grunde der leerstand halt auch immer sehr vom mietpreis abhängt. und 4 euro erscheint mir nicht grade hoch!


    Die Mieten sind schon gestiegen, die Kaltmiete lag vorher deutlich unter 4 Euro. Auch bei der früher im sozialen Wohnungsbau geltenden Kostenmiete führte Modernsierung zur Preissteigerung, weil eingesetztes Eigenkapital mit 4% zu verzinsen ist und im Übrigen neue Fremdkapitalkosten entstehen, wenn auch mit sehr niedrigen Zinssätzen.


    4 Euro ist in Dortmund kein seltener Kaltmietpreis - auch im frei finanzierten Bereich. Wie gesagt, Dortmund ist wohnungsmarktmäßig mit Frankfurt in keiner Weise vergleichbar.




    ich persönlich mag übrigens die blockrandbebauung in bockenheim, lebe da schon seit jahren sehr gerne, weil es sich einfach städtisch anfühlt! dass am frankfurter berg vielleicht mehr grün ist, ist mir da völlig egal, dort würde ich selber nicht wohnen wollen...


    Ich auch nicht, es wäre mir zu abgelegen. Entsprechende Häuser hätten daher mehr in zentralere Regionen gehört wie dies z. B. in Mannheim geschehen ist (Neckaruferpromenade / Herzogenriedpark als BUGA75-Projekt).


    Um Missverständnisse zu vermeiden: Natürlich will ich nicht WHH wie am Frankfurter Berg in der Innenstadt gebaut haben, diese Bauart von Hochhäusern ist so nicht mehr zeitgemäß. Wobei übrigens nach meiner Kenntnis auch heute höhere Gebäude oft in Plattenbauweise errichtet werden. Nur kommt dann noch die eigentliche Fassade drüber.


    ihre tochter einfliessen lassen will, ist auch so (und ich kann dem nicht unbedingt so viel schlechtes abgewinnen, dass man sich gedanken macht, wie und mit wem seine kinder aufwachsen. und ich spreche hier sicher nicht von abschottung etc, sondern einfach nur von der überlegung, wie man seinem kinde einen guten start in diese welt ermöglicht!)


    Es gehört nicht näher hierher, nur kurz so viel: Es gibt eine gewisse Mentalität in höheren Schichten, Kindern eine heile Welt vorzuspiegeln im Glauben, ihnen damit Gutes zu tun. Leben in einem WHH würde die Kinder mit den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten konfrontieren (damit will ich natürlich nicht sagen, dass in einem WHH nur soziale Problemfälle leben, aber zum Teil natürlich - damit ist das Gebäude aber nur Spiegel der gesellschaftlichen Realität), damit tut man sich schwer.


    Und damit komme ich noch zu einem weiteren Punkt, der zu einer meines Erachtens zu Unrecht negativen Bewertung von WHH führt: Man stelle sich ein breites WHH mit mehreren Eingängen, ca. 20 Etagen und ca. 500 Wohnungen unterschiedlichster Größe vor. Im Gegensatz dazu stelle sich man sich eine Siedlung mit 500 EFH vor. Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland über 4 Millionen Alkoholabhängige und das in allen gesellschaftlichen Schichten. Irgendwo in der EFH-Gegend wird auch einer wohnen. Ebenso wird es irgendwo in den 500 EFH auch mal wegen Fahrlässigkeit eines Bewohners brennen und ein Feuerwehreinsatz erforderlich werden. Auf das Ansehen der restlichen 499 Häuser wirkt sich das aber nicht aus. Begegnet einem dagegen ein Alkoholabhängiger im Aufzug im WHH und trinkt dieser immer mal wieder im Hauseingang, fällt dies negativ auf das Haus und die restlichen 499 Wohnungen zurück, es heißt dann: "Hier wohnen Alkoholiker!". Gleiches gilt hinsichtlich der Feuerwehr, es entsteht dann schnell der Gedanke, dass hier im Haus die Leute nicht mit Feuer umgehen können und es deswegen brennt.


