Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • Trotz aller Ironie muss man konstatieren, dass das Kaufhof-Gebäude in den 90er-Jahren errichtet wurde und somit schon seit Ewigkeiten stand. Ein mahnendes Muster-Beispiel für altstadtunpassende Architektur. Das man aus den Fehlern der Vergangenheit beim Uni-Seminargebäude in selbiger Straße aus architektonischer Sicht nix gelernt hat, ist meiner Meinung nach viel schlimmer. Wahrscheinlich hätte man mal jemanden fragen sollen, der sich damit wirklich auskennt und Achtung und Verstand für Altstadtbereiche besitzt.

  • ^ Ich empfehle dir zur Hintergrundinfo das Buch "Der große Wurf" von Birk Engmann. Das Seminargebäude sollte aus Kostengründen von vorneherein erhalten und nur grundsaniert werden. Ähnlich übrigens wie das Hauptgebäude zum Augustusplatz, dass ursprünglich in seiner Gänze erhalten werden sollte. Das hat nichts mit Achtung, Verstand oder dem Lernen aus Fehlern zu tun, sondern ganz einfach mit den Kosten. Ein Neubau, der die ursprünglichen Gebäudefluchten wiederhergestellt hätte, wäre zwar wünschenswert gewesen, aber man muss es eben auch bezahlen können. In Leipzig wurde zum großen Teil ein komplett neuer Campus mit einem herausragenden Hauptgebäude hingeklotzt, während es andernorts in die Hörsääle tropft. Dies zu goutieren, würde dir auch ab und an gut tun und vielleicht auch die Perspektive ein wenig geraderücken.

  • ^ Das weiß ich alles, weil ichs selber gelesen hab, keine Angst.


    Natürlich hat es etwas mit "Lernen aus Fehlern" zu tun! Der nun zum Teil abgerissene Uni-Neubau war/ist gesamthaft ein architektonisches und vor allem städtebauliches Übel. Das nicht zu Erkennen war der erste Fehler. Aus Kostengründen (die mittlerweile ja erheblich übertroffen wurden; das Argument fällt also weg) hat man bekanntlich einen Teil erhalten; der eigentliche Fehler. Wobei wir auch nicht wissen, ob es nicht vielleicht doch andere Gründe hatte? Mit Kosten kann man viel Politik betreiben (wie wir ja auch beim City-Tunnel sehen). Vielleicht wollte man damit aufkommende Reko-Wünsche verhindern? Wer weiß. Wo sonst war ein Zuspruch für eine Reko unter der Leipzigern so dermaßen groß wie bei Paulinerkirche und Augusteum? Und damit auch die Angst der Uni-Leitung, hier wieder die Kirche aufbauen zu müssen.


    Fest steht jedenfalls, dass der Neubau ein Bau für mehr als nur die nächsten 40 Jahre werden sollte. Ob das gelungen ist, wenn es heute schon Kritik gibt, wage ich nicht zu beantworten.


    Da du Kosten ansprachst: Es gab einige Stimmen vom Freistaat Sachsen und der Kirche die auch ihre finanzielle Unterstützung zugesagt hätten, wenn man auf das Thema Reko aufgesprungen wäre. Da das aus bekannten (ideologischen) Gründen von der Uni jedoch zu keinster Zeit wahrgenommen und zur Diskussion gestellt wurde, wurden natürlich immer Kosten-, Zeit- und Platzargumente vorgetragen, die dagegen sprächen. Und ja, eine Reko bzw. ein in der Universitätsstraße besser angepasster Neubau wäre eventuell teurer gewesen. Ja und? Wir reden hier von einem repäsentativen Bau in der Innenstadt für die nächsten 100 Jahre. Ob da ein eventueller Mehraufwand wirklich so unmöglich gewesen wäre? Ich glaube nicht. Wenns nur ums Geld gegangen wäre, hätte man sicher überhaupt nix neues bauen dürfen. Somit bleibt die Frage im Raum, wer dafür die Verantwortung trägt, dass in Grimmaischer und Universitätsstraße solch altstadtfeindliche (Um-) Bauten zustande gekommen sind?

