City Prag, alias Theaterviertel

  • Der Ergänzungsbau des Theaterhauses auf dem Pragsattel nach neuesten Berechnungen mit rund 110 Millionen Euro rund dreimal so viel wie die am Anfang prognostizierten, gebaut werden soll trotzdem. Ich erwarte das Ohlsen und die S21 Gegner sofort gegen diesen Skandal klagen! 3-fache Kostensteigerung, also mehr wie bei S21! Hier müssen dunkle Mächte am Werk sein, Korruption, Vetternwirtschaft, Betrug! Ironie off

    Quelle:StZ



    Mod: Der erwartbare Exkurs findet sich jetzt hier.

  • Die Kosten steigen weiter und liegen nun schon bei 120 Millionen Euro! Grundlage dafür ist das an nun die tatsächliche Teuerungsrate der letzten Jahre von rund 5% pro Jahr als Berechnungsgrundlage nimmt und nicht die unrealistischen 2,5% die man in der Stadt bisher als Grundlage genommen hat. Auf Stuttgart21 übertragen würde das übrigens bedeuten das rund 55% der Mehrkosten rein auf die durchschnittliche Teuerungsrate zurückzuführen ist! Ich würde jetzt mal wetten das die restlichen 45% auf unnötige Verzögerungen, Gutachten, Rechtsprozesse und an neue Richtlinien angepasste Planungen beruhen und nicht auf Korruption wie hier wiederholt behauptet wird.


    Quelle: StZ

  • Aktueller Rundgang durchs Viertel am gestrigen Sonntag. Der Porschetower macht äußerlich enorme Fortschritte. Zwischen Höhenpark und Skyline Hochhaus wird auch noch kräftig an den neuen Wohnblocks gebaut. Interessanterweise ist zwischen den Neubauten und dem Theaterhaus (man beachte hier die noch freie Parkplatzfläche, hier soll der doch recht spektakuläre Neubau des Theaterhauses hinkommen, ein Ort mit Platzcharakter entstanden. Leider ist diese tagsüber ziemlich ausgestorben und auch aufgrund der fehlenden Pflanzen erinnert er an den doch leider verwaisten Europaplatz vor der Sparkassenakademie im Europaviertel.


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    Dreieinigkeit auf dem Buckel.


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    Der Platz hinter dem Theaterhaus bleibt noch ein Weilchen unbebaut. Hoffentlich entsteht hier nochmal (abgesehen vom Porsche-Hh ein weiterer Lichtblick).


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    Wohnbebauung zwischen Maybachstraße und Skyline-Hh.


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    Hier wurde eine neue Stichstraße von der Maybachstraße aus gebaut. Wirkt mit Bänken und Bäumen versehen ganz gut. Die Gebäude sind leider recht monoton gehalten.... .


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    Auch hier kommt eher wenig Sonne in die Bienenwaben.



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    Am Höhenpark, Theoderichweg geht es etwas beschaulicher zu, entlang werden noch die letzten Lücken mit Punkthäusern geschlossen. Überraschend wirken die kleinen Häuser entlang des Theoderichweg dank Klinkern im EG und beige Fassade deutlich hochwertiger als ursprünglich vermutet (man beachte den 50x500cm breiten Vorgarten der EG Wohnung).

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    Haus 10 und 11 des Viertels werden gerade noch errichtet, an den ehemaligen Parkplatz, die Jet-Tanke und das ehemalige Post-Kabellager samt Gleisanschluss an die Industriebahn in Feuerbach erinnert nichts mehr.

  • Danke für die Fotos.


    Irgendwie macht mich diese Gegend richtig traurig. Außer dem Porsche-Tower ist das doch alles sehr furchtbar, eng, dunkel und kahl. Gibt auch kaum Infrastruktur (ein Tegut, zwei Italiener und das Theaterhaus-Bistro). Wer will dort wohnen? Ist doch eigentlich nur für Leute geeignet, die alle mit dem Auto erledigen und die Wohnung nur zum Schlafen nutzen.

  • furchtbar, eng, dunkel und kahl verstehe ich nicht ganz. Der Pragsattel ist zwar baulich und optisch weitest gehend die Folge des Jahrzehnte währenden städtischen Rumgeeiers, wo man mit dem Areal nun hin möchte. Daher ist es bisher ziemlich chaotisch bebaut, wie fast alles um die Heilbronner Straße. Mal möchte man ganz hoch hinaus, dann will man keine Wohnungen zulassen, dann will man Wohnungen doch zulassen, aber nicht mehr hoch hinaus... Stuttgarter Geschichten eben. Dennoch hat es selbst jetzt noch immer das Potenzial bei qualitativer Aufwertung - ja trotz des Wahnsinnsverkehrs - zu einem originellen Misch-Quartier zu werden, zumindest meint das der Optimist in mir. Die Anlagen sind doch eigentlich wirklich gut: Killesbergpark fußläufig, ÖPNV in alle Richtungen, Innenstadt binnen weniger Minuten. Wofür genau brauchst Du ein Auto?