    Tino255


  • Es gibt eine gewisse Mentalität in höheren Schichten, Kindern eine heile Welt vorzuspiegeln im Glauben, ihnen damit Gutes zu tun. Leben in einem WHH würde die Kinder mit den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten konfrontieren (damit will ich natürlich nicht sagen, dass in einem WHH nur soziale Problemfälle leben, aber zum Teil natürlich - damit ist das Gebäude aber nur Spiegel der gesellschaftlichen Realität), damit tut man sich schwer.


    Genau deswegen wird ein "sozial durchmischtes" Wohnhochhaus nie funktionieren , weil die die es sich leisten können aufgrund solcher Problemfälle schnell das Weite suchen und ein Ghetto-Hochhaus übrigbleibt (genau das Phänomen konnte man ja auch am Sachsenhäuser Berg beobachten). Ganz abgesehen davon, dass Hochhäuser nun bei weitem nicht der ideale Ort sind um Kinder großzuziehen. Gerade in zentraleren Lagen wo man da nicht noch jede Spielplätze etc auf dem Grundstück mit unterbringen kann ist es mit der Kinderfreundlichkeit eines solchen Gebäudes nun wirklich nicht zum Besten bestellt. Muss es aber auch gar nicht, Wohnhochhäuser sollen ja schließlich überhaupt kein Allheilmittel sein.
    Auch längerfristig sehe ich als die einzigen sinnvollen Wohnhochhaus-Projekte solche in guter Lage im Bankenviertel mit einer sehr ansprechenden Außengestaltung und dementsprechend hohen Mietpreisen für eine etwas betuchtere in der Regel kinderlose Klientel.
    Mittel- oder gar Unterschicht-Familien mit Kindern bringt man besser woanders unter.


    Ich weiß ja nicht was du an den Kisten in DO-Clarenberg so toll findest. Sind doch genau die Art Wohnhochhaus die überhaupt erst für das negative Image solcher Gebäude verantwortlich sind und die sich dementsprechend in diesem Strang keiner wünscht, schon gar nicht für zentralere Bereiche von Frankfurt. Zwar saniert, aber immer noch billigste 70er-Jahre-Platte... Mag als Konzept ganz beispielhaft sein um Gebiete wie die Nordweststadt vor dem Schlimmsten zu bewahren, aber Städtebau der Zukunft ist das gewiss nicht.


  • Ich weiß ja nicht was du an den Kisten in DO-Clarenberg so toll findest.


    Ich habe die Gebäude vor Ort besichtigt und empfinde diese nicht als hässliche Kisten, aber über Geschmack lässt sich streiten. Um vertretbare Mietpreise zu erzielen, ist eine sehr teure Fassadengestaltung hier nicht möglich. Die farbige Metallverkleidung, die sich von unten nach oben verändert und in der Sonne glänzt sowie die farblich unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Gebäude - die auch im Bereich der Müllanlagen fortgesetzt wird - , halte ich für optisch ansprechend, der in der Nähe gelegene alte Ortskern wirkt demgegenüber richtig trist. Im Übrigen sind die Aufzugstüren verglast und es gibt einen Concierge-Service.


    Ich finde die Gebäude vom Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut; wie gesagt, für 4 Euro kriegt man in Dortmund vieles andere - aber nicht unbedingt mit einer Fassade, die der Energie-Einsparverordnung entspricht.


    Sind doch genau die Art Wohnhochhaus die überhaupt erst für das negative Image solcher Gebäude verantwortlich sind und die sich dementsprechend in diesem Strang keiner wünscht, schon gar nicht für zentralere Bereiche von Frankfurt.