  • ^ Die Kosten wurden hauptsächlich wegen dem Hauptgebäude übertroffen. Schliesslich war, wie bereits geäussert, ursprünglich nur eine Sanierung dessen geplant. Die Verquertheit der Logik erschliesst sich mir aber auch sonst nicht ganz: wenn es schon doppelt so teuer wird, darf es auch dreimal so teuer werden? Nix capiche. Mir ist jedenfalls lieber, dass die Mehrkosten in den Egeraat-Bau am Augustusplatz geflossen sind.


    Deine Verschwörungstheorien haben übrigens keinerlei Grundlage. Ich empfehle dir, mal mit Leuten, die momentan studieren oder bis vor kurzem studiert haben, ins Gespräch zu kommen, um mal ein wenig mehr über deren Studienbedingungen zu erfahren.


    Wenn du das Buch gelesen und nicht nur überflogen hast, solltest du auch den Teil nicht übersehen haben, der konstantiert, dass die Unterstützung der Leipziger für eine Reko eher halbherzig war. Genau auf dieses Phänomen wird im Buch eingegangen: alles, was neu verloren wird, wird ehrlich betrauert - was aber einmal weg ist, darf meist auch weg bleiben. So zumindest der Durchschnittsleipziger. Hier irgendwelche LEgenden zu stricken führt also an der Realität vorbei.


    Zwei Punkte noch:


    1. ja, ursprünglich sollte so gut wie nichts neugebaut werden. Dass das Hauptgebäude am Augustusplatz aufwändiger werden durfte, ist u.A. der Universität zu verdanken, die dies im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Uniriesen beim Freistaat durchgesetzt hat. Die Ursprungsintention war nicht Stadtreparatur, sondern ordentliche Studienbedingungen.


    2. nein, das sanierte Seminargebäude ist mit Sicherheit nicht für die nächsten 100 Jahre gedacht.


    Im übrigen habe ich langsam aber sicher das Gefühl, Sachargumente gehen bei dir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.

  • Und ich habe das Gefühl, dass du denkst alles was in der Realität und Städtebaupolitik in Leipzig so geschieht mag schon annähernd zu 100% richtig sein und im Sinne der Stadt Leipzig. Kritik wird ja wohl erlaubt sein in einer Demokratie. Man muss sich nicht alles schön reden. Die ganze Öffentlichkeitsarbeit und die Äußerungen der Uni-Leitung haben mich zu meiner kritischen Haltung veranlasst und nix anderes. Und ich bin sicher nicht der einzige; es ist also mitnichten "eine" LEgende. ;)


    Letztlich bewegen wir (du und ich) uns mit unserem "Kosten-Argument" ohnehin auf dünnem Eis, da keiner von uns weiß, was etwas anderes gekostet hätte. Eben weil die Uni-Leitung überhaupt nicht für anderes offen war. Selbst das was jetzt (zum Teil glücklicherweise) Stand der Dinge ist, musste der Uni-Leitung mit Hängen und Würgen abgetrotzt werden.


    Im übrigen bin ich der Meinung, dass beim Thema Städtebau nicht nur Sachargumente eine Rolle spielen (sollten). Das jedoch scheint bei anderen die oberste Rolle zu spielen. Die Wahrheit liegt bekanntlich irgendwo in der Mitte.

  • Gruß,


    wenn man aufmerksam am Uni-Neubau vorbeigeht kann man feststellen, dass sowohl vorne als auch hinten an der Uni-Kirche die Fassade angebracht wird. Von grünem Gestein ist da nichts zu sehen (von der Abdeckung abgesehen).


    vom Leibniz-Forum aus gesehen:



    vom Augustusplatz aus:

  • Dennoch heißt es nicht, dass die Mensa jetzt offen ist. Dafür gibt es irgendwie keinen Termin, und die Interimsmensa in der Katharinenstraße ist bis Ende Juni auch erstmal noch offen...

  • 4 von 5 Bauabschnitten wurden gestern übergeben

    ^ Die neue Mensa wird voraussichtlich am 29. Juni öffnen. Dies geht aus einem Artikel hervor, der heute in der Leipziger Internetzeitung erschienen ist. Weitere interessante Details daraus in Kurzform:


    Gestern wurden Bauabschnitt 1,2,3 und 5 übergeben (obwohl in der Mensa, Bauabschnitt 1, noch gearbeitet wird).