  • Es ist wohl (k)ein Zufall, dass auf den Bildern von Joyce8 keine/kaum Menschen zu sehen sind. Das Leben kommt durch Menschen. Nur wenn sich die dort Lebenden aus ihrer Burg bewegen, wird das was. Ich habe leider die Vermutung, dass dort nicht Menschen hinziehen werden, die den öffentlichen Platz als ihr Wohnzimmer bezeichnen werden. Man muss nur Stuttgart Schönberg anschauen, alles sehr wohlhabende Anwohner und trotzdem hat die Sportgaststätte Mühe wirtschaftlich über die Runden zu kommen und noch so viele Versuche wieder eine Nahversorgung zu etablieren, scheitern an der Burgmentalität, dass wenn man erstmal zu Hause ist, dieses nur selten per pedes zu verlassen und wenn dann nur um zu joggen, mit Kopfhörern bewaffnet, um ja nicht in die Gelegenheit zu kommen, den Gegenüber grüßen zu müssen.

  • Dennoch hat es selbst jetzt noch immer das Potenzial bei qualitativer Aufwertung - ja trotz des Wahnsinnsverkehrs - zu einem originellen Misch-Quartier zu werden, zumindest meint das der Optimist in mir. Die Anlagen sind doch eigentlich wirklich gut: Killesbergpark fußläufig, ÖPNV in alle Richtungen, Innenstadt binnen weniger Minuten. Wofür genau brauchst Du ein Auto?

    Der Pragsattel hätte das Potenzial, in Stuttgart zu dem Ort zu werden, den der Potsdamer Platz in Berlin darstellt. Und die City Prag übernimmt die Rolle, welche die Quartiere (Debis, Sony, Beisheim-Center) in Berlin um den Postdamer Platz herum einnehmen.


    Falls jetzt jemand einwenden sollte, dass der Pragsattel doch nur eine vielbefahrene Kreuzung ist: ja, richtig! Auch der Potsdamer Platz ist nur eine vielbefahrene Kreuzung.

  • Mal abwarten was sich hier in den nächsten Jahren noch tut, aber der aktuelle Zustand lässt sich am besten mit „lieblos“ beschreiben. Potential wäre hier durchaus vorhanden, aber die Beschreibung „Kreuzung“ trifft es ganz gut. Es mangelt einfach an der Qualität der aussenflächen.

  • Porsche Design Tower zusammen mit Theaterhaus und Mercedes-Benz-Bank


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    Und noch eines mit Skyline Living


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    An der Maybachstraße hat sich eine neue Lücke aufgetan. Das Gebäude Hausnummer 8, ein niedriges, unscheinbares Bürogebäude ist verschwunden. Vor Ort konnte ich keine Hinweise darauf entdecken, was an dieser Stelle entstehen soll. Die Umgestaltung des Pragsattel-Umfelds geht jedenfalls weiter.


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    (eigene Bilder)

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    Alles sehr eng in der City Prag. Egal wo man ist hat man einen Blick auf eine Wand oder einen Balkon. Vielleicht wirds ein bisschen wohnlicher wenn die Außenanlagen fertig sind.

  • Das kommt eben dabei raus wenn man große Dichte bei relativ geringer Bauhöhe realisiert. Da sind unsere Nachbarländer wesentlich mutiger und kreativer! Es ist eigentlich egal ob man jetzt nach Frankreich, die Niederlande, Dänemark oder Österreich schaut, da geht einfach mehr und erstaunlicherweise sind die Wohnungspreise sogar günstiger! Als ich vor ein paar Wochen mal über die französische Grenze nach Straßburg gefahren bin hatte ich mal wieder so einen Aha-Moment wie es eben auch geht. Aber in Deutschland hegt man offenbar eine große Leidenschaft für Standartbauten in Einheitsgrau.

  • Kommt darauf an, gibt auch bei uns in Deutschland jede Menge tolle neue Viertel, genauso wie es im Ausland auch viel Mist gibt. Kreativität ist auch ein zweischneidiges Schwert, denn wenn zugleich Stil und Geschmack abhanden kommen... ich bin schon auch weit entfernt davon, zufrieden mit dem hiesigen Durchschnitt zu sein, aber was ich bei meinen (beinahe) wöchentlichen Reisen nach Österreich so zu Gesicht bekomme, ist mehr oder weniger absurd bis grauenvoll. Dabei spreche ich nicht von ein paar Vorzeigeprojekten in Wien, sondern einfach von der breiten Masse. In der Schweiz ist es m.E. gar noch schlimmer. Leider haben deren Architekten auch in Deutschland stets gute Konjunktur. Dänemark, naja, überzeugt mich nicht; Frankreich kenne ich zu wenig, nur die Niederlande, ja, dort geht wirklich was in Sachen Architektur.