    Manches wird auch durch gezielte Negativberichterstattung in den Medien erst mies gemacht, siehe z. B. die peinliche Berichterstattung im ZDF über den Mümmelmannsberg in HH (google: Mümmelmannsberg ZDF). Was man auch sehen muss: Die allgemeinen Wohnverhältnisse waren zum Zeitpunkt des Baus dieser Häuser weit schlechter als heute. Häuser wie diese haben auch einfacheren Bevölkerungsschichten eine Wohnqualität ermöglicht wie nie zuvor (Balkon, Zentralheizung, fließendes warmes Wasser, üppige Grünanlagen, in Einzelfällen sogar Schwimmbad). Ich sehe auch schwer eine andere Möglichkeit, die Bewohner in geeigneter Weise mit vertretbarem Flächenverbrauch unterzubringen - wer Abriss fordert (hast du nicht), muss eine vertretbare Lösung für die Unterbringungsfrage benennen können.



    Zwar saniert, aber immer noch billigste 70er-Jahre-Platte...


    Das kann man so schon wegen der drastisch verbesserten Wärmedämmwerte nicht sagen.



    Aber zurück zum Thema Frankfurter Innenstadt:


    Eine Mischnutzung mit Büros unten und Wohnungen oben halte ich auch für gut, weil in reinen WHH das Problem ist, dass die unteren Wohnungen unattraktiv sind. Man könnte sogar noch weiter gehen und noch weitere Nutzungen einmischen wie Geschäfte und Freizeitbereiche nach den Konzept einer vertikalen Stadt. Die Idee existiert seit den 1920er-Jahren, wurde in D aber wohl nie so richtig umgesetzt. Es gibt Ansätze von WHH über Einkaufszentren wie das Columbus-Center in Bremerhaven oder auch die - allerdings nicht sonderlich hohen - Wohnetagen über dem Frankfurter Nordwestcenter.


    Eine Mischnutzung würde auch bewirken, dass Wohnungen in Höhenlagen entstehen, in denen dies in Deutschland unüblich ist. Es gab in den 1960ern mal Planungen für den Bau des Alsterzentrums in Hamburg unter Abriss von großen Teilen von St. Georg, hier waren Gebäude mit über 60 Etagen vorgesehen, die auch Wohnungen enthalten sollten. Dies wurde aber nicht realisiert. Welche besonderen Einrichtungen brauchen Wohnungen, die im Bereich einer 60. Etage liegen? Wie sieht es insbesondere mit Windproblematik aus? Können hier noch Balkone gebaut werden und ist ein Lüften über Fenster möglich oder bedarf es zwingend einer elektrischen Lüftungs- und Klimaanlage? Hier wird man auch an möglicherweise zu hohen Energieverbrauch denken müssen, wobei ein Teil der benötigten Energie allerdings auch über Solar- oder Windkraftanlagen im Bereich des Hauses gewonnen werden könnte.



    Tino255

  • @Man könnte sogar noch weiter gehen und noch weitere Nutzungen einmischen wie Geschäfte und Freizeitbereiche nach den Konzept einer vertikalen Stadt.


    Etwa Gallileo hat unten Geschäfte, eine Bar und sogar ein Theater - soviel Beimischung dieser Funktionen reicht. Die sollen vor allem die Straße vor dem Veröden bewahren.

  • Noch mal zu dem erwähnten Wohnhochhaus in Höchst, dass nach der Modernisierung weiterhin zu einem erheblichen Teil leer steht.


    Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es hier:


    http://www.frankfurt.de/sixcms…738/PDB_H%C3%B6chst_I.pdf


    An den Fotos dort kann man sehen, dass vor Beginn der Modernisierungsmaßnahme sogar Balkone vorhanden waren, diese wurden im Rahmen der Modernisierung ersatzlos entfernt!! Ich muss sagen, dass ich so etwas noch nirgendwo erlebt habe. Man hat das Thema Solarfassade wohl zu wichtig genommen und dem die Balkone geopfert - das war meiner Meinung nach eine sehr schlechte Idee. Wenn ich mir vorstelle, man modernisiert mir hier meine Fassade und entfernt dabei den Balkon, wäre ich davon alles andere als begeistert, das wäre - bessere Wärmedämmung hin oder her - eine massive Verschlechterung der Wohnqualität.




    Tino255