    Übergeben wurden:


    • das sanierte Seminargebäude aus den 1970er-Jahren in der Universitätsstraße, das über 86 Seminarräume mit 2.600 Plätzen verfügt.
    • das Institut für Wirtschaftswissenschaften in der Grimmaischen Straße, das vom privaten Investor MIB (Berlin/Leipzig) errichtet wurde und im EG derzeit von 11 Ladengeschäfte genutzt wird.
    • das Hörsaalgebäude mit 12 Hörsälen und 2.600 Plätzen + 500 Leseplätze in der integrierten Bibliothek.
    • sowie die Mensa, die 890 Plätze auf zwei Ebenen besitzt + 120 Plätze in der Cafeteria.



    Diese vier Bauabschnitte schlugen mit 136 Mio Euro zu Buche, fast so viel wie 2004 für alle fünf Bauabschnitte (140 Mio Euro) veranschlagt wurden. Der fünfte Bauabschnitt, das Paulinum, wird mit derzeit geplanten 76 Mio Euro der teuerste Bauabschnitt der Universität werden, so dass die Gesamtkosten am Ende wohl mindestens 210 Mio Euro betragen. Die Fertigstellung des Paulinums wird außerdem erst gegen Ende 2010 erfolgen.


    http://www.l-iz.de/Politik/Lei…schnitte-sind-fertig.html

  • Gruß,


    hier noch einmal eine Aufnahme der Platten für die Kirchenfassade, mit etwas Wohlwollen kann man grüne Einschlüsse erkennen aber nicht wie in
    Beitrag 163 befürchtet.



    weiterhin habe ich erstmals die Wasserspiele in der Grimmaischen Straße aktiv vorgefunden, sie erfreuen sich bei den Kinder schon ähnlicher Beliebtheit wie die alten Wasserspiele.



  • UNI AKTUELL vom 13. Juni 2009



    Das Paulinum und Augusteum von Leibnizforum aus.



    Am Café Felsche-Bau beginnt schon die Einsetzung der Fenster.


    P.S. Das Leibnizforum ist auch Samstags offen. Ob es Sonntag genauso ist, kann ich nicht sagen.

  • ^
    Sie bedienen sich - durchaus in Übereinstimmung mit bestimmten Medien - der Bezeichnungen "Augusteum", "Paulinum" sowie "Café Felsche-Bau".


    Es ist schon interessant, wie einerseits geschichtsträchtige Namen übernommen werden, andererseits gerade aber bei jenem Bauwerk, das seinem Vorgängerbau noch am ähnlichsten sein und die Universitätskirche St. Pauli wieder in sich aufnehmen wird, der Name konsequent getilgt bleiben soll.


    Besonders deutlich wird das im Vergleich mit dem sog. "Café Felsche-Bau", der mit seinem legendären Vorgängerbau lediglich den Standort gemein haben dürfte.

  • Erst Print und nun auch online >> http://www.bild.de/BILD/region…e-nach-der-sprengung.html


    5 Bilder von der gesprengten Paulinerkirche am 30. Mai 1968 vor 41 Jahren. Ein weit über 80 Jahre alter Mann schlich sich an den Polizisten vorbei und stieg den 63 Meter hohen Turm der Nikolaikirche hoch und schoss innerhalb von 45 Minuten 3 Filme voll. Die Kamera hatte er in der Kirche abgelegt. Die Filme, die natürlich deutlich wichtiger waren, in seiner Jackentasche. Ganze 41 Jahre hat er dieses Geheimnisse, diese Bilder nur seiner Frau gezeigt. Nun, auch uns, der Öffentlichkeit.

  • Erst Print und nun auch online >> http://www.bild.de/BILD/region…e-nach-der-sprengung.html


    5 Bilder von der gesprengten Paulinerkirche am 30. Mai 1968 vor 41 Jahren. Ein weit über 80 Jahre alter Mann schlich sich an den Polizisten vorbei und stieg den 63 Meter hohen Turm der Nikolaikirche hoch und schoss innerhalb von 45 Minuten 3 Filme voll.


    Weit über 80 Jahre alt ist der Mann aber erst heute :)
    Anderenfalls wäre in der BILD-Redaktion neulich ein fast 130jähriger reingeschneit ...