  • Die Schweizer sind tatsächlich noch größere Raster-Fetischisten wie wir deutschen. Deshalb fehlt die Schweiz auch in meiner Aufzählung. Wobei man sagen muss das die Anzahl der Hochhaus-Projekte alleine im Raum Zürich schon beeindruckend ist. Was Frankreich angeht, hier orientiert man sich stark an Spanien und den Niederlanden und legt gefühlt sogar noch eine Schippe drauf! Was Form und Farbe angeht kennt man hier wenig Berührungsängste! Vielleicht täuscht mich auch mein subjektiver Eindruck, aber das was man z. B. bei Skyscrapercity.com in der Metro Compilation Sektion sieht beeindruckt schon. Und ich rede hier noch nicht einmal von den Hochhäuser die z. B. in Moskau entstehen.

  • Seit man Betonskelette mit vorgesetzten Fassadenelementen bestückt und Fassaden somit nicht mehr vor Ort erstellt, eine Erfindung von Joseph Gartner aus Gundelfingen Baden Württemberg, sieht Architektur im HH-Segment und Bürogebäuden leider austauschbar aus.

    In Finnland z.B. sind Einkäufer mächtiger als Architekten, sodass dort dieser Effekt des Austauschbaren noch mehr wahrnehmbar ist.


    Durch 3D-Druck und andere Möglichkeiten der neuesten Fertigungstechnik (Industrie 4.0) könnte man wieder mehr Kreativität ins System bringen, da dadurch individuelle Lösungen, die gleichen Kosten haben wie Kleinserien. Sodass ein Gebäude eine Fassade bekommt, wie ein Hundertwasserhaus, nichts wiederholt sich... wenn dies denn gewünscht ist.

  • Hundertwasser? Um Gottes Willen, bitte nicht. Mir geht es nicht darum das wir jetzt amorphe Gebäude ala Frank Gery bauen, das ist überhaupt nicht mein Ansatz. Aber es gibt eben mehr als quadratische Kästen mit weiß-grau Verputzer Fassade und Antratzit-Farbenen Balkongeländern. In Berlin oder in der Hamburger Hafencity wird ja auch gezeigt das auch in Deutschland mehr Mut zu Form und Farbe möglich ist. In Süddeutschland und insbesondere in Stuttgart scheint man sich hier aber extrem schwer damit zu tun! Und dazu kommt noch das völlig spinnerte Höhen-Dogma in Stuttgart und München, dass man ja nicht über die Traufhöhe hinausbaut. Und die wenigen Hochpunkte die im Wohnungsbau errichtet werden dürfen dann auf keinen Fall auffallen oder polarisieren.

  • Der Treiber hinter den langweiligen Farben ist die Vermarktungsfähigkeit, ein buntes Farbkonzept bedarf auch eines Profis, anthrazit/weiß kann jeder, farbig... Die Herstellkosten, dass man früher, billiger gefahren ist, wenn man bei den Standards geblieben ist, ist wie ich sagte durch die neuen Fertigungsmöglichkeiten nicht mehr ein Argument.


    Hundertwasser funktioniert, wenn es ein Gebäude pro Stadt/Kreis ist (Bhf Uelzen) und selbst bei seinen MFH in Wien ist imho to much. Unsere Neue Staatsgalerie ist auch eines der wenigen Gebäude aus der Postmoderne, das mir gefällt. Ein Gehry hat mit CAD 3D-Technologie aus dem Schiffbau/Flugzeugbau Formen geschaffen, die vorher in der Bauindustrie nicht denkbar waren. Hier hätte das Museum in Bilbao für die Welt gereicht.


    Im Klartext, viele Architekten können gar nicht, das was Du willst und wenn sie es versuchen kommt etwas heraus, was gewollt und nicht gekonnt ist. So ist es mir lieber, wir haben eine schöne neue Staatsgalerie, als 20 mittelmäßige postmoderne Gebäude.

  • Ich verstehe überhaupt nicht wie du auf die Idee kommst ich wöllte postmoderne Gebäude? Wenn dann würde ich das als Neo-Postmoderne bezeichnen was ich mir vorstelle, denn die Postmoderne ist mir ehrlich gesagt zu schwülstig. Die Staatsgalerie ist klasse, Hundertwasser hingegen ist für mich trash! Aber schau doch einfach mal was aktuell so in Kopenhagen, Lyon oder Amsterdam gebaut wird, nur um mal ein paar Städte zu nennen. Das sind alles Städte die in ungefähr der Wirtschaftsstärke und Größe Stuttgarts entsprechen. Dagegen ist das was in Stuttgart gebaut wird einfach provinziell und bieder.